Dienstag

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Und Compay Segundo * 1907.
Es ist der Todestag von Marcel Proust * 1922
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Kirn

Walter Kirn: „Blut will reden“
Eine wahre Geschichte von Mord und Maskerade
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch
C.H.Beck Verlag € 19,95

Der Beck Verlag lud am Sonntagabend zu einer Buchpräsentation nach München ein.
Gast war Walter Kirn, ein Schriftsteller, der in Montana in den USA lebt. Leicht an den hellbraunen Cowboystiefeln zu erkennen. Walter Kirn dürfte hier eigentlich nur bekannt dafür sein, dass sein Roman „Up In The Air“ mit George Clooney verfilmt worden ist. Nun hat er dieses Jahr eine Romanreportage vorgelegt, die oberflächlich die Biografie eines Betrügers ist, im Hintergrund allerdings deutlich mehr aufwühlt.

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Im Sommer 1998 begibt er sich als junger Romanautor, auf eine ungewöhnliche Reise: Er bringt einen behinderten Jagdhund von Montana nach Manhattan – in das Apartment von Clark Rockefeller, einem Finanzinvestor und Kunstsammler, der den Hund via Internet adoptiert hat.
Fünfzehn Jahre dauert diese Beziehung, die vom ersten Moment an auf Betrug und Lügen beruht. Allein der Name Rockefeller hat in den USA so eine Faszination, dass nicht nur Kirn darauf hereingefallen ist. Clark wohnt in einem Apartment in Manhattan, nahe des Central Parks und sagt, dass nebenan Tony Bennett wohne, dessen Singerei durch die Wand zu hören sei. Dass allerdings diese Wohnung verstaubt und unattraktiv ist, hätte Walter schon warnen sollen. Normalerweise hätte das Privatflugzeug von Clark Walter und den Hund in Montana abgeholt. Allerdings sei Clarks Frau damit gerade unterwegs in China. Dieses Netz aus Lügen umspannt Clarks komplettes Leben, in das er auch seine Ehefrau eingespannt hat. Im Ferienhaus am Meer sagt er zu Walter, dass es schade sei, dass Walter gerade diese Woche hier sei. Letzte Woche sei Clarks Freundin Britney Spears hier gewesen und nächste Woche käme Kanzler Kohl. Ein Lacher im Publikum, das kann man sich vorstellen. Und doch seien siese Behauptungen so überzogen gewesen, dass sie schon wieder glaubhaft wirkten. Auch auf die Frage hin, warum er nicht schon lange mal gegoogelt habe, meint Walter Kirn, dass es damals einfach noch kein Internet im heutigen Sinn gegeben hat und dass Clark Rockefeller (der natürlich überhaupt kein Rockefeller ist, Christian Gerhartsreiter heisst und aus einfachen Verhältnissen aus Bayern stammt) wohl der letzte große Betrüger gewesen sei. Heute wäre es ein Leichtes gewesen, ihn zu überführen.
Diese Geschichte ist so unglaublich schräg, dass einem beim Lesen immer wieder der Mund offenbleibt. Im Hintergrund blicken wir jedoch auch in die Abgründe der menschlichen Seele und entdecken darin Clark als einen echten Mr.Ripley und Möchtegern-Gatsby, dem das Gericht tatsächlich auch noch einen Mord nachweisen konnte, den er Jahre zuvor begangen hat. Dieser Mensch, hinter einer perfekten Maske, war wohl der einsamste Mensch der Welt, so Walter Kirn, der jedoch vor keinem Mittel zurückscheute, um seine Nächsten hinters Licht zu führen. So fürchtete Walter Kirn später tatsächlich um seine Karriere und sein Leben. Mittlerweile sitzt Christian Gerhartsreiter lebenslang hinter Gitter und unterrichtet seine Mitgefangenen in Sprachen und Wirtschaftskunde.
Man merkt Walter Kirn in der Diskussion an, dass es ihm in diesem Buch nicht um einen Thriller ging. Es ging um sein eigenes Überleben und die Tatsache, dass es oft ein Leichtes ist, hinters Licht geführt zu werden. So findet er diese Art von Psychopathen natürlich auch in der Politik wieder und Walter hat den Glauben an sehr viel verloren. Freunde, Partner und Bekannte werden bei ihm nun ganz anders wahrgenommen.

Leseprobe

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