Mitarbeiter Rasmus Schöll empfiehlt:
„I don’t fear death, because I’ve been writing.“
Tanikawa Shuntarō
Tanikawa Shuntaro: „minimal (minimal)“
30 Gedichte
Deutsch und Japanisch
Aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein
Gebunden ohne Schutzumschlag in hochwertiger Ausstattung
Secession Verlagfür Literatur 42.00
Lumpen
Vor Tagesanbruch
kam
das Gedicht
in schäbige
Wörter
gehüllt
es gibt nichts
was ich ihm schenken könnte
werde nur selbst beschenkt
sein nackter Körper
flüchtig erspäht
durch die gerissene Naht
wieder und wieder
flicke ich
an seinem Lumpengewand
Tanikawa Shuntarō bereits 1931 in Tokio geboren, gehört sicherlich zu den
wichtigsten Gegenwartslyrikern Japans. Er hat zahlreiche Preise erhalten u.a. den American Book Award. Im Secession Verlag ist jetzt ein neuer Gedicht Band von ihm erschienen: „Minimal“. Und was für ein Glücksfall, nicht nur für die poetisierten unter uns, sondern auch für alle Liebhaber des schön gemachten Buches. In schlichter Aufwendigkeit kommt es daher, ein Leporello, mit drei eingebundenen Buchblöcken auf edelsten Papieren gedruckt. Hier wird die Form zum Ausdruck des Inhalts, in karger, eben „minimal“er Art, die stark an die Leichtigkeit von Haikus erinnert, nur um sich mit
tausendfachem Gewicht für immer in das Herz zu brennen. Ein Hauch nur, wie Kirschblütenblättern gleich und doch wurzelnd irgendwo tief, „minimal“ das sind
30 Gedichte in denen Shuntaro sich vollkommen neu erfindet. Prägte ihn doch
bislang eher der ausschweifende Stil. Dem Ende ist noch ein Nachwort des
Autors vorangestellt, auch das ein klare Lesempfehlung.
Das Gesicht:
einmalig
in der Welt
Das Gesicht:
zutage getretenes
Schicksal
in den Tiefen des Spiegels
durch fahle Schimmer
irrend
auf vergeblicher Suche
nach einem andern
Gesicht
in Herzens-Nacht
wartend
auf den letzten Sonnenaufgang
In gewisser Weise ist „minimal“ eine Art Abschiedswerk, reif und auch nicht ohne Melancholie. Vielleicht eines der Bücher, dassin andere, tiefere Welten verzaubert,
die uns der Alltag überdröhnt. Ein Buch, das sich wunderbar eignet, während die Sonne flimmernd und sirrend die Hitze treibt, unter einem Schattenbaum genossen zu werden.