Heute hat Marguerite Yourcenar Geburtstag (* 1903)
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Der Buchtipp für das Wochenende.
Nadia Budde: „Großstadttiere„
ab 9 Jahren und für alle Großen
Jacoby&Stuart Verlag € 18,00
Frau Budde ist eine ganz Große. Praktisch die Königin der Illustrationen mit Witz. Ihre Bücher im Peter Hammer Verlag, diese Mischung aus skurilen Geschichten, oder schrägen Gedichten und dazu ihre Bilder in ihrem ganz eigenen Stil, sind so stark und wurde zurecht mehrfach ausgezeichnet.
Nun ist ihr ein umfangreiches Werk über Großstadttiere erschienen.
Wenn Sie nun meinen: Ah, jetzt wird sie seriös und wechselt ins Sachbuchfach …. weit gefehlt. Allein schon die beiden Jungs aus der Waschbärgang auf dem Umschlag, zeigt wo der Weg lang geht.
Bevor das Buch mit seinem Impressum losgeht, hat sie erstmal das Freudsche Sofa gemalt. Ja, das ist nun mal ein gutes Motto, bevor Frau Budde so weitermacht:
Sie hat 50 Tiere aufgesammelt und stellt einige genauer und im Detail vor.
Ich habe leider auf der Verlagseite keine Abbildungen gefunden und traue mich aus rechtlichen Gründen nicht, Ihnen abfotografierte Tiere aus dem Buch zu zeigen. Schade drum.
Es sind u.a. die Ente, die, wenn sie zu sehr mit Weissbrot gefüttert wird, erst verfettet und dann kopfnachunten im Teich schwimmt, oder die diversen Nager, wie auch die Eichhörnchen. Dort verhält es sich umgekehrt, wie bei den Menschenfrauen. Wenn bei denen nämlich die ersten grauen Strähnen auf dem Kopf erscheinen, dann greifen sie zu Haarfärbemittel und es bleibt bei den meisten ein undefinierter Rotschimmer übrig. Bei den Eichhörnchen ist das gegenteilige Phänomen zu erkennen. Hier übernehmen nähmlich die grauen, großen Eichhörnchen so langsam die Herrschaft und vertreiben die kleineren roten, die wir aus unserer Kindheit kennen. Die Elster, die Krähe, die Schabe, nein besser DIE Schaben. Die tauchen nämlich gleich in Massen in Trikots auf mit den Aufschriften, welche Städte sie möge. Praktisch die ganze Welt. Nur wir mögen sie nicht. Faru Budde sagt uns in welcher Stadt die meisten die Fledermäuse zu Hause sind (1.500.000 in …), warum man in Moskau sich beim Verlassen des Kaufhauses vor Wölfen in Acht nehmen muss. 2.500 Tiere soll es dort geben. Oder wussten Sie, dass es in Rom ca. vier Millionen Stare sind, die dort die einzigartigen Formationen am Himmel über der Ewigen Stadt fliegen. Ein Tier wird dabei natürlich oft vergessen, vernachlässigt. Aber Frau Budde gibt ihm endlich, dem ihm gehörenden Platz. Der Regenwurm leidet nämlich sehr in der Großstadt. Kaum regnet es, muss er natürlich sein Röhrensystem verlassen. In der Natur kein Problem. In der Stadt allerdings landet er auf 6spurigen Straßen und sieht dann dementsprechend aus. Und deshalb nimmt Frau Budde den Wurm an die Hand und legt ihn am Ende des Buches auf das Freudsche Sofa. Gut gemacht. Und wir? Wir Menschen? Ja wir haben uns wie die Stare umgestellt, die anders als ihre Landkollegen, Handyklingen nachmachen können und täglich eine Stunde länger aktiv sind. Wir genießen (als Touristen den Rummel) die Großstadt und sehnen uns als Eingeborene nach der Natur.
Sie merken schon, dies ist eine wahre Fundgrube für die ganze Familie und gleichzeitig ein Lexikon mit sehr großem Spaß- und Lachfaktor.
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Um nochmals auf Eugen Ruges: „Cabo de Gata“ zurückzukommen.
Hei, holen Sie sich dieses Buch. Ruge beschreibt in seinen dauernden Erinnerungssätzen so genau und hat dabei einen so großen Witz, dass ich mehrfach schmunzeln musste. Auch die Vernetzungen zwischen verschiedenen Büchern ist schön. So kommen hier auch Tiere vor, die Frau Budde beschreibt. Bei Ruge sind es die tantenartigen Möwen, die streunden Hunde und natürlich die unnahbare Katze. Ruge gibt sich gegenüber einem penetranten Touristen als Schrifteller aus und nachdem der Unbekannte unbedingt seinen Namen haben will, damit er daheim in der Buchhandlung nach seinen Werken schauen kann, nennt Ruge sich einfach mal: Peter Handke. Wie ein wiederkehrender Gag taucht immer wieder die grantige dickarschige Bedienung auf, die ihn nicht beachtet. Er erwähnt Arno Schmidt und Uwe Johnson als seine Lieblingsautoren, während in seine Kladden kritzelt, er schreibt über das Schnurren der Katzen und erinnert sich an Trink-Gepräche am Meer, die dann im Rausch des Meeres und im Kopf vernebeln.
Mir hat das Buch großes Vergnügen bereitet und ist mit seinem Umfang sehr überschaubar.
Ein gutes Buch, dem ich viele LeserInnen wünsche.
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Eva Stotz war gestern im Laden und hat Süßigkeiten aus Istanbul mitgebracht. Dies war ein Dankeschön für die Unterstützung für ihren Film „One Million Steps„. Eva Stotz hat in der Lichtburg mehrfach ihren Film über das Couchsurfen vorgestellt und hat in ihrem neuen Projekt Istanbul tänzerisch erkundet. Als sie sich nun ans Schneiden machen wollte, begannen die Menschen in Istanbul (Großsstadt, s.o.) auf die Straße zu gehen und Eva Stotz meint, dass ihr Filmprojekt der Auslöser dafür war. Sie lässt das Schneiden nochmal liegen und geht mit der Kamera zurück nach Istanbul und schaut, was sich auf den Straßen dort tut. Noch weitere Millionen Schritte wird sie dort auffinden. Schauen Sie sich die website zum Filmprojekt an, incl. eines Trailers und Informationen zur Beteiligung am Projekt.
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