Donnerstag

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Heute haben
Fritz von Herzmanovsky-Orlando * 1877
Jaroslav Hasek * 1883
Luise Rinser * 1911
Ulla Hahn * 1946
Geburtstag
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mai

„Mai“
Gedichte passend zum Monat herausgegeben von
Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Oh, schon wieder ein Monat vorbei. An den Gedichtbändchen des Reclam-Verlages merke ich immer, wie die Zeit rast. Gut, heute haben wir noch April, die Hexen putzen für heute abend ihre Besen und sich selbst heraus. Aber ab morgen heisst der Monat Mai und der ist schon etwas besonderes.
Wonne und Sonne, Liebe und explodierende Natur. Farben, Blumen und gemeinsames Beisammensitzen im Freien. Das steckt hinter diesem Namen Mai. Der 1.Mai ist der Tag der Arbeit, der weltweit gefeiert wird und uns auch raus und auf die Straßen treibt.

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„Es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder“
schrieb Rose Ausländer.

Aber nicht zu früh gefreut. Im Mai gibt es auch die Eisheiligen, die mit viel Regen und Frost verbunden sind. Aber insgesamt gesehen, gehen wir stramm in Richtung Frühsommer und lassen den Winter und das Frühjahr in Vergessenheit geraten.

Willkommen
Maienlob
Maienschelte
Maienglück
Feiern im Mai
Endlich im Freien

heißen die einzelnen Kapitel des Gedichtbandes und zeigen schon die Richtung an, auch wenn in der dritten Abteilung noch gescholten wird über den Wonnemonat. Diese Bezeichnung leitet sich womöglich von Weidemonat ab, so die Herausgeberinnen.
Da ich monatelang behauptet habe, dass diese Anthologie ohne Goethe auskommt, taucht er hier gleich zweimal auf.

Johann Wolfgang Goethe
Mit einem gemalten Band

Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlingsgötter
Tändelnd auf ein luftig Band.

Zephyr, nimm’s auf deine Flügel,
Schling’s um meiner Liebsten Kleid!
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit,

Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung.
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.

Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches Rosenband!

Mailied

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

Und Freud‘ und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd‘, o Sonne!
O Glück, o Lust!

O Lieb‘, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb‘ ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud‘ und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

Und dieses Gedicht darf natürlich nicht fehlen:

Eduard Mörike
Er ist’s

Frühling läßt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton
Frühling, ja du bist`s!
Dich hab ich vernommen!

Ludwig Uhland
Mailied

Wenig hab ich noch empfunden
Von der werten Frühlingszeit;
All die Lust und Lieblichkeit
Hat zu mir nicht Bahn gefunden.
Ach! was soll ein Herz dabei,
Das sich so zerrissen fühlet?
Jetzt empfand ich erst den Mai,
Seit der Sturm in Blüten wühlet.

Heinrich Heine

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.

Wilhelm Busch
Frühlingslied

In der Laube von Syringen,
Oh, wie ist der Abend fein!
Brüder, laßt die Gläser klingen,
Angefüllt mit Maienwein.

Heija, der frische Mai,
Er bringt uns mancherlei.
Das Schönste aber hier auf Erden
Ist lieben und geliebt zu werden,
Heija, im frischen Mai.

Über uns die lieben Sterne
Blinken hell und frohgemut,
Denn sie sehen schon von ferne,
Auch hier unten geht es gut.

Wer sich jetzt bei trüben Kerzen
Der Gelehrsamkeit befleißt,
Diesem wünschen wir von Herzen,
Daß er bald Professor heißt.

Wer als Wein- und Weiberhasser
Jedermann im Wege steht,
Der genieße Brot und Wasser,
Bis er endlich in sich geht.

Wem vielleicht sein altes Hannchen
Irgendwie abhanden kam,
Nur getrost, es gab schon manchen,
Der ein neues Hannchen nahm.

Also, eh der Mai zu Ende,
Aufgeschaut und umgeblickt,
Keiner, der nicht eine fände,
Die ihn an ihr Herze drückt.

Jahre steigen auf und nieder;
Aber, wenn der Lenz erblüht,
Dann, ihr Brüder, immer wieder
Töne unser Jubellied.

Heija, der frische Mai,
Er bringt uns mancherlei.
Das Schönste aber hier auf Erden
Ist lieben und geliebt zu werden,
Heija, im frischen Mai.

Neben all den alten Autoren, finden Sie natürlich auch LyrikerInnen des 20.Jahrhunderts, deren Texte ich jedoch hier nicht veröffentlichen darf.
Robert Gernhardt, Friederike Mayröcker, Rose Ausländer, Gottfried Benn, Bertold, Brecht, Ernst Jandl, Karl Krolow und viele mehr.
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Auf dem literarischen Speiseplan unserer Buchhandlung stehen im Mai folgende Veranstaltungen an:

Dienstag, 5.Mai um 19 Uhr
Die erste Seite

Wir stellen diese Bücher vor:

Russell Banks: Verstoßen
Barbara Honigmann: Chronik meiner Straße
Matthew Thomas: Wir sind nicht wir
Sifiso Mzobe: Young Blood

Es liest Clemens Grote
Bei uns in der Buchhandlung
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Mittwoch, 13.Mai um 19 Uhr
Barbara Treu: Dem Herzen ewig nah

Der Alte Friedhof in Ulm
Bei uns in der Buchhandlung
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Dienstag, 19.Mai um 19 Uhr
Stefana Sabin: Dante

Zum 750.Geburtstag des großen Dichters
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 10,00
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Donnerstag, 21.Mai um 19 Uhr
Niklas Maak: Wohnkomplex

Architekturvortrag und Film
Lichtburg Kino Ulm
In Zusammenarbeit mit der vh Ulm
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Montag, 25.Mai um 19.30 Uhr
Literatur im Botanischen Garten

Mit Florian Arnold und Rasmus Schöll
Teil 2: Im Osten
(Polen, Russland, Bulgarien, Tschechien)
Im Gewächshaus Foyer

Mittwoch

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Heute haben
Konstantinos Kavafis * 1863,
(der am gleichen Tag 1933 auch gestorben ist)
Egon Erwin Kisch * 1885
Walter Mehring * 1896
Walter Kempowski * 1929
Lilian Faschinger * 1950
Geburtstag
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Annemarie van Haeringen: „Monsieur Matisse und seine fliegende Schere“
Verlag Freies Geistesleben € 14,90
Bilderbuch ab 4 Jahren

Bilder von Matisse strahlen eine solche Wärme und Lebensfreude aus, dass allein schon eine Postkarte die Zimmertemperatur um 2 Grad erhöht. Wer schon Originale von ihm gesehen hat, merkt, welche Arbeit hinter dieser Leichtigkeit steckt. Seien es seine Gemälde, seine Teppiche, oder diese Scherenschnitte, es geht einem richtig das Herz auf. Und ohne zu übertreiben: Für mich ist die Kapelle, die er in Vence gestaltet hat, einer der schönsten Orte, die ich je gesehen und betreten habe.
In den Bildern von Annemarie van Haeringen können wir dem großen Künstler über die Schulter schauen.

Monsieur Matisse ist Maler.
Ein Maler mit der Sonne im Bauch.
Seien Farben machen alle Leute froh.

Und auf dem nächsten Bild leuchtet die komplette Doppelseite in einem typischen Rot von Matisse. Ein Rot, dass in vielen seiner Bilder auftaucht und mit dem sein Museum in Nizza angemalt ist.
Aber der Maler wird krank und muss ins Krankenhaus. Dort ist alles weiss. Ausser einer Fieberkurve (die nach unten geht) gibt es keine Farbe in seinem Zimmer. Er braucht Zeichenstifte, Farben, eine Staffelei. Aber kann nicht aufstehen und auf dem Bettlaken lässt sich nicht malen. So nimmt er eine Schere und schneidet eine Schwalbe aus, die seine Assistentin auf die Wand heftet. Matisse merkt, dass das klappt und nun legt er richtig los. Formen, und Farben, Blätter und Tiere entstehen mit seiner Schere. Er malt nicht mehr mit dem Pinsel. Er schneidet aus und lässt die Papiere an die Wände heften. Immer wieder ruft er seiner Assistentin zu, dass sie sie weiter links, weiter oben, oder doch nach rechts hängen soll.
Wenn wir seine Originale genau betrachten, so bestehen viele seiner Formen (so auch sein blauer Ikarus) nicht aus einem Papier, sondern aus vielen kleineren Stücken, die von ihm zusammengesetzt worden sind. Pingelig ging es auch mit den Farben der Papiere zu. Matisse hatte genaue Vorstellungen, wie die zu sein hatten. Dies steht nicht in dem Bilderbuch. Braucht es auch nicht, da wir uns mit den Kindern freuen, wie ein alter, kranker Künstler mit all seiner Kraft etwas Neues entdeckt,darin auflebt, sich seiner Zeit in der Südsee erinnert und seinen Gefühlen freien Lauf lässt.

Schauen Sie in die Leseprobe.
Es ist schön zu sehen, wie eine Künstlerin einen Künstler porträtiert.

https://www.youtube.com/watch?v=PYVPLZUvgwE

Dienstag

Heute haben
Karl Kraus * 1874
Bruno Apitz * 1900
Harper Lee * 1926
Terry Pratchett * 1948
Roberto Bolano * 1953
Ian Rankin * 1960
Geburtstag
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Karl Kraus
Die deutsche Sprache ist die tiefste, die deutsche Rede die seichteste.
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art of bach cover photo website

Anderson & Roe Piaono Duo: „The Art of Bach“
Steinway & Sons CD € 21,99

Inhaltsangabe:

Bach/Kurtág: Sonatina in E-flat Major from Cantata No. 106
Bach: Concerto for 2 Harpsichords in C major, BWV 1061
Bach/Anderson & Roe: Saint Matthew Passion, BWV 244 — Suite for Two Pianos
Bach: Art of the Fugue, BWV 1080: Contrapunctus IX, a 4 alla Duodecima
Bach: Art of the Fugue, BWV 1080: Contrapunctus XIIIa, Fuga a 2 Clav. – Rectus
Bach: Art of the Fugue, BWV 1080: Contrapunctus XIIIb, Alio Modo. Fuga a 2 Clav. – Inversus
Bach: Canons on the Ground from the „Goldberg Variations“, BWV 1087 — 12, 6, 10, 11, 14
Bach/Anderson & Roe: „Die Seele ruht in Jesu Händen“ from Cantata No. 127 — feat. Augustin Hadelich
Bach/Howe: „Schafe können sicher weiden“ from Cantata No. 208
Bach/Reger: Brandenburg Concerto no 3 in G major, BWV 1048

Nur gut, dass es unsere Kunden gibt.
So bin ich durch eine Bestellung auf diese CD gestoßen.
Bach auf zwei Klavieren. Die einzelnen Stücken wurden arrangiert, neu interpretiert und auch ganz so gelassen, wie wir es von Bach kennen. Und daraus ist eine Reise durch die Welt der Bachschen Musik entstanden. Es perlt und sprudelt, es beruhigt und macht Freude.
Das junge Klavierduo Greg Anderson und Elizabeth Joy Roe, die sich vom Geheimtipp zum Publikumsmagneten entwickelt haben, legten diese Einspielung Ende Januar vor und führen uns durch die Kantaten, Kanons, die Goldberg Variationen, über die Brandenburgischen Konzerte, bis hin zur Kunst der Fuge. Sie benutzen Bearbeitungen von György Kurtág und Max Reger, spielen auf Klavieren, statt auf Cembali. Und plötzlich sind wir mitten in der Matthäus Passion.
Die beiden Klavierspieler sind bekannt durch ihre unkoventionellen Videoauftritte, ohne dass ihr Spiel dadurch leidet. Vielleicht einfach eine amerikanisch spielerische Art, sich der Klassik zu nähern. Nach zwei CDs (alle auf dem Label von Steinway & Sons) sind sie bei Bach gelandet. Bach-Einspielungen gibt es unendlich viele, und so sind neue Ideen gefragt. Und hier haben wir eine Antwort gefunden.
Bach tut schon immer gut und diese CD bringt uns den Geist dieser Musik sehr nahe.

Hier noch eine Zugabe von Mozart

Und jetzt noch die schöne blaue Donau, die heute nach dem Regen wild und braun durch Ulm fließt

Montag

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Heute haben
Johann Friedrich Cotta * 1764
Zhang Jie * 1937
August Wilson * 1945
Geburtstag
Am Sonntag hatte Ludwig Uhland Geburtstag * 1787

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Ludwig Uhland
Lob des Frühlings

Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch große Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag!

Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste, Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
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Joseph Mitchell: „Old Mr. Flood“
Geschichten von Fischessen, Whiskey, Tod und Wiedergeburt
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Stumpf und Sven Koch
Diaphanes Verlag € 14,95

„Er hat viel gelacht und viel gegessen und seinen Whiskey unverdünnt getrunken. Er pflegte Barmännern gegenüber zu bemerken, dass er keinen Sinn darin sehe, ­Wasser in Whiskey zu schütten, da ­Whiskey doch sowieso nass sei.“

Joseph Mitchell wurde in Iona (North Carolina) geboren. Im Alter von 21 Jahren kam er einen Tag nach dem Börsenkrach 1929 nach New York und begann seine journalistische Laufbahn als Kriminalreporter bei verschiedenen Tageszeitungen. Er gilt als Mitbegründer des New Journalism. Als Chefreporter des New Yorker wurde er zur lebenden Legende.

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„›Ich vertrag Muscheln nicht besonders‹, sagte er, ›aber sechs oder sieben Dutzend werd ich schon essen, um Ihnen Gesellschaft zu leisten.‹“

Der Diaphanes Verlag hat bisher drei dicke Bücher mit Joseph Mitchells gesammelten Reportagen veröffentlicht. Jetzt gibt es einen Nachschlag im kleiner Format für die Jackentasche. Die drei Geschichten um und über Mr.Flood sind fiktiv, setzen sich jedoch aus verschiedenen Typen zusammen, denen Mitchell auf seinen Reportagearbeiten um den Fulton Fish Market begegnet ist.
Mr Hugh G. Flood ist 93 Jahre alt, pensionierter Abbruchunternehmer und möchte gerne 115 Jahre alt werden. Sein Motto: Fisch. Nichts ist gesünder als Fisch und Meerestiere aller Arten. Austern helfen gegen jede Krankheit. Gut, es müssen dann schon drei bis vier Dutzend sein. Dazu noch Whiskey und die frische Luft vom New Yorker Hafen. Er verbringt seine alten Tage in einem einfachen Hotel, bewohnt dort ein kleines Zimmerchen, obwohl er sich doch mit seinem Geld ein sonniges Leben in Florida leisten könnte. Aber was will er im Süden, wenn seine Welt der Fischmarkt und die Kneipen drumherum sind. So begleiten wir Mr Flood auf seinen Gängen durch das Viertel, dürfen dabei sein, wenn er sich mit den Fischern, Händlern und Barkeepern unterhält und seine Weisheiten von sich gibt, die mitunter sehr an den Haaren herbeigezogen sind. Was jedoch seine Meinung zu Lebensmitteln anbelangt, so war er Ende der 40er Jahre, als die Geschichte entstanden, sehr aktuell. Fisch und Meerestiere seine die einzige Lebensmittel, die noch nicht verändert worden worden sind. Brot, Fleisch, Gemüse, alles nicht mehr das, es schmeckt nach nichts und Brot ist nur frisch getoastet genießbar.
Wir treffen mit ihm auf seine schrägen Kumpels, auf die anderen alten Männer, die im selben Hotel wohnen. Wir erfahren, was wir machen müssen, damit wir nicht krank werden und auch, dass die Schnecken, die die Austern zerstören, fast noch besser schmecken, als die Austern selber. Das merkte Mr Flood, als er kurzerhand einige dieser Schädlinge roh gegessen hat. Aber ein Verkaufsschlager würde das nie werden und im nächsten Jahr sind die Schnecken auch wieder verschwunden.

„Nimm dir Zeit und iss ein Dutzend Austern, iss zwei Dutzend, iss drei Dutzend, iss vier Dutzend. Dann lässt du dem Mann ein schönes Trinkgeld da, kaufst dir eine gute Zigarre, setzt dir den Hut schief auf und spazierst zum Bowling Green. Schau zum Himmel rauf! Ist er nicht blau? Und schau den Mädchen nach, die klapperdiklapp auf ihren niedlichen kleinen Füßen an dir vorbeilaufen!“

Verschwunden ist diese Gegend um den Fischmarkt. Es gibt sie nicht mehr, die knarzigen Typen und die alten Kneipen. Joseph Mitchell ist ein Chronist dieser Zeit, dieser Stadt, dieses Viertels und seiner Bewohner. Das hat er in seinen Reportagen jahrelang gezeigt. Wir sind hier mittendrin im Gewusel, riechen fast die vielen Fische, das Hafenwasser. Dass Mitchell irgendwann aufgehört hat zu schreiben und jahrelang zwar täglich in die Redaktion des „New Yorkers“ kam, ohne etwas abzuliefern, ist verwunderlich, aber auch verständlich, wenn wir merken, wie stark diese Geschichten, Reportagen und Erzählungen sind. Vielleicht ging es einfach nicht besser.

„Schließlich sind wir nicht an der New Yorker Aktienbörse, wo ja jeder anständig und ehrlich und redlich ist, wie’s heißt – wir sind hier am Fischmarkt.“

Eine Leseprobe aus dem Buch als pdf: Mr Flood
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Werner Färbers Ungereimtheiten:

Agenturmeldungen von enormer Wichtigkeit:

NACKT IN DER WASCHMASCHINE

Welcher Menge maskuliner
Hormone bedarf es genau,
dass in eine Waschmaschin‘ er
kroch, zu beeindrucken die Frau?

Oder schlüpfte er nur zum Zweck
der Reinigung ins enge Loch,
weil er vor lauter Schmutz und Dreck
bereits höchst unangenehm roch?

Zum Glück kam ja die Feuerwehr,
um mit Öl ihn einzufetten,
denn ohne deren Einsatz wär
so ’ne Type kaum zu retten.

(Spiegel-online 06.01.2014, 11:58:
Olivenöl als Schmiermittel: Feuerwehr befreit nackten Mann aus Waschmaschine.)


LIB- UND BACHFORELLE

Dicht über eines Baches Welle
sieht man schweben die Libelle.
Nicht weit weg von jener Stelle
lauert eine Bachforelle.

Flink, behänd und blitzeschnelle
schießt die hungrige Forelle
zwecks Verspeisung der Libelle
mit offnem Maul aus der Welle.

Über eines Baches Welle
schwebte einst eine Libelle

Samstag

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Heute haben
Claude Mariac * 1914
und
Elfriede Czurda * 1946
Geburtstag
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Gestern nachmittag trafen sich zum ersten mal die Ulmer Unken LeserInnen. 100 Jugendliche aus Ulm lesen sich bis in den Herbst durch eine ganze Reihe von ausgesuchten Neuerscheinungen und ermitteln dann im November das beste Buch, „die Ulmer Unke“. Dana Hoffmann vom Stadtjugendring, die dies betreut, setzte sich gleich in die Sonne vor unseren Buchladen und genoß den regen Zulauf. Für irgendwelche Rangeleien hatte sie vorsorgleich gleich mal ihre roten Boxhandschuhe mitgebracht.

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Abends dann der Südtirol-Abend mit Hermann Gummerer,
der seinen Folio Verlag vorstellte.

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Er gab erst einen kleinen Abriss seiner neuen belletristischen Neuheiten. „Ausfahrt Nizza“, eine sehr humorige Urlaubsfahrt von fünf älteren Menschen, in der sich immer mehr das Innere der einzelnen Personen nach außen wendet. „Suburra“, ein Buch über mafiöse Strukturen im heutigen Rom, hat dem Verlag Besprechungen in allen großen Zeitungen und in diversen TV-Sendungen eingebracht. Und wenn Sie meinen, dass der Autor de Cataldo etwas übertreibt – es hat sich herausgestellt, dass es in Wahrheit noch viel schlimmer ist. Nach weiteren Romantipps kam er zu seinen vielen handlichen Reiseführern, die alle unter seiner Regie entstanden sind.

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Grundgedanke all dieser Bücher ist, dass wir raus in die Natur gehen sollen. Wellness Hotels recht und gut. Aber draussen ist das wahre Wellness. Südtirol hat so viel zu bieten, so sagt er, dass wir nicht all inclusive buchen sollten, sondern uns Touren vornehmen (sei es zu Fuß, mit dem Rad, oder dem Zug) und dann auch dort vor Ort auch einkehren. So finden sich bei allen Touren immer wieder Tipps für bewirtschaftete Almen, gute Restaurants, kulturelle Besonderheiten und architektonische Bauwerke. Blumenwandern, Weinführer, Ausflugsgasthöfe, Dorfgasthäuser, Rodeltipps, einfach an alles ist in seinen Büchern gedacht. Und wo wir dann schon beim Essen und Trinken waren, machte er uns den Mund richtig wässrig und präsentiere Kochbücher mit neuen und alten südtiroler Küche.
Zwischendurch durften wir Birnenmehl probieren, einen Ötzipfeil in Händen halten, Wiskey-Schokolade und Birrnenbrot essen. Als Hermann Gummerer hörte, dass unsere Mägen zu brummeln anfingen, packte er seine Käse-, Wurst- und Speckplatten aus. Der Wein u.a. vom Kalterer See war schon geöffnet. Danach gab es kein Halten mehr und es wurde ein sehr langer Abend.

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Vielen Dank an Hermann Gummerer und seine Frau Christel, die dies alles mitgebracht und vorbereitet haben und uns einen sehr schönen und informativen Abend geboten haben.

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Vor ein paar Tagen bei einer Lektüre entdeckt:

„Ich redete über die griechische Wirtschaftslage, ich sah vor Eleusis die große Baustelle Greek Government Oil Refirnery, alles an deutsche Firmen vergeben, …“
(aus Max Frisch: „Homo faber“, Suhrkamp 1957)

Da hat Max Frisch schon 1957 gut beobachtet und aufnotiert, dass die deutsche Wirtschaft ordentlich an Griechenland verdient. Auch in der Rüstung. Aber jetzt groß rumjammern. Gut gemacht Herr Frisch.

Freitag

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Heute haben
Karl Leberecht Immermann * 1796
Anthony Trollope * 1815
Sue Grafton * 1940
Geburtstag

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Haben Sie’s gewusst? Ging Ihnen ein Licht auf?
Hier kommt die Lösung.

Ein Geschenk der Götter ist das”, sagt er und meinte, dass das Hotel du Nord das Salz der Erde sei. Wenn schon seine Ahnen im Alten Land ein Narrenleben führen und wenn es vor dem Fest hart auf hart kommt, ja dann helfe nur ein Anruf bei Catfish. Der traurige Prinz mit seiner California im Mundwinkel summt ständig diese Shotgun Lovesongs und war immer im Montecristo zufinden, wenn er nicht schon wieder die Ausfahrt Nizza genommen hat. Paddington, wie der Träumer auch genannt wurde, war ständig in Love. Wer es diesmal war – keine Ahnung. Vielleicht Esther. Er stand tatsächlich am Tresen, wie in einem anderen Leben und führte eine heftige Dikussion mit den Middlesteins, Oona & Salinger, die ständig am Abgrund aller Dingen standen. Das Gespräch klang eher wie ein Konzert ohne Dichter, als ein Ehespiel. Judas, der Barkeeper, mixte Oona gerade einen Tamangur, den Männern je einen Flammenwerfer.Alles wird hell, wie in einem anderen Leben!”, sagte Pad und prostete Middlestein zu. “Auf die Unterwerfung!” “Auf ein Narrenleben” “Auf die Chronik meiner Straße” waren die drei Trinksprüche, bevor sie austranken und wie mit einem Handkantenschlag am Abgrund aller Dinge landeten. Alles Licht, das wir nicht sehen, reichte nicht aus, um sie ins Abendland zurückzuholen. Es war das Gegenteil von Einsamkeit und glich einem Tod in Turin, was sie gerade getrunken hatten. Als die Nebel verschwanden, meinte Pad, sie sollten ins Suburra weiter ziehen, einem Club etwas außerhalb. “Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren.”, sagte er und zog die Karte der Wildnis heraus. Als die drei die Kneipe verließen, meinte der Barkeeper: “Applaus für Bronikowski!” und wischte den Tresen sauber.
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Silje Nergaard: „Chain Of Days“
OKeh CD € 19,99

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Ja, was ist das denn, was wir auf der 15. CD der norwegischen Vokalkünstlerin zu hören bekommen? Lange Jahre war sie beim Label act eine der Stars, der skandinavischen Sängerinnen-Welle. So konnten wir sie auch einmal in Langenau im Pfleghof genießen. Irgendwie ist dieser Hype auch abgeklungen, Frau Nergaard hat ein anderes Label und überrascht uns hier mit dieser Musikmischung.
Ist das Pop, oder Jazz? Da klingt doch auch Folk und Country raus. Sie singt doch norwegisch, oder? Zumindest auf einem Lied und es fällt fast gar nicht auf, weil sie in „Morgenstemming“ einfach so genial diese Stimmung rüberbringt. Die Texte, der eigenen Lieder kommen, wie sooft von Mike McGurk, die Melodien von ihr. Und wie eine Kette der Tage sind die Lieder aufgereiht und fließen von einem zum anderen.
„Es soll einfach schön und entspannend sein“, sagt sie und: „Ich hoffe, meine Musik kann bei manchem so zum Soundtrack seines Lebens werden.“ Das hoffe ich allerdings schwer.
Sie singt ihr Lieblingslied der norwegischen Pop-Band aha („Hunting High and Low“), beginnt mit einem Country-Lied „Buckle Her Shoes“ und schwenkt über zu einem kleinen Bossa Nova mit „Lady Charlotte“.
Silje Nergaard ging bei der Aufnahme so weit, dass sie die Schallboxen wegließ und sich die Musiker im Kreis zusammensetzten. Zum Teil hat sie wohl ohne Kopfhörer gesungen. Und irgendwie meine ich, dass man das heraushören kann. Die Lieder strahlen eine große Wärme aus, eine Leichtigkeit. und wenn einer sagt, so’n Kitsch. Dann mag er vielleicht rechthaben, aber es ist nicht kitschig.
Vielleicht passen die beiden Fotos mit Sonnenuntergang und der Morgenstimmung ganz gut dazu. Auf jeden Fall finden Sie auf dieser CD eine Liedmischung, die einem gut tut. Auf dem Sofa, im Auto, eigentlich egal.

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„Statt wie sonst üblich in abgetrennten Glaskabinen spielten die Musiker Silje Nergaards phantastisches 15. Album im Kreis sitzend live ein.“ (Stereo, April 2015)

„Ruhig fließen die wohlig arrangierten Nummern von ›Chain Of Days‹ dahin, getragen von luftigen Gitarren und der warmen Stimme Nergaards.“(Jazzthing, April / Mai 2015)

https://www.youtube.com/watch?v=G4TBWM2CqRY

Website von Silje Nergaard
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Auf unserem Fotoblog wiebücherleben finden Sie heute „Augen in unserer Buchhandlung“.

Donnerstag, Welttag des Buches

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Heute haben
Wilkiam Shakespeare * 1564
Richard Huelsenbeck * 1892
Vladimir Nabokov * 1899
Haldor Laxness * 1902
Andrej Kurkow * 1961
Geburtstag.
Und es ist der Todestag von Shakespeare und Cervantes.

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Zum Welttag des Buches gibt es ein literarisches Rätsel.
In dem folgenden Text sind einige Buch- und DVD-Titel versteckt. Titel von Büchern, die aktuell auf unserem großen Tisch in der Buchhandlung liegen. Googeln hilft also nichts.
Zu gewinnen gibt es nix. Dafür aber morgen die Lösung.
Viel Vergnügen.

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„Ein Geschenk der Götter ist das“, sagt er und meinte, dass das Hotel du Nord das Salz der Erde sei. Wenn schon seine Ahnen im Alten Land ein Narrenleben führen und wenn es vor dem Fest hart auf hart kommt, ja dann helfe nur ein Anruf bei Catfish. Der traurige Prinz mit seiner California im Mundwinkel summt ständig diese Shotgun Lovesongs und war immer im Montecristo zufinden, wenn er nicht schon wieder die Ausfahrt Nizza genommen hat. Paddington, wie der Träumer auch genannt wurde, war ständig in Love. Wer es diesmal war – keine Ahnung. Vielleicht Esther. Er stand tatsächlich am Tresen, wie in einem anderen Leben und führte eine heftige Dikussion mit den Middlesteins, Oona & Salinger, die ständig am Abgrund aller Dingen standen. Das Gespräch klang eher wie ein Konzert ohne Dichter, als ein Ehespiel. Judas, der Barkeeper, mixte Oona gerade einen Tamangur, den Männern je einen Flammenwerfer. „Alles wird hell, wie in einem anderen Leben!“, sagte Pad und prostete Middlestein zu. „Auf die Unterwerfung!“ „Auf ein Narrenleben“ „Auf die Chronik meiner Straße“ waren die drei Trinksprüche, bevor sie austranken und wie mit einem Handkantenschlag am Abgrund aller Dinge landeten. Alles Licht, das wir nicht sehen, reichte nicht aus, um sie ins Abendland zurückzuholen. Es war das Gegenteil von Einsamkeit und glich einem Tod in Turin, was sie gerade getrunken hatten. Als die Nebel verschwanden, meinte Pad, sie sollten ins Suburra weiter ziehen, einem Club etwas außerhalb. „Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren.“, sagte er und zog die Karte der Wildnis heraus. Als die drei die Kneipe verließen, meinte der Barkeeper: „Applaus für Bronikowski!“ und wischte den Tresen sauber.

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Wem ging ein Licht auf?
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WELTTAG DES BUCHES
(& TAG DES DEUTSCHEN BIERES am 23. April)

Weltweit ist heut der Tag des Buches.
Du hast schon eins? Dann geh und such es.
Wenn du’s gefunden hast, verlier es
bloß nicht am Tag des deutschen Bieres.
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Marco Kerler las bei Radio free/fm in Ulm.
Hier können Sie die Sendung nachhören:

Lesung

Mittwoch

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Heute haben
Henry Fielding * 1707
Madame de Stael * 1766
Ludwig Renn * 1889
Paula Fox * 1913
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Peter Weber * 1968
Geburtstag

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Dass hunderte Menschen in den letzten Tagen und Wochen, tausende in den letzten Monaten im Mittelmeer ertrinken, ist ein Skandal. Dass es zu einer Völkerwanderung kommen wird, sagten viele schon vor Jahren voraus. Getan worden ist von politischer Seite her nichts. Jetzt wird auf allen TV-Kanälen diskutiert und getalkt. Aber was passiert? Einfach nur die Augen verschließen und die Probleme wegschieben, geht nicht (mehr).
Ich selbst bin sprach-, hilflos und voller Trauer über die vielen Toten. Wir leben auf Kosten dieser Menschen, tragen billige Klamotten und bunte Laufschuhe. Wir schauen, wer hat den besten Preis, aber nicht, wie und wo werden die Produkte hergestellt. Wir holen uns die Bodenschätze aus den Ländern und schwelgen im puren Luxus und fliegen um die Welt.
Bei den folgenden Büchern handelt es sich nur um eine kleine Auswahl und ich habe mir erlaubt, einfach die Texte der Verlage zu übernehmen. Ich hoffe, Sie alle haben Verständnis dafür.

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Abasse Ndione : „Die Piroge“
Transit Verlag € 14,80

„Die Geschichte ist beides: schmerzhaft individuell – über die einzelnen Personen auf dem Boot – und gleichzeitig unermesslich, da die Erfahrung, die sie schildert, von Millionen von Menschen auf der Welt geteilt wird.“
The New York Times

Dreißig Afrikaner, Frauen, Männer, Jugendliche, die aus verschiedenen Dörfern im Landesinneren Senegals kommen und noch nie das Meer gesehen haben, wollen aus dem afrikanischen Elend auf die Kanarischen Inseln und nach Europa fliehen. Sie verabschieden sich von ihren Familien und stehen dann nach einer langen Busfahrt ängstlich am Strand, beobachten das Meer und sehen zum ersten Mal auch das Schiff, eine Piroge, die dem Fischer Baye Laye gehört. Während der langen Überfahrt, auf der sie sich langsam kennenlernen, steigern sie sich bei zunächst gutem Wetter in unglaubliche Erwartungen, was ihre Zukunft in Europa betrifft. Doch es zieht ein fürchterlichen Sturm herauf, sie verlieren Kaaba, den zweiten Steuermann, und das Boot wird schwer beschädigt. Sie sind verzweifelt, aber da naht ein Schiff…
Das Buch, 2008 bei Gallimard in Paris erschienen, ist in seiner schlichten, eindringlichen Erzählweise zu einem Klassiker der gegenwärtigen afrikanischen Literatur geworden. Auf kleinstem Raum entfaltet der Roman ein großes Drama, das von Millionen Menschen unterschiedlichster Herkunft, die um ihre Lebenschancen kämpfen.

Die Verfilmung (»La Pirogue«) in der Regie von Moussa Touré wurden im Mai 2012 in Cannes uraufgeführt und erhielt zahlreiche Preise, auch in Deutschland [Goldener Tanit, Filmfestival Karthago 2012, ARRI-Preis (Bester internationaler Film) Cannes, Filmfest München; Prix Lumière 2013, Preis der Evangelischen Filmarbeit April 2013)].

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Fabrizio Gatti: „Bilal“
Rowohlt Verlag € 11,99

Bilal ist ein Illegaler, unterwegs auf der berüchtigten Transitroute vom Senegal nach Libyen und weiter zur Insel Lampedusa. Bilal ist der renommierte Journalist Fabrizio Gatti, der sich als Migrant unter die anderen gemischt hat, um zu erleben, was sie erleben. Auf klapprigen Lastwagen durchqueren sie zu Hunderten die Sahara, unter unvorstellbaren Entbehrungen begeben sie sich auf einen Schreckensweg, der in Europa meist in einer Art von Sklaverei endet.

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Giuseppe Catozzella: „Sag nicht, dass du Angst hast“
Eine wahre Geschichte
Knaus Verlag € 14,99

„Genau die Literatur, die es braucht, um die großen Dramen unserer Zeit zu erzählen.“
Erri De Luca

Sie kam als Letzte ins Ziel, und doch ging ihr Foto um die Welt. Millionen waren während der Olympischen Spiele 2008 von der kleinen somalischen Läuferin Samia und ihrem eisernen Willen gerührt. Doch nur wenige wissen, dass die junge Frau danach in ihrer vom Bürgerkrieg zerrissenen Heimat keine Unterstützung mehr erhielt und sich auf die lange illegale Reise nach Europa machte. Ihre Odyssee fand 2012 vor Lampedusa ein tragisches Ende. Der italienische Journalist Giuseppe Catozzella hat Samias Geschichte recherchiert und mit ihrer in Finnland lebenden Schwester lange Gespräche geführt. In einer einfachen und emotional berührenden Sprache lässt er Samias Welt entstehen und gibt der verschollenen jungen Frau eine Stimme.

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Reinhard Kleist: „Die Geschichte von Samia Yusuf Omar“
Graphic Novel im Carlsen Verlag € 17,90

Dass Reinhard Kleist in der Lage ist, schwierigste historische Themen in einer Graphic Novel umzusetzen, hat er mit „Der Boxer“ bewiesen. Jetzt nimmt er ein aktuelles Thema anhand einer wahren Geschichte auf:
Die Sprinterin Samia Yusuf Omar vertrat Somalia bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. In ihrer Heimat wurde sie jedoch von islamistischen Extremisten bedroht, die ablehnen, dass Frauen Sport treiben. In der Hoffnung, an der Olympiade in London teilnehmen zu können, versuchte sie die Flucht nach Europa. Samia Yusuf Omar ertrank 2012 im Alter von 21 Jahren vor der Küste Maltas im Mittelmeer.

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Andrea Di Nicola / Giampaolo Musumeci; „Bekenntnisse eines Menschenhändlers“
Kunstmann Verlag € 18,95

Illegale Immigration – ein Milliardengeschäft
Ärmliche, mit Flüchtlingen überladene Fischerboote, abgerissene Gestalten in Auffanglagern prägen unser Bild illegaler Immigration – dass die Not Zehntausender auch ein äußerst lukratives Geschäft ist, wird uns dagegen kaum bewusst. Tatsächlich steht hinter den Menschenströmen, die jedes Jahr nach Europa gelangen, ein riesiges Netzwerk von Schleppern und Schleusern, aber auch hochprofessionellen Geschäftsleuten, denn mit dem illegalen Grenzübertritt lassen sich Milliarden verdienen, kaum weniger als im Drogengeschäft.
Die Autoren haben entlang der Hauptrouten illegaler Immigration recherchiert und lassen die neuen Menschenhändler selbst sprechen: Anwerber und Skipper, Vermieter illegaler Unterkünfte, Geldhändler. Hinter einem raffinierten, extrem flexiblen Netzwerk verbergen sich die Großen des Geschäfts: etwa der Kroate Josip Loncaric, der über Jahre 90 Prozent der chinesischen Immigration nach Europa kontrollierte, oder Muammer Küçük, der türkische Boss der illegalen Immigration im Mittelmeerraum.
Über Augenzeugenberichte aus einer Schattenwelt, die niemand kennt, zeigt das Buch die größte kriminelle „Reiseagentur“ der Welt bei der Arbeit.

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Miriam Faßbender: „2850 Kilometer“
Westend Verlag € 16,99

Gefangen in der Warteschleife vor Europa – das ist das Schicksal tausender junger Afrikaner, die sich jedes Jahr auf den Weg zu uns machen. Miriam Faßbender hat zwei junge Männer auf diesem Weg begleitet, sie hat unter Flüchtenden gelebt und ihren Alltag kennengelernt: das Leben in den Ghettos, willkürliche Polizeirazzien, die Suche nach Essen und nach schlecht bezahlten Jobs, um die Weiterreise zu finanzieren.

Miriam Faßbender hat ein Privileg: Sie kann sich jederzeit in ein Flugzeug setzen und Not und Entbehrungen in der Peripherie Afrikas hinter sich lassen. Zigtausende Afrikaner haben diese Wahl nicht. Miriam Faßbender hat zwei junge Afrikaner über Monate auf ihrem Weg von Westafrika nach Europa begleitet – der eine ist seit drei Jahren unterwegs, der andere hat seine vierte Abschiebung hinter sich. Sie befragt Flüchtlinge zu ihrem Leben, das geprägt ist von Entbehrungen und Hoffnung, Flucht und Stillstand; sie berichtet vom Leben auf der Flucht und vom Überleben in der Fremde und in sogenannten Auffanglagern. Und sie erzählt von ihren Erfahrungen als Europäerin unter afrikanischen Flüchtlingen, als Privilegierte unter Menschen, die ihre Freiheiten nicht haben – Erfahrungen, die so persönlich wie erschreckend, so anrührend wie brenzlig, so mutmachend wie niederschmetternd sind.

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Fabio Geda: „Im Meer schwimmen Krokodile“
Eine wahre Geschichte

btb  € 8,99

Als Enaiat eines Morgens erwacht, ist er allein. Er hat nichts als seine Erinnerungen und die drei Versprechen, die er seiner Mutter gegeben hat. Mit dem Ziel, ein besseres Leben zu finden, begibt er sich auf eine lange Reise Richtung Westen. Er durchwandert die Länder des Ostens bis nach Europa. Er reist auf Lastwagen, arbeitet, schlägt sich durch, lernt das Leben von seiner grausamen Seite kennen. Und trotzdem entdeckt er, was Glück ist … Fabio Geda erzählt die wahre Geschichte des zehnjährigen Enaiatollah Akbari in einem kurzen und zu Herzen gehenden Buch: eine Geschichte, die uns den Glauben an das Gute zurückgibt.
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Gestern las Jürgen Widmer eine gekürzte Fassung von Thomas Glavinics „Lisa“.
Sehr gut, sehr intensiv.

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Dienstag

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Heute haben
Charlotte Bronte * 1816
Peter Schneider * 1940
Geburtstag
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„Jeden Morgen betrittst du die übliche Bar, um zu frühstücken. Seit du allein lebst – eine ganze Weile schon – kannst du das zu Hause nicht mehr. Zu Abend essen ja, manchmal auch zu Mittag. Aber Frühstücken irgendwie nicht. Also gehst du jeden Morgen in die Bar. Mal stellst du dich an den Tresen, mal lässt du es gemütlicher angehen und setzt dich an ein Tischchen. Da bist du nicht festgelegt, es kommt ganz darauf an, wie du dich fühlst – oder wie du dich nicht fühlst – auf’s Wetter, darauf, ob du was zu tun hast oder nicht, auf den Zufall. Keine Ahnung, warum du dich mal hinsetzt und mal nicht.“

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Gianrico Carofiglio: „Am Abgrund aller Dinge“
Originaltitel: Il Bordo Vertiginoso Delle Cose
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Goldmann Verlag € 19,99
als eBook € 15,99

Gianrico Carofiglio wurde 1961 in Bari geboren und arbeitete in seiner Heimatstadt viele Jahre als Antimafia-Staatsanwalt. 2007 war er als Berater des italienischen Parlaments für den Bereich organisierte Kriminalität tätig. Von 2008 bis 2013 war Gianrico Carofiglio Mitglied des italienischen Senats. Berühmt gemacht haben ihn vor allem seine Romane um den Anwalt Guido Guerrieri, von denen wir die ersten drei immer auf Lager haben.

Carofiglio bleibt seiner Heimatstadt treu. In seinem neuen Roman kehrt Enrico Vallesi aus Florenz zurück nach Süditalien, weil ihm eine Zeitungsmeldung nicht mehr aus dem Kopf geht. Ein ehemaliger linksradikaler Kämpfer, der auch längere Zeit im Gefängnis saß, wurde bei einem Bankraub erschossen. Beim Namen Salvatore klingeln bei ihm alle Glocken. Er erinnert sich an seine Schulzeit, an seine Zeit bei seinen Eltern daheim. Er war ein angepasster, schmächtiger Junge, der seine Zeit in seinen eigenen vier Wänden verbrachte und viel gehänselt worden ist. In der Schule ist er unauffällig und er wundert sich sehr, als ein deutlich älterer Schüler zu ihm in die 11.Klasse kommt. Salavtore sieht schon richtig männlich aus und nicht so knabenhaft wie er und seine Kumpels. Auch lässt sich dieser neue Schüler nichts gefallen, kontert den Aussagen des Lehrers mit linken Thesen, schimpft über die kommunistische Ikone Gramsci, der die kommunistische Partei verraten hätte. Alle Augen sind auf Salvatore gerichtet und das neue Schuljahr wird wohl einiges Neues bringen.
Carofiglio wechselt die Perspektiven vom heutigen Bari, in das während der Schulzeit Enricos. In der Gegenwart trifft er nach langer Zeit wieder seinen Bruder und seine Familie, die sich in der Stadt mit ihrem Wohlstand gut eingerichtet haben, er trifft auf ehemaligen Mitschüler, aus denen er mehr über Salvatore herausfinden will. Aber eigentlich will er mehr über sich herausfinden. Was ging ihm tatsächlich im Kopf herum? Wie sahen ihn seine Freunde und Bekannten? Wie sieht seine erste Freundin ihn heute? All diese Szenen sind eingebettet in Enricos Schulzeit, in der dann auch noch eine Aushilfslehrerin für Philosophie auftaucht, in die er sich als 16jährigen unsterblich verliebt. Natürlich nur im Kopf. Aber vergessen hat er sie nie.
Enrico ist fasziniert von Salvatore und als er Enrico zu sich einlädt, taucht er tatsächlich in seiner Wohnung auf. Dort trainiert Salavatore junge Männer für den Kampf gegen die Faschisten, die ihnen immer wieder auflauern. Diese Ausbildung ist äusserst brutal. Enrico bekommt alle Tricks beigebracht, wie er als Sieger aus einem Zweikampf hervorgeht. Salvatore bringt ihm bei Motorrad zu fahren, mit echten Pistolen zu schiessen, damit sie gemeinsam ein Attentat auf den berüchtigten Faschistenführer der Stadt verüben können. Dies geht schief, aber Enrico steckt mittendrin in dieser Untergrundgruppe. Er führt ein Doppelleben und kann sich niemandem mitteilen. Als er sich dann auch noch gegen Salvatore zur Wehr setzt, gewinnt er zwar das Ansehen der ganzen Schule, verliert jedoch seinen Freund aus den Augen.
Enricos Spurensuche im heutigen Bari bringt ihn immer näher an die damalige Zeit. Es öffnen sich immer mehr Türen und Fenster und er dringt in dunkle, vergessene Ecken in seinem Gehirn vor.
Gianrico Carofiglio hat auch hier wieder einen Protagonisten geschaffen, der als einsamer Cowboy durch die Straßen zieht, wie wir es aus seinen ersten drei Krimis kennen. Enrico ist voller Zweifel, eine leichte Melancholie schwebt über ihm. Deshalb will er auch so hartnäckig herausfinden, was damals geschah. Diese Atmosphäre hat der Autor hervorragend eingefangen und dem Roman eine ganz spezielle Note gegeben. Wer Guido Guerrieri gemocht hat, wird auch Enrico Vallesi ins Herz schließen.

Leseprobe
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Heute abend um 19 Uhr.
Das Theater Erbach ist zu Gast und bringt Thomas Glavinics „Lisa“ zu uns in die Buchhandlung.
Der Eintritt ist frei. Es gibt ein Spendenkässle.
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Ein kleines Video von Marco Kerlers
Buchvorstellung und Lesung bei uns in der Buchhandlung

Montag

Heute haben
Pietro Aretino * 1492
Herman Bang * 1857
Arto Paasilinna * 1942
Geburtstag
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Werner Färbers: UNGEREIMTHEITEN DER WOCHE 

DIE GLUCKE (nach Schiller – gekürzte Fassung)

Feste scharrend in der Erden,
blickt sie übern Hof gebannt,
heut soll sie geschlachtet werden!
Scharf, das Messer, ist zur Hand!
Auf dem Hühnerkopfe heiß
sieht man schon geperlten Schweiß.

Der Bäurin Suppe gilt’s zu loben,
wenn fette Augen schwimmen oben.

Jetzo sehr erregten Ganges,
während die Frau den Bauern ruft:
„Geh zum Huhne und dann fang es!“,
startet die Glucke in die Luft.
Flatter, flatter, hebt
sie ab und schwebt!

Freude bei der Glucke heute,
diesmal wurd‘ sie nicht zur Beute.

SO EIN DRECKSPATZ!

Weil sie nach seinem Leben trachten,
muss ein Spatz auf Katzen achten.
Beim Picken hält er häufig inne,
damit er rechtzeitig entrinne.

Sieht er eine Katze schleichen,
kann er himmelwärts entweichen
und er zwitschert bald putzmunter
auf jene Jägerin hinunter.

Ist so ’ne Mieze aber schlauer,
legt sie versteckt sich auf die Lauer.
Den Piepmatz dicht vor ihren Krallen
lässt sie erst spät die Tarnung fallen.

Bedrohlich hebt sie ihre Tatze,
um sich zu laben an dem Spatze,
welcher hat vor lauter Fressen
die Gefahr komplett vergessen.

Erst im letzten Augenblicke
hört er auf mit dem Gepicke
und entrinnt den scharfen Klauen,
die hinter ihm ins Erdreich hauen.

Die Flucht gelingt um Haaresbreite
und der Spatz sucht flugs das Weite.
Dabei flutscht vor Schreck ein Klecks
aus der Öffnung seines Hecks.

Während die Katze – bös beschmutzt –
sich den Matsch vom Kopfe putzt,
faucht sie dem Vogel hinterher,
dass er ein übler Dreckspatz wär!
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„Auf dem Weg zur Schule“
Ein Film von Pascal Plisson
DVD € 12,99
BluRay € 14,99

Eigentlich ist Pascal Plisson Tierfilmer. Während seiner Arbeit in Kenia, boabachtete er immer wieder Kinder, die auf einem langen, schwierigen, oft gefährlichen Schulweg waren. So entstand dieses Projekt, in dem er vier Kinder aus vier verschiedenen Regionen der Welt auf diesen langen Wegen zur Bildung begleitete.
Da ist Jackson aus Kenia, der ganz zu Beginn mit den Händen im Sand ein Loch gräbt bis Wasser kommt. In einem Kanister wäscht er damit seine Schuluniform und füllt danach noch klares Wasser in Kanister ab. Er lebt mit seiner Schwester Salome und seiner Familie weitabgeschnitten in einer Hütte in der Savanne und geht täglich 15 km bis zu seiner Schule. Diesen Weg legen sie teilweise im Laufschritt zurück. An diesem Tag muss er ganz früh los. Um 5:30 verlassen sie die Familie, da Jackson heute die Fahne vor der Schule und vor allen Schülern hochziehen darf. So ganz einfach ist der Weg nicht, da sie mitten durch Elefantenherden durchmüssen und das gefährlich sein kann. Seine kleine Schwester wird von ihm wieder aufgefordert, etwas schneller zu machen, da doch die Fahne wartet. Aus der Ferne sehen sie, wie alle Schüler sich schon versammelt haben und gerade noch rechtzeitig kann Jackson die Zeremonie ausführen.
15 km in 2 Stunden.

Die zwölfjährige Zahira steigt nach einem Wochenende bei der Familie im marokkanischen Atlasgebirge mit ihren beiden Freundinnen und einem Huhn in der Tasche 22 Kilometer durch unwegsames Gelände, um eine Woche in der Schule zu verbringen. Sie trifft auf ihrem Weg zwei Mitschülerinnen und gemeinsam machen sie sich auf, durch sehr unwegsames Hochgebirge. Als eine der Mädchen Probleme mit ihrem Fuss hat, versuchen sie Laster anzuhalten, werden jedoch abgewiesen, bis sie doch noch ein Laster mit Ziegen mitnimmt. Vor der Schule tauscht sie auf dem Markt ihr Huhn, das die ganze Zeit aus ihrer Tasche geschaut hat, gegen Obst und Gemüse auf dem Markt. Nun heisst es schnell die Schuluniform anziehen und los geht’s.
22 km in 4 Stunden.

Der elfjährige Carlito aus Patagonien in Argentinien hat es etwas einfacher, denn er kann zu Pferd seine Reise zur Schule unternehmen. Gemeinsam mit seiner kleinen Schwester, die hintendaruf sitzt, müssen sie erst sehr unwegsames Gelände überwinden, bis sie ins Flachland kommen und im langsamen Galopp Richtung Schule reiten können. Seine kleine Schwester möchte auch so gerne vorne sitzen. Doch die Mutter hat es nicht erlaubt. Heute jedoch darf sie es und sie strahlt übers ganze Gesicht.
18 km in 1,5 Stunden

Der 13jährige Samuel am Golf von Bengalen sitzt im Rollstuhl und seine drei Brüder schieben und zerren ihn durch den Sand Richtung Schule. Allein dieser Rollstuhl ist eine Schau. Total verrostet, die Felgen lösen sich von alleine auf und als Sitz dient Samuel ein Plastikgartenstuhl. Einer vorne, der zieht und der kleine Bruder, der hinten schiebt. So geht es täglich los. Dass sich eine Abkürzung als Reinfall entwickelt, ist im Film sehr lustig zu sehen, als die drei bis zur Hüfte im Wasser stecken. Da hilft nur gemeinsames zerren und ziehen. Ein Laster blockiert den Weg und ein Platten macht die Sache auch nicht leichter. Herrlich, dieses Gefährt, das jeden Moment auseinanderkrachen zu scheint. In der Schule angekommen, gibt es ein großes Hallo und Samuels Mitschüler tragen ihn ins Klassenzimmer.
4 km in 1 Stunde.

Trotz aller Strapazen sind die Kinder lustig, zu Späßen aufgelegt und wissen um die Macht der Bildung. Immer wieder kam es mir in den Sinn, wie schnell es geht, wenn dieser Zugang den Kindern nicht mehr erlaubt wird. Am Ende hören wir, was die vier gerne werden wollen und erfahren im Nachspann, wie es mit ihnen weitergegangen ist. Ein mutmachender Film, der auch schon für Kinder ab 6 geeignet ist. Diese Energie, die Lust am Leben und auch gleichzeitig, die Hoffnung auf ein besseres Leben, das nur durch Bildung erreicht werden kann, durchzieht diesen Film.
Zuerst störte mich, dass der Film synchronisiert ist und dass die Gespräche der Kinder mit den Eltern sehr aufgesetzt ist. Da es jedoch auch ein Film für Kinder ist, sind Untertitel nicht geeigent (man kann diese Variente jedoch einschalten). Das hört sich zu Beginn so ein wenig wie nach Bullerbü an, verliert sich aber, wenn wir die Kinder verfolgen dürfen. Als Jackson (in Kenia) im Klassenzimmer sitzt und der Lehrer hereinkommt, freut er sich, dass alle da sind und dass sich keiner verletzt hat. Das ist schon sehr bewegend.
Ein toller, lehrreicher Film für die ganze Familie mit viel Humor, fantastischen Landschaftsaufnahmen und ein Plädoyer für das Recht auf Bildung, das in manchen Länder wieder eingeschränkt wird.

Trailer