Mittwoch, 13.Juni

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Heute haben
Heinrich Hoffmann * 1809
William Butler Yeats * 1865
Fernando Pessoa * 1888
Dorothy Sayers * 1893
Anna Maria Ortese * 1914
Irvin Yalom * 1931
Geburtstag
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William Butler Yeats
A Drinking Song

WINE comes in at the mouth
And love comes in at the eye;
That’s all we shall know for truth
Before we grow old and die.
I lift the glass to my mouth,
I look at you, and I sigh.
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Michael Hammerschmid (Autor) / Rotraut Susanne Berner (Illustrator):
Schlaraffenbauch
Die Tollen Hefte Nr. 49
Herausgegeben von Rotraut Susanne Berner.
Original-Flachdruck mit fünf Sonderfarben und einer Beilage (Poster), Fadenknotenheftung mit Schutzumschlag, limitierte Auflage.
Edition Büchergilde € 18,00

Was für eine Meisterleistung und was für eine Ausdauer. Diese „Tollen Hefte“ sind mehr als toll. Sie sind jedes Mal etwas ganz Besonderes, ein kleines Geschenk an die Käufer und Leser und Betrachter. Angefangen hat das mit Armin Abmeier, einem Buchverrückten und dem Drucker und Verleger Benno Käsmayr vom Maro Verlag. Er hat mir vor Jahren erzählt, wie an den Wochenenden der Herstellung gedruckt, verworfen, nochmals gedruckt, versucht, abgewogen worden ist. Die Vorstellungen des Herausgebers waren oft drucktechnisch sehr schwer umsetzbar.
Dieses Spiel betreibt Rotraut Susanne Berner nach dem Tod von Armin Abmeier weiter.
Ich bin ein großer Vertreter des Handicaps und der Einschränkung. Und es ist eine Einschränkung. Ich kann nicht sehen, wie es am Ende aussieht. Ich stehe an der Druckmaschine und hab Herzklopfen bis zum Hals, weil ich einfach nicht weiß, wie sieht das aus. Und der Charme, der darin liegt, ist eben, dass das eine gewisse Nichtperfektion hat. Nichtperfektion nicht im Sinne von weniger schön, sondern im Sinne von: Es ist nicht so glatt.“, sagt sie. Und was dann dabei herauskommt, können wir hier mit dem 49.Heft in den Händen halten.
Michael Hammerschmids Gedichte sind eine Steilvorlage für die Illustratorin Berner. Dieses Zusammenspiel gelingt ausgezeichnet. Wortassoziationen, Andeutungen, Gedankensplitter, Gefühlswelten, nimmt die Künstlerin auf und wandelt sie in ihrer eigenen, bekannten Weise um, deutet neu und benutzt dazu eine große Anzahl von Blumen, Monden, Tieren, Monster, …

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„…
ganz ohne Fleiß
und in der Luft
fliegt alles, genau
in den Mund und
von dort beim Sprechen
und Sich-denken-allein schon
heraus …“

Und mit diesen Zeilen schließe ich diese heutige Buchvorstellung.
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Hartmut Bögel unterwegs zur Fußball-WM. Mit dem Rad!
https://hardy-radelt-2018.tumblr.com/

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75 km vor Rostov am Don

Mein bislang längster Radtag mit 223 km geht neben dem Zelt vor der Tankstelle bei einem Bierchen langsam zu Ende….müde und geschafft, aber auch sehr zufrieden dass es so gut rollt und ich mächtig vorwärts komme. Will jetzt einfach zu sehn sobald wie es eben geht an’s Schwarze Meer zu kommen und mich am und im Wasser dann ausgiebig von der Radlerei zu erholen und mich voll auf die WM vorbereiten und einstimmen. Bislang nahezu null WM Anzeichen, von Atmosphäre ganz zu schweigen; fast nichts hab ich bisher gesehen dass auf das bevorstehende Fußballfest hindeutet; das war in Südafrika und Brasilien vollkommen anders. Wenn ich freudig “Futbol…Sotschi…Ticket…Germania…” kauderwelsche ernte ich freudige und vor allem ungläubige Reaktionen, aber ich hab nicht das Gefühl es herrsche besondere Vorfreude oder Erwartung. Naja, vielleicht ändert sich das übermorgen schlagartig wenn die Russen ihr Auftaktmatch gewinnen…..

Mein Radtag heute war lang und lange recht unspektakulär auf dem guten und sicheren Seitenstreifen der Autobahn M 4; nach wie vor welliges Terrain und nach jedem Anstieg die Hoffnung dass es danach dann aber mal eine Weile eben weiter gehen wird um dann sogleich wieder hinab und dem nächsten Anstieg entgegen zu strampeln. Kurzweillige und sehr nette kurze Begegnungen bei den Kaffee-und Essenspausen an den Rasthäusern; tun mir immer sehr gut diese Freundlichkeiten; so kurz und belanglos sie auch sein mögen.

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Gegen Spätnachmittag und Abend kam dann noch richtig Leben in die sonst so gleichbleibende Szenerie. Erst endete jäh mein sicherer Seitenstreifen und 30 km musste ich die Fahrbahn mit den Autos und LKW’s teilen; das war zumindest fragwürdig ob das so sinnig für mich ist, denn rollten zwei LKW’s grollend von hinten heran war nicht mehr allzuviel Platz und zudem kam ich auch dann immer richtig in den Windsog und hatte zu tun um die Spur zu halten; ein kleiner falscher Schlenker nur -egal vom wem- hätten für Ross und Reiter fatale Auswirkungen…gottlob bekam ich nach den langen 30 km wieder meinen sicheren Seitenstreifen zurück, Juhuu.

Dann Stau auf der Autobahn; da kennen die hier nix, jeder versucht irgendwie sich vorbeizumogeln; aus der zweispurigen Straße wird dann schnell eine drei -oder gar vierspurige. Ich mittendrin und mit gewissen Vorteilen in Sachen vorbeimogeln….erst auf dem Seitenstreifen, als dieser von den Autos eingenommen wurde, bin ich auf die befestigte Kiesspur neben dem Seitenstreifen ausgewichen, doch den haben auch bald schon die Autofahrer für sich entdeckt. Mit einem lieferte ich mir eine richtiges Duell, er wollte mich partout nicht vorbeilassen und fuhr immer die Lücke zu, sodass es zu eng wurde für mich, letztlich wurde ihm dann aber ein liegengebliebener LKW zum Verhängnis und ich strampelte frohlockend vorbei und will eine gewisse Schadenfreude dabei nicht verhehlen….zeitweise bin ich auch auf die ganz linke Spur zum Überholen ausgewichen, da war durchaus Platz für ein Fahrrad …..nur Gnade Gott wenn da einer die Fahrertür unvorsichtig öffnet ..kurzum ich machte richtig Strecke entlang der abgasreichen Blechschlange und auch später als es einspurig halbwegs wieder rollte jagte ich flott der Karawane davon und machte so richtig Eindruck und war begehrtes Motiv zahlreicher Handys aus den runtergelassenen Autoscheiben heraus und bekam viel anerkennendes Huben und ebensoviel Daumen nach oben Gesten…viel Adrenalin war da im Spiel und ich geb’s zu ich hab’s genossen…..

Freitag, 8.September

Heute haben
Eduard Mörike * 1804
Frédéric Mistral * 1830
Alfred Jarry * 1873
Michael Frayn * 1933
Helga Novak * 1935
Matt Ruff * 1965
Geburtstag.
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Eduard Mörike
An den Schlaf

Schlaf! süßer Schlaf! obwohl dem Tod wie du nichts gleicht,
Auf diesem Lager doch willkommen heiß ich dich!
Denn ohne Leben so, wie lieblich lebt es sich!
So weit vom Sterben, ach, wie stirbt es sich so leicht!
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Gion Capeder: „Superman
Edition Moderne € 28,00

In seiner neuen Arbeit bleibt sich der Schweizer Zeichner und Autor in seiner Art gleich. Klare Zeichnungen mit reduzierten Farben und wenig Personal. Manchmal erinnert es an ein Drehbuch für einen Film, hat Anklänge an eine sehr intensive Erzählung, oder wäre bestens geeignet für einen dicken Roman, in dem dieses Psychodrama detailliert ausgearbeitet wird. Hier kommt er mit wenigen Worten aus und denken uns das, was Chris bewegt.

Bei Chris scheint beruflich und familiär alles in bester Ordnung. Er wird von seinen Freunden geschätzt, im Geschäft wird er befördert, seine Frau liebt ihn und er kümmert sich rührend um seine kleine Tochter. Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade herrscht das Chaos. Chris verliert die Kontrolle über seine Sex- und Gewalteskapaden, der Superman entpuppt sich als wandelnde Zeitbombe.

Dies schreibt der Verlag und wir blättern eifrig durch diese Graphic Novel, weil wir wissen wollen, wie diese Geschichte zu Ende geht. Chris ist sich seiner Situation bewusst, aber er schafft es nicht, sich selbst aus dem Strudel zu retten. Er muss funktionieren, so meint er. Er muss den Superman spielen, sonst fällt er durch das Getriebe, sagt er seiner Frau. Gleichzeit merkt er, dass ihm alles zu viel wird, dass er sich immer weiter verstrickt und keinen Horizont für sich mehr sieht.

Diese Situation fängt Gion Capeder perfekt ein und zeigt, wie ein Mensch offensichtlich grundlos allmählich ausser Kontrolle geraten kann. So lassen sich vielleicht Meldungen in den Zeitungen besser verstehen, wenn wir über unverständliche Gewalttaten lesen.

Samstag, 22.Oktober

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Bestes Wetter für ne kleine Runde Lesen/Laufen:

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Damian Hall „Ein Jahr in Laufschuhen“
365 Geschichten aus der Welt des Laufsports
Mit Illustrationen von Daniel Seex
Verlag Freies Geistesleben € 25,00

Wer hätte das gedacht, daß der Verlag Freies Geistesleben so ein Buch herausbringt. Einerseits würde das Thema doch gefühlt zu einem anderen Verlag besser passen und wenn ich die großartigen Illustrationen von Daniel Seex anschaue, denke ich sofort an …
Umso größer ist die Überraschung. Und was für eine.
Ein perfektes Buch, ein Ziegelstein, der sich ideal auf dem Sofa macht, in dem jeden Tag gelesen werden kann. Oder einfach mal kreuz und quer durchblättern, sich an den Illustrationen erfreuen, oder hin und wieder „Ach!“ und „Sag bloß!“ und „Das gibt’s doch nicht!“ ausrufen, wenn die Geschichten zu wild und abstrus werden.

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Zu jedem Tag des Jahres erzählt der Outdoor-Journalist und erprobte Ultramarathonläufer Damian Hall  besondere Geschichten vom Laufen. Der Künstler Daniel Seex ließ sich von diesen Geschichten zu seinen charaktervollen und aberwitzigen grafischen Kommentaren und Versinnbildlichungen inspirieren.

Was geschah am 17. Oktober?
Hier kommt die Lösung?

Vom ersten überlieferten Wettlauf bei den Olympischen Spielen 776 v. Chr. bis zu den heutigen Ultramarathons auf die höchsten Gipfel dieser Welt – Menschen sind immer gelaufen und um die Wette gerannt, um herauszufinden, wie weit und wie schnell sie ihre eigenen Füße tragen.

Das Buch erzählt unglaubliche Geschichten rund um Rennen wie den Western States Ultramarathon und berichtet von außergewöhnlichen Fluchten und Expeditionen.

12.Mai 1981: Großes Eisenbahnrennen in Australien
29.April 1977: Weltrekord über 50 Kilometer (2:51:38) OMG
17.April 1972: Frauen dürfen endlich am Boston Marathon teilnehmen
23.Oktober 1983: Ein außergweöhnliches Finsih beim New York Marathon
29.September 1918: Die erste weibliche Marathonläuferin?
und am heutigen
22.Oktober 1949: Emil Zátopek läuft Weltrekord

Damian Hall ist Läufer und Journalist. Er schreibt regelmäßig für den Telegraph sowie für Men’s Fitness, Country Walking und Trek and Mountain.

Leseprobe

Freitag, 15.Januar

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Heute haben
Moliere * 1622
Franz Grillpazer * 1791
Walter Serner *1891
Ossip Mandelstam * 1891
Franz Fühmann * 1922
Leo P.Ard * 1953
Geburtstag
und auch Martin Luther King (* 1919) und Meret Becker (* 1969)

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Theodor Fontane
Alles still!

Alles still! es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.

Alles still! vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still! die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still! nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

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Im Blumenhaus Springer in Ulm leuchtet es bunt, wie im Frühling.
Da musste ich mir doch gleich ein Sträußle mitnehmen.

Unser heutiger Tipp:

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Julia Lezhneva:Händel
mit Il Giardino Armonico unter der Leitung von Giovanni Antonini
DECCA CD   € 19,99

Inhalt: Salve Regina, Arien aus Resurrezione, Rodrigo, Dixit Dominus, Agrippina, Trionfo, Dafne

Das wurde auch Zeit, dass es endlich wieder eine neue CD von Julia Lezhneva gibt. Die russische Sängerin, die gerade mal 25 Jahre alt ist, hat mit ihrer letzten Aufnahme einen so tollen Erfolg und wir kamen mit Bestellen oft nicht nach. Jetzt hat die Spezialistin für Barockmusik sich dem jungen Händel zugewandt.

„Wir wissen so viel über den englischen Händel, über den deutschen Händel, aber er war noch so jung – 21 bis 25, als er durch Italien gereist ist. Und ich denke, das ist so eine wichtige Zeit im Leben, weil man alles so tief in sich aufnimmt. Alles ist noch so besonders in diesem Alter.“, sagt sie selbst.

In der wiederholten Zusammenarbeit mit Giovanni Antoniniund seinem Ensemble „Il giardino armonico“ konnte sie sich einen weiteren Traum erfüllen und bringt uns beim Zuhören zum Träumen.
Mit fünf Jahren begann sie Klavier zu spielen und kam erst Jahre später zum Gesang, als ihr Lehrer ihr eine Aufnahme mit Barockmusik gab. Mit 14 war sie schon auf dem Konservatorium und wurde durch einen Youtube-Clip von Marc Minkowski entdeckt. Seitdem gibt es für die junge Sopranisten kein Halten mehr.
Ein weiterer Traum wurde für sie wahr, als sich Giovanni Antonini bei ihr meldete und nachfragte, ob sie nicht gemeinsam eine CD aufnehmen wollen.

„Ich traute mich eigentlich fast nicht, davon zu träumen, mit ihnen zu singen! Das war mein größter Traum – und er ist wahr geworden!“

Über diese Zusammenarbeit schreibt sie:
„Note für Note. Takt für Takt. Weil ich, als wir uns das erste Mal begegnet sind, noch nie eine ganze Barockoper gesungen hatte. Natürlich kam ich hin und hatte die Partie gelernt, aber ich hatte keine Idee davon, wie man die Phrase fühlen kann.“

Die Presse überschlägt sich, fast meint man, Händel hätte die Stücke für ihren glockenhellen Klang geschrieben. Glasklar, strahlend, leuchtend möchte ihren Gesang beschreiben. Voll und rund, warm und doch gestochen scharf. Ob ernst, oder verspielt, sie trifft die Stimmung genau. In einer Arie aus Händels Oratorium „La Resurrezione“ tiriliert und gurrt sie mit dem Orchester um die Wette. Eine wahre Freude.

Passt irgendwie genau zwischen die Frühlingsblumen und den heftigen Wintereinbruch.

 

Dienstag

Heute haben
Arhtur Rimbaud * 1854
Paul Valéry * 1871
Otfried Preußler * 1923
Oskar Pastior * 1927
Elfriede Jelinek * 1946
John von Düffel * 1966
Geburtstag
und wir würdigen das Geburtstagskind Preußler mit einem Jim Knopf-Fenster.

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Unser heutiger Buchtipp:

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Liliana Corobca:Der erste Horizont meines Lebens
Übersetzt aus dem Rumänischen von Ernest Wichner
Zsolnay Verlag € 18,90
als E-Book € 14,99

Die Zecke klebte am Bauch, gleich neben dem Nabel, trank das Blut des Kindes. Das Mädchen, eher vom Gebrüll des Bruders verängstigt denn von jenem schwarzen Punkt, machte sich auf, Hilfe zu holen. Normalerweise hätten die Schreie, wenn nicht das halbe Dorf, so doch zumindest den ganzen Dorfrand herbeieilen lassen, aber nun war niemand gekommen. Sie hätte die Zecke zwar herauslösen können, aber wenn der Kopf stecken blieb und eine andere nachwuchs, eine viel größere … oder, Gott bewahre, sie schlüpft ganz hinein und lebt dort, wo sie niemand herausholen kann, und der Bruder stirbt, ausgesaugt von einer Zecke.

Warum Christinas kleiner Bruder wegen einer Zecke nicht mehr zu beruhigen ist, erfahren wir etwas spät. Dann schreibt nämlich Liliana Corobca, dass die drei Kinder, die drei Hauptpersonen des Romanes, meinen, dass Zecken das komplette Blut aus einem Körper saugen, riesengroß werden und man natürlich dann tot ist. Dies haben sie vom Vater gehört, als er Zecken aus einem Schaf entfernte. Die zwölfjährige Christina und ihre Brüder Dane (6) und Marcel (3 leben in einem Bauerndorf im Nirgendwo von Moldawien. Das ist an sich nichts besonderes. Erschreckend ist jedoch, dass sie ohne Eltern dort leben. Und nicht nur sie allein. Im ganzen Dorf gibt es keine Eltern mehr, denn die sind im Ausland, um Geld für ihre Familien für’s Überleben, für ein Studium zu verdienen. Das „lange Geld“ wird es im Roman genannt. Dies ist kein Einzelfall, habe ich in der Zwischenzeit herausbekommen. Es gibt einige Reportagen über diesen Zustand. Christinas Mutter arbeitet als Haushaltshilfe und Kindermädchen in Italien, ihr Vater schuftet in einem sibirischen Bergwerk, dass ihm die Zähne ausfallen. Einmal im Jahr kommen sie ins Dorf zurück, zu ihren Kindern, zu ihrem Haus und Grund. Dann kocht die Mutter für das ganze Jahr vor, gefriert ein, kümmert sich um den Garten und anstatt eines Urlaubes, werden diese Tage für sie eine unglaubliche Schufterei.
Christina ist mit ihren zwölf Jahren auf sich gestellt. In ihrer altklugen Art beschreibt sie den Alltag im Dorf mit ihren kleinen Brüdern. Sie ersetzt Vater und Mutter, andere Verwandte haben sie kaum. Ihre Grossmutter gleitet in die Demenz und nur ein ferner Onkel hilft hin und wieder. Christina betrachtet die Welt sowohl aus naiver kindlicher Sicht, als auch aus einem sehr großen Erfahrungsschatz, der dem eines Erwachsenen gleicht. Sie ist machtlos und voller Kraft, sie ist traumatisiert und gefühlslos. Sie träumt von einem ersten Kuss und zieht sich in die Natur zurück. Sie ist die Stütze der Familie, organisiert, kocht, putzt und wäre eine tolle Schülerin, müsste sie nicht so viel daheim arbeiten. Sie haben Glück im Unglück, so sagen sie sich, denn Schulkameraden von ihr, werden von ihren Verwandten, bei denen sie wohnen, bis aufs Blut verprügelt.
Dies hört sich alles sehr dramatisch an, Liliana Corobca schreibt jedoch in einem leichten Ton, der dies in einem anderen Licht erscheinen lässt. Wir sind nicht einem einem Pippi Langstrumpf-Land, die ja auch gut ohne Eltern auskommt, aber ihre Beschreibungen des Alltags haben auch etwas Beruhigendes an sich. Sie schreibt mit einer großen Zärtlichkeit und Empathie über den Schmerz in den Herzen dieser Kinder, die jeden abend auf Befehl der großen Schwester heulen. „Und jetzt heulen!“, heisst es und es bedarf keiner weiteren Worte. Diese Einsamkeit der Kinder, ihre Angst bei Nacht, die Furcht vor anderen Erwachsenen zieht sich durch das Buch und doch habe ich ich es gerne gelesen, ohne nachts davon geträumt zu haben. Und in Träume rettet sich Christina immer wieder. Sie träumt von den Tagen, wenn ihre Eltern um sie herum sind. Sie träumt sich weg vom tristen Alltag. Sie rächt sich bitter an einem Schulkameraden und träumt gleichzeitig von der Nähe zu einem Jungen. Sie riecht an den parfümierten Damenbinden, die ihre Mutter ihr zur Seite gelegt hat, die sie jedoch noch gar nicht benötigt.
Dass die Realität noch viel dramatischer ist,lässt sich leicht nachlesen. Moldawien wurde und wird von allen Seiten ausgebeutet, das dörfliche Leben verschwindet und in einem Land, das nur einen Katzensprung von uns entfernt liegt, herrscht bittere Not. Das Land wurde von einer korrupten Regierung um ein Drittel des Staatshaushaltes betrogen, das sich die Führungsriege auf die Seite schaffte. Und wenn dann das Wort „Wirtschaftsflüchtling“ fällt, bekomme ich einen ganz dicken Hals.
Liliana Corobcas „Der erste Horizont meines Lebens“, der im Original „Kinderland“ heisst, ist ein Buch voller Hoffnung. Denn der Traum nach dem Horizont, ist das, was Christina am Leben hält. Immer wieder begibt sie sich auf ihren Wanderungen auf die Suche nach ihm. Vielleicht gibt es ihn auch gar nicht, sagt sie. Aber sie lässt nicht locker.

Mein Brüder suchen vom Hausflur aus keinen Horizont. Ich kann ihnen nicht einmal sagen, dass es ihn gibt. Vielleicht sind sie noch klein. Es gibt Dinge, zu denen gelangt man allein, ohne Ratschläge, Hinweise und allerlei vorgekaute Antworten. Wenn du ihn nicht sehen willst, wenn du ihn nicht suchst und von ihm träumst, sit der Horizont ein Wegrand und nicht mehr.

Leseprobe

Dienstag

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Heute haben
August Wilhelm Schlegel *1767
Clemens Brentano * 1778
Eduard Mörike * 1804
Frédéric Mistral * 1830
Wilhelm raabe * 1831
Alfred Jarry * 1873
Helga Novak * 1935
Geburtstag.

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Eduard Mörike
Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Bei Tagesanbruch

„Sage doch, wird es denn heute nicht Tag? es dämmert so lange,
Und schon zu Hunderten, horch! singen die Lerchen im Feld.“

Immer ja saugt ihr lichtbegieriges Auge die ersten
Strahlen hinweg, und so wächset nur langsam der Tag.
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Dieses Bilderbuch haben wir im Frühjahr schon einmal vorgestellt. Es passt jedoch so gut zum Buch von gestern und zur jetzigen Situation, dass ich es nochmals erwähne.

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Irina Kobald: “Zuhause kann überall sein”
Illustrationen von Freya Blackwood
Übersetzt von Tatjana Kröll
Knesebeck Verlag € 12,95
Bilderbuch ab 5 Jahren

Ein Mädchen wird von ihrer Tante Wildfang genannt, weil sie u.a. so gerne radschlägt und umhertollt. In ihrem Heimatland bricht Krieg aus und beide müssen aus ihrem warmen Zuhause fliehen. Dort wo sie ankommen ist alles anders. Es ist kalt und windig und auch die Menschen sind nicht zu verstehen. Es klingt für das Mädchen wie ein Wasserfall. Das Mädchen wird sprachlos, ist wirklich kein Wildfang mehr. Nur noch ihre roten Kleider leuchten warm aus der U-Bahn und aus dem Park, wenn die beiden dort spazierengehen. Das Mädchen hält es nur aus, in dem sie sich in ihrer Decke einmummelt und sich mit ihren Gedanken und Worten und Klängen aus der Heimat umgibt. Manchmal möchte sie von dort gar nicht mehr heraus. Eines Tages winkt ihr im Park ein Mädchen zu. Sie traut sich jedoch nicht zurückzuwinken. Abends ist sie noch trauriger, da sie das Mädchen natürlich wieder treffen will. Zwei Tage später sehen sie sich doch wieder und das neue Mädchen bringt ihr jedes Mal neue Wörter bei, die sie manchmal kaum ausprechen kann. Das ist oft sehr lustig, manchmal aber auch zum Heulen. Aber umso öfter die beiden sich treffen, umso mehr Wörter das Mädchen lernt, umso mehr webt sie bei sich Zuhause eine neue Decke mit neuen Ornamenten, mit neuen Bilder, mit neuen Worten und Klängen. So langsam verliert das Flüchtlingskind seine Furcht vor den Wasserfällen, vor den Menschen und dem kalten Wind, öffnet sich immer mehr und findet hier vielleicht eine neue Heimat.
Durch die schönen, warmen Illustrationen von Freya Blackwood ist hier ein ganz besonderes Bilderbuch entstanden, das uns den Blickwinkel des Kindes in einem fremden Land zeigt. Irgendwie wird es einem beim Durchblättern und Vorlesen ganz warm um’s Herz und es wäre schön, wenn es solche Situationen, solche Begebenheiten öfters geben könnte.

In der Leseprobe können Sie die ersten und die letzte Seite anschauen und sich selbst ein Bild von Text und Illustrationen machen.
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Werner Färbers Ungereimtheit für Kinder
Der Seeelefant

Gäb’ es kein e, hieße er Slfant
und wär’ ganz sicher unbekannt!
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Das Theater Erbach präsentiert am Sonntag, 27.September 2015 um 19 Uhr
in der „Alten Bank“ in Mähringen:

„Von Luft und Liebe“
Ein literarisch, musikalischer Bohème-Abend

Sprecher: Clemens Grote
Sporan:    Katja Kaufmann
Klavier:    Tobias Wahren

Eintritt € 16,00 / € 14,00

Mittwoch

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Heute haben
Jacinto Benavente * 1866 (Nobelpreis 1922)
Alfred Kantorowicz * 1899
Karl Mickel * 1935
Stefano Benni * 1947
Hans-Ulrich Treichel * 1952
Geburtstag.
Und es ist der Todestag von Thomas Mann (+ 1955)

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Byung-Chul Han: „Die Errettung des Schönen“
S.Fischer € 19,99
als eBook € 18,99

Han bleibt mit diesem neuen Buch seinem Thema treu. Er ist ein großer Kritiker der neuen Medienwelt und misstraut dem allzu Glatten, dem Sauberen und rechnet dazu auch die Informationen und Texte, die durchs digitale Netz schwirren.
Augangspunkt diesmal ist die Kunst Jeff Koons, die mit extrem glatten Flächen aufwartet, in denen sich der Zuschauer spiegeln kann und über die man so gerne streicheln würde, wäre da nicht das aufmerksame Wachpersonal. Alles, was Jeff Konns von den Zuschauern seiner Werke hören will ist ein lautes „Wow“, so zitiert in Han. Mehr nicht. Glatt sind auch unsere iPhones und Tablets. Keine Kanten, keine Ecken. Sogar leicht geformt tauchen sie auf, damit sie besser in die hintere Hosentasche passen. Dies wird uns als schön vorgestellt. Und auch das, was wir uns als Email, über WhatsApp, oder Facebook schicken, sind glatte Botschaften, Nichtigkeiten. Wir sind scharf darauf, möglichst viele dieser Likes zubekommen und formulieren dementsprechend unsere Kurztexte. Informationen aus dem Netz entsprechen dieser Art von Text und lassen meist keine Doppeldeutigkeit der Worte und Formulierungen zu, wie es in einem Roman oft der Fall ist.
Han zitiert Brecht und misstraut der Schönheit, die uns ohne Brechung und Riss vorgestellt wird. Schönheit entsteht erst durch eine Art der Verhüllung. Sonst, so Han, sind wir auf einer Ebene der Pornografie. Erotik entsteht dort, wo sich eine Kleinigkeit offenbart und unsere Phantasie angeregt wird. Diese Begriffe der Pornografie und Erotik verwendet Han in den verschiedensten Bereichen und nicht nur für Fotos und Filme.
Han kramt in den Werken von Roland Barth, Adorno und Hegel, zitiert Heidegger und Kant und belegt mit vielen Zitaten seine These. So sagt Hegel, dass kein Gegenstand des Konsums schön sein kann, weil ihm die Freiheit fehlt. Und Han schreibt, dass es die Aufgabe von Schriftstellern ist, sich zu poetisieren, denn die Schönheit ist ein Beziehungsereignis. Schönheit hat ein Nachleuchten und alles was wir mit einem „Wow“ begrüßen,verschwindet auch schnell wieder aus unserem Gedächtnis.
Han vergelicht das Digitalschöne mit dem Naturschönen, geht auf den Begriff des Desasters ein, schreibt über die Wahrheit des Schönen und das pornographische Theater, das der Grund war, warum Botho Strauss keine Theaterstücke mehr schreibt. Pornographie auch hier in dem Sinne, dass nichts mehr verborgen bleibt, dass plakativ auf der Bühne agiert wird und dem Zuschauer keine Unstimmigkeiten mehr zugemutet werden, über die er grübeln kann.
„Verweilen am Schönen“ und „Schönheit als Reminiszenz“ nennt er noch eine der letzten Kapitelüberschriften seines Buches.
Han zeigt uns auf seinen etwas 100 Seiten einen Querschnitt durch das Thema Schönheit in unserer modernen Welt, schreibt, wie dieser Begriff in der Antike gesehen worden ist, und bleibt ein Kritiker der schnelllebigen Welt, in der uns Konsumgegenstände als das einzig Wahre, Gute, Schöne vorgegaukelt werden.

Byung-Chul Han, geboren 1959, studierte zunächst Metallurgie in Korea, dann Philosophie, Germanistik und katholische Theologie in Freiburg und München. Nach seiner Habilitation lehrte er Philosophie an der Universität Basel, ab 2010 Philosophie und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, und seit 2012 Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.
Im S. Fischer Verlag ist zuletzt erschienen „Psychopolitik. Neoliberalismus und die neuen Machttechniken“ (2014).

Zwölf Seiten Leseprobe, die sich lohnen.

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Mittwoch

Heute haben
Simon Dach * 1605
August Stramm * 1874
Chester Himes * 1909
Harry Mulisch * 1927
Wolfgang Bittner * 1941
Sten Nadolny * 1942
Geburtstag

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Das trifft sich gut.

Heute hat August Stramm Geburtstag und ich stelle zwei Gedichtbände aus dem Reclam Verlag vor. Im Expressionismus-Bändchen taucht dann auch unser Geburtstagskind auf.

August Stramm
Begegnung

Dein Gehen lächelt in mich über
Und
Reißt das Herz.
Das Nicken hakt und spannt.
Im Schatten deines Rocks
Verhaspelt
Schlingern
Schleudert
Klatscht!
Du wiegst und wiegst.
Mein Greifen haschet blind.
Die Sonne lacht!
Und
Blödes Zagen lahmet fort
Beraubt beraubt!

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„Der Sturm ist da“
Gedichte des Expressionismus

Hrsg.: Bode, Dietrich
Reclam RUB € 2,80

„Es schlug mein Herz“
Deutsche Liebeslyrik

Hrsg.: Wagener, Hans
Reclam Verlag € 34,95
Reclam RUB € 9,80

Das Bändchen mit den Gedichten des Expressionismus ist eine Neuausgabe, die deutsche Liebeslyrik gibt es sowohl als gelbes Reclam-Heftchen von 2006, als auch jetzt ganz aktuell in der schönen gebundenen Reclam-Reihe.
„Der Sturm ist da“ stellt 50 Gedichte von 28 Autoren vor, die einen Querschnitt von Gedichten zeigen, die zwischen 1910 und 1920 entstanden sind und die Zerrissenheit, die Aufbruchstimmung, die gesellschaftlichen Veränderungen, wie auch die Brutalität des Großen Krieges zeigen. Von politischen Gedichten, wie das „Weltende“, bis hin zu Liebesgedichten in einer noch nie dagewesenen Form.

Paul Boldt
Junge Pferde

Wer die blühenden Wiesen kennt
Und die hingetragene Herde,
Die, das Maul am Winde, rennt:
Junge Pferde! Junge Pferde!

Über Gräben, Gräserstoppel
Und entlang den Rotdornhecken
Weht der Trab der scheuen Koppel,
Füchse, Braune, Schimmel, Schecken!

Junge Sommermorgen zogen
Weiß davon, sie wieherten.
Wolke warf den Blitz, sie flogen
Voll von Angst hin, galoppierten.

Selten graue Nüstern wittern,
Und dann nähern sie und nicken,
Ihre Augensterne zittern
In den engen Menschenblicken.

Henriette Hardenberg
Wir werden

Wir werden herrlich aus Wunsch nach Freiheit.
Der Körper dehnt sich,
Dieses Zerrende nach geahnten Formen
Gibt ihm Überspannung.
Schwere Hüften schauern sich zu langem Wuchse.
Im Straffen beben wir vor innerem Gefühl —
Wir sind so schön im Sehnen, daß wir sterben könnten

Jakob van Hoddis
Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Else Lasker-Schüler

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen…
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du! Wir wollen uns tief küssen –
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.

In der Sammlung von Liebeslyrik „Es schlug mein Herz“, geht es vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Was gibt es Schöneres, als verliebt zu sein und wie schlimm ist es, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Hier finden Sie für jeden Herzenszustand das Richtige. 150 Gedichte von Walther von der Vogelweide über Goethe bis zu Jan Wagner, Ludwig Steinherr und Friederike Mayröcker.
Ein paar ältere (rechtefreie) Gedichte haben ich angefügt, plus eines, das in allen Bänden vor kommt.

Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das slüzzelîn:
dû muost ouch immer drinne sîn.

Johann Georg Jacobi
Der erste Kuß

Leiser nannt‘ ich deinen Namen
Und mein Auge warb um dich:
Liebe Chloe! näher kamen
Unser beider Herzen sich.

Und du nanntest meinen Namen;
Hoffen ließ dein Auge mich:
Liebe Chloe! näher kamen
Unser beider Lippen sich.

O! es war ein süßes Neigen;
Bis wir endlich, Mund an Mund,
Fest uns hielten, ohne Zeugen:
Und geschlossen war der Bund.

Johann Wolfgang Goethe
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht

Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.
Seh ich nur einmal dein Gesicht,
Seh dir ins Auge nur einmal,
Frei wird mein Herz von aller Qual.
Gott weiß, wie mir so wohl geschicht!
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.

Detlev von Liliencron
Glückes genug

Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
Ich deinen Atem hören konnte,
Im Traum du meinen Namen riefst,
Um deinen Mund ein Lächeln sonnte –
Glückes genug.

Und wenn nach heißem, ernstem Tag
Du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
Wenn ich an deinem Herzen lag
Und nicht mehr dachte an ein Morgen –
Glückes genug.

Und dann noch „Anna Blume“, das wunderbare expressionistische Liebesgedicht:

Kurt Schitters
An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —– wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage:
1. Anna Blume hat ein Vogel,
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir!
Das gehört beiläufig in die —- Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A—-N—-N—-A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A——N——N——A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich——-liebe——-Dir!

https://www.youtube.com/watch?v=71BCgav9-ao

Mittwoch

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Heute haben
Henry Fielding * 1707
Madame de Stael * 1766
Ludwig Renn * 1889
Paula Fox * 1913
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Peter Weber * 1968
Geburtstag

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Dass hunderte Menschen in den letzten Tagen und Wochen, tausende in den letzten Monaten im Mittelmeer ertrinken, ist ein Skandal. Dass es zu einer Völkerwanderung kommen wird, sagten viele schon vor Jahren voraus. Getan worden ist von politischer Seite her nichts. Jetzt wird auf allen TV-Kanälen diskutiert und getalkt. Aber was passiert? Einfach nur die Augen verschließen und die Probleme wegschieben, geht nicht (mehr).
Ich selbst bin sprach-, hilflos und voller Trauer über die vielen Toten. Wir leben auf Kosten dieser Menschen, tragen billige Klamotten und bunte Laufschuhe. Wir schauen, wer hat den besten Preis, aber nicht, wie und wo werden die Produkte hergestellt. Wir holen uns die Bodenschätze aus den Ländern und schwelgen im puren Luxus und fliegen um die Welt.
Bei den folgenden Büchern handelt es sich nur um eine kleine Auswahl und ich habe mir erlaubt, einfach die Texte der Verlage zu übernehmen. Ich hoffe, Sie alle haben Verständnis dafür.

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Abasse Ndione : „Die Piroge“
Transit Verlag € 14,80

„Die Geschichte ist beides: schmerzhaft individuell – über die einzelnen Personen auf dem Boot – und gleichzeitig unermesslich, da die Erfahrung, die sie schildert, von Millionen von Menschen auf der Welt geteilt wird.“
The New York Times

Dreißig Afrikaner, Frauen, Männer, Jugendliche, die aus verschiedenen Dörfern im Landesinneren Senegals kommen und noch nie das Meer gesehen haben, wollen aus dem afrikanischen Elend auf die Kanarischen Inseln und nach Europa fliehen. Sie verabschieden sich von ihren Familien und stehen dann nach einer langen Busfahrt ängstlich am Strand, beobachten das Meer und sehen zum ersten Mal auch das Schiff, eine Piroge, die dem Fischer Baye Laye gehört. Während der langen Überfahrt, auf der sie sich langsam kennenlernen, steigern sie sich bei zunächst gutem Wetter in unglaubliche Erwartungen, was ihre Zukunft in Europa betrifft. Doch es zieht ein fürchterlichen Sturm herauf, sie verlieren Kaaba, den zweiten Steuermann, und das Boot wird schwer beschädigt. Sie sind verzweifelt, aber da naht ein Schiff…
Das Buch, 2008 bei Gallimard in Paris erschienen, ist in seiner schlichten, eindringlichen Erzählweise zu einem Klassiker der gegenwärtigen afrikanischen Literatur geworden. Auf kleinstem Raum entfaltet der Roman ein großes Drama, das von Millionen Menschen unterschiedlichster Herkunft, die um ihre Lebenschancen kämpfen.

Die Verfilmung (»La Pirogue«) in der Regie von Moussa Touré wurden im Mai 2012 in Cannes uraufgeführt und erhielt zahlreiche Preise, auch in Deutschland [Goldener Tanit, Filmfestival Karthago 2012, ARRI-Preis (Bester internationaler Film) Cannes, Filmfest München; Prix Lumière 2013, Preis der Evangelischen Filmarbeit April 2013)].

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Fabrizio Gatti: „Bilal“
Rowohlt Verlag € 11,99

Bilal ist ein Illegaler, unterwegs auf der berüchtigten Transitroute vom Senegal nach Libyen und weiter zur Insel Lampedusa. Bilal ist der renommierte Journalist Fabrizio Gatti, der sich als Migrant unter die anderen gemischt hat, um zu erleben, was sie erleben. Auf klapprigen Lastwagen durchqueren sie zu Hunderten die Sahara, unter unvorstellbaren Entbehrungen begeben sie sich auf einen Schreckensweg, der in Europa meist in einer Art von Sklaverei endet.

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Giuseppe Catozzella: „Sag nicht, dass du Angst hast“
Eine wahre Geschichte
Knaus Verlag € 14,99

„Genau die Literatur, die es braucht, um die großen Dramen unserer Zeit zu erzählen.“
Erri De Luca

Sie kam als Letzte ins Ziel, und doch ging ihr Foto um die Welt. Millionen waren während der Olympischen Spiele 2008 von der kleinen somalischen Läuferin Samia und ihrem eisernen Willen gerührt. Doch nur wenige wissen, dass die junge Frau danach in ihrer vom Bürgerkrieg zerrissenen Heimat keine Unterstützung mehr erhielt und sich auf die lange illegale Reise nach Europa machte. Ihre Odyssee fand 2012 vor Lampedusa ein tragisches Ende. Der italienische Journalist Giuseppe Catozzella hat Samias Geschichte recherchiert und mit ihrer in Finnland lebenden Schwester lange Gespräche geführt. In einer einfachen und emotional berührenden Sprache lässt er Samias Welt entstehen und gibt der verschollenen jungen Frau eine Stimme.

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Reinhard Kleist: „Die Geschichte von Samia Yusuf Omar“
Graphic Novel im Carlsen Verlag € 17,90

Dass Reinhard Kleist in der Lage ist, schwierigste historische Themen in einer Graphic Novel umzusetzen, hat er mit „Der Boxer“ bewiesen. Jetzt nimmt er ein aktuelles Thema anhand einer wahren Geschichte auf:
Die Sprinterin Samia Yusuf Omar vertrat Somalia bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. In ihrer Heimat wurde sie jedoch von islamistischen Extremisten bedroht, die ablehnen, dass Frauen Sport treiben. In der Hoffnung, an der Olympiade in London teilnehmen zu können, versuchte sie die Flucht nach Europa. Samia Yusuf Omar ertrank 2012 im Alter von 21 Jahren vor der Küste Maltas im Mittelmeer.

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Andrea Di Nicola / Giampaolo Musumeci; „Bekenntnisse eines Menschenhändlers“
Kunstmann Verlag € 18,95

Illegale Immigration – ein Milliardengeschäft
Ärmliche, mit Flüchtlingen überladene Fischerboote, abgerissene Gestalten in Auffanglagern prägen unser Bild illegaler Immigration – dass die Not Zehntausender auch ein äußerst lukratives Geschäft ist, wird uns dagegen kaum bewusst. Tatsächlich steht hinter den Menschenströmen, die jedes Jahr nach Europa gelangen, ein riesiges Netzwerk von Schleppern und Schleusern, aber auch hochprofessionellen Geschäftsleuten, denn mit dem illegalen Grenzübertritt lassen sich Milliarden verdienen, kaum weniger als im Drogengeschäft.
Die Autoren haben entlang der Hauptrouten illegaler Immigration recherchiert und lassen die neuen Menschenhändler selbst sprechen: Anwerber und Skipper, Vermieter illegaler Unterkünfte, Geldhändler. Hinter einem raffinierten, extrem flexiblen Netzwerk verbergen sich die Großen des Geschäfts: etwa der Kroate Josip Loncaric, der über Jahre 90 Prozent der chinesischen Immigration nach Europa kontrollierte, oder Muammer Küçük, der türkische Boss der illegalen Immigration im Mittelmeerraum.
Über Augenzeugenberichte aus einer Schattenwelt, die niemand kennt, zeigt das Buch die größte kriminelle „Reiseagentur“ der Welt bei der Arbeit.

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Miriam Faßbender: „2850 Kilometer“
Westend Verlag € 16,99

Gefangen in der Warteschleife vor Europa – das ist das Schicksal tausender junger Afrikaner, die sich jedes Jahr auf den Weg zu uns machen. Miriam Faßbender hat zwei junge Männer auf diesem Weg begleitet, sie hat unter Flüchtenden gelebt und ihren Alltag kennengelernt: das Leben in den Ghettos, willkürliche Polizeirazzien, die Suche nach Essen und nach schlecht bezahlten Jobs, um die Weiterreise zu finanzieren.

Miriam Faßbender hat ein Privileg: Sie kann sich jederzeit in ein Flugzeug setzen und Not und Entbehrungen in der Peripherie Afrikas hinter sich lassen. Zigtausende Afrikaner haben diese Wahl nicht. Miriam Faßbender hat zwei junge Afrikaner über Monate auf ihrem Weg von Westafrika nach Europa begleitet – der eine ist seit drei Jahren unterwegs, der andere hat seine vierte Abschiebung hinter sich. Sie befragt Flüchtlinge zu ihrem Leben, das geprägt ist von Entbehrungen und Hoffnung, Flucht und Stillstand; sie berichtet vom Leben auf der Flucht und vom Überleben in der Fremde und in sogenannten Auffanglagern. Und sie erzählt von ihren Erfahrungen als Europäerin unter afrikanischen Flüchtlingen, als Privilegierte unter Menschen, die ihre Freiheiten nicht haben – Erfahrungen, die so persönlich wie erschreckend, so anrührend wie brenzlig, so mutmachend wie niederschmetternd sind.

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Fabio Geda: „Im Meer schwimmen Krokodile“
Eine wahre Geschichte

btb  € 8,99

Als Enaiat eines Morgens erwacht, ist er allein. Er hat nichts als seine Erinnerungen und die drei Versprechen, die er seiner Mutter gegeben hat. Mit dem Ziel, ein besseres Leben zu finden, begibt er sich auf eine lange Reise Richtung Westen. Er durchwandert die Länder des Ostens bis nach Europa. Er reist auf Lastwagen, arbeitet, schlägt sich durch, lernt das Leben von seiner grausamen Seite kennen. Und trotzdem entdeckt er, was Glück ist … Fabio Geda erzählt die wahre Geschichte des zehnjährigen Enaiatollah Akbari in einem kurzen und zu Herzen gehenden Buch: eine Geschichte, die uns den Glauben an das Gute zurückgibt.
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Gestern las Jürgen Widmer eine gekürzte Fassung von Thomas Glavinics „Lisa“.
Sehr gut, sehr intensiv.

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Dienstag

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Heute haben
Charlotte Bronte * 1816
Peter Schneider * 1940
Geburtstag
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„Jeden Morgen betrittst du die übliche Bar, um zu frühstücken. Seit du allein lebst – eine ganze Weile schon – kannst du das zu Hause nicht mehr. Zu Abend essen ja, manchmal auch zu Mittag. Aber Frühstücken irgendwie nicht. Also gehst du jeden Morgen in die Bar. Mal stellst du dich an den Tresen, mal lässt du es gemütlicher angehen und setzt dich an ein Tischchen. Da bist du nicht festgelegt, es kommt ganz darauf an, wie du dich fühlst – oder wie du dich nicht fühlst – auf’s Wetter, darauf, ob du was zu tun hast oder nicht, auf den Zufall. Keine Ahnung, warum du dich mal hinsetzt und mal nicht.“

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Gianrico Carofiglio: „Am Abgrund aller Dinge“
Originaltitel: Il Bordo Vertiginoso Delle Cose
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Goldmann Verlag € 19,99
als eBook € 15,99

Gianrico Carofiglio wurde 1961 in Bari geboren und arbeitete in seiner Heimatstadt viele Jahre als Antimafia-Staatsanwalt. 2007 war er als Berater des italienischen Parlaments für den Bereich organisierte Kriminalität tätig. Von 2008 bis 2013 war Gianrico Carofiglio Mitglied des italienischen Senats. Berühmt gemacht haben ihn vor allem seine Romane um den Anwalt Guido Guerrieri, von denen wir die ersten drei immer auf Lager haben.

Carofiglio bleibt seiner Heimatstadt treu. In seinem neuen Roman kehrt Enrico Vallesi aus Florenz zurück nach Süditalien, weil ihm eine Zeitungsmeldung nicht mehr aus dem Kopf geht. Ein ehemaliger linksradikaler Kämpfer, der auch längere Zeit im Gefängnis saß, wurde bei einem Bankraub erschossen. Beim Namen Salvatore klingeln bei ihm alle Glocken. Er erinnert sich an seine Schulzeit, an seine Zeit bei seinen Eltern daheim. Er war ein angepasster, schmächtiger Junge, der seine Zeit in seinen eigenen vier Wänden verbrachte und viel gehänselt worden ist. In der Schule ist er unauffällig und er wundert sich sehr, als ein deutlich älterer Schüler zu ihm in die 11.Klasse kommt. Salavtore sieht schon richtig männlich aus und nicht so knabenhaft wie er und seine Kumpels. Auch lässt sich dieser neue Schüler nichts gefallen, kontert den Aussagen des Lehrers mit linken Thesen, schimpft über die kommunistische Ikone Gramsci, der die kommunistische Partei verraten hätte. Alle Augen sind auf Salvatore gerichtet und das neue Schuljahr wird wohl einiges Neues bringen.
Carofiglio wechselt die Perspektiven vom heutigen Bari, in das während der Schulzeit Enricos. In der Gegenwart trifft er nach langer Zeit wieder seinen Bruder und seine Familie, die sich in der Stadt mit ihrem Wohlstand gut eingerichtet haben, er trifft auf ehemaligen Mitschüler, aus denen er mehr über Salvatore herausfinden will. Aber eigentlich will er mehr über sich herausfinden. Was ging ihm tatsächlich im Kopf herum? Wie sahen ihn seine Freunde und Bekannten? Wie sieht seine erste Freundin ihn heute? All diese Szenen sind eingebettet in Enricos Schulzeit, in der dann auch noch eine Aushilfslehrerin für Philosophie auftaucht, in die er sich als 16jährigen unsterblich verliebt. Natürlich nur im Kopf. Aber vergessen hat er sie nie.
Enrico ist fasziniert von Salvatore und als er Enrico zu sich einlädt, taucht er tatsächlich in seiner Wohnung auf. Dort trainiert Salavatore junge Männer für den Kampf gegen die Faschisten, die ihnen immer wieder auflauern. Diese Ausbildung ist äusserst brutal. Enrico bekommt alle Tricks beigebracht, wie er als Sieger aus einem Zweikampf hervorgeht. Salvatore bringt ihm bei Motorrad zu fahren, mit echten Pistolen zu schiessen, damit sie gemeinsam ein Attentat auf den berüchtigten Faschistenführer der Stadt verüben können. Dies geht schief, aber Enrico steckt mittendrin in dieser Untergrundgruppe. Er führt ein Doppelleben und kann sich niemandem mitteilen. Als er sich dann auch noch gegen Salvatore zur Wehr setzt, gewinnt er zwar das Ansehen der ganzen Schule, verliert jedoch seinen Freund aus den Augen.
Enricos Spurensuche im heutigen Bari bringt ihn immer näher an die damalige Zeit. Es öffnen sich immer mehr Türen und Fenster und er dringt in dunkle, vergessene Ecken in seinem Gehirn vor.
Gianrico Carofiglio hat auch hier wieder einen Protagonisten geschaffen, der als einsamer Cowboy durch die Straßen zieht, wie wir es aus seinen ersten drei Krimis kennen. Enrico ist voller Zweifel, eine leichte Melancholie schwebt über ihm. Deshalb will er auch so hartnäckig herausfinden, was damals geschah. Diese Atmosphäre hat der Autor hervorragend eingefangen und dem Roman eine ganz spezielle Note gegeben. Wer Guido Guerrieri gemocht hat, wird auch Enrico Vallesi ins Herz schließen.

Leseprobe
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Heute abend um 19 Uhr.
Das Theater Erbach ist zu Gast und bringt Thomas Glavinics „Lisa“ zu uns in die Buchhandlung.
Der Eintritt ist frei. Es gibt ein Spendenkässle.
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Ein kleines Video von Marco Kerlers
Buchvorstellung und Lesung bei uns in der Buchhandlung