Heute haben
Michael Bond * 1926
Jay McInereny * 1955
Daniel Kehlmann * 1975
Geburtstag.
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Ein Hoch auf den Entdecker von Paddington den Bären, der 1958 das Licht der literarischen Welt erblicken durfte. Dass Bond auch noch 15 Krimis mit „Monsieur Pamplemousse“ als Detektiv geschrieben hat, fällt uns nicht auf Anhieb ein. Pamplemousse schreibt für einen Gastronomieführer, und zwar gemeinsam mit seinem Hund „Pommes frites“. Die Rezepte in den Büchern sind zum Teil von Paul Bocuse und Vincent Klink.
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„I would love people to be entertained, to love and to cry with these stories!“
Dorthe Nors
Dorthe Nors: „Handkantenschlag“
Erzählungen
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg
Osburg Verlag € 17,99
Auf diesen schmalen Band mit Erzählungen bin ich über das Blog „Literaturen“ gestolpert. Mit dem Namen der Autorin konnte ich gar nichts anfangen, fand aber im Netz jede Menge Jubelbesprechungen aus den USA. Na klar, die Amis lieben ja Kurzgeschichten und da passt dann auch alles zusammen. Von wegen: Dorthe Nors ist dänin, lebt in Dänemark, schreibt auf dänisch und diese Geschichten wurden schon 2008 veröffentlicht, nachdem dort schon drei Romane erschienen sind. Erst durch den Umweg über die USA, schwappte der Erfolg wieder zurück. Ulrich Sonnenberg, den wir auch schon im Laden hatten, ist einfach ein Garant, für Übersetzungen aus dem Dänischen, die hier noch als Geheimtipp gelten. Nun fehlt nur noch, dass auch Sie diese Erzählungen entdecken.
Dorthe Nors schafft es mit wenigen Worten direkt ins Leben verschiedenster Menschen aus dem 21.Jahrhundert zu steigen. Das muss sie auch, wie sie in einem Interview sagt. Bei den wenigen Seiten einer Erzählungen muss der erste Satz stimmen. Da gibt es also keine wichtige erste Seite, sondern noch viel weniger. Und das gelingt ihr wirklich. Sie deckt die ganze Bandbreite menschlicher Schicksale ab, lässt Frauen und Männer über sich selber nachdenken, ihre Lebenssituation reflektieren. „Handkantenschlag“ lautet der Titel und genauso präzise sind die Geschichten ausgeführt. Ob das nun die junge Frau und ihr Geliebter sind, oder das langverheiratete Ehepaar, bei dem er in der Nacht noch im Internet surft. Ob eine Liebesgeschichte, die auf der Brooklyn Bridge endet, oder der Mann, der sich mit einem Benzinkanister und der Telefonnummer seiner Frau im Büro einschliesst. Nors bringt Biografien auf den Punkt. Es können ganz banale Situationen sein, aber auch Sekunden, in den sich ein Leben komplett verändern kann. Die Geschichten verwirren uns und lassen uns über unser eigenes leben reflektieren .Über allem jedoch liegt eine große Schönheit, die uns mit viel Empathie mit den beschriebenen Personen mitleben lässt. Sei es auch nur für ein paar wenige Seiten.
Es ist einfach toll, neue SchriftstellerInnen zu endecken. Das entschädigt für das viele Lesen. Vielleicht können wir dank Ulrich Sonnenburg auch ihre Romane entdecken.
Leseprobe
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„Herr Knittel, mein Sportlehrer, erklärt gerade eine Sache am Bock, aber ich höre nicht zu. Turnen ist die schwulste Sache der Welt. Ich lehne an der Sprossenwand und schaue an mir runter. Schaue meine Arme an und die Haut, die um sie rumgespannt ist, und das macht mich wie immer wahnsinnig aggressiv. Ich schaue von den Armen weg und nach oben. Zuder Fensterreihe unter der Decke der Turnhalle. Man kann dieFenster nicht öffnen, deshalb stinkt es in der Halle immerohne Ende nach Schweißfüßen. Draußen ist es bewölkt, trotzdem recht hell. Ich halte einen Arm nach oben ins Licht und betrachte ihn angestrengt. Die scheiß Adern, das ist wieimmer alles, was man sieht. Ich kotze innerlich. So richtiggebracht hat das Schaben noch nichts. Ich ziehe die Unterarmhaut mit zwei Fingern der anderen Hand auseinander.Aber nichts zu machen. Ich bekomme so eine Wut, dass ich mich von der Sprossenwand abstoße und Maike zur Seite schubse, die die Letzte in der Schlange vor dem Bock und die Einzige in der Klasse ist, die mich noch nie rangelassen hat.“
Das ist noch ein Textausschnitt aus „Es bringen“.
Verena Güntner kommt am Freitag, den 16.1. um 19 Uhr zu uns in die Buchhandlung.
Der Vorverkauf läuft auf vollen Touren und es wird wohl heimelig eng werden in unserer guten Bücherstube.