Heute haben
Marieluise Fleißer * 1901
Paul Celan * 1920
und
Herbert Achternbusch
Geburtstag
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Friedrich Nietzsche
Im deutschen November
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort! –
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
und ruht bei jedem Schritt.
Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh –
Er klagt ihr nach.
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort!
Oh Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
Die Nacht,
Daß eis’ger Schauder deine Wange,
Die purpur-Wange deckt? –
Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch? – –
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort! –
Ich bin nicht schön
– so spricht die Sternenblume –
Doch Menschen lieb‘ ich
Und Menschen tröst‘ ich –
sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
nach mir sich bücken
ach! und mich brechen –
in ihrem Auge glänzet dann
Erinnerung auf,
Erinnerung an Schöneres als ich: –
– ich seh’s, ich seh’s – und sterbe so. –
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
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Die Arno Schmidt-Stiftung setzt sich für ihren Autoren ein.
In der Insel-Bücherei erschien seine „Tina“ (wir berichteten). Jetzt sind bei Reclam zwei Büchlein erschienen und der S.Fischer Verlag nimmt ihn in sein Klassiker-Programm auf.
Großer Lob dafür. Allerdings muss nun Schmidt noch länger im Elysium schmachten, bis nichts Gedrucktes von ihm auf Erden zu haben ist. Wobei wir wieder bei der sehr witzigen, frechen „Tina“ sind.
„Arno Schmidt zum Vergnügen„
Herausgegeben und mit einem Vorwort von Susanne Fischer
Reclam Verlag € 5,00
i Sie haben einfach keine Zeit, Kitsch oder auch nur Durchschnittliches zu lesen!
ii Seliger Beruf, wo man sich 60 Stunden um ein einziges Wort mühen kann
iii Ein Blick zu den Herren Kollegen
iv Und die Landschaft scharf im Auge behalten
v Die Politik ist das Schicksal!
vi Ich näherte Mich=Ihr also mehr aus Fürwitz
vii Von allen guten Geistern ohnehin verlassen; zumindest seit 3 Tagen
viii Wer nur kann groß sein? Künstler und Wissenschaftler!
ix Daß man immer essen muß … widerlich!
x Sport; viel vom Sport
xi Die Katzen pulsierten im Pelz
xii Der Wind haucht verdächtig aus allen Weltgegenden
xiii Komisch ist der Mensch, inclusive Schmidt
xiv Also Schluß!!: ent-güll-tich-Schluß!
Hier ein paar Zitate:
Sogenannte >Historische Roman< schreibt nur der literarische Schwätzer. Es gibt nichts Verächtlicheres als Journalisten, die ihren Beruf lieben (Rechtsanwälte natürlich noch!)
Bergländer liebe ich nicht; nicht den breiigen dialekt ihrer Bewohner, nicht die zahllos gewölbte Erde, Bodenbarock. Mein Landschaft muß eben sein, flach, meilenweit, verheidet, Wald, Wise, Nebel, schweigsam.
Das ist meingrötßer Einwand gegen Musik, daßß Österreicher darin exilliert haben. Mir fiel unwillkürlich >Lohengrin< ein; (’n ganz hübschis Stück, wenn de Musik nich wäre)
Heil dem Erfinder des MAGGI. Wo er begrabm liege: HEIL IHM! –
Das Leben des Menschen ist kurz; wer sich betrinken will, hat keine Zeit zu verlieren!
Vielleicht hat Fußball doch einen Sinn: als Belebung der Landschaft?
Das neechste, was ich mach‘, iss’n Antrack bei’m Landrat: opp ich ma nich’n Mien’feld legn dürfte.
Arno Schmidt: »Na, Sie hätten mal in Weimar leben sollen!«
Über Wieland – Goethe – Herder
Herausgegeben und mit einem Essay von Jan Philipp Reemtsma
In Weimar leben? – bleibt einem deutschen Schriftsteller etwas anderes übrig als dort wenigstens sich um ein ideelles Untermietsverhältnis zu bemühen? – Seit Wieland nach Weimar gerufen wurde, Goethe dazu kam, Herder von beiden geholt wurde (und dann kamen Schiller und viele andere), ist Weimar Deutschlands literarische Hauptstadt. Ideell ist Weimar das geblieben – dem Mustercharakter des Städtchens war nicht zu entkommen. Auch Arno Schmidt entkam dem nicht. Nur wählte er Wieland, nicht Goethe, zu „seinem Klassiker“. Gegen Goethe polemisierte er wie viele vor ihm – und bewunderte ihn nichtsdestoweniger. Herder nannte er, wie er vielleicht auch sich selbst genannt hätte: „Primzahlmensch“ (nur durch eins und sich selber teilbar).
„Arno Schmidt – Das große Lesebuch„
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Bernd Rauschenbach
S.Fischer Verlag / Klassiker € 9,99
Hier sind eine Reihe von kürzeren Texten Arno Schmidts versammelt, die das Werk in seiner gesamten Vielfalt darstellt und den Erzähler ebenso präsentiert wie den Essayisten, den Sprachvirtuosen ebenso wie den scharfen Analytiker. Die Mischung von bekannten und unbekannten Texten lädt dazu ein, dieses gewaltige Werk neu zu entdecken.
Und schon sind wir wieder bei „Tina“, die Sie nämlich hier abgedruckt finden. Genauso wie meine Lieblingsgeschichte (überhaupt, ever) „Seelandschaft mit Pocahontas“. Aber auch „Windmühlen“, die wunderbare gruselige „Wasserlilie“, oder die Holzsägegeschichte „Kühe in Halbtrauer“ und neben vielen anderen Texten auch noch „Die Abenteuer der Sylvesternacht“. (Dank dafür)
Eine wirklich gelungene Auswahl, die einen Einstieg Schmidts bietet und vielleicht dann doch noch Lust auf mehr macht.
Die Fotos habe ich gestern abend im Ulmer Stadthaus gemacht. Sie zeigen Marije Nie und Jürgen Grözinger bei einer musikalischen Tanzeinlage. Danachgab es nach einem Vortrag von Rainer Schlenz Eva Stotzs Dokumentarfim: „One Million Steps„.
Hier geht es zur website des Filmprojektes.
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Mehr Fotos aus der Jastram-Welt finden Sie auf jastram.tumblr.com
Die Buchhandlung Jastram im ZDF sehen Sie hier.