Dienstag, 28.November


Heute haben
William Blake * 1757
Washington Irving * 1859
Alexander Blok * 1880
Stefan Zweig * 1881
Alberto Moravia * 1907
Tomi Ungerer * 1931
Ulrike Schweikert * 1966
Geburtstag
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Ludwig Uhland
Auf die Reise

Um Mitternacht, auf pfadlos weitem Meer,
Wann alle Lichter längst im Schiff erloschen,
Wann auch am Himmel nirgends glänzt ein Stern,
Dann glüht ein Lämpchen noch auf dem Verdeck,
Ein Docht, vor Windesungestüm verwahrt,
Und hält dem Steuermann die Nadel hell,
Die ihm untrüglich seine Richtung weist.
Ja! wenn wir’s hüten, führt durch jedes Dunkel
Ein Licht uns, stille brennend in der Brust.
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Unser Buchtipp:


Niklas Maak (Texte) und Leanne Shapton (Illustrationen): “ Eine Frau und ein Mann“
Hanser Verlag € 26,00


Niklas Maak und Leanne Shapton hatten im Hanser Verlag vor Jahren schon einmal ein gemeinsames Projekt verwirklicht. Damals wanderten sie von der Südspitze Manhattans nach Norden und zwar entlang einer Linie, den sie auf dem Stadplan gezogen haben. Niklas Maak schrieb auf, was er sah und Leanne Shapton malte ihre Eindrücke dazu.
Dieses Mal sind sie nicht zu Fuß unterwegs, sondern mit dem Auto: Sie fahren berühmte Filmszenen nach, in denen eine Frau und Mann im Auto sitzen. Nach einer Einleitung zu ihrem Projekt, beginnen sie mit „Annie Hall“, zu deutsch „Stadtneurotiker“, und wir sind wieder mitten in Manhatten zu Beginn der 70er Jahre. Locker, leicht und im Plauderton erfahren wir viel über Woody Allen, Diane Keaton, New York, die Verwandlung vom deutschen Volkswagen zum hippen Käfer, mit dem die beiden im Film durch die Straßenschluchten fahren. Nach einer Bildbetrachtung ganz anderer Art befinden wir uns in Montana, dort wo „Shining“ spielt. Es folgen noch „Un homme et une femme“, „Viaggio in Italia“ und „Crash“ und können uns treiben lassen, sitzen praktisch auf der Rückbank der beiden, hören Niklas Maak zu und übernehmen die Aquarelle, die Leanne Shapton während des Fahrens gemalt hat.
Da Niklas Maak ein großer Autofan ist, der ein Buch über seinen alten Mercedes geschrieben hat, erfahren wir, neben Kino, Kunst und Architektur auch vieles über diese Kultobjekte und natürlich über das Verhältnis von Frau und Mann im Auto.
Ein vergnügliches Lesebuch mit wunderbaren, -samen Aquarellen der kanadischen Künstlerin, die in New York lebt.

Montag, 6.November

Heute haben
Robert Musil * 1880
Michael Cunningham * 1952
Karin Fossum * 1954
Geburtstag
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Conrad Ferdinand Meyer
Novembersonne

In den ächzenden Gewinden
Hat die Kelter sich gedreht,
Unter meinen alten Linden
Liegt das Laub hoch aufgeweht.

Dieser Erde Werke rasten,
Schon beginnt die Winterruh –
Sonne, noch mit unverblassten,
Goldnen Strahlen wanderst du!

Ehe sich das Jahr entlaubte,
Gingen, traun, sie müßig nie,
Nun an deinem lichten Haupte
Flammen unbeschäftigt sie.

Erst ein Ackerknecht, ein Schnitter,
Und ein Traubenkoch zuletzt
Bist du nun der freie Ritter,
Der sich auf der Fahrt ergetzt.

Und die Schüler, zu den Bänken
Kehrend, grüßen jubelvoll,
Hingelagert vor den Schenken,
Dich als Musengott Apoll.
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Unser Sachbuchtipp:


Alice Hasters: „Identitätskrise
Hanser Verlag € 20,00

Mit großer Begeisterung habe ich das neue Buch von Alice Hasters gelesen. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte Deutschlands, der BRD, den Kolonialismus, die Globalisierung und schreibt in vielen Schleifen über Nebensächlichkeiten in den Zeitläuften, die sich für das Verständnis unserer Krisen als sehr wichtig herausstellen.
Zuerst definiert sie das Wort „Identität“ und sieht es als eine lange Erzählung über uns selbst, die sich auch noch Jahren und Jahrzehnten nicht verändert hat. Wenn nun aber verschiedene Erzählungen aufeinanderprallen und das System des kapitalistischen, freien Westens über alles gestülpt wird, heisst es immer wieder seine eigene Erzählung zu überprüfen.
Hasters schreibt in einem nicht wissenschaftlichen Ton, berichtet aus ihrer Kindheit und verknüpft die damaligen Erinnerungen an die Weltgeschichte. So entsteht ein sehr klares Bild unserer diversen Krisen, angefangen mit der Klimakrise, die sich aus unserem Wirtschaftssystem entwickelt hat. Ihre Lösungsvorschläge sind radikal, die Wirklichkeit, die Vergangenheit war jedoch deutlich brutaler und hat sehr viele Menschenleben gekostet und Leid und Elend auf die Welt gebracht.

Leseprobe

Auf NDR finden Sie eine Buchbesprechung und ein Interview mit der Autorin:

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Alice-Hasters-Wir-koennen-nicht-so-weitermachen,audio1501704.html
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Morgen Abend stellen wir wieder vier neue Romane vor.
Um 19 Uhr geht es los.
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Samstag, 4.November


Heute haben
Felix Braun * 1885
Klabund * 1890
Gert Ledig * 1921
Judith Herzberg * 1934
Bettina Wegner * 1947
Erich Wolfgang Skwara * 1948
Geburtstag
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Selma Meerbaum-Eisinger
Kristall

Ganz still. Und viele welke Blätter liegen
wie braunes Gold, in Sonne eingetaucht.
Der Himmel ist sehr blau,
und weiße Wolken wiegen.
Ein heller Frost den Reif auf Bäume haucht.

Die Tannen stehen frisch und grün,
und ihre Wipfel zeigen in die Luft.
Und rote Buchen schlank und kühn
hör’n auf den Adler, dessen Flug sie ruft,
und steigen immer höher himmelan.
Einsame Bänke stehen dann und wann
und auch ein bißchen Gras, schon halb erfroren –
die Sonne hat’s zu ihrem Liebling auserkoren.

8.12.1940
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Ende Oktober war Jan Wagner in der vh Ulm und hatte seinen neuen Gedichtband dabei.


Jan Wagner: „Steine & Erden

Hanser Verlag € 22,00

Die neue Gedichten Jan Wagners erzeugen eine Atmosphäre, eine Stimmung, die einzigartig in der deutschsprachigen Lyrikwelt ist. Kleinigkeiten, Nebensächliches, Unscheinbares und am Wegesrand Vergessenes kommt hier zu Tage.
Wer kennt schon einen Lyrikband, der mit einem Gedicht über alte Autoreifen, die irgendwo an einem Bahndamm gestapelt sind, beginnt? In der Leichtigkeit seines Gedichtes entstehen sofort Bilder im Kopf und lassen mich schmunzeln, über die Treffsicherheit seiner Sichtweise.
Arno Schmidts „Kühe in Halbtrauer“ tauchen kurz auf im Gedicht „kühe“:

einmal umschlossen sie, kurz hinter swords,
uns und das auto, zogen mit der würde
einer begräbnisfeier, doch nur halb so schwarz,
an uns vorüber. einmal waren wir herde. …

Im Gedicht „krähenghasele“ lese ich die Zeile „gestenreich wie eine witwe auf sizilien“, wo wir doch gestern Abend mit Germana Fabiano und Ihrem Buch „Mattanza“ genau dort gelandet sind.

Sie merken schon, in Jan Wagners finden wir alles und das, ohne ausschweifend zu werden und uns mit dem Kleinen begnügnen und darin unseren Kosmos wiederfinden.

Schauen Sie einfach mal in die Leseprobe.
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Am kommenden Dienstag, den 7.November stellen wir wieder vier neue Bücher vor.
Clemens Grote liest aus:

Toni Morrison: Sehr blaue Augen
Florian Illies: Die Zeit der Stille
Necati Öziri: Vatermal
Lauren Groff: Die weite Wildnis

Beginn: 19 Uhr
Eintritt: frei

Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.

Montag, 21.August

Heute haben
Emilio Salgari * 1862
Mary M.Kaye * 1908
Ali Mitgutsch * 1935
Geburtstag
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„Seit ich nicht mehr rauche, huste ich, aber das ist kein rechter Ersatz.“
Wolfgang Hildesheimer (9.12.19076 – 21.8.1991)

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Unser Buchtipp:


Richard Ford: „Valentinstag“
Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
Hanser Verlag € 28,00
Original „Be Mine“ € 22,00

Richard Ford hat seine berühmteste Figur Frank Bascombe wieder ausgepackt.
Bascombe ist mittlerweile Mitte 70. Er war u.a. Sportreporter, Immobilienverkäufer, wie wir es in den Romanen nachlesen können. Sein erster Sohn ist früh gestorben, seine erste Frau ist tot, seine zweite irgendwo auf der Welt, um Gutes zu tun und sein zweiter Sohn ist mit 47 Jahren sterbenskrank mit ALS.
Dem Vater bleibt nicht mehr viel Zeit, um sich mit seinem schon schwer eingeschränkten Sohn auszusprechen. Das wird ihnen auch nicht gelingen. Sie reden zwar miteinander, aber nicht über sich, sondern über Banales. Und trotzdem überrascht Franks Fürsorge für seinen Sohn, der oft sehr ruppig zu ihm ist.
Es ist Valentinstag und tiefster Winter, als Frank seinen Sohn dazu überredet mit ihm und einem gemieteten alten Wohnmobil ein paar Tage bis zum Mount Rushmore zu fahren.
Diese Fahrt durch die amerikanische Provinz, die Aufeinandertreffen mit den verschiedensten Menschen, die Gespräche der beiden Männer, haben in ihrer Besonderheit und Banaliät etwas Humoriges. Immer wieder scheint während dieser letzten Fahrt, im Angesicht des baldigen Todes des Sohnes, eine große Liebe durch, die verbunden ist mit dem Schmerz der Verluste, die Frank Bascombe in seinem Leben erlitten hat.
Und all dies schreibt Richard Ford mit einer großen Lässigkeit und zeigt, dass er ein genauer Beobachter und großer Schriftsteller ist.

Leseprobe

Freitag, 18.August

Heute haben
Elsa Morante * 1912
Alain Robbe-Grillet * 1922
Barbara Bronnen * 1938
Ulrich Woelk * 1960
Carolin Emcke * 1967
Geburtstag
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Max Dauthenday
Atemloser August

Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,
Fragt sich: wenn die Blum‘, Baum und Felder sich verschieben,
Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
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Unser Buchtipp:


Monika Helfer: „Die Jungfrau
Hanser Verlag € 22,00

Nach der Trilogie über ihre Familie, jetzt ein Erinnerungsstück über eine beste Freundin, die jahrzehntelang im Leben der Autorin nicht mehr vorkam. Nach 50 Jahren begegnen sie sich wieder.
Was ist aus dem Mädchen aus reichem Haus geworden? Sie war die Schönste, war exzentrisch und wollte Schauspielerin werden. Wie hat sich der konservative Mief der sechziger Jahre auf die jungen Frauen ausgewirkt? Diese beiden Leben verpackt Monika Helfer gewohnt gekonnt in ein schmales Buch und schreibt über Ehe, Enge und Gewalt und Hoffungen und Visionen.
Aber ich muss gar nicht soviel schreiben, da Monika Helfer im Video selber über ihr Buch spricht.

Leseprobe

Freitag, 11.August


Heute haben
Enid Blyton * 1896
Louise Bogan * 1897
Alex Haley * 1921
Fernando Arrabal * 1932
Wolfgang Holbein * 1953
Geburtstag
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Gotthold Ephraim Lessing
Der Sommer

Brüder! lobt die Sommerszeit!
Ja, dich, Sommer, will ich loben!
Wer nur deine Munterkeit,
Deine bunte Pracht erhoben,
Dem ist wahrlich, dem ist nur,
Nur dein halbes Lob gelungen,
Hätt er auch, wie Brocks, gesungen,
Brocks, der Liebling der Natur.

Hör ein größer Lob von mir,
Sommer! ohne stolz zu werden.
Brennst du mich, so dank ichs dir,
Daß ich bei des Strahls Beschwerden,
Bei der durstgen Mattigkeit,
Lechzend nach dem Weine frage,
Und gekühlt den Brüdern sage:
Brüder! lobt die durstge Zeit!
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Gestern erschienen:

Louise Kennedy: „Übertretung
Aus dem Englischen von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
Steidl Verlag € 25,00
Im Original Trespasses € 13,90

Im Belfast des Jahres 1975 eskaliert der Bürgerkrieg. Täglich werden Verletzten und Toten gezählt. Mitten drin die junge Lehrerin Cushla Lavery. Ein falsches Wort, eine unvorsichtige Handlung und schon kann sie auf der Todesliste in dem „Höllenloch“ landen.
Sie kümmert sich um ihre alkohlkranke Mutter, betreut einen Schüler und hilft abend in der Kneipe der Familie aus. Dabei ist es immer wichtig, sich in den eigenen Kreisen zu bewegen. Für sie bedeutet das, sich mit Katholiken zu umgeben und Protestanten zu meiden. Dies ist allerdings nicht so einfach, da die Kneipe sich in einem protestantischen Viertel befindet. Als der Vater des Jungen wegen einer Kleinigkeit fast zu Tode geprügelt wird und sie sich in einen protestantischen, politisch sehr engagierten, verheirateten Anwalt verliebt, eskaliert die Welt um die junge Frau.
Der international gefeierter Roman erzählt eine Geschichte, die bei mir schon fast vergessen war. Er berichtet über eine tiefgespaltene Gesellschaft, dessen Wunden bis heute noch nicht verheilt sind.
Louise Kennedy schreibt dies aber so voller Empathie, Nächstenliebe, in Verbindung mit einer Liebesgeschichte, dass es ein unvergessliches Buch bleiben wird.
Und das Besondere am Lesen, an Literatur, sind die vielen Bezüge und Querverweise:
Cushla überreicht im Roman dem Jungen, dessen Vater so schwer verletzt worden ist, den Roman „Jude Fawley, der Unbekannte“ von Thomas Hardy. Dieses Buch ist ihr Lieblingsbuch. Kurze Zeit später gibt er es ihr zurück und meint, dass es das beste Buch sei, das er kenne.
Ich besorgte mir den Roman und war fasziniert. Bei Erscheinen, im Jahr 1985, weckte er einen Entrüstungssturm, so dass der Autor Thomas Hardy nie wieder einen Roman geschrieben hat. Beim Lesen stellte ich für mich fest, dass die Autorin Hanya Yanagihara diesen Roman gelesen haben muss, als sie ihren grandiosen Roman „Ein wenig Leben“ geschreiben hat. Nicht nur, dass eine ihrer Hauptpersonen Jude heisst, sondern auch die Verhaltensmuster des jungen Mannes erinnern an den alten Klassiker.

Donnerstag, 27.Juli

Heute haben
Alexandre Dumas * 1824
Giosuè Carducci * 1835 (Nobelpreis 1906)
Hilde Domin * 1909
Julien Gracq * 1910
Asta Scheib * 1939
Felicia Zeller * 1970
Geburtstag
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Hilde Domin
Es gibt dich

Dein Ort ist
wo Augen dich ansehen.
Wo sich Augen treffen
entstehst du.

Von einem Ruf gehalten,
immer die gleiche Stimme,
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen.

Du fielest,
aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.

Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehen und sagen
daß es dich gibt.
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Unser Musiktipp:


Keith Jarrett spielt Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Cembalosonaten Wq.49 Nr.1-6 „Württembergische“
ECM € 29,99

„I’d heard the sonatas played by harpsichordists, and felt there was room for a piano version“, sagt Jarrett.
Ja, recht hat er, der Ausnahmepianist, der sowohl als Solist, im Trio in den Bereich Jazz und Klassik brilliert.
Keith Jarrett ist Ende 70, hat zwei Schlaganfälle hinter sich und sagt, dass er nicht mehr öffentlich auftreten kann und wird. Diese Aufnahme entstand 1994 in seinem eigenen Studio und wurde jetzt zum ersten Mal veröffentlicht.
Was für eine wohltuende Musik, gerade in unserer hektisch, durchgedrehten Zeit. Jarrett bringt die Musik zum fließen. Sie klingt noch nach in ihrer Stimmigkeit.
Da ich kein Musikexperte bin, mir diese Musik einfach sehr gut gefällt, hören Sie doch einfach in die Hörprobe hinein.

Sonate Nr.1
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Einfach mal zurücklehnen und zuhören. Nehmen Sie Sie sich n Stündchen Zeit.

Jastrams 1.Seite am Dienstag, 1.August, 19 Uhr
Clemens Grote liest aus vier Neuerscheinungen
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei

Freitag, 21.Juli

Heute haben
Hans Fallada * 1893
Ernest Hemingway * 1899
Mohammes Dib * 1920
Brigitte Reimann * 1933
Buchi Emecheta * 1944
Michael Kumpfmüller * 1961
Geburtstag
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„Ich mag Leute, die gern und ausgelassen lachen, die nicht mit sich geizen; ich habe meist gefunden, daß die Verschwender mehr Reserven haben als die Krämer, die ihr Gesicht ängstlich hüten, ihre Kraft und Empfindung rationieren. “
Brigitte Reimann aus „Das grüne Licht der Steppen“.
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Kathrin Schärer: „Kann ich alleine!
Hanser Kinderbuchverlag € 14,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

„Kann ich alleine!“, klar den Spruch kennen wir sehr gut, wenn die Kleinen versuchen, ohne Hilfe die Gummistiefel anzuziehen. Aber es stimmt ja auch. Vieles können sie ja. So ganz einfache Sachen, wie aufwachen und aufstehen, frühstücken und dann in den Kindergarten gehen. Trommeln und ein Bildmalen gehört genauso dazu, wie Roller fahren und tapfersein, wenn es mal wieder zu einem Sturz gekommen ist.
So entdecken die Kleinen ihre Welt und lassen im Herbst einen Drachen steigen und bauen im Winter einen Schneemann. Manchmal schaut das kleine Geschwisterchen zu und dann ist es ein tolles Gefühl, so viele Sachen schon zu können. Und abends geht es dann ans Ausziehen, Zähneputzen und ab ins Bett.
Mit 30 liebevollen, lustigen Tierbildern zeigt uns Kathrin Schärer die Welt der kleinen Alleskönner:innen und beim gemeinsam Anschauen gibt es Vieles zu Erzählen und Entdecken.

Leseprobe

Foto: Flavia Schaub

Kathrin Schärer, 1969 geboren, hat zahlreiche Kinderbücher illustriert, für die sie u.a. für den Hans-Christian-Andersen-Preis, den Astrid-Lindgren-Memorial Award und den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war. Für Hanser illustrierte sie u.a. die beiden erfolgreichen Tiergedichtbände von Franz Hohler, Es war einmal ein Igel (2011) und Am liebsten aß der Hamster Hugo Spaghetti mit Tomatensugo (2018), Das Herz der Puppe (2012) von Rafik Schami, Rudyard Kiplings Der Schmetterling, der mit dem Fuß aufstampfte (2016) und Das kleine Wildschwein und die Krähen (2023) von Franz Hohler. 2022 erschienen ihr Bilderbuch-Bestseller Da sein – Was fühlst du? und das Postkarten-Set mit 20 Bildern aus dem Buch. Auch zu Lesen ist doof (2023; Text: Nils Freytag und Silke Schlichtmann) hat sie eine Illustration beigesteuert. 2023 folgt ihr Bilderbuch Kann ich alleine! Kathrin Schärer lebt in Basel.
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Sonntag, 23.Juli, 10 Uhr
Literaturgottesdienst an der Pauluskirche:
„Erinnere mich, dass es dich gibt“ mit der Lyrikerin Eva Christina Zeller
„Verweisungskraft“ ist ein Wort, mit dem die Lyrikerin Eva Christina Zeller eine wichtige Dimension ihrer Gedichte umschreibt. Sie ist 1960 in Ulm geboren und in der Pauluskirche getauft. Zuletzt erschien ihr vielbesprochener Roman „Unterm Teppich“ mit Geschichten vom Aufwachsen in einer Pfarrerfamilie.
Lyrik: Eva Christina Zeller, Liturgie und Predigt: Pfarrerin Andrea Luiking
Im Anschluss an den Gottesdienst Gespräch mit Eva Christina Zeller.
Pauluskirche, Frauenstraße 110, 89073 Ulm

Donnerstag, 20.Juli


Heute haben
Francesco Petrarca * 1304
Erik Axel Karlfeldt * 1864 (Nobelpreis 1931)
Thomas Berger * 1924
Pavel Kohout * 1928
Lotte Ingrisch * 1930
Cormac McCarthy * 1933
Uwe Johnson * 1934
Geburtstag
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20.Juli, 1968 Saturday South Ferry Day
Am ausführlich gedeckten Tisch des Frühstücks (für D. E. die amerikanische Fassung), gegenüber dem festtäglich beschienenen Park, ist uns die New York Times in die Quere gekommen; fast wären wir abgerutscht in einen Streit. …

aus „Jahrestage“ von Uwe Johnson
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Gestern frisch ausgepackt:

Emma Cline: Die Einladung
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Monika Baark
Hanser Verlag € 26,00

Es ist Sommer in den Hamptons, dort wo sich die Reichen am Meer tummeln, um der Hitze der großen Stadt zu entfliehen. Die junge Alex wohnt im Anwesen des deutlich älteren Simon und begleitet ihn zu den abendlichen Einladungen. Auch sie ist nur Gast (so lautet auch der Titel der Originalausgabe) bei ihm, seine Geliebte, in dieser reichen Gesellschaft.
Ein Fehltritt bei einem Dinner, eine Beule in seinem Auto und Alex setzt sie vor die Tür.
So verbringt sie ihre Zeit im Freien, die Nächte in den Dünen, erschleicht sich Zutritt in verschiedene Häuser, da sie immer noch mit Simons Namen punkten kann und die meisten noch nicht wissen, dass er sie rausgeschmissen hat. In diesen wenigen Tagen, mit ihren Zufallsbekanntschaften, läuft viel schief, obwohl sie weiss, wie sie sich anpassen muss in dieser hermetisch abgeschlossenen Gesellschaft.
Doch Alex hat nur ein Ziel: Simons Gartenparty am Ende der Woche.
Emma Cline hat einen besonderen Sommerroman geschrieben. Ein Buch über zwei verschiedene Welt, die aufeinanderprallen, über eine kleine Betrügerin und das alles ein atmosphärisch dichtes, spannendes Buch verpackt.

Leseprobe


Dienstag, 13.Juni


Heute haben
Heinrich Hoffmann * 1809
W.B.Yeats * 1865
Fernando Pessoa * 1888
Dorothy Sayers * 1893
Anna Maria Ortese * 1914
Irving D. Yalom * 1931
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Markant

Starr
Steht er
Wie ein Turm
Gegen die Zeit
Dem ausgelaugten
Erdboden ist er ein Schattenwurf
Und ein Zelt
Über dem Wurzelwerk
Aber auch Anker
Und Amme
Dem bebenden Blatt
Das er mit all seinen Wunden
Behutsam
Dem Licht entgegen hält
Bis er
Fällt
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Unser Tipp:


„All the Beauty and the Bloodshed“

Regie: Laura Poitras
122 minuten, ab 12 Jahren

Patrick Radden Keefe: „Imperium der Schmerzen
Wie eine Familiendynastie die weltweite Opioid-Krise auslöste
Hanser Verlag € 36,00

„Ein Buch, das wütend und fassungslos macht und dabei so meisterhaft erzählt ist,
dass man es nicht aus der Hand legen mag.“
ARD ttt

Leseprobe

Im Ulmer Mephisto läuft zur Zeit der Film mit der amerikanischen Fotografin Nan Goldin, die darin ihren künstlerischen Werdegang erzählt, ihre OxyContin-Sucht und ihr Kampf gegen die Familie Sackler.
Dieser Dokumentarfilm bekam den Goldenen Löwen auf den 79. Filmfestspielen in Venedig. Die Regisseurin Laura Poitras erhielt 2015 einen Oscar für ihren Dokumentarfilm „Citizenfour“ über den Whistleblower Edward Snowdon.
Letztes Jahr kam im Hanser Verlag ein Buch über die Familie Sackler heraus, die unglaublich viel Geld mit Valium und dem obengenannten Schmerzmittel gemacht haben. Seit 1996 ist es auf dem amerikanischen Markt und forderte, durch seine sehr schnelle Anghängigkeit, bisher 500.000 Todesopfer.
Die drei Sackler-Brüder spenden Unmengen an Museum, sind selber große Sammler und geben sich Förderer von Kunst in der ganzen Welt aus. In vielen großen Museen der Welt stehen ihre Namen über diversen Sälen.
Nan Goldins Kampf gilt es, dass diese Namen aus den Museen abgenommen werden.
Im Film sehen wir ihre Arbeit in der Organsiation PAIN und ihre Aktionen vor Ort.
Mittlerweile sind viele Schriftzüge verschwunden. Der Louvre war das erste Museum, das sich dazu entschlossen hat. U.a. auf Druck von Nan Goldin, die sonst ihre Fotos für eine große Ausstellung zurückgezogen hätte.
Ein sehr bewegender Film über eine sehr besondere Künstlerin und deren Leben.
Das Buch des New Yorker Journalisten bietet viel Hintergrundwissen, das so in dieser Ausführlichkeit im Film natürlich nicht zur Sprache kommt.