Montag

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Heute haben
Friedrich Theodor Vischer * 1807
Czeslaw Milosz  * 1911 (Nobelpreis 1980)
Philippe Jacottet * 1925
Assia Djebar * 1936
Otto Sander * 1941
Juli Zeh * 1974
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Ein paar Aphorismen und Gedichte von F.Th.Vischer

Die meisten Menschen wissen sich nicht zu behandeln, daher stehen sie mit sich selbst auf so schlechtem Fuß.

Eine Welt, wo soviel gelacht wird, kann so schlecht nicht sein.

Du hast Langeweile? Mußt nach Unterhaltung jagen? Hast du denn an dir keine Gesellschaft? Kannst du dich gar nicht entzweispalten, und hat, wenn du es kannst, der eine de anderen gar nichts zu sagen?

Die Nacht

Am Himmel ist gar dunkle Nacht;
Die müden Augen zugemacht
Hat längst ein jedes Menschenkind;
Es wacht nur noch der rauhe Wind.
Der jaget sonder Rast und Ruh
Die Fensterläden auf und zu,
Die Wetterfahne hin und her,
Daß sie muß ächzen und stöhnen schwer.
Doch sieh! aus jenem Fenster bricht
In’s Dunkel noch ein mattes Licht.
Wer ist’s wohl, der in tiefer Nacht
Bei seiner Lampe einsam wacht?
Ich schleiche dicht an’s Fensterlein,
Schau‘ durch die runde Scheib‘ hinein,
Und einen Jüngling zart und schön
Seh‘ ich an einem Bette stehn.
Und wie ich nach dem Bette schau‘,
Da schlummert eine kranke Frau.
Er bückt sich über’s Bett hinein,
Es muß des Knaben Mutter sein.
Vom Bette läßt er nicht den Blick,
Er streicht das braune Haar zurück,
Sacht‘ hält er ihr das Ohr zum Mund,
Ob sie noch athme zu dieser Stund.

Stille

Still, still, still!
Es schweiget Feld und See und Wald,
Kein Vogel singt, kein Fußtritt hallt;
Bald, bald
Kommt weiß und kalt
Der todte Winter
Über dich, Erde,
Und deine Kinder.
Auch du wirst still,
Mein Herz; der Sturm, der sonst so wild
Dich rüttelt, schweigt. Ein jedes Bild
Verhüllt.
Ganz, ganz gestillt
Liegst du im Schlummer.
Es schweigt die Freude,
Es schläft der Kummer.
Still, still, still!
Er kommt, er kommt, der stille Traum
Von einen. stillen kleinen Raum.
Kaum, kaum,
Du müder Baum,
Kannst du noch stehen.
Bald wird dich kein Auge
Mehr sehen.
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Unser heutige Buchtipp :

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Rob Hopkins: „Einfach. Jetzt. Machen!“

Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen
oekom Verlag € 12,95
als eBook € 9,99

Rob Hoskins stellt uns hier eine Bewegung vor, die überall auf der Welt schon tätig ist und an der jede/r mitmachen kann. Transition heisst sie und ihre Ziele sind: Krisenfestigkeit und der Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Ob es nun darum geht, Solaranlagen zu errichten, gemeinsam zu gärtnern oder sich bei der Erstellung einer Homepage zu unterstützen, ob in Seattle eine „Tool Library“ ins Leben gerufen wird oder eine „Pflückoasen“ im hessischen Witzenhausen. Weltweite Beispiele hat Hopkins hier gesammelt, um uns nicht den Mut zu nehmen, sondern genau diesen anzufachen. Wir wissen, dass die Ölreserven nicht endlich sind. Es gibt wohl genug des fossibeln Brennstoffs, aber er wird bald zu teuer zum Verbrennen. Deshalb ist fracking ja so groß im Kommen. Es muss eine Umstellung im Energiebereich geben, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
In seinen ersten Abschnitten beschreibt Hopkins, dass wir über unsere Verhältnisse leben, dass die Steigerung des Bruttosozialprodukt nicht (mehr) der richtige Weg ist. Immer mehr auf Teufel komm heraus ist nicht mehr. Es funktioniert nur noch, in dem Wirtschaftskonzernen alle Hürden auf die Seite geräumt werden. Und das zum Schaden der Umwelt, der Menschen, des ganzen Erdballs. Gleichzeitig unterstützen wir alle durch unsere Gelder die krisengeschüttelten Banken, die sich selbst in die Misere hineingeritten haben. Die Staatsverschuldung ist enorm und in vielen Ländern unglaublich hoch, so dass wir gar nicht mehr verstehen, wie so etwas überhaupt noch funktioniert. Wir leben auf Kosten der Zukunft, unserer Kinder und jetzt schon auf Kosten vieler Menschen, die für uns für extrem wenig Lohn Dinge produzieren und die wir dann billig kaufen können. Unser Wohlstand beruht auf der Ausbeutung dieser Menschen, die unter schlechtesten Bedingungen arbeiten.
Hoskins bringt viele Beispiele und schildert u.a., dass auf einer gleichgroßen Verkaufsfläche ein großer Supermarkt stehen kann, oder 100 kleine Läden. Der Supermarkt erwirtschaft deutschlich weniger Gewinn und gibt noch weniger an die Gemeinden ab, als diese 100 kleinen Betriebe. Gleichzeitig nimmt die Kaufkraft ab, wenn sich ein Einkaufszentrum festgesetzt hat. Es gibt nachweislich viele Arbeitslose und die Anfahrtswege sind oft nur mit dem Auto zu machen. Die Infrastrukur wird jedoch meist von den Gemeinden bereitgestellt.
Sie merken schon, es sind Dinge, denen wir täglich begegen und Hopkins ist nun keiner, der Konsumverweigerung predigt, oder Flüge in den Urlaub verdammt. Seine Idee in diesem Buch ist eher, dass wir uns in den verschiedensten Formen, mit den unterschiedlichsten Ideen zusammenschließen sollen. Nicht komplett untereinander verknüpft, so dass wir unabhängig arbeiten können und doch miteinander in Kontakt sind. Beispiele solcher Netzwerke fügt er in seinem Buch an. Sie nehmen einen großen Teil des Textes aus. Für die deutschsprachige Ausgabe wurden Ideen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angefügt.

Inhaltsangabe
Leseprobe des ersten Kapitels.
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Als Nachklapp noch ein Bild von Thomas Brandt, der am Freitag letzter Woche sein Buchprojekt „Das Gedächtnis der Dinge“ vorgestellt hat. Diese Woche geht es in unserer Buchhandlung mit unserer „ersten Seite“ am Dienstag und dem Jaja Verlag am Freitag weiter.

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Samstag

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Heute haben
Jean-Jacques Rousseau * 1712
Anton Philipp Reclam * 1807
Luigi Pirandello * 1867
Eric Ambler * 1905
Jürg Federspiel * 1931
Marlene Streeruwitz * 1950
Geburtstag.
Morgen sind
Giacomo Leopardi * 1798
Antoine de Saint-Exupèry * 1900
und Oriana Fallaci * 1930
die Geburtstagskinder und es werden die Rechte am „Kleinen Prinzen“ frei.
Deshalb gibt es demnächst eine Neuübersetzung von Herrn Enzensberger. Wobei die bisherige von Frau Edl ist, die auch Anna Karenina neu übersetzt hat.
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Gestern abend stellte bei uns der Buchhandlung Thomas Brandt sein Buchprojekt „Das Gedächtnis der Dinge“ vor und las gemeinsam mit Birte Horn einige Passagen aus der Text-und Bildsammlung.
So erfuhren wir einiges über eine russische Blechdose, über die Handhabung eines uralten Dosenöffners, und warum im Buch eine alte DDR-Badehose und ein Vorderteil eines Presslufthammers abgebildet sind. Erinnerungen und witzige Momente wechselten sich ab und nach der Lesung wollten die ZuhörerInnen gar nicht mehr nach Hause und saßen bei dieser lauen Sommernacht draußen auf unserem Bänkle.
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Und wo wir schon beim Sommer sind, der ja gerade angefangen hat, stelle ich Ihnen heute das Gedichtbändchen: „Gedichte für einen Sommertag“ vor.

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Herausgeberin: Gudrun Bull
„Gedichte für einen Sommertag“
Den Sommer literarisch genießen
dtv € 7,90

Willommen liebe Sommerzeit
Rings Sonnenschein auf Wies‘ und Wegen
Duft und Wind und Lerchenlieder
Sommersneige
hat die Herausgeberin die einzelnen Kapitel genannt und wir finden AutorInnen wie Ingeborg Bachmann, Gottfried Benn, Brecht und Brockes, Busch und Buselmeier. Aber auch Hilde Domin und (natürlich) Herrn Eichendorff. Fontane darf nicht fehlen, genauso wenig wie Paul Gerhardt. George, Goethe, Hebbel, Heine, Hölderlin bis hin zu Schiller, Rückert, Trakl und Uhland geht die illustre Reihe.
Ein großer Querschnitt und sicherlich für jede Gelegenheit etwas dabei. Vielleicht legen Sie sich das Büchlein aufs Nachtkästchen und wenn Sie morgens die Augen aufmachen, öffnen Sie nicht Ihren Email-Account, sondern diese Gedichtsammlung und lassen den literarischen Sommer in Ihren Kopf.

Marie von Ebner-Eschenbach
Sommermorgen

Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt die Morgensonne;
Die tauerfrischten Zweige hebt
Der junge Buchenwald und bebt
Und bebt in Daseinswonne.

Es stürzt in ungestümer Lust
Herab aus dunkler Felsenbrust
Der Gießbach mit Getose,
Und blühend Leben weckt sein Hauch
Im stolzen Baum, im niedren Strauch,
In jedem zarten Moose.

Und drüben wo die Wiese liegt,
Im Blütenschmuck, da schwirrt und fliegt
Der Mücken Schwarm und Immen.
Wie sich’s im hohen Grase regt
Und froh geschäftig sich bewegt,
Und summt mit feinen Stimmen.

Es steigt die junge Lerche frei
Empor gleich einem Jubelschrei
Im Wirbel ihrer Lieder.
Im nahen Holz der Kuckuck ruft,
Die Amsel segelt durch die Luft
Auf goldenem Gefieder.

O Welt voll Glanz und Sonnenschein,
O rastlos Werden, holdes Sein,
O höchsten Reichtums Fülle!
Und dennoch, ach – vergänglich nur
Und todgeweiht, und die Natur
Ist Schmerz in Schönheitshülle.
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Johann Wolfgang von Goethe
Die schöne Nacht

Nun verlaß‘ ich diese Hütte,
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden, finstern Wald:

Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephyr meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun‘ mit Neigen
Ihr den süßten Weihrauch auf.

Wie ergötz‘ ich mich im Kühlen
Dieser schönen Sommernacht!
O wie still ist hier zu fühlen,
Was die Seele glücklich macht!

Läßt sich kaum die Wonne fassen,
Und doch wollt ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb mein Mädchen eine mir.
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Theodor Fontane
Mittag

Am Waldessaume träumt die Föhre,
am Himmel weiße Wölkchen nur;
es ist so still, daß ich sie höre,
die tiefe Stille der Natur.

Rings Sonnenschein auf Wies‘ und Wegen,
die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
und doch, es klingt, als strömt‘ ein Regen
leis tönend auf das Blätterdach.
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Herrmann Hesse
Der Duft der Rose

Der Duft der Rose nimmt dich
in einen süßen Bann
rührt Dich liebkosend leise
wie eine Liederweise
mit Ahnung voller Schönheit an;
ist ohne Gleichnis rein und zart:
Du kannst es nicht ermessen,
fühlst nur ein süß Vergessen
und eine süße Gegenwart.
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Ich wünsche Ihen ein schönes Wochenende, auch wenn Regen angekündigt ist. Nutzen Sie die Zeit und nehmen Sie die heute noch gekauften Bücher zur Hand und beginnen Sie in aller Ruhe zu schmökern, damit Sie ausgeruht am nächsten Dienstag um 19 Uhr zur unserer „Ersten Seite“ kommen können. Mit damit diesmal Florian Arnold und die Schweizer Autorin Silvia Trummer.
Am kommenden Freitag ist bei uns Annette Köhn zu Gast und stellt ihren Jaja Verlag vor.
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Freitag

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Lesemensch, statt Buchsbaum
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Heute haben
Frank O’Hara * 1926
Joao Guimaraes Rosa * 1908
Rafael Chirbes * 1949
Geburtstag
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Theodor Storm 

Ein grünes Blatt

 

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf dass es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.

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Nach dem grünen kommt jetzt noch ein rotes Blatt zu Wort:

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Judith Loske:Das rote Blatt
Hinstorff Verlag € 14,99
Bilderbuch ab 4 Jahren

Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt schon mit einem herbstlichen Bilderbuch ankomme. Ich habe es gestern ausgepackt und das Besondere des Buches hat mich gleich angestrahlt. Es ist eines dieser Bilderbücher, das natürlich für die Kleinen ist, aber gleichzeitig auch ein sehr meditatives Buch für uns Große, die wir den Terminen immer hinterherhetzen. Ohne Wolf Erlbruch und seine Neuerfindung der Collagetechnik wäre dieses Buch wahrscheinlich in dieser Form nicht entstanden. Und gerade dieser Umgang mit Materialien und Bildformaten macht diese Geschichte zu einem kleinen Kunstwerk. Denn was kann es schon Spannendes geben an einem herbstlichen Nachmittag in einer grauen Stadt? Mit der Mama zum Einkaufen gehen, ist sicherlich nicht so prickelnd. Aber wenn dann plötzlich ein rotes Blatt auftaucht und dieses Zauberblatt sich sofort in die Lüfte erhebt, über Schluchten, über das Meer, im Sturm in Berge entschwindet, wird es schon spannender. Man muss an Meerjungfrauen, an Piraten und gefährlichen Löwen vorbei, um zu einem grimmigen Riesen zu kommen. Und wenn man ihm dann das Blatt entrissen, wegstibizt hat, dann, ja dann wird man für seinen Mut und seine Stärke gefeiert.
Soweit zum Text. Wenn Sie das Buch in Händen halten, oder wenn Sie die Leseprobe anschauen, dann merken Sie, dass das Meer, der Dorfbach, der Pirat ein Marktverkäufer war, u.s.w. u.s.f..
Aber wenn der Kleine abends in der Badewann sitzt und seine Mama ihm die Haare wäscht, dann kann er sehr glücklich sagen: „Das war ein sehr schöner Tag, nicht wahr?“.
Ja, das war er sicherlich und für uns als Bilderbuchangucker ist es ein herrliches Vergnügen gewesen.

Hier können Sie einige Bilder anschauen.
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Donnerstag

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Da musste ich schon zweimal hinschauen. Knapp über 0 Grad heute morgen um 5:45. Das ist mal ein Wort.
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Heute haben
Martin Anderson Nexö * 1869
Pearl Buck * 1892
Stefan Andres * 1906
Slawomir Mrozek * 1930
Sigrid Löffler * 1942
Joseph von Westphalen * 1945
Peter Sloterdijk * 1947
Geburtstag
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Der heutige Buchtipp nahm den Weg über den Atlantik und wieder zurück.
Ich sah das Buch auf einem us-amerikanischen Blog und forschte nach, ob es das nicht auch auf deutsch gibt, zumal ich wusste, dass ich etwas ähnliches schon in der Hand hielt. Auf dem Blogfoto entdeckte ich, dass es eine englischsprachige Ausgabe aus dem Prestel Verlag war und dann fiel es mir wieder ein. Tatsächlich, die Bücher stehen bei mir unbeachtet im Regal. Und ursprünglich kommt das Buch aus Frankreich.

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Francoize Boucher: „59 gute Gründe Bücher zu lieben, auch wenn Du Lesen hasst!“
Prestel Verlag € 12,99
Für Kinder und Erwachsene
Mit Lesezeichen (!!!)

Ein großer, ein riesiger Spaß. Ein noch größeres Plädoyer für das Buch.
Ehrlich, es gibt jede Menge gute Gründe, warum Sie lieber zu einem Buch greifen sollten, als, sagen wir mal, zu Kuchen oder Schokolade: Lesen macht nicht dick und ein Buch müssen Sie nur einmal kaufen, auch wenn Sie es 1.000 mal verschlingen. Eine Blätterteigtorte hat nämlich jede Menge Kalorien und 1.120 Blätter Anna Karenina gar keine. Und wenn wir das beste Essen bestellen, genießen und bezahlen, ist es weg. Ein paar Krümelchen auf dem Teller, aber sonst nichts mehr zu sehen. Beim Buch sieht das doch anders aus. Einmal bezahlt, einmal gelesen und immer noch da. Praktisch können Sie zum Nachtisch nochmals von vorne anfangen. Und wenn Sie Ihr Buch im Moment nicht lesen wollen, wenn es sich unterm Bett versteckt hat und Sie es nach Monaten wieder finden; es wird nicht schlecht, es hat kein Verfallsdatum. Herrlich! Einfach aufschlagen und losgehts. Sie müssen nicht schauen, ob der Aku noch geladen ist. Sie brauchen keine Steckdose und während dieser hellen Tage auch kein Licht. Werbeunterbrechungen, Gewinnspiele, Elfmeter? Nein. Nichts stört. Bei jedem Wetter können wir lesen. Es wärmt uns nicht nur im Winter und es lässt uns frösteln, wenn es so richtig spannend wird. Es lässt uns weniger grammatikalischen Fehler machen und wir können uns besser ausdrücken, so schreibt Frau Boucher. Bücher gibt es zu jedem Thema und wir können es verschiedenlich benutzen. Also wenn plötzlich die Türe aufgeht und sie liegen splitternackt auf dem Bett. Dann können sie sich locker mit einem oder zwei Bücher bedecken, so meint die Autorin und zeigt dies auch in einer Zeichnung. Wir reisen mit Büchern um die Welt, auf die höchsten Berge und tiefsten Meere und mitten hinein in die Herzen unserer Helden.
Wenn Sie allerdings wählen sollten zwischen dem Buch: „Geschichte der Philosophie“ und einem Traumurlaub plus einer Traumfrau/mann, einem super Auto und einem Sack voller Geld und Sie entscheiden sich für das Buch, dann, ja dann meint Frau Boucher, sollten Sie schnellst möglich zum Arzt gehen, denn es gibt im Leben noch mehr als Bücher. Oder mit Loriot zu sprechen: Es gibt ein Leben ohne Bücher, aber es ist nicht erstrebenswert.

Hier kommt die Leseprobe, die sich lohnt.
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Gestern stellte uns Uli Deurer den Antje Kunstmann Verlag vor und wir ZuhörerInnen war sehr erstaunt, auf wieviel Bereichen dieser unabhängige Verlag Erfolge einfährt. Kurzweilig und amüsant erfuhren wir viel über die Geschichte des Verlages anhand einer Kiste Bücher aus den jeweiligen Jahren. Um 19 Uhr ging es los und um 21:30 musste ich die letzten Gäste aus dem Laden schmeissen, sonst wäre das noch ewig gegangen. Vielen Dank für den tollen Vortrag, lieber Uli.

Heute abend ist Fussball und sonst nichts, so denke ich und am Freitag stellt Thomas Brandt sein Buchprojekt vor. Beginn 19 Uhr bei uns in der Buchhandlung. Mehr Infos auf unserer Veranstaltungsseite. Ich freue mich auf Ihr Kommen.
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Mittwoch

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Heute haben
George Orwell * 1903
Ingeborg Bachmann * 1926
Eric Carle * 1929
Barbara Gowdy * 1950
Yann Martel *1963
Geburtstag.
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Alles Gute zum Geburtstag, wo immer auch Sie jetzt sitzen und malen, lieber Eric Carle.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=vkYmvxP0AJI]
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Unser Tagestipp.
Gestern ganz frisch ausgepackt und sofort schickte der Verlag gleich eine Sondermeldung hinterher, damit wir auf das Buch auch wirklich aufmerksam gemacht werden. Damit haben sie recht, es ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Fluss

Alessandro Sanna: „Der Fluss
Peter Hammer Verlag € 29,90

Alessandro Sanna hat mit diesem großforamtigen Bilderbuch, Bildband, Kunstbuch oder auch Graphic Novel etwas geschaffen, was ich in dieser Form noch nicht in Händen gehalten habe.
Geboren 1975 in Italien, hat er dort schon 40 Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, im New Yorker und der New York Times Bilder veröffentlicht. Er unterrichtet an der Universität in Bologna und wohnt in Mantua.
Jahrelang hat er sich in seiner norditalienischen Heimat am Fluss, am Po umgeschaut. Hat gezeichnet, aquarelliert, ausgetestet und so langsam eine Idee entwicklet. Dieser große Fluss prägt die Landschaft und die Menschen. Es gibt viele Bücher über ihn, über Flüsse überhaupt. Der Fluss trennt und verbindet. Ach, wem erzähle ich das – wir haben ja die Donau vor der Haustüre und Anfang Juli beginnt hier das Internationale Donaufest.
Sanna nähert sich hier mit vier Geschichten über das ganze Jahr und nennt seine Kapitel dann auch Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Er erzählt darin jeweils eine abgeschlossene Geschichte. Aber nicht so, wie wir uns das vorstellen. Er erzählt ohne Worte, sondern nur mit seinem (digitalen) Pinsel von Stürmen und Nebel, von der Hitze des Sommers und lauen Nächten, von Liebe, Geburt und Gemeinschaft. Die jeweils vier Aquarellstreifen pro Seiten zeigen fantastische Szenen, Mythologisches, Düsteres, und oft besonders Schönes. Wir wissen manchmal nicht, sind die Menschenreihen echt, oder gleichen sie den Baumreihen entlang des Flusses. Was zum Teil bedrückend wirkt, löst sich plötzlich in einer Hochzeitsgesellschaft auf. Ein Zirkus kommt und geht, ein Boot fährt durch den Nebel und wir sehen nur das helle Licht der Laterne in den Händen des Fischers. Im Herbst sehen wir den Atem, der grau, weiss aus Menschen und Tieren kommt. Die Sonne geht unter, Schnee fällt und ein wildes Tier bricht aus dem Zirkus aus. Aber ist er wirklich gefährlich, oder braucht der Maler ihn als Vorlage für ein Porträt? Was ist Wirklichkeit, was ist Fantasie? Damit spielt Sanne. Und das gekonnt. Der Verlag nennt es ein Silent Book. Wer hätte das gedacht. Noch eine neue Formulierung. Egal. Genießen Sie die einzelnen Bildergschichten, die einzelnen Bildstreifen, die Farben, die Ideen, die dahinterstecken und ich garantiere Ihnen, Sie werden gleich wieder von vorne beginnen und schauen, welches Ihr Lieblingsbild ist. Das wird jedoch schwierig.

Ins Buch schauen

Homepage des Autors

Sanna malt den Fluss auf einem Video
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Heute abend kommt Uli Deurer und stellt den Antje Kunstmann Verlag vor.

Dienstag

Heute haben
Ambrose Bierce  * 1842
Anita Desai  * 1937
Gerhard Roth  *  1942
Geburtstag
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Werner Färber

UNGEREIMTHEIT DER WOCHE: (aus der Reihe Traumberufe & Leidenschaften)
DER MÜßIGGÄNGER
 
Es beschließt ein Müßiggänger
einfach so, aus Langeweile,
dass er ab sofort nicht länger
müßiggehe, sondern –eile.
 
Der Widerspruch ist immanent
und seine Absicht frei von Sinn.
Denn wenn ein Müßiggänger rennt,
fällt er mit Sicherheit bald hin.
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UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (aus: UNGEREIMTHEITEN AUS DER TIERWELT VON A-Z):

DIE STECHMÜCKE

sssssssssSS.

Es setzte eine Mücke
den Rüssel an mit Tücke.
Und während sie dann stach,
wurd’ der Gestochne wach!

 

Schnell schlug er seine Hand
samt Mücke an die Wand!

 

Doch zum Glücke 
fand die Mücke
zwischen Fingern eine Lücke!

 

SSsssssssss.

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Zur Einstimmung erstmal ein Musikstück von Hazmat Modine, damit Sie wissen, von was ich bei meinem CD-Tipp schreibe.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=maa8Dx5upu8]

Haz

Hazmat Modine: „Live“
Jaro CD € 16,90

Live aufgenommen in Hamburg, Bensheim, Saarburg, Zürich, New York und Vancouver.
Und natürlich wieder mit ganz speziellen Gästen wie z.B. die Obertoncowboys Huun-Huur-Tu.
Ein neues geniales Machwerk, genau richtig für die heisse Sommerzeit, wenn der Schweiss sich im Nacken sammelt und die Flipflops quietschen. Dann, ja dann passt der Blues dieser Kapelle wunderbar dazu. Wie sie schon auf ihren Vorgängerscheiben gezeigt, sind sie eine der besten Blues-Bands. Diese beiden Mundharmonikas, diese Bläser, die Tuba, die den Bass ersetzt und irgendwie diese große Lust am Spielen machen diesen erdigen, rauen, verrauchten Sound aus. Wobei in den meisten Konzerten wahrscheinlich nicht mehr gequalmt wird. Es würde aber prima dazu passen. Ich denke, dass sie jeden Konzartsaal zum Kochen bringen. Bis es von der Decke tropft.
Und das mit der Blues-Band ist sicherlich zu eng gegriffen. Irgendwie klauen die Jungs und die Dame an der Trompete überall und das macht den besonderen Sound aus. Die Gitarren könnten aus Mali kommen, die Stimme vom kleinen Bruder von Tom Waits, das Schlagzeug treibt an und an und hört nicht nauf. Dazu noch Hawaiigitarre und diverse mir unbekannte Instrumente weiten dieses musikalische Spektrum immer mehr aus.
Hazmat Modine ist ständig auf Tour, sind auch im Kino zu hören, z.B. in Wim Wenders „Pina“-Film. und landen immer wieder ganz weit oben in den einschlägen Charts. Recht so.

Tour: Hazmat Modine 2014
23.07.2014 Nürnberg St.-Katharina Open Air 2014 .
24.07.2014 Lunz Wellenklänge Festival
25.07.2014 Koblenz Horizonte Festival
26.07.2014 Malmesbury, Wiltshire, SN16 9DG WOMAD Charlton Park United Kingdom
27.07.2014 Schenna Gompm alm Italy
29.07.2014 Mengen – Rulfingen Alte Kirche
30.07.2014 Halle/Saale Objekt 5
31.07.2014 Bremen Moments
01.08.2014 Cambridge FolkFstival United Kingdom
23.11.2014 Innsbruck Alte Bäckerei
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Nach den Tourtipps noch Literaturwochentipps:

Heute abend „Die Tante im Keller“. Rabenschwarzer Humor in der Griesbadgasse.
Morgen abend stellt sich bei uns der Antje Kunstmann Verlag vor.
Beginn jeweils um 19 Uhr.
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Montag

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Heute haben
Ernst Rowohlt * 1887
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koepen *1906
Jean Anouilh * 1910
Urs Jaeggi * 1931
Paul Kersten * 1943
Pacal Mercier * 1944
Rafik Schami * 1946
Geburtstag
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Gestern abend war Start in die Literaturwoche der Griesbadgasse, die insgesamt 15 Tage dauert. Josef Feistle las u.a. aus seinem aktuellen Buch „Ich fress mir aus der Hand„, lies uns in seine noch unveröffentliche „Italienische Reise“ reinschnuppern und zeigte sein Sprachtatelnz mit viel Wortwitz.

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Heute geht es in der Griesbadgasse weiter mit Bulgarischer Literatur und morgen gibt es mit dem Literaturtheater und viel schwarzem Humor „Die Tante im Keller„.
Beginn ist jeweils im 19 Uhr.
Wir starten am Mittwoch mit Uli Deurer, der uns den Antje Kunstmann vorstellt.
Am Freitag kommt Thomas Brandt mit seinem Buchprojekt: „Gedächtnis der Dinge„, in dem Alltagsgegenstände mit eigenen Erinnerungen verknüpft werden. Mit dabei waren ca. 80 Personen, u.a. auch die Ulmer Künstlerin Birte Horn.
Auch beginnen die Veranstaltungen um 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.
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Annette Köhn stellt am Freitag, den 4.Juli ihren Jaja Verlag vor.
Zwei Büchlein aus diesem Verlag zeige ich Ihnen heute.
Das Format von „Papa Diktator“ hat zwar ungefähres Pixi-Format, ist aber nix für Kindern. So denke ich zumindest.

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Autor
Mic (Michael Beyer): „Papa Diktator“ und „Papa Diktator hat Geburtstag“
Jaja Verlag je € 4,00

Aktueller und brisanter könnte das Thema nicht sein: Machtgeile, großkotzige Diktatoren üben sich in Drohgebärden und rasseln mit Ketten und Atomsprengsätzen. Michael Beyer lässt den Sohn des Dikators zu Wort kommen, denn er will auch mal Diktator werden. Denn so ein Diktator ist einfach auch mal Papa. Auch wenn es da etwas anders zugeht, als bei Nachbars von nebenan. Aber wer hat denn schon so viele Orden wie sein Papa.?

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„Papa kann voll gemein sein“, sagt der Kleine. „Aber privat ist er echt okay“ und „Am Samstag gehört mein Vati mir!“ und wir sehen die beiden beim Computer- und Fussballspiel. Und wenn so ein Diktator Geburtstag feiert, ist natürlich allerhand aufgeboten. Es werden Attentate vorbereitet und 13 Doppelgänger präsentiert, bis am abend noch ein Bunga Bunga-Party gefeiert wird. „Ich liege noch wach und denke nach. Was für ein toller Tag! Und wo ist eigentlich Onkel?„. Na, das sehen wir dann auf der letzten Seite.
Schwarz-humorig und stilistisch fast niedlich blicken wir in die Kinderstube der nächsten Generation. Schwer-leicht verdauliche Kost, für dickfellige Erwachsene oder sehr reife Kinder.
Schon Charlie Chaplin meinte, dass er Diktatoren nur mit Humor begegnen kann, um damit mit der Wahrheit rauszurücken. Er hätte allerdings nach dem 2.Weltkrieg nicht mehr den Mut für seinen Film „Der große Diktator“ gefunden, so sagte er gerade letzte Woche in einer Dokumentation auf arte.

2

Samstag

Am Sonntag geht es los.
Literaturwoche der Griedbadgasse vom 22.6. bis zum 7.7.
Und wir sind mit dabei.
Die Neu-Ulmer Zeitung berichtete mit einem großen Aufmacher und auch die Südwestpresse Ulm stellte die Termine auf ihre website.

Literaturwoche Spezial

So., 22. Juni, Eröffnung, 19 Uhr,
Griesbadgalerie

Mo., 23. Juni, Bulgarische Literatur, 19 Uhr,
Griesbadgalerie

Di., 24. Juni, Literaturtheater – Die Tante im Keller, 19 Uhr,
Griesbadgalerie

Mi., 25. Juni, Verlag Antje Kunstmann, 19 Uhr,
Kulturbuchhandlung Jastram

Fr., 27. Juni, Buchvorstellung, Thomas Brandt –
Das Gedächtnis der Dinge, 19 Uhr,
Kulturbuchhandlung Jastram

Sa, 28. Juni, Eva Degle, Kinderbuchautorin, 15 Uhr,
Griesbadgalerie

Di., 1. Juli, Jastrams erste Seite Spezial, 19 Uhr,
Kulturbuchhandlung Jastram

Fr., 4. Juli, Ein Abend für den JaJa Verlag, 19 Uhr,
Kulturbuchhandlung Jastram

So., 6. Juli, Chaoslesen Spezial, 20 Uhr,
Theater Neu-Ulm

Mo., 7. Juli, Literaturtheater, Piefke-Poeten – Das Testfeld,
19 Uhr, Botanischer Garten der Uni Ulm

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Ein Geschenk von Randomhouse:

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Vielen Dank an Beatrix Hörmann.
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Hartmut Bögel meldet sich aus Brasilien.
Sie können seine Reise auf seinem Blog hardyradelt.tumblr.com mit vielen Bildern mitverfolgen.
Auf Sportschau.de kommt ein kleines Interview mit ihm. Die Jungs haben ihn wohl auf der Straße aufgegabelt. Sehr schön!

Hier geht’s zum Video.
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Das muss reichen für heute.
Ich bin kurzfristig ab ca. 6.20 Uhr für die letzte Etappe des Ulmer Nachtlaufes (100 km) mit 20 km eingeteilt worden. Das heisst, dass ich zur normalen Bloggerzeit schon fast auf der Piste bin.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und vielleicht sehen wir uns bei einer der Veranstaltungen. Es würde mich sehr freuen.
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Freitag

Heute haben
Kurt Schwitters * 1887
Gerhard Meier * 1917
Vikram Seth * 1952
Geburtstag
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Die Passage passte punktgenau zum gestrigen Tag:

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aus: Matthias Zschokke: „Die strengen Frauen von Rosa Salva“, das Anfang Juli im Wallstein Verlag erscheint.
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Und das tut sich in der New Yorker U-Bahn:

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„Notes from the Underground,“ by Fyodor Dostoyevsky
gefunden bei undergroundnewyorkpubliclibrary.com
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9783803151865

Horst Bredekamp: „Der schwimmende Souverän
Karl der Große und die Bildpolitik des Körpers
160 Seiten. Gebunden mit Schildchen und Prägung
mit vielen, zum Teil farbigen Abbildungen
Wagenbach Verlag € 26,00
In der großformatigen Kunstreihe

Der Kunsthistoriker Bredekamp hat schon ein paar Bücher im Wagenbach veröffentlicht. Über Botticelli und seine Venus, über die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte unter dem Titel „Antikensehnsucht und Maschinenglauben“ und „Leibniz und die Revolution der Gartenkunst“. Jetzt kommt er mit dem verwirrenden Titel „Der schwimmende Souverän“ und setzt Karl den Großen in den Untertitel. Was soll das denn? Was hat den dieser deutsche Kaiser mit Schwimmen zu tun? Sehr viel, wie wir gleich zu Beginn der Lektüre merken werden. Und Bredekamp findet damit auch einen neuen Zugang zum Verständnis des großen Herrschers. Schwimmen und die Darstellung, die Herausstellung des (eigenen) Körpers hat die Massen schon immer fasziniert. Karl der Große war ein begeisterer Schwimmer, Mao Tse-Tung auch. Dieser nutzte seine Flußdurchquerungen wie kein anderer als große politische Schau. Aber auch Friedrich Barbarossa schwamm überall wo er regierte. Und bei allen drei Herrschern mussten die politischen Partner auch mit ins Wasser. Somit konnte z.B. seine körperliche Fitness auch gegenüber seinem Sohne zeigen. Mao Tse-Tung als Schwimmer wurde unendlich oft abgebildet. Sei es als Fotografie, als Fotomontage, als großes Ölgemälde im Bademantel und erhobener, winkender Hand. Der eigene Körper wird dabei zum Ausweis von sportlicher Tatkraft, patriarchalischer Fürsorge und Führungsstärke überhöht. Mussolini und jetzt Putin steigen in das gleiche Fahrwasser, um ihre Macht zu demonstrieren.
Bredekamp geht aber noch weiter, um uns das neuartige Machtphänomen Karl der Große offenzulegen.
Seine Kapitelüberschriften heissen:
I.   Von Mao Tse-Tung bis Friedrich Barbarossa
II.  Schwimmen
III. Bändigen
IV. Verlebendigung
V.  Verspiegeln
Schluss
Darin packt er im ersten Kapitel noch die Symbolik des Ertrinkens, da Friedrich Barbarossa ertrunken ist und dieses Schicksal mehrfach dargestellt worden ist.
Im Thema Schwimmen sehen wir auf Abbildungen, dass schon im Mittelalter geschwommen wurde. In knappen weißen Badehosen. Und den ins wasserspringende Römer kennen wir von vielen Postkartenabbildungen.
Karl der Große schnürte jedoch ein Gesamtpaket um seine Macht zu festigen. Das Bändigen der Haare, das Abschneiden der Haare des Feindes, war eines davon. Schön zu sehen auf Münzabbildungen im Buch. Aber auch das Bändigen von wilden Tieren und das Zurschaustellen in Zoos. Gleichzeitig aber auch das Verlebendigen dieser wilden Tiere als Bronzestatuen gehörte dazu. Das ging so weit, dass der erlegte brüllende Bär noch die Wunde der Lanze im Bronzeabdruck hat. Im Kapitel Verspiegeln sehen wir zwei große Flügeltüren mit zwei Löwenköpfe als Türklopfer. Ihre Augen blicken etwas nach unten und dem Eintretenden nicht direkt in die Augen. Die Türe war jedoch aus spiegeldem Metall, so dass der Gast sich selbst sehen konnte. Die Löwen sind hier nicht die wilden Tiere, sondern diejenigen, die sich der Macht gebeugt haben. So soll sich der Eintretende, der sich selbst im Spiegel sieht, auch so demütig wie diese Löwen verhalten. Gleichzeitig ist aus dem wilden Tier ein Zeichen des Friedens geworden.
Bredekamps völlig neue Sicht auf Karl den Großen zeigt, wie aktuell dessen Bildpolitik ist. Karl der Große hat als „Leuchtturm Europas“, wie er von Zeitgenossen genannt wurde, auch dem gegenwärtigen Europa etwas zu sagen: Politik ist elastisch und fluid. Und dabei bringt der Wagenbach Verlag noch das Wort Fluxus ins Spiel.
Wer denkt denn an so etwas, wenn er dieses Buch im Buchladen liegen sieht.
Wieder was gelernt. Schön, dass es Bücher gibt.
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Donnerstag

Heute ist Feiertag in Baden-Württemberg und somit auch Blogpause.

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Ein kleines Rätsel.
Wer ist der Verfasser dieser schönen Mondbeschreibung?
Ein Tipp: Es ist nicht olle Arno Schmidt, dem König der Mondbeschreibungen.
Also: wer, woraus?
Zu gewinnen gibt’s nix, ausser Ruhm und Ehre.

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