Detlef Surrey macht Pause

Zumindest auf dem Jastramblog.
Wer ihn und seine Bilder sehen und erleben will, kann nach Ludwigsburg an die Pädagogische Hochschule fahren.

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Mi., 17.04.2019: Vernissage der Ausstellung „Berlin – The Wall Revisited“
Am Mittwoch, 17. April findet um 19 Uhr die Vernissage der Ausstellung „Berlin – The Wall Revisited“ von Detlef Surrey in der Studiengalerie statt.
Die Ausstellung zeigt Zeichnungen des Berliner Illustrators Detlef Surrey, die bei Spaziergängen auf dem Mauerstreifen von 2017 bis heute entstanden sind. Sie gibt alltägliche Eindrücke wieder, die ihm auf der Suche nach der (fast) verschwundenen Mauer zwischen der Bernauer Straße im Wedding bis zum Schlesischen Busch in Treptow begegnet sind.

Ausstellungsdauer: 17.04. bis 12.07.2019

Am Mittwoch, 17. April findet von 16 Uhr bis 18:30 Uhr ein Zeichenworkshop mit Detlef Surrey im BTZ statt.

Detlef Surrey stellt in diesem Workshop verschiedene künstlerische Strategien vor, die wir gemeinsam erproben werden. Sie erfahren, wie Sie Ihr Bild lebendig machen können, indem Sie eine beobachtete Situation zu einer Geschichte erweitern. Damit regen Sie die Fantasie des Betrachters an und ziehen ihn in Ihr Bild hinein.

Bitte bringen Sie Ihre Zeichenutensilien mit.
Anmeldung bis 12.04. unter: btz(@)ph-ludwigsburg.de

Freitag, 29.März

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Heute haben
Yvan Goll * 1891
Ernst Jünger * 1895
Ur-Opa Hans * 1927
Georg Klein * 1953
Jo Nesbo * 1960
Geburtstag
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Heinrich Heine
Unterm weißen Baume sitzend

Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;

Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.

Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab‘ der Baum dich übergossen.

Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freud’gem Schrecken;
Duft’ge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.

Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz, es liebt aufs neue.
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Marie-Claude Chappuis – Au Coeur des Alpes (Volkslieder der Schweiz)
Marie-Claude Chappuis, Luca Pianca, Duilio Galfetti, Marco Frezzato, Liana Mosca, Choeur des Armaiilis de la Gruyere
SONY CD € 18,99

Musik aus den Schweizer Bergen. Da wird doch sicherlich gejodelt?
Na klar. Auch das. Und Alphörnen sind auch dabei und Hörner und Mandolinen. Marie-Claude Chappuis singt in verschiedenen Sprachen, glockhell und ergreifend schön. Wenn Sie die Mezzosopranistin live sehen wollen, dann müssen Sie schon nach London. Dort singt sie die Dido in Purcells Oper.
Chappuis wird von verschiedenen Freunden begleitet und ein handfester Männerchor darf auch nicht fehlen. So sind dies zwar Schweizer Volkslieder aus den verschiedensten Regionen, aber meilenweit entfernt von jeglicher Volkstümelei.
Die Musik tut so gut und wenn das letzte Lied (ein Gute-Nacht-Lied in deutscher Sprache) verklungen ist, fühlt man sich richtig erholt.

Donnerstag, 28.März

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Heute haben
Maxim Gorki * 1868
Bohumil Hrabal * 1914
Marianne Fredrikssen * 1927
Mario Vargas Llosa * 1936
Tilman Röhrig * 1945
Geburtstag
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Heute auf dem Gedichtekalender:

Georg Trakl
Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.

Immmer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.
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Unser Tagestipp:

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Nadia Budde: „Krake beim Schneider“
Tierische Zweiteiler
Hammer Verlag € 15,00
Pappbilderbuch für Kinder ab 5 Jahren
und auch für Jungs ab 60.

Mensch Frau Budde, das Buch ist ja der Knaller.
Diese Zweizeiler sind zum Brüllen gut und zum Verwundern schräg.
Was habe ich mich amüsiert.
Zwei Bilder und ein knackiger Zweizeiler – mehr braucht Nadia Budde nicht.
Die Krake geht zum Schneider. Na klar bekommt sie dann zwei Kleider.
„Krake beim Schneider. Zwei neue Kleider“

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So sehen wir es schon auf dem Buchumschlag vorne und hinten.
Aber wenn das etwas zu große Känguru endlich den Beutel der Mutter verlassen soll und sich dafür in der Einkaufstasche derselben verkriecht, heisst das bei Frau Budde:
„Beutel leer. Tasche schwer“.
Oder der streikende Kuckuck in der Uhr:
„Zwanzig Uhr. Kuckuck bleibt stur“.

Um so schräger die Tiere sind (Nacktschnecken beim sonnen), um so mehr merken wir, dass es eigentlich um uns Menschen und unsere Macken geht.
Herrlich.

Was machen vier Biber an Weihnachten?
„Lied gesungen. Abend gelungen“
Und sie liegen sauglücklich auf dem Boden und pennen.

Mittwoch, 27.März

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Heute haben Geburtstag:
Heinrich Mann * 1871
Golo Mann * 1909
Hansjörg Schneider * 1938
Harry Rowohlt * 1945
Patrick McCabe * 1955
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Selma Meerbaum-Eisinger
Frühling

Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee
und Wasser, das von allen Dächern tropft,
und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,
und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,
und Gräser, welche hinter hohen Fenzen
dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh …

Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt,
und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,
ein Mantel, welcher offen weht,
ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,
in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee
und in den Augen Warten auf den ersten Klee …

Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl
und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall
als erste Nachricht von dem neuen Glück.
Und morgen kehren Schwalben auch zurück.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:

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John Ironmonger: „Der Wal und das Ende der Welt“
Aus dem Englischen von Maria Poets und Tobias Schnettler
S.Fischer Verlag € 22,00

Ein kleines Fischerdorf an der englischen Südküste, abgelegen idyllisch, kaum von Touristen besucht und in den Wintermonaten sind die Bewohner unter sich . Es passiert nicht viel, jeder kennt jeden, es wird viel getrascht und die Dorfschule hat auch nur noch eine Hand voll Kinder, die Lehrerin befürchtet die baldige Schließung.
Neues Leben kommt ins Dorf an dem Tag als Joe, ein Banker aus London an Land gespült wird. Fast alle sind bei seiner Rettung dabei und der pensionierte Dorfarzt nimmt ihn bei sich auf. Er ist der geheimnisvolle Fremde und der Besitzer des teuren Autos, das verlassen auf dem Dorfparkplatz stand. Ein Analyst, dessen Leben fast nur noch aus Zahlen und Berechnungen bestand und der sich letztendlich für den den Kollaps seiner Bank verantwortlich fühlte.

„In dem Dorf St.Piran erzählt man sich noch immer von dem Tag, als der nackte Mann am Strand angespült wurde. Es war der selbe Tag an den Kenny Kennet den Wal sah. Manche sagen, es sei ein Mittwoch gewesen. Andere scheinen sich ganz sicher zu sein, dass es ein Donnerstag war. Und zwar Anfang Oktober. Vielleicht aber auch Ende September, doch im Durcheinander der Tage und Wochen, die folgten, dachte niemand daran, alles aufzuschreiben. Manche Dorfbewohner behaupteten, sie erinnerten sich an jede Einzelheit, und sie alle erzählen von dem nackten Mann, und sie alle erzählen von dem Wal.“

Ein toller Roman mit liebenswerten Menschen, einem großen Wal und einem Kirchturm voller Proviant.

Leseprobe

Dienstag, 26.März

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Heute haben
Robert Frost * 1874
Tennessee Williams * 1911
Erica Jong * 1942
Patrick Süskind * 1949
Geburtstag
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Robert Frost
A Minor Bird

I have wished a bird would fly away,
And not sing by my house all day;

Have clapped my hands at him from the door
When it seemed as if I could bear no more.

The fault must partly have been in me.
The bird was not to blame for his key.

And of course there must be something wrong
In wanting to silence any song.
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Susanne Link empfiehlt:

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Raffaella Romagnolo: „Bella Ciao“
Aus dem Italienischen von Maja Pflug
Diogenes Verlag  €  24,00

Höre oder lese ich die Worte „Bella Ciao“, kommt mir direkt die Melodie der
Hymne der italienischen Partisanen aus den 40er Jahren in den Sinn.
Beeindruckend erzählt Raffaella Romagnolo von zwei Freundinnen, die sich aus
den Augen verlieren, zwei Weltkriege miterleben (Giulia schon in den USA und
Anita im Piemont)und sich 1946 wiedertreffen. Dieses halbe Jahrhundert erleben
wir intensiv mit.
I
ch habe das Buch einfach nur verschlungen. Wer Ähnlichkeiten mit Ferrantes vierteiliger Saga fürchtet, wird belohnt: diese ist viel besser.

Freitag, 22.März

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Heute haben
Albrecht Goes * 1908
Michael Hamburger * 1924
und Bruno Ganz * 1941
Geburtstag.
Heute, im Jahre 1832 ist Goethe gestorben.
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Johann Wolfgang von Goethe
Lebensregel

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich ums Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muss dich verdrießen;

Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.
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Barroux /Thierry Lenain: „Was machen Eltern nachts?“
Aus dem Französischen von Claudia Sandberg
Schaltzeit Verlag € 15,00
Bilderbuch ab 3 Jahren und für alle Erwachsene

Aus viel Schatten, Dunkelheit und Schlaglichtern besteht dieses Bilderbuch. Alle schlafen; außer der Katze auf dem Dach und … Sofia. Sie sitzt auf dem Bett in ihrem dunklen Zimmer und fragt sich, was ihre Eltern wohl im Schlafzimmer machen. Von dort kommt Licht. Aber es ist nichts zu hören. Ob sie wohl zum Tanzen gehen, Süßigkeiten essen, Zeichentrickfilme schauen, oder jede Menge andere Kinder zu hüten haben? Ihre Eltern habe auf Sofias Fragen immer eine pfiffige Antwort.
Als Sofia mit ihrem Hasen unter dem Arm ins Schlafzimmer der Eltern tappt, findet sie beide seelenruhig schlafen. Und: Es ist immer ein Platz im Gräbele zwischen den beiden.
So rührend, so liebevoll und frech. Klasse illustriert. Einfach eine tolle Gute-Nacht-Geschichte.

Donnerstag, 21.März

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Heute haben
Jean Paul * 1763
Peter Hacks * 1928
Hubert Fichte * 1935
Michael Dibin * 1947
Andrea Maria Schenkel * 1962
Geburtstag
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„Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.“
Jean Paul
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Manu Katché: „The ScOpe“
CD € 20,00

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Der Frühling ist da, die Sonne hängt am Himmel und mit dieser Musik beginnen wir sofort zu wippen und zu tanzen. Und das will Manu Katché auch erreichen. Ja, wir sollen uns bewegen, grooven und die Hüften schwingen.
Ob das der Jazz-Polizei gefällt? Keine Ahnung.
„Ich habe die Tracks um das Schlagzeug herum gebaut. Ich wollte sehen, wie sich die Leute bewegen, tanzen und singen, wenn sie es hören.“
Die Drums stehen im Mittelpunkt. Darum herum hat er seine Freunde postiert und geschaut, was dabei herauskommt. Dabei verschwindet das Schlagzeug immer mehr, das zu Beginn noch den Takt angegeben hat.
Jérôme Regard (Bass), Patrick Manouguian (Gitarre) und Jim Henderson (Keyboards), ein Produzent für elektronische Musik, der von Yael Naïm eingeladen wurde, um einen Remix von „Older“ zu machen. Und nicht zu vergessen die diversen musikalischen Gäste auf „The ScOpe“, bilden das Gerüst dieser Einspielung.

http://www.manu-katche.com/

Mittwoch, 20.März

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Heute haben
Ovid * 43 v.Chr.
Friedrich Hölderlich * 1770
Henrik Ibsen * 1828
Ralph Giordano * 1923
David Malouf * 1934
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Friedrich Hölderlin
An die Nachtigall

Dir flüsterts leise – Nachtigall! dir allein,
Dir, süße Tränenweckerin! sagt es nur
Die Saite. – Stellas wehmutsvoller
Seufzer – er raubte mein Herz – dein Kehlchen –

Es klagte – o! es klagte – wie Stella ists.
Starr sah ich hin beim Seufzer, wie, als dein Lied
Am liebevollsten schlug, am schönsten
Aus der melodischen Kehle strömte.

Dann sah ich auf, sah bebend, ob Stellas Blick
Mir lächle – ach! ich suche dich, Nachtigall!
Und du verbirgst dich. – Wem, o Stella!
Seufztest du? Sangest du mir, du süße?

Doch nein! doch nein! ich will es ja nicht, dein Lied,
Von ferne will ich lauschen – o! singe dann!
Die Seele schläft – und plötzlich schlägt die
Brust mir empor zum erhabnen Lorbeer.

O Stella! sag es! sag es! – ich bebe nicht! –
Es tötete die Wonne, geliebt zu sein,
Den Schwärmer. – Aber tränend will ich
Deinen beglückten Geliebten segnen.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:

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Ewald Arenz: „Alte Sorten“
DuMont Verlag € 20,00

Liss lebt alleine auf einem Hof zwischen Feldern und Weinbergen. Sally, kurz vor dem Abitur, kommt nicht mehr mit der Welt und sich zurecht und ist aus einer Klinik abgehauen. Erschöpft und müde läuft sie durch die Felder und trifft auf Liss, deren Traktor feststeckt und die sie prompt bittet mitzuhelfen. Gemeinsam lösen sie das Problem und Liss bietet Sally an, die Nacht bei ihr zu verbringen. Aus einer Nacht werden Tage und Wochen. Leicht haben es die beiden nicht miteinander. Sally mit ihren wütenden Ausbrüchen und Liss mit ihrer Vergangenheit über die sie nicht sprechen will. Aber jede lässt die andere so sein wie sie ist und Sally findet ganz vorsichtig wieder Anschluss an das Leben. Es werden Kartoffel geerntet, Bienen gefüttert, Schnaps gebrannt, Trauben gelesen, Dinge die Sally so fremd und für Liss Alltag sind. Und Sally wird natürlich gesucht ….
Eine berührende Geschichte zweier Frauen, (jedoch nicht so lieblich wie das Cover vermuten lässt) die sich gegenseitig mehr geben können, als sie erwartet haben.

Dienstag, 19.März

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Heute haben
Philip Roth * 1933
Kirsten Boie * 1950
Geburtstag.
Aber auch Max Reger, Hans Küng, und Glenn Close.
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Heute auf dem Gedichtekalender:

Richard von Schaukal
Tauwetter

Die Dächer spiegeln blank;
von allen Rinnen klopfen
die trommelnden Tropfen.
O heller Klang!

Was willst du, junger Wind,
mit deinem wilden Wehn?
Laß mich entgegengehn
dem Frühlingskind!
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John Lanchester: „Die Mauer“
Aus dem Englischen von Dorothee Merkel
Klett-Cotta Verlag € 24,00

„Es ist kalt auf der Mauer. Das ist das Erste, was einem jeder erzählt, und auch das Erste, was einem auffällt, wenn man dorthin versetzt wird. Das ist es, woran man die ganze Zeit denken muss, wenn man sich auf ihr befindet, und daran erinnert man sich, wenn man nicht mehr dort ist. Es ist kalt auf der Mauer. … Die Kälte hier ist mit keiner anderen Kälte vergleichbar. Sie durchdringt alles, als sei sie eine ständige materielle Eigenschaft dieses Ortes. Die Kälte ist eines seiner grundlegendsten Merkmale, sie wohnt ihm inne. Sie schlägt dir als gebündeltes Ganzes entgegen, wenn du das erste Mal zur Mauer kommst, am ersten Tag deines Einsatzes. Du weißt, dass du zwei Jahre dort sein wirst.“

So beginnt der neue Roman des 1962 geborenen Autors und Journalisten John Lanchester, der besonders durch sein Buch Kapital bei uns bekannt geworden ist.
Als den Roman zur Stunde sieht das deutsche Feuilleton „Die Mauer“. Themen wie der Brexit in Großbritannien, der geplante Mauerbau an der mexikanischen Grenze Donald Trumps, die Klimakatastrophe sowie die Flüchtlingswellen nach Europa drängen sich auf.
So könnte man das Buch durchaus lesen und kommt auch gar nicht umhin sich immer wieder diese Problematiken während der Lektüre zu vergegenwärtigen.
Gleichzeitig ist es aber eine düstere, in kühlem Ton erzählte Geschichte, die dem Leser vor allem die Vorstellung vermittelt, wie sich unsere zukünftige Welt anfühlen könnte, sollten wir so weitermachen wie bisher:  Auf dieser Seite der Mauer, erbaut nach dem sogenannten, nicht weiter erklärtem „Wandel“, geht es den Menschen zumindest materiell gut. Sie haben ausreichend Nahrung, eine Arbeit. Die sozialen Strukturen sind klar umrissen. Es gibt Eliten, tätige Bürger und Dienstlinge. Gleichwohl scheinen die Menschen gefühlskalt und mechanisch bis in die Familien hinein miteinander umzugehen. Jeder Bürger dieses von einer 10.000 km langen Mauer umschlossenen Großbritanniens muss dort zwei Jahre Dienst als Verteidiger leisten. Verteidigt wird gegen die „Anderen“. Die, verzweifelt genug, versuchen über das Meer in die Versorgung garantierende Welt zu gelangen. Mehr erfahren wir nicht über sie. Die Verteidiger sollen dies verhindern. Gelingt es Ihnen nicht, was hin und wieder vorkommt, werden sie selbst aufs offene Meer ausgesetzt.
Erzählt wird aus der Perspektive des jungen Joseph Kavanagh, der an der Mauer seinen Dienst abzuleisten hat. Er findet unter den Leidensgenossen eine Gefährtin und malt sich eine Zukunft in der Elite aus. Es kommt jedoch anders als eine größere Gruppe der Anderen die Mauer überfällt und Joseph die sichere Seite der Mauer verlassen muss.

Das Buch wird unter Wert verkauft, wenn man ihm zumutet, das Buch zum Brexit zu sein. Für Lanchester ist die Mauer ein Faktum, das die Seelen verwandelt, die zentrale Tatsache inmitten von Wind, Himmel, Meer und Kälte; und diesem starken Bild verschafft er Präsenz.

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