Mittwoch

Heute haben
Christian Weise * 1642
Fritz von Herzmanovsky-Orlando * 1877
Jaroslav Hasek * 1883
Luise Rinser * 1911
Sven Nordqvist * 1946 (da freuen sich aber Findus und Pettersson)
Ulla Hahn * 1946
Alexander Osang * 1962
Geburtstag.
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Nach unserer Buchhandelstagung fuhren wir direkt ins Literarhaus Stuttgart, um Katja Petrowskaja live erleben zu können. Es wurde ein sehr interessanter Abend mit einer sympatischen, aber auch kantigen Autorin, die viel über sich und ihr Buch erzählte.

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Ich habe zwei signierte Ausgaben ihres Buches: „Vielleichter Esther“ mitgebracht, die sich dann ab heute vormittag auf unserem Büchertisch befinden.

Esther

Da es dann aber ein so langer Tag geworden ist und ich sehr spät ins Bett kam, passiert heute nicht mehr auf dem Blog. Wenn ich wieder ausgeschlafen bin, geht es munter wieder weiter.

Dienstag

Heute haben
Egon Erwin Kisch * 1885
Walter Janka * 1914
Walter Kempowski * 1929
Bjarne Reuter * 1950
Lilian Faschinger * 1950
Geburtstag
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Heute kommt mein Eintrag etwas später, da ich nicht daheim bin, sondern auf einem halbjährliche Treffen mit befreundeten BuchhändlerInnen aus dem Ländle. So sitze ich im Frühstrücksraum, habe endlich Internetzugang und sehe den Montagearbeitern zu, wie sie so langsam eintrudeln.

Heute hat Egon Erwin Kisch Geburtstag und der Autor des heutigen Buchtipps erhielt 2006 der renomierten Kisch-Preis für eine Reportage über den Freitod seines Bruders.

Grill

Bartholomäus Grill: „Um uns die Toten“
Meine Begegnungen mit dem Sterben
Siedler Verlag € 19,99

Bartolomäus Grill, Jahrgang 1954, in Oberaudorf am Inn geboren, studierte Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte. Ab 1993 berichtete er als Korrespondent der ZEIT aus Afrika, seit Anfang 2013 ist er Afrika-Korrespondent des SPIEGEL, wo er zuletzt über den Tod Nelson Mandelas schrieb.
In dieser Neuerscheinung schreibt er über den Tod, der uns alle begleitet und dem er schon so oft begegnet ist. Seine eindringlich geschilderten Begegnungen mit dem Sterben, vom frühen Tod der Schwester über das Lebensende der Eltern bis hin zum Massensterben in Afrika und dem Freitod des unheilbar kranken Bruders, machen dieses Buch zu einer ganz persönlichen und zugleich allgemeingültigen Auseinandersetzung mit dem Tod. Grill schafft es von seinen ganz persönlichen Aufzeichnungen über den Tod seines Grossvaters, seine streng katholische Kindheit, sein Ausbrechen aus dieser Enge, einen ganz großen Bogen zu schlagen, zu seiner journalistischen Arbeit in Afrika. Dort, wo es Massenmord und Massentod gab, wo Krieg herrschte und Hungersnöte und Epidemien ausgebrochen sind. Er findet aber den Weg wieder zurück in sein Heimatdorf und eröffentlicht zehn Jahre nach seinem Bericht über den Tod seines Bruders, diesen Text hier und unterfüttert ihn zum Beispiel mit einem aufwühlenden Streitgespräch mit Robert Spaemann.
In Grills Familie starb seine schwerstbehinderte Schwester ein Jahr nach ihrer Geburt. Grills Vater lehnte es ab, dass die Kleine im Familiengrab beigesetzt wurde, vielmehr, dass ihr Name auf den Grabstein kommt. Der Vater stirbt einsam und nicht geliebt und dann erkrankt 2004 Grills jüngerer Bruder an Zungenkrebs. Er entschließt sich, nachdem alle ärztlich Hilfen fehlgeschlagen sind, er nur noch unter heftigsten Schmerzen lebt und keine Chance auf eine Besserung sieht, den Weg in die Schweiz, um dort, in Zusammenarbeit mit der Organisation Dignitas, seinem Leben ein Ende zu bereiten.
Grill beschreibt dieses Monate der Qualen für den Bruder und seine endgültige Entscheidung. Er schildert uns den Zwiespalt zwischen den Meinungen der Freunde des Bruders und denen des Dorfpfarrers, der beteiligten Ärzte und natürlich der Mutter. Auf der einen Seite eine wohlwollende Zustimmung zur Entscheidung des Bruders, auf der anderen Seite die komplette Ablehnung. Für die Mutter ist es eine unvorstellbare Vortsellung, einerseits ihr zweites Kind zu verlieren und dann noch auf diese Art und Weise. Bartholomäus Grill unterbricht diese Aufzeichnung mit der letzten Fahrt des Bruders, der hinten in einem Bulli mit Vorhängen liegt und an der Schweizer Grenze von den Beamten gar nicht bemerkt wird. Dieser letzte Tag ist bewegend aufnotiert, hat aber auch eine ganz besondere Art von Witz (entschuldigen Sie diesen Ausdruck, aber es wirkt immer wieder traurig skuril).
Das Streitgespräch mit Robert Spaemann, der auch als Berater von Papst Benedikt XVI. fungierte, folgt auf den Bericht und hier treffen nun zwei konträre Meinungen aufeinander. Grill gilt mittlerweile als „Experte“ für den gewählten Freitod, wie ihn sein Bruder gewählt hat. Er könnte in allen Talkshows der Republik auftreten, lehnt dies aber kategorisch ab und trifft hier nun auf einen vehementen Gegner dieser Meinung. Dass Spaemann die Rechte für diese Veröffentlichung gab, zollt ihm hohe Achtung.
Grill schließt sein Buch mit dem Tod seiner alten Mutter ab. Ganz persönlich, ganz nah und sehr bewegend, schildert er diese letzten Tage und Stunden. Und wer dies schon erlebt hat, merkt wie genau Grill beobachtet.
Was das Besondere an diesem Buch ist, dass Grill seine Texte immer wieder mit Texten von Philosophen unterfüttert, dass er sich Unterstützung aus der Weltliteratur jeglicher Art holt. Damit schafft er einen weiteren Bogen, weg vom persönlichen Berichten, hin zu einer Aufzeichung, was der Tod in unserer Gesellschaft bedeutet, wie er sich gewandelt hat und welche Meinungen immer noch vorherrschen. Leben mit dem Tod, das Verneinen der Endlichkeit des Lebens, die vielen Ikonographien in den katholischen kirchen Europas sind einige der Themen, die er so nebenbei einfügt. Ein Zitat fällt mir noch ein, allerdings habe ich den Verfasser vergessen: „Langfristig gesehen sind wir alle tot“.

Leseprobe

Montag

Heute haben
Karl Kraus * 1874
Bruno Apitz * 1900
Harper Lee * 1926
Roberto Bolano * 1953
Ian Rankin * 1960
Geburtstag.
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Einige Zitate des großen Sprachkünstlers und heutigem Geburtstagskindes Karl Kraus

Das Leben ist eine Anstrengung, die einer besseren Sache würdig wäre.

In der Liebe ist jener der Hausherr, der dem anderen den Vortritt läßt.

Das ist das wahre Wunder der Technik, daß sie das, wofür sie entschädigt, auch ehrlich kaputt macht.

Man glaubt gar nicht, wie schwer es oft ist, eine Tat in einen Gedanken umzusetzen.
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Mit flotter Musik die Woche zu beginnen, scheint mir bei dem grauen Wetter genau das Richtige zu sein. Gestern abend habe ich den Film „Chico und Rita“ angeschaut und habe immer noch die Musik im Ohr. Deshalb beginne ich den heutigen Tipp gleich mal mit dem Trailer.

http://www.youtube.com/watch?v=ZTWxB9hRjwI

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„Chico und Rita“
Regie:  Fernando Truebaund /Javier Mariscal
DVD € 12,99
Bei uns im Laden erhältlich.
Die Musik gibt es auch als Soundtrack auf CD.

Dieser 2010 entstandene Animationsfilm wurde u.a. für einen Oscar in der Sparte „Bester animierter Spielfilm“ nominiert, bekam einen Preis beim Trickfilmfestival in Stuttgart und erhielt den Europäischen Filmpreis 2011. Und das alles für einen Film, den wir vor Jahren noch als Trickfilm bezeichnet hätten.
Die Regisseure erzählen in diesen 93 Minuten das Leben des Jazzpianisten Chico, der zusammen mit seinem Freund Ramon, in Havana auf Cuba lebt, und Erfolg haben will mit seiner Musik. Die Stadt ist voller Clubs, überall spielen Bands und es wird getanzt. Es ist das Jahr 1948, als er kurz vor einem Wettbewerb die sehr begabte Sängerin Rita trifft, in die er sich unsterblich verliebt. Sie will zunächst jedoch nichts von ihm wissen und lässt ihn abblitzen. Chico ist hartnäckig, holt sich Rita in seine Band und gemeinsam gewinnen sie den ersten Preis bei dieser nationalen Ausscheidung.
Der Film erzählt aus der Rückblende heraus. Der alte Rico kommt nach Hause, hat seine Holzkiste mit Schuhputzutensilien in der Hand und steigt alt und müde in sein Zimmer im ersten Stock hoch. Mit einem Glas Rum setzt er sich hin und schaltet sein Radio an. Als dort sein vor Jahrzehnten komponiertes Lied „Lily“, das ursprünglich „Rita“ hieß, gespielt wird, kommen ihm seine Erinnerungen hoch und er blättert Fotos und Zeitungsausschnitte durch, die er in einer abgegriffenen Schachtel aufbewahrt hat.
Zurück in die Vergangenheit. Die beiden haben Erfolg in Cuba und ein Managar tritt auf Rita zu, der ihr zu Ruhm in New York verhelfen will. Sie will jedoch den Vertrag nur unterschreiben, wenn Chico auch dabei ist. Da dieser jedoch eifersüchtig an der Bar sitzt, sich volllaufen lässt, kommt es zum Streit zwischen den beiden und Rita unterschreibt später in der Nacht. So trennen sich ihre Wege. Rita hat Erfolg in New York, wird zum Star, Chico und Ramon versuchen weiterhin ihr Glück in Havana. Chico hält es jedoch ohne seine Rita nicht aus, verkauft sein Klavier und gemeinsam mit seinem Freund und Manager Ramon reisen sie auch in die Stadt ihrer Träume. Gemeinsam mit ihnen tauchen wir in die Clubs der Stadt ein. Treffen auf Jazzgrößen wie Chucho Valdes, Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Chano Pozo, Tito Puente, Ben Webster und Thelonious Monk, mit denen er zum Teil mitspielen kann. Chico und Rita treffen sich immer wieder. Es ergibt sich aber nicht der richtige Zeitpunkt, dass sie gemeinsam spielen, oder gemeinsam leben können. Rita hat Erfolg in Hollywood und Chico reist mit Dizzy Gillespie nach Europa. Die Geschichte hat ihren Höhepunkt, als Rita in Las Vegas auf einer Neujahrsparty den weissen Gästen von der Bühne herab erzählt, dass sie als schwarze Sängerin nicht hier im Hotel schlafen dürfe, sondern in einem Motel übernachten muss. Somit ist ihre Karriere zu Ende. Und da Ramon seinen Freund Chico betrügt, da er mitbekommen hat, dass Rita und Chico in Las Vegas heiraten wollen und somit seine Karriere als Manager auch gefährdet ist, wird Chico von der Polizei verhaftet und nach Cuba abgeschoben. Dort ist mittlerweile Revolution und Jazzmusik als dekadent verschrieen. Jetzt wissen wir auch, warum der alte Chico mit seiner Schuhputzkiste unterwegs ist. Jetzt in der Gegenwart wird er von amerikanischen Musikern entdeckt und erfährt mit einer jungen Sängerin einen späten, großartigen Erfolg und bekommt die höchsten Preise. Was ihm noch fehlt, ist seine Rita, die er seit 47 Jahren nicht mehr gesehen hat. …
Der Film ist voller Musik, tollen Farben und macht so richtig Spaß zum Zuschauen. Es ist sicherlich dem späten Erfolg des Buena Vista Social Clubs und des Dokumentarfilmes von Wim Wenders zu verdanken, dass dieser Film entstanden ist.

 

Samstag

Heute haben
Ludwig Uhland * 1787
Arno Holz * 1863
Carl Einstein * 1885
Ludwig Wittgenstein * 1889
Bernard Malamud * 1914
Geburtstag
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Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
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Bille

S.Corinna Bille: „Theoda
Rotpunktverlag € 19,90

S.Corinne Bille lebte von 1912-1979 in der Schweiz. Sie gilt als die bedeutendste Schriftstellerin der Westschweiz. Sie lebte in Paris und Zürich hat sich später einem naturverbundenen Leben im Wallis verschrieben. Sie schrieb Romane, Novellen, Gedichte und Theaterstücke, erhielt 1974 den Schillerpreis und 1975 den Prix Goncourt. „Theoda“ war ihr Romandebüt, erschien 1944 und entwickelte sich zu einem Bestseller.
„Es ist möglich, dass „Theoda“ mein wichtigstes Buch bleibt. Als ich es schrieb, war sozusagen der ganze Fundus meiner Kindheit in mir, meine Jugend, alles.“, sagte die Autorin.
Mit einer Hochzeit steigt Corinna Bille in ihren Roman ein, der in einem Walliser Bergdorf namens Terroua spielt. Der ältere Bruder der kleinen Ich-Erzählerin Marceline heiratet jedoch eine „Fremde“ aus einem anderen Dorf. Und diese Fremde wird Theoda auch bleiben. Sie kleidet sich anders (als ob sie immer auf ein Fest ginge), sie beteiligt sich nicht an der Arbeit im Haus und sieht auch noch sehr gut aus. Dies alles zusammen ist nicht gerade förderlich, um in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Eltern nehmen die Entscheidung des Sohnes hin, zumal der Erstgeborene spurlos verschwunden ist und sich erst Monate später mit Briefen aus der Fremdenlegion meldet und aus Afrika und Asien berichtet. Corinna Bille beschreibt so eindringlich vom Jahreslauf in diesem Bauerndorf, von der Arbeit, den Tieren, über Wechsel in der Natur und den Jahresfesten, die der Gemeinschaft Halt geben.  Ein Fronleichnamsfest wird so plastisch geschildert, dass es schon fast filmisch wirkt . Marceline entdeckt eines Tages im Wald Theoda mit einem anderen Mann. Geschockt, über das, was sie dort sieht, über diesen Sündenfall, weiss sie kaum damit umzugehen. Sie möchte es gerne weitererzählen, traut sich aber nicht, da sie die Folgen in etwa abschätzen kann. Allerdings zerbricht sie fast an ihrem Wissen. Mehrere Versuche, mit ihrem Bruder ins Gespräch zu kommen scheitern und als sie dann doch eine Andeutung loswerden kann, kommt es zum großen Krach, ohne dass klar wird, was der Bruder weiß, oder nicht wahrhaben will. Im Dorf kocht mittlerweile die Gerüchteküche hoch. Namen werden in den Schnee geschrieben und Streit wird angezettelt. Als dann der Ehemann verschwunden ist, nimmt das Drama seinen Lauf. Corinna Bille erzählt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte (vielmehr die beschreibt sie gar nicht, sondern das Tuscheln drumherum) bis zum bitteren Ende und verwebt dies mit dem bäuerlichen Leben und dem Heranwachsen der Ich-Erzählerin und dem Ende der Kindheit. Dies alles in einem unglaublich intensiven, poetischen Ton, der wohl sehr gut in der Neuübersetzung aus dem Französischen von Gabriela Zehnder getroffen worden ist. Die Übersetzerin ist heute ab 16 Uhr zum Gespräch bei Radio Rottu Oberwallis. Wer’s reinbekommt!?

Schauen sie in die Leseprobe.

Deutschlandradiokultur berichtete auch darüber.

Freitag

Heute haben
Albert Uderzo * 1927
und Elfriede Czurda * 1946
Geburtstag.
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Unser heutiger Buchtipp ist eine Neuauflage eines älteren Buches, das im Original in Englisch erschienen ist, obwohl Axel Scheffler ein deutscher Zeichner ist (der in London lebt).
Noch viel älter sind natürlich die vielen Sprichwörter, die wir präsentiert bekommen.

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Axel Scheffler: „Das Eichhörnchen ist zwar recht klein …
Sprichwörter aus aller Welt. Deutsche Fassung von Salah Naoura
Beltz&Gelberg Verlag  € 12,95

Axel Scheffler, der Zeichner des „Grüffelos“ und vieler anderer Bilderbücher, wie auch „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ unternimmt mit uns eine Weltreise der Weisheiten: Eine bunte Sammlung von bekannten, unbekannten und bizarren Weisheiten aus aller Welt (von Irland über die Türkei bis hin zu solchen aus Afrika, China und Persien). 152 Sprichwörter, die Axel Scheffler komisch und klug, wie es seine Art ist, bebildert hat. Was für eine weite Welt!
Neben Sprichwörtern wie „Einem schlafenden Hund tritt man nicht auf den Schwanz“ (Türkei), gibt es auch weniger bekannte wie „Ein alter Elefant findet immer zum Wasser“ (Südafrika), „Fälle nicht den Baum, der dir Schatten spendet“ (Arabisch) oder „Eine Forelle im Topf ist mindestens so gut wie zwei Lachse im Meer“ (Irland).
Mein Liebling ist natürlich „Der, der nicht zu lächeln weiß, sollte kein Geschäft eröffnen“ (Japan). Aber auch das russiche Sprichwort „Sprich den Eitlen nicht auf seine Pickel an“ ist doch prima. Sie merken schon, es ist für jede Gelegenheit etwas dabei. Diese markanten Sätze können Sie locker bei Ihrer nächsten Vorstandsrede einbauen und Sie werden merken wie plötzlich die halbgeschlossenen Augen sich öffnen und die Augenbrauen nach oben gezogen werden. Und wenn alles schief läuft, hilft vielleicht dieses hier aus Italien „Wenn mein Haus in Flammen steht, kann ich mich wenigstens dran wärmen“. Ein letztes Zitat hilft Ihnen hoffentlich nicht nur über das anstehende Wochenende, sondern durch das ganze Leben “ Der Bart allein macht eine Ziege zum Propheten“ (Armenien).
Ein Blick in die Leseprobe lohnt sich, damit Sie sich von den witzig treffenden Illustrationen einen Eindruck machen können.

Leseprobe

Donnerstag

Heute haben
Karl Leberecht Immermann * 1796
Anthony Trollope * 1815
Sue Grafton * 1940
Geburtstag
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Karl Leberecht Immermann
Bei trübem Wetter

Sie sprach zu mir in dieser Tage Grauen,
Wo alle Wolkenschläuche niederregnen:
Wenn Sonne scheinet, will ich dir begegnen
An unsrem Haag, auf unsrere Blumen-Auen.

So laß, o schöne Sonne, laß dich schauen!
Blick‘ neubelebt aus deinem Leichentuche,
Und mach‘, entlastet von dem nassen Fluche,
Den Himmel reingewaschen wieder blauen.

Belohnt wird, ich versprech’s, dir deine Güte.
Willst du dich meinen Wünschen gnädig neigen,
Soll sich das Schönste deinen Augen zeigen.

Glaubst du etwa, es prahle mein Gemüte?
Das Liebchen kommt, wenn unsre Sonne strahlet;
Nun güldnes Tages-Aug‘, hab‘ ich geprahlet?
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Gestern hatten wir viel Besuch auf dieser Seite. Es machte wohl sichtlich Spaß an der Verlosung eines Buches mitzumachen. Das freut mich. Danke dafür.
Wer was gewonnen hat, versuchen wir morgen während des Tages zu klären und geben es dann am Freitag bekannt.
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Jetzt erstmal unser täglicher Tipp:

Noah

Katie McGarry: „Noah und Echo
Liebe kennt keine Grenzen
Oetinger Verlag € 18,95
Jugendbuch ab 14 Jahren

Achtung: Buch mit enormer Saugkraft!
Einmal angefangen zu lesen und Sie kommen nicht mehr weg.
Es ist eines dieser Bücher, die ein ernstes Thema flott erzählen, ohne dabei ins Seichte abzudriften. Katie McGarry schafft diesen Spagat perfekt. Und da es in den USA zumindest eine Fortsetzung gibt, wissen wir auch, dass es einigermaßen gut ausgehen muss/wird.
Noah und Echo gehen auf die gleiche Schule, sind sich oft begegnet und doch trennen sie Welten. Noah wandert von einer Pflegefamilie zur anderen, bekommt immer wieder Schwierigkeiten, wenn er sich für Gerechtigkeit und seine Fäuste dabei einsetzt. Er sitzt am kürzeren Hebel und bekommt somit Druck vom Sozialamt und den psychologischen Beratern in der Schule. Sein Herz hängt an seinen beiden kleinen Geschwistern, die er aber nicht sehen darf.  Als sein kleiner Bruder im Gesicht grün und blau und seine Lippe genäht ist, vermutet er, dass auch er von seinem Stiefvater verprügelt worden ist. Dass dem überhaupt nicht so ist, muss Noah erst noch lernen.
Echo ist das genaue Gegenteil. Ist Noah als Kiffer der Schule verschrieen, war sie die Vorzeigeschülerin, bis sie ein schwer traumatisches Erlebnis hatte, an das sie sich nicht mehr erinnern kann. Ihre Unterarme sind vernarbt und es hat etwas mit ihrer Mutter zu tun, die sie ihrerseits nicht mehr sehen darf. Was jedoch genau passiert ist, soll Echo selbst, gemeinsam mit ihrer Betreuerin, herausbekommen. Echos Vater hat eine neue Ehefrau, die von ihm schwanger ist. Das Verhältnis zwischen ihr und Echo ist natürlich sehr angespannt.
Das sind also die Grundlagen für diesen Roman. Und da beide bei der gleichen Betreuerin sind, die sie auch noch bewusst zusammenbringt, damit Echo Noah in der Schule helfen kann, kommen die beiden sich näher und merken, dass es da noch mehr als nur Nähe gibt.
Im Büro der Betreuerin befindet sich Unterlagen zu diesem Abend, an den Echo sich nicht mehr erinnern kann. So beschließen die beiden an diese Akte zu kommen.
Das ist natürlich nicht der richtige Weg und genau damit arbeitet Katie McGarry. Sie beschreibt uns die beiden Figuren so liebevoll, dass wir meinen, sie schon ganz lange zu kennen. Wir sind ihnen unglaublich nahe und fühlen mit ihnen mit. Freuen uns über ihre Freundschaft und verfluchen sie, wenn sie wieder Mist bauen.
Die Kapitel werden jeweils von einem der beiden erzählt, was den Roman noch spannender und fasettenreicher macht.
Ich habe im Netz ein wenig nachgeschaut, was denn jugendliche LeserInnen über diesen Roman schreiben. Als deutlich zu alter Leser habe ich vielleicht ja auch die Bodenhaftung verloren. Aber: Die Kritiken der altersmäßig passenden Leserschaft sind hellauf begeisternd und vergeben die besten Noten und Bewertungen.
Also auch von mir 5 von 5 Punkte, oder so.

Mittwoch – Welttag des Buches

Heute haben
William Shakespeare * 1564
Richard Huelsenbeck * 1892
Vladimir Nabokov * 1899
Haldór Laxness * 1902
Dietrich Schwanitz * 1940
Andrej Kurkow * 1961
Geburtstag
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Und das lesen sie sich gegenseitig mehrfach in „Sinn und Sinnlichkeit“ von Jane Austen vor.

William Shakespeare
Sonnet Nr.11

As fast as thou shalt wane, so fast thou grow’st
In one of thine, from that which thou departest;
And that fresh blood which youngly thou bestow’st,
Thou mayst call thine when thou from youth convertest.
Herein lives wisdom, beauty, and increase;
Without this folly, age, and cold decay:
If all were minded so, the times should cease
And threescore year would make the world away.
Let those whom nature hath not made for store,
Harsh, featureless, and rude, barrenly perish:
Look whom she best endowed, she gave the more;
Which bounteous gift thou shouldst in bounty cherish:
She carved thee for her seal, and meant thereby,
Thou shouldst print more, not let that copy die.
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Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.
Hermann Hesse

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Der 23.April ist der Geburtstag von Shakespeare (Dieses Jahr hat er seinen 450. !!!) und der Todestag von Cervantes. In Barcelona ist daraus ein großes Stadtfest geworden mit vielen vielen Buchständen auf den Straßen. Die Männer bekommen ein Buch geschenkt, die Frauen eine Blume. (!!) Das hat sich hoffentlich mittlerweile geändert.
Auch wir verschenken Bücher.
„Ich schenk dir eine Geschichte “ heisst die Aktion, an der sich u.a. ganze Schulklassen beteiligen können und dann von uns einen ganzen Klassensatz des kleinen Büchleins abholen..
Unter dem Motto „Blogger schenken Lesefreude“ verlosen wir ein Exemplar von „Sunwise Turn“. Aus diesem Buch, in dem eine Buchhändlerin aus dem Leben ihrer Buchhandlung in Manhattan der 20er Jahre erzählt, haben wir das Weihnachtskapitel herausgenommen und zum Jahreswechsel 2013/2014 als Heftchen an unsere Kunden verteilt.
Wenn Sie also Interesse am kompletten Buch haben, dann schreiben Sie uns, oder kommentieren Sie diesen Blogeintrag. Das Los entscheidet. Wir haben jedoch noch einige „Trostpreise“, die wir auch gerne verschicken. Viel Glück!

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Teilnehmende Blogs, die auch Bücher verschenken
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Kein schlimmerer Dieb als ein schlechtes Buch
Italienisches Sprichwort
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Neue Bücher
Neue Bücher

Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.
Arabisches Sprichwort

Neue CDs
Neue CDs

Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte
Arthur Schopenhauer

Neue Postkarten
Neue Postkarten

Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler
Philippe Dijan

Dienstag

Heute haben
Henry Fielding * 1707
Immanuel Kant * 1724
Ludwig Renn * 1889
Paula Fox * 1923
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Peter Weber * 1968
Geburtstag
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Immer wieder diese Zufälle, oder diese Verknüpfungen, die mir im Alltag passieren. Es ist wie das Salz in der Suppe.
Ein Kunde bestellte sich ein schmales Büchlein über die Schönheit und ich dachte: Prima, das bestelle ich mir auch und schau da mal rein. Abends hörte ich in einer Lesung von Wielands: „Aristipp“ ein wunderbares Kapitel über die wahre Schönheit. Ein Model solle sich doch ganz ausziehen, meinte dort der Künstler, damit er auch die ganze Schönheit abbilden könne. So war der Ostersonntag der richtige Tag, um mich der Schönheit anzunehmen. Und heute hat nun Kant Geburtstag, der natürlich in diesem Buch mehrfach zitiert wird.

Liessmann

Konrad Paul Liessmann: „Schönheit
UTB € 9,90

Hier wird in kurzer Form dem Begriff der Schönheit nachgegangen. Durch die Menschheitsgeschichte und durch die verschiedenen Richtungen, wie Kunst, Philosophie, Tierwelt, bis hin zum heutigen Design und den jetzt möglichen chirurgischen Tricks.
Liessmann beginnt damit, dass unsere europäische Kultur durchzogen ist, mit dem Begriff schön. Irgendwie kann alles schön sein. Das Wetter, ein Fussballspiel, ein Haus, ein Sonnenuntergang. Stendhal schrieb über den Begriff der Liebe, dass sie „lediglich eine Verheissung von Schönheit“ ist. Also ein Versprechung von Schönheit. Dieser Begriff setzte sich nun fest. Was aber verspricht die Schönheit? Die Schönheit ist nur ein Versprechen von Glück, nicht seine Erfüllung. Da diese Schönheit viele Facetten hat, möchte Liessmann zumindest ein paar hier vorstellen.
So fragte Sokrates den Hippias, was denn Schönheit sei und der antwortete darauf: Ein schönes Mädchen natürlich. Worauf er natürlich beim alten Philophenmeister voll in die Falle getappt ist, der diesen Begriff natürlich viel weiter fasst. Bei Homer entstand aus einer Liebschaft zwischen Ares (Krieg) und Aphrodite (Schönheit) ein Kind namens Harmonia. So sieht es auch mit der Schönheit aus. Sie ist ein Sammelbecken der verschiedensten Dinge und wird von jedem anders gesehen. Kant versuchte sich mehrfach an diesem Begriff und schreib, dass Geschmack ein Urteil ganz ohne alles Interesse sei. So auch die Schönheit. Sie solle wertfrei einfach sein. Schiller hat diese Kantsche Zweckmäßigkeit ohne Zweck anders gesehen und schrieb: „Wenn weder das Kleid durch den Körper, noch der Körper durch das Kleid an seiner Freiheit etwas leidet.“ Eine Kleidung, die den Körper nicht einengt, und ein Körper, der seine Kleidung nicht erniedrigt: das ist die Fromel für die Schönheit des Menschen in seiner modischen Erscheinung. Liessmann geht mit uns weiter bis in die Gegenwart und bezieht diese Kleidung mit ein, bis hin zu Uniformen von Stewardessen. Er schreibt über die Mode durch die Jahrtausende, er schreibt über die Rubensfrauen, die heute keine Chance mehr auf ein Foto in einer Frauenzeitschrift hätten. Somit sind wir auch schon bei der oben erwähnten Schönheitschirurgie. Und da wir heute in einer Bilderwelt leben, um uns herum eine wahre Flut von schönen Menschen ist, haben wir auch viel größere Vergleichsmöglichkeiten, als Menschen im Mittelalter, die weder lesen und noch schreiben konnten und vielleicht Schönheit nur bei ihren Herren, in der Kirche, oder auf ein paar wenigen Bildern sehen konnten, stehen wir heute dauernd unter Stress diesem Ideal nahezukommen. So auch Männer, die bis vor kurzem einfach nur männlich sein mussten (markantes Kinn!). Heute hat sich dies jedoch auch gewandelt und sie beugen sich auch dem Druck der Medien, wobei Umfragen ergeben haben, dass schöne Gesichter dann doch die sind, die unauffällig ohne Ecken und Kanten sind. Also irgendwie Mittelmaß.
Dies sollte genügen, um Ihnen einen kleinen Einblick in das schmale Büchlein zu geben.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in die neue Woche. Das Wetter scheint schön zu werden.

Samstag

Heute haben
August Wilhelm Iffland * 1942
und Richard Hughes * 1900
Geburtstag.
Von Hughes haben wir zwei sehr gute und schön gemachte Romane aus dem Dörlemann Verlag bei den Klassikern stehen. Tolle Lektüre.
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Gestern hatten wir alle Wetter hier auf der Alb. So auch diesen Schneeschauer, der mit leichtem Graupel anfing und sich dann so austobte.
So ein Durcheinander herrschte wohl auch beim Blogeintrag von Donnerstag, von dem ich immer noch nicht weiss, ob er veröffentlicht gewesen ist, oder nicht. Ich habe gestern zumindest eine Rohfassung ins Netz gestellt.
Hoffentlich klappt es heute besser, zumal ich ein Bilderbuch vorstelle, das uns im Buchladen schwer bewegt hat.

Tiger

Mary Logue: „Schlaf wie ein Tiger
Illustrationen von Pamela Zagarenski
Knesebeck Verlag € 12,95
Bilderbuch ab 3 Jahren

Draufgestossen bin ich über die Kinder- und Jugendbuchbeilage der Süddeutschen Zeitung Mitte der Woche, in der einige Bücher vorgestellt wurden, die wir auch auf unserem Blog haben. Als Aufmacher hatten sie das Titelbild des Tiger-Bilderbuches, das natürlich ein Augenfänger ist. Wir hatten das Buch nicht im Laden, ich habe es sofort bestellt und am Donnerstag war es bei uns. Allein diese Illustrationen sind sehr speziell und beigeistern hoffentlich die Kleinen wie uns Große genauso. In Kombination mit dem wenigen Text hat es mich sehr berührt.
Es ist diese,sich ewig wiederholende Geschichte: Ein kleines Mädchen mag nicht ins Bett, die Eltern hätten aber sehr gerne, dass jetzt endlich Ruhe herrscht und ihre Kleine einschläft.
Hier sind die Eltern und ihre Tochter mit Kronen versehen, wie in einer Märchen-Königsfamilie. Und das Schöne an den Gesprächen zwischen ihnen ist: es herrscht nie Aggression, sondern eine große Empathie. Die Eltern drängeln ihre Tochter nicht, sondern sagen ihr mit großer Liebe, sie solle sich doch einfach mal ins Bett liegen, sie müsse auch gar nicht schlafen, auch kein Licht ausmachen, oder auch mit Türe auf. Kein Problem. Gemeinsam gehen sie verschiedene Tiere durch, die auch schlafen. Der Hund zum Beispiel schläft schon, allerdings verbotenerweise auf dem Sofa. Die Katze schläft am wärmsten Platz im Haus – vor dem Ofen. Die Feldermäuse schlafen bei Tage und mit dem Kopf nach unten und verschränkten Flügeln. Die Wale schlafen im tiefen Meer und die Bären in ihrer Höhle. Die Schnecken schlafen zusammengerollt in ihrem Haus. Dann fällt dem Mädchen der Tiger ein, der besonders viel schläft, damit er stark bleibt. Und so passiert es, dass es am richtigen Platz einschläft, sich den wärmsten Platz im Bett sucht, die Arme verschränkt, sich vorstellt, es wäre im tiefen Meer und in einer dunklen Höhle, sich einrollt, wie eine Schnecke und fest und lange schläft, wie ein Tiger, da sie am nächsten Tag wieder voller Tatendrang loslegen will.
Ein Einschlafbuch, das uns in seiner ganzen magischen Art, wegführt von diesem Alltagsproblem und doch genau den Punkt trifft und uns ganz warm und wohlig das Buch zuklappen lässt, ….. um es nochmals von vorne in Ruhe durchzublättern.
Viel Vergnügen bei der Leseprobe.

Leseprobe
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Ich wünsche Ihnen frohe Ostern.

Unbekannt