Heute haben
Egon Erwin Kisch * 1885
Kurt Pinthus * 1886
Walter Janka * 1914
Walter Kempowski * 1929
Bjarne Reuter * 1950
Lilian Faschinger * 1950
Andrew Miller * 1960
Geburtstag.
Aber auch Duke Ellington.
Unser heutiger Buchtipp:
Selva Almada: „Sengender Wind“
Berenberg Verlag € 20,00
Der Wind, ein Sturm, die unendliche nordargentinische Pampa, eine Autopanne und vier Personen und 120 Seiten. Dies sind Selva Almadas Zutaten für ihren großen Erstlingsroman.
Es ist der Wind, den wir aus Pedro Almodóvars Film „Volver“ kennen und der Menschen verrückt macht, oder der Sturm, den Shakespeare als Aufhänger für sein Versteckspiel braucht. Die ewige Einöde finden wir auch zu Beginn von Lucía Puenzo intensiven Roman „Wakolda“ über Mengele und die beiden Erwachsenen mit ihren Kindern sind die Idealbesetzung für ein kleines Kammerstück.
Ein Wanderprediger bleibt mit seinem Auto inmitten dieser kargen Landschaft liegen. Gerade dort, wo sich eine kleine Tankstelle und Werkstatt und Schrotthaufen befindet. Der Priester ist ständig im Auftrag des Herrn unterwegs. Auf der Rückbank sitzt seine schwer genervte Tochter, die das Leben von Hotel zu Hotel satt hat. Der Werkstattbesitzer ist ein alter Gringo, der schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Unterschiedlicher könnten die beiden Charaktere nicht sein. Sein Sohn (ist er es überhaupt?) hilft ihm und gemeinsam leben sie mit ihren täglichen Ritualen.
„Anfangs schauten sie nur still zu den Sternen, in dem, was die Musik von der Stille übrig ließ.“
Selva Almada führt uns sehr vorsichtig an die einzelnen Personen und deckt Schicht für Schicht auf. Wir entdecken, dass hinter den harten, schroffen Fassaden deutlich mehr versteckt ist, als wir erwartet haben.
Nach der sengenden Hitze, in der der Mechaniker am Auto schraubt, oder schrauben will, wird Nacht und es zieht ein heftiges Gewitter auf. Eines dieser reinigenden Unwetter, das das Innerste nach aussen stülpt und uns mit offenem Mund weiterlesen lässt.
Selva Almadas sinnliche Sprache, ihre Beschreibungen der Natur und der Menschen lässt viel Platz für die eigene Imagination. Vieles bleibt unausgesprochen, bleibt angedeutet. Und gleichzeitig wird die Spannung immer größer und die Lektüre der 120 Seiten wird zu einem unglaublich, intensiven Lesegenuß.