Heute haben John Keats * 1795 Nadeschda Jakowlewna Mandelstam * 1899 Jean Améry * 1912 Dick Francis * 1920 Roger Nimier * 1925 Ernst Augustin * 1927 Geburtstag _______________________________
Regina Ullmann Erwachen
Ich lag in dir noch unverzweigt, Du tiefer Felsen einer Nacht; So kalt wie Stein und trostesarm.
Da fühlt ich plötzlich, wie der Tag Sich an dem Sein im Licht verfing Und liebewarm und flammenhaft Sich an die kleinsten Dinge hing.
Da war ich wach. Doch war mir noch ein Silberklang, Der sich an einem Zimbal schlug, Erhörbar, Und meines Engels Morgengang. _______________________________
In der Nordstadt wohnen die, die keine Villen, keine Doppelgarage und keinen tollen Job haben. In der Nordstadt gibt es ein altes Schwimmbad, in dem sich die Rentner:innen treffen und in dem Nene als Bademeisterin arbeitet. Ein Job, den sie sich als Jugendliche herausgesucht und erlernt hat. Hier kann sie ihre Kindheit und Jugend vergessen. Sie zieht ihre Bahnen, hält den Kopf unter Wasser. In diesem Schwimmbad trifft sie aber auch Boris. Boris, der hinkt, Boris, der richtig Schwimmen lernen will, Boris, der von Nene ein Schwimmbrett ausgeliehen bekommt, auf das sie auf einem kleinen Zettel Trainingsanweisungen klebt. Boris hat Puma-Augen und will Nene nicht sofort an die Wäsche. Er bekam mit zwei Jahren Kinderlähmung, lebt mit seinen Schmerzen und seiner Arbeitslosigkeit. Seine Mitmenschen haben nur Spott und Mitleid für ihn übrig. Ihr erstes Treffen wird ein Desaster (wie vieles danach auch), aber Nene zeckt sich in sein Herz. Annika Büsing hat mit ihrem Erstling eine genaue, aktuelle Liebesgeschichte über zwei junge Menschen geschrieben, die schlechte Erinnerungen an ihr bisheriges Leben haben und auch nicht viel auf ihre Zukunft geben. Sie schreibt dies aber so direkt, lebensbejahend, witzig, derb und voller Empathie für die beiden, dass wir sie nicht sofort, aber dann, ins Herz schließen, obwohl sie nicht immer sympatisch sind. Schade, dass dieses Buch nur 120 Seiten hat. Ich hatte gerne noch mehr über die beiden gelesen und wünsche diesem Buch viele junge und alte Leser:innen.
Heute haben Lena Christ * 1881 Ezra Pound * 1885 Georg Heym * 1887 Geburtstag __________________________________
„Mei Ruah will i habn! I brauch koan Burschn zum Fensterln; wer si net zu der Tür ‚reitraut, soll ganz wegbleibn!“ Lena Christ __________________________________
Unser Buchtipp
Elena Medel: „Die Wunder„ Aus dem Spanischen von Susanne Lange Suhrkamp Verlag € 23,00
Ein starkes, intensives Debüt der 37jährigen Spanierin, die allerdings schon seit 20 Jahren im Literaturbetrieb tätig ist. „Die Wunder“ erzählt die Geschichte zweier Frauen, Großmutter und Enkelin, die es beide nach Madrid verschlagen hat (in einem Abstand von 30 Jahren) und die sich nie begegnet sind. Beide Frauen arbeiten in prekären Stellungen, als Haushaltshilfe, als Putzfrau, Angestellte im Kiosk und in der Kneipe. Immer mit der Angst, dass genügend Geld für den Monat hereinkommt, entlassen zu werden und die Wohnung gekündigt zu bekommen. Beide leben mehr oder weniger alleine und versuchen ihren Alltag in den Griff zu bekommen. Während Mariá, wegen ihr unehelichen Kindes, von der Familie verstoßen, in den Norden zieht und den Kontakt zu ihrer Tochter mehr und mehr verliert, zieht Alicia aus freien Stücken nach Madrid, um unabhängig von familiären Zwängen zu leben. Elena Medel gibt diesen beiden Frauen eine Stimme, der man als Leser:in erst nach und nach auf die Schliche kommt. Während Mariá, in der Franco Ära, in der Arbeiterbewegung als Frau eher nebenherläuft und sich ihren Platz erkämpfen muss, hadert Alicia mit den Umwälzungen der Globalisierung und den dadurch veränderten Arbeitsbedingungen. Elena Medel springt in den Zeiten, wirft Textbrocken ein, die sich erst später auflösen, verwebt Vergangenes mit der Gegenwart und zeigt zwei Frauenbiografien, die als Spiegelbild für Millionen von Frauen auf der ganzen Welt stehen können.
Heute haben Otto Flake * 1880 Jean Girodoux * 1882 Claire Goll * 1890 Geburtstag ________________________________
Theodor Fontane Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün, Reseden und Astern sind im Verblühn, Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht, Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, – Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt! Banne die Sorge, genieße, was frommt, Eh‘ Stille, Schnee und Winter kommt. __________________________________
Unser Jugendbuchtipp
Anna Woltz: „Nächte im Tunnel“ Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann Carlsen Verlag € 16,00 Jugendbuch ab 14
Wir sind jetzt zu dritt. Wir waren zu viert, aber einer von uns wird sterben. Besser, du weißt das. Jetzt schon, bevor ich anfange. Einer von uns stirbt, aber darum geht es nicht. Es änderte alles, das schon. Aber es geht darum, dass drei von uns weiterleben. Wir drei haben alles überstanden. Die Bomben, die Brände, die Nächte. Wir sind noch da. Unser Leben fängt gerade erst an.
Wir waren zu viert, aber oft hätten wir genauso gut allein sein können. Wenn du Nächte im Dunkeln wartest, die knallharten Eisenrippen des Tunnels im Rücken, während über deinem Kopf die Welt zusammengeschlagen wird, was bringen dir dann andere Menschen?
Manchmal gar nichts. Aber manchmal hilft es.
Wir waren zu viert, und das half.
London, September 1940. Fast jede Nacht wird die Stadt bombardiert. Die 14jährige Ich-Erzählerin Ella verbringt mit ihrem 9jährigen Bruder Robbie und ihren Eltern die Nächte in den U-Bahnschächten unter der Stadt. Eng aneinandergedrängt liegen hier hunderte, tausende Menschen und das über acht Monate hinweg. Ella begegnet immer wieder Jay, einem 16jähren, undurchsichtigen, Jungen, der irgendwelche krumme Dinger dreht. Und plötzlich steht da noch Quinn, ein Mädchen aus adligem Hause, die die Enge in ihrer Familie nicht mehr aushält und helfen will. Sie weiss zwar nicht wie, aber sie will mit ihren Händen zugreifen und nicht nur bedient werden. Ella, Jay und Quinn haben jeweils ihre Geheimnisse, die im Laufe des Romanes aufgedeckt werden. Es ist fast schon, wie die „Letzte Brownie“-Geschichte aus Nottinghill, da jeder von sich meint, das schlechteste Lebenslos gezogen zu haben. Diese Freundschaften müssen sich erst noch finden und festigen, aber dann halten sie auch auf Dauer. Anna Woltz hat diesen Roman 2021 in den Niederlanden veröffentlicht und wohl nicht gedacht, wie aktuell er jetzt, ein Jahr später, werden wird. Wenn wir uns an die Berichte von Serhji Zhadan erinnern, der über die Bombadierungen der Städte berichtet, wie Menschen sich wieder in Luftschutzbunkern begeben müssen (sogar Herr Steinmeier musste ein paar Stunden dort verbringen) und wie Zhadan dort unten Konzerte gibt (genauso wie Quinns älterer Bruder), ist es schon verblüffend. Ein Buch über eine brutale Realität, über die jeweiligen Hoffnungen für die Zukunft. Denn eigentlich fängt das Leben ja erst an. Ein bewegender, spanndender Jugendroman mit einem hoffnungsvollen Ende in eine bessere Zukunft und einem Sprung sechs Jahre später.
Greta Thunberg hat ihr Klima-Buch in Zusammenarbeit mit über hundert Wissenschaftler:innen aus Geophysik, Mathematik, Ozeanographie, Meteorologie, Ökonomie, Psychologie und Philosophie zusammengestellt. Außerdem erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie sammeln konnte. Davon, wie sie das weltweit praktizierte Greenwashing aufgedeckt und somit gezeigt hat, wie sehr wir alle hinters Licht geführt wurden. Was Greta Thunberg über Lügen und Greenwashing der Regierungen schreibt, können Sie im FREITAG diese Woche auf zwei Seiten nachlesen.
Auf über 500 Seiten durchgehend vierfarbig, mit zahlreichen Fotos, Schaubildern und Graphiken.
Heute haben Andrej Beyi * 1880 Karin Maria Boye * 1900 Jan Wolkers * 1925 John Arden * 1930 Ulrich Plenzdorf * 1934 Pat Conroy * 1945 Carlo Lucarelli * 1960 Geburtstag _____________________________________
„Jeans sind eine Einstellung und keine Hosen.“ Ulrich Plenzdorf aus „Die neuen Leiden des jungen W.“ ______________________________________
Heute haben Pablo Picasso * 1884 Peter Rühmkorf * 1929 Harold Brodkey * 1930 Anne Tyler * 1941 Leif Davidsen * 1950 Jakob Hein * 1971 Geburtstag __________________________________
Hoffmann von Fallersleben Äpfellese
Das ist ein reicher Segen In Gärten und an Wegen! Die Bäume brechen fast. Wie voll doch Alles hanget! Wie lieblich schwebt und pranget Der Äpfel goldne Last!
Jetzt auf den Baum gestiegen! Lasst uns die Zweige biegen, Dass jedes pflücken kann! Wie hoch die Äpfel hangen, Wir holen sie mit Stangen Und Haken all‘ heran.
Und ist das Werk vollendet, So wird auch uns gespendet Ein Lohn für unsern Fleiß. Dann zieh’n wir fort und bringen Die Äpfel heim und singen Dem Herbste Lob und Preis. _______________________________________
Vor ein paar Jahren war Elisabeth Hager mit einem Roman auf der Liste zum Deutschen Buchpreis und wir bekamen eine Lesung mit ihr zugelost. Ich kann mich an einen herrlichen, lustigen, hintergründigen Abend erinnern, mit einer sehr sympathischen Autorin. Jetzt also ihr dritter Roman, der auch wieder in Tirol spielt, dort wo Frau Hager auch geboren ist und teilweise noch lebt. Diese Mal geht es um zwei Frauen, die von der Dorfgemeinschaft nicht aktzeptiert werden. Marie, die Hauptperson, kehrt nach einigen Jahren aus Wien zurück, übernimmt die Arbeit ihres verstorbenen Onkels und stopft Tiere aus („Sag ja nie ausstopfen“). Leider kann sie davon nicht leben, da die Männer in der Gegend so eine Arbeit nicht von einer Frau akzepieren. Somit lebt Marie von selbstausgedachten Wolderdinger, die sie an Touristen verkauft. Butz, die zweite Frau, ist groß, dick und somit per se schon eine Aussenseiterin in dieser männerdominierten Bergwelt. Und es gibt noch Youni, der als Kind als Geflüchteter aus dem Ex-Jugoslawien, ins Dorf kam. Er konnte nie Fuß fassen, wurde zum Geliebten von Marie, stürzt aber ins Drogenmillieu ab, als sie in Wien lebte. Der ganze Roman spielt an einem Tag, an dem der reiche Hotelbesitzer seiner Tochter zum Geburtstag, ihr gerade verstorbenes Hündchen originalgetreu präpariert präsentieren möchte. Marie hat nur ein paar Stunden für ihre Arbeit. Während dieser Zeit kommen all die Erinnerungen wieder hoch, die für sie so prägend waren in diese Männerwelt, die alles bestimmt und hat ein explosives Ende, das sich die beiden Frauen in ihrer Phantasie so oft gewünscht haben. In einer luftig leichten Sprache, mit vielen skurilen Einschüben geht es um Individualität und Einzigartigkeit, um das Gemeinsame von Natur und Kultur, um Leben, Tod und um das Konservieren von Erinnerungen. Eine tolle Lektüre.
Heute haben Dorothea Schlegel * 1764 August von Platen * 1796 Wenedikt Jerofejw * 1938 Walter Kappacher * 1938 Zsuzsa Bánk * 1965 Geburtstag _____________________________________
Maria Janitschek (* 22.07.1859, † 28.04.1927) Nächtliches Elend
Das sind die singenden Nächte! Da wandelt durch meine Kammer Tönender Schmerz, Ein wildes, zerströmendes Schluchzen, Das ist mein Herz, Das kann nicht schlafen Und weint.
Setz mich dann auf den Bettrand Und beginn zu singen, Wie Mütter ihr krankes Kindlein Zum Schlummern bringen: Schlafe, mein Herz, schlafe, Schlafe! … ________________________________________________
Gestern wurde Sehrij Zhadan gewürdigt und sowohl die Kulturbürgermeisterin Frankfurts, als auch die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Sasha Marianna Salzmann haben in ihren Reden und der Laudatio sehr bewegend über den Krieg in der Ukraine, den Frieden, die Literatur, Gerechtigkeit, Humanität den Menschen Zhadan geredet. Serhij Zhadan selbst hielt seine Rede in deutscher Sprache. Die Reden werden sicherlich in den großen Zeitungen abgedruckt werden und erscheinen demnächst als kleines Buch. Für mich gehören diese 75 Minuten zum Besten, was ich in letzter Zeit gesehen und gehört habe.
In seiner bewegenden Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche beschreibt der ukrainische Autor Serhij Zhadan, was der Krieg verändert und betont, dass es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben könne.
Serhij Zhadan bringt es in seiner Dankesrede auf den Punkt: „Es ist traurig und bezeichnend, dass wir über den Friedenspreis sprechen, während in Europa wieder Krieg herrscht. Dieser Krieg ist nicht weit von uns entfernt.“ Kurz zuvor hat der ukrainische Schriftsteller und Musiker in der Frankfurter Paulskirche unter lautem Applaus die Auszeichnung entgegengenommen.
Mit bewegenden Worten erzählt Zhadan, der seine Rede auf Deutsch hält, vom Alltag in Zeiten des russischen Angriffskriegs. Da geht es um einen Mann auf der Suche nach einem Kühlwagen, um die seit einem Monat in der Sonne liegenden Leichen abzutransportieren – und das Selfie, das bei der Übergabe gemacht wird. Oder es geht um die Raketen der Russen, die Zhadan aus seiner Charkiwer Wohnung beobachtet.
Aber was verändert der Krieg vor allen Dingen, fragt der 48-Jährige: „Das Gefühl für Zeit und das Gefühl für Raum. (…) Wer sich im Raum des Krieges befindet, macht keine Zukunftspläne.“ Und: „Die Unmöglichkeit frei zu atmen und leicht zu sprechen, das ist es, was die Wirklichkeit des Krieges fundamental von der Wirklichkeit des Friedens unterscheidet. Doch sprechen muss man. Selbst in Zeiten des Krieges. Gerade in Zeiten des Krieges.“
Seit mehr als 70 Jahren vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Friedenspreis. Und in den heutigen Zeiten kam die Jury auf der Suche nach einem Preisträger wohl kaum an der Ukraine vorbei. „Zhadan begeistert uns – sprachlich, literarisch, musikalisch“, sagt die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs. „Sein Engagement für die Menschen in seiner Heimat beeindruckt uns. Er spielt in Metrostationen, holt Menschen aus stark umkämpften Vierteln heraus, liest Gedichte vor vollen Sälen und verteilt Hilfsgüter.“ Vor einigen Tagen erschien „Himmel über Charkiw“, Zhadans jüngstes Buch, das seine Social-Media-Einträge versammelt.
Der Künstler ist bereits seit einigen Tagen in Frankfurt. Auf der Buchmesse liest er Gedichte vor und nimmt an Podiumsdiskussionen teil. Er findet klare Worte – etwa wenn er mehr Waffen für die Ukraine fordert oder erklärt, dass die Kultur auch während des Krieges nicht schweigen dürfe, denn das bedeute, „dass die Angst gewonnen hat“.
Zhadan beschäftigt sich in seiner Rede auch mit der Frage nach einem schnell geschlossenen Frieden um jeden Preis, der für so viele Politiker zur „Notwendigkeit“ gehöre. Dabei macht er klar – und das ist auch ein zentraler Satz in seiner Rede: „Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden“. Die Ukrainer würden ihre Armee unterstützen, „weil wir unbedingt Frieden wollen“. Doch sei die unter dem Vorwand des Friedens angetragene, sanfte und diskrete Form der Kapitulation nicht der geeignete Weg.
Die Laudatio in der Paulskirche hält Sasha Marianna Salzmann, 1985 im russischen Wolgograd geboren. Darin wird Zhadan als bedeutender Dichter und Humanist gewürdigt: „In Zhadans Poesie holt die ukrainische Gesellschaft Luft.“ Doch was passiert mit der Sprache in Zeiten des Kriegs? Zhadan berichtet von einer plötzlichen Unfähigkeit, sich dieses vertrauten Mittels zu bedienen. Das sei besonders schmerzhaft und unerträglich, „wenn du es gewohnt warst, der Sprache zu vertrauen und dich auf ihr Potenzial zu verlassen, das dir bislang unerschöpflich schien.“ Zudem verändere der Krieg das Gedächtnis und fülle es mit schmerzhaften Erlebnissen und tiefen Traumata. Natürlich sei Dichtung nach der Gewalt in Butscha und Isjum weiter möglich, ja, sogar notwendig. Aber der Schatten (..) „wird in der Nachkriegsdichtung tiefe Spuren hinterlassen und ihren Gehalt und Klang prägen“.
Während der gesamten Zeremonie wirkt Zhadan ernst und traurig. Nur ganz zum Schluss, als er nach minutenlangen Standing Ovations schon die Bühne verlässt, ringt er sich ein Lächeln ab. Zuvor hat er in seiner Rede selbst eindrücklich beschrieben, wie der Krieg den Ausdruck der Menschen verändere: „Der Blick eines Menschen, der über das Sichtbare hinaus geschaut, in die Dunkelheit geblickt und dort sogar etwas erkannt hat – dieser Blick ist für immer anders.“ Und obwohl er berichtet, wie der Krieg die Sprache beschädige, schafft es Zhadan, optimistisch abzuschließen: „Vielleicht geht die Sprache für einen Moment auf Abstand zu dir, aber sie lässt dich nicht im Stich.“ Und das sei wichtig und entscheidend. Denn: „Die Stimme gibt der Wahrheit eine Chance.“
Rossini, Scarlatti, Nino Rota, Ennio Moricone, Verdi und viele mehr gibt es heute zu hören. _____________________________________
Heute auf ARD von 10:45 bis 12:00 Friedenspreis des Deutschen Buchhandel Verleihung an Serhij Zhadan in der Paulskirche in Frankfurt/M. ___________________________________________
Sonntag, 23.Oktober, 11 Uhr Die Erde brennt und wir schauen zu Klimawandel in der Literatur vh Ulm, Club Orange, Eintritt frei
Die Klimakatastrophe wird immer sichtbarer. Auch bei uns und nicht nur im globalen Süden. In den letzten Monaten sind einige interessante Bücher erschienen, die sich diesem Thema annehmen. Mal als Buch für Kindergarten und Grundschule, mal als Roman, Thriller und natürlich als Sachbuch.
Gestern wurde diese großartige Ausstellung eröffnet.
Generationenübergreifende Ausstellung für Kinder und Erwachsene
„Erzähl mir was vom Tod“ macht kleine und große Besucherinnen und Besucher zu Reisenden ins Unbekannte. In kleinen, stimmungs- und liebevoll gestalteten Räumen stoßen sie auf die großen Fragen des Jenseits. Vorgestellt werden Märchen, Mythen und Spiele aus verschiedenen Teilen der Welt, die den Menschen halfen und immer noch helfen, den Tod zu erklären und ihm eine tröstliche Form zu geben. Es ist eine generationenübergreifende Ausstellung für Kinder und Erwachsene aller Jahrgänge.
Nach der großen Sanduhr, die das Verrinnen der Zeit sichtbar macht, erwarten Besucherinnen und Besucher das „Wohnzimmer der Erinnerungen“ und die „Galerie der Lebensalter“. Und dann wird es ernst. Denn dann stellt sich die Frage aller Fragen: „Was kommt nach dem Sterben?“. Es braucht Mut, um beim Warnschild „Achtung! Ihr verlasst jetzt das Diesseits!“ weiterzugehen. Aber zum Glück kann jeder sich einen Unsterblichkeitstrank mixen, damit dieser Museumsbesuch ganz sicher nicht die „letzte Reise“ wird. So gerüstet, ist das Probeliegen im Sarg ausdrücklich erlaubt. Im Paradiesgarten kann man Wünsche fürs Jenseits hinterlassen. Und dann geraten die Besucher:innen mitten hinein in ein fröhliches mexikanisches Totenfest!
Das Edwin Scharff Museum hat sich ganz bewusst dafür entschieden, diese Ausstellung ein zweites Mal nach Neu-Ulm zu holen. „Erzähl mir was vom Tod“ wurde vom Berliner Kindermuseum Alice und den Franckeschen Stiftungen in Halle unter Beteiligung des Edwin Scharff Museums entwickelt und 2011 / 2012 erstmals an der Donau präsentiert. „Damals waren wir noch sehr gespannt, wie dieses Thema sich vermitteln ließe. Heute wissen wir, dass die Fragestellungen rund um den Tod sich in unserer Ausstellung einfühlsam und zugänglich erfahren lassen“, erklärt Birgit Höppl. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Edwin Scharff Museums und zuständig für das Kindermuseum. „Außerdem war diese Ausstellung für uns Mitarbeiter/innen die berührendste, die wir je im Kindermuseum hatten. Wir haben wunderschöne Gesprächssituationen mit Besucherinnen und Besuchern erlebt, mit Kindern, mit älteren Menschen, alle geht das Thema an. Wir sind sehr froh, dass wir „Erzähl mir was vom Tod“ noch einmal zeigen können.“
Wohlwissend, dass die Ausstellung den Schmerz im Ernstfall nicht nehmen kann und will, schafft sie es dennoch, dem Tod im Hier und Jetzt mit mehr Selbstverständlichkeit zu begegnen. Und damit ist sie genau genommen eine Ausstellung über das Leben.
Die Ausstellung „Erzähl mir was vom Tod – Eine interaktive Ausstellung über das Davor und Danach“ ist eine Produktion des Alice – Museum für Kinder im FEZ-Berlin und den Franckeschen Stiftungen zu Halle in Kooperation mit dem Edwin Scharff Museum.
Unterstützt wird „Erzähl mir was vom Tod“ durch das Bestattungsinstitut Streidt, die Sparda Bank Augsburg, die Stiftung Deutsche Bestattungskultur, das Hospiz Ulm e.V. und den Freundeskreis des Edwin Scharff Museums e.V. (Text: Stadt Neu-Ulm)
Zum ersten Mal dabei, eine kleine Kabinettausstellung mit Illustrationen von Antja Damm zu ihrem Bilderbuch: „Das Füchslein in der Kiste„.
Ich habe gestern fünf Freikarten für je eine Person für die Ausstellung bekommen. Schreiben Sie uns eine Mail (info@jastram-buecher.de) und wir hinterlegen Ihnen eine in der Buchhandlung.
Heute haben Samuel Taylor Coleridge * 1772 Alphonse de Lamertine * 1790 Edmondo de Amicis * 1846 Jewgeni Lwowitsch Schwarz * 1896 Patrick Kavanagh *1904 Sabine Deitmer * 1947 Geburtstag ____________________________________________
Rainer Maria Rilke Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin. _____________________________________________
Ich liste Ihnen einfach die Inhaltsangabe mit Kurzfassungen der Artikel auf und dabei lässt sich leicht erkennen, wie breit gefächert diese neue Du-Ausgabe aufgestellt ist.
Anina Rether Klimakiller auf dem Teller Die Herstellung von Lebensmitteln verursacht einen Drittel aller Treibhausgase weltweit. Auch auf nationaler Ebene sieht die Bilanz nicht besser aus. In der Schweiz macht die Ernährung über zwei Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr aus. Zeit für einen neuen Menüplan.
Daniel Zinnenlauf Der Gratwanderer Die Klimajugend beklatscht seine Auftritte, während sich andere an seiner hohen Medienpräsenz stossen. Der ETH-Professor Reto Knutti bewegt sich als Vermittler im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Politik. Als Klimaphysiker und Leitautor von Weltklimaberichten scheut er die Öffentlichkeit nicht. Er möchte Wirkung erzielen.
Christian Pfister Nach der Ära der Verschwendung Ab den späten 1950er-Jahren wurde Energie günstig. Die Ölfunde im Mittleren Osten machten es möglich. Sie beschleunigten unseren Lebenswandel, steigerten die Produktivität der Wirtschaft gewaltig und erhöhten die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in nie da gewesenem Ausmass. Diese Entwicklung gerät nun an ihr Ende.
Esther Hürlimann Folgenreiche Entdeckungen Der Glaube an die Wissenschaften ist eng mit der Hoffnung auf einen ständigen Fortschritt verbunden. Dass technologische Errungenschaften auch nachteilige Folgen für Mensch und Umwelt haben können, wird am Klimawandel besonders deutlich. Joseph Black – der Entdecker des Kohlenstoffdioxids, der zugleich die Entwicklung der Dampfmaschine befeuerte – verkörpert diese Ambivalenz exemplarisch.
Dominik Joos Bäume können es nicht mehr richten Neue Technologien ermöglichen es, CO2 aus der Luft zu filtern oder bei der Entstehung einzufangen und irgendwo für immer zu speichern. Ist das die klimarettende Lösung?
Simonetta Sommaruga im Gespräch mit Esther Hürlimann und Reto Wilhelm «Gute Klimapolitik muss sozialverträglich sein» Zur Erreichung eines globalen Klimaschutzes ist die Politik gefordert. Wo setzt die Schweiz als kleines Land mit einer starken internationalen Ausstrahlung ihre klimapolitischen Ziele? Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat als Umwelt-, Verkehrs- und Energieministerin gerade drei Dossiers in ihren Händen, die für das Erreichen einer gesunden Klima- und Energiepolitik notwendig sind. Wir haben sie zum bigger picture interviewt.
Stephen Neff im Gespräch mit Daniel Zinnenlauf «Uns geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um ein Maximum an Klimaschutz» Die Kompensation von Kohlenstoffdioxid kann gegen das globale Phänomen der Klimaerwärmung helfen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Umsetzung komplex – und weltpolitisch nicht unumstritten. Die Stiftung Myclimate gehört zu den bekanntesten Schweizer Kompensationsanbietern – und dies seit zwanzig Jahren. CEO Stephen Neff über die Effektivität der Kompensation.
Dominik Joos Weniger Verbrauch bei zunehmender Mobilität Der Verkehr muss fossilfrei werden. Daher verbannt die EU den Verbrennungsmotor. Neue, klimaneutrale Treibstoffe und Antriebe wie Elektro oder Wasserstoff werden es gemeinsam richten müssen.
Dominic Roser im Gespräch mit Anina Rether «Es ist eine Illusion, dass sich acht Milliarden Menschen freiwillig in eine Richtung bewegen» Der Klimawandel wirft als Erstes wirtschaftliche und politische Fragen auf. Wie steht es aber mit den ethisch-moralischen Herausforderungen, die damit unweigerlich einhergehen? Welche Verpflichtungen haben wir zukünftigen Generationen gegenüber? Welches Handeln ist moralisch? Der Philosoph und Ökonom Dominic Roser gibt Antworten.
rika Suter Klimafakten und Klimalügen – ein Check Wie ist es möglich, dass der wissenschaftliche Konsens systematisch ignoriert, geleugnet und verfälscht wird? Ein Blick hinter die Mechanismen der Desinformation.