Komisch!
Der Arche Literatur Kalender hat heute nur zehn Todesfälle, der Harenberg Kalender jedoch sieben Geburten zu vermelden. Ja, wie geht das denn?!
Heute haben also u.a.
Ludwig Thoma * 1867
Egon Friedell * 1878
Antonio Gramsci * 1891
Kristin Baldursdottir * 1949
Geburtstag
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Gestern las Wolfgang Schorlau im Ulmer ROXY und ich hatte einen Büchertisch.
Der Saal war schön gefüllt und Schorlau kam gut gelaunt mit Partnerin und seinem siebten Dengler Krimi: „Am zwölften Tag“ in der Tasche. Eine große Flasche Wasser und ein kleines Glas Rotwein stand schon für ihn bereit. Bevor er jedoch zu lesen begann, führte er uns zuerst in seine Hauptpersonen ein, die sich durch die letzten acht Jahre und sieben Krimis weiterentwickelt haben. Als er am Schreiben seines ersten Krimis war, besuchte er einen Kollegen, der auch für Tatort schreibt und wollte wissen, was er davon hält. Während dieser noch an der Rotweinflasche rummacht, erzählt Schorlau von seinem Privatdektiven Dengler und bevor er zum Inhalt kommen kann, meint der Kollege: „Wolfgang, das wird nix!“ ??? „In Deutschland funktionieren nur staatlich angestellte und pensionsberechtige Ermittler. In Deutschland ist Ermitteln noch immer Staatssache!“ Diese Informationen bescherten Schorlau eine schlechte Nacht, aber die perfekte Idee. Er lässt Dengler einen ehemaliger BKA-Beamten sein, der ausgestiegen ist und auf seine Pension verzichtete. Nun ist er einer der wenigen privaten Ermittler im Deutschen Krimi-Bücherwald. Aber wenn wir nun wissen wollen wo Herr Dengler wohnt, dann verrät er uns das gerne, denn, wer weiss, ob und wann wir einmal einen privaten Ermittler brauchen. Wenn wir in Stuttgart aus dem Breuninger rauskommen und Richtung Wagnerstraße gehen, dann gibt es dort die Kneipe „Basta“. Und dort drüber, direkt über der Kneipe wohnt er. Gerne geht er einen Stock tiefer, steht am Tresen und bekommt von Martin, dem ehemaligen Kellner und jetzigen Besitzer des „Basta“ etwas zu trinken. Das Verwunderliche daran ist allerdings, dass die beiden in den acht Jahren und sieben Krimis noch nie ein Wort miteinander gewechselt haben. Martin, der im Buch der kahlköpfige Kellner ist, erkennt beim Hereinkommen von Dengler immer, was er jetzt und heute benötigt. Grauburgunder oder einen doppelten Espresso mit einem extra Kännchen Milch. Martin wird von vielen Gästen gefragt, ob denn Georg Dengler heute noch komme und wann? Worauf er immer höflich Antwort gibt. Nun hat Martin Wolfgang (Schorlau) letzthin auf die Seite genommen und gesagt. „Wolfgang, ich muss Dir was sagen.“ „Ja, was gibt’s denn?“ „Komm mal da rüber.“ „Mensch Martin, isses was Ernstes?“ „Also Wolfgang, nun kommt der Dengler schon seit acht Jahren in meine Kneipe und wir haben noch keinen Ton miteinander geredet. Sag mal, kannst Du in Deinem nächsten Krimi mich einen Satz sagen lassen?“ Nun hat Wolfgang Schorlau ein Problem, so sagt er im ROXY. Einen Satz will der Martin. Also wenn er einen Monolog haben will, gut, dann kürze ich den auf eine halbe Seite runter. Kein Ding. Aber einen Satz. Einen einzigen Satz. Der muss perfekt sein und den habe er noch nicht gefunden. Wenn nun jemand aus dem Publikum einen hat, er sei offen für alle Anregungen. Über Georg Dengler wohnt die schöne Olga. Die sei ein Traum von einer Frau und habe alles was ein Mann sich nur vorstellen kann. Dies meint auch Dengler und er versucht in seinem ersten Krimi auch mit ihr in Kontakt zu treten. Die lässt in allerdings abblitzen, da sie nämlich bei aller Schönheit einen Defekt hat. Also einen Defekt mit ihrem Zeigefinger ihrer rechten Hand. Der ist nämlich genauso lang wir der Mittelfinger und nicht etwas kürzer, wie bei den meisten Menschen (schauen Sie mal nach). Ihr Zeigefinger wurde während der Wachstumsphase gestreckt („Sehr schmerzhaft“), damit er besser für ihren Beruf geeignet ist. Die schöne Olga ist nämlich Taschendiebin. Und dies ist auch der Grund, warum sie den Ex-BKAler erstmal nicht näher ranlässt, obwohl es zwischen den beiden schon ordentlich funkt. „Aber“, so sagt Wolfgang Schorlau, „geküsst wird erst am Schluss!“ Dies sei eine eiserne Regel in Romanen und im Film. Obwohl wir Zuschauer längst wissen, dass die Beiden sich kriegen; geküsst wird erst am Schluss. Gut, er hat es bis zum zweiten Krimi durchgehalten und dann ist es doch passiert. Nun kommt er sich manchmal wie ein Paartherapeut vor, wenn er die schöne Olga immer noch an der Seite von Dengler lässt. Diese hat mittlerweile umgelernt und sich zu einer formidablen Hackerin entwickelt. Wenn ihr allerdings mal das Geld ausgeht, dann marschiert sie dreimal im Foyer eines Luxushotel auf und ab und dann reicht es wieder für drei Monate. Nun haben wir also die wichtigsten Personen und Wolfgang Schorlau erklärt noch, dass Georg Dengler geschieden ist, einen 18jährigen Sohn Jakob hat und dass diese Trennung auch der Grund war, warum er nach Stuttgart gezogen ist. Hildegard, seine Ex-Frau klingelt ihn nun nachts um drei aus einem Albtraum und berichtet ihm, dass ihr gemeinsamer Sohn mit Freunden für ein paar Tage nach Barcelona sei und er sich seit drei Tagen nicht gemeldet hätte. Dengler ist schwer genervt und meint, dass Jungs sich nicht jeden Tag melden würden und möchte nicht mehr gestört werden. Seine Ex-Frau lässt aber nicht locker und bohrt weiter nach, bis Dengler, auf Anraten der schönen Olga, doch anbeisst und auf eine SMS, die von Jakob kam, in der stand, dass es ihm gut gehe, anwortet: Er solle auch an den Geburtstag von Tante XY denken, die sei doch immer so empfindlich. Sofort kommt eine Antwort, ja, das mache er. Nun ist allen klar, dass hier etwas faul ist, denn Jakob hat gar keine Tante mit diesem Namen. Wolfgang Schorlau ist mittlerweile mitten im Lesen und Erklären und Weiterlesen und wir sind mitten in seinem neuen Krimi, der sich mit der Fleischproduktion in Deutschland befasst. Aber nicht nur aus der Sicht des Tierschützers auf die Tiere eingeht, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen der Arbeiter, die unter erbärmlichsten Bedingungen hier arbeiten, damit wir billiges Fleisch bekommen. Ein harter Stoff, der schon manchen der LeserInnen vom Fleischessen weggebracht hat. Auch Schorlau hat inzwischen ein andere Einstellung dazu.
Wolgang Schorlau beantwortet nach der Lesung viel Fragen über seine Art zu arbeiten und zu recherchieren, über die Fleischindustrie und die über die Arbeitsbedingen der Männer aus Bulgarien und Rumänien, die mit Schlepperbanden, die bisher für den Frauenhandel zuständig waren, hierher geholt worden sind.
Am Büchertisch, während des Signierens, erzählt er dann auch noch, dass einer seiner Krimis fürs ZDF verfilmt wird. Drehstart sei im Sommer dieses Jahres und sie hätten einen super Schauspieler für den Privatermittler gefunden.
Wenn Sie nun gespannt auf diesen Krimi sind, wir haben ihn im Laden und auch einen kleinen Stapel signierter Exemplare.
Wolfgang Schorlau: „Am zwölften Tag„
Kiepenheuer & Witsch Verlag € 9,99
Hier reservieren.
Smart erzählt! Und obgleich ich keine Krimileserin bin, den würde ich aufblättern. Nun aber hocke ich in der Schorfheide und Sie werden bestimmt nicht extra Päckchen packen wollen, wenn doch über nehme ich das Porto …
Gerne schicke ich das Büchle in die Schorfheide. Die Portokosten übernehme ich, wenn Sie mir den Buchpreis bezahlen. 🙂
Bitte schicken Sie Ihre Adresse (info@jastram-buecher.de) und los gehts. Ich habe ja noch signierte Exemplare.
Aber: Danach haben Sie keine Lust mehr auf Fleischgenuss.
Liebe Grüße aus dem Süden,
Samy
… echt? Ich gehöre noch zu denen, die Vollkost lieben. Danke für die Warnung, dann lasse ich das Buch lieber und folge Ihren tollen Inputs. Grüße aus dem Schorfheidewald von Petra
Aber immer schön wegbleiben von Fleisch aus dem Supermarkt. Und bitte keine Pute essen!
O.K.