Donnerstag

Heute haben
Andreas Gryphius * 1616
Graham Greene * 1904
Helga Schütz * 1937
Anna Mitgutsch * 1948
Lisa St.Aubin der Terain * 1953
Geburtstag.
Aber auch Mahatma Gandi * 1869
Oswalt Kolle * 1928
und Sting * 1951
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Dazu gibt es heute ein kleines Geburtstagsdurcheinander:

Abdreas Gryphius
Morgen Sonnet

Die ewig helle schar wil nun jhr licht verschlissen/
Diane steht erblaßt; die Morgenrötte lacht
Den grawen Himmel an/ der sanffte Wind erwacht/
Vnd reitzt das Federvolck/ den newen Tag zu grüssen.
Das leben dieser welt/ eilt schon die welt zu küssen/
Vnd steckt sein Haupt empor/ man siht der Stralẽ pracht
Nun blinckern auf der See: O dreymal höchste Macht
Erleuchte den/ der sich jtzt beugt vor deinen Füssen.
Vertreib die dicke Nacht/ die meine Seel vmbgibt/
Die Schmertzen Finsternüß die Hertz vnd geist betrübt/
Erquicke mein gemüt/ vnd stärcke mein vertrawen.
Gib/ daß ich diesen Tag/ in deinem dinst allein
Zubring; vnd wenn mein End‘ vnd jener Tag bricht ein
Daß ich dich meine Sonn/ mein Licht mög ewig schawen.
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[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=NrvCz8l1efQ]
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Werner Färber

UNGEREIMTHEIT DER WOCHE(KW 40 aus dem Wandkalender 2014)
 
IM BAUMARKT
 
Im Baumarkt bittet der Herr Krause
nach neuem Aufsatz für die Brause.
Darauf sehr knapp Verkäufer Strauch:
Brausekopf? Gibt’s nur mit Schlauch!“
 
Obwohl ich einen Schlauch nicht brauch?“,
erwidert Krause dem Herrn Strauch.
Sich abwendend knurrt der zu Krause:
Dann duschen Sie doch ohne Brause.“

UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (KW 40 aus dem WOCHENKALENDER 2015 FÜR KINDER):

 DAS MASTSCHWEIN
Bis in die oberste Etage
der sturmgepeitschten Takelage
klettert es ganz ohne Bange,
um zu verharren dort recht lange.Vom Mastkorb aus warnt es vor Riffen
oder vor Piratenschiffen.Erst wenn die lange Schicht zu Ende,
verlässt es seinen Korb behände,
um zu klettern flink und munter
wieder auf das Schiffsdeck runter.
_________________Unser Tipp des Tages:Maak_978-3-446-24352-1_MR.indd

Niklas Maak: „Wohnkomplex“
Warum wir ander Häuser brauchen
Hanser Verlag € 21,90

Wohnen wir nur oder leben wir auch?

Niklas Maak, Jahrgang 1972, bei der FAZ zuständig für die Rubriken Kunst und Architektur, hat ein weiteres Buch bei Hanser Veröffentlicht. Nach seinem Buch über einen Mercedes und über Le Corbusier,  nun über unsere Art zu wohnen. Leben kann man es nicht immer nennen, so meint übertrieben Niklas Maak.
Das Buch beginnt mit einem Foto von Christian Wulf, wie er vor seinem Haus steht und den Rasen bewässert. Maak meint nun, wenn der sich nicht so ein super biederes Haus hingestellt hätte, wäre er womöglich immer noch Bundespräsident. Hätte er nur mal etwas nachgedacht und sich Pfiffigeres hinstellen lassen. Nachlesen können sie diesen frechen Einstieg in der langen Leseprobe, die ich unten verlinke.
Was bedeutet eigenlich wohnen? Wie spiegeln die Architekturzeitungen unser heutiges Wohnen, unsere Wohnungen? Und wie war das in den 50er, 60er Jahren? Warum hat IKEA das meistverkaufte Sofa? Und warum sieht das so schrecklich aus? Warum meinen wir, dass wir in einer Neubausiedlung mit all den gleichen Einfamilienhäsuern unsere Ruhe hätten? Dauernder Rasenmäherlärm, Bratwurstgrillnebelschwaden und Fussballgedudel aus dem Autoradio bei Samstagswaschen überschatten die vermeindliche Idylle? Warum gibt es nicht in der Stadt mehr erschwingliche Wohnungen für junge Familien? Bereiche, in die sich auch wieder Handwerker, wie z.B. Schreiner, ansiedeln können.
Niklas Maak schreibt anschaulich und sehr verständlich, worauf es ihm ankommt. Warum sehen viele unserer Einfamilienhäuser wie von der Stange aus? Und wer verdient daran?
Er schreibt auch über das Innere und Äußere, das Private und das Öffentliche. Auch hierfür hat er Beispiele aus der westlichen Welt und aus Japan, die verständlich machen, dass es immer verschiedene Möglichkeiten des Lebens und des Arbeitens gibt. Dass aber oft die Architektur uns einen Riegel vorschiebt. Wenn eine Person auf dem Bett lümmelnd Homeoffice betreibt und in dieser Form arbeitet und dann zum entspannen auf die Straße geht, steht dies im Gegensatz zum Arbeiten im Büro, in das ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinfahre und zur Entspannung daheim in den eigenen vier Wänden bin.
Niklas Maak spannt einen Bogen von der Höhle zum Eigenheim und streut immer wieder Gegenbeispiele zu den uns bekannten Wohnmodellen ein. So auch das schmale Haus auf dem Umschlag des Buches, das in Tokyo steht. Hier gibt es keine drei Stockwerke und ein schräges rotes Ziegeldach. Alles ist offen (innen und aussen) und es sind ca. 20 Ebenen in diesem Haus zu finden. Wir lesen über Wohnmodelle, in denen es keine Möbel gibt und dies alles durch schräge Ebenen und Podeste und Treppen ausgeglichen wird.
Dieses Buch, witzig, streitbar und bestens recherchiert, zeigt, dass das Bauen in Deutschland neu gedacht werden muss. Und wie man andernorts in Europa, Japan und Amerika bereits wohnt – jenseits von Vorstadteinöde und Apartmentriegel.

Leseprobe