Donnerstag

Heute haben
Christian Dietrich Grabbe * 1801
Alfred de Musset * 1810
Paul Kornfeld *1889
Nagib Machfus * 1911
Alexander Solschenizyn * 1918
Grace Paley * 1922
Geburtstag.
____________________

Alle

Anja Tuckermann: „Alle da!“
Ein kunterbuntes Leben
Illustrationen von Tine Schulz
Klett Kinderbuch  € 13,95

Wir stammen alle von den ersten Menschen aus Afrika ab. Wir haben alle dieselben Vorfahren. Unsere Ururururururururururur …. Großeltern haben dort vor sieben Millionen Jahren gelebt und deshalb gleichen sich alle Menschen überall auf der Welt.
So beginnt das Sachbilderbuch von Anja Tuckermann und Tine Schulz und nimmt uns mit auf eine Reise um die Welt. Es bringt uns die ganze Welt ins Wohnzimmer. Es erklärt uns, wie die Kinder im Sitzkreis in verschiedenen Sprachen „Guten Morgen“ sagen, zeigt uns die wichtigsten Gesten und dass Kopfnicken nicht immer „ja“ heisst. Es erzählt uns von Samira, die aus Syrien nach Deutschland geflohen ist und froh ist, wieder in eine Schule gehen zu können. Aber zuerst muss aus dem Stammbaum auf der ersten Seite der Hund raus, der sich eingeschlichen hat. „Der doch nicht“, sagt ein Mädchen und zeigt auf ihn. Da merken wir schon, dass die Autorinnen mit viel Witz an die Sache herangehen. So auch auf der nächsten Doppelseite, die sich natürlich in Ruhe in der Leseprobe anschauen können, auf der gezeigt wird, dass das Wichtigste, was wir Menschen heute tun, schon immer gemacht worden ist. Trinken, essen, teilen, streiten, spielen,tanzen, lachen, schlafen, reden, …. es wird uns erzählt, warum immer wieder Menschen ihre Heimat verlassen (müssen) und wie lange Samiras Flucht aus Syrien gedauert hat. Wir lesen, wer wo überall Verwandte hat, dass es überall die gleichen Sorgen und Nöte, aber Freuden gibt. Dass wir alle auf einer Erde leben und versuchen sollten, friedlich miteinander auszukommen. Sei es mit Spielen, die in vielen Länder gleich gemacht werden, oder Lieder, die oft die gleichen Melodien haben. Es geht um Vorurteile und woher sie kommen. Wir sehen eine Stadtteil, in dem die unterschiedlichesten Menschen zu sehen sind. Auch hier wird nicht immer nur gelacht und gespielt. Im wahren Leben wird auch geschimpft. So kurz vor Weihnachten, ist es auch schön zu erfahren, welche wichtigen Feste in den unterschiedlichen Ländern gefeiert werden.
Ein buntes Buch über ein buntes Leben mit verschiedenen Menschen von überallher.

Leseprobe
________________________

Das Beste vom Besten von 2014

IMG_1960

Passend dazu unser Tipp vom März diesen Jahres:

Wadjda

Das Mädchen Wadjda
Regie: Haifaa Al-Masour
DVD € 12,99

Dass dieser Film überhaupt entstehen konnte, ist ein kleines Wunder. Und wie er enstanden ist, grenzt schon fast an Unwahrscheinlichkeit. Die Filmemacherin Haifaa Al Mansour bekam tatsächlich eine Drehgenehmigung von der Saudi-Arabischen Regierung. In einem Land, in dem es keine Kinos gibt, in dem Frauen nicht zu sehen und nicht zu hören sein sollen. In einem Land, in dem sich Frauen in der Öffentlichkeit oft komplett verhüllt bewegen. Und da schwebt ein grünes (!) Fahrrad durch die Luft und das Mädchen Wadjda kann an nichts mehr anderes denken. Nein, das Fahrrad fliegt natürlich nicht. Es ist auf ein Auto montiert und Wadjda sieht nur den oberen Teil. Der Traum vom eigenen Rad, der Traum vor Radeln setzt sich so sehr in ihr fest, dass sie mit allen Mitteln versucht, an Geld zu kommen. Sie arbeitet, sie nimmt am Koran-Vortrag-Wettbewerb teil und sie versucht immer wieder die Erwachsenen, ihre Eltern zu überzeugen, das sie dieses Fahrrad bekommt. Somit sind wir mitten in der Gesellschaft Saudi-Arabiens. Wir hören, was die Lehrerin ihren Schülerinnen immer wieder erzählt, vorträgt, befiehlt. Seid unsichtbar; Mädchen, die ihre Tage haben, nehmen den Koran nur mit einem Taschentuch in die Hand; fahrradfahrende Mädchen bekommen keine Kinder. Die Regisseurin Haifaa Al Mansour, die auch das Drehbuch geschrieben hat, bewegte sich wahrscheinlich auf einem sehr schmalen Grat. Einerseits hat sie Genehmigung des Staates bekommen. Anderseits musste sie wahnsinnig aufpassen, sich an die alltäglichen Gebote zu halten. Ihre Schauspieler hat Haifaa Al Mansour zwar in Saudi-Arabien gefunden, produziert wurde der Film aber von den Deutschen Gerhard Meixner und Roman Paul, die zuvor schon “Paradise Now” von Hany Abu-Assad und Ari Folmans “Waltz with Bashir” herausbrachten. Auch das technische Team sowie der größte Teil des Geldes kamen aus Deutschland.
Entstanden ist ein eindrucksvoller Film, der sogar ein Happy End hat. Ein Film, in dem die Filmemacherin wohl das eine oder andere Zugeständnis an die Regierung machte (Koranzitate), aber tief in das Innere dieser Menschen schaut und uns zeigt, dass wir doch alle gleich sind und dass Kinderträume, die in anderen Ländern ganz leicht erfüllt werden können (Osterzeit – Kinderradzeit), in anderen ein großes Tabu sind.
Der Film hat keine Altersbeschränkung und ist ein wunderbarer Familienfilm für alle.