Dienstag, 23.Mai


Heute haben
Harry Graf Kessler * 1868
Max Herrmann-Neiße * 1886
Pär Lagerkvist * 1891
Annemarie Schwarzenbach * 1908
Dieter Hildebrandt * 1927
Friedrich Achleitner * 1930
Geburtstag
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Max Herrmann-Neiße
Ein Licht geht nach dem andern aus

Ein Licht geht nach dem andern aus,
und immer dunkler wird das Haus
Ich bin allein beim Lampenschein,
ein Leuchtturmgeist in all der Nacht,
der in dem Schlaf der andern wacht
und Angst hat, auf dem Meer zu sein.

Vorn fern und nah umflattern blass
der andern Liebe mich und Hass,
gelockt von meinem späten Licht;
ihr Stöhnen tönt mit Lust und Leid
in meine große Einsamkeit,
ihr Gram weht kühl um mein Gesicht.

Schon liegen sie, wie Tote tun,
als probten sie, im Grab zu ruhn,
und nur ihr Atem flackert sacht.
Ich fürchte dieses Schlafes Bann,
der mich für immer halten kann,
und bleibe wach in all der Nacht.
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Jetzt, wenn es in den Gärten blüht, passt das Büchlein ausgezeichnet.

„Claude Monets Garten in Giverny
Herausgegeben von Gloria Köpnick und Rainer Stamm
Inselbücherei € 14,00

Claude Monet (1840-1926) gilt als einer der bedeutendsten französischen Impressionisten, seine Seerosen-Bilder sind weltberühmt. 1883 ließ er sich in Giverny nordwestlich von Paris nieder; dort lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod. Am Zusammenfluss der Flüsse Seine und Epte legte er nach eigenen Vorstellungen seinen Garten an, der mit der „japanischen Brücke“ und dem Seerosenteich zum Motiv einer Vielzahl seiner Bilder wurde. Die hier entstandenen Werke erweiterten die impressionistische Malerei hin zu einem Fest der Farbe, und der gemalte Garten führte Monet schließlich bis an die Grenzen der Abstraktion.
In dem vorliegenden Band zeigen Gloria Köpnick und Rainer Stamm die Entwicklung von Monets Bildserie anhand ausgewählter Meisterwerke und erläutern die Geschichte der in Giverny entstandenen Gartenbilder in einem Nachwort.
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Ulmer Lyriksommer 2023:
Lesung mit Markus Orths: „Mary & Claire
Auftaktveranstaltung zum 2. Ulmer Lyriksommer

Freitag, 26.Mai, 19.30 Uhr, Eintritt € 6,00

Romanautor Markus Orths
© Peter-Andreas Hassiepen

Markus Orths mitreißender Roman über die Stiefschwestern und Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont – eine sprudelnde Geschichte über die Literatur, das Leben und die Liebe. Mary & Claire lieben Percy. Und Percy liebt Mary & Claire. An seiner Seite entfliehen die Frauen der Londoner Enge. Sie wollen atmen, reisen, lesen, verrückt sein, lieben und schreiben. Und sie nehmen den schillerndsten Popstar der Literatur Anfang des 19. Jhd. in ihre Gemeinschaft auf: den jungen Lord Byron.

Freitag, 19.Mai

Heute haben
Rahel Varnhagen von Ense * 1771
Fritz Rudolf Fries * 1935
Otto Jägersberg 1942
David Glattauer * 1960
Jodi Picoult * 1966
Geburtstag
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Heute ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.
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Friedrich Rückert
Himmelsschlüsselchen

Himmelschlüsselchen ist genannt ein goldnes
Feingebildetes Blümchen auf der Wiese,
Weil den Himmel auf Erden sieht die Unschuld
Aufgeschlossen im Frühling unter Blumen.
Himmelschlüsselchen nenn‘ ich, sprach ein Jüngling,
Dich mit eigenem Rechte, weil ein Himmel
Mir auf Erden, ein Herz, sich aufgeschlossen,
Ein geliebtes, im Frühling, als zum ersten
Kranz ich schüchtern dich wand mit andern Blumen.
Himmelschlüsselchen! den mir aufgeschloss’nen
Himmel schließe mir jeden Frühling neu auf,
Still verschließ’ ihn vor jedem Blick des Neides!
Jedem anderen aber sei ein andrer
Himmel offen, den ich nicht ihm beneide.

(aus dem unten besprochenen Buch)
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Unser Buchtipp:

Es flüstern und sprechen die Blumen
Eine Blütenlese in Bild und Gedicht
Ausgewählt von von Karl-Heinz Göttert
Reclam Verlag € 14,00

Die Eisheiligen halten sich dieses Jahr sehr tapfer. Es ist immer noch kühl, windig und nass. Ja, wir brauchen dringend den Regen, aber unsere Seele braucht auch Sonne und etwas Wärme in die Knochen.
Diese Neuerscheinung im Reclam Verlag zeigt, was wir jetzt schon sehen und im Laufe des Frühjahrs und des Frühsommers wieder entdecken können. Die Natur wird bunt, überall im Garten, in den letzten Ecken, spitzelt etwas Buntes. Kein Wunder, dass sich auch Dichter und Künstler von Rose und Hyazinthe seit jeher beflügelt fühlten. Dieses Buch versammelt eine wunderbare Auswahl kunstvoller Naturmalerei von Maria Sibylla Merian, Albrecht Dürer, Pierre Joseph Redouté und anderen und Gedichte von Eduard Mörike, Clemens Brentano, Elisabeth Langgässer, Joachim Ringelnatz und vielen anderen.


Leseprobe

Donnerstag, 18.Mai


Heute haben
Franziska von Reventlow * 1871
Bertrand Russell * 1872
Ernst Wiechert * 1887
Gunnar Gunnarsson * 1889
W.G.Sebald * 1944
Geburtstag
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Rainer Maria Rilke
Erste Rosen erwachen

Erste Rosen erwachen,
und ihr Duften ist zag
wie ein leisleises Lachen;
flüchtig mit schwalbenflachen
Flügeln streift es den Tag;

und wohin du langst,
da ist alles noch Angst.

Jeder Schimmer ist scheu,
und kein Klang ist noch zahm,
und die Nacht ist zu neu,
und die Schönheit ist Scham.
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Genau vor einem Jahr, am 18.5.2022 haben wir hier auf dem Blog das Buch „Brauchbare Menschen“ von Magdalena Schrefel vorgestellt, in dem es um Arbeits- und Lebensbedingungen im Niedriglohnsektor geht. Und gestern ist mir diese Neuerscheinung in die Hände gefallen. Das Thema ist also immer noch mehr als aktuell.


Jana Costas: „Im Minus-Bereich“
Reinigungskräfte und ihr Kampf um Würde
Aus dem Englischen von Richard Barth, Stephan Gebauer und Michael Müller
Edition Suhrkamp € 20,00

Jana Costas hat sich einem Reinigungsteam am Potsdamer Platz angeschlossen. Unter dem glitzernden Komplex liegt der Minus-Bereich: vier Stockwerke mit labyrinthischen Gängen und fensterlosen Räumen. Dort ziehen sich Alex, Ali, Luisa und Marcel um, bevor sie Büros und Luxusapartments putzen. Jenseits aller Klischees ist diese Arbeit für sie auch eine Quelle des Stolzes. Costas schildert ihre Kämpfe um Würde, porträtiert eine expandierende Branche und holt so die oft unsichtbaren Beschäftigten in die Sichtbarkeit. Sie schreibt über das, was wir nicht sehen, denn morgens sind die Schreibtische in den Büros wieder sauber, die Toiletten wie von Zauberhand geputzt.
Diese Unterwelt, dieser Minus-Bereich ist ein sehr lukrativer Industriezweig, der hauptsächlich in Deutschland möglichst unsichtbar auftritt.
Jana Costas hat sich mit der Reinigungsfirma abgesprochen, ihren Mitmenschen gesagt, woher sie kommt und was sie vorhat und dann selbst Hand angelegt.
„Watt, du bist Professorin? Steht das in deinem Perso? Zeich ma!“

Jana Costas, geboren 1982 studierte an der London School of Economics und promovierte an der Cambridge University. Seit 2014 hat sie eine Professur für Personal, Arbeit und Management an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder inne.

Leseprobe

Dienstag, 16.Mai


Heute haben
Friedrich Rückert * 1788
Jakob van Hoddis * 1887
Juan Rulfo * 1918
Adrienne Rich * 1929
Lothar Baier * 1942
Achim Bröger * 1944
Geburtstag
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Gustav Schüler (1868 – 1938)
Vor Sonnenaufgang an einem Maimorgen

Morgenwind stäubt die Blätter
Wie eine rasche Magd,
Damit die Herrin Sonne,
Die hohe, kein Scheltwort sagt.

Der Löwenzahn am Wege,
Den gestern ein Rad überrannt,
Übt sich im Aufrechtstehen,
Die Winde reicht ihm die Hand.

Finken putzen die Schnäbel:
Das soll ein Singen sein!
Lerchen kämmen die Flügel:
Es geht in den Himmel hinein!
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Unser Buchtipp:


Christine Rickhoff, Felicitas Horstschäfer (Illustrationen): „Keine Angst vor der Angst
Ein Buch wie 100 Freundinnen und Freunde
Oetinger Verlag € 20,00

Angst ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben. Angst und Vorsicht beschützen uns vor großen und kleinen Gefahren. Wenn Ängste aber überhandnehmen, dann verlieren wir vielleicht die Lust und Freude im Alltag. Wie also umgehen mit Angst?
In diesem Buch stellen sich 100 Menschen diesem Thema und schreiben, wie sie damit umgehen. Dieses Lesebuch, dieser Ratgeber ist konzipiert für Kinder ab 5 Jahren. Es schadet aber nicht, wenn wir Großen auch darin lesen.
Was schreibt die Fallschirmsprunglehrerin, was Thomas Müller, der Fußballspieler, oder die Astronautin Suzanna Randall, ein Richter, eine Profitänzerin, eine Ärztin, der Musiker Peter Maffay, Uroma Hilde, die Psychologin Stefanie Stahl, oder ganz einfach das Kind Emil?
Auf jeder Doppelseite gibt es auch noch einen kleinen Kasten mit einem Geheimtipp zum jeweiligen Text.

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Auf tagesschau.de am 15.5.2023 von Arno Trümper (BR)

Trockenheit und Erderwärmung
Wie Seen unter dem Klimawandel leiden

Trotz des Regens im Frühjahr leiden die Seen in Deutschland unter der Wärme und Trockenheit der letzten Jahre. Algen und invasive Arten machen ihnen zu schaffen. Was bedeutet das für den kommenden Sommer?
Um sechs Uhr morgens macht Katrin Kirner ihr Boot fertig, um auf den See hinauszufahren. Am Obersee – so nennen die Bewohner den Südteil des oberbayrischen Starnberger Sees – ist sie in der Morgenkälte ganz allein auf dem Wasser. Die Fischerin will ihre Netze einholen. Doch seit einiger Zeit hat sie ein Problem: Während es in den vergangenen Jahren im Schnitt sehr warm war, ist es in diesem Frühjahr zu kalt. Die Folge: Die Fische bleiben in tieferen Wasserschichten und sind schwerer zu fangen.
Das Beispiel zeigt: Klimawandel, Temperaturanstieg und die Zunahme von Extremwetterlagen wirken sich auf die Situation der Seen aus. Zwar fließt ihnen durch den vielen Regen im Frühjahr wieder mehr Wasser durch die Flüsse zu. Trotzdem leiden sie – in anderer Hinsicht.

Giftige Algenblüte
Wissenschaftler der Technischen Universität München wollen dem Thema auf den Grund gehen. Jürgen Geist forscht im Bereich Aquatische Systembiologie, er versucht zu verstehen, wie sich die Natur unter Wasser verändert – welche Folgen der Klimawandel und menschliche Eingriffe für unsere Seen und Flüsse haben. Zum Beispiel kommt es immer wieder zu Blaualgenblüten. „Das liegt daran, dass die Durchmischung der Seen oft nicht mehr funktioniert“, erklärt Geist. „Nur, wenn das Seewasser in allen Tiefen dieselbe Temperatur hat, kann es sich durchmischen.“ Das passiert, wenn sich der See über den Winter abkühlen kann und das Wasser überall etwa vier Grad hat. Dann reicht ein stärkerer Wind, um sauerstoffarmes Wasser vom Seegrund und sauerstoffreiches Oberflächenwasser zu vermischen.
Wird kein Sauerstoff auf diese Weise in die Tiefe transportiert, dann können sich dort Blaualgen stark entwickeln. Sie lieben sauerstoffarmes Wasser und sondern Giftstoffe ab, die in höheren Dosierungen toxisch sein können. „Es gibt Berichte von Hunden, die Seewasser getrunken haben sollen und verendet sind“, berichtet Geist.

Den kompletten Text gibt es hier.

Freitag, 12.Mai

Heute haben
Werner Bräuning * 1934
und Eva Demski * 1944
Geburtstag
und Helene Weigel, Katherine Hepburn, Joseph Beuys
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Theodor Körner

Ich denke dein im Morgenlicht des Maien,
Im Sonnenglanz;
Ich denke dein, wenn mich die Sterne freuen
Am Himmelskranz.

Ich sorg‘ um dich, wenn in des Berges Wettern
Der Donner lauscht;
Du schwebst mir vor, wenn in den dunkeln Blättern
Der Zephir rauscht.

Ich höre dich, wenn bei des Abends Gluten
Die Lerche schwirrt;
Ich denke dein, wenn durch des Deiches Fluten
Der Nachen irrt.

Wir sind vereint, uns raubt der Tod vergebens
Der Liebe Lust;
O, laß mich ruhn, du Sonne meines Lebens,
An deiner Brust!
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Unser Buchtipp:

Karina Sainz Borgo: „Das dritte Land
Aus dem Sapnischen von Angelica Ammar
S.Fischer Verlag € 24,00

Angustias Romero flieht mit ihrem Mann und ihren beiden sieben Monate alten Zwillinge aus einem ungenannten Land über die Berge, um der Pest zu entkommen. Die Autorin stammt aus Venezuela und es liegt nahe, dass es sich um dieses Land handelt und die Seuche als Metapher für Willkür, Armut und Aussichtlosigkeit steht. Auf diesem 800 km langem Weg ins rettende Nachbarland sind sie, wie so viele andere, auf sich gestellt und Hitze, Staub, Gewalt, Hunger und Durst überleben viele der Geflüchteten nicht. So auch ihre beiden Kinder.
An der Grenze unterhält Visitación Salazar einen illegalen Friedhof (Das dritte Land), in dem sie als Totengräberin diesen Gestorbenen einen Ort der Würde gibt. Hier endlich findet Angustias für die toten Zwillinge einen Ort. Sie beschließt, bei ihnen zu bleiben und die Totengräberin in ihrem Kampf zu unterstützen.
Die Autorin schont uns beim Lesen nicht, schreibt über die Hoffnungsloskeit vieler Menschen, die nichts ausser ihr eigenes Leben haben und das wird ihnen oft genug von den wechselnden Machthabern, Todesbrigaden und marodirenden Banden zerstört, oder genommen.
Hoffnung auf ein freies Leben, Kraft für Veränderungen kommen einzig und allein von Frauen, deren Lebenswille ein Zeichen für mehr Menschlichkeit ist.
Ein Roman ohne Raum und Zeit, aber von einer krachenden Aktualität rund um den Globus.

Leseprobe

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Eine Buchpräsentation in Kooperation mit dem HfG-Archiv Ulm bei uns in der Buchhandlung.
Montag, 15.Mai, 19 Uhr


Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden
Hotel Kleber Post, Die Gruppe 47 in Saulgau
Texte & Resonanzen

Herausgeberin: Katrin Seglitz
osbert+spenza Verlag € 24,00

Donnerstag, 11.Mai


Heute haben
Gerhart Hauptmann * 1858
Rose Ausländer * 1901
Camilo José Cela * 1916
Ruben Fonseca * 1925
Henning Boetius * 1939
Geburtstag
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Max Herrmann-Neiße (1886 – 1941)
Die Eisheiligen

Die Eisheiligen stehen mit steif gefrorenen Bärten,
aus denen der kalte Wind Schneekörner kämmt,
früh plötzlich in den blühenden Frühlingsgärten,
Nachzügler, Troß vom Winter, einsam, fremd.

Eine kurze Weile nur sind sie hilflos, betroffen,
dann stürzt die Meute auf den Blumenpfad.
Sie können nicht, sich lang zu halten, hoffen;
so wüsten sie in sinnlos böser Tat.

Von den Kastanien reißen sie die Kerzen
und trampeln tot der Beete bunten Kranz,
dem zarten, unschuldsvollen Knospenglück
bereiten sie hohnlachend Schmerzen,
zerstampfen junges Grün
in geisterhaft verbissenem Kriegestanz.

Plötzlich mitten in all dem Toben und Rasen
ist ihre Kraft vertan,
und die ersten warmen Winde blasen
aus der Welt den kurzen Wahn.
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Ein sommerlicher kleiner Roman inmitten des Dauerregens.


Vita Sackville-West: „Das Erbe
Aus dem Englischen von Irmela Erckenbrecht
Schöffling Verlag € 18,00

Vita Sackville-West, bekannt durch ihre Romane und Gartenbücher und natürlich durch ihren selbstangelegten Garten Sissinghurst, hat in jungen Jahren, Anfang der 20er Jahre diesen schmalen Text geschrieben, aber er zwanzig Jahre später wiederentdeckt und veröffentlicht.
Wir können diese 100 Seiten jetzt als Neuerscheinung im Schöffling Verlag genießen. Während es vor der Türe regnet und die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre machen, wird es in diesem Buch immer sommerlicher und es ist die Sprache von Gartenpartys im Park des zu verkaufenden Anwesens.
Der alleinstehende Mr Chase wird plötzlich Erbe dieser vielen Ländereien und des alten Herrenhauses im elisabethanischen Stils ohne Strom, Wasser und Heizung. Sein Geld verdient er als Versicherungsangestelter in Wolverhampton und weiss zu Beginn nichts mit dieser neuen Tatsache anzufangen. Aber irgendwie erliegt er dem Charme des alten Gemäuers und den Menschen drum herum.
Der Makler hat jedoch schon eine große Auktion im Haus organisiert und es wird heftig für die Ländereien geboten, als Chase sich plötzlich unter den Bietenden befindet.
Ein liebenswerter, amüsanter, spannender Roman, bei dem zu erkennen ist, wie sehr die Autorin diese Häuser und Parks geliebt hat und gleichzeitig ein leicht ironischer Blick auf die Veränderungen der Zeiten. Vorbei sind die die herrschaftlichen Anwesen und im Anmarsch die Neureichen aus Londen, die auf ganz anderen Wegen zu viel Geld gekommen sind und nicht mehr von adliger Geburt sind.
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Eine Buchpräsentation in Kooperation mit dem HfG-Archiv Ulm bei uns in der Buchhandlung.
Montag, 15.Mai, 19 Uhr

Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden
Hotel Kleber Post, Die Gruppe 47 in Saulgau
Texte & Resonanzen

Herausgeberin: Katrin Seglitz
osbert+spenza Verlag € 24,00

Die Geschichte der Ulmer Hochschule für Gestaltung und der Gruppe 47 ist anfangs eng, später locker miteinander verzahnt: Als die Schriftsteller im November 1947 in Herrlingen bei Ulm tagten, lud der damalige Ulmer Oberbürgermeister Robert Scholl die Autoren zu einem Empfang im Rathaus ein. Bei dieser Gelegenheit dürften sich der Gründer der Gruppe 47, Hans Werner Richter, und die HfG-Mitbegründerin Inge Scholl zum ersten Mal begegnet sein. Gemeinsam diskutierten sie in den kommenden Monaten die Idee zu einer neuen, ganz besonderen Hochschule, die in Ulm entstehen und deren Gründungsrektor Hans Werner Richter sein sollte. Zu dieser Zusammenarbeit kam es nicht, doch blieb die Verbindung zwischen der HfG und der Gruppe 47 auch in den folgenden Jahren bestehen.  

In dem Buch „Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden“ stellt die Herausgeberin Katrin Seglitz Texte von Mitgliedern der Gruppe 47 vor und lässt heutige SchriftstellerInnen darauf antworten: Nora Gomringer auf Günter Grass, Zsuzsanna Gahse auf Helmut Heißenbüttel, Thommie Bayer auf Otl Aicher und andere mehr. Die Lektüre ermöglicht die Wiederentdeckung von Texten der Gruppe 47, aber auch Einsichten in die unterschiedliche Art und Weise, zu ihnen in Resonanz zu gehen.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von HfG-Archiv Ulm und der Kulturbuchhandlung Jastram.

Freitag, 28.April


Heute haben
Kark Kraus * 1874
Bruno Apitz * 1900
Pierre Boileau * 1906
Harper Lee * 1926
Terry Pratchett * 1948
Roberto Bolano * 1953
Ian Rankin * 1960
Geburtstag
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Friedrich Schiller
Weisheit und Klugheit

Willst du, Freund, die erhabensten Höhn der Weisheit erfliegen,
Wag es auf die Gefahr, daß dich die Klugheit verlacht.
Die kurzsichtige sieht nur das Ufer, das dir zurückflieht,
Jenes nicht, wo dereinst landet dein mutiger Flug.
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Unser Bilderbuchtipp:

Daniela Kulot: „In der Nacht
Gerstenberg Verlag € 12,00
Pappbilderbuch für die Kleinen

Die Bilderbücher von Daniela Kulot sind immer für eine Überraschung gut und jedes Mal freue ich mich, wenn ich ein neues in der Hand halte. Nach dem letzte Buch, in dem es darum geht, dass man nicht Schei… sagen soll, geht es heute ums Schlafengehen. Oder besser darum, was es in der Nacht alles zu entdecken gibt, bis einem dann doch die Augen zufallen.
Aber was schreibe ich so viel. Auf der Internetseite von Daniela Kulot habe ich viele Bilder aus dem Buch gefunden. Schauen Sie selbst.
Viel Vergnügen mit diesem liebenswerten Gutenachtbuch.

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Die Preise der Leipziger Buchmesse sind vergeben. Gratulation.

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Heute abend ist Milena Michiko Flašar ab 19 Uhr mit ihrem neuen Roman bei uns in der Buchhandlung.
Es sind schon fast alle Sitzplätze im Vorverkauf vergeben. Aber vielleicht findet sich noch n Plätzle zum Zuhören und Zuschauen. Wir freuen uns.
Bis heute Abend.

Donnerstag, 27.April

Heute haben
Marry Wollstonecraft * 1759
Cesare Pascarella * 1858
Arnold Höllriegel * 1883
Marta Karlweis * 1889
Cecil Day Lewis * 1904
Zhang Jie * 1937
Aminata Sow Fall * 1941
Geburtstag
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Heinrich Heine

Ich hab’ mir lang den Kopf zerbrochen,
Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
Doch deine liebenswürdigen Augen,
Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

Jetzt bleib’ ich, wo deine Augen leuchten,
In ihrer süßen, klugen Pracht —
Daß ich noch einmal würde lieben,
Ich hätt’ es nimmermehr gedacht.
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Unser Buchtipp:

Caroline Wahl: „22 Bahnen
DuMont Verlag € 22,00

„Ich bin durch ›22 Bahnen‹ gerauscht und hellauf begeistert.
Herzerwärmend, fein, gnadenlos und richtig schön zugleich.“
Alina Bronsky

Hörprobe:

Leseprobe

Tilda lernt für ihr Mathematik-Studium, sitzt wegen des Geldes an der Supermarktkasse (sie versucht die KundInnen anhand der Produkte auf dem Förderband zu erkennen), kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida (die mit ihr nur bei Regen ins Schwimmbad geht), macht den Haushalt und schaut immer wieder nach ihrer alkoholkranken Mutter. Ihre Schulfreundinnen sind alle weggezogen, studieren und sitzen in den großen Städten. Nur Tilda kommt nicht aus ihrem getakteten Alltag heraus.
Dies alles klingt düster und negativ. Weit gefehlt. Das Debüt der 1995 geborenen Autorin hat es in sich. Es macht, trotz der Härte, unglaublichen Spaß, ist voller Wortwitz, temporeich erzählt und wird nicht umsonst mit „tschick“ verglichen.
22 Bahnen schwimmt sie im Becken. Nicht mehr und nicht weniger. Als Viktor es ihr gleichtut, kommt einiges in Bewegung. 2 x 22 Bahnen und 2 Biografie, die aufeinandertreffen.
Auch sonst ergeben sich Neuigkeiten, da ihr einePromotionsstelle angeboten wird.
Caroline Wahl rührt nicht im Sentimentalbrei, sondern gibt ihrem Text nochmal so richtig Tempo.
Ein unerwarteter Liebling in diesem Frühjahr, der mich sehr berührt hat.
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Unsere Veranstaltung am Freitag, den 27.4., mit Milena Michiko Flašar ist jetzt schon gut besucht.
Bringen Sie ein Sitzkissen mit, damit die Plätze auf dem Teppichboden nicht so hart sind.
Wir freuen uns auf die Autorin und ihren neuen Roman „Oben Erde, unten Himmel„.

Mittwoch, 26.April


26.April, 1986, der Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl
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Heute haben
Ludwig Uhland * 1787
Arno Holz * 1863
Carl Einstein * 1885
Ludwig Wittgenstein * 1889
Bernard Malamud * 1914
Geburtstag
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Ludwig Uhland
Lob des Frühlings

Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
Braucht es dann noch große Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag!
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Unser Bilderbuch-Tipp:


Will Gmehling (Text) und Antje Damm (Illustrationen):Pizzakatze
Hammer Verlag € 15,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Ein Pizza-Bilderbuch. Wie herrlich. Ein Vorlesebuch, bei dem dem Vorlesenden das Wasser im Mund zusammenläuft. Denn Teodoro Tatze bäckt natürlich die beste Pizza der ganzen Stadt und Pia Pizzakatze flitzt mit ihrem gelben Roller und orangenem Anhänger los und bringt die Kartons in den Zirkus, ins Gefängnis, zur Eule mit der Leiter in den hohen Baum. Auch für Herr und Frau Glitz und Glitza gibt es zwei edle Pizzen. Suleikas süße Oma kriegt ne extrascharfe Pizza Roma und die Kita ne echte Pizza Margherita.

Pizza ist mein Leibgericht,
ohne Pizza kann ich nicht.

Ob ich ritze oder ratze,
kritzel, schwitze oder schwatze,
immer denk ich:

Pizzakatze!

Dienstag, 25.April

Heute haben
Claude Mariac * 1914
Albert Uderzo * 1927
José A.Valente * 1929
Per Gunnar Evander * 1933
Elfriede Czurda * 1946
Geburtstag
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Adolf Schults (1820-1858)
Tief und Hoch

Tief im dunklen Tann
Vollbringt sein Werk der Zimmermann:
Axtschläge hör ich dröhnen,
Die Säge hör ich stöhnen:
Wie drückt die Sorge so sehr,
Wie ist das Leben so schwer!

Hoch über sonniger Au
Jubelt die Lerche im Himmelsblau:
Den Fittig seh ich sie schwingen,
Ich höre sie jauchzen und singen:
Wie herrlich ist’s hier in den Höhn,
Das Leben wie leicht, wie schön!
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Franziska Grillmeier: „Die Insel
Ein Bericht vom Ausnahmezustand an den Rändern Europas
C.H.Beck Verlag € 24,00

Franziska Grillmeiers Aufzeichnungen erzählen detailliert und mit großem Einfühlungsvermögen vom Alltag an Europas Grenzen und vergegenwärtigen die systematischen Rechtsbrüche, die dort tagtäglich begangen werden. Ein genauso bewegender wie erschütternder Bericht über jene, deren Ausgrenzung nach ihrer Ankunft in Europa kein Ende nimmt, und über die unmenschliche Realität an den Rändern der Europäischen Union.
Die Journalistin Franziska Grillmeier ist 2018 auf die griechische Insel Lesvos gezogen, wo sich zwischenzeitlich das größte Fluchtlager Europas befand. In ihrem Buch nimmt sie auch die Momente zwischen den Schlagzeilen in den Blick, taucht tief in die Lebenswirklichkeit der geflüchteten Menschen ein und zeigt, wie sie sich nach ihrer Ankunft in Europa erneuten Traumatisierungen widersetzen müssen. Grillmeier bewegt sich in Moria, in der Hafenstadt, im Norden der Insel und reist an weitere europäische Grenzorte, an denen die Systematik der Ausgrenzung ähnlich funktioniert. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Geflüchteten selbst, die in zahllosen Gesprächen zu Wort kommen und deren Lebenswege erzählt werden. Die Autorin zeigt, was das Lagerleben mit einem Menschen macht – und reflektiert zugleich, wie das Inselleben auf sie selbst zurückwirkt: Während Grillmeier als Beobachterin aus freien Stücken kommen und gehen kann, endet dort für die Geflüchteten die Erzählung des offenen Europas. Auch die Kriminalisierung der humanitären Hilfe, der Abbau der Pressefreiheit, die Überlastung der Inselbewohner:innen und der Zynismus der Politik in Brüssel und Athen spielen eine zentrale Rolle. So zeichnet Grillmeier durch ihre stillen, doch eindringlichen Begegnungen ein erschütterndes Bild der Menschenrechtsverletzungen an den Rändern der Europäischen Union.   

Bei der Lektüre des Buch steigt bei mir Wut auf. Wut über die Arbeit von PolitikerInnen in Berlin und in Brüssel, die mit Menschenleben spielen.

Dieser Zynismus wird mal wieder vom FDP Minister Wissing auf die Spitze getrieben.

Mehr als 25.000 Menschen sind in den vergangenen zehn Jahren im Mittelmeer ertrunken. Allein in diesem Jahr 2.400. Nicht zu vergessen die mehr als 60 Menschen, die vergangenen Sonntag vor der Küste Süd-Italiens gestorben sind.
Die Ampel-Koalition will die zivile Seenotrettung stärken. Insgesamt erhält sie acht Millionnen Euro.
Doch Verkehrsministerium Volker Wissing, der den Koalitionsvertrag mitunterschrieben hat, plant eine Änderung der Schiffsicherheitsverordnung. Damit wird die Arbeit der Ampel torpediert. Denn die damit einhergehenden Sicherheitsauflagen können Seenotrettungsschiffe kaum erfüllen. Sie bedeuten Umbauten, Versicherungshürden und erhebliche Mehrkosten. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Die zivile Seenotrettung darf nicht behindert werden.“ Doch nichts anderes tut das Verkehrsministerium.
Die Schiffe von Sea Watch, SOS Humanity und Sea Eye retten jedes Jahr Hunderte von Menschen und Volker Wissing arbeitet dagegen. Sein Arbeiten gegen Maßnahmen, um die anrollendes Klimakatastrophe abzumildern, sind ja schon schlimm genug. Dies jedoch ist menschenverachtend.
Wie können Sie noch schlafen, Herr Wissing?
Was sagen Sie Ihren Kindern und Enkelkindern?
„How dare you!“, sagte Grete Thunberg und ich wiederhole dies gerne.
„Wie können Sie es wagen!“

Hier geht es zu einem weiteren Bericht zu diesem Vorgehen und zu einer Petition:

https://weact.campact.de/petitions/stopp-herr-wissing-seenotrettung-darf-nicht-behindert-werden