Heute haben John Keats * 1795 Nadeschda Mandelstam * 1899 Jean Amery * 1912 Dick Francis * 1920 Geburtstag ____________________________
John Keats Give Me Women, Wine, and Snuff
Give me women, wine, and snuff Untill I cry out „hold, enough!“ You may do so sans objection Till the day of resurrection: For, bless my beard, they aye shall be My beloved Trinity. _____________________________
Mari Samuelsen: „MARI“ Mari Samuelsen mit dem Konzerthausorchester Berlin unter Jonathan Stockhammer Deutsche Grammophon DoCD € 24,99
Mit Werken von: Martynov: Come In! (2. Satz) Richter: Dona nobis pacem; Vocal; Fragment; November Glass: Knee Play 2 aus Einstein on the Beach; Violinkonzert (2. Satz) Vasks: Meditation für Violine & Orchester „Vientulais Engelis“ Eno: Emerald and Stone; By this River Johannsson: Heptapod B: Good Night, Day Bach: Invention Nr. 13 a-moll; Chaconne aus BWV 1004; Präludium D-Dur BWV 850; Presto aus BWV 1001 Clark: Mammal Step Sequence Gregson: Lullaby
Der Herbst kann kommen. Die norwegische Geigerin Marie Samuelson hat ihre neue Einspielung vorgelegt und an den Musikstücken, die sie uns vorspielt, wird deutlich, was uns erwartet. Max Richter, Philip Glass, Brian Eno nehmen die Geschwindigkeit raus aus der Musik, aus unserem schnellen Leben, aus der Hektik des Alltags. Dazu noch Einspielungen von Klassikern wie Bach und Vasks. Diese Musikauswahl wird zu einer Reise in die Ruhe, die wir dringend nötig haben.
Heute haben Lena Christ * 1881 Paul Valéry *1871 Etra Pound * 1885 Georg Heym * 1887 Kostas Karyotakis * 1896 Agota Kristof * 1935 Geburtstag. Aber auch die Filmemacher Louis Malle, Claude Lelouch, Maradonna und Irmi. ____________________________
Heute auf dem Lyrikkalender:
Ricarda Huch
Zuversicht
O Jugend meiner Sinne, O Jugend meiner Jahre! Mir glückt, was ich beginne; Mich freut, was ich gewahre!
Ich will in meine Hände Des Schicksals Führung nehmen; Ich denke nicht ans Ende, Kein Fürchten soll mich lähmen
Und naht der Tod am Schlusse, Will ich ihn selber werben Und wie der Hauch im Kusse, Im Schoß der Liebe sterben.
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Leta Semadeni: „Tamangur“
Rotpunkt Verlag € 24,00
Tamangur ist ein sehr ferner und ganz naher Ort. Der Grossvater war ein begeisterter Jäger und hatte Füsse wie Seide. Deshalb hat ihm die Grossmutter viele ganz besondere Socken gestrickt. Dazu hat sie nun keine Lust mehr und sitzt lieber auf dem Strickbänkchen mit ihrer Enkelin, die ihren Geschichten zuhört.
Beide leben in einem Dorf im Tal. Ein Dorf voller Schatten mit einem Fluss, umringt von Bergen. Im Dorf gibt es alles, was dazugehört: Eine Kirche, ein Schule und ein Dorfplatz, auf dem der neueste Tratsch ausgetauscht wird und auf dem eine Lügenbank steht. Die Grossmutter ist viel gereist. Das beweisen die Stecknadeln in der Weltkarte, die in der Küche aufgehängt ist: Venezia, Tumbaco, Havanna, Paris. Doch jetzt bleibt sie im Dorf und der dritte Stuhl am Tisch bleibt leer. Denn der gehört dem Grossvater. Die beiden Frauen bilden eine Symbiose und ergänzen sich auf wunderbarer Weise.
Leta Semadeni erzählt in einer einfachen, warmen Sprache voller Bilder, diesen schönen, kleinen Roman. Und da sie von der Lyrik herkommt, verwundert mich das auch gar nicht. Ich habe oben den Roman „Theoda“ erwähnt, da er mich stark an ihn erinnert, obwohl er doch von Inhalt und Art der Erzählung sehr unterscheidet. Aber diese unglaubliche Nähe zu den Personen, dieses Hineinfühlen in die beiden Frauen hat etwas Gemeinsames. Und wer sich an die Lesung mit Silvia Trummer erinnert, wer ihre Bücher gelesen hat, bemerkt die Besonderheit der Sprache, da beide Frauen viel Gedichte schreiben.
Nicht dass Sie meinen, „Tamangur“ ist ein vergeistigter schweizer Bergroman. Nein, es geht hier sehr direkt und auch oft lustig zu. Wenn die Grossmutter Besuch von ihren skurilen Freunden bekommt und Schallplatten von Elvis aufgelegt werden. Oder wenn die Schneiderin auftaucht, die Erinnerungen klaut. Hier werden Liebes- und Abenteuergeschichten am Küchentisch erzählt und das Kind ist mitten drin und hört gebannt zu. Dann wird es mir beim Lesen ganz warm ums Herz. Dieses Feingespür der Autorin, der Humor macht den Reiz des Buches aus und lässt die Personen ihren Alltag lebenswert erscheinen, der nicht (mehr) viel Abwechslung bietet. Jetzt sowieso, da der Grossvater in Tamangur ist und obwohl das Leben nicht wirklich so ganz einfach ist.
Die Autorin Leta Semadeni, geboren 1944 in Scuol, Engadin, studierte Sprachen an der Universität Zürich. Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Zürich und im Engadin. Arbeitsaufenthalte in Lateinamerika, in Paris, Zug, Berlin und auf Elba. Seit 2005 lebt und arbeitet sie freischaffend in Lavin. Leta Semadeni schreibt vorwiegend Lyrik, romanisch oder deutsch, die sie selbst in die jeweils andere Sprache überträgt, zuletzt „In meinem Leben als Fuchs“ (2010). Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, 2011 mit dem Literaturpreis des Kantons Graubünden und mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. „Tamangur“ (2015) ist ihr erster Roman.
Auf der Seite des Deutschen Hauses in New York finden Sie ein Interview mit der Autorin (das dritte in der Liste), in dem sie über sich, ihr Schreiben, ihr Leben in ihrem kleinen Dorf erzählt, das „ein Fliegendreck auf der Karte ist“, wie sie in „Tamangur“ schreibt und ihren Aufenthalt in New York.
Heute haben Evelyn Waugh * 1903 Uwe Tellkamp * 1968 Geburtstag __________________________
Robert Walser
Und ging
Er schwenkte leise seinen Hut und ging, heißt es vom Wandersmann. Er riß die Blätter von dem Baum und ging, heißt es vom rauhen Herbst. Sie teilte lächelnd Gnaden aus und ging, heißt es von der Majestät. Er klopfte nächtlich an die Tür und ging, heißt es vom Herzeleid. Er zeigte weinend auf sein Herz und ging, heißt es vom armen Mann. _________________________
„Little people, big dreams“ Insel Verlag € 13,95
Der Herausgeber der Reihe in Deutschland fand diese Bücher in einer Buchhandlung in Spanien und war sofort überzeugt, dass er diese Bilderbücher auf deutsch im Insel Verlag machen will. Zusätzlich schön für uns, dass er auch Männer und Frauen ins Programm nimmt, die speziell in Deutschland wichtig sind und waren. Diese Bildersachbücher sind für alle Alter. Für die ganz Kleinen als Bilderbuch, gut zum Vorlesen, aber auch für ErstleserInnen geeignet. So sagt es der Verlag und ich denke, dass er damit Recht hat. Aber nicht vergessen, auch wir Erwachsene sollten einen Blick hineinwerfen, denn so kurz und knackig bekommen wir keine Biografie präsentiert. Gut, die Texte und Bilder sind auf das Wichtigste aus dem Leben, Werk und Wirken konzentriert und decken nicht alle Facetten ab. Egal. Ein tolle Reihe, die zum Gespräch und zum Nachdenken anregt.
Gerade sind Bücher zum Leben von:
Agatha Christe, Jane Austen, Ella Fitzgerald, Jane Goodall, Stephen Hawking, Maria Montessori erschienen.
Marie Curie, Anne Frank, Rosa Parks, Coco Chanel und Frida Kahlo gibt es schon.
Morgen, Dienstag, den 29.Oktober kommt Elisabeth Hager zu uns in die Buchhandlung und liest aus ihrem Buch „Fünf Tage im Mai“. Beginn: 19 Uhr Eintritt: € 8,00
Judith Schalansky widmet ihren Roman denen, die in ihren Köpfen und Herzen nicht den Sprung geschafft haben in ein neues System, das die Wende ihnen beschert hat. Denjenigen, die die alten Zeiten heimlich zelebrieren. Im Lehrerzimmer. Denn der Roman spielt in einem mecklenburgischen Gymnasium, das aufgrund dramatischen Schülerschwunds, in vier Jahren geschlossen werden soll. Damit gibt es für Inge Lohmark, Lehrerin für Biologie und Sport, noch weniger Zukunft als zuvor. Sie hat sich, trotz Wende und Bildungsreform, nicht abbringen lassen von einem nahezu militanten Unterrichtsstil, frei von jeder Empathie, unnahbar für die noch übrig gebliebenen Schüler. So kommt sie gut voran im Lehrplan, scheucht die lethargischen jungen Menschen verbittert über den Sportplatz und denkt dabei an die Jahre, in denen die Schüler noch für den Kader gesichtet wurden. Damals war, zumindest für sie, alles besser. Was ihr bleibt, ist die Leidenschaft zur Biologie und ein Ehemann, der Strauße züchtet und mit dem sie nicht mehr verbindet, als das gemeinsame Dach überm Kopf. Inge Lohmark sieht wie ihre kleine Stadt immer kleiner wird, entvölkert durch die Stadtflucht und wie sich die Natur durch brüchige Straßen und leerstehende Gemäuer frisst. Sie findet keinen Zugang zu dieser neuen Welt, hält sich fast schon pathologisch fest an den Regelmäßigkeiten und Verlässlichkeiten der Biologie und seziert ihr Umfeld nach den Kriterien eines Biologiebuchs. Aber alle naturwissenschaftliche Analyse hilft ihr nicht über den Schmerz hinweg, den der Verlust ihrer Tochter hinterlässt. Früher ein schüchternes, sozial unfähiges Wesen, zu dem sie nie Zugang bekam und schließlich und erwachsen, ausgewandert nach Amerika. Wo sie blieb und den Kontakt aufs Nötigste beschränkte. Obwohl Inge Lohmark immer darauf gehofft hatte, sie käme zurück und würde bauen auf dem elterlichen Grundstück. Was Judith Schalansky 2011 in ihrem, damals zum Bestseller avancierten Bildungsroman als schonungsloses Gesellschaftsportrait skizziert hat, liest sich heute noch immer wie ein Tableau zu den aktuellen Debatten über den Osten des Landes. Gerne würde man wissen, was Inge Lohmark in Frührente jetzt wohl macht?
Nicht vergessen. Heute abend ab 19:30 in der Stadtbibliothek Ulm.
und
Am kommenden Dienstag, den 29.Oktober kommt Elisabeth Hager zu uns in die Buchhandlung liest aus ihrem Buch „Fünf Tage im Mai“. Beginn: 19 Uhr Eintritt: € 8,00
Heute haben Dorothea von Schlegel * 1764 August von Platen * 1796 Zsuzsa Bánk * 1965 Geburtstag ______________________
Dorothea von Schlegel
Draußen so heller Sonnenschein…
Draußen so heller Sonnenschein, Alter Mann, laß mich hinaus! Ich kann jetzt nicht geduldig sein, Lernen und bleiben zu Haus.
Mit lustigem Trompetenklang Ziehet die Reuterschar dort, Mir ist im Zimmer hier so bang, Alter Mann, laß mich doch fort!
Er bleibt ungerührt, Er hört mich nicht: »Erlaubt wird, was dir gebührt, Tust du erst deine Pflicht!«
Pflicht ist des Alten streng Gebot; Ach, armes Kind! du kennst sie nicht, Du fühlst nur ungerechte Not, Und Tränen netzen dein Gesicht.
Wenn es dann längst vorüber ist, Wonach du trugst Verlangen, Dann gönnt man dir zu spät die Frist, Wenn Klang und Schein vergangen!
Was du gewähnt, Wonach dich gesehnt, Das findest du nicht: Doch bleibt betränt Noch lang dein Gesicht. ____________________
Sarah Wiltschek empfiehlt:
Whitney Scharer: „Die Zeit des Lichts“
Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner
Klett-Cotta Verlag € 22,00
Paris, 1929. Die erst 23jährige Lee Miller kehrt ihrem Modelljob in den USA den Rücken, um selbst hinter der Kamera zu stehen. So ihre Vorstellung von einem Künstlerleben in Paris. Doch die Stadt nimmt sie nicht, wie erhofft, mit offenen Armen in Empfang. Irgendwann spielt ihr dann doch der Zufall die Karte von Man Ray in der Tasche und sie wird seine Assistentin. Aus dem Arbeits- wird ein Liebeverhältnis und sie beflügeln sich gegenseitig und werden am Ende vor allem wegen ihrer experimentellen Fotoarbeiten bekannt. Bis Miller beginnt sich zu emanzipieren aus dem Korsett, das Ray ihr auferlegt und das sie immer nur als Teil von ihm selbst interpretiert. Als sie schließlich mitbekommt, dass er ihre Fotoarbeiten unter seinem Namen für eine Ausstellung eingereicht hat, trennt sie sich von ihm und geht ihren eigenen Weg, der sie vor allem mit einem Foto in Hitlers Badewanne berühmt machen wird.
Whitney Scharers Buch erzählt in drei Zeitebenen: Die Autorin schreibt über das Leben der alten und alkoholsüchtigen Lee Miller, springt in die Zeit als Miller Mitglied der Alliierten Truppen war, mit der sie die Befreiung Buchenwalds und Dachaus dokumentierte und eben in deren Pariser Zeit, als unglaublich junge, umwerfend schöne Frau. Das ist auch der längste Plot und das wichtigste Thema im Roman: ihre Beziehung zu Man Ray und die Pariser Künstlerszene um Picasso und Cocteau.
Es macht Spaß in dieses Künstlerleben vor bald hundert Jahren einzutauchen und einer Figur zu folgen, die trotz ihrer Errungenschaften in der Fotografie und der historischen Dokumentation, keine solche Bekanntheit erreicht hat wie etwa Man Ray oder andere ihrer männlichen Kollegen. Vielleicht auch, weil sie nach den Kriegseinsätzen seelisch gebrochen, die Fotografie als solches und die vielen Abzüge als Konkretes auf den Dachboden verbannte, wo die Kisten mit ihren Arbeiten erst nach Millers Tod von ihrem Sohn entdeckt, archiviert und der Öffentlichkeit (wieder) zugänglich gemacht wurden.
Am kommenden Freitag in der Stadtbibliothek Ulm Buchpräsentation:
Lorenzo Spirito: „Das Buch der Schicksale“ Ein Würfellosbuch Aus dem Altitalienischen gereimt übersetzt von Werner Menapace unter Mitarbeit von Donatella Capaldi Mit einer Einleitung von Alexander Rosenstock Gebunden, mit Faksimiles und drei Würfeln Folio Verlag € 30,00 Beginn: 19:30 Eintritt: frei
Heute haben Adalbert Stifter * 1805
Aravind Adiga * 1974
Geburtstag.
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Adalbert Stifter
Müdigkeit
Ich hab‘ geruht an allen Quellen, Ich fuhr dahin auf allen Wellen, Und keine Straße ist, kein Pfad, Den irrend nicht mein Fuß betrat.
Ich hab‘ verjubelt manche Tage, Und manche hin gebracht in Klage, Bei Büchern manche lange Nacht, Und andere beim Wein durchwacht.
Viel mißt‘ ich, viel hab‘ ich errungen, Auch Lieder hab‘ ich viel gesungen, Und ausgeschöpft hat dieses Herz Des Lebens Lust, des Lebens Schmerz.
Nun ist der Becher leer getrunken, Das Haupt mir auf die Brust gesunken, Nun legt‘ ich gern mich hin und schlief‘, Unweckbar, traumlos, still und tief!
Mir ist, mir ist, als hört ich locken Von fernher schon die Abendglocken, Und süße, weiche Traurigkeit Umweht mich: Komm, ’s ist Schlafenszeit.
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Heute abend stellen wir (in Zusammenarbeit mit der Familienbildungssstätte Ulm) neue Bücher des Jahres 2019 vor.
Wer möchte nicht sein Schicksal erfahren? In der Stadtbibliothek Ulm wird das erstmals auf Deutsch vorliegende Wahrsagebuch aus dem Jahr 1482 vorgestellt. Stadtbibliothek Ulm
Freitag, 25.Oktober
Beginn 19:30 Eintritt: frei
Lorenzo Spirito: „Das Buch der Schicksale“ Ein Würfellosbuch Aus dem Altitalienischen gereimt übersetzt von Werner Menapace unter Mitarbeit von Donatella Capaldi Mit einer Einleitung von Alexander Rosenstock Gebunden, mit Faksimiles und drei Würfeln Folio Verlag € 30,00
Im „Buch der Schicksale“ bekommt der Ratsuchende auf zwanzig Schicksalsfragen des Lebens, von denen jeweils eine auszuwählen ist, je nach Würfelglück einen Wahrsagespruch aus dem Mund eines Propheten. Auf dem Weg dorthin trifft er auf Könige, Flüsse, aber auch Zeichen und Sphären. Diese erste deutschsprachige Ausgabe, nachgedichtet vom Südtiroler Übersetzer Werner Menapace, erscheint in diesem Jahr im Folio-Verlag Bozen/Wien. Sie ist zugleich die erste moderne Edition des frühneuzeitlichen Longsellers, die alle Facetten des Gebrauchs des Klassikers in unsere Zeit überträgt
Sowohl der Orakelsuchende wie der Spieler als auch der wissenschaftlich Interessierte werden an dieser Literaturgattung Gefallen finden.
Seit Menschengedenken wollen Menschen wissen, was die Zukunft ihnen bringen wird. Stets brauchen sie dafür ein Medium, das mit geheimnisumwitterter Autorität die Brücke in die Zukunft schlägt. Dafür besonders geeignet waren und sind stets die Gestirne, aber auch der Flug der Vögel, die Form von Knochen oder aufsteigender Rauch. In schriftlicher Zeit galten auch besondere Bücher, handschriftliche wie gedruckte, „Losbücher“ genannt, als geeignete Medien, zukünftiges Schicksal zu entschlüsseln. Spielkarten, gemalte oder gedruckte und Würfel gehörten ebenfalls dazu.
Das einzige erhaltene Exemplar des ersten gedruckten Würfellosbuches (Perugia 1482) wird seit dem 17. Jahrhundert in Ulm aufbewahrt und liegt seit 1826 in der Stadtbibliothek Ulm. Seit 1482 gab es insgesamt 50 Ausgaben in italienischer (23), französischer (17), spanischer (4), flämischer (3) und in englischer (3) Sprache.
Eine Auswahl aus den Sprüchen der Propheten mit der dazugehörenden Frage.
Wird mein Leben mir Glück bescheren oder nicht?
Sei froh und glücklich ohne Schranken, weil alle Welt und Gott dich liebt. Das hast du deinen Wurzeln zu verdanken.
Erhoffe dir von Gott ein langes Leben, Gesundheit, Wohlstand, Glück für immerdar. Er möge, was du wünschst, dir allzeit geben.
Wenn du nicht hörst, was andere dir sagen, wirst du sehr bald in Not geraten und musst die Menschen dann um Hilfe fragen.
Wie werde ich sterben und wann?
Den Tod wirst dieses Jahr du knapp vermeiden. Du wirst am Leben bleiben und betagt und heiter aus dem Leben scheiden.
Reich und alt wirst du dorthin gelangen, wo alles endet. Dabei begleitet dich jedoch die Last der Sünden, die du einst begangen.
Im Jenseits wirst du samt den großen Meistern an einem heißen Plätzchen residieren. Ich denk, das wird dich nicht so sehr begeistern.
Man sollte dich auf schnellstem Wege abservieren. Dein Ende wird ganz ohne jede Hoffnung sein. Und lebst du lang, dann wirst du jämmerlichkrepieren.
Werde ich einen Kampf gewinnen?
Mut sowie Könnerschaft, die in dir walten, gepaart mit deines Gegners Niedertracht, werden dein Vorhaben siegreich gestalten.
Nicht immer kann man siegen und nicht überall. Üb’ in Geduld dich, denn der Himmel er füllt dir deinen Wunsch auf jeden Fall.
Ist meine Frau rechtschaffen?
Nicht wirklich glücklich ist dein liebes Weib. Charmant ist sie und attraktiv, drum bitte Gott, dass sie es nicht bereut und bei dir bleibt.
Heute haben Ivan Bunin * 1870 Doris Lessing * 1919 Jacques Berndorf * 1936 Geburtstag ______________________________
Christian Friedrich Hebbel
Abendgefühl
Friedlich bekämpfen Nacht sich und Tag. Wie das zu dämpfen, Wie das zu lösen vermag!
Der mich bedrückte, Schläfst du schon Schmerz? Was mich beglückte, Sage, was war’s doch, mein Herz?
Freude, wie Kummer, Fühl ich zerrann, Aber den Schlummer Führten sie leise heran.
Und im Entschweben, Immer empor, Kommt mir das Leben Ganz, wie ein Schlummerlied vor. ________________________
Claudia Wiltschek empfiehlt:
Oliver Sacks: „Die feine New Yorker Farngesellschaft“ Ein Reise nach Mexiko Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren Liebeskind Verlag € 20,00
Oliver Sacks war Professor für Neurologie in New York, hat zahlreiche Bücher geschrieben und war nebenher ein großer Liebhaber von Farnen aller Art. Schon als Kind bestaunte er ehrfürchtig im Londoner Natural History Museum riesige Schachtelhalme und entdeckte in den frühen neunziger Jahren in New York einen Aushang, auf dem ein Treffen der Amerikanischen Farngesellschaft angekündigt wird. Neugierig geworden, nimmt Sacks daran teil, wird ein begeistertes Mitglied und lässt sich von deren Abenteuerlust und Entdeckergeist anstecken. Sacks schliesst sich einer Exkursion dieser bunt zusammengewürfelten Mitglieder nach Südmexiko an. Ein wunderbares Buch, in dem wir in die Welt hunderter verschiedenartiger Farnarten eintauchen, passionierte Hobbybotaniker bei Ihrem begeisterten Suchen und Finden begleiten dürfen und einiges über das alte und neue Mexiko erfahren. Nach der Lektüre dieses schmalen, sehr unterhaltsamen Büchleins werden Sie einiges mehr über die geheimnisvolle Farnwelt wissen und mit einem ganz anderem Blick durch den Wald gehen und womöglich das ein oder andere Blatt von allen Seiten betrachten, da bin ich mir fast sicher.
Das schreibt der Verlag: Oliver Sacks, geboren 1933 in London, war Professor für klinische Neurologie am Albert Einstein College in New York. Bekannt wurde er als Autor zahlreicher Bestseller, u.a. »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« und »Der Tag, an dem mein Bein fortging«. Seine bahnbrechende Studie über die Schlafkrankheit wurde unter dem Titel »Zeit des Erwachens« mit Robin Williams und Robert De Niro verfilmt. Sacks‘ Werke wurden in 21 Sprachen übersetzt und mit dem Hawthornden Prize sowie dem Wingate Literary Prize ausgezeichnet. 1996 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Oliver Sacks war Mitglied des New Yorker Klubs für Mineralogie, der Stereoskopischen Gesellschaft sowie der Amerikanischen Farngesellschaft. Er verstarb 2015. _______________________
Morgen, am Mittwoch, den 23.Oktober stellen wir (in Zusammenarbeit mit der Familienbildungssstätte Ulm) neue Bücher des Jahres 2019 vor.