Ja, es ist wirklich einen Sonnentag.
Um 7 Uhr minus 18 Grad, um 10 Uhr minus 15 und die Sonne knallt durch die Fenster.
Heute haben
Guiseppe Ungaretti * 1888
Boris Pasternak * 1890
Bertolt Brecht * 1898
Jakov Lind * 1927
Geburtstag.
Was für ein starkes Quartett.
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In der Bibliothek gibt es diesen schmalen Band für € 12,80.
Zweisprachig mit der deutschen Übersetzung von Ingeborg Bachmann.
Hier bestellen.
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Heute scheint ein Suhrkamp-Tag zu sein.
Ungaretti, Brecht und jetzt noch Sylvia Plath, deren Roman: „Die Glasglocke“ in einer Neuübersetzung von Reinhard Kaiser gerade erschienen ist.
Suhrkamp Verlag € 22,95
„The Bell Jar“ € 11,99
Diesmal nicht 100 Jahre, wie bei Herrn Illies, sondern 50 Jahre sind es her, dass am 11.Januar dieser Roman erschienen ist.
Alissa Walser hat ein kurzes, intensives Vorwort zu diese Ausgabe geschrieben. Dem kann ich natürlich nichts hinzufügen. „Die Glasglocke“ stand schon immer auf meiner Leseliste und gestern abend war es dann so weit.
Ester Greenwood gewinnt einen Wettbewerb und darf für einen Monat als Praktikantin für ein Modemagazin nach New York City. Dieser Aufenthalt bildet den ersten Teil des Romanes, der auf Sylvia Plaths Wunsch nur in Grossbritannien unter einem Pseudonym erschienen ist. Da er sehr viel Autobiografisches enthält, wollte sie dadurch ihre Familie schützen und schonen. Kurz nach Veröffentlichung des Romanes nahm sich Sylvia Plath das Leben. Später wurde ihr einziger Roman „Die Glasglocke“ ein Kultbuch, nicht nur in der Frauenbewegung.
Der Roman ist so voller extrem starker Zeilen und Metaphern, dass ich eigentlich mit dem Stift hätte lesen sollen (so wie es Alissa Walser im Vorwort erwähnt). Die Zeit in New York ist frech und aufgedreht, die zweite Hälfte, die Esther wegen Depressionen und eines Suizidversuches in verschiedenen Kliniken verbingt, umso beklemmender. Unter einer Glasglocke. Abgeschirmt, aber doch für alle sichtbar.
Die Feigenbaum-Passage wird zum zentralen Dreh- und Angelpunkt und zieht sich durch die Literaturrezeption. Die vollen, fetten, reifen Feigen sind ein Leichtes zum Pflücken, zum Essen und zum Zufriedensein. Aber Esther kann sich nicht entscheiden, welche sie nehmen und essen soll. So nimmt sie gar keine.
Auch diverse Spiegel ziehen sich durch den Roman. Überhaupt Glas, das abschirmt, das die Kommunikation mit anderen fast unmöglich macht. Glas, das mehrfach zersplittert und verletzt.
Ach, was will ich groß über diesen saumäßig starken Roman schreiben, wo doch tausende von Seiten von Fachleuten darüber geschrieben worden sind.
Den Roman gibt es bei Suhrkamp in verschiedenen Ausgaben, auch als günstige Taschenbuch. Ich habe die neue Übersetzung von Reinhard Kaiser gelesen, die sehr flüssig und frech geschrieben ist. Nun würden mich u.a. auch die alten Übersetzungen und das Original interessieren, wie dort einige Passagen, derbe Schimpfwörter wiedergegeben werden. Und um auf das aktuelle Thema mit der „Umschreibung“ zukommen: Was steht bei Plath, was steht bei der anderen Übersetzung für das „Neger“, das Kaiser hier benutzt?. Das fällt im Moment natürlich sehr auf.
Ich kann diesen Roman allen empfehlen. Wahrscheinlich ist es egal, welche Übersetzung Sie nehmen. Der Roman ist so stark.
Hier finden Sie eine Leseprobe.
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Nun bin ich noch neugieriger 🙂 Bei Céline ist das Wort „Neger“ auch beibehalten worden, so wurden sie damals nun einmal von den Kolonialisten (ist das ein Wort?) bezeichnet, und ich halte es für richtig, das beizubehalten. Es ist ja auch kein Kinderbuch, wo man Erklärungen liefern müsste, und eine Umschreibung würde den Eindruck vollkommen verwischen.