Mittwoch, 1.Juli

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Heute haben
Georg Christoph Lichtenberg *1742
George Sand * 1804
Warlam Schalamow * 1907
Juan Carlos Onetti * 1909
Franca Magnani * 1925
Cat Stevens / Yusuf Islam * 1947
Prinzessin Diana * 1961 (Für unsere Royalisten)
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Sommer

Wenn dann vorbei des Frühlings Blüte schwindet,
So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet.
Und wie der Bach das Tal hinuntergleitet,
So ist der Berge Pracht darum verbreitet.
Daß sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget,
Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget;
Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers Stunden
Und Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.

d. 24 Mai 1778.
Scardanelli.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:

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Leo Timmers: „Wo steckt der Drache?“
Aracari Verlag € 14,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Der König hat einen Drachen gesehen, ein riesengroßes Biest.
Jetzt traut er sich nicht mehr zu schlafen, bis der Drache geschlagen ist.

Drei mutige Ritter machen sich auf, um das vermeintlich gefährliche Tier zu suchen.
Nur, alles was zuerst aussieht wie ein Drache, entpuppt sich als eine witzige Überraschung.
Einmal sind es friedlich Möhren knabbernde Kaninchen, dann tief schlafende Bären oder schlummernde Vögel auf einem Baum. Aber wie kann das denn nur sein?
Ein großer Bilderbuchspaß – zum Schmunzeln und keine Angst haben!

Dienstag, 30.Juni

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Heute haben
Friedrich Theodor Vischer * 1807
Georges Duhamel * 1884
Czeslaw Milosz * 1911
Philippe Jacottet * 1925
Assia Djebar * 1936
José Emilio Pacheco * 1939
Juli Zeh * 1974
Geburtstag.
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Friedrich Theodor Vischer
Drosselsang

Die Drossel singt, die Drossel singt
Dort drüben im Vogelbauer,
Sie kann ein Stückchen, das munter klingt,
Warum denn faßt mich ein Schauer?

Eine Drossel sang, eine Drossel sang
Ein Stückchen, genau das gleiche,
Zur Zeit, da ich so todesbang
Umging wie im Schattenreiche.

Verschlossen der Geliebten Haus,
Verstoßen aus meinem Himmel,
Gestoßen hinab in der Nachtwelt Graus,
In grinsender Larven Gewimmel!

’s ist lange her, ’s ist lange her,
Doch zuckt mir’s durch die Glieder,
Doch wird die Seele mir so schwer,
Als erlebt‘ ich es eben wieder.
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Vanessa Güntzel empfiehlt:

Kasie West: „PS: Ich mag dich“
Carlsen Verlag € 8,99
Jugendbuch ab 12 Jahren

Kasie West ist mit Abstand eine meiner liebsten Autorinen geworden.
Ihre Art zu schreiben ist frisch, sympathisch, locker und frech.

Im Chemieunterricht kritzelt Lily eine Zeile aus ihrem Lieblingslied auf den Tisch – und erlebt eine Überraschung: Am nächsten Tag hat jemand geantwortet, der den Song auch kennt! Es entsteht eine Brieffreundschaft und Sie muss unbedingt wissen, wer hinter diesen Zeilen steckt. Doch gar nicht so einfach, denn schließlich wird der Chemiesaal von verschiedensten Klassen belegt. Eine Jagd auf den Brieffreund beginnt und das mitfiebern und schnüffeln macht unglaublichen Spaß!

Ich hoffe auf viele weitere Bücher, die ins Deutsche übersetzt werden!

Vanessa

Sonntag, 28.Juni

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Liebe Freunde des offenen Pfades der Sinne und des Bewusstseins,

als Referenz an die Zeit als wir uns berühren durften – und wollten (wird sie wieder kommen?) möchte ich heute Claude Debussy´s wunderbare „Chansons de Bilitis“in der Originalversion als „Szenische Musik für 2 Flöten, 2 Harfen, Celesta und Sprecherin“ featuren. Es sind von Pierre Louys nachgedichtete Verse der pamphylischen Hirtin, Priesterin und Kurtisane Bilitis aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. , die hier auf großartige Weise von Delphine Seyrig vorgetragen werden. Ihre Stimme ist selbst schon Instrument….

Sie korrespondieren mit Ravels phantastischen Shéhérazade – Liedern, basierend mit den sehnsüchtigen Texten von Tristan Klingsor, dann miot Musik von Magos Herrera, Jonny Greenwood, Elvis Costello, John Cage, Johann Sebastian Bach, David Chaillou und anderen.
Ich empfehle einen ausgezeichneten Drink, sommerliche Früchte und ….

“We have nothing to say, so close are we one to
another, but our songs try to answer each other, and
our mouths join in turn on the flute.“

Heute ab 16 Uhr auf WDR Radio. Einfach auf den Link klicken.
Nur live, kein Podcast, keine Wiederholung.

https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-klassik-klub/klassikklub-646.html

Freitag, 26.Juni

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Heute haben
Martin Anderson Nexö * 1869
Pearl Buck * 1892
Stefan Andres * 1906
Slawomir Mrozek * 1930
Sigrid Löffler * 1942
Joseph von Westphalen * 1945
Peter Sloterdijk * 1947
Geburtstag
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Petra Elsner

Auf die Narben meines Herzens
und in die Schlafreise
fällt Goldregen.
Mild und sacht.
Ein schwarzer Vogel
segelt durch die Nacht
und trägt auf seinen Schwingen
die Schatten ins Verborgene,
bevor der neue Tag erwacht.

Gefunden auf dem schönen Blog von Petra Elsner:
http://www.schorfheidewald.de/
Danke
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Der kleine Drache Kokosnuss: „Becherlupe“
cbj € 5,99

Diese Becherlupe vergrößert fünfmal.
Einfach den Deckel aufklappen und etwas Kleines hineinbefördern.
Deckel zu und los gehts.
Aber nicht vergessen: Deckel wieder auf und alle Lebewesen raus!!!
Eine kleine Spinne aus Plastik ist schon drin. Damit können wir gleich jemanden erschrecken.
Passend dazu gibt es Kindernaturführer aus dem Kosmos Verlag.
Was krabbelt da?“ ist natürlich optimal, damit wir auch wissen, was im Becher steckt. Oder auch „Was blüht denn da?“ hilft hoffentlich weiter.
Bei den Bäumen und Sternen wird es natürlich schwierig.
Viel Vergnügen.
Und nicht vergessen: Alle Tiere wieder raus aus’m Becher.

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Donnerstag, 25.Juni

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Heute haben
George Orwell * 1903
Ingeborg Bachmann * 1926
Eric Carle * 1929
Yann Martel * 1963
Geburtstag
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Novalis
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,

Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,

Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
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Siegfried Unseld: „Reiseberichte“

Herausgegeben von Raimund Fellinger
Bibliothek Suhrkamp € 26,00

Zum 70.Geburtstag des Suhrkamp Verlages hat Raimund Fellinger eine Auswahl von Siegfried Unselds selbst so genannten Reiseberichte veröffentlicht. 1500 sind es insgesamt und wir reisen mit dem Verleger mehrfach um die Welt. Wir erleben die Höhe- und Tiefpunkten des großen Verlegers mit ihrem Glanz und Elend – ob beim Geburtstag von Max Frisch in New York, mit Samuel Beckett in Paris, mit Peter Weiss in Kopenhagen, mit Jurek Becker in Leipzig, bei Ingeborg Bachmann in Rom, mit Amos Oz in Israel, mit Thomas Bernhard in Wien oder mit Peter Handke auf der ganzen Welt.
So bildeen diese Berichte eine sehr gute Ergänzung zu den schon veröffentlichten Briefwechseln, zumal hier ganz private Aufzeichnungen zu finden sind, die nicht für Unselds Gegenüber gedacht waren.
Ein Höhepunkt dürfte sicher die Reise nach New York zu Max Frischs 60.Geburtstag sein. Dessen Gebaren macht Unseld sprachlos, wie er notiert hat. Einfach ist es nicht immer mit den Autor:innen. Dort trifft er u.a. auch Djuna Barnes, eine alte Dame, die sehr eigene Ideen zu ihrem Werk hat.
In Rom trifft er Ingeborg Bachmann, schreibt, dass die deutsche Buchhandlung Herder nichts taugt und daß ihm Elsa Morante unbedingt ihre Romane in Gedichtform verkaufen will. Uwe Johnson und Wolfgang Koeppen haben Schreibhemmungen und stecken in finanziellen Engpässen. In Japan behauptet ein Professor, dass Unseld ihm einmal mit dem Motorad seinen Mantel hinterhergebracht habe. Daran kann sich Unseld gar nicht mehr erinnern. Und Frau Brecht-Schall denkt nur ans Geld. Ach, wie so viele Autor:innen in diesem Buch.
Neben diesem Anektodischen erfahren wir sehr viel über Unselds vernetztes Denken in Bezug auf Literaturvernmittlung und -verbreitung.
Eine sehr persönliche Sammlung von Tagebuchaufzeichnungen, die allen Spaß machen müsste, die sich für Literatur interessieren. Und wenn Sie eine alte Telefonnummer von Wim Wenders brauchen – die findet sich hier auch.

Leseprobe

Mittwoch, 24.Juni

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Heute haben
Ambrose Bierce * 1842
Bruce Marshall * 1899
Yves Bonnefoy * 1923
Anita Desai * 1937
Gerhard Roth * 1942
Eugen Ruge * 1954
Geburtstag
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Maskenleid & Maskenfreud

Die Maskenpflicht ist so gesehn
für manchen Menschen unbequem
denn sie verhüllt ja das Gesicht
und man sieht seine Schönheit nicht

Auch die, die sich Vampire heißen
die hindert sie ran zuzubeißen
So ist sie auch auf alle Fälle
ein Paradox für Kriminelle

Manch Pausenclown & Fratzenschneider
den hindern diese Mundverkleider
am Maulaufreißen und Grimassen
weshalb sie solche heftig hassen

Doch eines ist nicht zu bestreiten
Sie hat auch ihre guten Seiten:

Zum Beispiel bei sehr krummen Nasen
bei Narben oder Herpesblasen
Bei Zahnlücken und Hautekzemen
wird gern man eine Maske nehmen

Auch ist ihr Tragen, das ist logisch
für Scheichs und Machos pädagogisch
Da sie nun erstmals selbst erkennen
wozu sie ihre Frauen drängen

Drum ist die Maske so per se
ein Zeichen für égalité

© Jörn-Peter Dirx
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„Systemsprenger“ € 12,99
Regie: Nora Fingerscheidt, D 2019, FSK ab 12

Ein unglaublicher Film, der mich im Kino umgehauen hat, wie eine harte Linke in die Magengegend. Laut, direkt und, das mag man fast kaum glauben, sehr zart und liebevoll.
Das Mädchen Benni ist zehn und egal wo sie hinkommt, wo sie wohnt, in welche Schule sie geht: sie fliegt hinaus. So etwas nennt das Jugendamt einen „Systemsprenger“. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei ihrer Mutter wohnen. Doch Bianca hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien.
Benni ist anders, seid ihr als kleines Kind eine Windel ins Gesicht gepresst wurde, bis sie beinahe erstickt ist. Seitdem darf niemand ihr Gesicht berühren, sonst tickt sie aus. Aber nicht einfach nicht nur ein kleiner Ausraster. Ihr Ausbrüche sind lebensgefährlich für sie und ihre Gegenüber.
Gleichzeitig ist sie ein Kind voller Zärtlichkeit, die ein großes Schmusebedürfnis hat, lustig und traurig sein kann. Zu ihrer Mutter kann sie nicht, da sie überfordert ist mit ihrem Leben, mit ihren Beziehungen und mit Benni.
„Systemsprenger“ kann ich nicht beschreiben. Sie müssen schon selbst den Film erleben, sonst glauben sie mir nicht wie schön und traurig dieser Film über ein schwer traumatisiertes Kind ist. Gleichzeitig sind wir erschlagen von dem Gewaltpotential Bennis und unserer Hilflosigkeit ihr gegenüber. Wenn sie uns mit glasigem Blick anschaut, nachdem sie wieder einmal mit Medikamenten ruhiggestellt worden ist, ist kaum auszuhalten. Der Regisseurin ist ein sehr intensiver, nicht belehrender, Film gelungen und wie die Hauptdarstellerin Helena Zengel diese Rolle spielt, ist mir wirklich ein Rätsel.
Zurecht wurde der Film mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Dienstag, 23.Juni

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Heute haben
Ernst Rowohlt *1887
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Geburtstag
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Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duft nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach
Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen

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Holly Goldberg Sloan: „Short
dtv  € 8,95
Jugendbuch ab 11 Jahren

Julia ist ein außergewöhnlich kleines Mädchen, dessen Wunsch es ist, normal groß zu sein. Plötzlich meldet ihre Mutter sie und ihren kleinen Bruder bei einem Casting für das Musical „Der Zauberer von Oz“ an. Julia ist strickt gegen die Idee. Ihr kleiner Bruder dagegen ist vollauf begeistert, denn Singen ist seine große Leidenschaft.
So kommt es dazu, dass die Beiden nun fast die ganze Woche über zu den Theaterproben gehen. Und dann beginnen die Proben Julia sogar Spaß zu machen, ja sie werden unersetzlich! Das liegt vielleicht an ihrer neuen erwachsenen Freundin Olive, die nur ein paar Zentimeter größer ist als sie, oder an den anderen Mitarbeitern, die stets alle sehr nett sind. Und plötzlich ist ihr Wunsch groß zu sein gar nicht mehr so groß.

Ein wunderbares Buch voller Emotionen und Freundschaft.
(Von der Autorin des Buches „Glück ist eine Gleichung mit 7“)

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Freitag, 19.Juni

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Heute haben
Friedrich Theodor Vischer * 1807
Czeslaw Milosz * 1911 (Nobelpreis 1980)
Philippe Jacottet * 1925
Assia Djebar * 1936
Otto Sander * 1941
Juli Zeh * 1974
Geburtstag
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Stimmungen

– ein Akrostichon –

Keiner weiß mehr, was genau.
Unsicher, ob ich mich trau.
Lausche Sachen, täglich neu.
Tue viel, mir selber treu.

Ulmer hier, Neu-Ulmer da.
Regional und manch Trara.
Bleib zu Hause oder nicht.
Und ich schreibe ein Gedicht.

Chaosgleich manch neuen Regeln
Hektisch auf uns niedersegeln.
Auch dem Staat sei zugestanden,
Neu ist alles, nichts vorhanden.

Drohung hier und Öffnung da.
Leben, wie noch nie es war.
Unsre Welt im Virus g’fangen.
Nervig wir um Rettung bangen.

Ganz gemütlich bleibt nur lesen.
Jederzeit ist’s so gewesen.
Abenteuer, neue Sachen
Staunend uns und glücklich machen.

Träumen fort in and’re Welten.
Rabulisten dort nichts gelten.
Alles dies und mehr ich suche
Morgen dann im nächsten Buche!

© Thomas Dietrich

DANKE
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Sie sind eingetroffen. Die neuen Jahreskalender von Leuchtturm. In verschiedenen Größen, broschiert oder gebunden, viele Farben und Kalenderaufteilungen.
Dazu gibt es ganz neu Drehkugelschreiber von Leuchtturm in unterschiedlichen Farben.

LeuchtturmKaweko

Die Buchkalender kosten € 24,95
Die Kugelschreiber € 19,95

 

Donnerstag, 18.Juni

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Heute haben
Blaise Pascal * 1623
Gustav Schwab * 1792
Wassili Bykow * 1924
Salman Rushdie * 1947
Geburtstag
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Wilhelm Müller
Frühlingstraum

Ich träumte von bunten Blumen,
So wie sie wohl blühen im Mai,
Ich träumte von grünen Wiesen,
Von lustigem Vogelgeschrei.

Und als die Hähne krähten,
Da ward mein Auge wach;
Da war es kalt und finster,
Es schrien die Raben vom Dach.

Doch an den Fensterscheiben
Wer malte die Blätter da?
Ihr lacht wohl über den Träumer,
Der Blumen im Winter sah?

Ich träumte von Lieb um Liebe,
Von einer schönen Maid,
Von Herzen und von Küssen,
Von Wonn und Seligkeit.

Und als die Hähne krähten,
Da ward mein Herze wach;
Nun sitz ich hier alleine
Und denke dem Traume nach.

Die Augen schließ ich wieder,
Noch schlägt das Herz so warm.
Wann grünt ihr Blätter am Fenster?
Wann halt ich dich, Liebchen, im Arm?

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9783803133250


Giulia Caminito: „Ein Tag wird kommen“

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Wagenbach Verlag € 23,00
Erscheint Mitte August 2020

So etwas habe ich auch ganz ganz selten, oder noch nie gemacht. Das Buch erscheint erst Mitte August und ich habe erst ca. 30 Seiten gelesen. Aber bis dahin hat mich der Roman der jungen Italienerin sehr begeistert. Allein schon die Sprache und die Wortwahl. Wenn es auch nur eine Übersetzung ins Deutsche ist. Deshalb möchte ich Ihnen den Beginn, die ersten Seiten nicht vorenthalten.

https://youtu.be/GK5pfPAg6d4 

Das schreibt der Wagenbach Verlag über das Buch:

Eine italienische Familiengeschichte in Zeiten des aufkeimenden Faschismus, ein politischer Roman über Schuld und Anarchie, Widerstand und unverwüstliche Hoffnung – in einer Sprache, so zärtlich-rau wie die Liebe zwischen zwei Brüdern.

Im Wald ist es warm und dunkel, als Nicola zitternd das Gewehr auf seinen geliebten Bruder Lupo richtet. Er bittet um Verzeihung, dann schießt er. Der Erste Weltkrieg hat Serra de’ Conti erreicht, ein Dorf in den italienischen Marken.

An diesem Ort der Habenichtse zählt der Einzelne bloß, wenn er arbeitet, gehört keinem Bauern das Land, das er bestellt. In der Familie des Bäckers Ceresa überlebt kaum ein Kind, bald sind nur noch zwei Söhne übrig, so grundverschieden wie unzertrennlich: Nicola, der schwächliche Junge mit dem Prinzengesicht, und der aufsässige Lupo, der sich schon früh den Anarchisten anschließt. Unermüdlich beschützt Lupo den ängstlichen Bruder, kämpft gegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen und die Märchen der Kirche. Doch zwischen den Brüdern steht eine Lüge, verborgen hinter Klostermauern.

In wirkmächtigen Bildern von karger Schönheit erzählt Giulia Caminito »von unten« aus der Geschichte Italiens: von Malatestas Anarchisten, dem Ersten Weltkrieg und der Spanischen Grippe bis zum Aufstieg Mussolinis – ein Roman über zwei ungleiche junge Männer und über den unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft.

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Foto: Rino Bianchi

Giulia Caminito, 1988 in Rom geboren, wo sie politische Philosophie studierte. Sie hat zwei mehrfach preisgekrönte Romane geschrieben und betreibt mit vier Kolleginnen eine Verlagsagentur. „Ein Tag wird kommen“ ist dem Andenken ihres Urgroßvaters gewidmet, einem in den Marken bekannten Anarchisten, dessen Spuren sich nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland verlieren.