Dienstag, 28.Februar

Heute haben
Michel de Montaigne * 1533
Johann Beer * 1655
Marcel Pagnol * 1895
Erika Pluhar * 1939
Bodo Morshäuser * 1953
Colum McCann * 1965
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Strandläufer

Wenn ich über die endlosen Betonwiesen
Wandere
Wenn ich mich entlang der Kabelkanäle hangle
Oder mich unter abwegige Grünbrücken
Ducke
Wirkt ein Gedanke wie ein Brandbeschleuniger
Auf die Feuernester in mir
Wie es wohl wäre
Von der westlichen Klagemauer zu springen
Im Dschungel aufzuschlagen
Abseits allen keimfreien Geweses
Und mich der Gärsuppe hinzugeben
Der Auf-Lösung
Als unabdingbaren Voraussetzung einer neuen Ordnung…
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FrühNorma lingsgeschichten, wenn es draussen noch winterlich kalt ist.


Frühlingsgeschichten für glückliche Stunden
Herausgegeben von Norma Schneider
Fischer Verlag, Taschenbibliothek € 14,00

In der kleinen, gebundenen Ausgabe ist diese Textauswahl wirklich bestens für die Tasche geeignet. Mal eben kurz warten, in der Straßenbahn 12 Minuten sitzen, oder einfach mal so in der Mittagspause eine Geschichte lesen und dann den Blick schweifen lassen.
Es beginnt mit Peter Kurzeck und einem Regentag im März. „Geniesel, Märzregen, Regentage. Und am Abend die Amsel. Alle Tage. Im Regen, in einer Pause des Regens. Alles tropft.“ Aber Kurzeck schreibt auch: „Das Leben ruft. Hell liegt die Erde vor uns. Warum können nicht alle Tage so sein?“
Wir sind mit Stefan Zweig in der Provence, mit Thomas Mann auf dem Zauberberg, mit Kafka in Prag. Zsuzsa Bánk schreibt über einen Ostertag, Oscar Wilde über einen Riesen und Walter Benjamin über den Osterhasen. Die Geschichten von Lew Tolstoi und Iwan Bunin heissen nur „Frühling“. Und so geht es weiter mit Felicitas Hoppe, Judith Hermann, Christoph Ransmayr und vielen Klassikern.
„Sei gegrüßt! natürliche Sehnsucht! Sei gegrüßt! Glück! göttliches Glück! und Freuden aller Arten, Blumen und Wein, wenn auch die einen verblühen und der andere berauscht; und Fahrkarten zu einer halben Krone hianus aus London am Sonntag, und in einer dunklen Kapelle Hymnen singen vom Tod, und alles,, was das Klappern der Schreibmaschinen und das Abheften von Briefen und das Schmieden von Gliedern und Ketten, die das Empire zusammenhalten, durchbricht und zur Hölle schickt.“, schreibt Virginia Woolf in ihrem „Orlando“, aus dem hier eine kleine Passage abgedruckt ist.

Viel Vergnügen.

Hier geht es zur Leseprobe.
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Am 03. März findet auch bei uns in Ulm der nächste Global Strike statt. Auf dem Global Strike sind diesmal @parentsforfutureulm, @letztegeneration und @jugend.aktiv.in.ulm mit dabei. Wir starten Freitag, den 3. März, um 15 Uhr auf dem Münsterplatz.Lasst uns alle zusammen für eine bessere Klimapolitik auf die Straße gehen.

In den letzten Jahren haben wir mehr bewegt, als viele je gedacht hätten. Es gibt heute eine breite gesellschaftliche Mehrheit für mehr Klimaschutz – doch auf den großen Durchbruch warten wir bis heute. Weder an die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag noch an das Klimaschutzgesetz hält sich die Politik. Anfang März treffen sich die Ampel-Parteien zum Koalitionsgipfel. Kurz zuvor findet unser Klimastreik statt – auch in Deiner Nähe. Damit er sich auf die richtige Seite stellt, darf Scholz keine Sekunde lang glauben, die Menschen in diesem Land interessieren sich nicht mehr für das Klima. Dafür müssen die Demos wieder richtig groß werden. Gemeinsam machen wir klar: unsere Zukunft darf nicht an einer bockigen Politik scheitern.
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Klimakrise in Europa
Der nächste viel zu warme Winter

In vielen Teilen Europas sind die Winter zu warm: In den Alpen fehlt Schnee und in Frankreich befürchtet man den nächsten Dürresommer. In Deutschland melden Meteorologen den zwölften zu warmen Winter in Folge.
Der vergangene Winter hat vielen europäischen Ländern zu wenig Regen und Schnee gebracht, dafür aber zu hohe Temperaturen. In Deutschland melden Meteorologinnen und Meteorologen den zwölften zu warmen Winter in Folge. „Der Klimawandel lässt nicht locker“, sagte Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die durchschnittliche Temperatur lag demnach bei 2,9 Grad – und damit 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Es fiel zudem zu wenig Regen.

Den kompletten Artikel finden Sie auf tagesschau.de

Montag, 27.Februar

Heute haben
Henry Wadsworth Longfellow * 1807
John Steinbeck * 1902
Lawrence Durrell * 1912
Elisabeth Borchers * 1926
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Nymphaea

Alles was in die Tiefe sinkt
Stinkt, fault, gärt
Nährt dich
Ist Kraft für deine Blüte
Dein Blatt
Blassrosa, blutrot oder weiß
Wie der Schnee auf den Bergen
Deine Reinheit
Verwandelt den Schmutz der Welt
In pures Licht
Als wäre Leid und Schmerz
Nicht mehr als eine
Dunkle Erinnerung
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Unser Buchtipp, frisch ausgepackt:

Michel Bergmann: „Mameleben
oder das gestohlene Glück
Diogenes Verlag € 25,00

Michel Bergmann kennen Sie wahrscheinlich noch von seinem Roman „Die Teilacher“, der 2010 erschienen ist. Damals schrieb er sehr verschmitzt über seinen Vater, der mit seinen Angestellten nach dem Krieg wieder von Tür zu Tür ging, um Weisswäsche zu verkaufen. Das wäre ja an sich nichts besonderes. Aber die Familie Bergmann sind Juden und viele Angehörige wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordert. Michel Bergmann führte uns damals schon in das jüdische Denken ein, erzählte über das Verhalten der Menschen an der Tür, die den überlebenden Bergmann erstaunt wiedererkennen.
Jetzt, nach so vielen Jahren kommt der Roman, der Bericht, über seine Mame, seine Mutter. Schon die ersten Kapitel zeigen auf, wo es in diesem Buch lang geht. Bergmann liebt seine Mutter, aber oft ist sie nicht zum Aushalten. Das war schon, als er ein Kind war und hörte auch 50 Jahre später nicht auf.
Sie ist eine übergriffige Mutter, eine egozentrische Frau, eine verletzende Person, aber auch gleichzeitig eine extrem starke Person, die die Nazizeit schwer traumatisiert überlebt hat, nie mehr nach Deutschland zurückkehren will, das Glück bei zwei Ehemännern sucht und sich durch ihr Leben kämpft. Auf dieser Suche durchlebt sie alle Höhen und Tiefen und behält ihr jüdischen Mutter-Glucken-Verhalten bei, das ihr Sohn bei jedem Gespräch zu spüren bekommt.
Wieder hat Michel Bergmann eine sehr ernste Lebensgeschichte mit viel Humor erzählt und uns eine jüdische Biografie sehr nahegebracht.
Eine besondere Leseempfehlung.

Lesen Sie die beiden Kapitel in der Leseprobe und Sie bekommen einen guten Einstieg ins Buch.

Samstag, 25.Februar


Heute haben
Victor Hugo * 1802
Hermann Lenz * 1913
Elizabeth George * 1949
Leon de Winter * 1954
Michel Houellebecq * 1958
Atiq Rahimi * 1962
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Frühling

Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt
Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
An Bergen, wo die Bäume grünen,
Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,

O! welche Freude haben die Menschen! froh
Gehn an Gestaden Einsame, Ruh‘ und Lust
Und Wonne der Gesundheit blühet,
Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
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Christoph Marx
(Text) & Dieter Wiesmüller (Illustrationen):
Deutsche Geschichte in 100 Zitaten

Von Tacitus bis Merkel
Duden Verlag € 29,00

„Ora et labora.“, „Frisch, fromm, fröhlich, frei.“, „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders.“ „So schnell schießen die Preußen nicht.“, „Ich bin ein Berliner.“, „Wir sind Papst.“, „Wir schaffen das!“, „Wie könnt ihr es wagen?!“.
Das sind ein paar der 100 Zitate, die chronologisch, von der Antike bis in die Gegenwart, aufgelistet sind und danach auf dem historischen Hintergrund erläutert und zugeordnet und ihr heutiger Gebrauch erklärt werden. Christoph Marx schreibt über die Persönlichkeiten, von der das jeweilige Zitat stammt, aus welchem Zusammenhang es entnommen wurde und was der geschichtliche Hintergrund dazu ist. Er wirft somit Schlaglichter auf die deutsche Geschichte und macht sie damit lebendig.
Am Ende eines jeden Kapitels findet sich noch eine Kurzbiographie der Person.
Ein Lesebuch, ein Nachschlagewerk, ein Zitatenschatz für Junge und Alte.

Donnerstag, 2.Februar


Heute haben
Samuel Pepys * 1633
Wilhelm Grimm * 1786
Erich Kästner * 1899
Elisabth Langgässer * 1899
César Aira * 1949
Geburtstag
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„Das Glück ist keine Dauerwurst, von der man täglich eine Scheibe herunterschneiden kann.“
Erich Kästner
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Unser Buchtipp:


Rizaniño Reyes (Text) & Sara Boccaccini Meadows (Illustrationen):“Im Garten
Die wunderbare Welt der Pflanzen
Aus dem Englischen von Andreas Jäger
ars edition € 20,00
Großformatiges Sachbilderbuch ab 9 Jahren

Pflanzen sind die wahren Meister:innen auf diesem Planeten. Nicht irgendwelche Weltmeister:innen im Sport, Größen am Klavier, oder in der Politik. Nein, es sind die unendlich vielen Pflanzen, die so Unglaubliches leisten, zu dem wir überhaupt nicht in der Lage wären. Und zusätzlich könnten wir Menschen keinen Tag ohne Pflanzen überleben.
Rizaniño Reyes stellt uns hier 15 verschiedene Pflanzenarten vor, die wir kennen und die wir fast alle auch im eigenen Garten anpflanzen können. Ja ja, das mit der Ananas wird schwierig. Aber Pfefferminze, Gartensalat, Narzissen, Tomaten und Karotten wachsen auch bei uns. Sara Boccaccini Meadows illustriert großflächig, bunt und doch detailliert die Texte auf vier Seiten. So entstand ein Wissens-Sachbuch, das wie ein Kunst-Bildband in der Hand liegt. Vielleicht liegt es daran, dass die Illustratorin mit ihren bunten Gemälden eigene Ausstellungen bekommt und auch Innenräume von Schulen und anderen Gebäude ausmalt.

Unbedingt in die kleine Leseprobe schauen.

Rizaniño Reyes ist Gärtner, Referent und Pädagoge. Er verbrachte seine Kindheit auf den Philippinen auf einer Obstplantage, die von seinem Vater verwaltet wurde, und zog mit sieben Jahren in den Pazifischen Nordwesten. Mit seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten lernte er die Namen vieler neuer und seltsamer Blumen und Pflanzen kennen und pflegte seine Liebe zum Gartenbau an der University of Washington weiter.
Mehr Infos zu Rizaniño Reyes

Sara Boccaccini Meadows ist eine britische Illustratorin mit Sitz in Los Angeles. Ihre verspielten und illustrativen Arbeiten in Aquarell, Gouache und Tusche sind inspiriert von der Natur und haben ihr auf Instagram eine Viertelmillion Follower eingebracht.
Mehr Infos zu Sara Boccaccini Meadows
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Kurs an der vh ulm
„Klimawandel vor der eigenen Haustür! Was kann ich tun?“

Stürme, Starkregen, Hitzewelle – die Auswirkungen des Klimawandels sind längst auch bei uns in der Region angekommen. Immer mehr Menschen sind betroffen und wollen etwas tun.

Der Kurs „klimafit“ an der vh ulm nimmt an sechs Abenden die Grundlagen und (regionalen) Auswirkungen des Klimawandels in den Fokus, zeigt individuelle und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten auf und gibt Zeit und Raum für den Austausch untereinander. Darüber hinaus lernen die Teilnehmenden das örtliche Klimaschutzmanagement der Stadt Ulm kennen und kommen mit führenden Expertinnen und Experten im Bereich Klimaforschung sowie Klima- und Umweltschutz ins Gespräch.

Am Ende des Kurses erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, ausgestellt von dem Helmholtz-Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM) und dem WWF Deutschland. Beide sind für die Inhalte des Kurses verantwortlich. Gefördert wird der Kurs von der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie der Stadt Ulm.

Die Themen der sechs Kursabende:

1. Grundlagen des Klimawandels und Einführung in die kommunale Herausforderung
2. Ursachen des Klimawandels sowie Klimaschutz und -anpassung auf kommunaler Ebene
3. Expertendialog mit führenden Klimaforscher:innen (online)
4. Regionale Folgen des Klimawandels und was kann ich selbst tun?
5: Expertentipps zur Mobilität (online)
6. Den Klimawandel gemeinsam anpacken

Weitere Informationen zum Kurs unter www.klimafit-kurs.de.

Kursort: Volkshochschule Ulm, EinsteinHaus, Kornhausplatz 5, 89073 Ulm
Zeitraum: 29.03.2023 – 14.06.2023, 6 Kursabende (2 davon online)

Mittwoch, 22.Februar


Heute haben
Johannes Reuchlin * 1355
Arthur Schopenhauer * 1788
Hugo Ball * 1886
Sean O’Faolain * 199
Jane Bowles * 1917
Danilo Kis * 1935
Arnon Grünberg* 1971
Geburtstag
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„Mitgefühl ist die Grundlage der Moral.“
Arthur Schopenhauer
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Unser Buchtipp:


Antonia Coenen und Philipp Juranek: „Vogel entdeckt – Herz verloren
Über die Liebe zu Vögeln und wie du sie in dein Leben lässt
13 Vogelarten kennenlernen, beobachten und schützen
Kosmos Verlag € 22,00

Bücher über Vögel kamen in den letzten Jahren wirklich viele heraus. Und nicht nur Bestimmungsbücher.
Antonia Coenen und Philipp Juranek haben sich als Hobby-Ornithologen kennengelernt und sind mit ihrem Podcast „Gut zu Vögeln“ überaus erfolgreich.
In ihrem Buch stellen sie uns ein paar Vogelarten vor, von denen ich die erste, der Ortolan, gar nicht kannte. Sehr liebevoll erzählen sie über ihre Vogelbeobachtungen, verweben diese mit persönlichen Erlebnissen und liefern mit dieser Mischung ein locker lesbares, sehr interessantes Sachbuch ab. Urlaub in Südfrankreich mit Freunden, Besonderheiten in ihrem Berufen als Filmemacher:in, über die Feldlerche auf dem Tempelhofer Feld in Berlin, Vögelbeobachten vom Balkon aus, über den Vogel in Opas Vogelkäfig in der Küche, über die vielen kleinen grünen Papageien in Köln und entlang des Rheins und natürlich darf der Spatz nicht fehlen. Von ihm gibt es sehr viele, so meinen wir, aber auch ihr Bestand hat sich sehr dezimiert. Vogel-Liebe mal etwas anders geschrieben, mit vielen handfesten Tipps, wie wir den Vögeln ein besseres Leben bieten können.
Ein großes Lob für die Gestaltung des Buches.

https://www.podcast.de/podcast/916723/gut-zu-voegeln

Dienstag, 21.Februar


Heute haben
Anais Nin* 1903
W.H.Auden * 1907
Ljudmila Ulitzkaja * 1943
Hakan Nesser * 1950
Ha Jin * 1956
David Foster Wallace * 1962
Chuck Palahniuk * 1962
Geburtstag
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Wilhelm Busch

Auch uns, in ehren sei’s gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über nacht
Das Glas gefüllt und leer gemacht,
Und gingen wir im Schnee zuhaus,
War grad die frühe Meße aus,
Dann konnten gleich die frömmsten Fraun
Sich negativ an uns erbaun.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach uns an, doch nur von fern
(Ein Auge zu, Mundwinkel schief)
Durch’s umgekehrte Perspektiv.
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Unser Buchtipp:


Claudia Kemfert: „Schockwellen
Letzte Chance für sichere Energie und Frieden
Campus Verlag € 26,00

Claudia Kemfert, Professorin für Energie an der Leuphana Universität in Lüneburg und Abteilungsleiterin für Energie, Verkehr und Umwelt am DIW in Berlin, Beraterin diverser Bundesregierungen, rechnet in ihrem neuen Buch „Schockwellen“ mit der deutschen Energiepolitik der letzten vier Jahrzehnten ab. Dabei lässt sie kein gutes Haar an unseren Politikern und einer Politikerin, die sich zu stark an Russland gebunden haben und gegen Mehrheiten in der EU trotzdem diesen Weg weiter fortgegangen sind. Was die Folgen sind, haben wir jetzt, nach dem Beginn des russichen Überfalls auf die Ukraine, erleben können.
Als große Mahnerin auf allen Medienkanälen rechnete sie vor, was passiert, wenn Deutschland diese Energiepolitik weiter betreibt, was uns die Klimakatastrophe kosten wird und welchen Nutzen wir aus einem Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft ziehen können. Die Politik entschied sich jedoch allermeist für den anderen Weg, der Russland in den letzten Jahren 100 Milliarden Euro eingebracht und für mehr Abhängigkeit gesorgt hat.
Wie Wirtschaft, Energiewirtschaft, Politik, Klimakrise und die Gedankenwelt Putins eng miteinander verknüpft sind, dröselt Claudia Kemfert exakt auf, so dass ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen bin.
Nach Maja Göpels: „Unsere Welt neu denken“ und Ulrike Hermanns „Das Ende des Kapitalismus“ ist es nun eine weitere Wissenschaftlerin, die Fakten auf den Tisch, die mahnt und warnt und von der Politik übergangen wird, wie zuletzt von Olaf Scholz, der in einem TV-Interview, nach dem Beginn des Russland-Überfalls, sich öffentlich gegen die Wissenschaft und für die Wirtschaft entschieden hat.
Ein Muss, für alle, die sich für unser Zukunft interessieren und wissen wollen, wie es zu unserer Gegenwart gekommen ist.

Leseprobe

Montag, 20.Februar


Bei den Geburtstagen habe ich mich gestern vertan. Heute ist es richtig.

Heute haben
Johann Heinrich Voß * 1751
Heinz Erhardt * 1909
Julia Franck * 1970
Geburtstag
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„Lesen ist für mich die vergnüglichste und süßeste Beschäftigung für ungefähr zwei bis sechs Stunden täglich. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt mal Tage ganz ohne Lesen verbracht habe. Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich gewinne Zeit, Lebenszeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Anregung, Bilder, Erfahrungen.“
Julia Franck
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Unser Tipp für’s Leben / Lesen:


Nils Freytag & Silke Schlichtmann: „Lesen ist doof
Hanser Verlag € 15,00
Mini-Bilderbuch für alle Alter

Lesen ist doof. Neeeein, auf gar keinen Fall. Aber dauert es nicht manchmal soooo lange? Oder ist es nicht auch mal langweilig? Oder anstrengend? Oder eh alles nur erfunden?
Ja, das stimmt schon, aber wenn dann 20 hochkarätige Illustrator:innen (s. in der Leseprobe) diese Thesen mit ihren frechen Bildern widerlegen, wird das alles zu einem großen Spaß, einem reizvollen Lese- und Sehvergnügen.
Deshalb ist Lesen überhaupt nicht doof, sondern extrem super und dieses Büchlein macht kleinen und großen Leser:innen auf jeden Fall eines: Lust aufs Lesen!



In der Leseprobe finden Sie noch vielmehr Abbildungen.

Sonntag, 19.Februar


Heute haben
Paul Zech * 1881
Giorgios Seferis * 1900 (Nobelpreis 1900)
Kay Boyle * 1902
Carson McCullers * 1917
Thomas Brasch * 1936
Siri Hustvedt * 1955
Helen Fielding * 1958
Jonathan Lethem * 1964
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Winfried Hermann Bauer
Windbruch

Wehe Windsbraut
Wenn sich junge Stämme
Unter deinen Peitschenhieben biegen
Immer tiefer
Und sich im Takt die Streicher wiegen
Wenn Äste sich bekriegen
Bläser ihre Backen blähen
Wenn das Crescendo wider Willen
Zeit und Raum entgrenzt

Ein Paukenschlag

Späne fliegen durch die Luft
Ein Satz bringt mich in Sicherheit
Mein Ich
Stürzt zwischen morschen Zweigen
Ich seh die Splitter aus dem Baumesinnern ragen
Gebein aus meinem Fleisch
Spür Magma aus dem Mark aufsteigen
Es ist
Als einte uns das Leiden

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Zwei Bilder von Albert Cüppers.
Mehr Bilder auf seiner Seite www.albert-cueppers.de

Nächtliches Blauland

Gestaffeltes Grünland mit zwei Seeteile

Samstag, 18.Februar

Heute haben
Stéphane Mallarmé * 1842
Christa Wolf * 1929
John Updike * 1932
Sergio Pitol * 1933
Joy Fielding * 1945
Geburtstag
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Theodor Storm

O wär im Februar doch auch,
Wie’s ander Orten ist der Brauch
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.
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Unser Sachbuchtipp:


Uwe Neumahr: „Das Schloss der Schriftsteller“
Nürnberg ’46 / Treffen am Abgrund
C.H.beck Verlag € 26,00

Die Nürnberger Prozesse einmal aus einer anderen Sicht, aus einem anderen Blickwinkel erzählt.
Noch nie waren wohl soviel berühmte Schriftsteller:innen und Journalist:innen aus aller Welt an einem Ort, unter einem Dach versammelt. Erich Kästner war in Nürnberg und Erika Mann, John Dos Passos und Martha Gellhorn, Willy Brandt und Markus Wolf. Augusto Roa Bastos kam aus Paraguay, Xiao Qian aus China und noch einige mehr. Sie alle wohnten im Schloß Faber-Castell (der von den Bleistiften), schrieben dort, diskutierten, stritten sich, tanzten, tranken und verzweifelten zum Teil. Nürnberg war zerstört, so dass dieses Schloß außerhalb der Stadt als Herberge herhalten musste.
Tagsüber saßen sie im Gerichtssaal und hörten den Berichten zu, blickten in den Abgrund der Geschichte und abends und nachts schrieben sie darüber. Diese Erfahrungen veränderte nicht sie als Personen, sondern auch ihre Art zu schreiben.
Uwe Neumahr hat sich ein paar dieser Berühmtheiten herausgezogen und schreibt über deren Leben, ihre Erlebnissse in Deutschland und zitiert aus ihren Texten und Briefen, so dass wir einen einzigartigen Zugang zu diesem Prozess, zu den Tätern und Opfer, den Deutschen vor Ort bekommen.

Die Überschriften der einzelnen Kapitel sagen schon mal sehr viel:

  • Das Presselager im Bleistiftschloss
  • Amerikanische Niederlagen
    oder die Melancholie des John Dos Passos
  • Gräfin Katharina und der Gestapochef Rudolf Diels
  • Erich Kästners gebrochenes Versprechen
  • Erika Mann, ihre «liebe Irrenhäuslerin» und ein unangenehmes Wiedersehen
  • William Shirer und der gute Wehrmachtsgeneral
  • Alfred Döblins Verschleierung:
    Von vermeintlichen Gästen auf Schloss Faber-Castell
  • Janet Flanners provokante Kritik an Hermann Görings Verhör
  • Stalinismus auf Französisch: Elsa Triolet
  • Willy Brandt, Markus Wolf und der Massenmord von Katyn
  • Rebecca Wests Affäre mit dem Richter
  • Martha Gellhorn, Hemingways Schatten und der Schock von Dachau
  • Malen, um dem Grauen zu entfliehen:
    Wolfgang Hildesheimer beim Einsatzgruppenprozess
  • Eine Art Nachwort:
    Golo Manns Einsatz für den inhaftierten Rudolf Heß