Heute haben
Isabelle Eberhardt * 1877
Curt Goetz * 1888
Mario Soldati * 1906
Geburtstag
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„Es kommt ein neuer Tag, eine neue Nacht“
Ermutigungen
Herausgegeben von Herbert Schnierle-Lutz
Mit Abbildungen
Insel Bücherei 10,00
„Und wo bleibt das Positive?« wurde Erich Kästner immer wieder gefragt, wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. »Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt«, antwortete er. Robert Walser meinte, dass das Positive „kein guter Stoff für Dichter“ sei. Die andere Seite bietet mehr Dramatik und Fallhöhe und gibt den Schriftstellern mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten. Doch wenn ich an die letzten Tage denke, genieße ich die ruhige Musik, die mein Radiosender radiofip.fr spielt. Dann fiel mein Blick auf die Neuauflage dieses Gedichtbändchens in der Inselbücherei, das mit einem neuen Titelbild und nur für € 10,00, erschienen ist. Innen sind immer noch die gleichen Abbildungen, wie in der Originalausgabe und die Auswahl bietet ein breites Spektrum von alten und vielen neuen Gedichten.
So sind u.a. Hesse, Elytis, Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz, Hilde Domin, Rose Ausländer, Wolf Biermann, Peter Rühmkorf, Peter Huchel, Otto A.Böhmer und Sarah Kirsch vertreten. Neben denen, die ich hier rechtefrei veröffentlichen darf.
„Wer könnte atmen ohne Hoffnung …“
Unter diesem Motto finden Sie hier Gedichte versammelt, die Mut machen, die von der Schönheit des Morgens und des Tages berichten. Von allegria, der Heiterkeit, die Ingeborg Bachmann wunderbar von Ungaretti übersetzt hat. Und genau diese Heiterkeit sollten wir nicht verlieren. Auch gerade in der nun kommenden hektischen Zeit und in den kurzen Tagen und langen Nächten. „Komm! Ins Offene“, schreibt Hölderlin.
Friedrich von Schiller
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling begeistert ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren;
Im Herzen kündet es laut sich an,
Zu was Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Friedrich Hölderlin
Der Gang aufs Land
An Landauer
Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.
Trüb ists heut, es schlummern die Gäng‘ und die Gassen und fast will
Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtglaubige zweifeln an Einer
Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.
Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmel gewonnen,
Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zuletzt.
Nur daß solcher Reden und auch der Schritt’ und der Mühe
Wert der Gewinn und ganz wahr das Ergötzliche sei.
Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte
Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,
Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,
Und von trunkener Stirn‘ höher Besinnen entspringt,
Mit der unsern zugleich des Himmels Blüte beginnen,
Und dem offenen Blick offen der Leuchtende sein.
Denn nicht Mächtiges ists, zum Leben aber gehört es,
Was wir wollen, und scheint schicklich und freudig zugleich.
Aber kommen doch auch der segenbringenden Schwalben
Immer einige noch, ehe der Sommer, ins Land.
Nämlich droben zu weihn bei guter Rede den Boden,
Wo den Gästen das Haus baut der verständige Wirt;
Daß sie kosten und schaun das Schönste, die Fülle des Landes
Daß, wie das Herz es wünscht, offen, dem Geiste gemäß
Mahl und Tanz und Gesang und Stutgards Freude gekrönt sei,
Deshalb wollen wir heut wünschend den Hügel hinauf.
Mög‘ ein Besseres noch das menschenfreundliche Mailicht
Drüber sprechen, von selbst bildsamen Gästen erklärt,
Oder, wie sonst, wenns andern gefällt, denn alt ist die Sitte,
Und es schauen so oft lächelnd die Götter auf uns,
Möge der Zimmermann vom Gipfel des Daches den Spruch tun,
Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan.
Aber schön ist der Ort, wenn in Feiertagen des Frühlings
Aufgegangen das Tal, wenn mit dem Neckar herab
Weiden grünend und Wald und all die grünenden Bäume
Zahllos, blühend weiß, wallen in wiegender Luft,
Aber mit Wölkchen bedeckt an Bergen herunter der Weinstock
Dämmert und wächst und erwarmt unter dem sonnigen Duft.
Joseph von Eichendorff
Der Morgen
Fliegt der erste Morgenstrahl
Durch das stille Nebeltal,
Rauscht erwachend Wald und Hügel:
Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!
Und sein Hütlein in die Luft
Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
Nun, so will ich fröhlich singen!
Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
Bangt dir das Herz in krankem Mut;
Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,
Der Morgen leicht machts wieder gut.
Eduard Mörike
In der Frühe
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
Dort geht schon der Tag herfür
An meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
Noch zwischen Zweifeln her und hin
Und schaffet Nachtgespenster –
Ängste, quäle
Dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! Schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.
Hesse, Elytis, Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz, Hilde Domin, Rose Ausländer, Wolf Biermann, Per Rühmkorf, Peter Huchel, Otto A.Böhmer, Sarah Kirsch
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Morgen stellen wir ab 19 Uhr im Rahmen der Woche der unabhängigen Buchhandlungen vergessene Bücher vor.
Wir haben viel überlegt, herausgezogen und wieder verworfen und endlich eine kleine Auswahl an Romanen zusammengestellt, die nicht mehr bekannt sind, jedoch immer noch lieferbar und sich in unseren Buchregalen in der Buchhandlung befinden.
Vigoleis Thelens „Insel des zweiten Gesichts“, Heinrich Hausers „Donner über dem Meer“ und Ludwig Hohls „Begfahrt“ sind auf jeden Fall vertreten.
Es liest Clemens Grote.
Der Eintritt ist frei.