Mittwoch, 30.September

Heute haben
Ferdinand von Saar * 1833
Truman Capote * 1924
Élie Wiesel 1928
Jurek Becker * 1937
Werner Schmidli * 1939
Cecilia Ahern * 1981
Geburtstag
____________________________________________________________________

Christian Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
______________________________________________________________________

Eine Entdeckung:

Grigory Sokolov. „Beethoven / Brahms / Mozart“
Deutsche Grammophon
Doppel-CD plus einer DVD € 29,99

Ich nehme mir die CD-Box zur Hand und bin erstaunt, dass neben den beiden CDs noch eine DVD mit einem Konzert aus Turin dabei ist.
Kurz nach den ersten Tönen, merke ich, dass dies etwas besonderes ist. Die Stücke kenne ich, aber irgendwie hat Sokolov einen besonderen Anschlag, oder Spieltechnik. Ich schaue über den Pianisten nach und bin erstaunt über die Informationen, die ich über ihn bekomme.
Er gilt als Antistar, gibt keine Interviews, tritt nicht mit Orchester auf und es gibt keine Studio-Aufnahmen von ihm. Die Deutsche Grammophon durfte Konzerte des vergangenen Jahres aufnehmen und hat nun einen Zusammenschnitt veröffentlicht.
Beethoven und Brahms steht auf dem Programm. Frühes und spätes, nicht die Hits der beiden Komponisten, sondern kurze Stücke, denen Sokolov jedes Mal einen eigenen Ton gibt. Und wenn es denn mal langsam und leise wird, ist es schon fast unwirklich schön.
Daniel Barenboim nennt ihn den derzeit besten Pianisten und wenn wir hören, wie locker er mit den Fingern über die Tasten gleitet und das am Ende eines Konzertes und mit siebzig Jahren, da hat der Meister wohl recht.
Schön auch die vielen Zugaben, für die Sokolov berühmt ist.

Dienstag, 29.September

Heute haben
Miguel de Cervantes Saavedra * 1547
Christian Friedrich Hunold * 1680
Miguel de Unamuno * 1864
Ingrid Noll * 1935
Gaston Salvatore * 1941
Geburtstag
und es ist der Todestag von Carson McCullers
____________________________________________________________________

Christian Friedrich Hunold
Der Streit der Liebe

Die Welt liegt stets im Streit: doch dencket nicht ihr Helden/
Die ihr der Erden-Kreiß mit Stahl und Eisen zwingt/
Daß ich von eurem Kampf/ von Mord und Blut will melden/
Und wie ihr Land und Leut in eure Feßel bringt.

Ich meine diesen Krieg/ den wir mit Lieben führen/
Mit Liebe/ die diß Rund in ihre Bande schlägt/
Durch welche wir Gewalt an Leib und Seele spühren/
Und die die Helden auch zu ihren Füßen legt.

Die Liebe heißt das Band des Himmels und der Erden/
Wenn sie vollkommen ist: Wenn wir an Gott verknüpft/
Und mit der Welt in Gott zugleich verbunden werden/
Denn ist die Freude rein/ die in dem Hertzen hüpft.

Wenn aber uns die Welt zu ihren Gütern reißet/
Zur Schönheit die vergeht/ zu eitler Ehr und Lust/
Und uns mit Leib und Seel darein verlieben heißet:
So brennt verbotne Gluht in der verkehrten Brust.

Mit dieser Liebe hat ein Irdischer zustreiten.
Löscht er ihr Feuer aus und zündet neues an/
Das Oehl vom Himmel hat/ so schmeckt er Süßigkeiten/
Und fühlt was oben her ein Freuden-Feuer kan.
______________________________________________________________


Annette Mingels: „Dieses entsetzliche Glück“
Penguin Verlag € 20,00

Annette Mingels dritter Roman entführt uns in eine kleine Stadt im Nirgendwo der USA.
So richtig angemacht hat mich das Buch nicht. Eines unter vielen auf unserem Neuerscheiunungstisch. Dann der erste Satz, der erste Abschnitt:

Retter

Ziemlich genau vor einem Jahr hatten Robert und Amy eine Vereinbarunggetroffen: sie durften beide mit anderen schlafen. Das Problem war nur, dass Robert das gar nicht wollte.

Stark!, dachte ich und las weiter, tauchte ein in das Leben der beiden, mitten in der Provinz auf der Suche nach etwas Glück, Zerstreuung, einem anderen Ausblick. Annette Mingels hatte mich mit diesem ersten Abschnitt gepackt. Nicht wegen des Themas, sondern mit einem gekonnten Trick. Und so nahm mich die Autorin an die Hand und zeigte mir noch mehr Menschen in dieser kleinen Stadt, die sich täglich über den Weg laufen, die sich grüßen und gar nicht richtig kennen (aber wir, da sie in den Kapiteln davor schon aufgetaucht sind) und wieder aus den Augen verlieren. Wir erfahren gerade so viel über ihre Wünsche und Hoffnungen, damit wir weiterlesen wollen, um zu erfahren: warum, weshalb.
Annette Mingels webt gekonnt einen Roman in einzelnen Erzählsträngen, verknüpft Personen und Geschichten, springt auch mal in den Zeiten und macht am Ende einen perfekten Knopf an diesen Teppich.
Und die Menschen vor Ort? Sie suchen und finden das Glück, sie benutzen es und lassen es durch ihre Finger rieseln. Es ist dieses entsetzliche Glück, das wir auch kennen und oft nicht zupacken, wenn es vorbeikommt.
Für mich eine literarische Entdeckung, die ich allen LeserInnen hiermit empfehle.
Ein Roman, den Sie sicherlich in einem Rutsch lesen werden.

Freitag, 25.September

Sorgt doch, daß ihr die Welt verlassend nicht nur gut wart, 
sondern verlaßt eine gute Welt!
Bertold Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe

“Wir stehen an einem Scheideweg: Rasen wir weiter auf den Abgrund zu oder ziehen wir die Notbremse? 2019 haben wir die Klimakrise auf die politische Agenda gesetzt – 2020 müssen auch trotz Corona endlich die notwendigen Maßnahmen folgen”

Dalila Nouame, Sprecherin FridaysForFuture

„Wir stecken mitten in der Klimakrise und müssen besser heute als morgen aus der Kohle aussteigen, die hier und weltweit Lebensgrundlagen und Zukunftsperspektiven zerstört. Das beschlossene Kohleausstiegsgesetz ist ein Skandal, auch deshalb gehen wir am 25.9. auf die Straßen. Es darf kein weiter so, kein Zurück zur Normalität geben, denn eure Normalität ist unsere Krise!“

Christina Schliesky, Sprecherin FridaysForFuture.

„Wie müssen aufhören soziale, gesellschaftliche und ökologische Kämpfe jeglicher Art gegeneinander auszuspielen! Kämpfe für faire Arbeitsbedingungen, gerechte und funktionierende Sozialsysteme, antirassistische und feministische Kämpfe stehen nicht im Widerspruch mit unserem Protest gegen die Klimakrise. Im Gegenteil, all diese Themen müssen gemeinsam gedacht werden, und der Protest gemeinsam geführt werden, um eine klimagerechte, lebenswerte Welt für alle Menschen zu schaffen!

Asuka Kähler, Sprecher FridaysForFuture

“Die Corona-Krise hat uns gezeigt, das unsere Regierung handeln kann, wenn sie möchte. Umso wichtiger ist es nun jede Krise ernst zu nehmen und wie eine Krise zu behandeln. In der Klimakrise läuft uns die Zeit davon. Wie müssen jetzt ganz klar sagen: Kein Grad weiter!”

Fabia Klein, Sprecherin FridaysForFuture

„Bereits in den kommenden Jahren könnten wir die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Grenze überschreiten. Zeitgleich fließen im Rahmen der Corona-Aufbauprogramme auch in Deutschland und der EU Milliarden in Kohle, Öl und Gas. Um die Klimakatastrophe zu verhindern dürfen von nun an keine Entscheidungen mehr getroffen werden, die die Einhaltung von Paris verhindern und Millionen Menschen gefährden“

Line Niedeggen aus Heidelberg.

„Vor einem Jahr haben wir im September die größten Proteste des wiedervereinigten Deutschlands organisiert und die gesellschaftlichen Mehrheiten im Klimaschutz aufgezeigt. Noch immer gibt es auch im deutschen Bundestag keine Partei, die einen Plan zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels vorgelegt hat. Um die weltweiten Folgen der Klimakrise abzuschwächen, werden wir nach den katastrophalen Entscheidungen im laufenden Jahr wie der Verzögerung des Kohleausstiegs diesen gesellschaftlichen Druck am 25. September wieder deutlich machen“

Carla Reemtsma aus Münster

Donnerstag, 24.September

IMG_5942
Herbstanfang auf dem Hochsträß

Heute haben
F.Scott Fitzgerald * 1896
Walter Kappacher * 1938
Geburtstag
und auch der Filmemacher Pedro Almodóvar
______________________________________________________________________

Viktor Blüthgen
Ach, wer doch das könnte!

Gemäht sind die Felder, der Stoppelwind weht
hoch droben in Lüften mein Drache nun steht,
die Rippen von Holze, der Leib von Papier;
zwei Ohren, ein Schwänzlein sind all seine Zier.
Und ich denk: So drauf liegen im sonnigen Strahl –
Ach, wer doch das könnte, nur ein einziges Mal!

Da kuckt‘ ich dem Storch in das Sommernest dort:
Guten Morgen, Frau Storchen, geht die Reise bald fort?
Ich blickt‘ in die Häuser zum Schornstein hinein:
Papachen, Mamachen, wie seid ihr so klein!
Tief unter mir säh‘ ich Fluss, Hügel und Tal –
Ach, wer doch das könnte, nur ein einziges Mal!

Und droben, gehoben auf schwindelnder Bahn,
da fasst‘ ich die Wolken, die segelnden, an;
ich liess‘ mich besuchen von Schwalben und Krähn
und könnte die Lerchen, die singenden, sehn,
die Englein belauscht‘ ich im himmlischen Saal –
Ach, wer doch das könnte, nur ein einziges Mal!
_____________________________________________________________

Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2020

Anne Weber: „Annette, ein Heldinnen-Epos“
Matthes & Seitz Verlag € 22,00

Anne Weber ist immer für eine Überraschnung gut. Und dieses Mal erreicht sie damit das Finale zum Deutschen Buchpreis. Zurecht, wie ich meine. Wie Christine Wunnickes Buch (das auch im Finale steht), ist es ein schmales Buch geworden. Sperrig steht es knallrot im Regal und nennt sich „Ein Heldinnen-Epos“. Nicht gerade verkaufsfördernd. Wenn wir das Buchaufschlagen, sieht es aus, wie in langes Gedicht, ein Epos. Mmmh?
Wenn wir aber zu Lesen beginnen, macht es peng und Sie kommen nicht mehr weg von dieser Lektüre über eine außergewöhnliche Frau, ein selbstbestimmtes Leben. Anne Webers leicht ironischer Ton, ihre flotte Schreibe, machen das Buch zu einem wirklichen Lesevergnügen.
Geboren wurde die Heldin 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher — wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« erhalten wird –, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung… und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams.

Das wär’n Ding, wenn das den Deutschen Buchpreis bekäme. Es passt haargenau in unsere Zeit, in der Courage gefordert ist

Leseprobe
Hörprobe

Mittwoch, 23.September

Heute haben
Theodor Körner * 1791
Jaroslav Seifert * 1901 (Nobelpreis 1984)
Per Olov Enquist * 1934
Antonio Tabucchi * 1943
Geburtstag
________________________________________________________________

Die schönsten Gedichte für Kinder
Herausgegeben von Matthias Reiner
Mit Illustrationen von Antje Damm
Insel-Bücherei 1490 € 14,00

Wir alle lieben Reime und haben so manche Anfänge noch im Hinterkopf.
„Eine kleine Dickmadam wollte mit der Trambahn fahrn. …“, zum Beispiel. Abzählverse, die oft geliechzeitig Nonsense-Gedichte waren. Zauber- und Gute-Nacht-Gedichte, alte und neue Verse sind hier versammelt und herrlich von Antje Damm illustriert.
Mascha Kaléko und Christine Nöstlinger sind mit dabei. Genauso wie Robert Gernhardt und Chrstian Morgenstern.
„Alarm! Hier spricht die Polizei, Bertolt Biber, der ist frei! …“
Im kleinen Insel-Bücherei-Format ist diese Sammlung wirklich für jede Tasche geeignet.
Gut so.
„I-A-U und drauss bist Du.“

„Ich schenk‘ dir eine kleine Uhr.
Die zeigt nur schöne Stunden.
Um sieben will ich sie zurück,
dann brauch‘ ich selbst ein wenig Glück.“

Leseprobe
__________________________________________________________________________

Dienstag, 22.September

Heute haben
Theodor Körner * 1791
Rosemunde Pilcher * 1924
Fay Weldon * 1931
Lutz Rathenow * 1952
Peter Prange * 1955
Geburtstag.
Aber auch Hans Scholl (Weiße Rose)
____________________________________________________________________________

Wie gehts weiter?

Die Zeit eilt vorbei.
Wie gehts weiter?
Die Uhr läuft schon ab.
Wie gehts weiter?

Rauf und runter geh’n die Zahlen
so wie manchmal auch vor Wahlen.
Heute ist ein Brennpunkt hier,
morgen ganz weit weg von mir.

So geht es nun schon seit Wochen,
die zum Herbst vorangekrochen.
Kein Verantwortlicher will sagen,
wie was wird. Und bloß nicht fragen.

Dennoch ist kaum etwas klar.
Wird es je so, wie es war?
Ein Gedanke lugt dahinter:
Kommen wir gut durch den Winter?

Und jetzt sagt mir nur:
Wie gehts weiter?
Verstellt Ihr die Uhr?
Wie gehts weiter?

A hat B etwas gesagt,
aber D noch nicht gefragt.
C wurde dabei vergessen,
E und F sind aufgesessen.

Heute soll nun dieses gelten,
wofür morgen man wird schelten.
Hin und her geht es fast täglich,
und das find ich unerträglich.

Es gibt leider keine Klarheit
und auch keine letzte Wahrheit.
Und wir werden weiterleben
und uns dabei nicht aufgeben.

Bitte, sagt mir,
Ich wills wissen:
Wie gehts weiter
Für mich?
Sagt, wie?

© Thomas Dietrich
© Fred Ebb | Robert Gilbert
____________________________________________________________________________

Lang Lang: Johann Sebastian Bach
Goldberg-Variationen

BWV 988
Deutsche Grammophon 2 CDs € 19,99 (Studioaufnahme)
4 CDS € 33,99 (Studio- und Live-Aufnahme)

„Die Goldberg-Variationen aufzunehmen war ein Lebenstraum. Ich arbeite schon seit über 20 Jahren an dem Werk, habe es als 17-Jähriger Christoph Eschenbach und einige Jahre später Nikolaus Harnoncourt vorgespielt. Damals habe ich auf Harnoncourts privatem Cembalo gespielt, unter anderem die Variationen 13 und 25 und die Arie. Wir haben über die Einsamkeit des Musikerlebens gesprochen und über musikalische Stimmung. Er sagte: »Du spielst sehr schön, aber es klingt nicht einsam genug. Du ruhst nicht genug in dir selbst.« Er spielte mir ein paar Stellen vor – und das eröffnete mir ganz neue Dimensionen und Zugänge zu Bach.“
(Lang Lang zu seiner Einspielung)

Wir alle kennen die Goldberg-Variationen und der Name Glenn Gould ist mit seinen zwei Aufnahmen sehr damit verknüpft. Jetzt kam Lang Langs Einspielung heraus und die Fachwelt ist voll des Lobes. Interessant ist wirklich, dass Lang Lang sowohl eine Studio- und eine Live-Aufnahme gemeinsam herausbringt. Er spricht darüber, wie unterschiedlich sich das für ihn fühlt und anhört, dass die Aufnahme in der Thomaskirche in Leipzig nicht ganz astrein gespielt ist, aber dafür im zweiten Teil viel lockerer und emotionaler. Das ist auf dem Video auch zu sehen, als ihm in der letzten Variation die Tränen herunterlaufen.

Hier geht es zum Video auf der ZDF-Mediathek, auf der wir den Pianisten auf seinem Weg zu seiner Interpretation eine Stunde begleiten können:

https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/lang-langs-goldberg-variationen-104.html

Sonntag, 20.September

Jürgen Grözinger ist heute wieder mit seiner Musikauswahl im Radio.

Dear friends,here´s my invitation to my new #KlassikKlub, already somewhat autumnally colored. I´d like to make you listen to music by – among others – Antonio Vivaldi, Agnes Obel,  Caroline Shaw, Meredith Monk, Kate Bush, , Peteris Vasks, Veljo Tormis, Richard Strauss, Marin Marais, Claude Debussy, the late 14th century composer/poet Solage, William Lawes, Colin Jacobsen, Henriette Renie – and Stepha Schweiger.
You may looking forward to listen to such amazing interpreters as the great cellist David Geringas, ,the Brooklyn Rider string quartet, the singers Jessye Norman, Shara Worden, Anne Sofie von Otter, the folk singer Rosemary Standley with her versions of songs by Dowland, Julia Von Landsberg, Damien Guillon; then the harpist Jasmin-Isabel Kühne, the Gewandhausorchester Leipzig with Kurt Masur, Anthony Romaniuk,Ensemble Santenay and others. 
Enjoy!
#KlassikKlub Sunday Sep 20; 16:05 – 17:45on WDR3 radio (only live stream, no podcast!):https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-klassik-klub/klassikklub-670.html
and the playlist:https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-klassik-klub/musiklaufplan-kk-112.pdf

Freitag, 18.September

Heute haben
Samuel Johnson * 1709
Justinus Kerner * 1786
Heinrich Laube * 1806
William March * 1893
Geburtstag.
Und auch Greta Garbo und Anna Netrebko
____________________________________________________________________________

Justinus Kerner
Poesie

Poesie ist tiefes Schmerzen,
Und es kommt das echte Lied
Einzig aus dem Menschenherzen,
Das ein tiefes Leid durchglüht.

Doch die höchsten Poesien
Schweigen wie der höchste Schmerz,
Nur wie Geisterschatten ziehen
Stumm sie durchs gebrochne Herz.
____________________________________________________________________________

Das heutige Bilderbuch, ganz neu auf dem Kinderbuchtisch gelandet, passt haargenau zum gestrigen Tipp und in unsere heutigen Welt. Es tut soooo gut.

Sophie Blackall: „Lieber Besucher aus dem All“
Aus dem Englischen von Anna Schaub
NordSüd Verlag € 18,00
Bilderbuch ab 5 Jahren

Quinn, mit der roten Mütze, liegt auf seinem Bett und schreibt einen Brief an einen Außerirdischen. Für den Fall, dass er die Erde entdecken sollte, will er ihn darauf vorbereiten, was ihn hier erwartet.
So zoomen wir uns von den Galaxien durch das Weltall auf unseren blauen Planeten, runter auf die Wiesen, Städte, Dörfer und Flüsse. Und dort im Nirgendwo haben wir unser Zuhause. (Da treffen wir wieder auf das gestrige Bilderbuch) Wir leben alle gemeinsam auf unserer Erde und sind doch sehr verschieden. Wir wohnen alle in unterschiedlichen Häusern, haben unsere eigene Familien. Es gibt Milliarden von Menschen und jeder hat einen eigenen, einzigartigen Körper. Ausser bei den beiden Zwillingen, die sehen gleich aus. Obwohl: Mustapha hat am Hals einen kleinen Leberfleck.
Sophie Blackall nimmt uns mit, durch unseren Alltag, durch unser Leben mit Essen, Trinken, Wetter, unseren Hobbys, den vielen Tieren, Bäumen, unseren Gefühlen und Ängsten. Sie zeigt uns auch Dinge, die wir nicht sehen und riechen können und trotzdem da sind.
Und sie zeigt, dass wir älter werden und uns Geschichten erzählen können.
Ja, so ist es auf unserer Erde und wenn der Ausserirdische hier landen sollte, kann er bei Quinn im Zimmer schlafen.

Ein wunderschönes Bilderbuch, das zum Nachdenken anregt, gerade jetzt in unserer Zeit, in der wir den Raubbau an unserer Erde zu spüren bekommen.

Leseprobe
Hier finden Sie 23 Seiten zum Anschauen.
____________________________________________________________________________

Liebe Leute, 
wieso ist es bei uns legal, Produkte zum Kauf anzubieten, deren Herstellung Menschenrechte massiv verletzen und die Umwelt nachhaltig zerstören?

Wir laden ein zur 
Mahnwache zum Lieferkettengesetz am Freitag, den 18.09., um 17:30 -18:30 Uhr
auf den Ulmer Münsterplatz.

Wir fordern die Bundesregierung auf, menschenrechtliche Sorgfaltspflicht von Unternehmen gesetzlich festzuschreiben und an die Missachtung klare juristische Konsequenzen zu knüpfen. 
Wir brauchen einen verbindlichen Rahmen zur Wahrung von Menschenrechten und Umweltschutz in der gesamten Wertschöpfungskette.
Es ist Zeit, den „Gewinnen ohne Gewissen“ ein Ende zu setzen!

Mit besten Grüßen,
Daniela Francin
Kampagnenbeauftragte Oxfam Shop Ulm



Donnerstag, 17.September

Heute haben
Karl Wolfskehl * 1869
William Carlos Williams * 1883
Hugo Hartung * 1902
Frank O’Connor * 1903
Horst Krüger * 1919
Karin Reschke * 1940
Geburtstag
____________________________________________________________________

Eduard Mörike

Die Sophisten und die Pfaffen
stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen
wohl die H
enne, wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward das Ei erdacht,
doch, weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has’ gebracht. ____________________________________________________________________

Karl Newson / Kate Hindley: „Ich bin fast genau wie du“
Aus dem Englischen von Ebi Naumann genial in deutsche Versform gebraucht
Thienemann Verlag € 13,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Endlich mal wieder ein großer Spaß, ein witziges, kluges Buch.
Die Helden in diesem Bilderbuch (immer ein Kind und ein Tier) sind ganz unterschiedlich: Manche sind groß, manche sind klein. Manche sind leise, andere laut. Aber es gibt Dinge, die sie alle gemeinsam haben: Alle spielen gern, machen ab und zu Unsinn und brauchen zum Einschlafen Geborgenheit und eine Gute-Nacht-Geschichte. 
Es geht mal laut zu und tief ins Wasser, es regnet und es ist kalt. Verstecken spielen vor einer schwarzweissen Tapete mit einem Zebra ist schwierig und eine Krokodilzahnärztin mit so vielen Zähnen ist schon beeindruckend. Am Ende aber sind wir doch alle gleich, trotz unserer Unterschiede.
Same same but different.
Besser als in diesem Bilderbuch kann es nicht ausgedrückt werden.

https://www.youtube.com/watch?v=8Din-6hL8Ys
___________________________________________________________________________

Mittwoch, 16.September

Heute haben
Hans Arp * 1887
Werner Bergengruen * 1892
Friedrich Torberg * 1908
Esther Vilar * 1935
Breyten Breytenbach * 1939
Geburtstag
____________________________________________________________________________

Friedrich Hebbel
Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
____________________________________________________________________________

Sechs Richtige! Sechs Richtige?
Auf jedenfall hat die Jury die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2020 veröffentlicht:

Bov Bjerg, Serpentinen (Claassen, Januar 2020)

Dorothee Elmiger, Aus der Zuckerfabrik (Carl Hanser, August 2020)

Thomas Hettche, Herzfaden (Kiepenheuer & Witsch, September 2020)

Deniz Ohde, Streulicht (Suhrkamp, August 2020)

Anne Weber, Annette, ein Heldinnenepos (Matthes & Seitz Berlin, Februar 2020)

Christine Wunnicke, Die Dame mit der bemalten Hand (Berenberg, August 2020)

„Nominiert sind sechs Romane, die uns durch ihre sprachliche Ausdruckskraft und formale Innovation überzeugt haben, zugleich aber auch auf besonders kluge Weise politische Dringlichkeit dokumentieren“, so die Jurysprecherin Hanna Engelmeier vom Kulturwisseschaftlichen Institut Essen. „Einige schöpfen aus unerwarteten Quellen oder wenden sich historischen Stoffen zu, um darüber zu großen, allgemeingültigen Fragen zu gelangen. Die Shortlist trägt zugleich hervorragenden Titeln Rechnung, die sich biografischen und zeitgenössischen Themen auf überraschende Weise widmen.“

Neben Hanna Engelmeier besteht die Jury außerdem aus Katharina Borchardt (Literaturredakteurin, SWR2), David Hugendick (Literaturredakteur, Zeit Online), Chris Möller (Literaturvermittlerin bei Kabeljau & Dorsch, Berlin), Maria-Christina Piwowarski (Buchhandlung ocelot, Berlin), Felix Stephan (Literaturredakteur, Süddeutsche Zeitung) und Denise Zumbrunnen (Buchhandlung Never Stop Reading, Zürich).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2020 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der oder die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 12. Oktober 2020 um 18 Uhr zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse als Livesendung aus dem Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Die Preisverleihung kann unter www.deutscher-buchpreis.de verfolgt werden.

Alle Bücher finden Sie bei uns in der Buchhandlung (wenn sie nicht gerade ausverkauft sind)