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Paolo Giordano: „Schwarz und Silber„
Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Rowohlt Verlag € 17,95
als E-Book € 15,99
Was bedeutet es, jemanden zu lieben? Es bedeutet immer, ihn aus einer Masse herauszugreifen, ihn aus einer vielleicht begrenzten Gruppe herauszunehmen, zu der er durch seine Familie oder aus anderen Gründen gehört, uns dann muss man seine Meuten suchen, die Manigfaltigkeiten, die er in sich trägt und die vielleicht ganz anderer Art als meine sind.
Gilles Deleuze, Félix Guattari: Tausend Plateaus
Diesen Text setzt Paolo Giordano als Motto vor seinen schmalen Roman mit 160 Seiten. Es ist eine Liebesgeschichte der besonderen Art, denn es geht nicht um die Liebe zu einem Partner, sondern die Liebe eines jungen Paares zu Babette, die bei ihnen die Haushalt schmeisst, sich um den gemeinsamen Sohn und alles andere kümmert.
Eigentlich heisst Babette Anna. Sie wird jedoch von dem Ehepaar Babette genannt, nach dem berühmten Hausmädchen in Tania Blixens Roman „Babettes Fest“. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Babette unheilbar an Krebs erkrankt ist. Dies setzt Giordano bewusst an den Anfang seines Buches, denn dies ist für ihn nicht das zentrale Thema.Wichtig ist ihm, wie das junge Paar damit umgeht. Der introvertierte Ich-Erzähler und Physiker, die lebenslustige Ehefrau Nora und der gemeinsame Sohn Emanuele werden mit dieser Situation konfrontiert und müssen lernen, damit umzugehen. Ohne Babette scheint die Beziehung, die Familie auseinanderzukrachen. Ihnen fehlt der Halt, der Handlauf fürs Leben. Giardano erzählt mit großer Empathie, wie die junge Familie mit dem Fehlen dieser Konstante umgeht, wie sie gleichzeitig Erinnerungen an diese geliebte Person wachhalten und Angst davor haben, dass diese Gedanken immer weniger werden. Wie verändert sich das Paar. Welche Wege schlägt es ein. Ziehen sie sich in ihr eigenes Schneckenhaus zurück, wenden sie sich vom Partner ab, oder schweisst es die beiden enger zusammen?
Schwarz steht für die Melancholie und Silber für die Fröhlichkeit. Dies sind einerseits die jeweiligen Charaktere des Mannes und der Frau und gleichzeitig auch die jeweiligen Gefühle, die sich abwechselnd bei beiden einstellen.
Ein wunderschöner, feiner Liebesroman, der mit dem Thema Verlust gekonnt umgeht. Dass Paolo Giordano gut beschreiben kann, bewies er schon in seinem Erstling „Die Einsamkeit der Primzahlen“, der sehr bewegend von einem Mädchen und einem Jungen erzählt, die sich ein Leben lang suchen und nicht richtig zueinander finden.
Paolo Giordano wurde 1982 in Turin geboren, wo er Physik studierte und mit einer Promotion in Theoretischer Physik abschloss. Sein erster Roman „Die Einsamkeit der Primzahlen“ war ein internationaler Bestseller. Er wurde in über vierzig Sprachen übersetzt und verfilmt. Giordano erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, darunter den angesehensten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega. Paolo Giordano lebt in Turin.