Heute haben
John Milton * 1608
Ödön von Horváth * 1901
Wolfgang Hildesheimer * 1916
Geburtstag
und
Clarice Lispector starb am 9.12.1977
(„Nahe dem wilden Herzen“ zu lesen lohnt sich auf jeden Fall. Neu übersetzt im Schöffling Verlag)
Das neunte Kalenderblatt von Christel Müller und Ursula Selbmann
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Leider gescheitert an Roman Ehrlichs Erstlingswerk
„Das kalte Jahr“
DuMont Verlag € 19,99
als eBook € 15,99
Ein Kapitel durften wir schon auf dem Ingeborg Bachmann Wettbewerb in Klagenfurt hören. Auch dort wurde der Text sehr unterschiedlich bewertet, seine Kunstfertigikeit sehr gelobt. Er ging jedoch bei der Preisverleihung leer aus.
Dass Roman Ehrlich schrieben kann, ist gar keine Frage. Seine Wanderung zu Beginn des Buches, wie er aus seinem Grossraumbüro flüchtet und sich im tiefsten Winter zu Fuss zum Haus seiner Eltern aufmacht ist schon sehr gekonnt. Als er dort nach Tagen ankommt und an der bekannten Haustüre klingelt, öffnen nicht die Eltern, sondern ein Junge, der ihn nicht kennt. Was mit Vater und Mutter passiert ist, fragt er gar nicht nach, sondern verbingt die erste Nacht auf dem Sofa im Wohnzimmer. Alles ist kalt, keine Gefühle, kaum Gespräche. Unterbrochen wird der fortlaufende Text mit Berichten aus der Geschichte, die er dem Kind erzählt. Über Vulkanausbrüche, Auswandergeschichten, etwas von Steveneson, usw. Dies wurde mir nicht ganz schlüssig, warum und weshalb. Er bleibt jedoch in dem Haus seiner Kindheit, das auf einem ehemaligen Militärgelände erbaut worden ist. Er sorgt für sich und den Jungen, besorgt sich Arbeit bei einem Elektrofachladen. Dort nimmt er hauptsichlich Fernsehenfilme auf und überspielt sie auf VHS-Kassetten, um sie an Kunden zu verleihen. Als es zu einem Zerwürfnis zwischen ihm und dem Jungen kommt, zieht dieser aus und wohnt in einem anderen Haus. Kurz darauf brennt dieses nieder und beiden stehen wieder vereint, Hand in Hand vor dem riesigen Feuer inmitten des eisigen Winters.
Alles gut geschrieben, gekonnt formuliert, aber das große Ganze gefehlt. Auch nicht schräg genug, um als Farce durchzugehen. Irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch.
Schade.
Was mich daraufhin gerettet hat, war ein erneutes Lesen in „Arbeit und Struktur“ dem Blog von Wolfgang Herrndorf, den es jetzt als Buch bei Rowohlt Berlin gibt.