Samstag

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Heute haben
Marie Luise Kaschnitz * 1901
Kurt Marti *1921
Norman Mailer * 1923
Kenzaburo Oe * 1925 (Er wird heute 80)
Geburtstag
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Dylan Thomas:
„Unter dem Milchwald/Under Milk Wood“

Drei legendäre Hörspielinszenierungen
Übersetzt von Erich Fried
6 Audio-CDs, Laufzeit: 278 Minuten
Der Hörverlag € 24,99

To begin at the beginning:

It is spring, moonless night in the small town, starless
and bible-black, the cobblestreets silent and the hunched,
courters‘-and-rabbits‘ wood limping invisible down to the
sloeblack, slow, black, crowblack, fishingboatbobbing sea.
The houses are blind as moles (though moles see fine to-night
in the snouting, velvet dingles) or blind as Captain Cat
there in the muffled middle by the pump and the town clock,
the shops in mourning, the Welfare Hall in widows‘ weeds.
And all the people of the lulled and dumbfound town are
sleeping now.

Hush, the babies are sleeping, the farmers, the fishers,
the tradesmen and pensioners, cobbler, schoolteacher,
postman and publican, the undertaker and the fancy woman,
drunkard, dressmaker, preacher, policeman, the webfoot
cocklewomen and the tidy wives. Young girls lie bedded soft
or glide in their dreams, with rings and trousseaux,
bridesmaided by glowworms down the aisles of the
organplaying wood. The boys are dreaming wicked or of the
bucking ranches of the night and the jollyrodgered sea. And
the anthracite statues of the horses sleep in the fields,
and the cows in the byres, and the dogs in the wetnosed
yards; and the cats nap in the slant corners or lope sly,
streaking and needling, on the one cloud of the roofs.

Das sind so die Entdeckungen im Buchhändlerleben.
Seit Jahren und Jahrzehnten schwirrt mir der Titel: „Unter dem Milchwald“ im Kopf herum. Auch Dylan Thomas sagt mir natürlich etwas. Seine Weihnachtsgeschichte habe ich schon öfter gelesen. Dass Bob Dylan seinen Namen von ihm hat, wissen wir ja auch. Der hat übrigens gestern sein 36.Album veröffentlicht, das überall so richtig mit großer Verwunderungen besprochen wird. Aber zurück. Auch ich war verwundert, als ich mit über einem Jahr Verzögerung diese drei Hörspiele gehört habe. Einzeln gibt es sie natürlich schon viel länger auf dem Markt. Und noch einige weitere Versionen mehr. Aber diese Kombination zu diesem Preis, ist grossartig.
BBC 1954, NWDR 1954, MDR 2003 sind die Eckdaten für die einzelnen Produktionen, in denen u.a. Richard Burton (BBC), Inge Meysel (NWDR) und olle Harry Rowohlt (MDR) sprechen.
Ich konnte mir unter diesen Hörspielen nichts vorstellen, begann mit der englischen Version und verstand erst mal gar nichts. Also schnell die 54er deutsche Version und mich hat’s komplett vom Hocker gehauen. So etwas ist mir noch nicht untergekommen. Na, das hätten wir dir aber schon vor 20 Jahren sagen können, bekomme ich sicherlich zu hören. Egal. Das, was Dylan Thomas und seiner kleinen Seestadt macht, ist so einzigartig, dass ich richtig süchtig geworden bin. Voller Wortwitz, mit verrückten Wortketten und Wortasoziationen lässt er die Einwohner der kleinen Stadt einen Tag lang zu Wort kommen. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht geht der Reigen an der wallisischen Küste. Es wird gelacht, geweint, gesungen und gebrüllt. Es werden Kartoffeln poliert und Bier gesoffen. Teufel im Wald vertrieben und Orgel gespielt. Die Toten werden wieder lebendig und der Briefträger erzählt den Empfängern der Post gleich an der Türschwelle, was es alles neues gibt auf den zugestellten Postkarten. Ich kann hier keine Inhaltsangabe schreiben, da das Stück voller überbordender Ideen ist. Was aber Gossamer Beynon, Orgel-Morgan, Mrs Ogmore-Pritchard, Mrs Willy-Nilly, Kapitan Cat, Mr Waldo, Mary Ann Seefahrer, Eli Jenkins, Lily Smalls, Boyo, Mrs Cherry Owen und Sinbad, auf den Straßen, in den Häusern, auf dem Friedhof und in der Kneipe treiben, ließen mir die Ohren glühen. Nach der 54er Version gleich die Harry Rowohlt-Version von 2003 aufgelegt und wieder einen Vergleich mit der alten gemacht. Dann endlich habe ich mich an die englische Version gemacht und auch das Meiste verstanden.
Nun ist mir auch klar, warum alle Welt von Dylan Thomas, seinem Milchwald und der Stadt Llareggyb reden.
Gerade schaue ich in das Impressum des Reclam-Heftchens und lese, dass die BBC-Erstausstralung am 25.Januar 1954 war. Da hätte ich diesen Tipp doch punktgenau eine Woche früher bringen können.

Am kommenden Dienstag stellen wir dieses Hörpielprojekt vor.
Ab 19 Uhr gibt es wieder unsere „1.Seite“.
Wie immer mit Clemens Grote und als Stargast Richard Burton.

Diese Hörspieledition auf sechs CDs erschien zum 100. Geburtstag von Dylan Thomas am 27.Oktober 2014.

Hier können sie reinhören.
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Diese Bücher stellen wir am kommenden Dienstag.
Entdecken Sie mit uns Bücher, die nicht auf den Bestsellerlisten stehen.

Jenny Offill: Amt für Mutmaßungen
(„Dieses Buch ist wie ein kleines, extrem scharf geschliffenes Messer.“,
Ijoma Mangold / Die Zeit)

Jami Attenberg: Die Middlesteins
(„Die Middlesteins haben mich von der allerersten Seite an begeistert.“,
Jonathan Franzen)

Dorte Nors: Handkantenschlag
(„Die Autorin Dorthe Nors weiß, wie sie die kleinen Momente einfängt und mit
ihren Worten unvergesslich macht.“ Oprah Winfrey)

Dylan Thomas: Under Milk Wood / Unter dem Milchwald
(3 Hörspiele auf 6 CDs mit Richard Burton, Inge Meysel, Sophie Rois und Harry
Rowohlt und vielen vielen anderen)

Freitag

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Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
und Barbara Wood * 1947
Geburtstag
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Sehr passend zur Jahreszeit gibt es seit Mitte des Monats den 20. Band von Nulli (dem Hasen) und Priesemut (dem Frosch). Immer schön im handlichen Miniformat. Also ideal zum Einstecken, damit wir unterwegs immer etwas zum Schmunzeln haben.

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Matthias Sodtke, Helmut Kollars (Illustr.): „Ach, du dicker Moppelhase!“
Lappan Verlag € 6,95
Bilderbuch im Kleinformat.

„Es war Winter.
Draußen fielen sanft die Flocken
vom Himmel und überzuckerten
die Landschaft mit einer weißen
Schneedecke.“

So beginnt das neue Abenteuer der beiden Freunde und wir sehen auf der rechten Seite eine weiße Winterlandschaft mit einem genütlichen Häusle in der Mitte.
(Sie können die ersten Seiten auf der Leseprobe prima nachblättern.)
Hase Nulli überzuckert gerade die Rüblitorte mit etwas Puderzucker und gemeinsam lassen sich die beiden die Kuchenstücke schmecken. Als Nulli zum zweiten Mal in die Küche flitzt, um noch ein Tortenstückchen zu holen, fällt sein Blick in den Spiegel. Er ist erstaunt und fragt seinen Kumpel Priesemut, ob er etwas mit dem Spiegel gemacht hätte. Irgendwie scheint ihm, dass er darin etwas moppelig aussieht. Als Priesemut seinem Freund bescheinigt, dass er den Spiegel nicht manipuliert hat, sondern dass der Hase sich während der Winterzeit zuviel Rübentorte, statt richtiger knackiger Rüben einverleibt hat und er deshalb ganz schön moppelig geworden ist, entspinnt sich ein veritabler Streit. „Dicker Moppelhase!“ – „Dürre Bohnenstange!“ – „Marzipan-Kartoffel!“ – „Gurke auf Stelzen!“, werfen die beiden sich an den Kopf und verkriechen sich schmollend. Hase Priesemut geht raus und rollt eine riesige Schneekugel für einen Schneemann und Hase Nulli will auf den Dachboden. Dort bleibt er jedoch in der Dachluke stecken. Als Priesemut seine Kugel zu groß und zu schwer geworden ist, ist auch sein Zorn auf Nulli verflogen und er flitzt ins Haus, um Nullis Hilfe zu erfragen. Dort bemerkt er die Notlage seines Freundes.
Zuviel mag ich nicht verraten. Sie können sich sicherlich denken, dass die beiden sich zu helfen wissen. Wie das mit Nullis Winterspeck weitergeht, können Sie auch noch nachlesen. Und das Schöne: am Ende des Büchles ist schön Frühling und die beiden sitzen im Garten unter der warmen Sonne. Darauf müssen wir noch warten,wenn ich den heftigen Wind höre, der hier ums Holzhaus braust. Und wenn dann endlich die letzten Schokonikoläuse aufgefuttert und die letzten Krümel aus der Weihnachts-gebäckdose weg sind, dann ist es auch Zeit für uns, dass wir uns wieder über frisches Obst und Gemüse hermachen.
Ein witziges Buch zum Thema Abnehmen, ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Prima zum Vorlesen und Selberblättern für die Kleinen.

Hier geht es zur Leseprobe.
Viel Vergnügen.

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Donnerstag

1

Heute haben
Johann Gottfried Seume * 1763

Anton Tschechow * 1860
Romain Rolland * 1866
Gert Hofmann * 1931
Günter Ohnemus * 1946
Olga Tokarczuk * 1962
Philippe Besson * 1967
Mirjam Müntefering * 1969
Geburtstag
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Diese Liebesgeschichte erinnert mich nicht nur daran, wie es ist, jung und verliebt in ein Mädchen zu sein, sondern auch daran, wie es ist,jung und verliebt in ein Buch zu sein.“ John Green

67

Rainbow Rowell: „Eleanor & Park“
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
Hanser Verlag € 16,90
Original TB €11,99
als Hörbuch auf 5 CDs € 19,95
Jugendbuch ab 14 Jahren

Wenn Sie im Netz unter dem Buchtitel nachschauen, werden Sie erstaunt sein, wieviel Einträge dort zu finden sind. Video-Buchbesprechungen von jungen Leserinnen, selbstgedrehte Filmsequenzen, jede Menge Buchumschläge und Illustrationen. Auf dem us-amerikanischen Markt hat dieses Buch wirklich eingeschlagen und die Autorin Rainbow Rowell zu einem Star gemacht. Irgendwo habe ich sogar ein Filmplakat gefunden. Ob an einer Verflimung des Buches gearbeitet wird, weiss ich nicht, lässt aber sicher nicht lange auf sich warten.
Rowells Buch ist nicht nur ein Jugendbuch, sondern irgendwie ein ganz eigene Kategorie und bestens geeignet für junge Erwachsene.
Alles beginnt im Schulbus, in dem die pummelige Eleanor nirgends einen Platz findet, oder nicht bekommt, außer neben Park, der jedoch unter seinen Kopfhörern demonstrativ weiterliest. Dies stört Eleanor jedoch nicht, da sie am liebsten unsichtbar wäre und somit auch nicht dauernd den Hänseleien ihrer Mitschüler ausgesetzt wäre. Sie leidet eh schon an ihrem tyrannischen Stiefvater und den ärmlichen Verhältnissen daheim, während Park in einer halbkoreanischen Familie wohlbehütet aufwächst. Das Nebeneinandersitzen im Bus entwickelt sich zur Normalität und als Eleanor beginnt, in Parks Comics mitzulesen, kommen die beiden ins Gespräch. So ganz einfach ist dies jedoch nicht, da Eleanor sehr unter ihrem Zuhause leidet und den beiden nur die kurze Zeit im Bus bleibt. Natürlich verlieben sich die beiden, sehr unterschiedlichen, Jugendlichen ineinander. Aber wie dies geschieht, welche Hürden sie zu überwinden haben und ob dies überhaupt gutgehen kann, dies erzählt Rainbow Rowell in einer Art, dass es einen fast vom Hocker haut. Wer da nicht gerührt das Buch zuschlägt, der hat kein Herz. Ich mag auch  gar nicht mehr über das Buch schreiben, da ich Ihnen die Lust am Lesen, am Entdecken, am Mitfühlen nicht nehmen will.
Ich habe mich so gefreut, dass es das Buch endlich auf deutsch gibt. Die Originalversion gibt es schon längst als Taschenbuch und wir haben es immer vorrätig.

Weitere Bilder zum Roman
Leseprobe
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Haben Sie bemerkt, dass es auf der Seite nicht mehr schneit? Jetzt, da im wirklichen Leben die Flocken vom Himmel fallen, bleiben sie in der digitalen Welt verschwunden. Hier hat der Winter schon ein Ende gefunden.

Mittwoch

Mit diesem Schneemann kann ich natürlich nicht mithalten, wenn ich morgens aus dem Fenster schaue.

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Den Schneemann hat eine Buchhändlerin aus New York mit der Bemerkung: „Beste Gelegenheit zum Lesen, bei dem Schneesturm.“ ins Netz gestellt. Nur nicht den Humor verlieren, wenn 60 cm Neuschnee angesagt sind.
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Heute haben
Colette * 1873
Hermann Peter Piwitt * 1935
David Lodge * 1935
Anselm Glück * 1950
Arnaldur Indridason * 1961
Geburtstag
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Rainer Maria Rilke
Wintermorgen

Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.

Die Sonne küßt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
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Und wenn wir schon bei den Gedichten sind und bevor der neue Gedichtband von Heinrich Detering erscheint, stelle ich Ihnen diesen Band von 2009 vor, den ich geschenkt bekommen habe. (Nochmals vielen Dank dafür). Ich kannte den Autoren nicht und war sehr angetan von diesem sehr schnmalen Büchlein.

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Heinrich Detering: „Wrist“
Gedichte
Wallstein Verlag € 14,90

Detering geht auf Entdeckungsfahrt in abgelegene Landschaften, geht mit uns von Berlin bis Erlangen und spielt mit einer gewissen Sehnsucht, die hinter all den Orten verborgen sind. Boston und der Borgo-Pass, Oxford und die Schatzinsel, viel Natur und Wölfe in den Karpaten sind weitere Themen, die er mit Sprachwitz und Leichtigkeit hier veröffentlicht hat. Zwischen den Zeilen entdecken wir Melancholisches durch das Verschwinden dieser fernen, nahen Orte, die meist ums Eck sind, die wir haben gar nicht mehr betrachten, weil uns die schnelle, Glitzerwelt viel wichtiger erscheint.

Wrist

Wenn irgendwo die Schrift erscheint
Hic habitant leones
dann ist vermutlich Wrist gemeint
Ich weiß es Ich bewohn es

Ich lebe hier im Zwischenreich
aus Himmeln und aus Mooren
Die Welt ist mir inzwischen gleich
Der Welt ging ich verloren

Hier werd ich sein wenn nichts mehr ist
nicht Löwen Land noch Karte
Die Ewigkeit sieht aus wie Wrist
Ich habe Zeit ich warte

Und wenn wir schon über Schnee und über das
(hoffentlich baldige) Ende des Winters reden:

Ende des Winters
I

die zierlich geschwänzte Katze
am Hoftor in Mehltau-
Regen

fremde Gesichter am Fenster
Sperlinge morgens
Amseln im Mittagslicht
abends der Käuzchenflug
lautlos am Birken-
geflacker

und die Schwäne
stehn still und starr

Das als kleiner Einblick in die poetische Welt des Heinrich Deterings.
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Für alle Besserwisser unter uns, für alle unter uns, die nicht wissen, wie man genau den Autorennamen Houllebecq ausspricht, gibt es hier eine kurze Nachhilfestunde:


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Zu Schluss des heutigen Eintrages:
Ich bin wirklich überwältigt, wieviele sich wegen des L.S.D.-Buches gemeldet haben. Die Mails kamen bis aus Wales. Herrlich. Schade jedoch, dass ich nur ein Exemplar hier liegen habe.
Das Los entschiedt, der Gewinner wird benachrichtigt. Ich danke (!!!!) allen, die mitgemacht haben. In meiner Verzweiflung suchte ich noch nach Trostpreisen und habe tatsächlich zwei schmale, weisse Moleskine-Notizbücher gefunden, die ich auch noch in den Lostopf werfen und verteilen werde.

Dienstag

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Heute haben
Lewis Carroll * 1832
Ilja Ehrenburg * 1891
Mordecai Richler * 1931
Ismail Kadaré * 1936
und Benjamin von Stuckrad-Barre * 1975
Geburtstag.
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Lewis Carroll und seine „Alice“ sind weltbekannt und weil der Autor heute Geburtstag hat, genehmigen wir uns einen Blick in eine alte Ausgabe seines Romanes:

Alice im Wunderland
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L.S.D steht hier nicht für eine Droge, sondern für Lagerfeld.Steidl.Druck.
Dass Klaus Steidl schöne Bücher macht, wissen wir. Dass Karl Lagerfeld irgendwo im Modebereich tätig ist, auch. Gemeinsam stecken sie literarisch seit Jahren unter einer Decke und vor einiger Zeit überließ mir der Vertreter des Steidl Verlages dieses Notizbuch im Schuber. Nun liegt und liegt und liegt das bei mir. Schreiben Sie an unsere Mail-Adresse: info@jastram-buecher.de und ich hinterlege oder verschicke das kleine, feine Kistchen an die Siegerin, an den Gewinner. Es kann nur einen/eine geben.

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Viel Glück!
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Im Februar geht es nach der Lesung von Verena Güntner mit unserem Veranstaltungsprogramm richtig los.
Zu Beginn, wie in jedem Monat, stellen wir wieder vier Neuheiten vor. Diesmal gibt es u.a. etwas zum Hören von Dylan Thomas und den neuen Roman von Jami Attenberg: „Die Middlesteins“. Mit dabei, wie immer, der einzig wahre Clemens Grote.
Trotz Fasching und all der Tollerei liest Tobias Wahren (den Ulmer sicherlich bekannt als Musiker und Chorleiter) aus seinem biografischen Text: „Kopf an Kopf“.
Am 16.Februar ist es dann soweit. „Literalotto“ steht auf dem Programm. Ein neues Format der literarischen Unterhaltung. Mit dabei Florian Arnold, der schon einschlägige Erfahrung beim „ChaosLesen“ im Theater Neu-Ulm hatte. Lassen Sie sich überraschen mit Rätseln, Literaturentdeckungsreisen und einem spontanen Gedicht, das während des Abends entstehen soll. Wir sind selbst gespannt, da es sich an diesem Tag um die Nullnummer handelt. Ungefähr vier mal im Jahr wollen wir das Spielchen mit Ihnen treiben.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Manesse-Abend. Herr Lauinger, der Leiter des feinen Verlages mit den (meist) kleinen Büchern, führt uns anhand einiger Titel durch das Programm, erzählt über die Entsehungsgeschichte und lässt sich von uns gerne mit Fragen löchern.
Ich freue mich sehr, wenn Sie hin und wieder Zeit haben, an diesen Abenden dabeizusein, denn nur mit Ihnen gemeinsam kann dies funktionieren.

Dienstag, 3.Februar um 19 Uhr
Die erste Seite
Wir stellen vier Neuheiten vor
Mit Clemens Grote
Bei uns in der Buchhandlung
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Freitag, 13.Februar um 19 Uhr
Tobias Wahren: Kopf an Kopf
Bei uns in der Buchhandlung
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Montag, 16.Februar um 19 Uhr
Literalotto
Spaß mit Literatur
Mit Florian Arnold
Bei uns in der Buchhandlung
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Mittwoch, 25.Februar um 19 Uhr
Der Manesse Verlag stellt sich vor
Bei uns in der Buchhandlung
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„Die heutige UNGEREIMTHEIT DER WOCHE ist allen Buchhändler/innen gewidmet. Insbesondere Samy Wiltschek/ Buchhandlung Jastram in Ulm, der im Laufe der vergangenen Woche in einen seiner Blog-Beiträge fast vollständig auf meine Ungereimtheiten fokusiert hat!“. Dies schrieb Werner Färber und wir freuen uns sehr darüber und geben gleich mal weiter, dass Werner Färber im Sommer nach Ulm kommen wird, um Ungereimtes und Mörderisches aus Ulm loszuwerden.

Wenn Sie jetzt schon Lust auf seine gereimten Tiergedichte haben –
sein schöngestalteter Gedichtband liegt bei uns aus.

 
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (Traumberufe & Leidenschaften)
 
BUCHHÄNDLER
 
Den Buchhändler stimmt vieles heiter,
was manch einer so von sich gibt.
Mein Kind ist fünf, aber schon weiter“,
ist unter Eltern höchst beliebt.
 
Man hat mir ein Buch empfohlen,
dunkelgrün und ziemlich dick.“
Ich geh es schnell im Lager holen.
Einen Moment, bin gleich zurück.“
 
Das Buch ist noch in Cellophan“,
sagt ein Mann, der Händler reißt es
ab, damit der Kunde blättern kann.
Gekauft wird dann ein eingeschweißtes.
 
Ich bräuchte Bücher, die gut passen
zum neuen Schrank, Eiche-Natur.
Kann ich die auch liefern lassen?“
Es dauert ein, zwei Tage nur.“
 
Guten Tag, ich such‘ ein Buch“,
hebt ein andrer an sehr wichtig,
als er im Laden zu Besuch.
Ich glaub‘, Sie sind hier durchaus richtig.“
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE 
 

DAS KLUGE HUHN

Wie jeder weiß, hat so ein Huhn,
sein Leben lang nicht viel zu tun.
Wenn’s Futter gibt, eilt es herbei,
und legt zum Dank ein schönes Ei.

Solch schnödes Leben auf dem Hof
ist einem 
klugen Huhn zu doof.
Es vergisst die dummen Pflichten,
fängt an zu malen und zu dichten.

Und eine Woche später schon
erhält es den verdienten Lohn:
entfernt wird schnell der 
kluge Kopf
vom Leib – der gart im Suppentopf.

Der Hühnerkopf denkt auf dem Mist,
was da nur falsch gelaufen ist?
Viel zu spät kommt er zum Schluss,
dass ein Huhn nicht klug sein muss!

 

Montag

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Nachdem am Sonntag
David Grossman * 1954
Virginia Woolf * 1882
und William Somerset Maugham * 1874
Geburtstag hatten,
kommen heute noch
Antonio Pennacchi * 1950
Jochen Missfeldt * 1941
und Achim von Arnim * 1781
dazu.
Herzlichen Glückwunsch.
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Nach einem richtig guten Lese-Sonntagnachmittag, war abends mal wieder
ein Film angesagt. Es hat sich gelohnt.

film

„Short Term 12 – Stille Helden“
Regie: Destin Cretton
Mit Brie Larson, John Gallagher Jr., Stephanie Beatriz, …
2013
DVD € 14,99
Blu ray € 17,99
FSK ab 12 freigegeben

Ich weiss gar nicht, ob der Film in Ulm im Kino gelaufen ist? Mir ist er jedenfalls komplett unbekannt gewesen, bis ich ihn als DVD angezeigt bekommen habe. Mehr als eine kurze Inhaltsangabe hatte nicht und noch die Hinweise auf die wahnsinnig vielen Preise, die der Film abkassiert hat. Nicht nur bei Independent Festivals wurde er und die Schauspieler ausgezeichnet, er bekam auch den Goldenen Leoparden bei den Filmfestspielen in Locarno 2013. Und das für ein Team, die alle deutlich unter 30 Jahren sind. Der Regisseur Destin Cretton hat einen Kurzfilm, den er zuvor gedreht hat mit einem neuen Drehbuch zum 96-minütigen Film ausgebaut, ohne dass darin die Intensität und Nähe verlorengegangen ist.

Grace (Brie Larson) arbeitet als Betreuerin in der Einrichtung „Short Term 12“, in der junge Menschen mit sozialen und psychischen Problemen vorübergehend aufgenommen werden. „Short Term“ wohl deshalb, da diese Jugendlichen mit 18 Jahren die Einrichtung endgültig verlassen müssen, egal, wie es um sie steht.
Zu Beginn des Filmes sehen wir Grace und ihren Kollegen und Freund Mason (John Gallagher Jr.) zusammen mit zwei anderen Partnern im Freien stehen. Es ist Pause, die Sonne scheint. Mason raucht und erzählt dem neuen Mitarbeiter eine sehr wilde Geschichte, die ihm hier als Betreuer passiert ist. Kaum ist er damit fertig,öffnet sich eine Tür des Heimes und eine Junge in weißen langen Unterhosen rast laut brüllend über die Wiese in Richtung Ausgangstor. In einer wilden Verfolgungsjagd gelingt es den Betreuern, den jungen Sammy wieder einzufangen und zu beruhigen.
In dieser Anfangsszene habe wir schon alle Zutaten, die diesen Film so interessant machen.
Handkamera: Ist ja nicht für jeden, sorgt hier aber für eine enorme Nähe und Authenzität.
Witz: Die witzigen Geschichten und Episoden ziehen sich durch den ganzen Film. Bis hin zum Schluss.
Überraschende Wendungen: Wie dieser Junge aus dem Haus stürmt – das hat schon etwas. Solche Szenen überraschen uns immer wieder in diesem Filmund lassen uns alle Höhen und Tiefen im Alltag dieser Betreuer erkennen.
Grace hat ihre Gruppe gut im Griff. Sie leitet ihre 10 Jugendlichen mit Strenge, aber auch mit sehr großer Wärme und Empathie. Auch als die 15-jährige Jayden (Kaitlyn Dever), die an einer Aggressionsstörung leidet, neu aufgenommen wird, gelingt es Grace, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Gleichzeitig bekommen wir mit, dass Grace zwar alles für „ihre Kinder“ gibt,für ihr Privatleben aber kaum noch Kraft hat und schwanger von ihrem Freund ist.
Dies und die Erzählungen der jungen Jayden werfen Grace komplett aus der Bahn. Sie weiss nicht mehr, was sie will. Über ihre Kindheit kann sie nicht erzählen, obwohl Mason sie ständig darum bittet. Jetzt bricht jedoch alles bei ihr auf.
Es sind stillen Helden, wie der deutsche Titel heisst, die sich täglich für diese Jugendlichen einsetzen. Es ist der Alltag in einem Heim, bei dem klar ist, dass die Freiheit danach für die jungen Menschen nicht einfach wird. Es sind die Wendungen bei den Jugendlichen, die einen fast zu Tränen rühren und Grace und Mason wissen nie, was in der nächsten Sekunde passieren wird, da sie ihre Augen nicht immer auf alle Jugendlichen haben können.
Ein Film, der sich deutlich von der us-amerikanischen Massenware absetzt und trotzdem nicht kopflastig und sehr unterhaltsam ist.

https://www.youtube.com/watch?v=CP8roY3V6Sw

Samstag

Heute haben
ETA Hoffmann * 1776
Edith Wharton * 1862
Vicki Baum * 1888
Eugen Roth * 1895
Geburtstag
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“… dann die wunderbare Gabe, durch das einzige Wörtchen “Miau” Freude, Schmerz, Wonne und Entzücken, Angst und Verzweiflung, kurz alle Empfindungen und Leidenschaften auszudrücken. Was ist die Sprache der Menschen gegen dieses einfachste aller einfachen Mittel, sich verständlich zu machen!”
ETA Hoffmann
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Manchmal bin ich wirklich sprachlos. Da fällt mir die Klappe runter und ich denke, dass das alles gar nicht wahr sein kann. Ist es aber doch. Und genau das macht das Lesen von Romanen so spannend. Aber wie jetzt mit Erzählen anfangen.
Seit ein paar Tagen ordne ich die Buchregale im Laden, ziehe alte Bücher raus, sortiere um, stelle Bücher von hier nach dort. Das übliche Ritual nach dem Weihnachtstrubel. Dabei fiel mir der Erzählband „Ungeheure Veränderungen in letzter Minute“ von Grace Paley in die Hände. Da ich die Entstehungsgeschichte der „Middlesteins“ von Jami Attenberg im Schöffling Verlag miterleben durfte, da das Buch vorgestern im Laden eingetroffen ist, schaute ich kurz in den Erzählband, da Grace Paley eine der Lieblingsautorinnen von Jami Attenberg ist und beide in Deutschland bei Schöffling erscheinen. Einen anderen Erzählband der Autorin hatte ich auf dem Blog schon vorgestellt, mit samt Interview und Rede der Autorin, die schon ein paar Jahre tot ist. Hier nun fällt mir im Inhaltsverzeichnis gleich der Titel einer Erzählung auf. „Die Langstreckenläuferin“ heisst sie und nachdem es noch eine Erzählung mit Namen „Samuel“ gibt, die mir ins Auge fällt, war es klar, dass ich das Buch mitnehmen und reinlesen werde. Paleys Erzählungen, die Mitte der 70er Jahre in den USA herauskamen, sind meist kurz und knackig. Mit großem Witz und irren Wendungen macht sie dem deutschen Titel des Buches alle Ehre. Die Langstreckenläuferin ist überhaupt nicht drahtig, sondern moppelig und noch blutige Anfängerin. Und doch macht sie sich auf, läuft Strecke um Strecke, bis sie in die Gegend ihrer Kindheit anlangt und dort von schwarzen Jugendlichen in die ehemalige Wohnung ihrer Familie geführt wird. Dass sie allerdings dort einige Wochen verbringt und deutlich später als erwartet daheim ankommt, macht den Ehemann stutzig, der von dem alles nichts mitbekommen hat und an der großen Phantasie seiner Frau verzweifelt. In „Samuel“ geht es um ein paar Jungs, die zwischen den Wagons der U-Bahn stehen und während der Fahrt Blödsinn treiben. Bis ein Fahrgast die Norbremse zieht und es zum großen Unheil kommt. Paley schreibt über einen Café-Besitzer, der sein Zimmer einem Freund überlässt und danach mit der Polzei in Konflikt kommt. Es geht um Einwanderer und große Hoffnungen und es geht in der ersten Geschichte um eine Frau, die nach Jahren zwei Bücher in der Bibliothek abgibt, über 30 Dollar Gebühren bezahlt und sie dann gleich wieder mitnimmt, da sie schon so lange nicht mehr darin gelesen hat. Es sind Bücher von Edith Wharton, die heute Geburtstag hat.
Bevor ich mich allerdings in Paleys Geschichte vertiefte, schaute ich in das neue Buch von Arno Geiger, das heute vom Hanser Verlag als Leseexemplar, inkl. eines Interviews mit dem Autor im Buchladen ankam. Auf eine Frage von Zita Bereuter was ihn daran reizt, aus der Sicht eines jungen Mannes mit 22 Jahren zuschreiben, sagt er u.a.: „Von Grace Paley, einer amerikanischen Shortstory-Autorin, gibt es eine schöne Erzählung über einen alten Schauspieler. Der alte Schauspieler sagt sinngemäß: Man muss so alt werden wie ich, um den jugendlichen Liebhaber gut spielen zu können. – Der Satz hat nicht aufgehört, mich zu beschäftigen.“ Und das alles lese ich genau an dem Tag, an dem ich beide Bücher mitgenommen habe.

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Dass ich gestern das schöne Montaigne-Buch vorgestellt habe, das von Hans Stilett vor Jahren neu übersetzt worden ist, und dass gestern Hans Stilett gestorben ist, wusste ich beim Schreiben nicht, macht aber meine Verwunderung nicht kleiner.
Sie merken, ich bin mitten im literarischen Strudel, freue mich über die Verknüpfungen und bin gespannt, welche weiteren Vernetzungen auf mich warten. Jetzt erst mal Arno Geiger. Ich halte Sie auf dem Laufenden und berichte spätestens nach Erscheinen des Romanes.

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Grace Paley: „Ungeheure Veränderungen in letzter Minute“
Übersetzt von Sigrid Ruschmeier
Schöffling Verlag € 19,95

Arno Geiger: „Selbstporträt mit Flusspferd“
Hanser Verlag € 19,90
Das Buch erscheint am 2.Februar
und Arno Geiger ist am 9.2. im Literaturhaus Stuttgart.

Freitag

Heute haben
Clara Reeve * 1729
Stendhal * 1783
Sergej Eisenstein * 1898
Anna Maria Jokl * 1911
Derek Walcott * 1930
Joao Ubaldo Ribeiro * 1941
Geburtstag.
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Michel de Montaigne: „Von der Kunst, das Leben zu lieben“
Montaigne lesen heißt leben lernen
Die schönsten Essais in der Übersetzung von Hans Stilett
Bei dtv als Taschenbuch für € 9,90
In der Anderen Bibliothek in Leinen für € 16,00

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Was Wilhelm Schmid mit seinen kleinen Bändchen über „Glück“ und „Gelassenheit“ usw. kann, schafft der alte Montaigne ganz locker.
Die Neuübersetzung seiner Essais von Hans Stilett sorgten Ende der 90er Jahre für Furore und für die „Andere Bibliothek“ war das große, dicke Buch ein wahrer Bestseller. Endlich entstaubt und für uns Menschen im 20.Jahrhundert gut lesbar zugänglich gemacht, ist die Sammlung eine wahre Fundgrube.
Das hat auch der Übersetzer entdeckt und bringt immer wieder Themen-Bändchen des großen Philosophen heraus. „Von der Kunst, das Leben zu lieben“, erschien schon 2005 bei dtv, GESTERN kam es zum 30.Geburtstag der „Anderen Bibliothek“ in Geburtstagsleinen einen heraus.

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Lachend die Wahrheit sagen
Lesen
Lieben
Freundschaft und Geselligkeit pflegen
Reisen
Essen und Trinken
Tanzen
Mode und Luxus mit Augenmaß genießen
Mit Geld vernünftig umgehen
Praxisbezogen Philosophieren
Der eignen Erfahrung vertrauen
Schlafen und Träumen
Kultur und Kunstsinn der »Wilden« bewundern
Lehrmeister Tier folgen
Krankheiten höflich behandeln
Den Tod nicht fürchten

Das sind die Kapitel, die der Übersetzer zusammengestellt hat und da dürfte für jeden etwas dabei sein.

„Der Gestank des eigenen Mistes ist jedem der liebste Duft.“, können wir unter dem Stichwort „Eitelkeit“ finden.
Oder aber auch das: „Das deutlichste Zeichen der Weisheit ist ein stetes Vergnügtsein.“
Aktuell wie nie (liebe EZB): „Ohne Geldgier zu sein, ist Reichtum.“
Aber auch das: Auf geistige Weise sinnlich, auf sinnliche Weise geistig.“
Darüber lässt sich lange diskutieren.

Ein kurzes, prägnantes Vorwort von Hans Stillet führt uns in die Denkweise von Montaigne ein und macht auch klar, warum und wie Stilett seine Kapitel zusammengesetzt hat.

„Ich habe bisher kein ausgeprägteres Monster und Mirakel gesehen als mich selbst“, schreibt er und meint, dass er aus sich nicht klug wird. Ja, das kenne ich auch sehr gut.
Auch zum Thema „Mode“ weiß er etwas zu schreiben:
„Ich habe die Lässigkeit in der Kleidung, wie man sie an unsrer Jugend sieht, gern übernommen: den Mantel schräg umgebunden, die Kapuze auf einer Schulter, einen Strumpf nicht straffgezogen – zeigt das doch eine stolze Geringschätzung der uns fremden Modevorschriften und eine große Gleichgültigkeit gegenüber kunstvoller Aufmachung.“
Man kann sich den Denker gut vorstellen, wir er etwas vernachlässigt, vergeistigt durch die Straßen gewandelt ist.

„Von der Kunst, das Leben zu lieben“ ist ein kleines, großes Nachschlagewerk, das oft sehr aktuell ist und in seiner Antiqiertheit immer noch ausgezeichnete Verweise auf unsere aktuellen Probleme aufweist.

„Das Vorbedenken des Todes ist Vorbedenken der Freiheit. Wer sterben gelernt hat, hat das Dienen verlernt. Sterben zu wissen entlässt uns aus jedem Joch und Zwang. Das Leben hat keine Übel mehr für den, der recht begriffen hat, dass der Verlust des Lebens kein Übel ist.“

Leseprobe

Donnerstag

Heute haben
John Donne * 1572
Gottfried Ephraim Lessing * 1729
Lord Byron * 1788
August Strindberg * 1849
Francis Picabia * 1879
Erika Runge * 1939
Wilhelm Genazino * 1943
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John Donne
Brak of Day

‚Tis true, ‚tis day; what though it be?
O wilt thou therefore rise from me?
Why should we rise, because ‚tis light?
Did we lie down, because ‚twas night?
Love which in spite of darkness brought us hither
Should in despite of light keep us together.

Light hath no tongue, but is all eye;
If it could speak as well as spy,
This were the worst that it could say –
That being well, I fain would stay,
And that I loved my heart and honour so,
That I would not from her, that had them, go.

Must business thee from hence remove?
Oh, that’s the worst disease of love!
The poor, the foul, the false, love can
Admit, but not the busied man.
He which hath business, and makes love, doth do
Such wrong as when a married man doth woo.
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Gestern war es soweit!
Jami Attenbergs „Middlesteins“ wurde ausgeliefert und ich habe die Bücher sofort ins Schaufenster dekoriert, da sich der Vertreter des Schöffling Verlages um 9 Uhr angekündigt hat. Das ist sicherlich ne schöne Überraschung für ihn.

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Jami Attenberg: „Die Middlesteins“
Aus dem Englischen von Barbara Christ
Schöffling Verlag € 21,95
als eBooks € 16,99
als amerikanisches TB € 8,99

„Die Middlesteins“ haben mich von der allerersten Seite an begeistert!
Jonathan Franzen

Dieser Roman ist ein Juwel: rasant, bewegend und herzzerreißend ehrlich. Die Moral der Geschichte: Wir sind nichts ohne unsere Familie.
New York Post

Ein interessante Geschichte hat nun sein vorläufiges Ende gefunden. Irgendwie spannend zu sehen, wie das alles geworden ist und was sich vielleicht noch daraus entwickelt.
Angefangen hat das bei meinem ersten Aufenthalt in New York und meinem Besuch in der Buchhandlung WORD in Brooklyn. Dort um die Ecke wohnt Jami Attenberg und ist mit den Mädels dort in der Buchhandlung befreundet. Es war die Zeit, als ihr neues Buch „The Middlesteins“ kurz vor der Veröffentlichung stand und alle irgendwie ganz hippelig waren. Als sie in der Buchhandlung ankündigten, dass es signierte Exemplare des nagelneuen Buches geben werde, habe ich mich sofort gemeldet und bekam Wochen später tatsächlich ein Päckchen aus Brooklyn.

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Sofort stürzte ich mich auf die Lektüre, da mittlerweile WORD die „Middlesteins“ im Buchregal mit folgendem Spruch bewarb: „9 von 10 Buchhändler empfehlen dieses Buch. Der 10. ist ein Idiot“. Da kann ja nichts schiefgehen dachte ich und wurde mehr als belohnt.
Jami Attenberg erzählt die Geschichte der Middlesteins, einer jüdischen Familie mit zwei Kindern in einem Vorort von Chicago. Schon als Kind hat Edie Middlestein gerne gegessen und als Ehefrau und Mutter gehört essen zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens. Als sie ihren Beruf nicht mehr ausführen kann und die Situation mit ihrem Mann immer prekärer wird, zieht dieser aus, da er Edies Weg in die Katastrophe vorhersieht. Ihre Tochter Robin, ihr Sohn Sohn Benny und seine Frau Rachelle versuchen ihre Mutter zu retten, sie von dieser Fresssucht zu heilen. Aber irgendwie bekommen sie das nicht hin und stehen sich gegenseitig im Weg.
Jami Attenberg schafft diese Geschichte mit so großem (Wort)witz und Empathie für ihre Figuren zu erzählen, dass wir alle Protagonisten verstehen können. Schildert sie Richard Middlestein in einem Kapitel als richtig fies und gemein, so findet sie kurz vor Schluss des Abschnitts eine radikale Wendung (in wenigen Worten) und wir verstehen ihn wieder und können seine Reaktionen gut nachvollziehen. Alle kommen zu Wort, jede(r) zeigt uns seine Sicht der verwickelten Dinge und was alle nicht verstehen können, ist, dass Edie tatsächlich einen Mann findet, der sie vergöttert. Ihre Schwiegertochter (eine militante Gesundheitsfanatikerin) schaut dieser Situations fassungslos zu. Wie kann es sein, dass ihre dicke, kranke Schwiegermutter einen Liebhaber hat, der sie auf Händen tragen würde, wenn er es könnte?
Die aberwitzige Familiengeschichte hat auch mich von der ersten Seite fasziniert und Jami überraschte mich ein ums andere Mal mit ihren Formulierungen.

Nach der Lektüre habe ich den Vertreter des Schöffling Verlages gefragt, ob das nicht ein Buch für dessen Programm sei, zumal dort sich noch andere amerikanische Autorinnen tummeln, die auch zu Jami Attenbergs Favoriten zählen. Es hat gedauert, es wurde immer konkreter, der Verlag unterschrieb einen Vertrag mit Jami Attenbergs Agentin, bis ein Termin auf der Vertreterkonferenz im Verlagssitz in Frankfurt anstand, bei dem ich über das Buch reden sollte, um es den deutschen Vertretern schmackhaft zu machen. Alles war schon unter Dach und Fach, bis der Bahnstreik im Herbst mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber: sie haben das sehr gut ohne mich gemacht (haha) und heute war es dann soweit. Der Auslieferungstermin wurde vorgezogen, da Christine Westermann das Buch in ihrer TV Sendung auf NDR heute abend hochhält und loben wird. Anfang Februar gibt es eine Besprechung in „Brigitte“. Etwas Besseres kann einer literarische Neuerscheinung nicht passieren. Das freut mich natürlich sehr und ich halte Jami auf dem Laufenden, wobei sie sicherlich mit „Westermann“ und „Brigitte“ nicht viel anfangen kann.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Hier gibt es eine Leseprobe und einen Bericht im Buchmarkt über WORD, Jami, die Middlesteins, den Schöffling Verlag und mich.

Mittwoch

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Festungshonig aus Ulm und die passende DVD dazu.
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Heute haben
Ludwig Thoma * 1867
Egon Friedell * 1878
Antonio Gramsci * 1891
Kristin Baldursdottir * 1949
Geburtstag
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Hurra! Es gibt neue Abenteuer von Ben.
Als der Autor Oliver Scherz während der Jugendliteraturtage bei uns kurz in die Buchhandlung geschneit ist, hat er erwähnt, dass im Frühjahr weitere Geschichten mit Ben erscheinen sollen.
Gestern war es nun so weit.

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Oliver Scherz: „Ben.“
Schule, Schildkröten und weitere Abenteuer
Illustriert von Annette Swoboda
Thienemann Verlag € 12,99
ab 5 Jahren

Ben ist der Junge mit seiner Schildkröte Herr Sowa, von denen wir im ersten Band so restlos begeistert waren. Als Oliver Scherz dann in Ulm war und wir nach seinen Veranstaltungen sein Ben-Buch ausgelegt haben, ging das über’n Ladentisch wie geschnitten Brot. Und alle waren begeistert. Die Vertreterin meinte: „Was, so viel habt ihr davon verkauft?!“

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Jetzt ist Ben seit einer knappen Woche in der Schule und steckt schon mitten drin im neuen Alltag, in dem noch so viel fremd ist und dem ihn sein großer Bruder (er ist schon in der 4.Klasse) ihn gleich mal in ein großes Abenteuer schickt. Er soll nämlich durch das Kellerfenster der Schule steigen, von dort aus in das Klassenzimmer der 4. huschen und dann die Tafel auswischen. Alles kein Problem für unseren Helden und seine Freundin Ina. Was allerdings erschwerend dazukommt ist, dass es im Keller wohl Ratten geben soll und der Hausmeister seinen Hund auf Einbrecher hetzt. Na, das kann ja heiter werden. Im Klassenzimmer angekommen, sehen sie, dass Bens Bruder auf die große Tafel geschrieben hat, dass seine Lehrerin doof ist und er nun keinen Mut hat, dies stehen zu lassen. Ben schafft das schon, wenn auch mit Rettung in letzter Sekunde. Dank seiner Freundin Ina, die im Nachbarhaus wohnt und mit ihm vieles zu bereden hat. Treffpunkt ist ein Indianerzelt und darin sind sie dann „Stampfende Büffelfrau“ und „Schleichender Donner“. Mit solchen Namen kann ja nix schiefgehen.
Ben gewinnt noch den erste Tischtennisrundlauf-Wettbewerb (obwohl er nicht spielen kann), wird darauf aber gehänselt, weil er noch so klein ist und nicht mal sechs Jahre alt.
Sie merken schon, jede Menge neue Dinge, die auf unseren Ben reinprasseln. Als am Ende des Buches Ben seinen 6.Geburtstagfeiert und er mit Ina eine riesige Torte in die Schule transportieren, kommt es in bester Kleiner-Nick-Art zu einer gekonnten Tortenschlacht.
Wunderbare, freche Geschichten mit den liebevollen Illsutrationen von Annette Swoboda. Genial zum Vorlesen, oder für das erste, zweite Lesealter.

Buchtrailer zum ersten Band:


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Werner Färber hat uns einen Kalender überlassen, den ich heute verlosen will.
Wer Lust auf diese witzigen Tiergedichte hat …. bitte melden und ich schicken ihn sofort los.
E-Mail: info@jastram-buecher.de
Stichwort: Haben, haben, haben

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