Freitag, 28.Juli

Heute haben
Beatrix Potter *1866
Malcolm Lowry * 1909
John Asbery * 1927
Remco Campert * 1929
Beat Brechbühl * 1939
Geburtstag

Gustav Falke
Sommerglück

Blütenschwere Tage
In Düften und Gluten rings,
Mein Herz tanzt wie auf Flügeln
Eines trunkenen Schmetterlings.

Die Rosen über den Mauern,
Der Birnbaum darüber her,
Alles so reich und schwer
In sehnenden Sommerschauern.

Das juligelbe Land
Mit dem träumenden Wälderschweigen
Fern am duftigen Rand,
Darüber die Wolken steigen –

O, wie sag ich nur,
Was alles mein Wünschen ins Weite führt!
Mich hat des Glücks eine leuchtende Spur
Mit zitternder Schwinge berührt.
________________________

Gestern im Buchladen ausgepackt:

Esther Gonstalla:Das Ozeanbuch
Über die Bedrohung der Meere
Oekom Verlag € 24,00

Wir wissen so viel über unsere Erde, über den Mond und die Gestirne. Unsere Meere sind vielleicht die letzten unbekannten Territorien. Ohne diese Wassermassen könnten wir nicht leben. Sie bestimmen unser Wetter unser Klima. Wie viele Menschen leben vom Meer und wieviele fahren jedes Jahr ans Meer, um Ferien zu verbringen. Sehnsuchtsort und Industrieanlage gleichzeitig.
Oft lesen wir über die Klimaveränderungen, die Unmengen von Müll, die im Meer schwimmen und haben doch keine genaue Vorstellung, wie sich dieses Ökosystem zusammensetzt. Vielleicht hilft dieses „Ozeanbuch“, das ganze Projekt mit Film und Crowdfunding, damit wir diesen wichtigen Lebensraum besser verstehen.

Klimawandel
Verlust der biologischen Vielfalt
Überfischung
Industriegebiet Ozean
Verschmutzung

heissen die einzelnen Kapitel und zeigen in einfachen Infografiken, was sich auf und in unseren Meeren tut.

Wussten Sie, dass Barcelona sein Abwasser nahezu unbehandelt ins Meer leitet?
Wussten Sie, durch das Waschen fast 400 Tonnen Polyester und Fleece in Deutschland ins Wasser gelangen?
Wussten Sie, dass für Kunststoffwachse in Outdoorkleidern in Deutschland jährlich
100 000 Tonnen Mikropartikel benötigt werden, die durch Abrieb und Regen in die Umwelt gelangen?
Wussten Sie dass im Nordatlantischen Wirbel auf 1 kg Zooplankton ganze 6 kg Plastik kommen?
Wussten Sie, dass mehr als 1 Milliarde Menschen weltweit auf Fisch als primäre Nahrungsquelle angewiesen sind und dass der Fischkonsum pro Kopf/Jahr von 10 kg im Jahr 1960 auf 20 Kg im Jahr 2013 gestiegen ist?
Dies nur ein paar klitzekleine Informationen aus dem großformatigen Sachbilderbuch.

Crowdfunding Projekt
_______________________

Nicht vergessen:
Am kommenden Dienstag liest Clemens Grote wieder aus vier neuen Büchern.
Begin ist, wie immer, 19 Uhr.

Donnerstag, 27.Juli

Heute haben
Alexandre Dumas * 1824
Giosuè Carducci * 1835 (Nobelpreis 1906)
Hilde Domin * 1909
Julien Gracq * 1910
Asta Scheib * 1939
Felicia Zeller * 1970
Geburtstag
____________________________

Giosuè Carducci

Roma, ne l’aer tuo lancio l’anima altera volante:
accogli, o Roma, e avvolgi l’anima mia di luce.

Non curïoso a te de le cose piccole io vengo:
chi le farfalle cerca sotto l’arco di Tito?

Che importa a me se l’irto spettral vinattier di Stradella
mesce in Montecitorio celie allobroghe e ambagi?

e se il lungi operoso tessitor di Biella s’impiglia,
ragno attirante in vano, dentro le reti sue?

Cingimi, o Roma, d’azzurro, di sole m’illumina, o Roma:
raggia divino il sole pe‘ larghi azzurri tuoi.

Ei benedice al fosco Vaticano, al bel Quirinale,
al vecchio Capitolio santo fra le ruine;

e tu da i sette colli protendi, o Roma, le braccia
a l’amor che diffuso splende per l’aure chete.

Oh talamo grande, solitudini de la Campagna!
e tu Soratte grigio, testimone in eterno!

Monti d’Alba, cantate sorridenti l’epitalamio;
Tuscolo verde, canta; canta, irrigua Tivoli;

mentr’io da ‚l Gianicolo ammiro l’imagin de l’urbe,
nave immensa lanciata vèr‘ l’impero del mondo.

O nave che attingi con la poppa l’alto infinito,
varca a‘ misterïosi liti l’anima mia.

Ne‘ crepuscoli a sera di gemmeo candore fulgenti
tranquillamente lunghi su la Flaminia via,

l’ora suprema calando con tacita ala mi sfiori
la fronte, e ignoto io passi ne la serena pace;

passi a i concilii de l’ombre, rivegga li spiriti magni
de i padri conversanti lungh’esso il fiume sacro.
____________________________

1600x1200_resize_up_Nick_und_der_Wal

Benji Davies: „Nick und der Wal
Bilderbuch ab 3 Jahre
Aladin Verlag   € 12,90

Nick lebt mit seinem Vater und sechs Katzen direkt am Meer. In einem kleinen Holzhaus, das voller kleiner Dinge und nützlichem Zubehör für seinen Vater, einem Fischer ist. Nick, der immer eine warme Wollmütze trägt, ist viel alleine, da sein Vater auf dem Meer ist, beschäftigt sich alleine, malt, geht am Meer entlang. Dort findet er einen kleinen Wal, den er mit in’s Haus nimmt und in die Badewanne legt. Er weiss, dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann und so bringen die beiden Männer den kleinen Wal auch wieder ins Meer zurück.
Das Buch lebt von den liebevollen Zeichungen, die sicher nicht nur Kinder ansprechen und den vielen kleinen Dingen, die wir beim Durchschauen entdecken. Nick malt einen Wal, an der Wand hängt ein Bild von einer von Nicks Katzen. Liebevoll und anregend zum Weitererzählen.
Ach übrigens weitererzählen: Als der kleine Nick eines Tages in „Seenot“ gerät, ist der kleine Wal als Retter da. Das erfahren wir aber in einem anderen Bildbuch.
Benji Davies Bilderbücher sind alle liebevoll und mit viel Wärme gemalt und erzählt. Vor einiger Zeit haben wir schon einmal eines besprochen. Das mit den beiden Jungs aus der eine Dreierfreundschaft wird. Wichtig dabei waren die vielen Schachteln, aus den sie sich Häuser und Burgen bauten.

15930-fc293d3b57eebc6142af361fc6433fe3

Mittwoch, 26.Juli

Heute haben
George Bernard Shaw * 1856
André Murois * 1885
Aldous Huxley * 1894
und halt auch Mick Jagger * 1943
Geburtstag
________________________

________________________

Heute auf dem Duden Gedichte Kalender:

Rudolf G.Binding
Mond und Trinker

Schlaf ein, o Mond,
schlaf ein auf meinem Becher.
Ich seh dir zu.
Ich seh dir zu, o Mond, – ein Zecher
so still wie du.

So still wie du,
mit dir und fast gestorben
durchwandle ich ein nächtliches Bereich.
Wir sehn uns zu.
Du trinkst aus meinem Becher:
und wir sind gleich.

Claudia Wiltschek empfiehlt:

Rosa Luxemburg: „Herbarium
Herausgegeben von Evelin Wittich.
Mit einer Einleitung und einer Auswahl an Briefen von Holger Politt.
Dietz Verlag € 39.90

Rosa Luxemburg und Pflanzen? Das war ganz neu für mich, dachte ich doch erst, das müsse wohl eine Andere sein. Um so überraschter war ich, als ich dieses schöne, wertvolle Buch zum ersten Mal in den Händen hielt. Rosa Luxemburg wollte eigentlich Botanikerin werden, durfte aber zu diesen Zeiten nicht studieren, hat jahrelang Pflanzen gesammelt und liebevoll in 18 schmale, blaugraue Schreibhefte geklebt und beschriftet. Dieses Herbarium war Teil ihres Nachlasses, der von Mathilde Jacob und Paul Levi verwaltet wurde und im Gepäck von Verwandten in die USA kam. Heute wird es im staatlichen Archiv in Warschau aufbewahrt, wie es dahin gelangte, ist nicht geklärt. Erst 2009 wurde es „wieder entdeckt“. Es lag jahrzehntelang unbemerkt in Kisten verpackt.
Auch noch im Gefängnis klebte und sammelte sie weiter, Freunde besorgten ihr immer wieder Planzen,
Blätter und Blumen und so konnte ihr grosser Schatz weiter wachsen.
Am 18. September 1915 schrieb sie an Luise Kautsky :
„Vor zwei Jahren – das weißt Du gar nicht – hatte ich einen anderen Rappel: In Südende packte mich die Leidenschaft für Pflanzen: ich fing an zu sammeln, zu pressen und zu botanisieren. Vier Monate machte ich buchstäblich nichts anderes, als im Feld zu schlendern oder zu Hause zu ordnen und zu bestimmen, was ich von den Streifzügen mitbrachte. Jetzt besitze ich zwölf vollbepackte Pflanzenhefte und orientiere mich sehr gut in der „heimischen Flora“, z.B. Im hiesigen Lazaretthof, wo ein paar Sträucher und üppiges Unkraut zur Freude der Hühner und zu meiner gedeihen. So muß ich immer etwas haben was, mich mit Haut und Haar verschlingt, sowenig sich das für eine ernste Person ziemt, von der man – zu ihrem Pech – immer etwas Gescheites erwartet.“
Nach 100 Jahren dürfen wir nun diese wunderbare Sammlung bestaunen und fragen uns, was wohl noch so alles in den verschiedenen Archiven schlummert.
___________________________

Ferien mit Buch
Heute traf das bei uns ein:

Dienstag, 25.Juli

Heute haben
Max Dauthendey * 1867
Elias Canetti* 1905
Paul Watzlawick * 1921
Geburtstag.
____________________________

Max Dauthendey
Blütenleben

Lauer Schatten.
Ein blühender Birnbaum auf altem müden Gemäuer. Bronzefarbenes Moos quillt über die Kanten und Risse.
Ringsum Gras, junggrün und durchsichtig. Es neigt sich leise und schmiegsam.
Harte blaßgelbe Winterhalme zittern dazwischen, farblos und schwach, wie vergrämte greise Haare.
Aschgraues und purpurbraunes Laub, mit feinem Metallschimmer, wie tiefes gedunkeltes Silber deckt den Grund.
Hie und da ein weißes Blütenblatt mit blaßrosiger Lippe. Leicht, zart, aber müde.
Das Geäst biegt sich dicht und tief zur Erde.
Sacht zerrinnt Blüte um Blüte und gleitet weiß, zögernd nieder.
Die Zweige senken sich tief, bis zu den einsam gefallenen Blüten.
Das Alter hat den Stamm zerschürft. In der gefurchten Rinde ziehen die Ameisen eine Straße hoch hinaus zur Krone. Emsig und flink rennt es aneinander vorüber.
Und dann oben die Bienen. Sie saugen schwerfällig und lüstern von den süßen Lippen und klammern trunken an den weichen Blütenrändern.
Ein üppiges Summen ist in der Laubkrone, ein einförmig gärender Ton.
Die Blüten zittern leise, und die jungen Blattspitzen Zittern.
Der alte Baum wiegt sich und seufzt. Duft löst sich, schwebt hinaus in den blauen Sonnenschein, warmsüß und scharf herb.
_______________________

Emile Parisien, Vincent Peirani, Andreas Schaerer & Michael Wollny:
Out Of Land

Act Music CD € 19,99

Emile Parisien – Sopran-Saxophone
Vincent Peirani – Akkordeon
Andreas Schaerer – Vokal-Gesang und Mund-Percussion
Michael Wollny – Piano

Ja, was ist das denn? Da treffen sich vier Ausnahmekünstler bei einem Festival, reden, trinken und schmieden Pläne. Was daraus entstanden ist? Na, dieses Livealbum, das einfach mal so mitgeschnitten worden ist. Künstlerische Freiheit, das Unerwartete, das Verlassen des sicheren Terrains und die Spannung des musikalischen Moments. So könnte man vielleicht das beschreiben, was dabei herauskam.
Andreas Schaerer: „Ich verstehe meine Stimme als Instrument und vielleicht ist es dadurch etwas einfacher, mit anderen Instrumentalisten kollektiv zu musizieren, weil ich mich weniger als Sänger verstehe, der von einer Band begleitet wird, sondern eben auch als Teil eines Ensembles gerne funktioniere. … Wir waren dort gleichzeitig am spielen mit verschiedenen Projekten und haben dann im selben Hotel gewohnt und haben dann ab und zu Abends noch etwas gemeinsam getrunken und philosophiert über Musik und das Leben. Wir haben gemerkt, da ist irgendwie eine gemeinsame ideologische Haltung gegenüber der Musik vorhanden. Wir haben auch uns gegenseitig sehr stark für des anderen Wirken und Werken interessiert.“

Einzeln konnten wir diese Künstler schon in Ulm und/oder in Langenau hören und sehen. Dass die vier jedoch zusammen auf einer Produktion auftauchen, ist schon etwas ganz Besonderes.Überzeugen Sie sich selbst und nehmen Sie sich die paar Minuten für das obige Video.

Orte 16

Christel Müller, bildende Künstlerin, und Silvia Trummer, Schriftstellerin, arbeiten seit vielen Jahren themenbezogen zusammen. Sie haben in der Schweiz und Deutschland mehrere Ausstellungen gestaltet, indem sie Bilder, Texte und Objekte nebeneinander stellten. Unter dem Titel “ORTE“ zeigen die beiden Frauen Fotos und Notizen von unterwegs, an denen sie in den letzten Jahren gearbeitet haben. Was dabei entstanden ist, illustriert den Prozess von Gehen, Schauen und Gestalten. „Man könnte alles neu sehen“.

Freitag, 21.Juli

Heute haben
Hans Fallada * 1893
Ernest Hemingway * 1899
Mohammed Dib * 1920
Brigitte Reimann * 1933
Geburtstag.
__________________________

Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Die Welt

WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.
Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.
Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust vor eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.
___________________________

9783845817767

Britta Teckentrup: „Bienen
Kleine Wunder der Natur
Aus dem Englischen von Maria Höck

Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ steht auf Platz 1 der Spiegel Bestseller-Liste. Ein Buch, das in literarischer Form über das Verschwinden der Bienen berichtet. Für die Kleinen ab 4 Jahren gibt es das Bilderbuch von Britta Teckentrup, das vom Tag einer Biene erzählt. In kurzen Reimen verfolgen wir die Biene, auf ihrem Flug durch die Natur.

Die Sonne geht auf, der Tag beginnt,
die Blumen schaukeln sanft im Wind.

Da fliegt eine Biene und summt ganz leise.
Nimmt sie uns mit auf ihre Reise?

In einem kleinen ausgestanzten Sechseck sehen wir die Biene durch mehrere Seiten hindurch. Sie fliegt von Blume zu Blume, von Baum zu Baum. Im Wald sehen wir die Vögel und das Eichhörnchen. Auf der Wiese die vielen Schmetterlinge und auf der Blumenwiese den Marienkäfer. Sie fliegt weiter von Blüte zu Blüte

Und hinterlässt auf der grünen Flur
aus Blütenstaub eine goldene Spur.

Sie fliegt zurück zu ihrem Stock und berichtet den anderen Bienen von der voll blühenden Wiese.

Der ganze Bienenschwarm bricht auf,
ein kleines Wunder nimmt seinen Lauf.

So sehen wir nicht nur eine kleine Biene, sondern einen ganzen Schwarm am Himmel, die die Blüten besuchen. Sie bekommen ihren Nektar und bestäuben gleichzeitig viele Blumen. Das Buch wird immer bunter und bunter, bis wir auf der letzten Doppelseite ein Blütenmeer in allen Farben zu sehen bekommen.

Donnerstag, 20.Juli

Heute haben
Pavel Kohout * 1928
Uwe Johnson * 1934
Geburtstag
und
Carlos Santana wird siebzig * 1947
______________________

______________________

„Streichholzspiele
Anke Küpper und Chris Campe
Moses Verlag € 9,95

Für helle Köpfe!

Wie kann man von zehn Streichhölzern acht wegnehmen und trotzdem noch Zehn übrig behalten? Wie macht man aus neun Streichhölzern Licht, ohne sie anzuzünden? Und wie kann man mit nur einem Streichholz ein Dreieck legen?
Wir kennen diese Streichholzlogeleien von früher und jetzt kommt diese schöne Schachtel daher und weckt unsere Erinnerungen wieder.
50 Karten mit kniffligen Streichholzrätseln, Tricks und Spielen mit den Lösungen auf der Rückseite.
Die kleine Streichholzschachtel in der großen beinhaltet verblüffend echte Hözer, die jedoch nicht entflammbar sind. Ich möchte nicht wissen, wieviele Kinder erstmal testen, ob sie nicht doch brennen.
Viel Vergnügen damit.

Mittwoch, 19.Juli

Heute haben Gottfried Keller und Wladimir Kaminer Geburtstag.

Gottfried Keller
Sommernacht

Das ist die üppige Sommerzeit,
Wo alles so schweigend blüht und glüht,
Des Juli stolzierende Herrlichkeit
Langsam das schimmernde Land durchzieht.

Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn
Fern in des Gebirges dämmerndem Blau;
Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,
Sie schneiden die Sorge auf brennender Au.

Sie sehnen sich nach Gewitternacht,
Nach Sturm und Regen und Donnerschlag,
Nach einer wogenden Freiheitsschlacht
Und einem entscheidenden Völkertag!
_________________________

Claudia Wiltschek empfiehlt:

Mariana Leky:“Was man von hier aus sehen kann
DuMont Verlag € 20,00

Selma wohnt in einen kleinem Dorf im Westerwald, jeder kennt jeden und jeder hat seine eigene Geschichte. Auch weiß jeder, wenn Selma träumt, auf der Wiese zu stehen und ihr das Okapi erscheint, wird am nächsten Tag jemand im Dorf sterben. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Als es sich herumspricht , daß Selma diesen Traum wieder hatte, sind alle Dörfler sichtlich beunruhigt, auch wenn sie größtenteils versuchen werden, sich nichts anmerken zu lassen.
Selmas Traum aber schafft Tatsachen. Die Leute bewegen sich im Dorf, als hätte sich auf allen Wegen Blitzeis gebildet, nicht nur draußen, sondern auch in den Häusern, Andere gehen gar nicht mehr auf die Straße. Der Postbote bleibt einfach nur noch sitzen und einige Leute im Dorf finden, daß es unbedingt an der Zeit sei, mit einer verschwiegenen Wahrheit rauszurücken. Bevor man stirbt, finden sie, sollte man wenigstens auf den letzten Drücker Wahrhaftigkeit ins Leben bringen. Der Einzige, der sich über Selmas Traum freut ist der alte Bauer Häubel, der selig darauf wartet, daß der Tod nun endlich zu ihm kommt.
Wir lernen Luise, Selmas liebenswerte Nichte kennen, Martin ihren kleinen Freund, dann gibt es noch den Optiker, der sich nie traut Selma seine Liebe zu gestehen und jede Menge Menschen, die in dieser Gemeinschaft mit ihren skurilen Eigenschaften so leben dürfen, wie sie eben sind. Und auch wir Leser werden sie alle in unser Herz schließen.
Es wird gelacht, geweint, gestorben und viel geliebt in diesem wunderbaren Buch. Jede Seite habe ich genossen und wollte nicht, daß es zu Ende geht. Und wie der Optiker, werden wir anfangen über diesen Satz zu grübeln :

„Wenn wir etwas anschauen, kann es aus unserer Sicht verschwinden, aber wenn wir nicht versuchen, es zu sehen, kann dieses Etwas nicht verschwinden.“
_________________________

Unsere Sommeraktion ist gestartet.
„Ferien mit Buch“
Wir möchten von Ihnen gerne ein Foto von Ihrem Ferienort, inkl. Buch und Ihren Vornamen dazu. Veröffentlicht wird das dann u.a. auf unserer Seite:
tumblr.com/blog/ferienmitbuch

Dienstag, 18.Juli

Heute haben
W.M.Thackeray * 1811
Ricarda Huch * 1864
Nathalie Sarraute * 1900
Nelson Mandela * 1918
Georg Kreissler * 1922
Ludwig Harig * 1927
J.Jewtuschenko * 1933
Geburtstag.
__________________________

Friedrich Gottlieb Klopstock
Die Sommernacht

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüthe nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Todten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!
____________________

Sophie Janjanin empfiehlt:

Johannes Herwig: „Bis die Sterne zittern
Gerstenberg Verlag € 14,95

Leipzig 1936. Für Harro und seine Freunde kommt es nicht in Frage in die Hitler-Jugend einzutreten. Also gründen sie ihren eigenen Club und werden Teil der „Leipziger Meuten“ (oppositionelle Jugendcliquen). Erste Liebe, Zeltnächte am Lagerfeuer, Ausprobieren von Alkohol. Was wie normale Sommerferien für einen 16-Jährigen klingt, wird für die Clique schnell gefährlich. Es gibt Ärger mit Eltern und Schule, sogar mit dem Staat. Bald haben die Jugendlichen eine Bange Ahnung, welche Konsequenzen ihr Treiben gegen den Strom haben kann.
Erstaunlich „normal“ wirken die Teenager, die der Soziologe und Psychologe Johannes Herwig in seinem Debüt beschreibt. Als wären sie sich der Gefahr in der sie sich befinden nicht bewusst. Der normale jugendliche Leichtsinn eben. Und doch schwebt der Zwang des nationalsozialistischen Regimes wie ein Damokles-Schwert über ihnen.
Das Erwachsenwerden in einer Diktatur bedeutet nicht nur schwarz oder weiß, mitmachen oder Kontra geben. Es bedeutet eine eigene Einstellung zu finden und diese auch im wahren Leben zu vertreten. In die Hitler-Jugend einzutreten ist nicht gleich die Hitler-Jugend auch zu unterstützen. Wie leicht vergisst man aus dem gemütlichen Standpunkt der Demokratie heraus, was Auflehnung gegen die Politik heißen kann? Ein Roman wie dieser tut – ob jugendlich oder erwachsen – gut in der Zeit der Bequemlichkeit.

______________________

Jastram, die letzte Buchhandlungvor den Sommerferien

Heute abend stellen wir Ihnen ab 19 Uhr Bücher für die Ferien vor.
Es liest Marion Weidenfeld.

ORTE 15

Christel Müller, bildende Künstlerin, und Silvia Trummer, Schriftstellerin, arbeiten seit vielen Jahren themenbezogen zusammen. Sie haben in der Schweiz und Deutschland mehrere Ausstellungen gestaltet, indem sie Bilder, Texte und Objekte nebeneinander stellten. Unter dem Titel “ORTE“ zeigen die beiden Frauen Fotos und Notizen von unterwegs, an denen sie in den letzten Jahren gearbeitet haben. Was dabei entstanden ist, illustriert den Prozess von Gehen, Schauen und Gestalten. „Man könnte alles neu sehen“.