Freitag, 29.Juni

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Heute haben
Johann Heinrich Campe * 1746
Giacomo Leopardi * 1798
Antoine de Saint-Exupery * 1900
Oriana Fallaci * 1930
Ror Wolf * 1932
Geburtstag.
Und auch Anne-Sophie Mutter.
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Ada Christen (1839-1901)
Nach dem Regen

Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.

Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niedern Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.

Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
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Vita Sackville-West:Eine Frau von Geist
Der geheimnisvolle Zauber des Puppenhauses von Königin Mary
Illustriert von Kate Baylay
Aus dem Englischen von Isabelle Fuchs
Gerstenberg Verlag € 26,00

Dieser charmante Text wurde 1924 für Königin Mary verfasst, die 170 Schriftsteller-Innen fragte, ob sie nicht etwas für das königliche Puppenhaus schreiben könnten. Vita Sackville-Wests kleiner Text wurde in Leder gebunden in die Puppenstuben-Bibliothek gestellt, jetzt erst (wieder)entdeckt und zum ersten Mal veröffentlicht. Die jugendstilartigen Illustrationen passen sehr gut zu dieser kleinen Geschichte, die der Gerstenberg Verlag im Großformat herausgebracht. Im Original war es in Leder gebunden und wahrscheinlich deutlich kleiner.
Und der Text? Eine kleine Geschichte um ein Gespenst, eine junge Frau, die sich im Puppenhaus eingerichtet hat, aber von niemanden entdeckt wird. Immer wieder sehen wir in den Illustrationen große Augen mit Lupen, die nach dem Wesen suchen, sie aber nicht finden, obwohl doch im Weinkeller, eine Flasche aus dem Regal gefallen ist und die Badewanne benutzt wurde.
Vita Sackville-West, die hier bekannter durch ihre Gartenanlage in Sissinghurst ist, versteckt in ihrem Märchen viele Andeutungen auf ihr Privatleben, ihre Liebe zu Virginia Woolf und ihre große Liebe zur Weltliteratur. Auch das Gespenst hat die Bibliothek durchgeforstet und erzählt, dass sie sich mit den bekanntesten Literaturmenschen getroffen hat. Sie lauschte Boccaccio, traf sich mit dem chinesischen Kaiser, Dornröschen, Blaubart und der Prinzessin auf der Erbse.
Lassen Sie sich überraschen und lesen Sie unbedingt das sehr informative Nachwort von Matthew Dennison zur Entstehungsgeschichte und zu den Hintergründen von „Eine Frau von Geist“.
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Heute abend bei uns in der Buchhandlung:

Freitag, 29.Juni um 19 Uhr
Wei Zhang: Eine Mango für Mao

Eine Veranstaltung der Universität Ulm, Zentrum für Sprache und Philologie

China 1968. Kulturrevolution. Das Leben ist geprägt von materiellem Mangel und extremer Politisierung. Durch den zunächst naiv wirkenden Blick der fünfjährigen Yingying demaskiert die Autorin die Absurdität des Alltagsgeschehens. Wei Zhang gelingt mit »Eine Mango für Mao« eine zeitlose, kritische und persönliche Betrachtung von Zwischenmenschlichem in Diktaturen.

Yingying ist fünf, als sie verstehen muss, dass selbst ein Konto mit einem verschwindend geringen Kindersparbetrag als Hochverrat gelten kann: Als das Pfahlhaus ihrer Großmutter Nainai enteignet wird, versucht sie, ihr Geld abzuheben – aber setzt sie damit nicht ein Signal, das ihrer Familie schadet? Privateigentum ist schließlich verboten!

Das Mädchen lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung auf dem Areal ihrer Schule. Hier spielt sich ihr ganzes Leben ab: rivalisierende Cliquen in der Nachbarschaft, regimekritische Lehrer, der Tod des Onkels, die Mango als Kultobjekt und eine erste Liebe. Yingyings unbefangener Blick auf den Alltag in einer Diktatur entlarvt deren Absurdität. Ein großer Roman über die Menschlichkeit in totalitären Systemen.
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Dienstag, 3.Juli um 19 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor.

Mareike Krügel: Die Tochter meines Vaters
Jacqueline Woodson: Ein anderes Brooklyn
Marco d’Eramo: Die Welt im Selfie
Francesca Melandri: Alle, außer mir

Es liest Clemens Grote.
Eintritt frei

Donnerstag, 28.Juni

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Heute haben
Luigi Pirandello *1867
Helen Keller * 1880
Frank O’Hara *1926
Rafael Chirbes * 1949
Geburtstag
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Heute auf dem Lyrikkalender.
Dort allerdings nur die letzte Strophe.

Ludwig Uhland
Naturfreiheit

Leben, das nur Leben scheinet,
Wo nicht Herz, nicht Auge spricht,
Wo der Mensch zur Form versteinet,
Machst du ganz mein Herz zunicht?
Die mich oft mit Trost erfüllet,
O Natur, auch du so leer?
Tief in Eis und Schnee gehüllet,
Blickst du frostig zu mir her.

Hör ich nur ein Waldhorn klingen,
Hör ich einen Feldgesang,
Rühret gleich mein Geist die Schwingen,
Fühlt der Hoffnung frischen Drang.
O Natur, voll Muttergüte,
Gib doch deine Kinder frei,
Sonnenstrahl und Quell und Blüte,
Das auch ich erlöset sei!

Mit den Lüften will ich streifen,
Rauschend durch den grünen Hain;
Mit den Strömen will ich schweifen,
Schwimmend in des Himmels Schein;
In der Vögel Morgenlieder
Stimm ich frei und freudig ein;
Alle Wesen sollen Brüder,
Du, Natur, uns Mutter sein!
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Kerascoët: „Mein Weg mit Vanessa
Bilderbuch ab 3 Jahre
Aladin Verlag  €14,95

Einfach toll. Ein großformatiges Bilderbuch mit einer dramatischen Geschichten und das alles ohne Worte. Ja, das geht. Wie uns die Bilderbuchmacher hinter dem Pseudonym Kerascoët vormachen.
Ein dunkelhäutiges Mädchen kommt neu in die Klasse und sitzt natürlich etwas hilflos in ihrer Schulbank. Während die anderen spielen, steht sie für sich alleine. Als sie auf dem Heimweg von einem Mitschüler grundlos angebrüllt wird, sieht dies ein anderes Mädchen aus ihrer Klasse. Dieser Vorfall geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie traut sich jedoch nicht, es ihren Eltern zu erzählen. Sie weiss nicht wie. Grübelnd liegt sie im Bett, bis ihr später ein toller Einfall kommt.
Dadurch niummt die Geschichte Fahrt auf. Immer mehr Kinder, Mitschüler mit allen Hautfarben schließen dem an, was sich das Mädchen für Vanessa ausgedacht hat. Die Seiten füllen sich und werden bunter und bunter.
In einem Nachwort erzählen uns die Autoren, wie wir alle mit Mobbing und Fremdsein umgehen können/sollen.
Ein wundervolles Bilderbuch zum Thema Toleranz und Mitmenschlichkeit, ohne ein Wort zu verlieren!

Hinter dem Pseudonym Kerascoët verbergen sich die 1978 geborene Marie Pommepuy und der 1975 geborene Sébastien Cosset. Kerascoët – ein kleiner Ort in der Bretagne – steht für ausgezeichneten Comic und liebevolle Illustrationen. Das Künstlerehepaar lebt und arbeitet in Paris.

Mittwoch, 27.Juni

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Heute haben
Frank O’Hara * 1926
Joao Guimaraes Rosa * 1908
Rafael Chirbes * 1949
Geburtstag.
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Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt, –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.
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Lucy Cousins:Tock Tock Tock
Aus dem Englischen von Ebi Naumann
Dicke Pappe für Kinder ab 3 Jahren
Aladin Verlag 9,95

Der kleine Specht weiß nicht, wie man hackt. Und so bittet er seinen Vater um Hilfe. Kaum hat er den Bogen raus, hackt er in alles, was ihm vor den Schnabel kommt. Überall hört man nur: Tock, tock, tock.

Heut hat mein Papa mir gesagt:
„Auf geht’s, mein Sohn, jetzt wird gehackt!“

„Das Hacken ist des Spechtes Stolz,
drum hack, hack, hack, hack hack ins Holz!“

Tock Tock Tock
„Schau her, juchhu!
ich hab ein Loch im Nu.“

So hackt der kleine Racker erstmal ein Loch ins Gartentor, dann in die Haustüre, in die Kleider im Flur und in alles, was im Wohnzimmer rumsteht. Er findet so richtig Lust an der Hackerei und kann gar nicht mehr aufhören. Die Löcher sind ins Buch gestanzt und es werden immer mehr, bis die Seite aussieht, wie ein Sieb. Aber dann kann der Kleine Specht nicht mehr. Sein Schnabel sieht auch ganz mitgenommen aus und er fliegt nach Haus. Dort erzählt er stolz von den vielen Löchern, die er gehackt hat. Aber der Specht-Papa schickt ihn ins Bett. Ohne Hacken. Das soll der Kleine jetzt nur im Traum machen.

„Kuss Kuss Schluss“

Ein reizendes, lustiges Bilderbuch von der Mausi-Autorin. Mit den Reimen macht sie jedem Kind ganz sicher eine große Freude.
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Moment mal: Hardy hat dran geglaubt.

Die Südwestpresse berichtet über Hartmut Bögel und seine Radl-Reise zur Fußball-WM in Russland.

https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/alb-donau/hardy-hat-dran-geglaubt-27046217.html

Hier ist Hartmut Bögels Blog: https://hardy-radelt-2018.tumblr.com/

Dienstag, 26.Juni

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Heute haben
Martin Anderson Nexö * 1869
Pearl Buck * 1892
Stefan Andres * 1906
Slawomir Mrozek * 1930
Sigrid Löffler * 1942
Joseph von Westphalen * 1945
Peter Sloterdijk * 1947
Geburtstag
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Petra Elsner

Auf die Narben meines Herzens
und in die Schlafreise
fällt Goldregen.
Mild und sacht.
Ein schwarzer Vogel
segelt durch die Nacht
und trägt auf seinen Schwingen
die Schatten ins Verborgene,
bevor der neue Tag erwacht.

Gefunden auf dem schönen Blog von Petra Elsner:
http://www.schorfheidewald.de/
Danke.
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Ella Frances Sanders:Auch Affen fallen mal von Bäumen
Über 50 kuriose Sprichwörter aus der ganzen Welt
Aus dem Amerikanischen von Marion Herbert
DuMont Verlag € 18,00

Auf einem Krabbenbrot hereinrutschen“ (schwedisch), „Wenn du schwimmst, trink Wasser“ (indonesisch), „Zu groß für eine Tischdecke und zu groß für eine Serviette“ (niederländisch), „Pferd Pferd, Tiger Tiger“ (mandarin), oder „Mein Auge ist mit mir mitgegangen“ (maltesisch), ….
Die Redewendungen, Sprüche und Sprichwörter in diesem kleinformatigen Buch sind mal komisch, mal romantisch oder auch philosophisch, immer aber offenbaren sie die bemerkenswerte Vielfalt, den Humor und die Eindringlichkeit der Sprachen und Kulturen der Welt. Wie schon in ihrem ersten Buch „Lost in Translation“ hat die Autorin Ella Frances Sanders Redensarten gesammelt, die man im üblichen Sprachunterricht nicht kennenlernt. Es sind die Sprüche, die man erst dann versteht, wenn wir die Erklärungen dazu lesen. Dann gibt es jedoch ein großes Aha, Ja genau, Stimmt, Ha!
Was soll zum Beispiel: „Pferd Pferd, Tiger Tiger“ bedeuten?
Wenn wir lesen, dass es nicht Fisch und nicht Fleisch ist, so lala, dann wird es uns schon viel klarer.
Ich mag keine weitere Erläuterungen geben, sondern auf die witzigen Illustrationen hinweisen und Ihnen noch ein Sprichwort mit auf den Weg geben:
Im Sauerkraut radeln„.
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Unsere nächste Veranstaltung:

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Freitag, 29.Juni um 19 Uhr
Wei Zhang: „Eine Mango für Mao“

Eine Veranstaltung der Universität Ulm, Zentrum für Sprache und Philologie
Bei uns in der Buchhandlung

China 1968. Kulturrevolution. Das Leben ist geprägt von materiellem Mangel und extremer Politisierung. Durch den zunächst naiv wirkenden Blick der fünfjährigen Yingying demaskiert die Autorin die Absurdität des Alltagsgeschehens. Wei Zhang gelingt mit »Eine Mango für Mao« eine zeitlose, kritische und persönliche Betrachtung von Zwischenmenschlichem in Diktaturen.
Yingying ist fünf, als sie verstehen muss, dass selbst ein Konto mit einem verschwindend geringen Kindersparbetrag als Hochverrat gelten kann: Als das Pfahlhaus ihrer Großmutter Nainai enteignet wird, versucht sie, ihr Geld abzuheben – aber setzt sie damit nicht ein Signal, das ihrer Familie schadet? Privateigentum ist schließlich verboten!
Das Mädchen lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung auf dem Areal ihrer Schule. Hier spielt sich ihr ganzes Leben ab: rivalisierende Cliquen in der Nachbarschaft, regimekritische Lehrer, der Tod des Onkels, die Mango als Kultobjekt und eine erste Liebe. Yingyings unbefangener Blick auf den Alltag in einer Diktatur entlarvt deren Absurdität. Ein großer Roman über die Menschlichkeit in totalitären Systemen.

Freitag, 21.Juni

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Der Jastram-Blog macht heute und morgen Pause.
Am Sonntag gibt es Sonntagsskizzen von Detlef Surrey.
am Dienstag geht es mit dem Blog weiter und
am Freitag haben wir eine Lesung mit der chinesischen Autorin Wei Zhang, die aus Zürich angereist kommt. Mit im Gepäck ihr Roman „Eine Mango für Mao„, der im Salis Verlag erschienen ist.

Mittwoch, 20.Juni

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Iller und Donau ganz braun.

Heute hat
Kurt Schwitters * 1887
Geburtstag
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Klabund
Sommerabende, ihr lauen

Sommerabende, ihr lauen,
Bettet mich auf eure Kissen,
Laßt in Fernen, dunkelblauen,
Meiner Träume Wimpel hissen.

Stunden, die am Tag sich placken,
Feiern nächtlich froh verwegen,
Und ich fühl um meinen Nacken
Zärtlich sich zwei Arme legen.

Ist die Seele liebeswund?
Heißren Atem haucht der Flieder,
Und der rote Himmelsmund
Neigt sich üppig zu mir nieder.
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Jetzt als Taschenbuch:

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Clarice Lispector:Der große Augenblick
Mit einem Nachwort von Colm Tóibín
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby
btb  € 9,00

Der schmale Roman der brasilianischen Autorin hat es im Februar 2016 auf Platz 2 der swr-Bestenliste geschafft. 1977 im Original erschienen, ist es auch der letzte Roman der Autorin, die im gleichen Jahr verstorben ist.
Ein Autor sitzt am Schreibtisch und muß über Macabéa schreiben. Eine junge Frau aus dem Nordosten des Landes, die sich in der Hauptstadt als einfache Schreibkraft durchschlägt. Sie ist dünn, nagt am Hungertuch, ist hässlich, geistig sehr unbedarft und erwartet auch nicht viel vom Leben. Der Autor hingegen, der sich immer wieder einbringt, Kommentare abgibt, holpert durch seinen Text. Er will die Realität ablichten, was aber nicht so einfach geht. Er gibt diesem Roman mehr als zehn andere Titel, weil er nicht weiß, wohin das alles noch führen wird. Wie auch schon in den früheren Romanen von Clarice Lispector, herrscht auch hier ein mittleres Durcheinander. Nicht nur in den Köpfen von Macabéa und des Autoren, sondern auch im Schreibstil. Wir mäandern durch den beschreibenen Lebensabschnitt, haben es plötzlich mit einem langen, abgehackten Dialog zu tun, sind mit Macabéa und ihrem „Freund“ im Zoo und plötzlich wieder in der Gedankenwelt des Aufschreibenden.

„Auch ich habe mich von Misserfolg zu Misserfolg auf mich beschränkt, will aber wenigstens noch der Welt begegnen und ihrem Gott, meine Grenzen zu überschreiten, das hat mich fasziniert. Beim Schreiben lüge ich nicht. Was ich schreibe, ist mehr als eine Fiktion, ich habe die Pflicht, von dieser jungen Frau zu erzählen, wie es Tausende gibt. Ebenso obliegt es mir, sei es auch in wenig kunstvoller Weise, ihr Leben für sie zu offenbaren. Denn es gibt das Recht zu schreien.“

Macabéa ist so unbedarft, daß es 40 Jahre nach Erscheinen des Romanes schon fast lustig, satirisch klingt. Sie fragt wie ein kleines Kind, will wissen, was um sie herum vorgeht und fällt am Ende doch auf eine Hellseherin herein. Ihr werden so viele hässliche Dinge an den Kopf geworfen und doch macht sie immer weiter, ohne groß nachzufragen, wie ihre Mitmenschen mit ihr umgehen, was sie von ihr halten. Damit tut sich auch der Schriftsteller schwer. Er würde ja gerne anders und liebevoller mit seiner Figur umgehen. Aber es geht nicht. Sie ist in diese Welt geworfen, die nicht für sie gebaut ist und auch sie ist nicht für diese Welt geschaffen.

„Gewiss hätte sie verdient, in den Himmel der Windschiefen zu kommen, wohin nur gelangt, wer krumm gewachsen ist. Nur geht es nicht um den Zugang zum Himmel, es geht ums Schiefe auf der Welt. Ich versichere euch, wenn ich könnte, würde ich für Verbesserung sorgen.“

Das Buch hat mich sehr gefesselt und eine große Empathie für Macabéa entstehen lassen, obwohl sie als Gesprächspartnerin sehr anstrengend gewesen sein könnte. Ganz sicher. Manchmal dachte ich, daß so ein Text auf die Bühne gehört. Er wäre unglaublich intensiv, frech, ironisch und liebenswert.

Dienstag, 19.Juni

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Heute haben
Friedrich Theodor Vischer * 1807
Czeslaw Milosz * 1911 (Nobelpreis 1980)
Philippe Jacottet * 1925
Assia Djebar * 1936
Otto Sander * 1941
Juli Zeh * 1974
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Friedrich Theodor Vischer
Stille

Still, still, still!
Es schweiget Feld und See und Wald,
Kein Vogel singt, kein Fußtritt hallt;
Bald, bald
Kommt weiß und kalt
Der todte Winter
Über dich, Erde,
Und deine Kinder.
Auch du wirst still,
Mein Herz; der Sturm, der sonst so wild
Dich rüttelt, schweigt. Ein jedes Bild
Verhüllt.
Ganz, ganz gestillt
Liegst du im Schlummer.
Es schweigt die Freude,
Es schläft der Kummer.
Still, still, still!
Er kommt, er kommt, der stille Traum
Von einen. stillen kleinen Raum.
Kaum, kaum,
Du müder Baum,
Kannst du noch stehen.
Bald wird dich kein Auge
Mehr sehen.
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Claudia Wiltschek berichtet:

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Am vergangenen Sonntag war „Tag der offenen Tür“ bei den „Alb- Leisa“ in Lauterach. Da wollte ich natürlich hin, habe ja noch nie gesehen, wie die Linse blüht und wächst. Anfang der 1980er begann die Familie Mammel mit dem Anbau von Linsen in Lauterach auf der Schwäbischen Alb. Seit 2001 bauen mehrere Bio-Höfe auf der Alb wieder Linsen an. Damit wurde eine Tradition wiederbelebt, die in den 1950er Jahren aufgrund des großen Arbeitsaufwandes bei Ernte und Reinigung und wegen niedriger Erträge ausgestorben war. Heute gehören 90 Bio-Höfe zu der Erzeugergemeinschaft „Alb- Leisa“, die gemeinsam auf ca. 300 Hektar Linsen und weitere traditionelle Feldfrüchte wie Buchweizen und Leindotter anbauen.

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Aber erst einmal gab es eine Führung durchs Haus mit den Vorrichtungen zum Trocknen und Sortieren der Linsen. Da wird gerüttelt und geschüttelt, um die Linsen von
Steinchen und Getreide zu trennen. Faszinierend nach welchen physikalischen Eigenschaften diese saubere Trennung gelingt.
Dann gings raus aufs Feld, aber wo sind da die Linsen? Ein Gerstenfeld liegt vor uns und erst bei genauem Hinsehen sieht man die kleinen zarten Linsenpflänzchen, die alleine nicht stehen können und deshalb eine andere Pflanze zum Festhalten wollen. Hier ist es Braugerste, die zum „Bergbier“ wird. Kleine zarte weisse Blüten werden zu Schoten, in denen gerade mal zwei Linschen reifen. Tja, bis da mal der Topf voll wird…….
Wunderschön auch das zarte Flattern von hunderten von Schmetterlingen über dem Feld. Insekten in Hülle und Fülle, die sich von den vielen Unkräutern ernähren, die hier noch in einer grossen Artenvielfalt wachsen dürfen. Herr Mammel meint dazu: „Leute esst Albleisa und dann habt ihr wieder Dreck auf der Windschutzscheibe“.
Für uns ein Grund mehr diese wunderbare schwäbische Nationalspeise im Laden anzubieten und natürlich das passende Buch dazu!

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Und gerade erhalten wir die Nachricht, dass alle Linsen ausverkauft sind und erst ab September wieder im Handel erhältlich. Also auch bei uns im Buchladen.
Pssst: Wir haben noch ein paar Päckchen.
Das Buch ist auch ausverkauft und die Familie Mammel weiß nicht, ob sie nochmals nachdrucken.

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