Donnerstag

Heute haben
Peter Rosegger * 1843
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Cees Nooteboom * 1933
Martin Mosebach * 1951
J.K.Rowling * 1965
Geburtstag
und es ist der 70.Todestag von Antoine de Saint-Exupéry.
_____________________

Gestern trafen endlich die sehnlichst erwarteten Neuerscheinungen aus dem Hanser Verlag ein und somit kann ich Ihnen auch den neuen Seethaler hier vorstellen, nachdem das die Süddeutsche schon letzte Woche und die FAZ gestern gemacht hat.

HB Seethaler_978-3-446-24645-4_MR.indd

Robert Seethaler: „Ein ganzes Leben“
Hanser Berlin Verlag € 17,90
als eBook € 13,99

Robert Seethaler hat uns das bestverkaufte Buch des Jahres beschert. „Der Trafikant“, den es als Taschenbuch für € 9,90 im Verlag „Kein und Aber“ gibt, überholt bei uns alle anderen Bestseller um Längen. Dies kann aber nur so funktionieren, dass die KundInnen, die das Buch gelesen haben so begeistert sind, dass sie es gleich mehrfach für ihre FreundInnen brauchen.
Jetzt hat Seethaler den Verlag gewechselt, lebt in Berlin und nicht mehr in Wien, aber kann vielleicht seinen Erfolg mit diesem neuen Buch wiederholen: Wir werden ihn darin unterstützen.
Seethaler bleibt Österreich treu, zumindest in der literarischen Welt. Es ist nicht mehr der junge Franz, wie im „Trafikant“, der im Mittelpunkt steht, sondern Andreas Egger. Er wird genauso ins Leben geworfen, wie unser Franz, jedoch auf eine deutlich härtere Gangart. Als vierjähriger Waise landet er bei seinem Onkel auf dem Land. Ein schönes Leben hat er dort nicht, da der Onkel ihn oft verprügelt und sogar zum Krüppel prügelt. Andreas erträgt dies alles. Er wird kräftig, arbeitet überall, wo es etwas zu tun gibt, bleibt jedoch wortkarg in sich verschlossen. Er fügt sich seinem Schicksal, kennt sich mittlerweile in der Bergwelt sehr gut aus und sieht eine Zukunft als Bauarbeiter beim Seilbahnbau. Hier kommt der Fortschritt in die Bergwelt und die Struktur der ländlichen Welt ändert sich dadurch. Er erlangt dadurch etwas Freiheit und kann sich eine kleine Hütte hoch über dem Dorf herrichten. Als er noch Marie, die in einem Wirtshaus arbeitet, kennenlernt, scheint doch etwas wie Glück in sein Leben zu kommen. Doch dies dauert nicht allzulange, da eine Schneelawine sowohl seine Frau, als auch seine Hütte wegreisst. Seethaler schafft es in seiner ruhigen Sprache das auszudrücken, wie es Andreas im Inneren geht. Er klagt nicht an, nimmt sein Schicksal so wie es kommt. Er kann sowieso nichts daran ändern. Als er im zweiten Durchgang doch noch zu den Soldaten und gleich nach Russland muss, erträgt er seine jahrelange Gefangenschaft stoisch und mit einer großen Gelassenheit. Zurück im Dorf nimmt er sein altes Leben wieder auf.
Robert Seethaler ist in diesem schmalen Roman die Biografie eines einfaches Mannes gelungen, wie ich sie selten gelesen habe. Einfach in der Sprache, einfühlsam und warmherzig und hart in den Tatsachen, lesen wir wie gebannt bis ans Ende in denen Andreas auf seine letzten Herztöne wartet und als keiner mehr kommt, lässt er los und geht.
Seethaler vergisst aber nicht sein großes Angebot von besonderen Typen, wie wir sie aus all seinen Romanen kennen. Es gibt den Ziegenhirten, der versucht vor dem Tod, der „kalten Frau“ zu fliehen, oder seinen Mitarbeiter, der einen Arm verliert und wie dieser von seinen Kollegen beerdigt wird (also der Arm, nicht der Mann, der lebt ja noch) und viele andere Personen. Genauso wie viele kleinere Episoden aus dem Leben von Andreas, die Seethaler immer wieder einflicht und so dem Roman das Besondere verleiht. Wir können uns die einzige Busfahrt aus dem Dorf so gut vorstellen, die der alte Andreas unternimmt und an der Endhaltestelle wieder umdreht und wieder dort aussteigt, wo er fast sein ganzes Leben gewohnt und gearbeitet hat.
Seethaler hat mit Andreas Egger eine Person geschaffen, die wir nicht mehr schnell vergessen werden und mit ein wenig Glück kassiert Seethaler mit diesem Roman noch ein paar große Preise ab.

Leseprobe

Mittwoch

Heute haben
Giorgio Vasari * 1511
Emily Bronte * 1818
Dominique Lapierre * 1924
Renate Feyl * 1944
Patrick Modiano * 1945
Geburtstag
und halt auch noch
und Jürgen Klinsmann * 1964
______________________

Der Buchtipp für heute, passt vielleicht auch zum Schulschluss in Baden-Württemberg. Der vorbildliche Mirco Watzke lebt auch auf ein wichtiges Ereignis in der Schule hin, aber der Fall der Mauer macht ihm ein Strich durch die Rechnung.

Mawil1

Mawil: „Kinderland“
Reprodukt € 29,00

Einfach grossartig was Mawil hier in dieses dicke Buch gepackt hat. Über 290 Seiten, voll mit Comic-Bildchen. Wie er den kleinen, vorbildlichen Schüler Mirco („Mirgo“, wie ihn seine sehr kleine Schwester nennt) darstellt, ist einach toll.

CIMG1379
Wir befinden uns in der DDR des Jahres 1989. Micro lebt einer Familie, die christlich orientiert ist. In der Kirche ministriert er auch ab und an. Gleichzeitig ist er natürlich im ganz normalen DDR-Alltag integriert. FDJler in der Schule prägen den Alltag um ihn herum. Bis eines Tages ein Mitschüler auftaucht, der in die Parallelklasse kommt. Er ist anders. trägt auch keine Uniform bei Festtagen, benimmt sich anders. Obwohl er einen Kopf größer als Mirco ist, hilft er ihm, als Mirco sich mit dem Bus verfahren hat und er zu spät in die Schule kommt. Mawil packt immer wieder witzige Momente, berlinerische Sprüche in seine Bilder. Und gerade der neue Mitschüler hat einen wilden Slang drauf. Zwischen den beiden entwickelt sich eine schöne Freundschaft und als Mirco Probleme mit den älteren Schülern bekommt, steht ihm immer wieder der Neue bei.
Mawil2
Mawil malt für uns diese Wochen und Monate vor dem Mauerfall wie ein normaler Sommer. Mirco hört zwar immer wieder von „Rübermachen“, Schüler tauchen nicht mehr auf und sogar Lehrer bleiben vom Unterricht fern. Als Mirco seine Russischlehrerin besucht (eine ganz harte in der Schule), sehen wir, wie sie gerade noch rechtzeitig das Westfernsehen ausschaltet und den „Spiegel“ versteckt. Doch all dies bekommt er gar nicht mit. Für ihn entwickelt sichdas Tischtennisspielen zu seinem Lebensmittelpunkt. Hier kann er es den Großen zeigen. Das geht sogar so weit, dass seine Mitschüler ihn dazu auswählen, ein Turnier zu organisieren. Alles gar nicht so einfach, wenn in der Schule nur eine Platte, aber keine Netz vorhanden ist und wenn Bälle Mangelware und „Kellen“ durch Bücher ersetzt werden. Aber es kommt mal wieder anders. Wie so oft im Leben. Die Mauer fällt und Mircos Eltern fahren für einen Tag nach Westberlin. Mirco ist sauer, gekränkt – kann er doch am Turnier nicht teilnehmen. Er findet jedoch in einem Kaufhaus einen Tischtennisschläger und kauft sie seinem Freund.

CIMG1378
Mawil schafft es in seinen vielen Bildern eine warmherzige, freundliche, freche und ehrliche Geschichte zu erzählen, die vor 25 Jahren hier in Deutschland passiert ist. Eine Jungenfreundschaft, eine Entwicklungsgeschichte und eine entscheidende Situation in der deutschen Geschichte, die von den Schülern gar nicht, oder nur am Rande bemerkt worden ist.

Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.

CIMG1376CIMG1377

 

Dienstag

CIMG1374

Heute haben
Simon Dach * 1605
August Stramm * 1874
Dag Hammarskjöld * 1905
Chester Himes * 1909
Mikis Theodorakis * 1925
Harry Mulisch * 1927
Sten Nadolny * 1942
Ulrich Tukur * 1957
Geburtstag
_____________________

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=hw-Sho4sxuQ]
_____________________

alles_was_war-9783716027165

Michel Bergmann: „Alles was war“
Arche Verlag € 14,00

Der Verlag nennt es eine Erzählung, und hat den Text von Michel Bergmann in ein schönes gebundes Buch verpackt und in seiner „kleinen Reihe“ veröffentlicht. Es sieht fast so wie ein Verschenkbuch aus, das neben der Kasse liegt und Sommergedichte beinhaltet. Aber irgendwie liegt der Verlag hier nicht ganz richtig.
Michel Bergmann wurde 1945 als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager in der Schweiz geboren. Nach einigen Jahren in Paris ziehen die Eltern nach Frankfurt am Main. Wir kennen ihn von seiner Teilacher-Trilogie, die auch zuerst im Arche Verlag und dann als Taschenbuch bei dtv erschienen sind. Sie werden alle drei im Moment verfilmt. Mit diesen humorigen Beschreibungen der deutschen Juden in Frankfurt nach dem Krieg und wie sie trotz ihres Leid, ihrer Traumata wieder ihrer Arbeiten nachgehen, hat ihnen der Autor ein wichtiges Denkmal gesetzt.
Hier nun vermuten wir den gleichen Stil. Es würde so schön passen. Lustige jüdische Geschichten aus dem Nachkriegsdeutschland. Aber genau das will wohl Michel Bergmann nicht. Er erzählt Episoden aus seiner Familie und betrachtet von aussen den kleinen Jungen, wie er aufwächst mit seinen Eltern, seinem Onkel und der anderen Verwandschaft, die alle eine große Last auf dem Rücken haben und ihren Kindern weitergeben. Dieser Junge ist anders und wird immer noch besonders betrachtet. Die Vorurteile gegenüber den Juden scheinen sich wohl auf ewig festgebrannt haben. Sein Vater ist schwer krank und stirbt, als er noch klein ist. Seine Mutter nimmt das Heft in die Hand und bringt den Betrieb mit Weisswäsche wieder in Schwung. Bis sich auch hier die Zeiten ändern. Bergmann schreibt über die Schulzeit, über die Kameraden des Jungen, über Feste mit der Familie und wird immer wieder sehr aktuell und politisch. Fast erschrecken wir, wenn er sich bitter beklagt, dass sich die Vorurteile nicht abbauen, sondern immer mehr festsetzen. Er klagt an und wir merken, wie sehr wir geprägt sind durch Medien und das, was wir täglich hören.
Sie merken schon, der Begriff „Erzählung“ trifft den Kern des Buches nicht. „Alles was war“ heisst der Titel und doch sind es nur Ausschnitte einer Kindheitund Jugend in Frankfurt. Wir begleiten den Jungen bis zum Tod seiner Mutter, bis zur Ausbildung bei der „Frankfurter Rundschau“, genau wie im wahren Leben des Autors. Wir bgeleiten ihn auf eine besondere Weihnachtsfeier und lesen bewegende Zeilen über Fritz Bauer, dem der junge Mann als Zeitungsmensch bei den Auschwitz-Prozessen begegnet und merken daran, wie wichtig diese Texte dem Autor sind, wie er das Leben der Juden in Frankfurt, in Deutschland nicht nur in einem humorigen Licht zeigen will.
______________________

Unser Sommerwettbewerb läuft und hier zeige ich Ihnen ein paar aktuelle Einsendungen.
Mehr finden Sie auf jastrammeinbuch.tumblr.com

CIMG1370
CIMG1371CIMG1362

Montag

Heute haben
Beatrix Potter * 1866
Malcolm Lowry * 1909
John Ahsbery* * 1927
Remco Campert * 1929
Geburtstag
_________________________

CIMG1356


Antonie Jüngst
Sommernebel

Duftumgraut der Himmelsbogen,
Schattenbilder rings die Höhen;
Träge rinnt des Stromes Welle,
Regungslos die Linden stehen.
Kaum ein Raunen in den Tannen,
Kaum ein Flüstern in den Halmen,
Ein Verklingen ferner Glocken,
Gleich dem Widerhall der Psalmen.

Die geheimnisvolle Stille
Bricht kein Laut, nur leise, leise
Singt aus sommergrünen Zweigen
Eine Amsel ihre Weise.
Rote Rosen, weiße Lilien
An geneigtem Stengel schwanken,
Und um beide schmiegt das Geißblatt
Seine blütenschweren Ranken.

Ausgelöscht und wie versunken
Hinter einem Dunstgeschiebe
Bläulich weißer Nebelmassen
Dieser Erde wirr Getriebe,
All ihr Hasten, all ihr Jagen,
Ihr verzweiflungsvolles Sehnen
Nach den glanzumflossnen Bildern
Eitlen Glücks und eitler Tränen.

O, ich lieb‘ euch, sanft umflorte,
Dämmerstille Sommertage,
Wenn mir ungezählt verrinnet
Stund‘ um Stund‘ im grünen Hage,
Wenn verstohlen durch die Wipfel
Hundertjähr’ger, alter Bäume
Auf des Westwinds leichten Flügeln
Gleiten süße Märchenträume.
______________________

Lappert

Simone Lappert: „Wurfschatten“
Metrolit Verlag € 20,00
als eBoook € 16,00

In ihrem Erstlingsroman schreibt die Schweizer Autorin Simone Lappert über Ada, die eigentlich Adamine heisst (aber wer schon so heissen), die erst 25 Jahre alt ist, aber voller Ängste. Lange zu leben hat sie wohl eh nicht, so meint sie. Mit einem Stetoskop hört sie sich ab, wenn ih Herz mal wieder anfängt zu rasen, oder auszusetzen.

CIMG1359

Die Nächte sind das Schlimmste. Meist stirbt sie in ihren Träumen aufs Neue und kann sich am Tag kaum auf den Beinen halten. Um diese Ängste, die sie schön alphabetisch auflistet von A wie Atomtod bis Z wie Zyste, zu verarbeiten, hat sie in einem leeren Zimmer ihrer Wohung ein Zimmer eingerichtet, in dem sie auch eine Therapietapete unterhält, auf der sie Text- und Bildmaterial sammelt und dran befestigt.
Jetzt muss ich aber eines sofort klarstellen:
Simone Lappert schreibt zwar über Ada und ihre schrecklichen Ängste, das aber in so einem flotten frechen Ton, dass wir uns unweigerlich an Hendrikje aus dem Roman „Hendrikje vorübergehend erschossen“ von Ulrike Purschke erinnern. Diesen saukomischen Roman über eine Pechvogelin erster Güte. Simone Lappert ist eine Wortschöpferin, eine Ideenfinderin und baut immer wieder hintergründig witzige Situationen ein, dass einem das Schmunzeln im Gesicht stehen bleibt.
Genau dies passiert nämlich, als ihr Vermieter die längt überfälligen Mieten einfordern, Ada aber nicht vor die Türe setzen will. Sie strebt nämlich eine Karriere als Schauspielerin an, verdient ihr Brot aber als Leiche in einem Krimispiel. Das mit dem Vorsprechen an einem Münchener Theater hat sie wegen einer Panikattacke im Zug verpasst, weil sie erst in Rosenheim entdeckt hat, dass sie längst an ihrem Treffpunkt vorbeigefahren ist.
Nun also zurück zum Vermieter. Er setzt ihr seinen Enkel in die Wohnung, wo sie doch ein leeres Zimmer dort habe, und verzichtet auf das längst fällige Geld. Juri hat die Goldschmiedewerkstatt seines Vaters übernommen und ist frisch in die Stadt gezogen. Also alles prima, denkt der Vermieter und Juri richtet sich auch sehr unkompliziert ein und legt Adas Therapedinge ihr fein säuberlich auf ihr Bett. Ada ist entsetzt über diesen Störfaktor auf ihrem „Leidensweg“ und beginnt zuerst mit Störmanöver gegen den Eindringling. Sehr frech und böse beschreibt Simone Lappert dies und auch wie Juri sich widerum an ihr rächt.
Zum Glück hat Ada einen Freundeskreis im Haus und vom Beruf her, so dass sie von dieser Seite Unterstützung und neue Tipps bekommt. Aber eigentlich ist Juri ein ganz normaler junger Mann, der Ada aus dem Schlamassel herausziehen könnte und Ada entwickelt immer mehr Zuneigung zu ihm, wenn da nicht mehrfach in der Woche morgens fremde Frauen aus seinem Zimmer kämen.

CIMG1361

Simone Lappert hat einen gekonnten Roman veröffentlicht, der von der Grundstruktur nicht von einem herkömmlichen Beziehungsroman (sagen wir ruhig Liebesroman) abweicht, der aber voller Esprit, literarischen Bildern und Ideen ist, der immer wieder ein sprachliches Feuerwerk zündet, dass er sich von der obengenannten Buchkategorie weit absetzt.
Ein großes Vergnügen.

Simone Lappert liest auf „zehnseiten“:

http://zehnseiten.de/de/buecher/detail/simone-lappert-wurfschatten-457.html

Samstag

CIMG1303

Heute haben
George Bernard Shaw * 1856
André Murois * 1885
Aldous Huxley * 1894
und halt auch Mick Jagger * 1943
Geburtstag
___________________

Als kleines Geburtstagsgeschenkle für olle Mick.
Einfach schön, wie Charlie rumlümmelt und Mick nichts von solchen Shows von alten Männern hält.
Aber: Monty Python waren halt auch ruckzuck ausverkauft.
Viel Vergnügen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=jcsVz6jo5MM]
____________________

CIMG1305

Mondfotos habe ich im Moment leider keine, dafür aber vom gestrigen Sonnenuntergang und vom heutigen Morgenrot.

Mond

„Siehst du den Mond?“
Gedichte aus der deutschen Literatur
Hrsg.: Dietrich Bode
Reclam Verlag € 6,00

Was ne Sammlung. 150 Mondgedichte von 80 AutorInnen. Und dabei hat der gute alte Mann (s.Mick Jagger) auch schon besserTage erlebt. Oder vielmehr alle Höhen und Tiefen. War er vor langer Zeit einfach ein Beiwerk zur Sonne, die die Dichtung beherrschte, entdeckten ihn die deutschen Romantiker und waren ganz verrückt nach ihm. Als dann Ende der 60er Jahre der erste Mensch den Mond betrat, war es mit dem Mythos irgendwie vorbei. Aber nur gut, dass wir jetzt schon wieder Mondkalender in allen Formaten im Laden haben. Seine geschäftliche Vermarktung hat sehr zur Belebung der Wirtschaft beigetragen und wir wissen nun, wann wir den Rasen zu mähen haben, wann wir zum Frisör müssen und wann, welche Pflanzen zu gießen sind.
Hier ein paar Gedichte aus dem Buch und wir beginnen gleich mit einem Gedicht von Max Dauthendey, den wir gestern auf unserer Geburtstagsliste hatten.

CIMG1306

Spuren des Mondes

Wir gehen den Spuren des Mondes nach,
Unsere Schatten zeichnen sich nur schwach,
Sind wie dunkle Geister, die uns begleiten,
Die auf den Fersen uns folgen zu allen Zeiten.
Ein Baum steht am Weg mit dunklem Dach,
An dem der Mond sich leicht anlehnt.
Unterm Baum sitzt die Sehnsucht unendlich wach,
Und ihr Schatten sich rings um die Erde dehnt.
Der Mond läßt hinter sich den Wald, der ist blau,
Und das Kleefeld, das blinkt voll Blätter und Tau.
Die Nachtluft, die lautlose Seufzer trinkt,
Hin unterm Mond auf das Kleelager sinkt.
Der Sehnsucht, der ist kein Weg zu rauh,
Und ihren Wegen kein Ende winkt.

Friedrich Gottlieb Klopstock
Die Sommernacht

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüthe nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Todten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!

CIMG1307

Christian Felix Weisse
Die Nacht.

Der schöne Mond! still grüßt er mich!
Die jungen Blumen schließen sich,
Der Büsche kleine Sänger schweigen:
Nur an dem nahen Wasserfall
Schlägt die verliebte Nachtigall:
O möchte sich ietzt Thyrsis zeigen!

Doch nein: – welch einen süßen Schmerz
Singt Philomel schon in mein Herz,
Es schmilzt bey ihren sanften Klagen:
Wenn Thyrsis käm, ach wenn er käm,
Mich küssend in die Arme nähm,
Was könntest Du nicht wagen?


Arno Holz
Hinter blühenden Apfelbaumzweigen

Hinter blühenden Apfelbaumzweigen
steigt
der Mond auf.

Zarte Ranken…blasse Schatten
zackt
sein Schimmer…in den Kies.

Lautlos…fliegt ein…Falter.

Ich wandle wie…trunken…durch sanftes Licht,
die
Fernen…flimmern.

Selig silbern
blitzt
Busch und Gras.

Das
Tal verblinkt…die…Welt versinkt;
aus
weichstem Dunkel,
traumsüß flötend, schluchzend, jubelnd,
mein
Herz schwillt über,
die
Nachtigall!

CIMG1308

Und der gute Goethe will einfach nur küssen.
Vollmondnacht

Herrin, sag, was heißt das Flüstern?
Was bewegt dir leis die Lippen?
Lispelst immer vor dich hin,
Lieblicher als Weines Nippen!
Denkst du deinen Mundgeschwistern
Noch ein Pärchen herzuziehn?
»Ich will küssen! Küssen! sagt ich.«

Schau‘! Im zweifelhaften Dunkel
Glühen blühend alle Zweige,
Nieder spielet Stern auf Stern;
Und smaragden durchs Gesträuche
Tausendfältiger Karfunkel;
Doch dein Geist ist allem fern.
»Ich will küssen! Küssen! sagt ich.«

Dein Geliebter, fern, erprobet
Gleicherweis im Sauersüßen,
Fühlt ein unglücksel’ges Glück.
Euch im Vollmond zu begrüßen.
Habt ihr heilig angelobet,
Dieses ist der Augenblick.
»Ich will küssen! Küssen! sag ich.«

Freitag

CIMG1285

Heute haben
Max Dauthendey * 1867
Elias Canetti* 1905
Paul Watzlawick * 1921

Geburtstag
_____________________________

Heinrich Heine
Ich hab Euch im besten Juli verlassen

Ich hab Euch im besten Juli verlassen,
Und finde Euch wieder im Januar;
Ihr saßet damals so recht in der Hitze,
Jetzt seid Ihr gekühlt und kalt sogar.

Bald scheid ich nochmals, und komm ich einst wieder,
Dann seid Ihr weder warm noch kalt,
Und über Eure Gräber schreit ich,
Und das eigne Herz ist arm und alt.
________________________

 Warnung: Dieses Buch ist unerhört wild!

Tiger

Peter Brown: „Herr Tiger wird wild“

Originaltitel: Mr. Tiger goes wild
Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael GutzschhahnBilderbuch ab ab 3 Jahren
cbj Verlag  € 13,99
 
Das ist ein wahre Freude solch ein schönes Bilderbuch in die Hand zu bekommen. Prima auch, dass es nicht, wie so viele amerikanischen Bilderbuch in China, sondern hier in Deutschland gedruckt worden ist. Und wie Sie schon in der kleinen Animation sehen, gaben sich die Buchhersteller viel Mühe. Hinter dem Buchumschlag versteckt sich ein knallgrelles Tigerfell. Achtung wilder Tiger!
CIMG1301
Mich erinnert Peter Brown in seiner Maltechnik etwas an Jon Klassen, den ich schon mehrfach hier vorgestellt habe. In dem Videointerview unten können Sie sich ein Bild von seiner Technik machen. Nehmen Sie sich die 5 Minuten Zeit und Sie werden bemerken, dass plötzlich Matisse Pate gestanden hat, dass sich in den horizontal stehenden Häuser, Kamine und anderen Tiere, Herr Tiger plötzlich querstellt. Grandios diese Skizzen und der Weg, wie es zum fertigen Buch kommt.
CIMG1299CIMG1300
Herr Tiger hat es nämlich satt, immer nur angepasst zu sein. Mit steifem Hut auf dem Kopf und eingeschnürt in seinen Anzug. Er beschließt, wild zu werden, seinen eigenen Weg zu suchen (da fällt mir der Buchtip von gestern wieder ein und Herr Wunderlich, der zwar nicht wild wird, aber seinen Weg geht) und frei zu sein. Seine Mitmenschen, äh -Tiere sehen das mit großem Erstauen und können es nicht fassen,was aus ihrem Mitbewohner wird. So springt er von links in einen Brunnen und kommt rechts ganz ohne Klamotten als richtigerTiger wieder heraus. Peter Brown spielt mit reduzierten architektonischen Elementen, mit Planzenformen, mit Farben und Strukturen und verstärkt damit die Veränderung von Herrn Tiger, der sich im Urwald wiederfindet. Als er seine Freunde vermisst und es ihn eines Tages wieder zurück nach Hause zieht, hat sich auch das Leben dort verändert.
„ROOOAAAAR“
„Jetzt hat Herr Tiger das Gefühl, er selbst sein zu können“ und er läuft auf allen Vieren mit Anzug, Fliege und Zylinder verträumt und lächelnd durch die Straßen und sitzt im Blumenhemd auf seinem Hausdach.
Vielleicht ist das auch das ideale Geschenk für verschiedene Freunde und nicht nur für Kinder ab 3 Jahre.

 

Leseprobe

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zYEtFEHlaik]

Donnerstag

Heute haben
Alexandre Dumas * 1802
Frank Wedekind * 1864
Hermann Kasack * 1896
Banana Yoshimoto * 1964
Geburtstag
______________________

Werner Färber
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (aus: DER MOPS IM CONTAINER):

DAS WALROSS CCXLIX

Trotz des Specks gleitet das Walross
anmutig durch alle Wellen,
um gleich als mächtiger Koloss
elegant an Land zu schnellen.

Wenn es sich dann am Strand bewegt,
sieht man seine Schwarte schwabbeln.
Erst lang nachdem sich’s hingelegt,
hört die Speckschicht auf zu wabbeln.
_________________________

Ein kleine Werbung für die Kinoverfilung von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ und eigentlich eine große Werbung für das Buch. Jawoll!

[youtube=http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=JFEHt4piP9M]
__________________________

Was ist das denn? Was hat sich denn Marion Brasch denn dabei gedacht? Nach ihrem Erstlingswerk vor zwei Jahren („Ab jetzt ist Ruhe“), in dem sie über ihre Familie Brasch schreibt und uns einen einzigartigen Einblick in diese Familie aus Ostdeutschland gewährt, mit ihren großen Brüdern, ihren Eltern, der Politik, der Kunst und der Zerissenheit. Und jetzt so etwas!
Aber: Es funktioniert. …. Und wie!

CIMG1289

Marion Brasch: „Wunderlich fährt nach Norden“
S.Fischer Verlag € 19,99

CIMG1292

Wie gesagt, er ist der unglücklichste Mensch. So denkt er. Gebacken bekommen hat er noch nicht richtig viel in seinem Leben. Bildhauer wollte er werden. Aber eine dauernde Sehnenscheidenentzündung hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als ihn nun aber seine Frau Marie für einen anderen verlässt, für einen, der weiss wo es lang geht, kommt er nicht mehr weiter. Doch er weiss es, oder auch nicht. Er zögert und überlegt und macht es dann doch. Er packt seinen Rucksack und möchte nach Norden. Geld ist abgehoben, eine Fahrkarte für einen Monat ist gekauft. Es kann losgehen.

Für gewöhnlich zeigte das Telefon einen Namen oder wenigstens eine Nummer an, wenn es Nachrichten übermittelte. Doch da stand nur Anonym. Und Anonym hatte ihm eine Nachricht geschickt. „Guck nach vorn.“ Mechanisch folgte Wunderlich dieser Aufforderung und schaute nach vorn. Im Haus gegenüber waren inzwischen alle Lichter erloschen, und die Stadt führte ihre üblichen schlaflosen Selbstgespräche.
„Warum tust du das, Marie?“, wandte er sich traurig an sein Telefon und wollte es gerade wieder in seine Hosentasche stecken, als es erneut brummte. „Ich bin nicht Marie.“

Das Telefon (das den Namen „Anonym“ bekommt, da es sich also solches auf dem Display meldet) ist die Stimme aus dem off, die ihn leitet, ihm Ratschläge gibt („Guck nach vorn“) und ihm allwissend vorhersagt was mit den Personen geschehen wird, mit denen er gerade in Kontakt ist. Wunderlich kommt aber nicht weit, sein Ausweis ist abgelaufen und die Schaffnerin akzeptiert zwar seinen gültigen Fahrschein, wirft ihn aber wegen des Ausweises aus dem Zug. Wunderlich trifft in dieser, ihm unbekannten Stadt, oder Dorf auf besondere Menschen. Einer, der ihn einer ehemaligen Kneipe haust und Fahrräder repariert, auf einen wirklichen Wirt, den Schönen Ringo, auf Lennon Lederjacke, und auf Toni, einem Mädchen, das in einem Bauwagen wohnt und mit dem Moped durch die Gegend zieht. Mit ihrer berlinerischen schnoddrigen Sprache zieht sie ihn aus seiner Lustlosigkeit, sie macht ihm Mut, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen. Aber so einfach ist das nicht. Sein Handy ist immer noch seine größte Stütze. Es gibt ihm immer noch sibyllinische Tipps, die sich immer als wahr herausstellen. Wunderlich stellt dank Toni fest, dass der Bahnhof, an dem er ausgestiegen ist, gar nicht existiert, dass es im Wald ein Wunderharz gibt, das alle Wunden heilt, bei Dauereinnahme das Gedächtnis aber auch ausschaltet. Er erfährt von ihrer Trauer, ihrem Verlust und kann endlich loslassen und aus sich herausgehen. Er wird verprügelt, kommt unter die Räder und steht wieder auf. Er landet im Krankenhaus, mitten in der Nacht im Wald und beim Baden im See. Er merkt, dass es auch ein anderes Leben gibt, als sein bisheriges.
Es ist eine Magical Mystery Tour, ein Road Movie der besonderen Art, ein Sommernachtstraum, der einige Tage anhält.
„Ich habe keine Erklärung für die Dinge, die da passieren. Ich habe sie nur aufgeschrieben.“, sagt Marion Brasch dazu und überlässt es uns, diese Geschichte zu interpretieren. Überall tun sich neue Geschichten auf – Geschichten von Liebe, Schmerz und Verlust, aber auch von Hilfsbereitschaft, menschlicher Wärme und der Skurrilität des Alltags. Es ist ein Roman geworden voller besonderer Redewendungen und unglaublichen Windungen in der Handlung, ein Roman, in dem wir versinken können, wenn wir uns auf das Spielchen der Autorin einlassen, wohl wissend, dass „Anonym“ Welten von einem Ratschlaggeber wie Coelho entfernt ist. Und das ist auch gut so.

CIMG1293

Leseprobe

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=ywsY5tpXpGk]

Mittwoch

CIMG1284

Heute haben
Raymond Chandler * 1888
Elio Vittorini * 1908 (siehe unten)
Hubert Selby * 1928
Alex Capus * 1961
Kai Meyer * 1969
Thea Dorn * 1970
Geburtstag.
Gestern hatte ich Arno Geiger und Oskar Maria Graf vergessen.
______________________

Lesen Vittorinis „Gespräch in Sizilien“, wenn es Sie im Urlaub dorthin verschlagen sollte. Ein großes Stück Weltlitertaur aus den 30er Jahren.
______________________

0429

Stewart O’Nan: „Die Chance“
Aus dem Englischen von Thomas Gunkel
Rowohlt Verlag € 19,95
als eBook € 16,99
als Hör-CD gelesen von Christian Brückner € 24,99
als englisch sprachiges Taschenbuch „The Odds. A Love Story“ € 12,99

Ganz neu auf unserem Büchertisch liegt nun endlich der neue Roman von Stewart O’Nan. Und wieder verblüfft er mit seiner Geschichte. War erfrüher der Typ, der harte Geschichten erzählte, wird er von mal zu mal ruhiger und einfühlsamer mit seinen Personen. Er lässt uns teilhaben am Leben einer alten Dame, wie in seinem letzten Roman, oder nimmt uns mit auf eine letzte, verzweifelte Reise eines langverheirateten Paares, das sich komplett verschuldet hat und nur noch den Ausweg sieht, sich in der Spielbank das nötige „Kleingeld“ zu besorgen.
Gemeinsam machen Marion und Art Fowler eine Pauschal-Busreise zu den Niagarafällen, wohin sie dreißig Jahre zuvor auch ihre Hochzeitsreise führte. Im Gepäck befindet sich ihr gesamtes Barvermögen, denn Art glaubt zu wissen, wie man beim Roulette gewinnen kann. Sie schmuggeln das Geld nach Kanada ein, wechseln es in Jetons und beziehen in einem Casino eine teure Hochzeitssuite, die sie sich leisten, weil es ja ohnehin egal ist. Sie haben nichts mehr zu verlieren. Gleichzeitig plant Art die Scheidung nach diesem Wochenende. Er aus finanziellen Gründen, damit nicht beiden alles genommen werden kann. Sie sieht darin jedoch eine persönliche Befreiung.
O’Nan nennt seinen Roman eine Liebesgeschichte, was sie tatsächlich auch ist. Denn sein Ton ist nicht derjenige, der mit dem Seziermesser an die Sache herangeht und eiskalt dieses Paar auseinandernimmt und sie vor dem Nichts zurücklässt. Nein, es ist fast heiter, etwas skuril und liebenswert, wie er die Episoden an den Niagarafällen, im Bus und im Hotel in Worte fasst. Obwohl Marion Art sich nicht mehr viel zu sagen haben, obwohl Marion die Annäherungsversuche ihres Mannes eher lästig sind, obwohl ihre Ehe und ihr weiteres Leben auf der Kippe stehen, hält O’Nan zu ihnen und schreibt einen fast tröstlichen Roman über Zuversicht, Hoffnung und „Die Chance“, die einem im Leben oft bleibt.So nutzen die beiden diese Gelegenheit, setzen ihr komplettes Barvermögen an diesem Wochenende in der Spielbank ein.

Leseprobe

Dienstag

Vorwort und Richtigstellung:
Das geht ja gut los!
Die Geburtstagseinträge von heute sind natürlich die Geburtstage von gestern und vorgestern.
Ich bin wohl mit einem Bein noch im Urlaub.
Also ab morgen dann wieder im Takt. So hoffe ich!
_____________________________

CIMG1191

Nach einer langen Blogpause, geht es heute wieder los. Eigentlich dachte ich, dass ich mich von unterwegs ab und an mal auf dieser Seite melde, habe es dann doch nur geschafft einige Bücherfotos auf unseren Bilderblog jastram.tumblr.com zu stellen. Diese freien Tage waren so ausgefüllt, dass ich kaum zu meiner eigenen Leküre gekommen bin und weit hinter meinem vorgenommenen Lesepensum geblieben bin. Dafür bin ich jetzt Experte in Sachen Lakritzbande. Aber dazu später.
________________________________

Heute haben Geburtstag:

Hans Fallada * 1893
Ernest Hemingway * 1899
Mohammed Dib * 1920
Brigitte Reinmann * 1933
Michael Kumpfmüller *1961
Franka Potente * 1974

Gestern hatte Uwe Johnson seinen 80.Geburtstag. Er wurde am 20.7.1934 geboren und starb am 14.2.1984. Aus diesem Grund wollen wir am Donnerstag, den 21.August ab 19 Uhr bei uns in der Buchhandlung eine Marathonlesung aus seinem Buch „Jahrestage“ veranstalten. Das heisst, wir wollen in einer guten Marathonzeit von 3:30 von Beginn des Buches lesen und schauen, wie weit wir kommen. Es haben sich schon einige Menschen bereiterklärt, ein 10-Seiten-Stück zu übernehmen. Vielen Dank dafür! Wenn Sie auch Lust haben, mitzumachen – bitte melden.
Wie das dann alles genau ablaufen soll, weiss ich auch noch nicht, da wir so etwas noch nie gemacht haben.
Ich bin gespannt.
_____________________________

Mein Buchtipp zum Beginn der Sommerferien in Baden-Württemberg, die demnächst beginnen werden:

20140716-182419-66259980.jpg

Julian Press:Finde den Täter
Die kniffligsten Ratekrimis
Verlag cbj € 10,00

Der Verlag schreibt „ab 10 Jahren“, ich habe es mit meiner 8 jährigen Enkelin gelesen und es hat wunderbar geklappt.

Julian Press hat das „Erbe“ seines Vaters übernommen, der mit den „Abenteuer der Schwarzen Hand“, das es immer noch im Ravensburger Verlag gibt und dem ich schon aufgewachsen bin, der Erfinder dieser Art von Buch war, und führt mit anderen Personen diese  Ratekrimis fort.
Jeder Fall ist auf mehrere Seiten aufgeteillt und besteht aus einem Leseteil auf der linken Seite und einem Bilderrateteil auf der rechten Seite. Der Text endet mit einer Frage, die gelöst werden kann, in dem man auf dem Wimmelbild das Gesuchte findet. Die Lösung gibt es dann auf der nächsten Textseite. Usw usw. Sie werden schnell merken, dass darin ein großes Suchtpotential steckt und gleichzeitig haben die kleinen LeserInnen eine schöne Abwechslung von Lesen, Suchen, Finden. Zum Vorlesen eignen sich diese Bücher ausgezeichnet und uns Erwachsenen hat es immer einen riesigen Spaß gemacht, die versteckten Dinge auf den Bildern zu finden.

20140716-182421-66261565.jpg

Der hier vorgestellte Band enthält die beiden Einzelbände „Der Fluch des schwarzen Schützen“ und „Geheimbund Rote Koralle“, ist ein schönes Großformat mit 120 Bildern.

lakritzbande_12884

Die Lakritzbande – Wer ist das?
Jeden Tag kamen Philipp, Flo und Carolin auf dem Weg zur Schule am Süßwarengeschäft in der Taubengasse Nr. 23 vorbei, um hier bei Leo ihre Leckereien für die Schulpausen zu kaufen. Auch Kriminalkommissar Lars teilte die Vorliebe für die Lakritzstangen. Außerdem hatten alle eine Vorliebe für die Schnüffelei, für ungelöste Detektivfälle. So beschlossen sie im Lagerraum über Leos Lakritzladen ein Detektivbüro einzurichten. Es war das Taubenatelier im ersten Stock, direkt unter dem ausgebauten Dachboden gelegen.
Und es geht Schlag auf Schlag. Kaum ist ein Fall gelöst, stolpern die drei schon über etwas neues Mysteriöses und lassen uns bei ihren Entdeckungen teilhaben.

Carolin, kurz Caro, ist sportlich ein Ass und sie kombiniert blitzschnell.
Florentin ist der Kleinste von allen. Deshalb wird er Flo genannt.
Philipp beherrscht die Vogellaute. Sein treuester Begleiter ist Coco, der Kakadu.
Dies sind die drei Schüler, die mit den beiden Erwachsenen Leo und Lars die Lakritzbande vervollständigen.

Ein großer Spaß für alle, ein Stück Leseförderung für lesefaule Jungs und Lesefutter für lange Autofahrten. Nur gut, dass Herr Press schon einige Bände veröffentlicht hat.

Hier geht es zu einer Leseprobe.

Donnerstag

Heute haben
Marcel Proust * 1871
Paul Wühr * 1927
Alice Munro * 1931
Kurt Bartsch * 1937
Jorge Volpi * 1968
Geburtstag.
Das ist mal ein Wort Proust und Munro an einem Tag.
_____________________

Heute morgen geht es nicht nach Ulm in den Buchladen, sondern in die Uckermark zum Hochzeitsfest der Tochter und dann weiter für ein paar Tage auf Usedom. Wundern Sie sich also nicht, wenn hier nicht täglich neue Tipps veröffentlicht werden. Sommerpause, sozussagen.
Wenn Sie jedoch auf unseren Fotoblog klicken, dann bekommen Sie literarische Eindrücke, wenn mir etwas vor die Kamera kommt.
Und passend zum Urlaub stelle ich Ihnen dieses witzig erzählte und frech illustrierte Kinderbuch vor, das gekonnt mit Erwartungen von Kindern spielt.

Valentin

Sarah Michaela Orlovsky: „Valentin, der Urlaubsheld“
Michael Roher (Ill.)
128 Seiten, durchgehend s/w illustriert
Picus Verlag € 13,90
ab 6 Jahren

Urlaub ist das, was du daraus machst!

Valentin träumt sich in den letzten Schulstunden in seinen soooo ersehnten Urlaub am Meer, das er noch nie gesehen hat. Die Lehrerin erwischt ihn dabei, da sie behauptet, alles zu erkennen und zu wissen. Aber Valentin ist das egal.
„Aber eines weiß sie nicht: Valentin hat schon die Badehose an. Sobald es läutet, ist er hier weg.“
Auf der Fahrt ans Meer erträumt er sich seinen super Urlaub, wie er nicht besser sein könnte. Wenn wir allerdings auf die Illustrationen schauen, merken wir wir, dass das wohl nicht immer der Realität entspricht. Egal! Der Weg ist das Ziel und seien es 1.600 km. Endlich schläft Valentin ein und wacht am Meer auf. Es ist geschafft. Aber, auch wenn er sich exakt vorbereitet hat, irgendwas läuft immer schief und so langsam sackt seine Stimmung immer tiefer ab. Papa bekommt eine Magen-Darm-Verstimmung und Mama hat Kopfweh, weil ihr ein Sonnenschirm auf die Strin geknallt ist. Das Essen ist auch nicht das, was Valentin mag. Immer nur Fisch. Wo bleiben die Pommes? Das Meer ist zu salzig, die Tempelruinen zu langweilig.
Als es schon fast nicht mehr schlimmer kommen kann, trifft der Áris und seine Stimmung erreicht die höchsten Höhen. Doch dann ist der mit einem Mal verschwunden und Valentin erkennt, wie wichtig Freundschaft ist und dass sie manchmal ganz schön auf die Probe gestellt wird. Aber: Ich verrate nicht zuviel – es gibt ein Happyend.
Ein geniales, witziges, hintergründiges Vor-Lesebuch – genau passend zur beginnenden Urlaubszeit.

Sarah Michaela Orlovský, Jahrgang 1984, in Oberösterreich geboren, hat ihr Notizbuch an der Uni Wien sowie in Sambia, Armenien, Äthiopien, der Slowakei und Ruanda gefüllt. Seit Neuestem erprobt sie die Eigenheiten des sesshaften Lebens in Vöcklabruck. Dort geht sie zum Arbeiten ins Jugendzentrum und zum Nachdenken in den Wald.

Michael Roher, geboren 1980 in Niederösterreich, Ausbildung zum Sozialpädagogen in Wien. Arbeitet als Spiel- und Zirkuspädagoge mit Kindern und Jugendlichen. Als bildender Künstler ist er Autodidakt. Sein erstes Bilderbuch, »Fridolin Franse frisiert«, wurde mit vier großen Preisen ausgezeichnet. 2011 erschien im Picus Verlag »Zu verschenken«, 2012 »Zugvögel«, 2013 »Papilios Welt« (gemeinsam mit Elisabeth Steinkellner).