Donnerstag, 1.Juli

Heute haben
Georg ChristopH Lichtenberg * 1742
George Sand * 1804
Juan C. Onetti * 1909
Hans Bender * 1919
Franca Magnani * 1925
Geburtstag,
aber auch Lady Diana und Cat Stevens (Yusuf Islam)
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„Die Leute, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten.“
Georg Christoph Lichtenberg
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Gestern ausgepackt:

Georges-Arthur Goldschmidt: „Der versperrte Weg
Roman des Bruders
Wallstein Verlag € 20,00

George-Arthur Goldschmidt hat in dem Buch „Die Absonderung“ seine Flucht aus Deutschland und seine Zeit im Savoyer Internat sehr erschütternd beschrieben. Vom Wallstein Verleger Thedel von Wallmoden darauf angesprochen, warum in diesem Roman sein älterer Bruder nicht vorkommt, entschied sich der Autor genau darüber zu schreiben.
Sein Bruder Erich wurde 1924 in Reinbek in eine großbürgerliche jüdische Familie (der Vater war Oberlandesgerichtsrat) hineingeboren. Als vier Jahre später Jürgen-Arthur (später George-Arthur) auf die Welt kommt, ist damit sein großer Bruder überhaupt nicht einverstanden. Dieses Verhältnis hat sich bis an das Lebensende des Bruders auch nicht geändert.
Aber zurück nach Reinbek. Der Vater verliert seine Stellung, versucht mit seinem Geld und seinen Beziehungen die beiden Jungs vor den Nazis zu verstecken und ihr Leben zu retten. Sie landen schließlich in dem oben genannten Internat, in dem der große Bruder sich nicht nicht zurecht findet und George mit Lust seine Strafen erträgt.
Goldschmidt schreibt sehr direkt und intensiv über sich und seinem, ihm fremden Bruder. Dieser lebt alle Zwiespalte aus. Er flüchtet, schließt sich den Partisanen an, wechselt die Fronten, landet in der Fremdenlegion und wird nach dem Krieg ein kleiner Bankangestellter.
Erst in den 70er Jahren treffen sich die beiden Brüder wieder.

Ein extrem starkes Buch und die nur 100 Seiten haben es in sich.
Gut gemacht Herr von Wallmoden, dass sie Herrn Goldschmidt auf diese Leerstelle in seinen Bücher angesprochen haben. Wir hätten sonst diesen Leseschatz nie entdecken können.

Leseprobe
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Liebe Freunde, Bekannte, Engagierte und Kreative,
ich lade Sie/dich/euch herzlich ein zu einer Veranstaltung im Stadthaus Ulm. 
Am 6.07.21 um 19:30 Uhr findet im Rahmen des „Festival contre le racisme“ Ulm/ Neu-Ulm eine Theaterperformance  statt. 
Diese Einladung darf gerne weiter gestreut werden. Und vielleicht ist das die Gelegenheit, auch mal wieder „alte Bekannte“ zu treffen. Eine besondere Einladung gilt den Kulturenküchen-Frauen und Geflüchteten (Wenn ihr dazu noch Fragen habt, könnt ihr mich gerne anrufen: 0160 810 4392)
Der Eintritt ist frei, einzige Voraussetzung sind die 3 GGG´s (siehe unten)
So, und nun hoffe ich, ein paar Menschen aus meiner privaten Verteilerliste mal wieder zu sehen. 
Viele liebe Grüße
Ute Brischar (Orga-Team Fclr)

Weitere Infos zum Fclr findet ihr hier: www.fclr-ulm.de
StuVe Uni Ulm / Festival contre le racisme 06.07.21 – 19:30 Uhr im Stadthaus ulm
Gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie in Ulm mit Fokus Wiblingen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 
„The Whispers“ – a performance by Mbene Mwambene „The Whispers“ brings a personal journal of colonialism to life. 
It’s a response to the colonial perspective of being black. The artist traces his family history. What does it mean to decolonize yourself when living in Europe? What does it mean to have a name? 

„The Whispers“ – afrikanische Stereotypen. Welche Rolle haben wir in der westlichen Welt für einen jungen, modernen Mann aus Afrika vorgesehen? Und was bedeutet es, sich zu dekolonisieren, wenn man in Europa lebt? Diese und andere Fragen rund um Identität und Stereotypen verhandelt der Theaterschaffende Mbene Mwambene in seinem Stück «The Whispers». Mit den Mitteln Storytelling, Musik und Tanz zeichnet Mbene Mwambene seinen eigenen Lebensweg nach. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt, bei dem die Zuschauenden die Gelegenheit haben, Fragen an den Schauspieler zu stellen. 
Mbene Mbunga Mwambene Mbene Mwambene is a Zambian-Malawian actor, journalist, poet, theater director, story-teller and dancer currently based in Bern, Switzerland. He is the first African to have `been granted privilege` to study at Bern University of Arts for a Master degree in Expanded Theater.

                       Weitere Informationen: www.mbene.ch

                       Eintritt frei! Ein Nachweis „Getestet, Geimpft oder Genesen“ ist erforderlich!

Platzreservierung erwünscht: fclr.anmeldung@uni-ulm.de

Mittwoch, 30.Juni

Heute haben
Georges Duhamel * 1884
Czeslaw Milosz * 1911
Philippe Jacottet * 1925
Assia Djebar * 1936
José Emilio Pacheco * 1939
Juli Zeh * 1974
Geburtstag
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„Haiku der Liebe“
Japanische Kurzgedichte und Farbholzschnitte.
Japanisch/Deutsch
Neuübersetzt und herausgegeben von Masami Ono-Felle
Reclam Verlag € 16,00

Fünfzig Haikus aus fünfhundert Jahren mit fünfzig Holzschnitten, neu übersetzt, bieten einen großen Querschnitt über diese japanische Gedichtform, die sich dort der allergrößten Beliebheit erfreut.
Und kaum zu glauben, aber wahr: Es ist die ersten Sammlung von Liebes-Haikus in deutscher Sprache.
Diese kurze Gedichtform ist einerseits so knapp und andererseits öffnen sich in jedem Kopf neue und andere Welten.
Schauen Sie in die Leseprobe, dort finden Sie einige Beispiele.
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tagesschau.de

Madagaskar
Hunderttausenden droht der Hungertod

Stand: 26.06.2021 14:11 Uhr

Sie können nichts für den Klimawandel, bekommen ihn aber schon jetzt zu spüren: Nach mehreren Dürrejahren hungern die Menschen auf Madagaskar. Hunderttausende könnten sterben, warnt das Welternährungsprogramm.

Hier geht es zum kompletten Artikel.



Dienstag, 29.Juni

Heute haben
Johann Heinrich Campe * 1746
Giacomo Leopardi * 1798
Antoine de Saint-Exupery * 1900
Oriana Fallaci * 1930
Ror Wolf * 1932
Geburtstag.
Und auch Anne-Sophie Mutter.
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Ada Christen (1839-1901)
Nach dem Regen

Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.

Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niedern Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.

Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
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Jetzt möchte ich und muss einfach nochmals auf das noch aktuelle Heft hinweisen.
Zuviele gute Texte sind darin zu finden.


SINN UND FORM Heft Mai/Juni € 11,00

Wunderbar ist es, in dem Heft kreuz und quer zu blättern, zu stöbern, zu finden und zu lesen. Gedichte von Jan Wagner und Lutz Seiler, ein Text von Marguerite Duras: „Die Nutte von der normannischen Küst“, „Am Osloer Fjord oder der Fremde“ von Helmut Lange, oder der besondere Text von Martine Lombard: „Begrabt mein Herz in Templin“, oder der extrem starke Text „Der Grönlandhai“ von Katherine Rundell, sollen als Hinweise ausreichen.

Leseprobe zu Hartmann, Bernhard: „Neuanfänge sind niemals leicht“.
Gespräch mit Irit Amiel

Leseprobe zu Jürgen Große: „Die Namen des Bösen“

Leseprobe zu Hilde Angarowa:Die Rückkehr. Aus einem Reisetagebuch (1957)“

Montag, 28.Juni

Heute haben
Jean-Jacques Rousseau * 1712
Luigi Pirandello *1867
Eric Ambler * 1909
Jürg Federspiel * 1931
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Philantropisch

Ein nervöser Mensch auf einer Wiese
wäre besser ohne sie daran;
darum seh er, wie er ohne diese
(meistens mindestens) leben kann.

Kaum, daß er gelegt sich auf die Gräser,
naht der Ameis, Heuschreck, Mück und Wurm,
naht der Tausendfuß und Ohrenbläser,
und die Hummel ruft zum Sturm.

Ein nervöser Mensch auf einer Wiese
tut drum besser, wieder aufzustehn
und dafür in andre Paradiese
(beispielshalber: weg) zu gehn.
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Constanze von Kitzing: „Ich mag …schaukeln, malen, Fußball, Krach „
Carlsen Verlag € 13,00
Ein kleines, dickes Pappbilderbuch für Kinder ab 3 Jahren

Was mögen denn Kinder gerne machen? Na klar: Malen, Fußball spielen, Blumen gießen, Krach machen, einer Baustelle zuschauen, Spaghetti essen, die Sterne, und den Herbst, Häuser, das Wasser und auch einen verletzten Freund im Krankenhaus besuchen. Und natürlich noch viele andere Sachen.


Auf fast 100 Seiten hat uns Constanze von Kitzing dies aufgemalt und mit wenigen Worten einen Kosmos vorgestellt. Daraus ist ein herrliches Vorlese-, Rumblätter-, Darüberreden-Kinderbilderbuch geworden. Noch ein Vorteil: es passt in fast jede Tasche und ist mit seinen dicken Seiten nicht so schnell kaputtbar.

Auf Constanze von Kitzings Internetseite habe ich diese tolle Animation gefunden:

Samstag, 26.Juni

Heute haben Geburtstag:
Martin Andersen Nexo * 1869
Pearl S.Buck * 1892
Stefan Andres * 1906
Slawomir Mrozek * 1930
Sigrid Löffler * 1942
Joseph von Westphalen * 1945
Peter Sloterdijk * 1947
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Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt, –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.
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Neue Romane als Taschenbuch

Neue Romane

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Maßnahmen zum Klimaschutz
Neubauer nennt Unionsprogramm „erschütternd“
Ja zu Innovationen und neuen Technologien, nein zu Verboten und „sozialistischer Umverteilung“ – beim Thema Klimaschutz lässt die Union in ihrem neuen Wahlprogramm vieles im Ungefähren. Umweltaktivisten fällen ein vernichtendes Urteil.

Der komplette Artikel unter n-tv.de.

Freitag, 25.Juni

Heute haben
George Orwell * 1903
Ingeborg Bachmann * 1926
Eric Carle * 1929
Yann Martel * 1963
Geburtstag
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Johann Wolfgang von Goethe
Sommer

Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze,
und von den Auen dränget uns die Glut;
doch dort am Wasserfall, am Felsensitze
erquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.
Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze,
die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut,
dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern;
doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.
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Unser Bilderbuchtipp:


Tina Oziewicz:Die Freude springt aufs Trampolin
Illustrationen von Aleksandra Zajac
Aus dem Polnischen von Thomas Weiler
Knesebeck Verlag € 15,00
Kinderbuch ab 4 Jahren

Wie können Gefühle dargestellt werden? Speziell für Kinder.
Mit Farben kennen wir schon. Geht das auch in grau?
Kaum zu glauben, aber es funktioniert.
Aleksandra Zajac lässt die Neugier auf Schornsteine klettern, die Freude auf dem Trampolin springen, die Dankbarkeit strickt einen Pulli und verbreitet Wärme. Die Furcht sitzt in der dunkelsten Ecke, die Fantasie beschreitet neue Wege. Die Freiheit setzt Segel und die Freundlichkeit besänftigt den Sturm. Haha, die Begeisterung hat ein Buch gefunden. Ich auch!
Und jedes Mal ist es ein anderes liebenswertes Monsterchen, das sich die Illustratorin zu jedem Gefühl ausgedacht hat.
Aber: Wo sind diese Gefühle zu Hause?
Na ganz einfach: In uns.
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Ausstellung: „Was ihr nicht seht!“
📅 21.06. – 18.07.21 ⌚ ganztägig 📌 Hafenbad 18 & 18/1, Ulm 💬 deutsch

„Was wir erlebt haben, wissen viele sicher nicht, weil man es nicht sieht. Daher der Name „Was ihr nicht seht!“. Ich will mit dem Projekt Menschen zum Nach- und Umdenken bringen. Ich hoffe, dassweiße Menschenverstehen – und hoffentlich gemeinsam mit uns für eine anti-rassistische Zukunft kämpfen.“

Die Ausstellung zeigt die Arbeit „Was ihr nicht seht!“ von Dominik Lucha. Gemeinsam mit hunderten Schwarzen Menschen in Deutschland macht Dominik sichtbar, was oft ungesehen bleibt: „Was ihr nicht seht!“ thematisiert auf eindrückliche und zugängliche Weise den Alltagsrassismus, den Schwarze Menschen und People of Color in Deutschland erleben.

Im Juni 2020, nach der Ermordung George Floyds und den BlackLivesMatter-Protesten, startete Dominik Lucha das Projekt auf Instagram und es hat mittlerweile über 130 Tsd. Follower:innen. Auf dem Insta-Kanal können Schwarze Menschen anonym über ihre Rassismus-Erfahrungen in Deutschland berichten — und weiße Menschen können lernen, antirassistisch zu werden.

Mit „Was ihr nicht seht!“ wurde eine Plattform geschaffen, die Rassismus in Deutschland bezeugt und unübersehbar verdeutlicht, dass diese Erfahrungen eben so viel mehr sind, als individuelle Einzelschicksale. Mit Ausstellungen im Garten des StadtPalais – Museum für Stuttgart sowie an drei Orten in Biberach und einer Medieninstallation in den Ravensburger Schaufenstern, wurden die die tausend Zitate auch offline und im städtischen Raum sichtbar. Nun ist die Ausstellung von 21.06. – 18.07.2021 im Hafenbad 35 in Ulm zu sehen.

Dominik Lucha, kommt aus Ravensburg, lebt in Berlin und arbeitet hauptberuflich als Produzent in der Medienbranche. Mit dem Account kamen zahlreiche Anfragen und weiterführende Projekte, die „Was ihr nicht seht!“ langfristig weiterentwickeln.

Zusätzlich zu Instagram wurde nun dieses Ausstellungsformat entwickelt, das als fertige Box weiter gegeben werden kann, damit die Erfahrungen an möglichst vielen verschiedenen Orten Deutschlands zu lesen sind. Wir freuen uns über Unterstützer:innen, die @wasihrnichtseht in ihre Stadt, Büroräume, Praxen, Schaufenster oder Schulen bringen: ausstellung@wasihrnichtseht.org
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Lesung von Brigitte Heidebrecht: Fernreise daheim. Von Flüchtlingen, Kulturen, Identitäten und anderen Ungereimtheiten
📅 25.06.21 ⌚ 19:00 📌 Online 💬 deutsch

5 Jahre nach Wir-schaffen-das: Die vertrackten kulturellen Unterschiede…

Wer mit Flüchtlingen zu tun hat – sei es beruflich, ehrenamtlich oder privat – wird sicherlich eine Erfahrung teilen: das gelegentliche Stolpern über kulturelle Unterschiedlichkeiten.
Darüber hat die Autorin Brigitte Heidebrecht, selbst seit 2015 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv, ein Buch geschrieben. In kurzen, prägnanten Geschichten gibt sie detaillierte und verblüffende Einblicke in das, was Flüchtlingshelfer*innen, Deutschunterrichtende, Sozialarbeiter*innen, Arbeitgeber*innen und andere bisweilen ratlos macht.
Mit zwei Themen setzt sie sich dabei besonders auseinander: mit unterschiedlichem Zeiterleben und mit dem unterschiedlichen Verständnis der Rollen von Mann und Frau. Wer es nervig findet, terminlich versetzt zu werden, findet hier sensible Analysen und bedenkenswerte Erklärungsversuche. Wer sich manchmal die Haare rauft wegen des Frauenbilds männlicher Flüchtlinge, bekommt in diesen Geschichten intime Einblicke in Denk- und Gefühlswelten junger Moslems.
Mit Empathie und Humor beleuchtet die Autorin das allmähliche innere Ankommen von Geflüchteten in unserer Gesellschaft – und ihren eigenen Lernprozess, was interkulturelles Verstehen angeht. Entstanden sind Texte, die unter die Haut gehen, Selbstverständliches in Frage stellen, Existenzielles ins Licht rücken – globale Herausforderung, gespiegelt im Alltäglichen. Konkret und lebendig vermittelt das Buch interkulturelle Aha-Erlebnisse. Ein vielschichtiger Beitrag zu der Frage: Wie schaffen wir das?


Über die Autorin:
Brigitte Heidebrecht publizierte seit den 1980er Jahren eine Reihe vielgelesener Lyrik- und Prosabände. Sie lebt heute als Tanzpädagogin und Beraterin (Mediatorin, Supervisorin und Coach) in Ludwigsburg.

Link zur Veranstaltung:

uni-ulm.zoom.us/j/6831655221

Meeting-ID: 683 165 5221
Kenncode: FCLR2021


Donnerstag, 24.Juni

Heute haben
Ambrose Bierce * 1842
Bruce Marshall * 1899
Yves Bonnefoy * 1923
Anita Desai * 1937
Gerhard Roth * 1942
Eugen Ruge * 1954
Geburtstag
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Georg Trakl
Sommer

Am Abend schweigt die Klage
des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
der rote Mohn.

Schwarzes Gewitter droht
über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
erstirbt im Feld.

Nimmer regt sich das Laub
der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
rauscht dein Kleid.

Stille leuchtet die Kerze
im dunkeln Zimmer;
eine silberne Hand
löschte sie aus;
windstille, sternlose Nacht.
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Oswald Egger: „Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt
Suhrkamp Verlag im Großformat € 28,00

Was ist das denn für ein Gesamtkunstwerk? Ein Gedankenspiel, ein Wunderwerk von Worterfindungen. Eine Reise am großen Fluss in Amerika entlang und ein Gedankenfluss der besonderen Art. Es ist eine Reise in die Vergangenheit mit den österreichischen Auswanderen über den Ozean, eine Reise während der Corona-Pandemie von einem Autoren, der in der Raketenstation in Hombroich wohnt und nach den Sternen greift. Im Kopf, mit dem Stift und seinen Zeichnungen auf dem Papier und mit seiner Sprache. Egger mäandert durch Zeit und Raum und ist trotzdem extrem strukturiert, denn seine fast 400 kurzen Abschnitte sind exakt 17 Zeilen lang und je zwei auf einer Seite.
Dass Egger ein Worterfinder, ein Wortausgraber und Sprachverdreher ist, können Sie in der Leseprobe feststellen. Lassen Sie sich überraschen. Und: ich glaube, wir können die Texte auch in anderer Reihenfolge lesen. Ein Versuch wäre es wert.
„Ich springe wie ein Gespinst zwischen Bucht und Ufer, und ich vernähe sie. Faulschlammschwämme grub ich mit der Pfote aus dem Lehm und klopfte sie zu zweien, beide Böden: Wie ein Schwingsieb pendelte der Rieselsand Bahnen. Und solche Auskolkungen vertiefen sich.“

Leseprobe
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Berichtsentwurf des Weltklimarats
„Das Schlimmste kommt erst noch“

tagesschau.de: 23.06.2021 09:09 Uhr

Mehr Hitzewellen, mehr Hunger, Überschwemmungen, Artensterben – Experten des Weltklimarats zeichnen ein düsteres Bild für den Fall, dass es nicht gelingt, die Erderwärmung einzudämmen: Sie sehen die Menschheit in Gefahr.

Der komplette Artikel unter tagsschau.de.
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Mittwoch, 23.Juni

Heute haben
Ernst Rowohlt *1887
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Geburtstag
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Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duft nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach
Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen
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Ganz neu als Taschenbuch:


Dita Zipfel: „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte
Mit Illustrationen von Rán Flygenring
dtv / Reihe Hanser € 9,95
Ab 12 Jahren

Dieses Buch wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet und auch die Illustrationen wurden mehrfach prämiert.

Lucie Schmurrer braucht Geld. Und zwar sofort und jetzt. Sie will ausziehen und auch sonst so einiges. Lucie ist 12 Jahre und damit beginnt schon ihr Problem. Als sie die Anzeige sieht, € 20 für ein Hundchen Gassi führen, klingelt sie sofort bei der angegebenen Adresse.
Damit hat sie ein weiteres Problem. Denn Herr Klinge ist anders, vielleicht auch ein wenig verrückt. Auf jeden Fall sehr skuril. Und: Das Hundchen ist längst tot. Aber: Herr Klinge bezahlt gut und engagiert Lucie als Sekretärin für sein merkwürdiges Kochbuch.

Dita Zipfel und Rán Flygenring gelingt hier ein kleines großes Meisterwerk über ein Mädchen, das Mut hat, zugreift, ihren Weg geht. Wer ist eigentlich verrückt und anders in unserer Welt? Herr Klinge? Oder doch ganz andere Persönlichkeiten unseres alltäglichen Lebens?
Und dies wird mit viel Humor und Witz geschrieben und gezeichnet.

Einfach ein riesiger Spaß.

Auf der Seite des Hanser Verlages gefunden:

5 Fragen an Dita Zipfel

In Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte trifft die Protagonistin Lucie auf Herrn Klinge, der ihre Sicht auf die Welt stark verändert. Wie würdest du Lucie und Klinge beschreiben?
Lucie ist eine ganz normale Dreizehnjährige, die auf ihre Achselhaare wartet und sich die Zwischenzeit mit dem Lösen von klassischen Familienproblemen vertreibt. Sie ist manchmal sehr erwachsen und manchmal noch Kind und hat die Schwankungen, zu ihrem Unglück, nicht unter Kontrolle. Was ich sehr an ihr mag, ist, dass sie schon vieles kapiert hat und trotzdem bereit ist zu lernen, dass sie stark ist, ohne es zu wissen, und Außenseiterin mit erhobenem Haupt.
Klinge ist ein ganz normaler Hundertsechsundachtzigjähriger mit einer übernatürlichen Reaktionsfähigkeit und dem Hang zum Drama. Er kann siebenundzwanzig Salti nacheinander, Fliegen mit der Machete köpfen und Feen die klitzekleinen Zähne ausschlagen. Man könnte sagen, dass er in seiner eigenen Welt lebt – aber tun wir das nicht alle irgendwie? Klinge versteckt seinen weichen Kern hinter ruppigem Verhalten, man darf nicht zimperlich sein in seiner Gegenwart, das ist klar. Aber – ganz ehrlich – so wirklich Bescheid wissen über Klinge, ist echt schwer.

Was können wir von Klinge lernen? Werden die Leser die Welt nach der Lektüre ein wenig anders sehen?
Wenn ich sage, man könne einen fantastischen Blick auf die Welt lernen, beißt mir Klinge heute Nacht ins Knie. Abgucken kann man sich vielleicht, den eigenen Blick zu bewahren, egal was andere darüber denken. Ich glaube fast, von Lucie kann man mehr lernen.

Wen möchtest du mit deinem Roman erreichen?
Hm, das ist eine schwierige Frage. Eine Frage, die ich mir während des Schreibens nicht stelle, weil sie mich zu sehr verwirren würde. Jetzt, wo das Buch fertig ist, möchte ich natürlich möglichst viele erreichen. Diejenigen, die wie Lucie gerade erwachsen werden, die, die noch nie vom Toxic Shock Syndrome gehört haben, diejenigen, die normalerweise niemals ein Buch lesen würden, die, die an Einhörner glauben und die, die es nicht tun.

Was hat dich auf die Idee gebracht, Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte zu schreiben?
Eine vierjährige Freundin erzählte mir von merkwürdigen Vorkommnissen im Gemüseregal. Da war von knackigen Feenbeinen und würziger Werwolfspucke die Rede. Von ihr habe ich gelernt, wie viel Blut für ein Blech Ofengemüse fließen muss.

Welcher Satz ist dein Lieblingssatz im Buch?
“Warum ist es eigentlich nicht wahnsinnig, daran zu glauben, dass ein Geist, der aussieht wie ein dünner, bekiffter Opa im Nachthemd, die ganze Welt gemacht hat?”

Leseprobe

Dienstag, 22.Juni

Heute haben
Wilhelm von Humboldt * 1767
Erich Maria Remarque * 1898
Anne Morrow Lindbergh * 1906
Francois Lelord * 1953
Dan Brown * 1964
Melinda Nadj Abonji * 1968
Geburtstag
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22.Juni
Theodor Storm
Sommermittag

Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.

Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der off`nen Bodenluk`,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein schläft der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
„Nun küsse mich, verliebter Junge!
Doch sauber, sauber! Nicht zu laut.”

aus: „Mit Gedichten durchs Jahr“, Diogenes Verlag
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Tsitsi Dangarembga erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021

Tsitsi Dangarembga hat sich als Autorin, Filmemacherin und Aktivistin einen Namen gemacht – und erhält dafür nun den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie sei eine weithin hörbare Stimme Afrikas, so die Jury.

Mehr dazu auf tagesschau.de
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Susann Pasztor: „Die Geschichte von Kate und Easy
Kiepenheuer und Witsch Verlag € 20,00

Damals 1973 waren sie sechzehn, Kat und ihre Freundin Easy. Easy möchte alles erleben, was Kate aus ihrer Sicht schon hat. Drogen, Partys und die Liebe. Die Kleinstadt ist eng, Schulpartys langweilig und das eigentlich verbotene Jugendzentrum wird natürlich heimlich besucht . Erste Rockkonzerte und Hesse darf natürlich auch nicht fehlen, und da ist Frippe im kariertem Hemd, in den sich beide verlieben. Und es gibt noch Lothar, der überzeugt ist, dass zu Pink Floyd eine gute Tüte gehört, für die er aber immer Stunden braucht, um sie zu basteln.
Fast ein halbes Jahrhundert später treffen sich die beiden Frauen auf Kreta wieder. Die Liebelei damals endete tragisch und auch die Freundschaft zerbrach ohne Worte. Zwei ältere Damen, die ein großes Stück des Lebens, jede auf ihre Art, gemeistert haben, stellen erstaunt fest, wie diese eigentlich kurze Episode ihr Leben, sie bis heute prägt.
Ein tolles Sommerbuch, gute Unterhaltung für den Liegestuhl im Schatten und wir Graugewordenen sind wieder ein bisschen sechzehn.



Montag, 21.Juni

Heute haben
Jean Paul Sartre * 1905
Helmut Heißenbüttel * 1921
Francoise Sagan * 1933
Ian McEwan * 1948
Jane Urquhart * 1949
Robert Menasse * 1954
Geburtstag
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Ludwig Uhland
Der Sommerfaden

Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden über Land,
Ein leicht und licht Gespinst der Feen,
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm‘ ihn für ein günstig Zeichen,
Ein Zeichen, wie die Lieb‘ es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen,
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!
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Nora Bossong: „Auch morgen
Politische Texte
Edition Suhrkamp € 16,00

Nora Bossong kennen wir von ihren Romanen, wie zum Beispiel „Schutzzone“, mit dem sie auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis war. Dort zeigt sie in Romanform, was sie hier in ihren Reportagen vorlegt. Präzise Analysen, genaues Hinschauen und dauerndes Hinterfragen. Sie entlarvt in den kurzen Texten wieder den aufkeimenden Populismus und warnt davor, die Geschichte zu vergessen und nichts aus ihr zu lernen. Sie reist zu den Gelbwestenprotesten in Paris, zu den Gegnern des deutschen Kohleausstiegs in Jänschwalde, zu den Gedenkfeiern zum 25. Jahrestag des Völkermords in Ruanda und zum Prozess gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher in Den Haag – und sie zeigt, dass sich Versöhnung zwar nicht verordnen lässt, unser Bemühen darum aber nie nachlassen darf.
Schauen Sie in die Leseprobe, in der der erste Text des Buches abgedruckt ist. Es geht um Menschenrecht und wie damit umgegangen wird. Haben alle Menschen Menschenrechte, oder gibt es Menschen, denen das Menschsein abgesprochen wird? Ich war von dieser Analyse sehr angetan.

Leseprobe

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Wilhelm-Lehmann-Preis und dem Thomas Mann Preis 2020. Nora Bossong lebt in Berlin.
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Im Rahmen des Festivals gibt es heute einen Online-Vortrag:

Solidarisch gegen Klassismus. Organisieren, intervenieren, umverteilen
📅 21.06.21 ⌚ 18:00 📌 Online 💬 deutsch

Die Herausgeber*innen Francis Seeck und Brigitte Theißl stellen den Sammelband „Solidarisch gegen Klassismus. Organisieren, intervenieren, umverteilen” vor.  Die Bandbreite der 26 Texte reicht von aktivistischen Erfahrungen über theoretische Diskussionen bis hin zu persönlichen Essays. Manche sind wütend, andere eher fragend, einige sind autobiografisch, viele persönlich, einige eher nüchtern beschreibend oder analytisch, andere poetisch. Die Beiträge diskutieren Strategien gegen Klassismus in politischen Zusammenhängen, in Bildungseinrichtungen und gegen Scham; sie berichten von antiklassistischen Interventionen in der Frauen- und Lesbenbewegung und vermitteln Möglichkeiten, sich gegen das Jobcenter oder gegen Vermieter*innen zu organisieren. 

Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit. Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse, zum Beispiel gegen einkommensarme, erwerbslose oder wohnungslose Menschen oder gegen Arbeiter*innenkinder. Klassismus hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld.  Häufig wird in Diskussionen zu Klassismus der weiße Arbeiter in den Vordergrund gerückt. Tatsächlich sind viele trans* Personen, alleinerziehende Mütter und Menschen, die Rassismus erfahren, von Klassismus betroffen. Die Beiträge machen die Verwobenheit von Klasse mit Rassismus und Sexismus deutlich. 

Link zur Veranstaltung:

uni-ulm.zoom.us/j/6831655221

Meeting-ID: 683 165 5221
Kenncode: FCLR2021