Donnerstag, 12.Dezember

Adventskalender_2019_fuerSamy_AnkeRaum13
_____________________________

Unser Lieblingsbuch aus dem Februar mit schönen Erinnerungen an einen interessanten, vergnüglichen Abend mit dem Autor im Ulmer Roxy.

100

Abbas Khider: „Deutsch für alle“
Hanser Verlag € 14,00

„Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“
Abbas Khider

Gestern las Abbas Khider im Ulmer Roxy und unterhielt mit seiner sehr freundlichen Art das zahlreich erschienene Publikum. Deutsch zu lernen sei fast unmöglich. 30 Jahre bräuchte man dafür. Und was immer noch nicht geht sind ä,ü,ö und noch viel schlimmer äu, usw. Und doch stürzte er sich so gleich in sein Thema, gestikulierte heftig und lachte noch viel mehr dabei. Das Publikum war nicht minder launig aufgelegt und so wurde dies zu einem sehr heiteren Abend, obwohl sich das Thema ja eher wie ein Volkshochschulkurs anhört.
Beim Vorlesen umschiffte er schwierig auszusprechende Wörter, so wie er es auch im Buch schreibt. Niemand merkte, dass er statt Wüste Sahara sagte und satt wütende Bestien wilde Tiere. Schlau gemacht.
Neben dieser Revolutionierung der deutschen Sprache flocht er immer wieder eigene Erfahrungen mit ein. So zum Beispiel, wie er zu drei Abituren kam und wie der Beamtenapparat in Bayern funktioniert,
Auf die Frage, ob er mit seinem vierjährigen Sohn auch in dieser, seiner erfundenen Neudeutsch-Sprache reden würde, meinte er: „Niemals! Wir reden mit ihm in drei Sprachen: Deutsch, griechisch, arabisch.“
img_1963 img_1964

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als »illegaler« Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman Der falsche Inder, es folgten die Romane Die Orangen des Präsidenten (2011) und Brief in die Auberginenrepublik (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Im Hanser Verlag erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016) und Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019).

Mittwoch, 27.Februar

IMG_1957

Heute haben
Henry Longfellow * 1807
John Steinbeck * 1902
Lawrence Durrell * 1912
Elisabeth Borchers * 1926
Geburtstag.
_______________________

Max Dauthendey

Stille weht in das Haus,
Fühlst du den Atem des Mondes,
Löse dein Haar,
Lege dein Haupt in den Blauschein hinaus.
Hörst du, das Meer unten am Strand
Wirft dir Schätze ans Land;
Sonst wuchsen im Mond Wünsche, ein Heer,
Seit ich dein Auge gesehn, ist die Mondnacht wunschleer.
__________________________

100

Abbas Khider: „Deutsch für alle“
Hanser Verlag € 14,00

„Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“
Abbas Khider

Gestern las Abbas Khider im Ulmer Roxy und unterhielt mit seiner sehr freundlichen Art das zahlreich erschienene Publikum. Deutsch zu lernen sei fast unmöglich. 30 Jahre bräuchte man dafür. Und was immer noch nicht geht sind ä,ü,ö und noch viel schlimmer äu, usw. Und doch stürzte er sich so gleich in sein Thema, gestikulierte heftig und lachte noch viel mehr dabei. Das Publikum war nicht minder launig aufgelegt und so wurde dies zu einem sehr heiteren Abend, obwohl sich das Thema ja eher wie ein Volkshochschulkurs anhört.
Beim Vorlesen umschiffte er schwierig auszusprechende Wörter, so wie er es auch im Buch schreibt. Niemand merkte, dass er statt Wüste Sahara sagte und satt wütende Bestien wilde Tiere. Schlau gemacht.
Neben dieser Revolutionierung der deutschen Sprache flocht er immer wieder eigene Erfahrungen mit ein. So zum Beispiel, wie er zu drei Abituren kam und wie der Beamtenapparat in Bayern funktioniert,
Auf die Frage, ob er mit seinem vierjährigen Sohn auch in dieser, seiner erfundenen Neudeutsch-Sprache reden würde, meinte er: „Niemals! Wir reden mit ihm in drei Sprachen: Deutsch, griechisch, arabisch.“
Ein herrlicher Abend, ein sehr sympatischer Autor, von dem im Januar 2020 ein neuer Roman erscheinen wird. Und wer sich für das Deutschbuch interessiert: Geduld. Alles ausverkauft. Ab Donnerstag haben wir wieder welche im Buchladen.

IMG_1963  IMG_1964

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als »illegaler« Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman Der falsche Inder, es folgten die Romane Die Orangen des Präsidenten (2011) und Brief in die Auberginenrepublik (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Im Hanser Verlag erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016) und Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019).
__________________________

Heute abend ist das Theater Ulm mit seiner Reihe „Wortreich“ bei uns in der Buchhandlung zu Gast. Es geht ab 19 Uhr um Hochstapler in der Literatur.
Ein, zwei Karten haben wir noch zu vergeben.

Mittwoch, 13.Februar

IMG_1731

Heute haben
Georges Simenon * 1903
Sybil Gräfin Schönfeldt * 1927
F.C.Delius * 1943
Katja Lange-Müller * 1951
Irene Dische * 1952
Geburtstag
____________________________

Hans Sachs

Wer allzeit hinterm Ofen sitzt und Grillen fängt und Hölzlein spitzt und fremde Lande nie beschaut, der bleibt ein Narr in seiner Haut.
_____________________________

ARTK_CT0_9783446261709_0001

Abbas Khider: „Deutsch für alle“
Hanser Verlag € 14,00

„Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“
Abbas Khider

Drei deutsche Worte kannte Abbas Khider schon, bevor er mit Mitte zwanzig als Flüchtling aus dem Irak kam: Hitler, Scheiße, Lufthansa.
Nicht viel, aber somit beginnt sein neues Buch, in dem er die deutsche Sprache reformieren will. Mit großem Witz und begründeter Ernsthaftigkeit geht er flott an die Sache ran und am Ende des schmalen Buches sind wir schon einen riesigen Schritt weiter, ein Deutsch zu sprechen, das viele Hürden (für Deutschlernende) abgebaut hat.
Ob das klappt, bleibt offen. Es liegt an uns.
Er braucht natürlich Verbündete und findet tatsächlich welche. Allerdings in einem Lager, das wir bei einem Mann wie ihm nicht vermutet hätten. Diese, seine These, spiegelt Khiders Ironie im Ernst.
Herrlich.

ARTK_INS_9783446261709_0003           ARTK_INS_9783446261709_0005

In seinen Kapiteln erzählt er auch immer wieder aus seinem Leben als junger Mann in Bagdad, als Flüchtling in Italien und Asylbewerber in München und damit haben wir Khider wieder als frechen Erzähler, so wie wir ihn bis jetzt gekannt haben.

https://youtu.be/IMscP4HNcfE

Abbas Khider kommt am Dienstag, den 26.Februar um 20 Uhr ins Ulmer Roxy.

Montag

Heute hat Guy de Maupassant (* 1850) Geburtstag.
____________________

Wilhelm Busch
Im Sommer

In Sommerkleider
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Doktor,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.

Von Winterszenen.
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt.
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.
______________________

geb_SU

Abbas Khider: „Brief in die Auberginenrepublik
Edition Nautilus € 18,00

Ende 1999 spielt Abbas Khiders dritter Roman, den er in deutscher Sprache geschrieben und veröffentlich hat. Im Irak herrscht Saddam Hussein, in Libyen Gaddafi, in Ägypten Mubarak, in Syrien Hafiz al-Assad und in Jordanien König Abdullah II bin Hussein. Salim, ein ehemaliger Student, war wegen des Besitzes verbotener Bücher verhaftet worden. Durch Beziehungen und Bestechung kam er frei und landete nach einer langer Reise in Libyen, wo er sich als Bauarbeiter durchschlägt. Zwei Jahre hat er seine Familie, seine Freundin nicht mehr gesehen. Er schreibt zwar viele Briefe an Samia, schickt sie jedoch nie ab. Einmal wartete er lange in einer Schlange vor dem Postschalter. Als er endlich vorne war, verließ in der Mut und er rannte aus dem Gebäude. Nun hat er einen Weg gefunden, wie dieser Brief sein Ziel doch noch erreichen kann, ohne dass die Geheimdienste ihm und der Adressatin (seine Freundin) auf die Schliche kommen und sie womöglich auch in einem der Gefängnisse verschwindet. Das hat alles mit Geld, viel Geld für einen Brief, zu tun. Es geht über viele Ecken; jeder hält die Hand auf. In einer Bar trifft er einen Übermittler, der Briefe an LKW-Fahrer weitergibt, die sie dann (hoffentlich) sicher über diverse Grenzen schmuggeln. Im Irak geht es dann wieder verschlungene Wege bis zu den Adressaten.
Abbas Khider, der selbst zwei Jahre in einem irakischen Gefängnis saß, lässt diesen besagten Brief nun von Hand zu Hand, wandern. In jedem Kapitel spricht eine andere Person, die den Brief weiterleiten soll. Der LKW-Fahrer, der Vermittler, der Polizist, der beauftragt ist, die Briefe der LKW-Fahrer zu lesen, bis hin zur Ehefrau eines Obersten, die in dessen Büro herumschnüffelt und diesen Brief in die Finger bekommt.
„Brief in die Auberginenrepublik“ hat seinen Titel daher, dass es im Irak zu dieser Zeit nichts zu essen gab, außer Auberginen in allen Varianten. Bis hin zu Chips aus Auberginen und zeigt Khider als großartigen Erzähler. Er unterhält großartig, ist witzig, frech, aufklärerisch, böse und knallhart. Wenn Sie die kurze Inhaltsangabe von mir lesen, denken Sie sicherlich: „Oh, was für ein harter Roman“. Weit gefehlt. Das Buch hat Schwung und Esprit. Wir können jede einzele Person verstehen. Bis hin zu den Folterknechten und Spitzeln. Jeder kommt zu Wort und schildert uns seine Lage in diesem System, das nur auf Korruption, Unterdrückung und Mord beruht. Khider zeigt uns einen Irak Ende des 20.Jahrhundert, der sicherlich für viele andere Länder der Welt stehen kann.
Trotz des Themas, des politischen Hintergrund ist dieser schmale Roman eine großartige Unterhaltung, auch (oder gerade auch) für junge LeserInnen. Nicht umsonst steht er auf der Hotlist 2013 der Bücher aus unabhängigen Verlagen. Dem deutschen Buchpreis stände es gut an auch an Abbas Khider zu denken.

Interview mit Abbas Khider

Leseprobe des ersten Kapitels

Ein Filmbericht über Abbas Khider im Bayerischen Fernsehen.

Ein Kritikergespräch über „Brief in die Auberginenrepublik“ zwischen Hubert Spiegel, Rainer Moritz und Denis Scheck ist als podcast zum Hören.