Montag

Heute haben
Michael Bond * 1926
Jay McInerney * 1955
Daniel Kehlmann * 1975
Geburtstag
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Der Arche Kinderkalender bringt für diese Woche ein Spaghetti-Gedicht von Jack Prelutsky in der Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt und einer Illustration von Tony Ross.

Spaghetti! Spaghetti!
you’re wonderful stuff.
I love you, spaghetti,
I can’t get enough.

Wir haben noch einen kleinen Bestand des Kalendes zu halben Preis.
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CIMG9493

„Briefe aus Chicago“
Bilder aus dem Exil
Ein Film von Sibylle Tiedemann
2008

Es sind diese leisen Dokumentationen, die einen so anrühren und diese hier hat auch noch mit Ulm zu tun. Nun muss ich gestehen, dass ich den Film seit einem halben Jahr von einer Freundin ausgeliehen habe und es erst gestern geschafft habe, ihn anzuschauen.
Vor zwanzig Jahren hat die in Ulm geborene Sibylle Tiedemann einen Film über eine Ulmer Mädchenklasse gedreht. Was ist aus den Mädchen geworden, wohin hat es sie verschlagen? Wo leben die alten Damen jetzt und wie denken sie über die damalige Zeit. Eine dieser Damen war Lore Frank, die Ehefrau von Gustav (Gus), der Sibylle Tiedemann immer wieder Briefe aus Chicago geschrieben hat. Sehr witzig formuliert Gus sein Leben dort und schildert seinen Alltag. Die Filmemacherin fliegt nach Chicago und besucht die beiden Alten in ihrem Haus in einer ruhigen Wohngegend in Chicago und lässt sie erzählen. Lore, eher die pragamtische (die wunderbar vom Ulmerischen Schwäbisch ins Amerikanische wechselt. Auch mittem im Satz) und Gus, der ein begeistertet Hobby-Fotograf war, der sich gerne an die alten Zeiten erinnert und viele Geschichten aus Ulm, seiner Kindheit und Jugend und hauptsächlich über seine Familie erzählt.
„Schmeiß weg!“, ruft die Stimme aus dem Hintergrund, „schmeiß weg, wenn du es sowieso niemandem zeigen willst!“, sagt Lore zu Gus, als dieser eines seiner vielen Bilder niemandem zeigen, aber auch nicht wegwerfen will. Anhand der Bilder und der Erzählungen von Lore und Gus erfahren wir, dass die beiden sich in Ulm kennengelernt hatten, dass sie Ende der 30er Jahre nach England ausgewandert sind und von dort (über Schottland) nach Chicago gekommen sind, das dort schon ein Bekannter wohnte und wiederum ein Bekannter von ihm für die Neuankömmlinge bürgte. Nicht alle aus den beiden Familien haben es geschafft. Viele aus Gus Familie wurden nach Theresienstadt gebracht und dort ermordert.
Die Bescheinigung zur Ausreise lag ausgerechnet in der Progromnacht 1938 im Ulmer Briefkasten. Ein paar Jahre später kommt Gus als US-Soldat in die zerstörte Heimatstadt zurück – und erst der Anblick der Trümmer verscheucht die Albträume von Verfolgung und Flucht.
Lore und Gus haben Ulm immer wieder mal besucht. Eine Rückkehr kam aber nie in Frage: „I don’t have to go back to be in a Altersheim“, sagt Lore. Dort landet sie aber dann doch, nachdem ein Brief aus Chicago ankam, in dem sie schreibt, dass Gus nach einem Herzinfarkt mit über 90 gestorben ist. Es folgt eine der rührendsten Szenen, als Sibylle Tiedemann sie dort besucht. Lore zeigt ihr die vielen Ulmbilder in ihrer kleinen Altersheimwohnung und sie, die früher immer nur vergessen wollte, kämpft plötzlich mit den Erinnerungen an das, was nicht mehr ist.
Da fielen mir dann Parallelen zum israelischen Film „Die Wohnung“ ein, den ich vor ein paar Wochen hier vorgestellt habe.