Heute haben John Keats * 1795 Nadeschda Mandelstam * 1899 Jean Amery * 1912 Dick Francis * 1920 Geburtstag _____________________________________________
Heinrich von Kleist Freund, versäume nicht zu leben…
Freund, versäume nicht zu leben, Denn die Jahre fliehn; Und es wird der Saft der Reben Uns nicht lange glühn! _____________________________________________
Eine faszinierende Neuerscheinung:
Keine andere Person des Renaissance-Zeitalters um 1500 hat mich bisher so in ihren Bann gezogen wie der gelehrte Jurist und Theologe, Ulmer Pfarrer und Münsterprediger Ulrich Krafft. Er war ein Reformer vor der Reformation, der zeigt, dass Luther nicht vom Himmel gefallen ist. Er war ein Aufklärer vor der Aufklärung, der an die Vernunft der Menschen appellierte und die Augen ihrer Vernunft für Gott öffnen wollte. Und er war ein geistiger Dirigent der Stadt von einzigartiger Orientierungskraft. Die Arbeit an diesem Buch war daher für mich ein Weg voll faszinierender Entdeckungen.
Dr. Berndt Hamm, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg
Heute haben Lena Christ * 1881 Paul Valéry *1871 Etra Pound * 1885 Georg Heym * 1887 Kostas Karyotakis * 1896 Agota Kristof * 1935 Geburtstag. Und ganz herzliche Geburtstagsgrüße nach Norwegen an Irmi. __________________________________________________
Winfried Bauer Corona-Herbst
Wie Nebelschwaden aus den Auen Steigen Zahlen aus dem Gewirr absoluter Gedankengänge Ein klammer Hauch weht über die abgeernteten Felder Der Vernunft Und lässt mich schaudern angesichts Des Einerseits-und-Außerdems
Wo ist das Licht, frag ich Und sei es nur ein Funke in der Nacht Ein leises Ja, ein abgetrotztes Doch Verdreht, allein, bist du bereit Die Welt als Schauspiel auszulegen Im Schein der Bühne erst verliert sich deines Egos Klage
Wenn Tiefe so zur Höhe wird, der Tod zur Lust am Leben Erfahren wir vielleicht, wer weiß, letztendlich Gnade _______________________________________________________
Andreas Steinhöfel: „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ Mit Bildern von Peter Schössow Carlsen Verlag € 16,00
Vor ein paar Tagen habe ich hier auf dem Blog geschrieben, dass ich am Lesen des fünften Bandes der Rico und Oskar Abenteuer bin. Da war ich schon richtig begeistert. Das Buch wurde aber immer besser und mittlerweile denke ich, dass dies der beste Band der Reihe ist. Andreas Steinhöfel hat seine Figuren weiterentwickelt, baut eine zweite Erzählebene ein und aus einem kleinen Kriminalfall wird eine komplizierte Familiengeschichte. (Leider gibt es den Roman „Griseldis“ von Hedwig Courths-Mahler, hier Kurzmaler, nicht mehr. Dies als kleinen Hinweis, für alle, die das Buch schon gelesen haben) Dieses Video der Lesung von Andreas Steinhöfel nehme ich zum Anlass noch einmal auf dieses sehr starke Buch hinzuweisen. Und: Das Buch können, sollten auch Erwachsene lesen.
Heute haben Otto Flake * 1880 Zbigniew Herbert * 1924 Geburtstag ____________________________________________________
Theodor Fontane Rum-Lied
Mit einer Rumflasche zum 14.November 1866
Und ist auch noch so dünn der Tee Und tut dir irgendwo was weh, – Rum, Rum, Und alle Schmerzen werden stumm.
Und liest du ein “sensations”-Buch Voll Gift und Mord und Vaterfluch, – ‘rum, ‘rum, Nicht alle Bücher sind so dumm.
Und geht im Leben etwas schief Und steht der Barometer tief, – ‘rum, ‘rum, Ein Tag gestaltet alles um.
Und ärgert dich ein Blick, ein Wort, Tu’s rasch deiner Seele fort; – “‘rum, ‘rum” Ist aller Weisheit Satz und Summ’.
Und ist man endlich worden alt Und wird es öd und wird es kalt, – ‘rum, ‘rum, Wir wechseln unser Publikum. Als Bolle schließlich weiter wollte, vergnügt er sich von hinnen trollte.
Munter fing er an zu rennen – und sich gänzlich aufzutrennen. Zu Ende ist des Lebens Lauf! Wer wickelt nun die Wolle auf? ______________________________________________
Liebe Kundinnen und Kunden, so ungefähr wissen wir jetzt, was uns in den nächsten Wochen erwartet. U.a. dürfen wir ab Montag nur eine bestimmte Anzahl von KundInnen in den Laden lassen. Deshalb denken Sie jetzt schon an Weihnachten. Schauen Sie jetzt schon nach Geschenken für Ihre Lieben um. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, Sie in aller Ruhe zu beraten und Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen. Hier auf dem Blog gibt es zwei neue Rubriken (ganz oben auf der Startseite). Die eine heißt „Bücherliste“ und zeigt Ihnen nochmals in Kurzform unsere Bücher- und Musiktipps der vergangenen Monate. Die Titel sind verlinkt und Sie kommen dann sofort auf unsere Besprechungen. Die zweite Rubrik „Kalender 2021“ beinhaltet Links zu Verlagen, aus deren Programm wir Kalender im Laden haben. Hier können Sie in den Katalogen stöbern und Monatsblätter anschauen. Geplant ist auch eine Abholstation für Ihre bestellten Bücher im Büro von Ralf Milde am Judenhof. Dort verpacken wir Ihnen auch gerne Ihre Bücher als Geschenk. Damit versuchen wir mehr „Luft“ im Buchladen zu schaffen. Zusätzlich zu unseren normalen Öffnungszeiten (9.00 – 18.00 Uhr) können Sie mit uns einen individuellen Beratungstermin von Montag bis Freitag zwischen 18.30 bis 20.00 Uhr vereinbaren. Buchbestellungen kommen normalerweise über Nacht. An den Packstationen unseres Großhändlers stehen das Jahr über je zwölf Personen. Coronabedingt dürfen jetzt nur drei Menschen dort arbeiten. Das heisst, es wird dort rund um die Uhr gearbeitet, um unsere Wünsche zu erfüllen. Und wenn jetzt noch das Weihnachtsgeschaft dazukommt, wird es sicherlich eng. Deshalb auch hier: Denken Sie rechtzeitig an Ihre Bücherwünsche. Geben Sie uns womöglich einen, oder zwei Tage länger für die Besorgung. Wir sind da und versuchen das Meiste möglich zu machen Wir organisieren auch wieder unseren Ausfahrservice. Das Bistro beim Erdapfel ist nach wie vor unsere Abholstation in Söflingen.
Bleiben Sie beschützt und gesund. _______________________________________________________________________
Die Ärzte: „Hell“ Hot Action € 19,99
Verdammt. Schluss mit dem Gejammer. Legt die neue Scheibe der Ärzte auf. Die macht Laune, gibt Kraft. Die Ärzte sagen wo es lang geht, nehmen kein Blatt vor den Mund. Frech, rotzig, punkig, lustig, banal, genial. Politisch komplett unkorrekt und deshalb so aktuell, da politische Unkorrektness alltäglich geworden ist. Die beste Ärzte CD.
Heute haben Evelyn Waugh * 1903 Uwe Tellkamp * 1968 Geburtstag ___________________________________________________
Eduard Mörike Falsche Manier
Ach, ich merkte, Feund, du möchtest Gern pikant dein süß Gedicht: Aber in der Pfeffermühle Mahlt man keinen Zucker nicht. ____________________________________________________
Liebe Kundinnen und Kunden, wir wissen nicht, was in den nächsten Wochen auf uns zukommt. Deshalb denken Sie jetzt schon an Weihnachten. Schauen Sie jetzt schon nach Geschenken für Ihre Lieben um. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, Sie in aller Ruhe zu beraten und Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen. Hier auf dem Blog gibt es zwei neue Rubriken (ganz oben auf der Startseite). Die eine heißt „Bücherliste“ und zeigt Ihnen nochmals in Kurzform unsere Bücher- und Musiktipps der vergangenen Monate. Die Titel sind verlinkt und Sie kommen dann sofort auf unsere Besprechungen. Die zweite Rubrik „Kalender 2021“ beinhaltet Links zu Verlagen, aus deren Programm wir Kalender im Laden haben. Hier können Sie in den Katalogen stöbern und Monatsblätter anschauen. Geplant ist auch eine Abholstation für Ihre bestellten Bücher im Büro von Ralf Milde am Judenhof. Dort verpacken wir Ihnen auch gerne Ihre Bücher als Geschenk. Damit versuchen wir mehr „Luft“ im Buchladen zu schaffen. Zusätzlich zu unseren normalen Öffnungszeiten (9.00 – 18.00 Uhr) können Sie mit uns einen individuellen Beratungstermin von Montag bis Freitag zwischen 18.30 bis 20.00 Uhr vereinbaren. Buchbestellungen kommen normalerweise über Nacht. An den Packstationen unseres Großhändlers stehen das Jahr über je zwölf Personen. Coronabedingt dürfen jetzt nur drei Menschen dort arbeiten. Das heisst, es wird dort rund um die Uhr gearbeitet, um unsere Wünsche zu erfüllen. Und wenn jetzt noch das Weihnachtsgeschaft dazukommt, wird es sicherlich eng. Deshalb auch hier: Denken Sie rechtzeitig an Ihre Bücherwünsche. Geben Sie uns womöglich einen, oder zwei Tage länger für die Besorgung. Wir sind da und versuchen das Meiste möglich zu machen Wir organisieren auch wieder unseren Ausfahrservice. Das Bistro beim Erdapfel ist nach wie vor unsere Abholstation in Söflingen.
Heute haben Dylan Thomas * 1914 Sylvia Plath * 1932 Gerd Brantenberg * 1941 Margaret Mazzantini * 1961 Zadie Smith * 1975 Geburtstag ____________________________________________
Dylan Thomas Do Not Go Gentle Into That Good Night
Do not go gentle into that good night, Old age should burn and rave at close of day; Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right, Because their words had forked no lightning they Do not go gentle into that good night. ______________________________________________
Bernward Gesang: „Mit kühlem Kopf“ Über den Nutzen der Philosophie für die Klimadebatte Hanser Verlag € 24,00
Bernward Gesang ist Professor für Philosophie und Wirtschaftsethik in Mannheim und befasst sich in diesem Buch mit den vielen Facetten des Klimawandels, oder vielmehr, wie gehen wir mit dieser kommenden Katastrophe um. Dass sie kommen wird, davon ist er felsenfest überzeugt. Aber wie dagegen vorgehen? Wie können wir sie noch abwenden? Was müssen wir bewegen? Was können wir noch tun und lassen und was muss sofort in die Hand genommen werden? Das Besondere ist Gesangs Art und Weise, wie an die Problematik rangeht. Er analysiert ein Argument und setzt ein Gegenargument daneben. Vergleicht, wägt ab und schließt die Kapitel mit den jeweiligen „Transformationsfallen“ ab. Er hält nichts von plakativen Sprüchen, sondern geht den Dingen auf den Grund. Wie er das allerdings macht, ist besonders. Er vergleicht unsere aktuelle Situation mit einem Science Fiction, mit einem Heldenepos wie „Herr der Ringe“. Wie können wir gegen das Unglaubliche, das Unvorstellbare vorgehen. Das klingt komisch, gibt diesem Fachbuch jedoch auch eine humorvolle Note. Er stellt am Ende Lösungen vor, die mehr als plausibel sind. Aber: Viel Zeit bleibt uns nicht, wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Erde hinterlassen wollen.
Bernward Gesang, Jahrgang 1968, studierte in Bonn und Münster Philosophie und habilitierte sich 2000 in Düsseldorf, wohin er 2006 als Professor berufen wurde. Seit 2009 unterrichtet er an der Universität Mannheim auf dem Lehrstuhl für Philosophie mit Schwerpunkt Wirtschaftsethik. Letzte Veröffentlichungen: Wirtschaftsethik und Menschenrechte (UTB 2016), Darf ich das oder muss ich sogar? (Piper 2017).
Ja, es herbstet allerorten, und man sucht nach vielen Worten, die die Angst vorm Lockdown schüren, zu dem könnt‘ manch Dummheit führen.
Dummheit von den taffen Typen, die mit lauter alten Mythen glauben sich als Gernegroß, wenn sie zu uns rücksichtslos.
Rücksichtslos und ohne Abstand drücken sie uns an die Wand, hinter der das Virus lauert, dessen Dasein länger dauert.
Dessen Dasein ist bald aus, sagt der kluge deutsche Klaus. Denn wenn Trump die Wahl gewinnt, auch das Virus sich besinnt.
Will das Virus was vertuschen, eh noch Schlimmeres verpfuschen bald bei Cern die Bauernfänger? Leiden wir deshalb noch länger?
Ja, es gibt solche Verschwörungstheorien über den US-amerikanischen Trump und das Schweizerische Cern. Wie kommen Leute nur auf solche Ideen? Da gehen mir glatt die Reime aus. Wer auch immer da oben sein mag, bitte, wirf Hirn herab, und das nicht zu knapp!
Und es bleibt zum Glück zu hoffen, dass Kultur kann bleiben offen. Denn nach jeder klaren Quelle, häufen sich dort nicht die Fälle.
Die Kultur erquickt uns alle und ist keine Viren-Falle. Drum tu ich abschließend kund: „Macht in Kultur und bleibt gesund!“
Heute haben Adalbert Stifter * 1805 Aravind Adiga * 1974 Geburtstag. ___________________________________________________________
Adalbert Stifter Müdigkeit
Ich hab‘ geruht an allen Quellen, Ich fuhr dahin auf allen Wellen, Und keine Straße ist, kein Pfad, Den irrend nicht mein Fuß betrat.
Ich hab‘ verjubelt manche Tage, Und manche hin gebracht in Klage, Bei Büchern manche lange Nacht, Und andere beim Wein durchwacht.
Viel mißt‘ ich, viel hab‘ ich errungen, Auch Lieder hab‘ ich viel gesungen, Und ausgeschöpft hat dieses Herz Des Lebens Lust, des Lebens Schmerz.
Nun ist der Becher leer getrunken, Das Haupt mir auf die Brust gesunken, Nun legt‘ ich gern mich hin und schlief‘, Unweckbar, traumlos, still und tief!
Mir ist, mir ist, als hört ich locken Von fernher schon die Abendglocken, Und süße, weiche Traurigkeit Umweht mich: Komm, ’s ist Schlafenszeit. ________________________________________________________
Hilmar Klute: „Oberkampf“ Galiani Verlag € 22,00
Im wirklichen Leben ist Hilmar Klute Journalist bei der Süddeutschen Zeitung und u.a. zuständig für das tägliche Streiflicht auf Seite eins. Sein erster Roman, der vor ein paar Jahren erschienen ist, wurde hochgelobt und jetzt, in diesem wilden Sommer, erschien sein zweiter „Oberkampf“. Der Name klingt im ersten Moment fremd, bezieht sich jedoch auf ein Viertel, eine Metro-Station in Paris. Dort, wo Klute mit Familie für zwei Jahre gewohnt hat. Der Roman spielt im Jahr 2015. Jonas ist in den Vierzigern, löst sein Büro in Berlin auf, trennt sich von seiner Partnerin und zieht auf Verlagskosten nach Paris, um dort die Biografie von Richard Stein, einem alten österreichischen Schriftsteller, zuschreiben. Klute bedient sich aller Klischees, die wir über intellektuelle Männer in der Mitte ihres Lebens kennen. Er nimmt Paul Nizon als Vorbild für Richard Stein. Er breitet jeden Mythos über Pariser Flair, Cafés, Brasserieren, Musik, das französische Lebensgefühl aus. Er lässt Jonas schon in der ersten Nacht über die zwanzig Jahre jüngere Christine stolpern. Er findet aber als Autor ein sehr gelunges Gegengewicht in der Sprache, den Formulierungen und Assoziationen. Dazu kommt noch, dass kurz nach Jonas‘ Ankunft das Attentat auf Charlie Hebdo verübt wird und vieles nicht mehr so ist, wie kurz zuvor. Jonas erlebt hautnah, was mit seinen Mitmenschen nach diesen Morden passiert. Wie sie denken, reden und reagieren. Gleichzeitig ist Jonas selbst in seinem unaufgeräumten Leben verstrickt und hat auch noch den extrentischen, narzistischen, übergriffigen alten Autoren am Hals. „Oberkampf“ ist ein leicht zu lesender Roman voller Anspielungen auf unsere brüchigen Existenzen, vermischt mit dem Chaos in der so sicheren westlichen Welt. Doch das Leben geht weiter und endet damit, dass Jonas sich mit Christine bei einem Punk-Konzert im Pariser Musikclub Bataclan trifft.
Heute haben Ivan Bunin * 1870 Doris Lessing * 1919 Jacques Berndorf * 1936 Geburtstag ______________________________________________________________________
Karoline von Günderode Vorzeit, und neue Zeit
Ein schmahler rauher Pfad schien sonst die Erde. Und auf den Bergen glänzt der Himmel über ihr, Ein Abgrund ihr zur Seite war die Hölle, Und Pfade führten in den Himmel und zur Hölle.
Doch alles ist ganz anders nun geworden, Der Himmel ist gestürzt, der Abgrund ausgefüllt, Und mit Vernunft bedeckt, und sehr bequem zum gehen.
Des Glaubens Höhen sind nun demolieret. Und auf der flachen Erde schreitet der Verstand, Und misset alles aus, nach Klafter und nach Schuhen. ________________________________________________________________________
Dirk Pope: „Still!“ Hanser Verlag € 15,00 Jugendbuch ab 14 Jahren
„Manche sagen, ich rede nicht viel. Allein das ist ein Beleg dafür, dass einige zu viel reden.“, so beginnt der Roman. Ja, da hat Mariella recht. Es wird zu viel geredet. Ruhe herrscht nirgendwo mehr. (Sprach)Lärm überall. Und somit hat sie sich vom Sprechen verabschiedet. Sie redet mit niemandem mehr. Nicht mit ihren Eltern, nicht mit ihren MitschülerInnen. Dies führt natürlich zu immer größeren Problemen, bis hin zum handgreiflichen Mobbing in der Schule. Gleichzeitig macht sich Mariella viele Gedanken über Worte und Wörter, über Dauerberieselungen und den Komponisten Arvo Pärt und dessen Thesen zur Stille. Sie lässt in ihrem Kopf verschiedene Menschen zu Wort kommen, die mit ihr über Ruhe, Stille diskutieren. Als Mariella über den tauben Stan stolpert, ändert sich sehr viel bei ihr. Hier herrscht Ruhe und gleichzeitig eine andere Verständigung per Whatsapp und Zeichensprache. Eine Kommunikation, die beiden liegt und zu mehr wird, als nur ein Smalltalk-Geplänkel. „Wer nicht redet, schadet weder sich noch seiner Umwelt. Im Gegenteil, viele Leute würden ihren Mitmenschen keinen größeren Gefallen tun, als einfach mal den Mund zu halten.“ Dirk Pope hat einen starken, schmalen Roman über eine Jugendliche geschrieben, die mit ihrer Umwelt nicht mehr klarkommt und eine radikale Konsequenz daraus gezogen hat. Dass dieser Zustand nicht auf Dauer bleiben kann, scheint fast klar und so findet der Autor, in diesem immer spannender werdenden Roman, ein sehr besonderes Ende. Ein Jugendbuch, das sich mit seinen verschiedenen Ebenen, seinen Einschüben und Gedanken, lohnt zu lesen.
Heute haben Arthur Rimbaud * 1854 Paul Valery * 1871 Peter Bamm * 1897 Otfried Preußler * 1923 Oskar Pastior * 1927 Elfriede Jelinek * 1946 Geburtstag _______________________________________________________________________
Christian Morgenstern Blätterfall
Der Herbstwald raschelt um mich her. Ein unabsehbar Blättermeer Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz Mitklagen will den großen Schmerz: Sei stark, sei stark und schweige!
Du lerne lächeln, wenn das Laub Dem leichteren Wind ein leichter Raub Hinabschwankt und verschwindet. Du weißt, dass just Vergänglichkeit Das Schwert, womit der Geist der Zeit Sich selber überwindet. ___________________________________________________________________________
Jocelyne Saucier: „Was dir bleibt“ Aus dem Französischen von Sonja Finck und Frank Weigand Suhrkamp Verlag € 22,00
Mit dem dritten Roman, der auf deutsch erschienen ist, bleibt sich Jocelyne Saucier ihrer Gegend treu. Zuerst waren es die alten Männer in den ewigen Wäldern Kanadas, dann die Familie mit über zwanzig Kindern und jetzt eine 76 jährige Frau, Gladys, die einen Zug besteigt und als verschwunden gilt. Die Autorin lässt uns an dieser Reise teilnehmen. Einer Reise durch verschwundene Zeiten, nicht mehr vorhandene Zugstrecken und dahinschwindenden Leben und Biografien. „À train perdu“ heisst der Roman im Original. Erzählt wird diese lange Reise durch Ort und Zeit von einem Journalisten, der Jahre später die Reise nachfährt und Menschen und Bekannte von Gladys von damals befragt. Das hat mich zu Beginn irritiert, dann erkannte ich aber den genialen Trick, den sich Saucier ausgedacht hat, in dem sie Gladys nicht selbst die Geschichte erzählen lässt. Und wieder wartet Saucier mit verrückten, fast unglaublichen Geschichten auf, wie zum Beispiel der School Trains. In einem solchen war Gladys‘ Vater Lehrer und sie wuchs in einem dieser Züge auf, der in regelmäßigen Runden durch das fast unbewohnte Kanada fuhr, für eine Woche Unterricht vor Ort (im Zug) gab und dann nach einigen Wochen wieder auftauchte (und die Hausaufgaben kontrollierte). Genauso tauchen eigenwillige, eigenbrötlicherische Menschen auf, die von der Eisenbahn abhängig sind. Über diese große Strecken hinweg gibt es Freundschaften, die Gladys pflegt(e) und die sich auf ihrer letzten Reise als sehr nützlich erweisen. Ein Buch über die Suche nach der verlorenen Zeit, über abknickende Biografien und unterschiedlichste Lebensläufe in dieser abgelegenden Welt und nicht in Berlin Mitte, Paris, oder New York, das süchtig auf’s Bahnfahren macht.
Der Sturm ist vorbei, die umngefallenen Bäume werden zersägt und der eine oder andere Stranbdkorb aus den Wellen gefischt. Auf Usedom kommt die Sonne raus und Internet gibts um die Ecke im Freien.
Ein tapferer Begleiter in dieser stürmischen Zeit ist Rico mit seinen neuen Aufzeichnungen.
Andreas Steinhöfel: „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ Carlsen Verlag € 16,00 Keine Altersangabe. Wäre ja gelacht.
Rico erlebt stürmische Zeiten. Er ist verliebt in Sarah, er verkracht sich mit Oskar. Der Spielplatz der Gang soll bebaut werden und Frau Dahling besorgt sich ne Waffe und eine Zugfahrkarte, da sich ihr Geliebter nicht mehr aus der Kur meldet und sie sich denkt, er hat sich einen Kurschatten angelacht. (Hier müsste jetzt eigentlich Ricos Kommentar zu Kurschatten kommen!). Die Besitzerin des Spielplatzgrundstückes ist die rote Frau mit der speziellen Frisur, die nicht mit sich reden lässt. Nur gut, dass es den Heinrich gibt, der Rico Tipps gibt, die hartherzige Dame rumzukriegen. Heinrich und seine Frau, die schöne Cilly, wohnen auf einem Hausboot mittemang in Berlin. Heinrich sortiert Fotos und Cilly schießt mit Erbsen auf Enten. Gegen diese wilde Geschichte ist der erste Herbststurm auf Usedom ein leises Geplätscher.
Ich drücke Rico die Daumen, dass er es schafft, den Spielplatz zuerhalten, dass es mit Oskar zu einer Versöhnung kommt. Zumal das Buch ja auch Mistverständnis heisst. Ach: Und hoffentlich benutzt Frau Dahling nicht ihre Waffe.