Sonntag, 31.Juli


Heute haben
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Joanne K.Rowling * 1965
Geburtstag
__________________________________

Joseph von Eichendorff
In der Fremde


Ich hör die Bächlein rauschen
Im Walde her und hin,
Im Walde in dem Rauschen
Ich weiß nicht, wo ich bin.

Die Nachtigallen schlagen
Hier in der Einsamkeit,
Als wollten sie was sagen
Von der alten, schönen Zeit.

Die Mondesschimmer fliegen,
Als säh ich unter mir
Das Schloß im Tale liegen,
Und ist doch so weit von hier!

Als müßte in dem Garten,
Voll Rosen weiß und rot,
Meine Liebste auf mich warten,
Und ist doch lange tot.
_____________________________________

Unser Buchtipp:


Maria Barbal: „Wie ein Stein im Geröll“
Diana Verlag € 12,00 (überarbeitete Neuausgabe)
Diana Taschenbuch € 9,99

Ein Klassiker, der vor vielen Jahren zur Frankfurter Buchmesse und dem Schwerpunktland Katalonien erschienen ist.
Damals ein riesiger Erfolg und eine wirkliche Überraschung, mit welchem Ton die damals unbekannte Autorin ihre Geschichte erzählt. In Spanien erreichte das Buch über 50 Auflagen. Bei uns ging die Taschenbuchausgabe unzählige Male über den Ladentisch. Wir haben gerade noch welche bestellt, bevor es jetzt eine Neuausgabe geben wird.
Maria Barbal erzählt darin das karge Leben der Ich-Erzählerin Conxa, deren Leben durch die Kriege hindurch eine Reihe von Verlusten erleidet. Arbeit ist ein Wort, das oft in diesem Roman vorkommt und harte Arbeit bestimmt auch das Leben der „ungebildeten“ Frau.
Die schnörkellose Sprache verbindet sich mit der steinigen Landschaft, dem harten Leben und vielleicht auch mit der Diskriminierung das Katalanischen in der spanische Gesellschaft.
„Wie ein Stein im Geröll“ ist ein Roman, den wir nicht vergessen und auch ein zweites Mal lesen sollten. Er passt, mit seinen 200 Seiten, in jeden Urlaubsrucksack.

Leseprobe

Samstag, 30.Juli

Geburtstage gibt es heute keine, da ich sie fälschlicherweise gestern veröffentlicht hatte.

Aber dafür einen guten Sommerlektüretipp:

Jean-Claude Izzo: „Die Marseille-Trilogie“
Total Cheops, Chourmo, Solea
Unionsverlag € 19,00

Fabio Montale , war bei der Polizei, dann im Gangstermilieu und ermittlet nun als Privatdetektiv. Er liebt gutes Essen, kühlen Wein und viel Musik. (Die Musikliste ist im Buch angehängt und vielleicht sollte der Verlag einen QR Code mit der Playlist dazufügen).
Neben Montale ist natürlich Marseille die heimliche Hauptperson. Eine Hafenstadt mit verschiedensten BewohnerInnen: Italiener, Spanier, Algerier und auch noch Franzosen. Und ob man nun ehrlich bleibt oder als Verbrecher endet ist biologischer Zufall. Für Montale auch egal. Wichtig sind ihm seine Freunde.
Drei Bände in einem. Wie gut ist das denn. Eine Krimilektüre, die deutlich mehr als das ist und Lust auf den Sommer, das Meer und die Stadt Marseille macht.
Jean-Claude Izzo, geboren 1945 in Marseille, war lange Journalist. Nach Veröffentlichung von mehreren Gedichtbänden pubilzierte er mit fünfzig seinen ersten Roman Total Cheops. Dieser wurde sofort zum Bestseller, seine Marseille-Trilogie zählt inzwischen zu den großen Werken der internationalen Kriminalliteratur. Der zweite Teil, Chourmo, wurde 2001 mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Jean-Claude Izzo starb 2000 in Marseille.

Blick ins Buch

Freitag, 29.Juli


Heute haben
Simon Dach * 1605
August Stramm * 1874
Dag Hammarskjöld * 1905
Chester Himes * 1909
Mikis Theodorakis * 1925
Harry Mulisch * 1927
Sten Nadolny * 1942
Ulrich Tukur * 1957
Geburtstag
___________________________________________

Christian Morgenstern
Es war ein solcher Vormittag

Es war ein solcher Vormittag,
wo man die Fische singen hörte,
kein Lüftchen lief, kein Stimmchen störte,
kein Wellchen wölbte sich zum Schlag.

Nur sie, die Fische, brachen leis
der weit und breiten Stille Siegel
und sangen millionenweis‘
dicht unter dem durchsonnten Spiegel.
______________________________________________

Die Schulferien haben begonnen:


Philip Waechter: „Toni will ans Meer
Bilderbuch-Comic ab 6 Jahren
Beltz&Gelberg € 14,95

Ein Sommer ohne Meer? Kein Strand? Keine Moules frites?
Es geht gar nicht, dass er und seine Mama keinen Urlaub am Meer machen können.
Wie schon im ersten Band, in der Tonis sich ganz spezielle Fußballschuhe wünscht, fehlt es auch hier am nötigen Geld. Doch Toni wäre nicht Toni, wenn er nicht alle Hebel in Bewegung setzen würde. Und auch hier hat er Glück, denn er gewinnt einen Aufenthalt in einem Berghotel. Die Tage dort werden zu einem Desaster, da die anderen Hotelgäste nur ihre Ruhe haben wollen und keinen kickenden Jungen auf dem Gelände.
Da hat Tonis Mama einen genialen Einfall und das Meer kommt in Sicht.
Philip Waechter hat einmal mehr gezeigt, wie gut er seine Bilder mit witzigen, amüsanten Texten versehen kann. Urlaub am Meer scheint ihm zu liegen, denn vor Jahren gab es von ihm schon das tolle Buch „Endlich zelten“.


Endlich zelten!
Beltz&Gelberg € 6,50
________________________________________________

Der Ulmer Fuß- und Radentscheid startet!

Ab dem Freitag, 29.07. werden Unterschriften gesammelt

Kommenden Freitag, den 29.07., starten wir mit einer offiziellen Veranstaltung und Aktion den Fuß- und Radentscheid, der seit Monaten vorbereitet wurde. Damit starten wir das Sammeln von mindestens 7.500 Unterschriften. Schaffen wir das, dann ist die Grundlage für eine schnellere und nach höheren Mindeststandards ausgebaute Infrastruktur für zu Fuß gehende und Radfahrende gelegt. Damit der Tag ein voller Erfolg wird, sind wir auf eure Unterstützung und Teilnahme angewiesen.

Unterstützung bei der Auftaktveranstaltung
Ablauf:

  • 18:00 Uhr: Vorstellung des FuR für Presse und Interessierte am Ulmer Rathaus
  • 18:40 Uhr: Erste Aktion des FuR. Wir planen eine Sitzdemo mit oder ohne Rad vor dem Rathaus, Neue Straße. Nach dem Motto so lang wie nötig, so kurz wie möglich, wollen wir den Verkehr möglichst wenig stören. Mit der Aktion wollen wir auf die aus unserer Sicht ungenügende Infrastruktur für zu Fuß gehende und Radfahrende sowie den FuR hinweisen. Hier wäre es wirklich super, wenn möglichst viele von euch mit oder ohne Rad unterstützen.
  • Anschließend: Start der Critical Mass. Als FuR Kernteam planen wir dort mitzufahren. Zudem wird es an dem Tag auch die Gelegenheit geben, die ersten Unterschriften zu leisten.

Wer sind wir und wieso wir das machen:
Wir sind 10 Ulmer:innen, die sich ehrenamtlich für ein noch lebenswerteres Ulm einsetzen. Der Ausbau von attraktiver Fuß- und Radinfrastruktur soll für subjektive Sicherheit in der Mobilität sorgen, egal ob sie 8 oder 88 Jahre alt sind.

Was wir fordern:
Sichere und durchgängige Fuß- und Radwege, die breit genug sind, diese zu zweit nebeneinander oder zum Überholen nutzen zu können. Ein Radvorrangnetz für zügiges Erreichen von hochfrequentierten Zielen wie dem Hauptbahnhof. In insgesamt 8 Zielen fordern wir darüber hinaus, sicherere Kreuzungsgestaltungen, mehr Abstellanlagen oder transparentere Kommunikation zu Fortschritten. Weitere Details zu unseren Zielen findet ihr auf unserer Webseite www.FuR-Ulm.de.

Donnerstag, 28.Juli

Türstoppertigerente mit Tigerentenbuch

Heute haben
Beatrix Potter * 1866
Malcolm Lowry * 1909
John Ashbery * 1927
Remco Campert * 1929
Beat Brechbühl * 1939
Oleg Jurjew * 1959
Geburtstag
______________________________________

Heinrich Heine
Sie liebten sich beide, doch keiner

Sie liebten sich beide, doch keiner
Wollt’ es dem andern gestehn;
Sie sahen sich an so feindlich,
Und wollten vor Liebe vergehn.

Sie trennten sich endlich und sahn sich
Nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben,
Und wußten es selber kaum.
_________________________________________

Unser Taschenbuchtipp:

Gianrico Carofiglio: „Drei Uhr morgens
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Unionsverlag € 13,00

Gianrico Carofiglio kennen wir als Autoren der Bari-Krimis. Das ist lange her. Krimis veröffentlicht er immer noch, aber auch Romane, wie diesen. Eine sehr intensive Vater-Sohn-Geschichte mit der Stadt Marseille als Fundament. Vielleicht ist Marseille auch die heimliche Hauptperson, um die sich die beiden Männer drängeln.
Antonio lebt bei seiner Mutter, sein Vater wohnt schon sehr lange nicht mehr mit den beiden zusammen. Bei Antonio wird eine bestimmte Art von Epilepsie festgestellt. Als Therapie schlagen die Ärzte vor: laute Orte meiden, kein Sport, früh ins Bett und zahlreiche Medikamente. Dieses hat natürlich auch Nebenwirkungen auf den jugendlichen Antonio und so verfällt er öfter in Depressionen. Als sein Vater einen Spezialisten für Epilepsie in Marseille auftut, treten die beiden, sich entfremdeten Männer, eine Reise dorthin an. In Marseille angekommen einigen sie sich zu dritt auf ein Experiment. Vater und Sohn dürfen 48 Stunden nicht schlafen. Danach gibt es wieder ein Treffen mit dem Arzt. Ab diesem Moment tauchen wir in Marseille ein. Dort unterhalten sich die beiden, erzählen aus ihrem Alltag. Der Vater versucht zu erklären, wie er seine Mutter getroffen hat und warum er nicht mehr bei Antonio wohnt. Dadurch kommen sie sich näher. Ihr Erzählen ist rückwärts gewandt, die Stadt nimmt sie jedoch mit in die intensive Gegenwart.
Carofiglios Roman hätte noch 200 Seiten mehr haben können und wäre nicht langweilig geworden. Er hat ein Zweipersonenstück geschrieben, bei dem wir gerne wissen wollen, ob es Vater und Sohn nach dem Zuschlagen des Buches heiterhin gut miteinander geht.
__________________________________

Nach unserer Veranstaltung mit Helmut Gotschy und seinem dritten Ulm-Krimi, möchten wir Sie am kommenden Dienstag zu unserer „1.Seite“ einladen.

Wir stellen wieder vier neue Bücher.
Clemens Grote liest aus:
Milena Busquets: Meine verlorene Freundin
Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee
Amor Towles: Lincoln Highway

und
Ralf Grimminger stellt sein eigenes Buch „Kleinstadthelden“ vor.

Dienstag, 2.August ab 19 Uhr
bei uns in der Buchhandlung

Eintritt frei

Mittwoch, 27.Juli

Heute haben
Alexandre Dumas * 1824
Giosuè Carducci * 1835 (Nobelpreis 1906)
Hilde Domin * 1909
Julien Gracq * 1910
Asta Scheib * 1939
Felicia Zeller * 1970
Geburtstag
_________________________________________

Detlev von Liliencron
Heimgang in der Frühe

In der Dämmerung,
Um Glock zwei, Glock dreie,
Trat ich aus der Tür
In die Morgenweihe.

Klanglos liegt der Weg,
Und die Bäume schweigen,
Und das Vogellied
Schläft noch in den Zweigen.

Hör ich hinter mir
Sacht ein Fenster schließen.
Will mein strömend Herz
Übers Ufer fließen?

Sieht mein Sehnen nur
Blond und blaue Farben?
Himmelsrot und Grün
Samt den andern starben.

Ihrer Augen Blau
Küßt die Wölkchenherde,
Und ihr blondes Haar
Deckt die ganze Erde.

Was die Nacht mir gab,
Wird mich lang durchbeben,
Meine Arme weit
Fangen Lust und Leben.

Eine Drossel weckt
Plötzlich aus den Bäumen,
Und der Tag erwacht
Still aus Liebesträumen.
__________________________________

Unser CD-Tipp:


Tord Gustavesen Trio: „Opening

ECM € 19,99

Vor vielen Jahren war Tord Gustavsen mit seinem Trio in Langenau.
Es war eines der Konzerte, die ich nicht vergessen habe. Nicht nur wegen des leistesten Schlagzeitsolo aller Zeiten. Diese Stimmung, die dort im Pfleghof herrschte, war sehr besonders.
So verfolge ich den norwegischen Pianisten, höre mir immer wieder seine alten Alben an und freute mich sehr, als ECM in seinem Newsletter diese neue CD „Opening“ ankündigte.
Klavier, Bass, Schlagzeug und eine, für mich, sehr tröstliche, leise Musik. Fast als Gegenstück zu unserer lauten, brutalen, verrückten Welt.
Wieder wandert Gustavsen zwischen Folkslied, Gospel, Chorälen und baut sie in seine Jazzvariationen ein. Zum Teil verwendet er Elektronik, die jedoch sehr stimming und nicht aufdringlich eingesetzt wird.
„Opening“ ist kein weichgespülte Fahrstuhlmusik. Nein, im Gegenteil. Hier heisst es genau hinhören bei den intensiven Stücken und sich Zeit nehmen für die CD. Vielleicht auch nach einem langen Arbeitstag auf dem Balkon.

Dienstag, 26.Juli

Foto: Margit

Heute haben
Karoline von Günderrode * 1806
George Bernard Shaw * 1856
André Maurois * 1885
Aldous Huxley * 1894
Robert von Ranke-Graves * 1895
Ana Maria Matute * 1926
Geburtstag
_____________________________________

Karoline von Günderrode
Liebst du das das Dunkel

Liebst du das Dunkel
Tauigter Nächte?
Graut dir der Morgen,
Starrst du ins Spätrot,
Seufzest beim Mahle,
Stößest den Becher
Weg von den Lippen?
Liebst du nicht Jagdlust,
Reizet dich Ruhm nicht,
Schlachtgetümmel?
Welken die Blumen
Schneller am Busen,
Drängt sich das Blut dir
Pochend zum Herzen?
_____________________________________

Jetzt als Taschenbuch:


Alem Grabovac:Das achte Kind
Hanser Verlag € 12,00

Alem Grabovac arbeitet als Journalist und hätte genauso ein Sachbuch schreiben können über die Eingliederung (oder nicht Eingliederung) von Gastarbeitern in Deutschland. Er sagt, dass auf diesem Gebiet noch nicht viel aufgearbeitet worden ist. Alem Grabovac hat sich jedoch für einem Roman entschieden, bei dem Orte und Namen zum größten Teil original übernommen worden sind.
Seine Mutter arbeitet als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik, sein Vater, ein Kleinganove, der viel trinkt, beklaut seine Frau im Krankenhaus, vor der Geburt des Autors, so dass sie zu Fuß nach Hause laufen muss. So der Einstieg. Alem wird zu einem deutschen Pflegefamilie gebracht und ist dort das achte, nach sieben eigenen Kindern. Der Pflegevater ist ein ewig gestriger Nazi. Seine Mutter heiratet wieder, wobei das Verhältnis zu seinem Stiefvater sehr schlecht ist, da er immer wieder brutal zu ihm ist.
Dies klingt alles sehr hart und doch schafft es der Autor eine gute Geschichte daraus zu machen. Ein Mann, der sich auf die Suche nach seiner Identität, nach den Biografien der Erwachsenen in seinem Umfeld macht. Dabei hilft ihm seine unverblümte Sprache und ohne zu werten.
Gelungen.

Von der Hanser-Seite übernommen:
5 Fragen an Alem Grabovac

Herr Grabovac, worum geht es in Ihrem Roman Das achte Kind?
Um Bauern, Diebe, Fabrikarbeiterinnen, Tito, Nationalsozialisten, drei Väter, zwei Familien und das ganze schräge Inventar aus dem kurzen 20. Jahrhundert mit all seinen großen und kleinen Erzählungen, die sich schicksalhaft in die Biografien der Protagonisten eingeschrieben haben.

Die Geschichte hängt sich weitgehend an Ihrer Biografie auf. Wie war der Schreibprozess für Sie?
Zunächst: Was kommt hinein, was lasse ich weg, wie ordne ich alles an und was muss ich erfinden, um die Realität glaubhaft und spannend zu erzählen. Es handelt sich um eine Autofiktion, eine Autobiografie, in die fiktionale Handlungsebenen verwoben sind. Und dann habe ich das alles so schlicht und kristallklar wie nur möglich aufgeschrieben. Die Sprache sollte, ganz ohne poetologische Ornamentik, geräuschlos und zugleich lebendig hinter der Handlung verschwinden.

Hätten Sie Ihrer Romanfigur Alem lieber ein anderes Heranwachsen gewünscht?
Ach, das überlasse ich meinem kleinen Sohn, der liebevoll und behütet aufwächst und dann irgendwann so seine Probleme damit haben wird.

Maxim Biller bezeichnet Das achte Kind als Bildungsroman. Was meint er damit?
Zwei Dinge, vermute ich. Einerseits die noch nicht auserzählte Migrationsgeschichte der BRD und andererseits ein Fortwirken der nationalsozialistischen Ideologie, die in vielen Familien unter den Teppich gekehrt wurde. Mein deutscher Vater war zum Beispiel ein Wehrmachtssoldat, der die Juden gehasst hat. Für ihn war, wie für so viele andere Deutsche, der 8. Mai 1945 ganz bestimmt kein Tag der Befreiung.

Ist Das achte Kind auch eine Geschichte des Loslassens und Verzeihens?
Nein, das Loslassen und Verzeihen hatte schon lange vor dem Schreiben stattgefunden. Ich habe versucht, die Geschichte ungeschönt und wertfrei zu erzählen. Ganz allein der Leser oder die Leserin sollen entscheiden, welche Schlussfolgerungen sie aus alledem ziehen.

Leseprobeb

https://youtube.com/watch?v=etD3O-azWO8%3Fversion%3D3%26rel%3D1%26showsearch%3D0%26showinfo%3D1%26iv_load_policy%3D1%26fs%3D1%26hl%3Dde%26autohide%3D2%26wmode%3Dtransparent

____________________________________

Hardy on Tour
Ein Nachklapp

Auf der Seite des Fanclub Nationalmannschaft findet sich dieser Artikel über Hartmut Bögel.

5000-Kilometer-Radtour zur Frauen-EM

Während unsere DFB-Frauen bei der Europameisterschaft in England um den Titel spielen, findet zeitgleich die Tour de France statt. In 21 Etappen durch vier Länder legen die Fahrer auf ihrem Rad knapp 3500 Kilometer zurück. Wer aber glaubt, dass diese Leistung nicht mehr zu toppen ist, hat die Rechnung ohne unser Fan-Club-Mitglied Hartmut Bögel gemacht. Mehr als 5000 Kilometer legte der 55-Jährige auf seinem Fahrrad zurück, um unsere Nationalmannschaft bei ihren beiden Vorrundenspielen in Brentford zu unterstützen.

Dafür hat sich Hartmut bereits frühzeitig auf den Weg gemacht: Während die meisten Spielerinnen unseres Teams noch ihren wohlverdienten Urlaub vor der Europameisterschaft genossen, schwang er sich am 27. Mai auf seinen Drahtesel und radelte los. „Von Anfang an war es mein Ziel, zum ersten Spiel unserer Nationalmannschaft gegen Dänemark in Brentford anzukommen“, sagt der Mann aus Ulm. Doch auf seiner Reise musste er einige Hürden überwinden, um sich seinen Traum zu erfüllen.

Spieltag als größtes Highlight der Reise

So hatte der 55-Jährige immer wieder mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Mittlerweile ist mir schon die zehnte Speiche krachend gebrochen“, schildert unser Fan-Club-Mitglied. Doch damit nicht genug: In einer Nacht habe er beim Schlafen tierischen Besuch bekommen, ohne es überhaupt zu bemerken. „Am nächsten Morgen lagen meine Sachen wild verteilt auf dem Boden herum. Das nennt man dann wohl gesunden Schlaf“, sagt Hartmut und lacht. Immerhin war sein Deutschland-Trikot unversehrt geblieben.

Doch allen Widrigkeiten zum Trotz: Innerhalb von sechs Wochen fuhr „Hardy“, wie ihn fast jeder nennt, von der Alb bis nach London. Dabei wählte er jedoch nicht den direkten Weg zum Spiel in Brentford, sondern fuhr zusätzlich noch die bekannte „End-to-End-Tour“ bis an den nordöstlichsten Punkt Schottlands John O’Groats.

Als wohl größtes Highlight der Reise bezeichnet Hardy aber nicht etwa die legendäre Strecke quer durch Großbritannien oder die Sightseeing-Tour durch London mit dem Fahrrad, sondern den gemeinsamen Tag mit den deutschen Fans beim Auftakt in die Europameisterschaft. „Die Atmosphäre war einfach die ganze Zeit über besonders. Vom Wow-Effekt beim Erreichen des Stadions über die zahlreichen Begegnungen mit anderen Fans bis zum Fußball-Fest unserer Mannschaft am Abend – was für ein toller Tag!“

Gutes Gefühl wie 2014 in Brasilien

Es war nicht das erste Mal, dass Hartmut bei einem großen Turnier mit seinem Fahrrad dabei war. Bereits bei den Weltmeisterschafen der Männer 2014 und 2018 radelte er nach Brasilien und Russland, um unser DFB-Team zu unterstützen. „Die Radtouren zu Großereignissen unserer Nationalmannschaften sind für mich die perfekte Möglichkeit, meine beiden größten Leidenschaften zu verbinden: Fußball und Radfahren“, hält Hardy fest. Mit der Weltmeisterschaft 2026 in den USA steht auch bereits das nächste Ziel für den 55-Jährigen fest. „Eine Radtour durch Amerika fehlt noch auf meiner Liste“, lächelt er.

Doch zunächst heißt es, zeitnah wieder zuhause anzukommen – immerhin will er die Halbfinalspiele und das Finale wieder in der Heimat verfolgen. Dass unsere Mannschaft dann ebenfalls noch um den EM-Titel spielt, ist für unser Fan-Club-Mitglied klar: „Mein gutes Gefühl hat mich schon bei der WM 2014 in Brasilien nicht getäuscht, weshalb ich sehr optimistisch bin, dass unsere Mädels am Ende den Pokal in die Höhe stemmen können.“

[rd]

Montag, 25, Juli

Heute haben
Max Dautehndey * 1867
Elias Canetti * 1905
Felix Ingold * 1942
Geburtstag
_______________________________________

„Ich begriff, dass Menschen zwar zueinander sprechen, aber sich nicht verstehen, dass ihre Wörter Stöße sind, die an den Worten der anderen abprallen, dass es keine größere Illusion gibt als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation zwischen Menschen.“
Elias Canetti
________________________________________
Morgen, Dienstag, 26.Juli ab 19 Uhr bei uns in der Buchhandlung:
Helmut Gotschy liest aus seinem Ulmkrimi: „Tod beim Fischerstechen“
Eintritt frei
_________________________________________

Die Graphic Novel zum gleichnamigen Film von Doris Dörrie, der allerdings erst am Ende des Sommers in die Kinos kommt.


Paulina Stulin. „Freibad
Jaja Verlag Verlag € 29,00

Es ist Sommer und sehr heiß im einzigen Frauenfreibad Deutschlands. Dort badet frau oben ohne, im Bikini, Badeanzug oder Burkini. Jede folgt dabei anderen Regeln. Das führt immer wieder zu Reibereien, die die überforderte Bademeisterin nicht so ganz im Griff hat. Als dann auch noch eine Gruppe komplett verhüllter Frauen das Frauenbad begeistert für sich entdeckt, fliegen buchstäblich die Fetzen: Wem gehört das Bad und wer bestimmt die Regeln? Wem gehört der weibliche Körper? Und wann ist denn überhaupt eine Frau eine Frau? Die Bademeisterin kündigt entnervt. Als dann aber als Nachfolge ausgerechnet ein Mann als Bademeister angestellt wird, eskaliert die Situation in unvorhersehbare Richtungen.
Wo gibt es denn so etwas: Doris Dörrie dreht einen Film und bevor er in die Kinos kommt, erscheint schon die Graphic Novel dazu.
Perfekt für uns, denn das ist die ideale Lektüre für’s Freibad, für den Baggersee, oder einfach auch so. Sowieso. Eine herrlich bunte Lektüre, bei der die Fetzen fliegen, die uns zum Lachen und zum Nachdenken bringt. Und Lust auf den Film im Kino macht.

______________________________________________

Hardy on Tour
Tag 59

100 km von Oberhomberg über Bad Saulgau und Munderkingen nach Hause auf die Alb

Was war das für ein schöner Sonntagmorgen nach dem Gewitter und all dem Regen am späten Abend. Die Sonne war gerade am Aufgehen, als ich aus dem Zelt krabbelte und meinen Blick weit über’s verschlafene Deggenhauser Tal schweifen ließ. Heiße Milch, Schwarztee und Himbeerroulade zum Frühstück – besser geht es kaum.
Doch geht es doch: eine Tasse Kaffee bekomme ich genüber meines Zeltplatzes in der ganz neu renovierten Gaststätte „zur Linde“ etwas später dann auch noch spendiert.
Ein wahrlich guter Start also für meinen letzten Radeltag dieser Tour. Und die Landschaft tat ihr Bestes dazu. Über idyllische ruhige kleine Sträßchen ging es Richtung Bad Saulgau durchs Oberland und weiter über Bad Buchau bis Munderkingen. Beim sehr schönen Badesee in Volkersheim legte ich eine ausgiebige Pause ein und von dort waren es dann noch 35 km bis Wippingen. Vom Blautal hoch die Heusteige wurde nochmal so richtig geschwitzt und zur Belohnung gab’s dann saures Radler und Pommes beim Waldfest vom Schützenverein. Perfektes Timing zum Ankommen also.
Nach über 6500 km auf dem Fahrrad bin ich wohlbehalten zu Hause angekommen. Wahrhaftig ein Grund, von Herzen dankbar zu sein. Ich durfte mich auch auf dieser Tour „von guten Möchten wunderbar geborgen wissen“ – ein großes Geschenk.
Um ein bisschen was zurückzugeben werde ich an das Projekt „we give“ hier in Blaustein etwas spenden.
Um so weit Fahrrad zu fahren braucht es neben der Ausdauer auch den langen Atem und für das nachhaltige Ausbildungsprojekt das „we give“ in Ghana aufbaut, braucht es davon noch viel viel mehr und dieses Engagement bewundere ich sehr.

Danke möchte ich auch Allen sagen, die meine Tour möglich gemacht und mich unterstützt haben. Danke für all die reichlichen Begegnungen unterwegs und Danke an Alle, die mich auf diesem Blog hier begleitet haben.
Zu guter Letzt ein besonderes Dankeschön an Samy, der diesen Blog erst möglich gemacht und ihn täglich gepflegt hat.
Alles Gute wünscht
Hardy

Sonntag, 24.Juli

Susanne R. hat den perfekten Platz für Janosch: „Ich liebe eine Tigerente“ gefunden.

__________________________________________

Alexandre Dumas d.Ä. 1802
Frank Wedekind * 1864
Hermann Kasack * 1896
Zelda Fitzgerald * 1900
haben heute Geburtstag
___________________________________________

Joseph von Eichendorff
Es war, als hätt der Himmel

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis‘ die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
______________________________________

Hardy on Tour
Tag 58

84 km von kurz hinter Blumberg über Hilzingen und Singen nach Konstanz und am Abend noch nach Oberhomberg im Deggenhausertal

Ich sitze im Gewitterregen unter dem  Lindenbaum bei der kleinen Kirche in Oberhomberg, ein kleines Dörfchen oberhalb vom Deggenhausertal. Der Baum schenkt so leidlich Schutz vorm Regen, der mich völlig überrascht hat. Das Zelt steht unweit auf einem Grillplatz. Auch das im Gewitter beim letzten Licht der Dämmerung noch hastig aufgebaut und eh noch naß vom Regen in der Frühe. Aber was soll’s, es ist nicht kalt und zudem mein letzter Abend auf Tour und der darf schließlich auch irgendwie ganz besonders sein, um einen würdigen Rahmen meiner Reise zu bieten.
Mein Tag war ganz besonders und doch schnell erzählt. Den Gewitterregen am frühen Morgen im Zelt abgewartet und dann bei fast mystischer Stimmung durch den Nebelregendunst nach Hilzingen geradelt, wo ich bei Gaby und Joachim (Jonas Großeltern väterlicher Seite aus) zum spontanen Frühstück empfangen wurde. Von dort dann noch 35 km bis nach Konstanz um Jule und Enkelchen Jona zu besuchen (Phil hatte leider Dienste) und mich verwöhnen zu lassen, mit allem was ich so besonders mag: Fetakäse und Salat, Oliven und Hirtenschmaus, dazu Erdbeeren und Jules schon legendäre Bisquitrolle, diesmal mit Himbeeren gefüllt.
Es war schon auch ein besonderer Moment Jona nach über 2 Monaten wieder zu sehn. Schön, einfach den Tag zusammen zu verbringen. Danke.
Am Abend wollte ich dann noch unbedingt den Anstieg hoch im Deggenhausertal hinter mich bringen. 2 km bei meist 15 % Steigung geht’s da hinauf und ich kam nochmal so richtig in’s Schwitzen und kämpfte mich im Wiegeschritt bergauf. Tja und dann kam das Gewitter und zugleich der schöne Platz in dem abgelegenen Örtchen Oberhomberg, wo es neben Grillplatz und Kirchlein auch eine gute Gaststätte gibt, die noch ein wohlverdientes Bierchen für mich hatte, das ich nun unterm Lindenbaum im strömenden Gewitterregen ziemlich durchnässt und ein bisschen in sentimentaler Stimmung genieße. Morgen noch um die 100 km bis Wippingen.

Samstag, 23.Juli

Der neue Bücherbus
_______________________________________

Heute haben
Raymond Chandler * 1888
Elio Vittorini * 1908
Hubert Selby * 1928
Werner Kofler * 1947
Thea Dorn * 1970
Geburtstag
_________________________________________

„Mir ist es piepegal, ob Salz, Butter, Wein oder Frauen schlecht für mich sind; das Leben ist eine unheilbare Krankheit.“
George Tabori ( gestorben am 23.7.2007)
__________________________________________

Neu als Taschenbuch:

David Szalay: „Turbulenzen
übersetzt aus dem Englischen von Henning Ahrens
dtv € 11,00

Ein Reigen von von zwölf Erzählungen, zwölf Menschen, zwölf unterschiedliche Situationen, zwölf Ländern, zwölf Städten. Bis sich am Ende der Reigen wieder schließt. Das Leben der Personen gerät unerwartet in Turbulenzen. Also nicht im Flugzeug, sondern auf der Erde, dort wo sie wohnen und leben, fallen sie aus ihrem Alltag.
Von der Globalisierung wissen wir, dass alles mit allem zusammenhängt und dass es nicht einfach ist, Situationen losgelöst zu betrachten. Corona hat uns das deutlich vor Augen geführt. Und so lesen wir hier, dass diese individuellen Leben auch nicht einzeln zu betrachten sind.
Ein unterhaltsamer, spannender Roman, der mit vielen Wendungen aufwartet und uns zeigt, wie klein unsere Welt und wie wichtig Solidarität in dieser Zeit ist.

Leseprobe

5 Fragen des Hanser Verlages an David Szalay

Wie entstand die Idee, Ihr Buch Turbulenzen zu schreiben, welches auf der ganzen Welt spielt – und wie steht das mit Ihrem letzten Buch Was ein Mann ist in Verbindung?
Eine einzige Geschichte kann der Vielfalt des Lebens nicht gerecht werden und erst durch das Nebeneinanderstellen von verschiedenen Geschichten kann etwas Bedeutungsvolles geschaffen werden. Man braucht mehrere Stimmen in einem Buch, um die heutige Welt zu erfassen, weil die Gesellschaft so fragmentiert und zunehmend divers ist. In Turbulenzen wollte ich die geographische Reichweite, die sich in Was ein Mann ist schon auf Europa ausdehnt, noch vergrößern. Die Herausforderung des Buches war es also, in relativ kurzen Geschichten etwas über die Welt zu sagen. Vermutlich eine ehrgeizige Idee.

Das Buch beginnt und endet in London: Gibt es einen Grund, wieso Sie bestimmte Routen eher gewählt haben als andere?
Das Buch sollte auf jeden Fall am gleichen Ort beginnen und enden. Die Zirkularität ist für mich ein grundlegender Aspekt des Buches. Ich bin in London aufgewachsen und die Stadt ist ein Zentrum meiner persönlichen Welt – auch wenn ich mittlerweile in Budapest lebe. Auch in Turbulenzen schließt sich der Kreis mit der letzten Geschichte, in der eine Engländerin, die in Budapest lebt, nach London zurückkehrt und sich dort von ihrer Vergangenheit abgetrennt fühlt. Für die anderen Schauplätze des Buches – von Dakar bis São Paulo, Toronto und Delhi – habe ich versucht, Orte zu finden, die ich selbst zumindest schon einmal besucht habe – bis auf zwei Ausnahmen… Ich bin gespannt, ob die Leserinnen und Leser herausfinden, welche das sind.

Sind Entfremdung und Einsamkeit ein relevantes Merkmal unserer kosmopolitischen Welt geworden, trotz der Zunahme von Kontakten und der neuen Möglichkeiten von Begegnungen?
Ich denke, dass wir optimistischer sein können. Auf eine Art ist Turbulenzen natürlich auch ein Buch darüber, wie uns unsere Freiheit und Mobilität sowohl physisch als auch virtuell stärker vernetzen ohne jedoch zwangsläufig die Qualität der Begegnungen zu erhöhen. Aber es ist auch ein Buch über die Wichtigkeit der grundlegendsten Verbindungen, wie zum Beispiel der familiären, die unserem Leben Bedeutung geben.

Menschliche Fragilität ist eines der Hauptthemen des Buches: In unserer „schönen neuen technologischen Welt“ scheint sich der Mensch seiner Sterblichkeit aber nicht mehr bewusst zu sein. Sehen Sie das in der aktuellen Krise bestätigt?

Die Krise bringt uns zu unserer Zerbrechlichkeit zurück – zu unserer Sterblichkeit und unserer letztlichen Hilflosigkeit. Das Buch ist in gewisser Weise auch eine Fallstudie, wie unser Lebensstil die Grundlage dafür legt, dass sich Krankheiten oder ähnliches schnell und einfach um die ganze Welt verbreiten können. Globalisierung ist also nicht nur ein abstraktes Wort, Globalisierung ist eine sehr physische Realität. Ob wir unseren Lebensstil aufgrund des Coronavirus ändern werden, weiß ich nicht und bezweifle es sogar. Aber es hat ganz sicher schon verändert, wie wir uns selbst sehen.

Fliegen Sie gerne und welche besonderen Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie in der Luft sind?
Beim Fliegen verdampfen für mich die Orte dazwischen. 2008 bin ich einmal von London nach Timbuktu geflogen und habe dort einen Monat verbracht, Leute getroffen in ganz unterschiedlichen Landschaften, die wüstenähnlicher werden, je südlicher man kommt. Der Rückflug nach London hat nur sechs Stunden gedauert, seitdem habe ich ein tiefsitzendes Bewusstsein dafür, wie Orte nicht zu existieren scheinen, wenn man über sie fliegt.
______________________________________

Hardy on Tour
Tag 57


97 km und 1450 HM von Freiburg über Hinterzarten, Titisee und Schluchsee nach kurz hinter Blumberg

Nach ausgiebigem Frühstück am späten Vormittag bei Lisa losgeradelt. Das Navi wollte mich auf die Bundesstraße durch’s Höllental führen (ich hab Rennradmodus eingestellt bei der Tourplanung), aber das wollte ich mir dann doch nicht antun und bin schließlich einfach der Radbeschilderung nach Titisee gefolgt. Gute Entscheidung; denn die Route war völlig verkehrsarm und landschaftlich natürlich sehr sehr schön.
Aber echt auch anstrengend. Der Anstieg von Oberied nach Hinterzarten hoch mit durchgängig 9 – 11 % Steigung. Da waren die müden Vogesen-Beine nochmal tüchtig gefordert und genossen wenig später dann das erfrischende und wohlverdiente  Bad, im immer wieder schönen Titisee. Dort dann die Zeit verbummelt bevor es weiterging zum nächsten See, dem Schluchsee.
Im so lieblichen Abendlicht schließlich noch im Auf und Ab der Straße  bis hinter Blumberg gestrampelt und den Blick auf die Hegauberge gerichtet Das Zelt am Ufer des Flüßchens Biber aufgestellt. Ob ich wohl einen zu sehen bekomme????

Freitag, 22.Juli

Vollmond über dem Latemar / Dolomiten vom Ritten aus gesehen. Foto: Margit

Heute haben
Karoline Pawlowa * 1807
Oskar Maria Graf * 1894
Tom Robbins * 1936
Arno Geiger * 1968
Geburtstag
______________________________________

Detlev von Liliencron
Heimgang in der Frühe

In der Dämmerung,
Um Glock zwei, Glock dreie,
Trat ich aus der Tür
In die Morgenweihe.

Klanglos liegt der Weg,
Und die Bäume schweigen,
Und das Vogellied
Schläft noch in den Zweigen.

Hör ich hinter mir
Sacht ein Fenster schließen.
Will mein strömend Herz
Übers Ufer fließen?

Sieht mein Sehnen nur
Blond und blaue Farben?
Himmelsrot und Grün
Samt den andern starben.

Ihrer Augen Blau
Küßt die Wölkchenherde,
Und ihr blondes Haar
Deckt die ganze Erde.

Was die Nacht mir gab,
Wird mich lang durchbeben,
Meine Arme weit
Fangen Lust und Leben.

Eine Drossel weckt
Plötzlich aus den Bäumen,
Und der Tag erwacht
Still aus Liebesträumen.
_________________________________

Gestern ging es um Wörter, die man nicht sagen soll,
heute geht es um ausgewanderte Wörter.

Matthias Heine: „Ausgewanderte Wörter
Von Deutschland in die ganze Welt
DuMont Verlag € 20,00

Nach seinem Buch „Eingewanderte Wörter“ dreht der Matthias Heine jetzt den Spieß um und zeigt uns deutsche Wörter, die in anderen Sprachen (leicht abgeändert) benutzt werden. „kindergarten“, „pretzel“ und „wurst“ kennen wir von den Us-Amerikanern, aber wussten Sie, dass auf Samoa „Benzin“ „pensini“, auf Papua-Neuguinea „Schubkarre“ „supkar“ heißt. Dass eine Minute 60 Sekunden hat, ist klar, aber dass die Inuit „minuti“ und „situnti“ benutzen, war mir fremd.
Kurios wird es, wenn andere Sprachen einen Germanismus nutzen, wo wir uns für einen Anglizismus entschieden haben. So nennen die Franzosen einen katastrophalen Absturz der Aktienkurse „krach“, während bei uns „Crash“ das deutsche Wort fast verdrängt hat. Was wir im Computerjargon „Firewall“ nennen, heißt bei den Russen „brandmauer“ und im Englischen bekommt man keinesfalls einen „Shitstorm“, sondern „flak“, so schreibt es der Autor.

Ungarisch: radirgumi
Englisch: schadenfreude
Swahili: shule
Polnisch: stempel
Bulgarisch: Bormaschina

sind weitere ausgewanderte Wörter und im Buch gibt es noch viele andere Beispiele.
_________________________________

Hardy on Tour
Tag 56


148 km und 1600 HM von Bruyeres über den Col du Grand Ballon und Hartmannswillerkopf  nach Freiburg

Ziemlich geschafft, doch sehr erfüllt heut Abend in Freiburg bei Lisa angekommen. Ich darf auf einen richtig schönen Radtag zurückblicken. Durfte staunend die weiten  Ausblicke von den Höhen der Vogesen auf der „Route des Cretes“ erleben. Davor ein herrlich wohltuendes Bad im Lac de Longemer nehmen und beim Bäcker Drive In genüsslich frühstücken nach einer feuchten Nacht mit allerlei Nacktschnecken am und erfreulicherweise nicht im  Zelt.
Mein Weg führte mich bewusst zum Hartmannswillerkopf und zu der eindrucksvollen Gedenkstätte mit dem neu gestalteten Museum dort. Es wurde als deutsch-französisches Projekt 2017 von den Präsidenten Macron und Steinmeier der Öffentlichkeit übergeben und dokumentiert durchaus nachfühlbar die Schrecken dieses grausamen Stellungskrieges im 1. Weltkrieg, bei dem tausende junge Soldaten ihr Leben grausamst im Granathagel verloren haben.
Nach dieser schweren Kost tat die rauschende Abfahrt hinunter ins Elsaß so richtig gut und die flachen 76 km über Fessenheim nach Freiburg schaffte ich mit einer ausgiebigen Trinkpause dann vollends auf der vorvorletzten Rille ganz ordentlich.
Ja es war ein gutes Gefühl, als ich über die Rheinbrücke radelte und wieder in Deutschland eintraf. Schon so ein bisschen wie heimkommen und das hatte ich dann erst recht in Freiburg und vollends bei Lisa, wo Hirsesalat und Schokopudding auf mich warteten.
Und das Fußball Viertelfinale.