Dienstag, 31.Oktober

Heute haben
John Keats * 1795
Nadeschda Jakowlewna Mandelstam * 1899
Jean Améry * 1912
Dick Francis * 1920
Roger Nimier * 1925
Ernst Augustin * 1927
Geburtstag
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„Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht ‚auf sich beruhen lassen’, weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwärtigkeit werden könnte.“
Jean Améry
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Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis


Necati Öziri: „Vatermal
Claassen Verlag € 25,00


Necati Öziris Debütroman war auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023. Geschafft hat er es nicht, den Hauptpreis zu bekommen, aber er hat einen nachhallenden Roman veröffentlicht.
Falls Sie das obige Filmchen schon angesehen habe, möchte ich mich nicht groß wiederholen, denn Necati Öziri erzählt schon wichtige Dinge.
Zum Inhalt so viel: Der 20jährige Arda liegt mit Organversagen auf der Intensivstation und sucht das Gespräch mit seinem Vater, den er nicht Vater, Papa, nennen kann. So also: Metin. Der Vater ist zurück in die Türkei, in irgendwelchen Gefängnissen verschwunden. Zurückgeblieben sind Ardas Mutter Ümran und seine Schwester Aylin, die vor lauter Hass auf ihre Mutter schon sehr früh die gemeinsame Wohnung verlassen hat.
Über den vielen Familiengeschichten stehen Themen, wie Rassismus, als Ausländer keine Chance zu haben, sie aber doch zu nutzen, seinen eigenen Weg zu finden, auf dem es jede Menge Stolperfallen gibt.
Necati Öziri schreibt für das Theater und das merkt man dem Sound des Buches an. Zurecht unter den letzten sechs Büchern gelandet und mich hätte es nicht gewundert, wenn er den Preis gewonnen hätte.
Auf jeden Fall eine sehr lohnenswerte Lektüre. Auch für jüngere LeserInnen.

Necati Öziri, geboren in einer der vielen grauen Ecken des Ruhrgebiets („Hölle Hölle Hölle!“), hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin sein drittes Leben, schreibt, macht Theater und manchmal einen auf Intelelli, wofür ihm sein sechzehnjähriges Ich wahrscheinlich eine Schelle verpassen würde. In seinen Texten ist natürlich alles wahr. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Seitdem versucht er zu schreiben, nicht wie die Welt ist, sondern wie sie sich anfühlt. Er ist erbitterterer Feind von Kälte, Lactose und Kurz-Biographien. 
Als Theaterautor schreibt er für das Maxim Gorki Theater, das Nationaltheater Mannheim und das Schauspielhaus Zürich. Öziri trifft sich regelmäßig mit alten Versionen seiner selbst, sie sitzen in Schulheften voller Kaffeeflecken herumblätternd auf dem Boden von Ämtern und warten (worauf eigentlich?) oder sie chillen auf Bänken am Bahnhof und bieten ihm einen Joint  an.  Bei  den  45.  Tagen  der  deutschsprachigen  Literatur  (Ingeborg-Bachmann-Preis) gewann er den Kelag-Preis  und  den  Publikumspreis.  Als  Kurator  leitet  er  zudem  das Internationale  Forum  des  Theatertreffens  der Berliner  Festspiele.  Bei  Wut  und  anderer Erregung dunkelrote Färbung der Ohren. 
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Demnächst bei uns in der Buchhandlung:

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Auf tagesschau.de gefunden:

Noch weniger Zeit für 1,5-Grad-Klimaziel?

Wie viel Zeit hat die Menschheit noch, um das 1,5-Grad-Ziel des Klimaabkommens zu erreichen? Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass das CO2-Budget schneller aufgebraucht sein könnte als bislang berechnet.
Das Ziel des Klimaabkommens, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, könnte noch schwieriger einzuhalten sein, als bislang angenommen. Eine Forschergruppe vom Imperial College London schließt aus neuen Daten und Berechnungen, dass die Menschheit deutlich weniger CO2 ausstoßen darf als noch im Sechsten Weltklimabericht geschätzt.
Bei weltweiten CO2-Emissionen auf dem Niveau von 2022 wäre diese Menge in etwa sechs Jahren aufgebraucht, schreibt die Gruppe um Robin Lamboll im Fachjournal „Nature Climate Change“. …

Den kompletten Artikel gibt es hier.
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Wetter-Bilanz für Oktober
Sehr mild und teils rekordverdächtig nass

Höchsttemperaturen von stellenweise mehr als 30 Grad und vor allem im Norden zu viel Regen: Der zu Ende gehende Monat reiht sich laut Deutschem Wetterdienst in die fünf wärmsten Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen ein.
Der Oktober 2023 war in Deutschland laut vorläufiger Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) außergewöhnlich nass. Wie der DWD berichtete, handelte es sich um den regenreichsten Oktober seit dem Jahr 2002.
Der in Offenbach ansässige Wetterdienst registrierte mit rund 100 Litern pro Quadratmeter knapp 80 Prozent mehr Niederschlag als in der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zu den Werten der Periode 1991 bis 2020 habe das Plus fast 60 Prozent betragen. …

Den Artikel gibt es hier zum Nachlesen.


Montag, 30.Oktober


Heute haben
Lena Christ * 1881
Paul Valéry *1871
Ezra Pound * 1885
Georg Heym * 1887
Kostas Karyotakis * 1896
Agota Kristof * 1935
Geburtstag.
Und ganz herzliche Geburtstagsgrüße nach Norwegen an Irmi.
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„Mei Ruah will i habn! I brauch koan Burschn zum Fensterln; wer si net zu der Tür ‚reitraut, soll ganz wegbleibn!“
Lena Christ
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Germana Fabiano: „Mattanza
Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt
Mare Verlag € 23,00

Am kommenden Freitag, den 3.November kommt Germana Fabiano zu uns in die Buchhandlung und wird ab 19 Uhr ihr Buch „Mattanza“ vorstellen. Ihr erstes Buch in deutscher Übersetzung.
Mattanza“ heisst ins Deutsche übersetzt „Schlachten“. Und um den seit Jahrhunderten tradierten Thunfischfang geht es in diesem Roman. Die Dorfgemeinschaft, auf einer kleinen italienischen Insel im Mittelmeer, lebt von diesem Fang, der einmal im Jahr stattfindet. Hunderte, tausendende Thunfische werden getötet und, in Dosen verarbeitet, verkauft. Diesem Ereignis fiebern alle entgegen und hören auf die Worte des Raìs, dem König des Thunfischfangs, der sein Wissen an seine Kinder und Enkel weitergibt, die dann wiederum als Raìs das Kommando, die Last und Bürde haben. Leider gibt es keine männlichen Nachfolger und so übernimmt die junge Eleonora, die Enkelin, die Aufgabe, die Fischer am richtigen Tag, zur richten Stelle zu führen.
Germana Fabiano erzählt über eine vergangene Welt, voller Traditionen und Verpflichtungen, schildert das brutale Abschlachten der Thunfische, aber auch die Biografien diverser schräger, eigenwilliger DorfbewohnerInnen.
Aber nicht nur der Thunfischfang verändert sich durch die Meeresverschmutzung und die japanischen Fangschiffe, sondern auch im Dorf gibt es Neues. Die ersten Touristen kommen. Zuerst gehasst und dann als notwendige Einnahmequelle hofiert. Später kommen dann weitere Fremde auf die Insel. Menschen die in überfüllten Booten auf der Insel landen und das Dorfgefüge ein weiteres Mal auf die Probe stellen.
Germana Fabiano erzählt anhand des Lebens von Nora, über das Anprangern der Brutalität des Thunfischfangs und unser Verhalten gegenüber geflüchteten Menschen, die nichts haben, ausser dem, was sie auf dem Körper tragen. Nicht zu reden von den tausenden Menschen, die das Meer verschlungen hat.
Ein Lesegenuss voller Poesie und brutaler Wirklichkeit, Wehmut, Wut und Verzweiflung.

Leseprobe
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Auf tagesschau.de am 28.Oktober gefunden:

Mehrere Tote
Migrantenboot vor sizilianischer Küste gekentert

Ein Fischerboot mit Migranten an Bord ist vor Sizilien aus ungeklärter Ursache umgekippt. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben. Das Boot soll in Tunesien gestartet sein.
Ein Boot mit Migranten an Bord ist vor der Küste Siziliens in Seenot geraten und gekentert. Fünf Leichen seien danach am Strand der Gemeinde Marinella di Selinunte im Westen der italienischen Mittelmeerinsel angespült worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Küstenwache. Einsatzkräfte der Küstenwache und der Polizei suchen vor dem Küstenabschnitt nach Vermissten.
Italienischen Medienberichten zufolge kippte das alte und seeuntaugliche Fischerboot aus noch ungeklärter Ursache um und riss die Menschen an Bord ins Wasser. …

Den kompletten Beitrag finden Sie hier.

Freitag, 27.Oktober

Heute haben
Rudolf Leonhard * 1889
Dylan Thomas * 1916
Kasimierz Brandys * 1916
Sylvia Plath * 1932
Gerd Brandenberg * 1941
Zadie Smith * 1975
Geburtstag
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„Das einzige Mittel, das Leben zu ertragen, ist: es schön zu finden.“
Rudolf Leonhard
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Unser Buchtipp:

Adam Soboczynski: „Traumland
Der Westen, der Osten und ich
Klett-Cotta Verlag € 20,00

Nach „Niemcy“ zieht 1981 der kleine Adam Soboczynski. In’s Paradies, wie sich das Wort erklären lässt, reist die Familie von Polen nach Deutschland, nach Koblenz. Hier ist also der goldene Westen. Es gibt alles zu kaufen und keine Schlangen zum Anstehen. Aber ist die Stadt am Rhein wirklich die Traumstadt? Soboczynski schreibt in sieben Kapiteln über das Hineinwachsen in diese westliche Gesellschaft, die noch sehr von Häkeldeckchen und dem Denken aus der Zeit des Nationalsozialismus geprägt ist, und dem Zurücklassen der dörflichen Welt mit seinen alteingewachsenen Familienstruklturen. Er schreibt über seine Schulzeit, über Hierachien Deutsche-Polen-Türken, die durch das westliche System gefördert werden.
Acht Jahre später fällt die Mauer und alles wird gut. Alles? Naja, Helmut Kohl wird kurz darauf mit Eiern beworfen und gleichzeitig kommt zu einer Angleichung zwischen Ost und West, zwischen Polen und Deutschland, was u.a. das Konsumverhalten anbelangt.
Adam Soboczynski erzählt mit viel Humor aus seinem Leben und verquickt dies mit den Zeitläuften der beiden Länder, über Veränderungen, die auch an den Familienverhältnissen nicht Halt machen und kommt bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine.
Eine Biographie, ein Geschichtsbuch, an Band mit Essays und das alles kurz zusammengefasst und bestens geeignet für ein paar Leseabende.

Adam Soboczynski, geboren 1975 im polnischen Torun, lebt in Berlin und Hamburg und leitet das Ressort Literatur im Feuilleton der ZEIT.

Leseprobe
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Wer jetzt schon mal in den Roman „Mattanza“ schauen will, … wir haben Exemplare im Laden.

Ein Requiem auf eine untergegangene Welt“
NDR

Fabianos Figuren eint die Tatkraft und Energie, mit denen sie sich weit größeren Mächten entgegenstellen. Eine fesselnde Lektüre.
La Repubblica

Germana Fabiano hat einen ganz schönen Erzählton
Deutschlanddfunk Kultur

‚Mattanza‘ ist ein Geschichtsbuch voller längst vergessener Traditionen
Freie Presse

In einem einzigartigen epischen Ton, der wie der Nachhall uralter Erzählungen wirkt, lässt die Sizilianerin Germana Fabiano die Geschichte einer Insel lebendig werden, die gegen ihr Verschwinden ankämpft.
Brigitte

Donnerstag, 26.Oktober

Heute haben
Andrej Beyi * 1880
Karin Maria Boye * 1900
Jan Wolkers * 1925
John Arden * 1930
Ulrich Plenzdorf * 1934
Pat Conroy * 1945
Carlo Lucarelli * 1960
Geburtstag
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Georg Trakl
Im Herbst

Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,
Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker müh’n sich singend die Frau’n,
Die Klosterglocken läuten darein.

Die Vögel sagen dir ferne Mär,
Die Klosterglocken läuten darein.
Vom Hof tönt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.

Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
Und schön bemalt vom Sonnenschein.
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Unser Bilderbuchtipp:

Daniela Kulot: „Im Herbstwald
Thienemann Verlag € 15,00
Bilderbuch ab 4 Jahren

Der Herbst ist da und so langsam verfärben sich die Blätter. Die Felder sind meist abgeerntet, Äpfel und Nüsse hängen aber noch in den Bäumen. Fuchs, Maus und Rabe vermissen die Wärme, die Sonne und das viele Futter, das im Sommer leicht zu finden ist. Nur das wuselige Eichhörnchen macht sich da nichts draus. Es lebt fröhlich in den Tag hinein und findet den heranziehenden Sturm richtig spannend. Und der kommt mit aller Kraft. Die Tiere verstecken sich so gut es geht und erleben gleich mehrere tolle Überraschungen, als der Wind sich gelegt hat.
Eine einfache Kindergeschichte, die prima zur Jahreszeit passt und uns daran erinnert, mit positiven Gedanken in die Zukunft zu schauen.

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Heute Abend bei uns in der Buchhandlung:

Christiane Wachsmann und Martin Mäntele reden über neue Publikationen und die aktuelle Ausstellung in der HfG Ulm.
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Nach einem sehr schönen Abend mit Judith Hermann im Club Orange, kommt am
Freitg, 3.11. um 19 Uhr Germana Fabiano mit ihrem Roman: „Mattanza“ zu uns in die Buchhandlung.
Wir freuen uns.

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Auf tagesschau.de gefunden:

Artensterben, Wassermangel, Hitze
Forscher warnen vor Risiko-Kipppunkten

Zu wenig Wasser, aussterbende Tierarten, zu hohe Temperaturen: Forscher benennen in einem neuen Report sechs Risiko-Kipppunkte. Sind sie überschritten, ist es kaum noch möglich gegenzusteuern. Auch Weltraumschrott spielt dabei eine Rolle.

Von Artensterben über Wassermangel bis zu den Gefahren von Weltraumschrott – sogenannte Schlüsselrisiken bedrohen die Welt. Die Folgen könnten zu unumkehrbaren Schäden führen, wenn die Menschheit nicht umsteuert. Das ist die Botschaft des nun veröffentlichten Reports „Interconnected Disaster Risks“ der Universität der Vereinten Nationen in Bonn.

Am Rand der Kipppunkte

Die Hauptautorin des Berichts, Zita Sebesvari, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Indem wir maßlos unsere Wasserressourcen ausbeuten, die Natur und die Artenvielfalt zerstören und sowohl die Erde als auch den Weltraum verschmutzen, bewegen wir uns gefährlich nahe an den Rand mehrerer Risiko-Kipppunkte.“

Ein solcher Punkt ist laut Report erreicht, wenn ein System nicht mehr in der Lage ist, Risiken abzufedern und gewisse Funktionen zu erfüllen. „Unser Handeln gefährdet diese wichtigen Pufferkapazitäten, auf die wir dringend angewiesen sind“, sagte Sebesvari. Die Umweltkatastrophen der vergangenen Jahre wie Dürreperioden, Überschwemmungen und Wirbelstürme zeigten dies deutlich.

Der Bericht benennt sechs Risiken:

  • Eskalierendes Artensterben
  • Erschöpfung des Grundwassers
  • Gletscherschmelze
  • Weltraumschrott
  • Unerträgliche Hitze
  • Verlust von Versicherbarkeit

Hier geht es zum kompletten Artikel auf tagesschau.de
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Mittwoch, 25.Oktober


Heute haben
Pablo Picasso * 1884
Peter Rühmkorf * 1929
Harold Brodkey * 1930
Anne Tyler * 1941
Leif Davidsen * 1950
Jakob Hein * 1971
Geburtstag
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„Die Krise der Lyrik hängt auch damit zusammen, dass man sie nicht verfilmen kann.“
Peter Rühmkorf
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Gestern haben wir den neuen Sachbuchroman von Florian Illies ausgepackt:


Florian Illies: „Zauber der Stille“
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten
S.Fischer Verlag € 25,00

2024 hat Caspar David Friedrich seinen 250.Geburtstag. Große und kleinere Ausstellungen u.a. in Hamburg und Berlin würdigen diesen einzigartigen Maler. 2025 wandern seine Bilder dann ins Metropolitan Museum in New York.
Florian Illies ist ein Fuchs. Sein Buch „1913“ hat er so terminiert, dass es 2013 auf allen Büchertischen lag. Es wurde zu einem enormen Erfolg. Sein Schreibstil war etwas neues und hat weitere AutorInnen darin bestärkt, in dieser Art Bücher zu schreiben. Nach seinem Buch „Liebe in Zeiten des Hasses“ jetzt also mit einer Punktlandung ein Buch über den wundersamen Maler Friedrich, der heute als der Maler der Romantik zählt. Das war jedoch nicht immer so.
Florian Illies versteht es wieder wunderbar zu unterhalten, uns sein Wissen und seine jahrelange Recherearbeit so locker und humorvoll zu präsentieren, dass wir gar nicht merken, wieviel Informationen wir über den Maler, seine Kollegen, seine Familie und hauptsächlich seine Zeit aufsaugen.
Goethe war der aufdringliche Friedrich zu viel, so dass er gerne eines seiner Wolkenbilder an der Tischkante zerschlagen wollte. Viele seiner Bilder sind verbrannt, sein Werk wurde oft verkannt, vergessen, von den Nazis wieder hochgelobt, von den 68ern vernichtend bewertet. Walt Disney war begeistert und ließ sein Bambi durch Friedrichsche Landschaften laufen. Die Frankfurter Unterwelt hat aus dem Museum zwei Turner mitgehen lassen und einen Friedrich, der halt daneben hing. Illies berichtet von einer wahren Räuberpistole, über welche Wege die Bilder wieder ins Museum gekommen sind.
Bei der Buchpräsentation saßen der Verlagsleiter Oliver Vogel und Florian Illies auf dem Podium und es war sicherlich ein Gespräch zwischen den beiden geplant. Florian Illies sprudelte jedoch los, dass es kein Halten gab und nach einer Stunde hatte zwar Oliver Vogel immer noch sein Mikro in der Hand, kam aber kaum zu Wort. So ähnlich wird es Ihnen auch beim Lesen gehen,dass Sie gar nicht merken, wieviel schon gelesen haben, weil sich eine an die andere herrliche Geschichte reiht.

Gute Unterhaltung.

Leseprobe
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Heute abend ist Judith Hermann in der Volkshochschule im Club Orange.
Morgen abend kommt die HfG zu uns in die Buchhandlung und Christiane Wachsmann und Martin Mäntele berichten über „Kunststoff – Zauberstoff“ und den „Ulmer Hocker.

Dienstag, 24.Oktober

Heute haben
Dorothea Schlegel * 1764
August von Platen * 1796
Wenedikt Jerofejw * 1938
Walter Kappacher * 1938
Zsuzsa Bánk * 1965
Geburtstag
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„Glücklich ist ein bisschen viel. Sagen wir lieber: nicht unglücklich. Kein bisschen unglücklich. Nicht ein winziges bisschen unglücklich.“
Zsuzsa Bánk aus: „Schlafen werden wir später“
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Toni Morrison: „Sehr blaue Augen
Aus dem Amerikanischen von Tanja Handels
Mit einem Vorwort der Autorin und einem Nachwort von Alice Hasters

„Ich wollte dieses Buch lesen, und niemand hatte es geschrieben, also dachte ich, dass ich es schreiben würde, um es zu lesen.“
Toni Morrison

Das Debüt der Nobelpreisträgerin Toni Morrison ist in diesem Herbst in einer Neuübersetzung erschienen. Mit Vor- und Nachwort und diversen Anmerkungen versehen, in denen u.a. auf rassistische Bemerkungen hingewiesen wird und wie die Übersetzerin damit umgegangen ist.
Allein das deutet darauf hin, wieviel Sprengstoff damals und auch heute in diesem Roman stecken.
Toni Morrison erzählt die Geschichte dreier Schwarzer Mädchen im Jahr 1941in der Kleinstadt Lorain, Ohio (der Geburtsstadt der Autorin).
Claudia, die jüngste der drei hasst ihre blonde (Barbie)Puppe, zerlegt sie und will wissen, wie dieses Hartplastikding innen aussieht. Ihre ältere Schwester Frieda (10 Jahre) ist ihr eine enge Vertraute, mit der sie sich beratschlagen kann. Sie kommen in Kontakt mit der 12jährigen Pecola, mit der das Schicksal übel mitspielt. Pecola möchte blaue Augen, sehr blaue Augen und träumt so zu sein wie Shirley Temple.
Toni Morrsion schreibt diesen Roman nicht linear, sondern in Schleifen, in denen sie auf die Lebensläufe einzelner Personen eingeht und in denen wir erfahren, warum sich diese dann in diesem Jahr 1941 so verhalten.
Als Überschriften benutzt sie Sätze aus einer US-Fibel und wiederholt sie in Endlosschleifen, um zu zeigen, wie banal sie sind und wie wenig sie mit der Welt der drei Mädchen zu tun haben.
Ich war komplett gefesselt von der Geschichte und wie Toni Morrison sie aufgebaut hat. Dieses Aufwachsen in einer Welt voller Rassismus, Ausgegrenztsein, Sexismus ist auch 80 Jahre später schwer auszuhalten und es hat sich vielleicht nicht so viel grundlegend geändert.
Schreibt Carson McCullers in „Frankie“ vom gleichnamigen Mädchen, das raus aus der Enge will, ist Claudia so verbunden mit ihrer Welt, dass es für sie wohl keinen Ausweg geben kann.
Fast möchte ich schreiben: Ein Muss. Die 180 Seiten sind ein großes Stück Weltliteratur.

„Toni Morrisons Bücher verändern das Leben. In ihnen bekommen die zu oft Übersehenen und Ausgegrenzten eine Bühne, beschrieben mit unglaublich schöner Sprache und Feingefühl, sodass sie selbst in brutalen Momenten nie die Würde und Menschlichkeit verlieren.“ 
Alice Hasters

Toni Morrison wurde 1931 in Lorain, Ohio, geboren. Sie studierte an der renommierten Cornell University Anglistik und hatte an der Princeton University eine Professur für afroamerikanische Literatur inne. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen ‚Sehr blaue Augen‘, ‚Solomons Lied‘, ‚Menschenkind‘, ‚Jazz‘, ‚Paradies‘ und diverse Essaysammlungen. Sie war Mitglied des National Council on the Arts und der American Academy of Arts and Letters. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, u. a. mit dem National Book Critics‘ Circle Award und dem American-Academy-and-Institute-of-Arts-and-Letters Award für Erzählliteratur. 1993 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur, und 2012 zeichnete Barack Obama sie mit der Presidential Medal of Freedom aus. Toni Morrison starb am 5. August 2019.
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Morgen abend, Mittwoch, 25.10., ist Judith Hermann mit ihrem neuen Buch in der vh Ulm.
Beginn: 19 Uhr
Der Club Orange ist ausverkauft. Vielleicht gibt es noch Plätze im Foyer.
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Am Donnerstagabend, 26.10. um 19 Uhr sind Christiane Wachsmann und Martin Mäntele bei uns im Buchladen und erzählen über zwei Neuerscheinungen und über die aktuelle Ausstellung in der HfG Ulm.
Eintritt frei.

Freitag, 20.Oktober

Guten Morgen Westerland

Literarisches auf dem Friedhof von Keitum gefunden.



Und ein Namenskollege:


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„Das Weib ist ein Kerl“
Theaterstück von Wolfgang Schukraft

„Ein echter Kerl, der keiner ist. Ein Mensch zwischen den Geschlechtern: spannendes Theater …  
Djurovic präsentiert den Kerl mit verletzlichem Wesen mit unaufgeregter Präzision, ohne hochkochende Emotion geht es tief hinein in die Felspalten der Seele.
Von Schukraft kompakt ohne Längen und Überzeichnungen in Szene gesetzt. … 
Viel Beifall im Saal.“ 

Uli Landthaler, Südwest-Presse

Nächste Aufführungen am
Sonntag 22.10., Freitag, 27.10. und Samstag, 28.10.
Beginn jeweils 19 Uhr
Im Kunstverein/Schuhhaussaal, Kramgasse 4 in Ulm
Vorverkauf bei uns in der Buchhandlung

Dienstag, 17.Oktober


Heute haben
Georg Büchner * 1813
Emanuel Geibel * 1815
Alfred Polgar * 1873
Arthur Miller * 1915
Miguel Delibes * 1920
Mo Yan * 1955
Geburtstag und es ist der Todestag von Ingeborg Bachmann.
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„Der müde Leib findet sein Schlafkissen überall, doch wenn der Geist müd‘ ist, wo soll er ruhen?“
Georg Büchner aus „Leonce und Lena“
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Der Jastram Blog macht eine Woche Urlaub und meldet sich sporadisch mit neuen Lesetipps.
Im Moment und mittendrin:


Forian Illies: „Zauber der Stille

Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten
S.Fischer Verlag € 25,00

Das Buch erscheint am 25.Oktober

Viel mag ich noch nicht über dieses Buch schreiben, wahrscheinlich darf ich auch noch gar nicht.
Nur soviel: Wer „1913“ und/oder „Liebe in Zeiten des Hasses“ von Florian Illies gelesen hat und weiss, wie er seine Bücher konstruiert, wird einen riesigen Spaß an dieser Reise durch die Zeiten haben. Eine Geschichte jagt die andere, eine Verbindung nach der anderen tut sich auf. Wie doch alles zusammenhängt.
Ein lehrreiches Lesevergnügen.
2024 ist der 250.Geburtstag des Malers und in Hamburg gibt es eine große Ausstellung seiner Werke.
Dass ein großer Teil seiner Bilder verbrannt ist, erfahren Sie im ersten Kapitel des Buches mit der Überschrift „Feuer“.

Montag, 16. Oktober


Heute haben
Oscar Wilde * 1854
Armin T.Wegner * 1886
Eugene O´Neill * 1888
Dino Buzzati * 1906
Günter Grass * 1927
Gerold Späth * 1939
Geburtstag
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„Ich glaube, daß Zukunft nur dann möglich sein wird, wenn wir lernen, auf Dinge, die machbar wären, zu verzichten, weil wir sie nicht brauchen.“
Günter Grass
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Unser Buchtipp:

Benjamín Labatut: „Maniac
Aus dem Englischen von Thomas Brovot
Suhrkamp Verlag € 26,00

Ein verstörender, ein aufwühlender, ein erhellender Roman, der vielleicht auch ein erzählendes Sachbuch ist. Der Autor Labatut vermischt Fakten, Biographisches, Reales mit Fiktivem. Er stellt zwei Personen in den Mittelpunkt seines Buches. Einerseits Paul Ehrenfest, der gleich zu Beginn des Romanes seinen Sohn und danach sich umbringt. Warum? Das erklärt Benjamín Labatut in den folgenden Kapiteln und zeigt uns einen zerissenen Wissenschaftler, der immer mehr ins Irreale abtriftet. Als zweite Person ist es John von Neumann, ein mathematisches Wunderkind, der Pionier der künstlichen Intelligenz, der Vordenker des Personal Computers, der Erfinder der Spieltheorie und Geburtshelfer der Atombombe beim Manhattan-Projekt. Hier lässt er 15 fiktive Personen ihre Erfahrungen mit Neumann erzählen. Und so ganz langsam kommen wir diesem Genie näher.
Heute, im hier und jetzt, ist KI im Alltag angekommen. Tagesschausprecher können mir geklonter Stimme ihre Vorträge in verschieden Sprachen vortragen. Sogar ihre Lippenbewegungen werden der fremden Sprache angepasst. Macht uns KI überflüssig? Was kommt überhaupt auf uns zu? Was ist mit unseren Gefühlen? Beherrscht KI Liebe?
Kabatuts Roman endet mit dem Kampf Maschine gegen diverse GO-Meister, bei der die Künstliche Intelligenz haushoch gegen die Spieleprofis gewinnt.
Ein Roman über Denker, der zum (nach)denken anregt.

Leseprobe
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Im Moment bei uns im Schaufenster:

Individualaufbau für Bikepacking mit Pinion-Tretlagergetriebe
CrMo-Rahmen von Fort + Surly-Gabel
27,5″ Gravel-Laufradsatz mit Nabendynamo + Supernova-Beleuchtung
Gilles-Berthoud Kernledersattel aus Frankreich
Konzipiert, designed und gebaut bei Pedaleur in Ulm

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Jetzt bei uns in der Buchhandlung:

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Die nächste Veranstaltung bei uns in der Buchhandlung:


Donnerstag, 26.10.2023 19:00 Uhr bei uns in der Buchhandlung
„Kunststoff – Zauberstoff“ und Ulmer Hocker

Buchvorstellung mit Dr. Martin Mäntele (Leiter des HfG-Archivs und Ausstellungskurator)
und Christiane Wachsmann (Ausstellungskuratorin).

„Der Ulmer Hocker. Idee – Ikone – Idol“
Was haben eine Kreissäge, Platons Höhlengleichnis und Max Bill gemeinsam? Sie alle haben einen bedeutenden Anteil an der Herausbildung eines der berühmtesten Designklassikers des 20. Jahrhunderts. Kaum ein Gegenstand ist unscheinbarer als der „Ulmer Hocker“ und doch hat keiner mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Das Buch zeigt die Bedingungen, unter denen der Ulmer Hocker entstand sowie sein Nachleben in zahlreichen Reprisen. Es wirft einen neuen Blick auf diesen Designklassiker und löst darüber hinaus ein originelles Modell von Geschichtsschreibung ein, das als wegweisend für weitere Untersuchungen betrachtet werden kann.

„Kunststoff – Zauberstoff. Freiheit und Grenzen der Gestaltung“
Wie kein anderer Werkstoff stehen die modernen Kunststoffe für die Demokratisierung in der Welt der Dinge. Sie eignen sich als Ersatz für traditionelle Materialien, sind billiges Ausgangsmaterial für massenhaft hergestellte Pfennigartikel, aber auch hochwertige Werkstoffe für Industrieprodukte mit langer Lebensdauer.
An der Ulmer Hochschule für Gestaltung (1953–1968) entwickelte sich der Beruf des Produktgestalters zu seiner heutigen Form. Gleichzeitig kamen immer mehr Kunststoffe auf den Markt. Die neuen Materialien eigneten sich für den Modellbau und waren zugleich eine Verheißung für die Gestaltung zukünftiger Industrieprodukte. Wie aber sollte man mit ihnen und den zahlreichen neuen Gestaltungsmöglichkeiten umgehen? Und wie ließen sich mit den neuen Möglichkeiten der Massenproduktion die alten Ideale der Guten Form umsetzen?

Ort: Kulturbuchhandlung Jastram, Schuhhausgasse 6, 89073 Ulm

Samstag, 14.Oktober


Heute haben
Margarete Susman * 1872
Katherine Mansfield * 1888
E.E.Cumming * 1894
Péter Nádas * 1942
Geburtstag
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Paul Heyse
Zwei Bübchen sah ich heut

Zwei Bübchen sah ich heut, in Lumpen beide,
Eins barfuß, eins mit Stiefeln ausgerüstet,
Danach wohl keine Seele sonst gelüstet –
Fast wie das Messer ohne Griff und Schneide.

Sein Spielgesell indessen sah’s voll Neide,
Wie sich der Freund mit seinem Schuhwerk brüstet;
Denn ob es auch der Zahn der Zeit verwüstet,
Strahlt der Besitzer doch in stolzer Freude.

Den Soldo, den er erst erbetteln müssen,
Gab er dem Stiefelputzer, mit Grimassen -!
Grinsend vom einen bis zum andern Ohre.

Und sein Triumphblick that der Welt zu wissen:
Wer Stiefel hat, kann sie auch putzen lassen,
Und wer sie putzen läßt, ist ein Signore.
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Heute gibt es mal wieder einen Jastram-Info-Blog.

Die Veranstaltung mit Judith Hermann, am Mittwoch, den 25.10. in der vh ist ausverkauft.
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“Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an!”
Hochschulgottesdienst zum Thema Klimaschutz mit Vertreter*innen der Letzten Generation und Fridays for Future und Studierendenpfarrer Stephan Schwarz
am Sonntag, 15.10., 10.30 Uhr in der Lukaskirche

Denken und Handeln, Glauben und Tun gehören zusammen.
Verkürzt könnte man auch mit Wilhelm Busch sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Dazu gehört auch, dass wir uns als Kirche für „Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung“ einsetzen. Wir tun dies im Kleinen in der Lukaskirche, indem wir uns als faire Gemeinde verstehen und versuchen, entsprechend zu handeln. Und über den Sommer haben wir in den Gottesdiensten der Gesamtkirchengemeinde darüber nachgedacht, wie uns die Vorstellung des „Paradieses“ helfen kann, für eine bessere Welt einzutreten. Wir bleiben dran, unter anderem mit einem Hochschulgottesdienst zum Thema Klimaschutz am 15. Oktober in der Lukaskirche.
Über den Kaffeestand an der Universität Ulm bin ich mit jungen Studierenden zusammengetroffen, die sich bei der „Letzen Generation“ und „Fridays for Future“ für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Mit ihnen gemeinsam wollen wir überlegen, wie der Klimawandel auf der Erde abgemildert werden kann, so dass auch die nächsten Generationen auf diesem Planeten gut leben können.
Von daher: „Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an!

Stephan Schwarz, Pfarrer Stephan Schwarz,
Ulmer Studentengemeinden, Evangelische Studierendengemeinde
Evangelisches Hochschulpfarramt Ulm
Münchner Straße 1, 89073 Ulm
Tel. 0731  375 20 13
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Montag, 16.10. von 18:30 – 20.00
Neue Romane des Jahres 2023

In Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte Ulm
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 6,00
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Dienstag, 7.November ab 19 Uhr
„Jastrams 1.Seite“

Clemens Grote liest aus vier neuen Romanen
Eintritt frei