Traditionell zur Weihnacht: Charles Dickens.
„Ein Weihnachtsmärchen„ auch als wunderschöner Adventskalender erhältlich.
Monat: November 2018
Freitag, 30.November
Heute haben
Jonathan Swift * 1667
Theodor Mommsen * 1817
Ippolito Nievo * 1831
Mark Twain * 1835
Winston Churchill * 1874
Thomas Hettche * 1964
Geburtstag
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Theodor Storm
An Theodor Mommsen
Die Welt ist voll von Sommerlüften,
Und ich plädiere im Gericht;
In Aktenstaub und Moderdüften
Versinkt das liebe Sonnenlicht.
So scheidet mich allaugenblicklich
Mein Amt aus dieser Sommerzeit –
Nicht jeder ist, mein Freund, so glücklich
Wie Sie in seiner Tätigkeit.
Wenn Sie in Bummelsehnsuchtsstillung
Sich wärmen nicht im Sonnenlicht,
So schaun Sie als Berufserfüllung
Den schmucken Dirnen ins Gesicht.
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Susanne Link empfiehlt:
Graham Norton: „Ein irischer Dorfpolizist„
Übersetzt von Karolina Fell
Rowohlt Verlag € 12,00
Ganz im Süden Irlands liegt Duneen und Sergeant PJ Collins ist dort der Dorfpolizist.
Hier passiert nie viel, eigentlich garnichts, doch dann werden Menschenknochen gefunden und es kommt ein bißchen Leben nach Duneen und einiges verändert sich.
Diese sogenannte Dramödie ist humorvoll und geistreich und wunderbar zu lesen.
Donnerstag, 29.November
Heute haben
Wilhelm Hauff * 1802
Carlo Levi * 1902
Gerti Tetzner * 1936
Geburtstag
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Wilhelm Hauff
Amor der Räuber
Nach dem Italienischen
Die Unschuld saß in grüner Laube,
Sie hielt ein Täubchen in dem Schoß;
Und Amor kam: »Gib mir die Taube;
Ein Weilchen nur gib deine Taube«,
Die Unschuld ließ sie lächelnd los,
Doch hielt sie Täubchen an dem Band,
Das sich um Täubchens Flügel wand.
Doch kaum hat er die weiße Taube;
So schneidet er den Faden ab;
Und höhnisch lachend mit dem Raube
Entflieht der Räuber aus der Laube
Und nimmer kehrt der lose Knab.
Und als ihr Täubchen nimmer kam,
Ward sie dem Räuber ewig gram.
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Susanne Link empfiehlt:
Jostein Gaarder: „Das Weihnachtsgeheimnis„
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
dtv € 10,95
Alle Jahre wieder liebe ich diese besondere Geschichte im Advent.
Statt morgens Schokolade gibts ein Kapitel:es beginnt am 1.Dezember in der
Abenddämmerung.Joachim und sein Papa brauchen noch einen Adventskalender
und finden einen ganz besonderen im kleinen Buchladen des weißhaarigen
Buchhändlers.
Eine wunderbare Geschichte zum Selberlesen (morgens im Bett) oder zum
Vorlesen abends oder zum Frühstück oder zum Nachmittagstee, genau richtig eben.
Mittwoch, 28.November
Heute haben
William Blake * 1757
Alexander Blok * 1880
Stefan Zweig * 1881
Alberto Moravia * 1907
Geburtstag
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Stefan Zweig
Graues Land
Wolken in dämmernder Röte
Drohn über dem einsamen Feld.
Wie ein Mann mit trauriger Flöte
Geht der Herbst durch die Welt.
Du kannst seine Nähe nicht fassen,
Nicht lauschen der Melodie.
Und doch: in dem fahlen Verblassen
Der Felder fühlst du sie.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:
Urs Faes: „Raunächte„
Mit Illustrationen von Nanne Meyer
Insel-Bücherei € 12,95
Manfred kehrt nach langer Abwesenheit in sein Heimatdorf zurück. Es ist tiefer, kalter Winter. Er nähert sich ganz bewußt zu Fuß durch den tiefen Schnee langsam den ersten Höfen. Begleitet von Erinnerungen an seine Kindheit, der Mutter , die in dieser Zeit, den Raunächten, mit allerlei Kraut und Ritualen die bösen Dämonen verscheucht hatte. Er denkt an seine große Liebe Minna, mit der er diese Wege immer gegangen ist und die sich für seinen Bruder entschieden hat. Er kehrt zurück, um seinen Bruder zu treffen, den er Jahrzehnte nicht mehr gesehen hat, um endlich Frieden mit ihm zu schließen. Ein Streit um den Hof der Eltern hatte sie damals entzweit und Manfred ist nicht mehr zurückgekehrt. Sebastian lebt mittlerweile einsam und zurückgezogen auf seinem Hof, alles ist verschneit, die Fenster verschlossen, nur zarter Rauch aus dem Schornstein verrät den Bewohner. Manfred läßt einen Brief zurück, mit der Bitte um ein Treffen und wartet im nahegelegenen Gasthof auf ihn.
Ein stiller, naturgewaltiger Roman, der mich in verschneite Raunächte entführt und nicht mehr losgelassen hat.
Leseprobe
27.November
Heute haben
Georg Forster * 1754
Pedro Salinas * 1892
Ludwig Fels * 1946
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.
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Sarah Wiltschek empfiehlt:
Carol Rifka Brunt: „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause„
Aus dem amerikanischen Englisch von Frauke Brodd
Eisele Verlag € 22,00
Carol Rifka Brunts Roman taucht ein in das Leben der 14jährigen June und ihrer Familie. June ist anders als andere. Sie würde lieber im Mittelalter leben und verbringt ihre einsamen Nachmittage mit Rollenspielen im Wald. Ihre ältere Schwester Greta dagegen kommt gut zu Recht mit dem Leben, so scheint es: sie ist schön, beliebt und talentiert. Aber sie traktiert June wo sie nur kann.
Die Eltern sind vor allem mit ihrer Arbeit beschäftigt und stolz auf ihre große und besorgt um ihre jüngere Tochter.
Im Zentrum der Geschichte steht der Künstler-Onkel Finn. Junes Patenonkel und ihre erste große Liebe. Warum ihre Mutter ihn so distanziert und unterkühlt behandelt und ihre Schwester ihn offen ablehnt, ist June unbegreiflich. Für sie ist Finn alles: Ankerpunkt und Lehrer, Inspiration und Heimat zu gleich. Sein Aidstod – der absolute Verlust. Doch Finns Tod lässt noch einen anderen allein zurück. Einer, der ebenso leidet wie June. Und als sie sich endlich traut Kontakt zu ihm aufzunehmen, ist das eine Chance für sie und ein Neuanfang für alle.
Brunt legt die Geschichte dieser Familie Schicht und Schicht frei, beleuchtet die dunklen Ecken und zeichnet dann eine unerwartete Wendung.
Ein Roman, der das Leben feiert!
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Die nächsten Veranstaltungen:
Mittwoch, 28.November um 19 Uhr
Bei uns in der Buchhandlung, Eintritt € 8,00
Donnerstag, 29.November um 20 Uhr
Nino Haratischwili: „Die Katze und der General“
Lesung im Roxy Ulm, Eintritt € 12,00
Dienstag, 4.Dezember um 19 Uhr
„Die 1.Seite“ – Weihnachtsspezial
Detlef Surreys Sonntagsskizzen
Liebe Leser der Sonntagsskizzen
Mein Leporello Skizzenbuch „Berlin – The Wall revisited“ ist da!
Auf vierunddreißig Seiten (18 auf der Vorder-, 16 auf der Rückseite) zeigt es in fortlaufender Weise meine Skizzen auf dem Mauerstreifen heute, von der Bernauer Straße im Wedding bis zum Schlesischen Busch in Treptow.
Es gibt Eindrücke und Gedanken wieder, die mir auf der Suche nach der (fast) verschwundenen Mauer begegnet sind.
Texte in englischer Sprache.
Auflage 250 Exemplare. Nummeriert und signiert,
Mehr Informationen bei der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm,
oder direkt auf meinem Blog:
https://detlefsurrey.blogspot.com/2018/11/leporello-berlin-wall-revisited.html
Freitag, 23.November
Heute haben
Marieluise Fleißer * 1901
Paul Celan * 1920
Herbert Achternbusch * 1938
Geburtstag
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Heinrich Seidel, Heinrich (1842-1906)
November
Solchen Monat muß man loben;
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein,
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie naß er alles macht!
Ja, es ist ´ne wahre Pracht.
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und die durcheinanderwirbelt
und sie hetzt ohn´ Unterlaß;
Ja, das ist Novemberspaß!
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Katharina Mahrenholtz und Dawn Parisi (Illustrationen):
„Luftikus & Tausendsassa„
Verliebt in 100 vergessene Wörter
Duden Verlag € 15,00
„Adamskostüm“, „Kokolores“, „Schabernack“ und „Stelldichein“: 100 Wörter, die zum Vergessen viel zu schön sind. Zu jedem Wort gibt es spannende und unterhaltsame Fakten rund um Bedeutung und Ursprung. Synonyme, Reimwörter und sogar Scrabble-Werte vermischen sich mit witzigen Illustrationen und zeigen, dass sehr fundiert, aber auch mit viel Humor gearbeitet worden ist. Wir Ulmer lernen hier auch, warum das Butzental so heisst, wie es heisst. Naja, dreimal dürfen Sie raten. „Es tanzt ein Bibabutzemann …“. Durch den dauernden Wandel in der Sprache verschwinden Worte und sind für die nachkommende Generation unverständlich. „Backfisch“, Blaustrumpf“ werden u.a. hier im Buch erklärt. Alle diese Wörter haben aber gemein, dass sie es wert sind, gesammelt und vor dem Vergessen gerettet zu werden. Zudem laden sie zum Schmökern, Erinnern und Schmunzeln ein.
Donnerstag, 22.November
Heute haben
George Eliot * 1819
André Gide * 1869
William Kotzwinkle * 1943
Viktor Pelewin * 1962
Geburtstag.
Und auch noch Benjamin Britten und Charles de Gaulle.
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George Eliot
Roses
You love the roses – so do I. I wish
The sky would rain down roses, as they rain
From off the shaken bush. Why will it not?
Then all the valley would be pink and white
And soft to tread on. They would fall as light
As feathers, smelling sweet; and it would be
Like sleeping and like waking, all at once!
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Annie Ernaux: „Erinnerung eines Mädchens„
Aus dem Französischen von Sonja Finck
Suhrkamp Verlag € 20,00
Vor zwei Jahren kam des Buch „Die Jahre“ von Annie Ernaux heraus. Die Zeitungen waren aus dem Häuschen und der Suhrkamp Verlag war so pfiffig, das Buch im Look der Bibliothek Suhrkamp (= Klassiker) herauszubringen. Eine alte Dame erinnert sich. Ihr Topos ist sie selbst. Als „Ethonologin ihrer selbst“ bezeichnet sich die 1940 geborene Französin und schaut zurück auf ihr leben, ohne einmal das Wort „Ich“ zu verwenden.
Jetzt sind wir mit „Erinnerung eines Mädchens“ im Sommer 1958 angelangt. Das Mädchen steht kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Dieser Sommer wird ihr Leben verändern. Sie träumt von einem Liebesabenteuer und bekommt genau das Gegenteil. Diese Erfahrung prägt ihr weiteres Leben. Schicht um Schicht gräbt sie sich in ihrer eigenen Vergangenheit vor, liest Briefe an Freundinnen und Tagebuchaufzeichnungen. Kühl und nüchtern erkennt die fast 80jährige Autorin sich oft nicht wieder.
„Den Abgrund erkunden zwischen der ungeheuren Wirklichkeit eines Geschehens in dem Moment, in dem es geschieht, und der merkwürdigen Unwirklichkeit, die dieses Geschehen Jahre später annimmt.“
https://www.suhrkamp.de/mediathek/annie_ernaux_ueber_ihr_schreiben_und_ihr_buch_der_platz_1516.html
Mittwoch, 21.November
Heute haben
Voltaire * 1694
Franz Hessel * 1880
Veza Canetti * 1897
Margriet de Moor * 1941
Geburtstag
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Franz Hessel
Buhlenscheidelied
Eh die Nacht verklang,
Eh der Tag erschallt,
Ach halt mich. Mir ist bang.
Küß du mich schnell,
Eh die Nacht verhallt.
Unsre Lippen werden kalt,
Lieber Gesell.
Well an Well
Steigt auf zum Wald
Die schnelle Stunde.
Nun scheidest du bald.
Küß mich schnell,
Eh die Lippen kalt,
Junger Gesell,
Eh das Herz mir alt,
Später Gesell.
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Unser Jugendbuch-Tipp:
Jason Reynolds: „Ghost„
Jede Menge Leben
Aus dem Amerikanischen von Anja Hansen-Schmidt
Jugendbuch ab 14
dtv € 14,95
Ein Jugendbuch über Läufer macht mich hellhörig.
Jason Reynolds beginnt mit Castle Cranshaw alias „Ghost“, einem der vier Läufer in der Gruppe, das erste von vier Jugendbücher. Ghost ist ein Aussenseiter, hat abgelatschte Schuhe und alte Klamotten und schlägt den schnellsten Läufer mal so eben. Er rasiert ihn, würde im Buch stehen. In drei weiteren Büchern stehen die anderen Läuferinnen und Läufer im Mittelpunkt. Alle sind sie irgendwie anders, an den Rand der Gesellschaft gedrängt, oder tramatisiert. Auch ihr Trainer hat eine bewegende Biografie.
„Ich wuchs zusammen mit Matt auf – mit einem Jungen, der die gleichen Erfahrungen wie Castle Cranshaw gemacht hatte. Sein Vater wollte ihn erschießen. Er war sehr jung und wurde mit Gewalt konfrontiert. Und er musste herausfinden, wie er mit diesem Trauma umgehen kann„, sagt Reynolds und betont, dass Ghost ein guter, sensibler Junge sei. „Wenn du Kindern und Jugendlichen begegnest, die so schlimme Sachen erlebt haben, dann musst du schauen, dass du – mit etwas Zeit – die Schale des Sonnenblumenkerns aufbrechen kannst. Und dann siehst du: Im Inneren liegt ein Samen. Genau dafür steht Ghost.„, sagt der Autor.
Jason Reynolds ist es auf eine amerikanische Art wichtig zu zeigen, dass diese Jugendlichen es schaffen können. Egal was ihnen passiert ist, ob sie in der Schule gehänselt werden, oder wie sich die politische Grosswetterlage ändert. Seine Sprache ist schnell und frech, sein Buch voller Zuneigung für diese angeschlagenen Jugendliche.
Ich bin auf die drei weiteren Folgen sehr gespannt.
Dienstag, 20.November
Albert Cüppers: Das Bild des Monats
„Waldstück mit Feuer“