
Heute haben
Ludwig Thoma * 1867
Egon Friedell * 1878
Antonio Gramsci * 1891
Geburtstag


„Gedichte, die glücklich machen„
Ausgewählt von Clara Paul
Insel Taschenbuch € 7,00
Joachim Ringelnatz
Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich »Euer Gnaden«.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Das nenne ich mal ein gelungenes Aufstehen. Kein Herumdrehen und nochmals auf den Wecker schauen. Einfach mal hoch und los geht’s.
Clara Paul hat uns mit diesem Taschenbuch ein große Freude bereitet. Wir kennen doch alle Gedichte, die uns nicht mehr loslassen, von denen wir zumindest Bruchstücke kennen. Und sei es nur die erste Zeile. Und hier finden wir sie wieder. Die Gedichte, auf die wir nicht mehr verzichten möchten, und die, auf die man nach dem ersten Lesen einfach nicht mehr verzichten kann: Voller Lebenslust und Fröhlichkeit sind sie, wenn auch ab und an melancholisch, traurig, schön. Sie sind Angebote an das Leben und Liebeswerklärungen, nicht nur an Menschen, sondern auch an jeden Tag und die ganze Welt.
Dies ist alles nicht so einfach in diesen schwierigen Zeiten der großen Umbrüche. Deshalb ist es vielleicht noch besser so ein Taschenbuch dabei zu haben. Wie schön ist es, wenn man jemandem im Zug gegenübersitzt, der schmunzelnd in einem Buch liest. Man möchte schon fast fragen, was er denn so Schönes dabei hat.
Rainer Maria Rilke
Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Mit Gedichten von Ilse Aichinger, Rose Ausländer, Elisabeth Borchers, Thomas Brasch, Bertolt Brecht, Joseph von Eichendorff, Hans Magnus Enzensberger, Robert Gernhardt, Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine, Hermann Hesse, Ernst Jandl, Mascha Kaléko, Erich Kästner, Angela Krauß, Reiner Kunze, Else Lasker-Schüler, Christian Morgenstern, Rainer Maria Rilke, Joachim Ringelnatz, Peter Rühmkorf, Eva Strittmatter, Kurt Tucholsky und und und …
Somit nicht nur Lyrik aus vergangenen Tagen, sondern auch mit Werken aus dem 20.Jahrhundert. Gut, dass Clara Paul im unendlichen Fundus der Verlage Suhrkamp und Insel stöbern konnte.
Else Lasker-Schüler
Ein Liebeslied
Komm zu mir in der Nacht –
wir schlafen eng verschlungen.
Müde bin ich sehr,
vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler
Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich
und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
und färben sich mit deiner Augen
Immortellen…
Komm zu mir in der Nacht auf Sieben-
sternenschuhen
In Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten
Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere
liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Robert Walser
Sommer
Im Sommer ißt man grüne Bohnen,
Pfirsiche, Kirschen und Melonen.
In jeder Hinsicht schön und lang,
bilden die Tage einen Klang.
Durch Länder fahren Eisenbahnen,
auf Häusern flattern lust’ge Fahnen.
Wie ist’s in einem Boote schön,
umgeben von gelinden Höhn.
Das Hochgebirge trägt noch Schnee,
die Blumen duften. Auf dem See
kann man mit Glücklichsein und Singen
vergnügt die lange Zeit verbringen.
Reich bin ich durch ich weiß nicht was,
man liest ein Buch und liegt im Gras
und hört von überall her die dummen
unnützen Mücken, Fliegen summen.
Leseprobe
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Unser Veranstaltungskalender ist fertig.
Werfen Sie einen Blick darauf, vielleicht gibt es die eine oder andere Veranstaltung, die Sie interessiert.