Heute haben Marie Luise Kaschnitz * 1901 Kurt Marti * 1921 Norman Mailer * 1923 Kenzaburo Oe * 1935 Geburtstag
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Jaaaa, ein neues Buch von Jon Klassen.
Schauen Sie sich bitte den Buchtrailer an. Mit der unterlegten Musik ist das doch ein kleines Kunstwerk. Und bitte achten sie auf die Augen der beiden Schildkröten.
Jon Klassen: „Wir haben einen Hut„ Aus dem Englischen von Thomas Bodmer NordSüd Verlag € 16,00 Bilderbuch ab 4 Jahren
Endlich gibt es ein weiteres Hut-Bilderbuch. Dieses Mal sind es zwei Schildkröten, die einen Hut finden. Einen halt. Also nur einen und nicht für jeden einen. Was tun? Die eine Schildkröte träumt, daß jeder von ihnen einen Hut aufhat. Die andere Schildkröte ist jedoch hellwach und wir wissen (noch) nicht, was sie vorhat. Jon Klassen hat wieder ein großartiges Werk geschaffen. Mit sehr wenigen Mitteln, mit einer einfachen Geschichte und wenig Text trifft er voll ins Schwarze. Und alleine die Augen der beiden Tiere. Wie sie sich hin und her bewegen, wie sie die Gedanken der beiden andeuten ist wahrlich meisterhaft.
Hier die anderen beiden Hut-Bilderbücher und sein super „Dunkel“-Buch.
_______________________ Werner Färbers Ungereimtheit der Woche Keine Kuschelkatze CCCXXXVI
Hat die süße kleine Mieze keine Lust auf Nähe, flieht se um diese und um jene Ecke, auf dass sie sich vor dir verstecke.
Heute haben Colette * 1873 Hermann Kesten * 1900 Hermann Peter Piwitt * 1935 David Lodge * 1935 Anselm Glück * 1950 Arnuldur Indridason * 1961 Geburtstag
Hilfe! Mein PC geht nicht mehr und das Bloggen wird nun schwierig. Was ich Ihnen jedoch nicht vorenthalten will, ist die erste Seite des neuen Romans von Paul Auster, der insgesamt 1.300 Seiten hat. So einen Einstieg habe ich selten gelesen und da ich ja ein großer Freund von ersten Seiten bin, kommt sie jetzt auch für Sie:
1.0 Der Familienlegende zufolge verließ Fergusons Großvater, versehen mit hundert Rubeln, die ins Futter seines Jacketts eingenäht waren, zu Fuß seine Heimatstadt Minsk, gelangte über Warschau und Berlin nach Hamburg und buchte dort die Überfahrt auf einem Schiff namens Kaiserin von China, das bei rauen Winterstürmen den Atlantik überquerte und am ersten Tag des zwanzigsten Jahrhunderts im New Yorker Hafen einlief. Auf Ellis Island, beim Warten auf die Befragung durch einen Einwanderungsbeamten, kam er mit einem anderen russischen Juden ins Gespräch. Der Mann riet ihm: Vergiss den Namen Reznikoff. Der wird dir hier nichts nützen. Du brauchst einen amerikanischen Namen, einen, der sich gut amerikanisch anhört. Da das Englische für Isaac Reznikoff im Jahr 1900 noch eine Fremdsprache war, bat er seinen älteren, erfahreneren Landsmann um einen Vorschlag. Sag ihnen, du heißt Rockefeller, sagte der Mann. Damit kannst du nichts falsch machen. Eine Stunde verging, und noch eine, und als der neunzehnjährige Reznikoff endlich bei dem Einwanderungsbeamten an die Reihe kam, hatte er den Namen, zu dem der Mann ihm geraten hatte, längst wieder vergessen. Ihr Name?, fragte der Beamte. Der müde Einwanderer schlug sich verzweifelt an die Stirn und platzte auf Jiddisch heraus: Ich hob fargessen! Und so begann Isaac Reznikoff sein neues Leben in Amerika als Ichabod Ferguson. …
Heute haben Lewis Carroll * 1832 Ilja Ehrenburg * 1891 Mordecai Richler * 1931 Ismail Kadaré * 1936 und Benjamin von Stuckrad-Barre * 1975 Geburtstag ____________________________
Heute im Duden Gedichte Kalender:
Emanuel Geibel
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Gebärden, Und streut er Eis und Schnee umher, Es muß doch Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht Sich vor den Blick der Sonne, Sie wecket doch mit ihrem Licht Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht, Mir soll darob nicht bangen, Auf leisen Sohlen über Nacht Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf, Weiß nicht, wie ihr geschehen, Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf, Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar Und schmückt sich mit Rosen und Ähren, Und läßt die Brünnlein rieseln klar, Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag, O Herz, gib dich zufrieden; Es ist ein großer Maientag Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut, Als sei die Höll‘ auf Erden, Nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden.
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Ein Jugendbuch, das auch für ältere Jugendliche passen wird. Es geht um Gerüchte, Vorurteile, Lügen, m Mut und Zivilcourage. Also genau um das, was im Moment, in der Gegenwart und vor jeder Haustüre gefragt ist. Die amerikanische Autorin Lauren Wolk läßt ihren Roman im Zweiten Weltkrieg in den USA spielen. In einer ländlichen Gegend in der Nähe der Wolfsschlucht („Wolf Hollow“ so auch der Originaltitel). Im Mittelpunkt steht Annabelle, die behütet mit ihren kleineren Brüdern im Kreis ihrer Familie lebt. Als das Mädchen Betty von der Stadt aufs Land geschickt wird, weil sie als schwieriges Kind hier bei ihren Großeltern wieder in die Spur gebracht werden soll, überstürzen sich die Ereignisse. Zuerst ist es ein Stock, der Annabelle trifft, dann die Hand, die sich um den Hals eines Vogels schließt, und schließlich der gespannte Draht, der für James (den kleinen Bruder von Annabelle) lebensbedrohlich wird. Annabelle beginnt zu lügen und ihren Eltern nicht die Wahrheit zu sagen. Sie versteckt den großen blauen Fleck und denkt, daß sie schon alleine klar kommt mit Betty, die sich mit allen anlegt. Nur einen Jungen findet sie, der mit ihr durch die Gegend zieht. Annabelle durchschaut die falschen Anschuldigungen, die Betty verbreitet, erkennt das Lügengebäude, kann es aber (noch) nicht ihren Eltern anvertrauen. Als sich die Vorwürfe gegen den Eigenbrödler Toby richten, der schwer traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekommen ist und ganz alleine im Wald lebt, wird Annabelle klar, daß sie etwas machen muß. Toby ist das typische Opfer, auf dem man alles abladen kann. Doch Annabelle und ihre Eltern kennen ihn und wissen, daß von ihm keine Gefahr ausgeht, wie es Betty verbreitet. Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr verraten, außer daß Lauren Wolk hier ein sehr spannender Jugendroman gelungen ist, der voller Dramatik ist und die Finger genau auf die Wunde unserer Zeit legt. Ein schonungslos und zugleich wunderschön erzählter Roman über die Bedeutung von Freundschaft und Gerechtigkeit.
Heute haben
Antonio Pennacchi * 1950
Jochen Missfeldt * 1941
und Achim von Arnim * 1781
Geburtstag
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Georg Trakl
Der Schlaf
Verflucht ihr dunklen Gifte, Weißer Schlaf! Dieser höchst seltsame Garten Dämmernder Bäume Erfüllt von Schlangen, Nachtfaltern, Spinnen, Fledermäusen. Fremdling! Dein verlorner Schatten Im Abendrot, Ein finsterer Korsar Im salzigen Meer der Trübsal. Aufflattern weiße Vögel am Nachtsaum Über stürzenden Städten Von Stahl.
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Nuria Rial und Valer Sabadus: „Sacred Duets„ Nuria Rial, Valer Sabadus, Kammerorchester Basel Sony CD € 19,99
Endlich sind die beiden Größen der Barockmusik auf einer CD zu hören. Die Sopranistin Buria Rial und der Countertenor Valer Sabadus. Beide zeigen ihre Gesangskunst mit weitgehend unbekannten Arien und Duetten aus Oratorien von u. a. Alessandro Scarlatti, Giovanni Paolo Colonna, Giovanni Gabrieli, Antonio Lotti, Giovanni Battista Bonnoncini, Bernardo Pasquini und Antonio Caldara legt. Unterstützt werden Rial und Sabadus vom Kammerorchester Basel, das für seine historische Aufführungspraxis mit Barockinstrumenten bekannt ist. Es ist nicht das erste Mal, daß ich eine CD der Sängerin hier vorstelle. Ihr glockenheller Klang ist schon sehr bewegend und wenn dann noch die Stimme des Sängers dazukommt, ist das schon etwas Besonderes. Schön auch, daß hier neue Musik zu entdecken ist und nicht nicht schon wieder Händel. Zwar hören wir Scarlatti, aber mit Stücken, die nicht so oft zu hören sind. Im 17.Jahrhundert verbot der damalige Papst seine Musikstücke. Kurzerhand firmierte er sie in geistliche Oratorien um. So blieben uns diese Musikstücke erhalten. Wenn auch unter neuem / falschen Namen. Zwar werden alle Register der Liebe gezogen: so auch Leid, Schmerz und Rachegelüste. Dies war jedoch nichts Ungewöhnliches in der damaligen geistlichen Musik, da viele Komponisten diese Themen unter einem kirchlchen Deckmäntelchen veröffentlichten. So können wir uns zurücklehnen, die Liebesduette der beiden lauschen und uns wundern, was die menschliche Stimme zustande bringt. Leider habe ich kein Musikbeispiel aus der CD gefunden, das ich hier veröffentlichen könnte. Einen Eindruck der Gesangskunst der beiden, zeigen aber auch diese Videos.
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Vielleicht doch ganz dick fett und rot im Kalender notieren, daß Ihnen der Termin nicht untergeht. Sonntag abend im Theater Ulm.
Heute haben Virginia Woolf * 1882 Eva Zeller * 1923 Silvio Blatter * 1946 David Grossman * 1954 Alessandro Baricco * 1958 Geburtstag _____________________
Foto: Florian Arnold
Gestern abend hatten wir ein literarisches Highlight in unserer Buchhandlung. Carlos Peter Reinelt las seinen Text „Willkommen und Abschied„. Die Buchhandlung füllte sich zu einer angenehmen, interessierten Runde. Schön war es auch, daß drei syrische junge Männer sich in die erste Reihe setzten. Sie sind in der Ulmer ADK, um Schauspiel und Regie zu lernen. Nach der Veranstaltung kamen sie und Reinelt ins Gespräch und sie wollen seinen Text in ihr Projekt einbauen. Reinelt war gerade mal 20 Jahre alt, als im August 2015 ein Kühllaster mit Menschen darin, auf der Autobahn abgestellt wurde und alle Flüchtlinge darin erstickten.
Sein Text enstand dann in einem Urlaub in Spanien, wobei er sich über die Form nicht im Klaren war. Er wollte zuerst etwas im Thomas Mann-Stil. Später kam dann das Problem dazu, daß der Mann, der diesen Monolog hält, am Ende des Textes tot ist. So kam er auch parallel auf die Idee der besonderen Gestaltung. Sein Text ist eingerahmt und umrahmt von den Worten „Willkommen und Abschied“. Der Rahmen entspricht den Maßen des Kleinlasters. Und so eingezwängt wird der Text immer dunkler. Bis nur noch schwarz zu sehen ist. Die Schrift ist mal normal, mal groß und fett (wenn der junge Mnn brüllt und schreit) und auch klein und zart (wenn er leiser wird und nachdenkt). Zum Schluß sehen wir nur noch kleine arbaische Schrift. Und so las Carlos Reinelt auch seinen Text vor. Er fragte mich im Vorfeld, ob er auch einen Tisch hätte. Na klar, sagte ich und dachte nicht weiter nach. Daß ein Tisch für seinen Vortrag jedoch sehr wichtig wird, erlebten wir dann später, als er seinen Protagonisten gegen die Wände des Lasters donnern läßt und er dieses Geräusch mit der Faust auf dem Tisch nachahmte. Der Schrecken ist bei uns angekommen, sagte er, und nicht nur in den Nachrichten zu sehen. Genau diese Betroffenheit spürten wir gestern abend in der Buchhandlung. Wir lesen über ertrunkene Flüchtlinge und blättern weiter. Dieser Text, dieser Vortrag, ließ uns das Grauen hautnah erspüren. Totenstille (ja, das Wort trifft wirklich zu) war es nach der halben Stunde, in der Carlos Reinelt gelesen hat. Umso freundlicher wurde danach in kleiner Runde mit dem Autoren diskutiert.
Carlos Peter Reinelt: „Willkommen und Abschied“ Wallstein Verlag € 9,40
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Werner Färbers Ungereimtheit der Woche Kleine Verwechslung
Heute haben ETA Hoffmann * 1776 Edith Wharton * 1862 Vicki Baum * 1888 Eugen Roth * 1895 Geburtstag ____________________________
Heute im Duden Gedichtekalender
Karl Kraus Fahrt ins Fextal
Als deine Sonne meinen Schnee beschien, ein Sonntag war’s im blauen Engadin.
Der Winter glühte und der Frost war heiß, unendlich sprühten Funken aus dem Eis.
Knirschend ergab sich alle Gegenwart, Licht tanzte zur Musik der Schlittenfahrt.
Wir fuhren jenseits aller Jahreszeit irgendwohin in die Vergangenheit.
Was rauh begonnen war, verlief uns hold, ein Tag von Silber dankt dem Strahl von Gold.
Der Zauber führt in ein versunknes Reich. Wie bettet Kindertraum das Leben weich!
Voll alter Spiele ist das weiße Tal; die Berge sammeln wir wie Bergkristall.
Trennt heut die Elemente keine Kluft? Ein Feuerfluß verbindet Erd und Luft.
Wir leben anders. Wenn’s so weiter geht, ist dies hier schon der andere Planet!
Ins Helle schwebend schwindet aller Raum. So schwerlos gleitet nach dem Tod der Traum.
Nicht birgt die Zeit im Vorrat uns ein Weh. Bleicht sich das Haar, so gibt es guten Schnee.
Uns wärmt der Winter. Leben ist ein Tag, da Slivaplanas Wind selbst ruhen mag.
Nicht Ziel, nur Rast ist’s, die das Glück sich gab, hält einmal dieser Schlitten vor dem Grab.
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Martin Luther King: „Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen„ Reden Mit einem Vorwort von Ilija Trojanow Aus dem Englischen übersetzt von Heinrich W. Grosse, Maren Hackmann-Mahajan und Rosemarie Winterberg
„Man beobachtet leider nur allzu häufig, daß Menschen, die zu Zeiten gesellschaftlichen Aufbruchs leben, es versäumen, ihre bisherigen Einstellungen zu überdenken und sich den neuen Ideen zu öffnen. Damit verschlafen sie eine Revolution.“ Martin Luther King
„Wer nun diese Reden […] aufmerksam liest, wird feststellen, daß Martin Luther Kings Vorstellung von Emanzipation weit über das Erkämpfen der Bürgerrechte für eine Minderheit hinausreichte und seine Idee des zivilen Ungehorsams viel mehr war als nur ein Mittel des Protests.“ Ilija Trojanow aus seinem Vorwort, das Sie hier komplett nachlesen können:
Martin Luther King 1929–1968, Baptistenpastor und Bürgerrechtler, war einer der wichtigsten Vertreter der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Kämpfer gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Für sein Engagement erhielt King 1964 den Friedensnobelpreis. Am 4. April 1968 wurde er bei einem Attentat getötet.
Martin Luther King kennen wir als den großen Bürgerrechtler und Verfechter des zivilen Ungehorsams. Keine Gewalt und Pazifismus standen bei ihm ganz oben, obwohl er Gewalt täglich miterlebte und am eigenen Körper zu spüren bekam. In diesen letzten Reden, die die Edition Tiamat in einem großformatigen, illustrierten Buch herausgebracht hat, erkennen wir King auch als großen Visionär und radikalen Utopisten, der unsere Staatsform kräftig hätte ändern wollen. Er analysiert, woher die Unruhen kommen, sieht und benennt die Gründe, warum es in den Brennpunkten der Großstädte zu Unruhen kommt. Er nennt Namen und Institutionen und läßt nicht locker, immer wieder zu betonen, daß ihm sein Leben nicht wichtig ist, daß er aber bis zuletzt für diese Sache kämpfen wird. Er fordert Demonstrierende auf, geschlossen gegen die Staatsgewalt auf die Straße zu gehen. Egal ob Hunde auf sie gehetzt, oder Wasserwerfer eingesetzt werden. Gewalt der Polizei und Gefängnis wollen sie mit „We shall overcome“ erwidern. Seine letzten Reden haben nichts an Aktualität verloren. Die Welt ist durcheinander, sagt er. Es herrscht große Dunkelheit. Aber nur dadurch können wir die Sterne sehen. Hoffnung auf Veränderung schwingt in allen Texten mit. Und wenn wir diese lesen, merken wir, daß sich nicht viel gändert hat, sondern daß die Themen, die Probleme noch dringlicher und heftiger geworden sind. Der Rechtsruck in vielen Staaten und die dazugehörenden Präsidenten lassen nichts Gutes erwarten.
„We must all learn to live together as brothers, or we will all perish together as fools.“
Wir alle müssen lernen, wie Brüder zusammenzuleben, oder wir werden als Narren gemeinsam untergehen.
Die letzte Rede in dem Band ist auch die letzte Rede in Kings Leben, Titel: „Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen.“ Er hielt sie am 3. April 1968, dem Tag vor seiner Ermordung, vor streikenden Müllmännern in Memphis. Selten habe ich so etwas Bewegendes gelesen.
„Nun, ich weiß nicht, was jetzt geschehen wird. Schwierige Tage liegen vor uns. Aber das macht mir jetzt wirklich nichts aus. Denn ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. […] Wie jeder andere würde ich gern lang leben. Langlebigkeit hat ihren Wert. Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt. Ich habe das Gelobte Land gesehen. Vielleicht gelange ich nicht dorthin mit euch. Aber ihr sollt heute Abend wissen, dass wir, als ein Volk, in das Gelobte Land gelangen werden.“
Heute abend bei uns in der Buchhandlung. Ab 19 Uhr ein weiteres brenndendes Thema literarisch verarbeitet. Carlos Peter Reinelt liest aus seinem Text „Wilkommen und Abschied“.
Carlos Peter Reinelt wagt viel in seinem literarischen Erstling. Sein Erzähler ist ein junger Mann, ein Rabauke, einer, dessen erstes Wort »verdammt« lautet und der im Jargon pausenlos Flüche von sich gibt. Vor allem (und von allem) ist er genervt, und erst recht stört ihn die schlechte Luft, die Enge, das Geschrei der Kinder, der Gesang der Mütter. Von Allah redet er dann und von einer Geschichte, die sich in seinem Heimatdorf zugetragen hat. Nicht schön. Der Autor lässt ihn nicht aussprechen, wo er sich befindet, aber wer im Jahr 2015 Nachrichten gesehen und gehört hat, ahnt es bald: In einem dunklen Kasten auf der Ladefläche eines LKW. Hier redet einer um sein Leben; und wie der Autor das mit sprachlichen und graphischen Mitteln gestaltet, wie er im Rhythmus des Sprechens die Worte ins Schlingern geraten lässt, dass sie ihre Bedeutung gewinnen und verlieren und auf andere Art wiedergewinnen, neu buchstabiert werden müssen, umrahmt von Goethes »Willkommen und Abschied« und in Beziehung dazu gesetzt, hat etwas den Atem Verschlagende
Unsere beiden Veranstaltungen in dieser Woche. Carlos Peter Reinelt findet bei uns in der Buchhandlung statt. Beim Abend mit Natalie Knapp sind wir Mitveranstalter. Ort: Haus der Begegnung, Ulm
Dienstag, 24.Januar um 19 Uhr Carlos Peter Reinelt: „Willkommen und Abschied“ In Zusammenarbeit dem dem Literatursalon Ulm e.V. Eintritt € 7,00 / € 5,00 Bei uns in der Buchhandlung
Ein konzentrierter und schockierender Text zum Thema Flüchtlinge und wie wir mit ihnen umgehen.
Carlos Peter Reinelt wagt viel in seinem literarischen Erstling. Sein Erzähler ist ein junger Mann, ein Rabauke, einer, dessen erstes Wort »verdammt« lautet und der im Jargon pausenlos Flüche von sich gibt. Vor allem (und von allem) ist er genervt, und erst recht stört ihn die schlechte Luft, die Enge, das Geschrei der Kinder, der Gesang der Mütter. Von Allah redet er dann und von einer Geschichte, die sich in seinem Heimatdorf zugetragen hat. Nicht schön. Der Autor lässt ihn nicht aussprechen, wo er sich befindet, aber wer im Jahr 2015 Nachrichten gesehen und gehört hat, ahnt es bald: In einem dunklen Kasten auf der Ladefläche eines LKW. Hier redet einer um sein Leben; und wie der Autor das mit sprachlichen und graphischen Mitteln gestaltet, wie er im Rhythmus des Sprechens die Worte ins Schlingern geraten lässt, dass sie ihre Bedeutung gewinnen und verlieren und auf andere Art wiedergewinnen, neu buchstabiert werden müssen, umrahmt von Goethes »Willkommen und Abschied« und in Beziehung dazu gesetzt, hat etwas den Atem Verschlagendes.
Carlos Peter Reinelt geb. 1994 in Lustenau/Vorarlberg. Kolumbianische Mutter, Vater aus Tirol, Gymnasium in Bregenz, Landessiege bei Mathe- und Philosophieolympiaden, Skispringen im Leistungssport-bereich, Rock- und Metalbands, politische Arbeit. Er studiert Deutsch, Philosophie und Psychologie in Salzburg.
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Mittwoch, 25.Januar um 20 Uhr
Natalie Knapp: „Der unendliche Augenblick“ Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind Im Haus der Begegnung
Wenn sich Dinge verändern, fühlen wir uns oft ängstlich und angreifbar. Denn wir müssen Abschied nehmen von Vertrautem, haben aber noch keine Vorstellung davon, was an seine Stelle treten wird. Doch solche Übergänge bieten auch Freiräume, in denen sich etwas entfalten kann.
Die Philosophin Natalie Knapp plädiert daher dafür, Umbruchsituationen nicht möglichst schnell hinter sich lassen zu wollen, sondern sie auf eine neue Art wertzuschätzen, denn es sind Phasen, in denen das Leben mit besonderer Intensität spürbar wird. Sie aktivieren unser schöpferisches Potenzial, lassen uns Entdeckungen und Erfahrungen machen, die uns in ruhigeren Jahren Halt und Richtung geben. Wie wir mit Umbruchserfahrungen umgehen, hat großen Einfluss auf unsere Lebensqualität. Natalie Knapp zeigt, dass in biologischen, persönlichen und historischen Krisensituationen neue Möglichkeiten stecken – und wie die Philosophie uns helfen kann, sie zu erkennen.
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Freitag, 3.Februar um 19 Uhr Diarmuid Johnson:“Pen and Plough“ 20th Century Poets and Bards of Ceredigion Eine Buchpräsentation in Zusammenarbeit mit dem Sprachenzentrum der Universität Ulm Bei uns in der Buchhandlung
Heute haben Ludwig Thoma * 1867 Egon Friedell * 1878 Antonio Gramsci * 1891 Geburtstag ____________________
Heute auf dem Duden Gedichte Kalender
Friedrich von Logau Spruchweisheit
Die süße Näscherei, Ein lieblich Mündleinkuß macht zwar niemanden fett, Stillt aber viel Verdruß. Hoffnung ist ein fester Stab Und Geduld ein Reisekleid, Da man mit durch Welt und Grab Wandert in die Ewigkeit. Weißt du, was in dieser Welt Mir am besten wohlgefällt? Daß die Zeit sich selbst verzehret Und die Welt nicht ewig währet.
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Roald Kaldestad und Bjørn Rune Lie: „Für immer Freunde„ Verlag Kleine Gestalten € 14,90 Bilderbuch ab 6 Jahren
Es regnet und regnet. Seit hunderten von Tagen regnet es. Vielleicht auch nicht in der Realität. Aber für den Jungen in diesem Bilderbuch ist immer schlechtes Wetter, seit seine Freundin mit ihrer Familie in die Stadt gezogen ist und ihn alleine zurückgelassen hat. Nein, alleine ist er natürlich nicht. Seine Eltern kümmern sich um ihn. Sein Vater erzählt ihm Geschichten und bringt ihm Geschenke von seinen fernen Reisen mit. Aber in seinen Gedanken hängt er immer noch an seiner Freundin. Mit ihr konnte er auf Bäume klettern, sie stellte sich den Jungs entgegen, die es auf ihn abgesehen hatten. Dieser Abschied fällt ihm sehr schwer. Was ihn jedoch tröstet, sind die Päckchen, die ab und an von ihr eintreffen. Diese Mal ist es eine Tafel Schokolade, die sie ihm geschickt hat. Hinten drauf hat sie ein Zettelchel geklebt, auf dem zwei Worte stehen, die in ihm sofort wieder Erinnerungen hervorrufen. Als in das leere Haus neue Mieter mit einem Mädchen und einer Katze einziehen, ziehen zumindest die grauen Wolken weiter.
Die beiden Norweger haben sich das Thema Veränderung vorgenommen. Veränderungen im Leben, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen und die sie bewältigen müssen. So ist diese rührende Bilderbuchgeschichte eine einfühlsame Hilfe, mit einer neuen Situation umzugehen und wieder neuen Mut zu bekommen.
Der Norweger Roald Kaldestad ist Musiker mit einer Leidenschaft für Kinderbücher. Kein Wunder: sein Vater Per Olav Kaldestad ist der ehemalige Vorsitzende von Norwegian Writers for Children. Sein Autorendebüt gab Roald Kaldestad im Jahr 2000.
Bjørn Rune Lie studierte am University College Falmouth und arbeitet seit seinem Abschluss 2001 als freischaffender Illustrator; „Für immer Freunde“ ist sein viertes Kinderbuch. Ursprünglich aus Norwegen lebt er heute mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Katze in Bristol.
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Nicht vergessen: Am kommenden Dienstag, den 24.Januar liest bei uns in der Buchhandlung Carlos Peter Reinelt aus seinem Text: „Willkommen und Abschied„. Beginn: 19 Uhr
Heute haben Edgar Allan Poe * 1809 Patricia Highsmith * 1921 Julian Barnes * 1946 Geburtstag. _________________________
Nikolaus Lenau
Bitte
Weil auf mir, du dunkles Auge, Übe deine ganze Macht, Ernste, milde, träumerische, Unergründlich süße Nacht!
Nimm mit deinem Zauberdunkel Diese Welt von hinnen mir, Daß du über meinem Leben Einsam schwebest für und für.
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Wie kann man untere einem Strichcode schlafen? Zu zweit? Wie wird aus einem Teebeutel die gestärkte Weste eines Butlers? Und aus einem Kopfhörer ein mürrisches Gesicht?
Christoph Niemann ist einer der gefragtesten Illustratoren der Welt. In seinem Atelier in Berlin-Mitte gestaltet er Bilder für The New Yorker, Die Zeit und viele weitere renommierte Zeitungen und Zeitschriften. In diesem dicken Buch stellt er einen Querschnitt seiner bisherigen Arbeiten vor. Unglaublich, was in seinem Kopf vorgeht. Er sieht wahrscheinlich sehr viele Dinge einfach doppelt. Die eine Wirklichkeit und das, was das Objekt ja auch noch sein könnte. So wird aus einem Herbstblatt der Kopf eines Mammuts und aus einem Ei auf einem Löffel der Ball und das Bein eines Fußballers, der gerade voll abzieht. Daneben seine Collagen, seine Gummibären-Geschichten und unglaublich gekonnte Aquarelle. Dieses Bild von Manhattan, oder der Rennradler von hinten. Hammer!
Nebenbei erklärt er auch noch warum er aus Manhattan weggezogen ist, da das Leben dort nur mit einem jährlichen Lottogewinn möglich ist und warum er sich in Berlin so wohl fühlt
Ende April erscheint im Diogenes Verlag ein weiteres Buch von Christoph Niemann.
Das gibt es dann auch als Vorzugsausgabe mit einem Originalsiebdruck für € 300,00.
Und wenn Sie sich den neuen Suter genauer anschauen ….das rosa Elefantchen ist auch von Christoph Niemann.