Heute haben
Francois Chateaubriand * 1768
Leonard Frank * 1882
Antonin Artaud * 1896
Richard Wright * 1908
Per Olof Sundman * 1922
Joan Aiken * 1924
Thorsten Becker * 1958
Geburtstag
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Rasmus Schöll empfiehlt:
Ulrich Peltzer: „Das bessere Leben“
S.Fischer Verlag € 22,99
als eBook € 19,99
Ulrich Peltzer Roman „Das bessere Leben“ hat es auf die Longlist des deutschen Buchpreis geschafft und steht auf Platz 1 der SWR-Bestenliste im September 2015.. Vorweg, das Buch ist definitiv eine Herausforderung für den Leser.
Eine Unmenge an Personen treten auf, doch die Handlung verschlingt sich in der Hauptsache um zwei Personen, zwei Männer, Managertypen um die fünfzig, wie sie dutzendfach durch diese Welt jetten. Das Leben läuft als Dauerschleife zwischen dem Check-In und dem nächsten großen Deal ab. Globalisiert, desillusioniert, lernen wir Menschen kennen, die alle ihre Ideale, in einer radikal kapitalistischen Welt, verloren haben. Aus den Che Guevaras von gestern sind die Ackermanns von heute geworden. Jochen Brockmann ist Sales Manager eines bankrotten italienischen Konzerns, der Beschichtungen von Trägermaterialen herstellt. Für Brockmann ist dies alles austauschbar, es geht nicht darum, was produziert, was verkauft oder überhaupt gemacht wird. Es heißt es nicht mehr „ l’art pour l’art“ sondern „l’argent pour l’argent“. Es ist vollkommen egal. Irgendwie ist alles vollkommen egal und auf paradoxer, grotesker Weise kann das egal nicht egal sein. Die zweite Hauptfigur heißt Sylvester Fleming. Er ist in der Welt zu Hause und eine Art Advocatus Diaboli oder Mephisto-gestalt. So klar ist das nicht. Er tritt dunkel aus einer Halbwelt. Dass Fleming für eine Versicherung arbeitet ist nur zu erahnen. Sein Job besteht darin, Geld zu beschaffen, wo es gebraucht wird. Jedoch verursacht er das Bedürfnis nach diesem Geld selbst. Er ist der Koch, der das Essen versalzt und an dem Wasser verdient. Doch auch Brockmann und Fleming waren einst Idealisten, Träumer und Klassenkämpfer.
Peltzer reißt hier etliche linke Theorien und Ideologien an, eine wahre Zeitreise in die Denkweise der 60er, 70er und 80er Jahre und doch sind auch diese nur noch tote Idole, in Peltzers Welt. Was für einen Wert hat dieses Leben? Was ist das richtige, gute Leben, wenn alles, woran man glaubte nur noch leere Götzen sind und auch der
letzte Sinn in Staub zerfällt? Was ist „das bessere Leben“, im falschen?
Wie liest sich nun dieses Buch, in dem sich keine klare Handlung entwickelt und alles wie Splitter Seite für Seite ein Bild erraten lässt? Ganz klar, dieser Roman ist eine Zumutung! Ich müsste jetzt mein Literaturlexikon aus dem Regal bemühen und stundenlang nachschlagen, um all die Begriffe wie tote Fliegen an der Fliegenfalle in diesen Text zu kleben. Es schwirrt und sirrt von Vor-und Rückblenden, erlebter Rede bis zur Perfektion getrieben, es hüpft, poltert und kantet von Wort zu Wort, nichts ist zufällig, nichts fließt. Stellenweise war ich so genervt, dass ich das Buch in der Ecke zertrümmern wollte und doch bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Dieser Roman ist ein Abdruck unserer Zeit und eine wichtige Reflexion derselben.
Eine klare Leseempfehlung für literarisch Ambitionierte.
Leseprobe
Ulrich Peltzer kommt am Mittwoch, den 4.11. um 20 Uhr ins Literaturhaus Stuttgart.
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Die SWR-Bestenliste September 2015 ist veröffentlicht und wir haben wieder die allermeisten Bücher auf unserem Büchertisch liegen.
Schauen Sie vorbei.
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Der Jastramblog bekommt eine Beilage. Sonntags werden bei uns ab dem 13.September Stadtskizzen von Detlef Surrey erscheinen.
Der Skizzenblog von Detlef Surrey zeigt Szenen aus dem Alltag, aus Berlin, von Reisen, von zufällig vorbeikommenden Menschen oder Besuchern im Café…
Lassen Sie sich überraschen.
Und das Tolle daran: Die Bilder, die Skizzen gibt es nicht zu erwerben. Es gibt sie nicht in gedruckter Form in einem Buch, sondern nur auf Detlef Surreys (skizzenblog.surrey.de) und unserem Blog.
Hinweisen möchte ich noch auf unsere nächsten Veranstaltungen im Buchladen:
Mittwoch, 23.September um 19 Uhr
Wilhelm von Sternburg: „Joseph Roth“
Eine Biographie
Eintritt € 10,00
Jospeh Roth wurde am 2.September 1894 in Ostgalizien geboren und hatte diese Woche Geburtstag. Seine Romane gehören zum Kanon der deutschen Literatur, auch wenn sie immer wieder aus den Buchregalen verschwunden sind. Volker Weidermann hat ihm in seinem Roman „Ostende“ ein Denkmal gesetzt und wir bekommen nun die fundierte Biografie von Wilhelm von Sternburg präsentiert.
Und unser, schon tarditionelles, „Shortlistlesen“ am Mittwoch, 30.9. um 19 Uhr.
Wir stellen die verbliebenen sechs Titel für den Deutschen Buchpreis vor und
Sie küren das Siegerbuch.
Es liest Clemens Grote
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei
Das Einleseheft mit allen Bücher auf der Longlist bekommen Sie kostenlos bei uns.