Montag, 5.Dezember

Das 5.Türle von Anke Raums Adventkalender
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Heute haben
Hans Hellmut Kirst * 1914
John A.Williams * 1925
Joan Didion * 1934
Alois Brandstetter * 1938
Hanif Kureishi * 1954
Geburtstag
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„Denn wir sind nur die Schale und das Blatt: Der große Tod, den jeder in sich hat,
das ist die Frucht, um die sich alles dreht.“
Rainer Maria Rilke (*4.12.1875)
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Jetzt auf DVD:

„Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten“
Eine Dokumentation mit und über Desmond Tutu und Dalai Lama
DVD € 19,95

Bisher gab es „Das Buch der Freude„, das wir seit Jahren verkaufen und jetzt taucht passend dazu diese Dokumentation über die beiden alten Männer auf.
„Mission: Joy“ zeigt die außergewöhnliche Freundschaft zwei der bedeutendsten spirituellen Leitfiguren unserer Zeit, die die Grenzen ihrer Religion überschreiten. Tief bewegend und sehr lustig.
Ich habe noch nie so viel Lachen gesehen und gehört.
Desmond Tutu und Dalai Lama haben sich nur sechs mal im Leben getroffen, aber ein sehr innige, tief spirituelle Freundschaft gepflegt und das garniert mit einer ordentlichen Portion Humor.
Beide haben eine sehr bewegende Biografie und daraus die Erkenntnis gewonnen, dass es die innere Freude ist, die im Leben Liebe möglich macht und ihm Sinn verleiht – unabhängig von allen alltäglichen Schwierigkeiten bis hin zu den außergewöhnlichen Hindernissen im Außen.
Eine unglaubliche Dokumentation über zwei außergewöhnliche Menschen.

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Morgen, am Dienstag, den 6.Dezember gibt es ab 19 Uhr wieder unsere „Erste Seite“ mit neuen Büchern und Clemens Grote. Diese Mal nicht nur als Vorleser, sondern auch als literarischer Nikolaus.

Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.


Mittwoch, 12.Januar


Heute haben
Charles Perrault * 1628
Johann Heinrich Pestalozzi * 1746
Jakob Michael Reinhold Lenz * 1751
Jack London * 1876
Daniil Charms * 1905
Alice Miller * 1923
Haruki Murakami * 1949
David Mitchell * 1969
Geburtstag
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Gute Laune

Gute Laune, Lieb und Lachen
Soll mich hier
Unaufhörlich glücklich machen,
Und die ganze Welt mit mir.
Auf dem Sammt der Rosen wiegen
Sich die Weisen nur allein.
Liebe? ist sie nicht Vergnügen?
Nur die Treue macht die Pein.
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Unser Filmtipp:


Pig
Regie: Michael Sarnoski
Darsteller: Nicolas Cage, Alex Wolff, Adam Arkin
DVD € 12,99
freigegeben ab 16 Jahren

Corona hat die Filmwelt ordentlich durcheinandergeschüttelt.
Filme erscheinen nur auf auf Streamingdiensten, die normalerweise in großen Kinosälen laufen würden, wie die neuen Werke von Sorrentino und Jane Campion.
Der neue Film mit Nicolas Cage gibt es im Gegenzug gleich auf DVD und den DVD on demand Portalen. Verrückt.
Die Filmkritiken überschlagen sich zum Teil und die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass dieser Film, der am 4.Januar erschienen ist, vielleicht der Film des Jahres wird.
Ja, er ist wirklich etwas Besonderes. Nicht was die Handlung anbelangt, sondern, wie der Regisseur in seinem Erlingswerk damit umgeht.
Wir kennen die Geschichten: Erfolgreicher Mann zieht sich die Einsamkeit der Wälder zurück und muss nach einem Vorfall wieder zurück in die Zivilisation und startet einen Rachefeldzug mit viel Gewalt und Blut. Und genau das passiert hier nicht. Rob lebt zwar zurückgezogen in der einsamen Wildnis von Oregon – allein, bis auf ein Trüffelschwein, seinen einzigen Freund. Er lebt vom Trüffelfinden und finanziert so sein Leben.
Als ihm sein Schwein gestohlen wird, begibt er sich tatsächlich auch zurück nach Portland, aber nicht um sich zu rächen, sondern auf der Suche nach seinem Schwein. Dabei steckt er selbst Prügel ein; wohlkalkuliert, damit er mehr Informationen über den Verbleib des Schweines zu erfahren.
Im kompletten Film bekommen wir nie eine Waffe zu sehen, sondern Rob spricht mit den Menschen, bekocht sie und bringt sie dazu, ihre wirklichen Wünsche zu äußern und alte Gefühle auszugraben.


Dienstag, 8.Juni

Ein Aufruf von Sehbehinderten, die graue Poller schlecht erkennen können.
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Heute haben
Marguerite Yourcenar * 1903
Sara Paretsky * 1947
Geburtstag
und es ist der Todestag von Gottfried August Bürger, Charles Dickens, Peter Rühmkorf.
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Have a heart that never hardens, and a temper that never tires, and a touch that never hurts.
Charles Dickens
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Jetzt erst endeckt:


Yesterday
Regie: Danny Boyle
DarstellerInnen: Himesh Patel, Lily James, Ed Sheeran, Kate McKinnon, …
Großbritannien 2019, 111 Minuten, ohne Altersbeschränkung
DVD € 9,99

Yesterday. Yesterday? Ja, Yesterday von den Beatles. Um die Musik dieser Band geht es u.a. in diesem Film. Was wäre wenn es nur noch einen Menschen auf der Welt gibt, in diesem Fall der Singersongwriter Jack, der deren Lieder noch kennt? Kaum zu glauben.
So entwickelt sich eine steile Karriere vom Sänger in leeren Bars zum Megastar, der die größten Arenen füllt. Allein dadurch, dass er Beatles-Lieder singt, die keiner kennt und von denen alle begeistert sind.
Dieses Gedankenspiel haben sich der Regisseur Danny Boyle (u.a. Trainspotting, Slumdog Millionär) und der Drehbuchautor Richard Curtis (u.a. Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill) ausgedacht.
Ja, ich gebe es zu, die beiden haben großzügig bei sich selbst geklaut (Notting Hill), aber daraus eine großartige, warmherzige, rührende, witzige Kommödie und Liebesgeschichte mit viel Beatles-Musik gebastelt.
Das Zitat aus dem Film stimmt: Die Welt wäre etwas schlechter ohne die Lieder und die Musik von John, Paul, George und Ringo.

MONtag, 23.November

Unsere Abholstation ist geöffnet. Im Büro von Ralf Milde, am Judenhof.

Heute haben
Marieluise Fleißer * 1901
Paul Celan * 1920
Herbert Achternbusch * 1938
Geburtstag
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Johann Wolfgang von Goethe
Ein grauer, trüber Morgen

Ein grauer, trüber Morgen
Bedeckt mein liebes Feld,
Im Nebel tief verborgen
Liegt um mich her die Welt.
O liebliche Friedricke,
Dürft ich nach dir zurück!
In einem deiner Blicke
Liegt Sonnenschein und Glück.

Der Baum, in dessen Rinde
Mein Nam bei deinem steht,
Wird bleich vom rauhen Winde,
Der jede Lust verweht.
Der Wiesen grüner Schimmer
Wird trüb wie mein Gesicht,
Sie sehen die Sonne nimmer,
Und ich Friedricken nicht.

Bald geh ich in die Reben
Und herbste Trauben ein;
Umher ist alles Leben,
Es strudelt neuer Wein.
Doch in der öden Laube,
Ach, denk ich, wär sie hier!
Ich brächt ihr diese Traube,
Und sie – was gäb sie mir? 
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„Undine“
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaree, Jacob Matschenz, Anne Ratte-Polle
BRD/Frankreich, 2020, 86 Minuten
Good Movies € 12,99

Undine lebt. Ja, sie ist mitten unter uns und arbeitet in Berlin als Stadthistorikerin. Ein kleines Appartment am Alexanderplatz, einFreund, Johannes. Er verlässt sie und Undine muss ihn, dem Mythos folgend, töten. Ungläubig hört er dies und geht.
Sie trifft auf Christoph, einem Industrietaucher, und verliebt sich in ihn. Er auch in sie, obwohl er merkt, dass Undine vor etwas wegläuft, ein Geheimnis verbirgt.
Paula Beer und Franz Rogowski spielen großartig (Vor Kurzem lief „Transit“ von Christian Petzold mit den beiden Schauspielern im TV und ist vielleicht noch auf der Mediathek nachzusehen). Christian Petzold hat diesen Mythos in die Gegenwart geholt und eine verspielte melancholische, märchenhafte Verfilmung in die Kinos gebracht, wie ich sie noch nie gesehen habe. Petzold bleibt seiner Linie treu und zeigt sich hier als großer Romantiker. Immer wieder Wasser, das Element von Undine, und es gibt unglaubliche Unterwasserszenen, die so im Kino selten zu sehen sind.
Wenn wir genau hinschauenwollen, ist natürlich nichts dem Zufall überlassen. Nicht umsonst heissen die Männer Johannes und Christoph, und und und.
Aber auch ohne dieses Wissen, ist diese Geschichte absolut lohneswert und durch den Lockdown im Frühjahr leider untergegangen.

Mittwoch, 30.September

Heute haben
Ferdinand von Saar * 1833
Truman Capote * 1924
Élie Wiesel 1928
Jurek Becker * 1937
Werner Schmidli * 1939
Cecilia Ahern * 1981
Geburtstag
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Christian Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
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Eine Entdeckung:

Grigory Sokolov. „Beethoven / Brahms / Mozart“
Deutsche Grammophon
Doppel-CD plus einer DVD € 29,99

Ich nehme mir die CD-Box zur Hand und bin erstaunt, dass neben den beiden CDs noch eine DVD mit einem Konzert aus Turin dabei ist.
Kurz nach den ersten Tönen, merke ich, dass dies etwas besonderes ist. Die Stücke kenne ich, aber irgendwie hat Sokolov einen besonderen Anschlag, oder Spieltechnik. Ich schaue über den Pianisten nach und bin erstaunt über die Informationen, die ich über ihn bekomme.
Er gilt als Antistar, gibt keine Interviews, tritt nicht mit Orchester auf und es gibt keine Studio-Aufnahmen von ihm. Die Deutsche Grammophon durfte Konzerte des vergangenen Jahres aufnehmen und hat nun einen Zusammenschnitt veröffentlicht.
Beethoven und Brahms steht auf dem Programm. Frühes und spätes, nicht die Hits der beiden Komponisten, sondern kurze Stücke, denen Sokolov jedes Mal einen eigenen Ton gibt. Und wenn es denn mal langsam und leise wird, ist es schon fast unwirklich schön.
Daniel Barenboim nennt ihn den derzeit besten Pianisten und wenn wir hören, wie locker er mit den Fingern über die Tasten gleitet und das am Ende eines Konzertes und mit siebzig Jahren, da hat der Meister wohl recht.
Schön auch die vielen Zugaben, für die Sokolov berühmt ist.

Mittwoch, 24.Juni

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Heute haben
Ambrose Bierce * 1842
Bruce Marshall * 1899
Yves Bonnefoy * 1923
Anita Desai * 1937
Gerhard Roth * 1942
Eugen Ruge * 1954
Geburtstag
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Maskenleid & Maskenfreud

Die Maskenpflicht ist so gesehn
für manchen Menschen unbequem
denn sie verhüllt ja das Gesicht
und man sieht seine Schönheit nicht

Auch die, die sich Vampire heißen
die hindert sie ran zuzubeißen
So ist sie auch auf alle Fälle
ein Paradox für Kriminelle

Manch Pausenclown & Fratzenschneider
den hindern diese Mundverkleider
am Maulaufreißen und Grimassen
weshalb sie solche heftig hassen

Doch eines ist nicht zu bestreiten
Sie hat auch ihre guten Seiten:

Zum Beispiel bei sehr krummen Nasen
bei Narben oder Herpesblasen
Bei Zahnlücken und Hautekzemen
wird gern man eine Maske nehmen

Auch ist ihr Tragen, das ist logisch
für Scheichs und Machos pädagogisch
Da sie nun erstmals selbst erkennen
wozu sie ihre Frauen drängen

Drum ist die Maske so per se
ein Zeichen für égalité

© Jörn-Peter Dirx
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„Systemsprenger“ € 12,99
Regie: Nora Fingerscheidt, D 2019, FSK ab 12

Ein unglaublicher Film, der mich im Kino umgehauen hat, wie eine harte Linke in die Magengegend. Laut, direkt und, das mag man fast kaum glauben, sehr zart und liebevoll.
Das Mädchen Benni ist zehn und egal wo sie hinkommt, wo sie wohnt, in welche Schule sie geht: sie fliegt hinaus. So etwas nennt das Jugendamt einen „Systemsprenger“. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei ihrer Mutter wohnen. Doch Bianca hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien.
Benni ist anders, seid ihr als kleines Kind eine Windel ins Gesicht gepresst wurde, bis sie beinahe erstickt ist. Seitdem darf niemand ihr Gesicht berühren, sonst tickt sie aus. Aber nicht einfach nicht nur ein kleiner Ausraster. Ihr Ausbrüche sind lebensgefährlich für sie und ihre Gegenüber.
Gleichzeitig ist sie ein Kind voller Zärtlichkeit, die ein großes Schmusebedürfnis hat, lustig und traurig sein kann. Zu ihrer Mutter kann sie nicht, da sie überfordert ist mit ihrem Leben, mit ihren Beziehungen und mit Benni.
„Systemsprenger“ kann ich nicht beschreiben. Sie müssen schon selbst den Film erleben, sonst glauben sie mir nicht wie schön und traurig dieser Film über ein schwer traumatisiertes Kind ist. Gleichzeitig sind wir erschlagen von dem Gewaltpotential Bennis und unserer Hilflosigkeit ihr gegenüber. Wenn sie uns mit glasigem Blick anschaut, nachdem sie wieder einmal mit Medikamenten ruhiggestellt worden ist, ist kaum auszuhalten. Der Regisseurin ist ein sehr intensiver, nicht belehrender, Film gelungen und wie die Hauptdarstellerin Helena Zengel diese Rolle spielt, ist mir wirklich ein Rätsel.
Zurecht wurde der Film mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Mittwoch, 17.Juni

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Heute haben
Felix Hartlaub * 1913
Hanna Johansen * 1939
Geburtstag
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„Am besten erzähle ich einfach,
was sich mir täglich sichtbar zeigt;
vielleicht kommt man gerade
damit dem Unsichtbaren, das natürlich
das Entscheidende ist, am nächsten.“

Felix Hartlaub
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Bertram Verhaag: „Blue Eyed“
Denkmal Film € 12,90

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Jane Elliott, ehemalige Lehrerin aus dem Mittelwesten der USA, führt seit über 20 Jahren einen engagierten Kampf gegen Vorurteile, Ignoranz und Rassismus in ihrer Gesellschaft. Was sie nach dem Tod von Martin Luther King jun. 1968 mit ihren Schülern begann, praktiziert sie heute mit Lehrern, Studenten, Feuerwehrleuten oder ganzen Bankbelegschaften. In Workshops teilt sie die Menschen nach einem willkürlichen körperlichen Merkmal ein: in Blauäugige und Braunäugige. Letztere erklärt sie für besser und intelligenter und stattet sie mit Privilegien aus, die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht, minderwertig und dümmer abqualifiziert, nicht gewährt.
Viele Weiße erspüren hier zum ersten Mal das Gefühl, zu denen zu gehö­ren, die nie gewinnen können, und so behandelt zu werden, wie die Gesellschaft Frauen, Farbige oder Menschen behandelt, die körperlich abweichend sind.
In weniger als 15 Minuten schafft Jane Elliott innerhalb einer Gruppe von 30 Leuten einen Mikrokosmos unserer Gesellschaft mit allen Phänomenen und Gefühlen, die auch in der Realität aufscheinen. Das was den Blauäugien während der zwei Stunden angetan wird, erfahren diskriminierte Menschen in den USA ihr ganzes Leben.
Ein beeindruckender Dokumentarfilm, der mit Priesen überschüttet wurde und heute immer noch brandaktuell ist.

Freitag, 22.November

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Heute haben
George Eliot * 1819
André Gide * 1869
William Kotzwinkle * 1943
Viktor Pelewin * 1962
Geburtstag.
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Johann Wolfgang von Goethe
Ein grauer, trüber Morgen

Ein grauer, trüber Morgen
Bedeckt mein liebes Feld,
Im Nebel tief verborgen
Liegt um mich her die Welt.
O liebliche Friedricke,
Dürft ich nach dir zurück!
In einem deiner Blicke
Liegt Sonnenschein und Glück.

Der Baum, in dessen Rinde
Mein Nam bei deinem steht,
Wird bleich vom rauhen Winde,
Der jede Lust verweht.
Der Wiesen grüner Schimmer
Wird trüb wie mein Gesicht,
Sie sehen die Sonne nimmer,
Und ich Friedricken nicht.

Bald geh ich in die Reben
Und herbste Trauben ein;
Umher ist alles Leben,
Es strudelt neuer Wein.
Doch in der öden Laube,
Ach, denk ich, wär sie hier!
Ich brächt ihr diese Traube,
Und sie – was gäb sie mir? 
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„Shoplifters – Familienbande“
Japan, 2018
Drama, 116 Min.
Regie: Hirokazu Kore-eda
Darsteller: Lily Franky, Sakura Ando, Kirin Kiki, Mayu Matsuoka, Jyo Kairi, Miyu Sasak
FSK ab 12 freigegeben

Goldenen Palme – Cannes 2018
Nominiert für den Oscar 2019 als bester ausländischer Film

Ein sehr fremde Welt tut sich da vor uns auf. Shoplifters, Ladendiebe, das sind die Mitglieder dieser Familie, die in sehr ärmlichen Verhältnissen wohnen. Glücklich mit ihrem Dasein und kleinen Betrügereien, leben sie von Tag zu Tag. Hintergründig witzig und frech erzählt uns der Film, wie die Familie zusammenhält, halten muss, um nicht noch tiefer zu rutschen. Als der Sohn der Familie, Shota, die kleine verwahrloste Yuri mit nach Hause bringt, wird die Familienstruktur auf die Probe gestellt. Alle arrangieren sich, bis es zu einem unerwarteten Zwischenfall kommt, der alles auf den Kopf stellt.
Ein anrührender Film mit viel Wärme, der beileibe kein Märchen ist, sondern die Realität von Menschen, die weniger als wenig haben und versuchen damit klarzukommen.
Was die Familie nicht stehlen muss, sind unsere Herzen, denn die haben sie sofort gewonnen.

„Noch nie hat ein Film das Konzept der Familie so klug reflektiert, aus den Angeln gehoben – und auf eine ganz eigene, unerwartete Weise gefeiert.“ (NDR)
„Der Film ist hinreißen“ (Die Zeit)

Donnerstag, 5.September

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Heute haben
Christoph Martin Wieland * 1733
August Wilhelm Schlegel * 1767
Heimito von Doderer * 1896
Arthur Koestler * 1905
Geburtstag
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August Wilhelm Schlegel
Die Flucht der Stunden

O daß ihr stille stündet, sel’ge Stunden!
Weil ihr verdient zu weilen, müßt ihr eilen,
Was euch vervielfacht, scheint euch zu zertheilen:
Endlos Entzücken macht euch zu Sekunden.

„Was klagst du? Wie gefunden, so verschwunden.
„Befiedert trugen wir mit Amors Pfeilen
„Dir Lust herbei, und süße Gunst, zu heilen
„Die Wunden, die dein Herz kaum überwunden.“

So seid denn, Stunden, meiner Wonne Musen!
Lehrt mich, von eurem Flug nicht fortgerißen,
Ruhig die holde Gegenwart zu saugen.

„Lausch dem Sekundenschlag am schönsten Busen,
„Und zähle jeden Odemzug nach Küßen;
„Ein Augenblick blitzt manchen Blick der Augen.“
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„Die rote Linie“

Widerstand im Hambacher Forst
Regie: Karin De Miguel Wessendorf
D 2019 DVD € 19,95
115 Min

„Die rote Linie“ zeigt in einer Langzeitstudie ab 2105 Menschen, die sich gegen den Braunkohleabbau in Garzweiler wehren. Dörfer werden platt gemacht, eine Autobahn verlegt und ein Dom abgerissen. Warum? Damit Braunkohle abgebaut werden kann. Das Klimaabkommen von Paris fordert etwas anderes und Deutschland hat den Vertrag unterschrieben, aber Braunkohle soll trotzdem noch ausgebaggert werden. So kann Deutschland das Klimaziel nie erreichen. Egal. Die RWE hat das Sagen. Der Film bezieht Partei. Er zeigt einen Baumhausbewohner im Hambacher Forst, einen Mann, der seit Jahren Führungen durch den Wald macht, der einzigartig in Europa ist. Er zeigt Menschen, die sich mit die Widerständler solidarisch sind. Er zeigt die Staatsgewalt ohne Gewalt zu zeigen. Der Film ist einseitig. Ja. Genau. Das soll auch so sein, damit wir ein Gegengewicht sehen, zu dem, was wir in der Tagesschau zu sehen bekommen.
Ein Film für die ganze Familie.

Freitag, 21.Juni / Sommeranfang

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Heute haben
Jean Paul Sartre * 1905
Helmut Heißenbüttel * 1921
Francoise Sagan * 1933
Ian McEwan * 1948
Jane Urquhart * 1949
Robert Menasse * 1954
Geburtstag
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Gustav Falke
König Sommer

Nun fallen leise die Blüten ab,
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.

König Sommer bereist sein Land
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.

Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.

König Sommer auf rotem Ross
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloss,
Er träumt von einem weißen Schloss
Und einem König in weißem Kleide.
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Ganz frisch auf DVD:

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„Green Book“
Regie: Peter Farrelly
Darsteller: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, …
DVD € 14,99
Freigegeben ab 6 Jahren

Der erfolgreiche Kinofilm jetzt auf DVD.
Eine Männerfreundschaftsgeschichte wie bei „Beste Freunde“ voller Humor und Menschlichkeit in einer Zeit der Gewalt und des Rassismuses.
Der Pianist Don Shirley geht 1962 auf eine Tournee vom Nordosten der USA bis in die Südstaaten. Sein Fahrer ist der Italo-Amerikaner Tony Lip, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Der Gegensatz zwischen den beiden könnte nicht größer sein.
Der Titel „Green Book“ kommt daher, dass es einen Reiseführer gab mit Unterkünften und Restaurants, die auch schwarzue Gäste aufnehmen.

Oscar® 2019 für: Bester Film, Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali), Bester Originaldrehbuch – Golden Globe 2019: Bester Film – Komödie / Musical, Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali), Bestes Drehbuch