Heute haben
Dorothea von Schlegel * 1764
August von Platen * 1796
Alexandra David-Neel * 1868
Wenedikt Jerofjew * 1938
Walter Kappacher * 1938
Zsuzsa Bánk * 1965
Geburtstag.
Aber auch Gilbert Bécaud.
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Tolle Inszenierung, noch bessere Frisuren!
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Rainer Maria Rilke
Wie die Vögel
Wie die Vögel, welche an den großen
Glocken wohnen in den Glockenstühlen,
plötzlich von erdröhnenden Gefühlen
in die Morgenluft gestoßen
und verdrängt in ihre Flüge
Namenszüge
ihrer schönen
Schrecken um die Türme schreiben:
können wir bei diesem Tönen
nicht in unsern Herzen bleiben
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Dieses Gedicht fand sich gestern in der Frankfurter Anthologie, die gerade meine Tageslektüre ist. Jochen Jung, der zu diesen Zeilen von Rilke etwas schreibt, beginnt mit den Sätze, ob man bei Rilke an Alfred Hitchcock denken darf. Ja, meint, bei Lyrik ist alles erlaubt.
In diesem Sinne: Genießen Sie die auffliegenden Vögel von Rilke.
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Nino Haratischwili: „Das achte Leben (für Brilka)“
Frankfurter Verlagsanstalt € 34,00
Gestern abend waren wir im Literaturhaus Stuttgart, in dem Nino Haratischwili ihren neuen Roman: „Das achte Leben (für Brilka)“ vorgestellt und daraus vorgelesen hat.
Schön an der Präsentation war, dass es nicht nur eine Lesung gab, sondern dass die Autorin vorgestellt, interviewt wurde, dass Fragen zu ihrem Werk gestellt wurden und dazwischen bekamen wir dann Textpassagen von ihr. So haben wir erfahren, dass sie 1983 in Georgien geboren wurde, dort in eine Schule mit Deutsch als Fremdsprache kam, dass sie als Mädchen mit ihrer Mutter nach Deutschland ging, sich hier nicht wohlfühlte und dass sie zurück nach Tiflis ging, ihr Abitur machte und an der Universität begann, Theaterarbeit zu studieren. Dies war ihr jedoch zu eng, zu streng, so dass sie sich in Deutschland für einen Studienplatz bewarb, in Hamburg hängenblieb, wo sie auch jetzt noch wohnt. Sie stellte klar heraus, dass sie nicht als junge, weibliche Autorin gesehen werden will, die über Georgien schreibt. Dies meinte sie zumindest vor ein paar Jahren, nach Erscheinen ihres ersten Buches. „Das achte Leben“ ist nun ihr dritter Roman (Theaterstücke schreibt sie zwischendurch auch) und sie ist mitten in Georgien gelandet. 100 Jahre Georgien. 100 Jahre Familiengeschichte im schönsten Land der Welt, so sagt es der Entstehungsmythos, den sie zu Beginn des Abends vorgetragen hat. Die Hauptperson (Jahrgang 1973) erzählt die Geschichte ihres Ur-Ur-Grossvaters bis zur Gegenwart. Und dies auf über 1.200 Seiten.
Dass dieses Buch nicht auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis landete, ist schon ein kleiner Skanadal. Nino Haratischwili kann erzählen, wie keine zweite. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte(n) des Landes, der Familie, unterhält uns aufs Beste und wer einmal angefangen hat zu lesen, wird gefesselt, wird süchtig, wie die Personen im Roman von der wunderbaren Schokolade, die als Geheimrezept durchs Buch geistert.
Ich kann hier auf die Schnelle die vielen Erzählstränge gar nicht wiedergeben. Sie meinte gestern abend auch, dass es ihr wichtig war, dass die Personen immer präsent im Roman waren, dass es nicht ein dauerndes Kommen und Verschwinden geben sollte. Somit fühlen wir uns in diesem dicken Wälzer richtig gborgen, dürfen mit den Hauptpersonen mitleben und mitleiden. Denn Leiden, Sterben und Trennungen, der ganze Horror des Stalinismus steckt natürlich genuso im Roman, wie die Lebensfreude. Und dass Nino Haratischwili dies in einem lakonischen Ton aufschreibt, rettet uns vor der großen Depression. Es erinnert ein wenig an die Art wie Lemaitre an sein grausliges Thema herangegangen ist, dessen Buch ich hier vorgestellt habe.
Seien Sie also nicht geschockt vor dem dicken Buch. Beginnen Sie zu lesen. Es wird sie begleiten, begeistern und nicht mehr loslassen.
Hier sehen und hören Sie die Autorin auf der Frankfurter Buchmesse. Sie erzählt Ihnen viel besser und aus erster Hand, was es mit ihrem Roman auf sich hat.
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Ein schönes Plädoyer für dieses Buch, das von vielen so warm empfohlen wird. Aber vor allem danke für den Monsieur 100.000 Volt. Ich stehe absolut auf dieses Lied. 🙂
das freut mich. Aber ist diese Inszenierung nicht grossartig veraltet, wie die Frisur der stillen Dekorationsdame.
Ja – zeitlos grausam-auftoupiert 🙂