Oster-Sonntag

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Eigentlich wollte ich heute das neue Buch von Christoph Hein vorstellen.
Dann kam aber Vorlesen und Suchen und Frühstücken dazwischen.
Halt lauter solche Sachen, wenn die ganze Familie zusammensitzt.
So kommt der Buchtipp morgen und heute bleibt mir nur übrig,
Ihnen frohe Ostern zu wünschen.
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Christian Morgenstern
Die Sonne geht im Osten auf

Die Sonne geht im Osten auf,
der Osterhas beginnt den Lauf.
Um seinen Korb voll Eier sitzen
drei Häslein, die die Ohren spitzen.

Der Osterhas bringt just ein Ei
da fliegt ein Schmetterling herbei.
Dahinter strahlt das blaue Meer
mit Sandstrand vorne und umher.

Der Osterhas ist eben fertig
das Kurtchen auch schon gegenwärtig!
Nesthäckchen findet eins, zwei, drei,
ein rot, ein blau, ein lila Ei.

Ein Ei in jedem Blumenkelche!
Seht, seht, selbst hier, selbst dort sind welche!
Ermüdet leicht im Morgenschein
schlief Kurtchen auf der Wiese ein.

Die Glocken läuten bim, bam, baum,
und Kurtchen lächelt zart im Traum.
Di di didl dum dei, wir tanzen mit unsern Hasen
umgefaßt, zwei und zwei,
auf schönem, grünen Rasen.
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Samstag

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Heute haben Geburtstag:
Paul Verlaine * 1844
Sean O’Casey * 1880
Jean Giono * 1895.
Vor 160 Jahren wurde Vincent van Gogh geboren
und dies sind  auch noch Geburtstagskinder:
Céline Dion (45)
Wolfgang Niedecken (62)
Norah Jones (34)
Friedrich Wilhelm Raiffeisen (195)
Eric Clapton (68)
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Hier eine weitere Erzählung aus Bernd Schmitts Buch: „Lückentexte“, das bei uns im Laden erhältlich ist.
Die obigen Illustration von Dorothea Grathwohl finden Sie auch darin.

Georg Keifert
Er stand bereits in seinem neunten Lebensjahrzehnt, doch man konnte ihm eine gewisse Rüstigkeit nicht absprechen. Klein und hager durchfuhr er das Dorf in allen Richtungen auf seinem schweren, schwarzen Herrenfahrrad. Seine Augen waren nicht zu erkennen hinter den dicken Brillengläsern und so wirkte er immer ein wenig abwesend-autistisch, wenn er so gemächlich an einem vorüberglitt, vielleicht sogar ein kleines bisschen gespenstisch, denn bedenke ich es recht, so sah ich ihn eigentlich nie aufsteigen auf sein Rad noch absteigen, geschweige denn je zu Fuß daherkommen.
Bei jeder unserer seltenen Begegnungen schien er zwar noch ein wenig hagerer geworden zu sein, kleiner auch, so dass seine Füße bald kaum mehr die Pedale erreichen würden und seine stets aufrechte Haltung hatte allmählich etwas leicht Windschiefes bekommen, doch da er immer denselben blauen Arbeitsanzug trug, seine immergleiche Mütze auf dem Kopf und die Brille vor dem Gesicht hatte, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er seit dem letzten Treffen überhaupt nicht abgestiegen war, sondern unablässig sein Fahrrad durchs Dorf rollte, wie Sisyphos seinen Stein den Berg hinauf.
Wer weiß, was diesen Junginger Ahasver eines Tages erlöst hat.
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weiss

Kenya Hara: „Weiss“
Lars Müller Publishers € 25,00

„Weiss“ ist kein Buch über Farbe. Es ist vielmehr ein Versuch des Autors, das Wesen von Weiss zu ergründen, das er eng mit der Quelle der japanischen Ästhetik verbunden sieht, die für Einfachheit und Feinheit steht. Leere und das vollkommene Nichts sind die zentralen Begriffe, die in dieser Publikation diskutiert werden. Kenya Hara betrachtet seine Arbeit als Designer als eine reine Form von Kommunikation. Gute Kommunikation zeichnet sich durch gegenseitiges Zuhören aus, statt dem Gegenüber seine Meinung aufzudrängen. Diese Form der Verständigung wird von Kenya Hara mit einem «leeren Gefäss» verglichen. Ebenso gibt es in der visuellen Kommunikation Zeichen, deren Bedeutung begrenzt ist, aber auch Zeichen wie das Kreuz oder den roten Kreis auf der japanischen Flagge, die wie leere Gefässe, jede Beutung zulassen und der Vorstellung keine Grenzen setzen. Nicht nur die Tatsache, dass das japanische Schriftzeichen für Weiss Bestandteil der Schriftzeichen für Leere ist, haben ihn veranlasst, die Farbe Weiss in eine enge Verbindung mit dem Zustand der Leere zu setzen. Das Buch bietet einen persönlichen Einblick in die Philosophie des erfolgreichen Designers und Autors von „Designing Design“.

„Wir scheinen heute eine Rationalisierung der Sinne zu erleben. Die Kunst der Verfeinerung gerät in Vergessenheit, und die Aufmerksamkeit für Detail, Vertiefung und bedächtige Auseinandersetzung wird vernachlässigt. In seinem bestechend leichten Text über das Konzept «Weiss» stellt Kenya Hara sich dieser Tendenz entgegen. Seine persönliche Reise durch Konzepte, Objekte und Praktiken wie Leere, Papier und die japanische Teezeremonie eröffnet nicht nur ein Reich der gesteigerten Nuancierung und Verfeinerung. Indem er alltägliche Beobachtungen mit Reflexionen über die japanische Ästhetik und Sensibilität verbindet, verstärkt er zudem das Bedürfnis, unser Verständnis der Sinne kritisch zu revidieren. Dieses wichtige kleine Buch fordert damit die Simplifizierung heraus, die in die heutige Vorstellung von dem eingedrungen ist, was wir empfinden, erfahren und emotional verarbeiten können.“
Olafur Eliasson über „Weiss“

Das ist eines der Bücher, die einen schon von aussen überzeugen, das man unbedingt in die Hand nehmen will und wenn Sie angefangen ahben zu lesen, kommen Sie nicht mehr weg. Kenya Hara erwähnt daran auch das Buch „Lob des Schattens. Entwurf einer japanischen Ästhetik“ von Junichiro Tanizaki, das sich gerade mit dem Dunkel(n) auseinandersetzt. Das Schattenbuch erschien vor 80 Jahren und Kenya Hara ist Jahrgang 1958 und somit eine umgekehrte Fortsetzung der Gedankenspiele.

„Wenn ich über Weiss spreche, spreche ich nicht über Farbe. Vielmehr habe ich mich bemüht, den jeweils kulturell bedingten Ursachen für unsere Empfindung von Weiss nachzuspüren. Kurzum: Ich habe versucht, im Umfeld von Weiss nach dem Ursprung für eine Ästhetikauffassung zu fahnden, die Einfachheit und Subtilität hervorbringt.

Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, kann es passieren, dass Sie Weiss nicht mehr einfach als Weiss betrachten werden, Das ist ein zeichen dafür, dass Sie eine feiner abgestuften Wahrnehmung entwickelt haben. Vermutlich wird Ihnen das, was wirklich Weiss ist, plötzlich noch leuchtender erscheinen. Je sensibler Sie Weiss wahrnehmen, desto feinfühliger werden Sie auch Schatten differenzieren.“
(Aus dem Vorwort)

Kenya Hara schreibt u.a., dass das chinesisches Schriftzeichen für Weiss gleich dem für ausgebleichten Tierschädelknochen ist. Da muss man erstmal draufkommen. Gleichzeitig vergisst man so einen Vergleich nicht mehr.
Im zweiten Kapitel schreibt er über Papier, über das Erfühlen mit den Fingern, das Herstellen und die verschiedensten Arten, die es gibt.
In Kapitel 3 geht es um den leeren Raum und das 4.Kapitel heisst: „Hin zum Weiss“.

Wenn Sie ein ruhiges, kluges Buch lesen wollen; ein schmales Buch über die japanische Ästhetik, die hier im Gegensatz zu unserer schnellen Welt steht, in der es nur blickt und piept, dann sind Sie hier genau richtig.
Ein Traum von einem Buch.
P.s. Schauen Sie mal raus und Sie sehen den Neuschnee mit ganz anderen Augen.

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Mehr österliche Winterbilder auf jastram.tumblr.com.
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Nicht vergessen.
Dienstag, 2.April (gleich nach Ostern) um 19 Uhr
in unserer Buchhandlung.
Clemens Grote liest aus vier neuen, alten Büchern.

Schöne Ostern wünscht Samy Wiltschek

Freitag

Heute haben Ivan Goll (* 1891) und Ernst Jünger (* 1895) Geburtstag.
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Frühling in Ulm

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Mein Buch Tipp für die Feiertag, die wie für’s Lesen geschaffen sind:

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Elizabeth Taylor: „Versteckspiel
Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
Dörlemann Verlag € 23,90

Vor einigen Wochen habe ich von „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert geschwärmt, der in einer sehr gepriesenen Neuübersetzung im Hanser Verlag erschienen ist. Nun zieht der Dörlemann Verlag aus Zürich mit einer weiteren Übersetzung eines Romanes von Elizabeth Taylor nach. Warum ich Emma Bovary erwähne? Ganz einfach. Harriet ist eine englische Variante von Emma in „Versteckspiel“. Als 18-jährige kommen sich Harriet und Vesey trotz Missbilligung ihrer Familien näher, aber nicht zusammen. Sie stottert, er hat hochtrabende Träume, die später dann doch verpuffen. Beide verlieren sich aus den Augen und Emma heiratet einen sehr biederen, deutlich älteren Anwält, der Charles heisst (s. Charles Bovary). Er sieht nicht nur so aus wie Flauberts Landarzt Charles Bovary, sondern er denkt und handelt auch so, worunter Harrier sehr leidet. Harriet weiss worauf sie sich einlässt und „erträgt“ ihr Schicksal innerhalb der vorgegebenen Konventionen. Als sie jedoch 20 Jahre später Vesey, der es nur zu einem kleinen Schauspieler gebracht hat, wiedertrifft, sucht sie nach einer zweiten Chance. Ein weiteres Versteckspiel beginnt; heimliche Treffen in unwirtlichen Orten, mit einem kränkelnden Geliebten.
Wie das alles endet, verrate ich hier nicht.
Nur so viel: es ist ein klasse Buch.
Der Dörlemann Verlag schafft es immer wieder mit Neuübersetzungen, mit Entdeckungen älterer auf dem Buchmarkt für große Verwunderung zu sorgen. „Madame de“ und „Ein Sonntag auf dem Lande “ sind nur zwei Beispiele dafür.
Schauen sie doch einfach am Dienstag nach Ostern bei uns in der Buchhandlung vorbei.
Ab 19 Uhr werden Sie dann ein kleines Dörlemann-Wunder erleben.

Elizabeth Taylor, geboren am 3. Juli 1912 in Reading, Berkshire, arbeitete zunächst als Hauslehrerin und Bibliothekarin. 1936 heiratete sie John Michael Taylor und lebte mit ihm in Penn, Buckinghamshire. Elizabeth Taylor war für kurze Zeit Mitglied der KP, danach Anhängerin der Labour Party. Taylors erster Roman, At Mrs Lippincote’s, erschien 1945. Elf weitere Romane, ein Kinderbuch und Kurzgeschichten folgten. Taylor befasst sich in ihren Werken vorwiegend mit den Facetten des Alltagslebens. 2007 verfilmte der französische Regisseur François Ozon den Roman The Real Life of Angel Deverell. Elizabeth Taylor starb am 19. November 1975 in Penn, Buckinghamshire.
Zuletzt erschienen: Blick auf den Hafen. Roman. Deutsch von Bettina Abarbanell.

Leseprobe
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Donnerstag

Heute haben
Maxim Gorki * 1868
Bohumil Hrabal * 1914
Mario Vargas Llosa * 1936
Geburtstag.
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Der Pinguin freut sich und Herr Star hält Wache
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Die SZ/NDR-Sachbücher des Monats April

Die Süddeutsche Zeitung und Norddeutscher Rundfunk haben wieder die besten Sachbücher des Monats ermittelt:

1. Götz Aly
Die Belasteten. „Euthanasie“ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte, S. Fischer Verlag, 348 Seiten, €22,99
2. Hermann Kurzke
Georg Büchner. Geschichte eines Genies, C. H. Beck Verlag, 591 Seiten, € 29,95
3. Pierre Bourdieu
Die männliche Herrschaft. Aus dem Französischen von Jürgen Bolder, Suhrkamp Verlag, 210 Seiten, € 19,90
4. Wolfgang Streeck
Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2012, Suhrkamp Verlag, 271 Seiten, € 24,95
5.-6. Richard von Schirach
Die Nacht der Physiker. Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe, Berenberg Verlag, 272 Seiten, € 25,00
Harald Welzer
Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand, S. Fischer Verlag, 329 Seiten, € 19,99
7. Ulrich Pohlmann/Dietmar Siegert (Hg.)
Zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Deutschland in frühen Photographien 1840-1890 aus der Sammlung Siegert, Verlag Schirmer/Mosel, 366 Seiten, 291 Farbtafeln, 31 Abbildungen, € 49,80
8. Benoît Peeters
Jacques Derrida. Eine Biographie. Aus dem Französischen von Horst Brühmann, Suhrkamp Verlag, 935 Seiten, € 39,95
9.-10. Philipp Blom/Veronica Buckley
Das russische Zarenreich. Eine fotografische Reise 1855 – 1918, Brandstätter Verlag, 240 Seiten, € 49,90
Wolfgang U. Eckart/Michael Anderheiden
Handbuch Sterben und Menschenwürde, de Gruyter Verlag, 3 Bände, zusammen 2088 Seiten, € 249,00

Besondere Empfehlung des Monats April von Elisabeth von Thadden:
Claudia Kemfert, Kampf um Strom. Mythen, Macht und Monopole, Murmann Verlag, 144 Seiten, € 14,90

Die Jury: René Aguigah, Deutschlandradio; Prof. Dr. Rainer Blasius, FAZ; Dr. Eike Gebhardt; Dr. Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Berli-ner Zeitung; Dr. Otto Kallscheuer; Petra Kammann, Guido Kalberer, Tages Anzeiger; Anke Kapels, New Scientist Deutschland; Elisabeth Kiderlen; Jörg-Dieter Kogel, Nordwestradio; Hans Martin Lohmann; Prof. Dr. Ludger Lütkehaus; Prof. Dr. Herfried Münkler, Humboldt

Quelle: www.buchmarkt.de
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Noch ein Text und eine Illustration aus dem Buch: „Lückentexte“ von Bernd Schmitt und Dorothea Grathwohl

Georg Keifert
Er stand bereits in seinem neunten Lebensjahrzehnt, doch man konnte ihm eine gewisse Rüstigkeit nicht absprechen. Klein und hager durchfuhr er das Dorf in allen Richtungen auf seinem schweren, schwarzen Herrenfahrrad. Seine Augen waren nicht zu erkennen hinter den dicken Brillengläsern und so wirkte er immer ein wenig abwesend-autistisch, wenn er so gemächlich an einem vorüberglitt, vielleicht sogar ein kleines bisschen gespenstisch, denn bedenke ich es recht, so sah ich ihn eigentlich nie aufsteigen auf sein Rad noch absteigen, geschweige denn je zu Fuß daherkommen.
Bei jeder unserer seltenen Begegnungen schien er zwar noch ein wenig hagerer geworden zu sein, kleiner auch, so dass seine Füße bald kaum mehr die Pedale erreichen würden und seine stets aufrechte Haltung hatte allmählich etwas leicht Windschiefes bekommen, doch da er immer denselben blauen Arbeitsanzug trug, seine immergleiche Mütze auf dem Kopf und die Brille vor dem Gesicht hatte, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er seit dem letzten Treffen überhaupt nicht abgestiegen war, sondern unablässig sein Fahrrad durchs Dorf rollte, wie Sisyphos seinen Stein den Berg hinauf.
Wer weiß, was diesen Junginger Ahasver eines Tages erlöst hat.

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More Than Honey
Ein Film von Markus Imhoof
Endlich auf DVD € 14,99

Ein sehr hautnaher Dokumentarfilm, der in den Schweizer Bergen, in Österreich, in den USA, China und Australien spielt. Er zeigt ohne moralischen Zeigefinger, wie die Biene vom Wildtier zum überzüchteten Produkteinheit verändert worden ist. Somit erklärt sich für den Regisseur auch das massenhafte, weltweite Bienensterben. Nicht die Medikamente, nicht die Neuzüchtungen, nicht die Killerbienen, oder Pestizide sind dafür verantwortlich, sondern alles miteinander. Das verwundert auch nicht, wenn wir teilnehmen würfen am Jahreslauf eines Großindustriellen in den USA, der riesige Mandelplantagen und eine sehr große Honigproduktion hat. Sein Kollege meint, dass sein Großvater noch zehnmal weniger an Bienen, an Platagen, an Hilfern hatte und dass er sich im Grabe umdrehen würde, könnte er sehen, was aus den Bienen geworden ist.
Es ist jedoch kein Film, der den Weltuntergang heraufbeschwört (“Nach den Bienen sterben die Menschen”), sondern er zeigt einfach auf. Er zeigt alternative Methoden und neue Gedankengänge. Und er zeigt natürlich auch, dass Bienenköniginnenzüchter in Österreich direkt mit der weltweiten Großindustrie verbunden sind und damit ihr Geld verdienen.
Es ist wie überall. Ein großes Netz rund um den Erdball und es ist kaum möglich sich davon fernzuhalten. Und sogar der Bergbienenzüchter in den Schweizer Bergen bleibt von großen Schäden nicht verschont.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Gw8dweb1_NQ]

Website des Filmes mit vielen Infos, Tipps, Bilder und Adressen.

Mittwoch

Was machen wir bloß mit dem Wetter?
Oder besser, wie kommen wir gut durch das Wetter?
Nicht, dass es micht nerven würde, aber wir sehnen uns doch alle nach etwas mehr Wärme und Sonne. Ich will dann aber kein Gejammer hören, wenn der Wechsel dann wieder so plötzlich kommt.
Um der Stimmung etwas entegegenzuwirken, habe ich die Hintergrundsfarbe des Blogs etwas heller eingestellt und werde das die nächsten Tage so weiter machen.
Vielleicht hilft’s ja.

Heute hat Heinrich Mann Geburtstag (* 1871)
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Ein weiterer Text aus Bernd Schmitts Buch: „Lückentexte“.
Mit einer Illustration von Dorothea Grathwohl

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Der Bahnhofsvorstand

„In die Schranken weisen“ ist wohl die korrekte und zutiefst passende Bezeichnung der Tätigkeit des Vorstehers des Bahnhofes in Jungingen.
Abgeschottet hinter Glas bediente er ein Respekt einflößendes schwarzes Maschinenungetüm, das in der Lage war, jedem Fahrgast eine passende Fahrkarte zu drucken, die der Vorsteher ihm dann wie einen Erlaubnisschein den Ort für die und die Zeit zu verlassen, über eine kleine Drehscheibe zukommen ließ, im starren Blick die unausgesprochenen Mahnung, die Zeit für die Rückkunft nicht zu versäumen.
Waren alle Reisewilligen versorgt, entließ er wie ein absolutistischer Fürst die Wartenden aus seiner mehr als unwirtlichen Schalterhalle zwischen die Absperrgitter, wo sie, ohne dass es eines Befehls oder auch nur eines Hinweises seitens des Eisenbahners bedurft hätte, reglos harrten, bis der Herr der Gleise dieselben zum Besteigen des einfahrenden Zuges, den er, wie es schien, soeben allein Kraft seiner Autorität zum Stehen gebracht hatte, freigab.
Sein schönster Moment aber kam fraglos, wenn der Bahnsteig von allem Menschlichen leer und ganz Maschine geworden war, wenn der Vorsteher mit der Trillerpfeife im Mund wartete, drei, vier, fünf Sekunden wartete, Auge in Auge mit der vorwärts drängenden Maschine, die zischte und bebte, knackte und vibrierte vor Kraft und kaum zu bändigender Lust, die aber ohne des Vorstehers erlösenden Pfiff nicht los durfte.
Doch als überfiele ihn plötzlich die Angst, dass er alles verlieren könnte, kostete er diesen Moment bis zur Neige aus, riss er sich aus der Anschauung los, sein ohnehin gespannter Körper, spannte sich noch etwas mehr und er entließ die in seinen Lungen aufgestaute Luft mit einem kurzen Stoß des Zwerchfells in seine Dienstpfeife, welche mit einem spitzen, scharfen Pfiff das Signal zur Abfahrt gab.
Der Vorsteher aber verschwand, ohne den davonfahrenden Zug auch nur eines Blickes noch zu würdigen, im Bahnhofsgebäude.
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Annette Roeder (hg.):Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft!
Kunst, Gedichte und mehr… zum Träumen für Kinder und Erwachsene
Prestel Verlag € 19,99
Ab 5 Jahren

Nach dem ersten Buch in dieser Art: „Mal deine Wünsche in den Himmel“, herausgegeben von Christine Knödler, geht es jetzt um die Nacht von der blauen Stunde bis zum Morgengrauen.
In Kunst und Literatur ist die Nacht ein Sujet, das Maler und Poeten seit jeher fasziniert. Den Stunden ohne Licht, in denen Fantasie und Träume erwachen, haben sie Farben und Worte verliehen. Geschichten und Gedichte von Paul Maar, Mascha Kaléko, Heinz Janisch u. v. a. treten in diesem einzigartigen Hausbuch für die ganze Familie in einen Dialog mit Werken großer Künstler wie Georgia O’Keeffe, Caspar David Friedrich oder Max Ernst.
Von Brentano gibt es „Hörst du, wie die Brunnen rauschen“, von Mascha Kaléko: „Der Mann im Mond“. Dazu ein Bild mit Lampions von Henri Le Sidaner: „Das Tischlein in der Gartenlaube“. Von Fredreik Vahle bekommen wir das „Schlaflied für Anne“, genauso wie Hugo Balls: „Karawane“.

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(Bildrechte: Prestel Verlag, München)

Die Texte fügen sich nahtlos in die Bilder ein, ergänzen und bereichern sie. Das Layout des Buches macht es insgesamt zu einem Kunstwerk für die ganze Familie und eigentlich auch für Schulen und Kindergärten. Mit beiden Büchern haben wir somit einen kompletten Tag vor uns liegen und zwei Hausbücher der ganz besonderen Art.

Schauen Sie unbedingt in das Buch.
Sie werden erstaunt sein, wie fein und schön es gestaltet ist.

Dienstag

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Alles sehr winterlich heute am 26.März.
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Heute hat
Robert Frost * 1874
Geburtstag und der andere ganz große Lyriker
Walt Whitman ist 1892 gestorben.
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Robert Frost
Fire and Ice

Some say the world will end in fire;
Some say in ice.
From what I’ve tasted of desire
I hold with those who favor fire.
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Hier ein weiterer Text aus:

Bernd Schmitt: „Lückentexte“
mit Illustrationen von Dorothea Grathwohl
Gerhard Hess Verlag € 9,95

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Dr obre Beck
Er pflegte alle Leute zu duzen, die jünger waren als er und das waren eigentlich alle, die seinen Laden betraten, um sich mit Brot und Wecken, Brezeln oder Kuchen für die Woche einzudecken.
Vor allem wohlgekleidete Damen mittleren Alters und nichtschwäbischen Idioms zu brüskieren, schien ihm ein wirkliches Anliegen. „Wa witt?“ wurde den verdutzten Kundinnen an den Kopf geworfen als Frage nach ihrem Begehr. Und während diese belustigt oder unter mühsam bewahrter Selbstbeherrschung, je nach dem, ihre Wünsche stammelten, wischte sich der dicke Bäcker verächtlichen Blickes seine mehligen Hände an der Bauchschürze ab und knallte ihnen das Verlangte auf die Theke, sozusagen vor den Latz.
Der weiß bestäubte Alte knurrte dann, ohne dass man ihn die Einzelposten hätte addieren sehen, einen Preis und begingen die Kundinnen jetzt den Fehler nach Kleingeld zu kramen, herrschte er sie mit schlecht verhohlener Freude an, als hätte er wie Jago auf das Taschentuch, just auf diesen Moment gewartet, dass sie ihre Pfennige behalten könnten, er hätte eine ganze Schublade voll davon. Und wirklich zog er eine Lade auf und zeigte seinem verwirrten Gegenüber, das nun nicht wusste, ob es lachen oder zahlen sollte, einen Haufen Kupfermünzen, dessen Menge sicher beeindruckender war als sein monetärer Gegenwert.
Mit dem gleichen selbstzufriedenen Gesicht mit dem der Teigwart die Verunsicherung seiner Kundinnen zur Kenntnis genommen hatte, strich er beim abendlichen Kartenspiel im Gasthaus „Zum Rössle“ die gewonnenen Pfennige ein, seinen Schatz zu mehren, um anderntags, als Dorf-Dagobert, seine nichtsahnenden Zufallskundinnen umso treffsicherer aus dem Konzept bringen zu können.

„Das vorliegende Büchlein beschäftigt sich mit Lücken. Dort, wo mich die Welt anlächelte mit dem Milchzahngebiss eines Schulanfängers oder dem letzten Zahn einer verwundeten Greisin, sah ich Platz für einen Text. Dabei war es völlig unerheblich, ob es sich um die reale Welt handelte wie in den Portraits verschwundener Menschen und Orte oder die literarische Welt wie in einem von Shakespeare nicht notierten Gespräch zwischen Herrn und Frau Macbeth, ob es sich auf die Vergangenheit bezog, auf die Gegenwart oder die Zukunft, ob einer Person zu gedenken war – der blinden Usche, dem oberen Beck – oder ein Ort zu beschreiben – der Hasensaal, der alte Steinbruch, die Bushaltestelle – ob ich einen vergessenen Dialog nachzuliefern hatte – was hätten Kaspar und Agathe im Freischütz sich nicht zu sagen gehabt – oder einer ewig stummen Figur meine Stimme leihen wollte, wie in den fiktiven Briefen des Augsburger Bäsles an Mozart.
Ausschlaggebend einen Text zu schreiben, war der Mangel, den ich empfand, die fragenden Augen, die ich sah und in denen ich die Bitte um Wort und Stimme zu lesen glaubte.“ (Bernd Schmitt)

Die skurrilen Zeichnungen Dorothea Grathwohls schaffen eine phantastische Gegenwelt, zu der oft zärtlich-schrägen Sicht auf die Menschen und die Dinge in den Texten von Bernd Schmitt.

Bernd Schmittt wurde 1962 in Jungingen bei Ulm geboren. Er studierte in Stuttgart Klarinette und bildete sich, u.a. bei Ruth Berghaus weiter zum Regisseur. Er arbeitet vorwiegend im Bereich Oper und Sprecher, sowie als Autor. Außerdem ist er Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Bernd Schmitt lebt in Weinstetten.

Dorothea Grathwohl wurde am 23. Januar 1968 in Biella / Piemont, Oberitalien geboren. Sie studierte Zeichnen bei Albrecht Vogel in Schwäbisch Gmünd. U.a. arbeitet D. Grathwohl in der Erwachsenenbildung für reduziertes Aquarell und Aquarellcomic, begleitet Mappenarbeit für Kunststudenten und gestaltet Konzertplakate und Buchcover; seit 2002 Ausstellungstätigkeit in Einzel- und Gruppenausstellungen. Dorothea Grathwohl lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin und Grafikerin in Ulm.
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Moni Port: „Das mutige Buch
Klett Kinderbuch Verlag € 13,95

Im gleichen Format wie das Wörterbuch, das ich vor ein paar Tagen hier vorgestellt habe und genauso packend, obwohl es eine ganz andere Thematik hat.
Die Illustratorin Moni Port widmet sich dem Thema Angst. Und das in einer sehr eigenwilligen Art und Weise.

Angst ist wichtig. Alle kennen sie. Alle haben sie. Besonders Kinder erfahren am eigenen Leib: Angst gehört zum Leben dazu. Angsthaben kann auch lustvoll sein. Oder hilfreich, wenn sie uns davor bewahrt, etwas Gefährliches zu tun. Und es ist gut zu wissen, wie man dafür sorgt, dass sie nicht überhandnimmt.
Das tiefe, erregende Thema Angst – hier wird es mit einer Flut von Imaginationen für Kinder ausgelotet. Moni Ports Zusammenstellung aus Assoziationen, Fotos, Collagen, altbekannten und ungewohnten Eindrücken ist kein Gruselkabinett, sondern eine stärkende Wanderung durch unsere Gefühlslandschaften, begleitet von einem knappen, freundlich-sachlichen Text. Und gerade weil beschwichtigende Töne à la „Du brauchst doch keine Angst zu haben“ hier fehlen, wirkt „Das mutige Buch“ enorm ermutigend und befreiend.
Angst vor Spinnen und vor der Dunkelheit kennt jeder.
Es gibt auch Ängste die man Kindern einredet: „Der liebe Gott sieht alles!“.
Lösungsvorschläge wie: „Gegen Vampire hilft Knoblauch“ und „Gegen böse Geister hilft eine Rassel im Kinderbett“, gibt es genauso. Auch die Angst vor einem Auftritt, das Lampenfieber: „Manchmal kostet es eine Riesenüberwindung. Wenn du es geschafft hast, kannst du sehr stolz auf dich sein!“, kommt vor. Auch mit den „Bravo“-Rufen der Zuschauer.
Aber auch sich verkleiden und andere damit gruseln taucht im Buch auf und auf der rechten Seite ist dann ein verkleideter Vampir zu sehen. Wirklich sehr gruselig. Angst lernt man auch von den Eltern, wenn die Mama zum Beispiel hysterisch auf Wespen reagiert. Manchmal hören wir etwas, was uns beunruhigt, oder wir machen uns Gedanken über Dinge, die in Wirklichkeit ganz anders sind.
Wieder ein besonderes Bilderbuch, das vielleicht nicht für die Kleinen zum Alleineangucken ist. Aber zusammen kuscheln und blättern, das ist glaube ich, genau das Richtige.

Hier können Sie ins Buch blättern.
Leider sind ein Teil der Bilder verpixelt, dass sie wohl nicht verwendet werden können.
Im Buch sind die natürlich anders.
Noch’n Grund mehr in den Buchladen zu kommen.

Montag

Nach einer Auszeit am gestrigen Sonntag, gibt es heute wieder ein paar Tipps rund um die Buchhandlung Jastram.
Gestern hatten übrigens noch Martin Walser und Peter Bichels Geburtstag und heute sind die Todestage von Novalis und Antonio Tabucchi.
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Am Dienstag nach Ostern führen wir unsere Tradition fort und stellen in unserer Reihe: „Die erste Seite“ vier neue Bücher vor. Wenn Sie also nicht in den Osterferien unterwegs sind: schauen Sie doch vorbei.
Dienstag,  2.April um 19 Uhr
„Die erste Seite“
Es liest Clemens Grote.
Eintritt frei.
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Wir wollen in den nächsten Tagen Textpassagen aus dem neuen Erzählband
von Bernd Schmitt auf diesem Blog veröffentlichen.

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Bernd Schmitt: „Lückentexte
mit Zeichnungen von Dorothea Grathwohl
Gerhard Hess Verlag € 9,95
Das Buch liegt bei uns aus.

„Das vorliegende Büchlein beschäftigt sich mit Lücken. Dort, wo mich die Welt anlächelte mit dem Milchzahngebiss eines Schulanfängers oder dem letzten Zahn einer verwundeten Greisin, sah ich Platz für einen Text. Dabei war es völlig unerheblich, ob es sich um die reale Welt handelte wie in den Portraits verschwundener Menschen und Orte oder die literarische Welt wie in einem von Shakespeare nicht notierten Gespräch zwischen Herrn und Frau Macbeth, ob es sich auf die Vergangenheit bezog, auf die Gegenwart oder die Zukunft, ob einer Person zu gedenken war – der blinden Usche, dem oberen Beck – oder ein Ort zu beschreiben – der Hasensaal, der alte Steinbruch, die Bushaltestelle – ob ich einen vergessenen Dialog nachzuliefern hatte – was hätten Kaspar und Agathe im Freischütz sich nicht zu sagen gehabt – oder einer ewig stummen Figur meine Stimme leihen wollte, wie in den fiktiven Briefen des Augsburger Bäsles an Mozart.
Ausschlaggebend einen Text zu schreiben, war der Mangel, den ich empfand, die fragenden Augen, die ich sah und in denen ich die Bitte um Wort und Stimme zu lesen glaubte.“, schreibt Bernd Schmitt über sein neues Buch.

Die skurrilen Zeichnungen Dorothea Grathwohls schaffen eine phantastische Gegenwelt, zu der oft zärtlich-schrägen Sicht auf die Menschen und die Dinge in den Texten von Bernd Schmitt.

Bernd Schmittt wurde 1962 in Jungingen bei Ulm geboren. Er studierte in Stuttgart Klarinette und bildete sich, u.a. bei Ruth Berghaus weiter zum Regisseur. Er arbeitet vorwiegend im Bereich Oper und Sprecher, sowie als Autor. Außerdem ist er Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Bernd Schmitt lebt in Weinstetten.

Dorothea Grathwohl wurde am 23. Januar 1968 in Biella / Piemont, Oberitalien geboren. Sie studierte Zeichnen bei Albrecht Vogel in Schwäbisch Gmünd. U.a. arbeitet D. Grathwohl in der Erwachsenenbildung für reduziertes Aquarell und Aquarellcomic, begleitet Mappenarbeit für Kunststudenten und gestaltet Konzertplakate und Buchcover; seit 2002 Ausstellungstätigkeit in Einzel- und Gruppenausstellungen. Dorothea Grathwohl lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin und Grafikerin in Ulm.

Blinde Usche

An Rot, sagte sie, und stellte das Radio leiser, an Rot könne sie sich erinnern, aus ihrer Kindheit, als sie noch ein wenig sehen konnte. An Blau auch, vielleicht an Blau. Und an die Hand ihres Vaters, erhoben zum strafenden Schlag, wenn das kleine Mädchen, das sie einmal gewesen war, sich wieder ungeschickt angestellt hatte, seines schwindenden Augenlichts wegen.
Sicheren Schrittes ging sie jetzt, ein schmales wohlerhaltenes Weiblein jenseits aller Altersbestimmung, durch ihr Haus, das kleiner war als alle anderen, vielleicht der Übersichtlichkeit halber, wenn das Wort hier erlaubt ist.
Eines ihrer Augen war milchig trüb, das andere fehlte. Und immer blinzelte sie mit ihrer leeren Höhle, der man wider besseres Wissen einen Rest an Sehkraft nicht absprechen mochte, freundlich in die Welt. Sie haderte nicht.
Nur manchmal, wenn sie mir ihren immer krummer werdenden Lesefinger zeigte, dessen Tastsinn eine Geschwulst allmählich abtötete, hatte ich das Gefühl, dass sie das Leben nicht gerecht fand.
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Letzte Woche war Susanne Jung in der Ulmer vh und stellte ihr Buch vor.
Sehr direkt, auch frech und witzig erzählte sie über ihre Arbeit als Bestatterin.
Es war mehr ein Diskussionsabend, als eine Lesung und bleibt wohl bei den Zuhörern noch länger in Erinnerung, zumal ganz viele davon auch selbst schon Erfahrungen mit Bestattungen gemacht hatten.

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Susanne Jung: „Besser leben mit dem Tod
oder Wie ich lernte, Abschied zu nehmen
Klett-Cotta Verlag € 19,95
als eBook € 15,99

Susanne Jung erzählt aus ihrem Leben mit dem Tod. Wie sie ihm selbst begegnete – und wie ihm all die Menschen begegnen, die sie dabei begleitet, ihre Toten zu bestatten und zu verabschieden. Sie ist dabei viel mehr als eine konventionelle Bestatterin, die Sarg und Trauerfeiertermin organisiert. Sie ist eine Begleiterin der Hinterbliebenen.
Sie hat ein Anliegen: den Tod zu enttabuisieren und für einen bewussten, achtsamen Umgang damit zu sensibilisieren. Wer Verluste nicht in sein Leben integrieren kann, wird nicht wachsen, wird auch selbst unter Angst und Unfreiheit leiden. Ein guter Umgang mit dem Tod bezieht sich also aufs ganze Leben, auf unseren Umgang mit Trennungen und ­Verlusten. Und wer im Leben mit sich, seiner ­Familie und seinen Mitmenschen im Reinen ist, der kann auch besser in den Tod gehen. Oder andere gehen lassen. In dem Buch geht es ans Eingemachte, um eine Philo­sophie des guten Lebens. Es ist analytisch und emotional und mit großer Intensität geschrieben.
Ihre, manchmal burschikose Art, nimmt man ihr sehr wohl ab und diese Herangehensweise tut gut.
So fordert Sie uns auf, dass wir uns jetzt schon mit unserer eigenen Bestattung beschäftigen und dies auch schriftlich fixieren, damit unsere Hinterbliebenden sich leichter tun und unserem Willen entsprechend uns verabschieden können.

Leseprobe
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Wer hat jemals etwas über den Frühling erzählt?
Welcher Frühling?

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Mehr Frühlingsfotos auf unserem Jastram Fotoblogjastram.tumblr.com„.

Samstag

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Der Frühling ist bei uns im Laden schon in vollem Gange.
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Es gibt Bücher, in die wir uns sofort verlieben.
Hier stimmt alles: Text, Illustration, Form und Umfang.

Charlotte Habersack und Jutta Bauer:Luftabong und Popapier
Ein wunderwitziger Kinder-Wort-Schatz
Klett Kinderbuchverlag € 13,95
ab 4 und bis ins hohe Alter

Luft

Wir kennen sie doch alle, diese Worterfindungen der Kinder, oder Worte die sich dadurch bilden, dass Kinder sie nicht richtig, oder noch nie gehört haben.
So gibt es dann Fahrratten, Wanderinen ein Bethlehemd und einen Nusskacker. Kennen Sie den Abschleckwagen, oder die Postkatzen, den Bauchschnabel und den Vogelschwan?
Jutta Bauer hat diese Wortschöpfungen in Bilder umgesetzt.
Sie ist und bleibt eine große Meisterin. Nicht nur im Malen von Katzen und Engeln, auch mit allen anderen Begriffen, die im Buch auftauchen. Und für wenn Sie nicht wissen sollten, woher der eine oder andere Kinderbegriff kommt, gibt es am Ende des Buches ein komplette Wortliste.
Viel Spaß damit!
Und: Gibt es nicht auch Wortschöpfungen im eigenen Haushalt?
Ich denke schon.

Hier können Sie im Buch blättern.
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Auch wir haben unsere Not-To-Do-Liste wie das Känguru.

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Freitag

Heute haben Albrecht Goes * 1908
Michael Hamburger * 1924
und Bruno Ganz * 1941
Geburtstag.
Heute, im Jahre 1832 ist Goethe gestorben.
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L’Arpeggiata: „Mediterraneo“
Christine Pluhar
Virgin Classics € 24,99
CD und DVD

Hier klingt es wirklich authentisch und ganz nah und wir merken, dass Musik grenzenüberschreitend ist, wie ein Nomadenstamm. Musik darf sich auch gar nicht an Grenzen halten, sondern muss die Freiheit haben, überall aufzutauchen. In verschiedenen Varianten und Arten, in Anklängen und Adaptionen.
Christine Pluhar hat hier wieder ein einmalig gutes Händchen bewiesen und Musik, Orchester und Solisten ergeben ein richtig gutes Kunstwerk.
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Seit gestern gibt es einen unabhängigen Blog über ein „anderes Ulm„.
Unsere Buchhandlung ist der erste Eintrag auf der Seite.
Ich bin sehr gespannt, was noch alles kommt und freue mich über diese Erwähnung.
Wenn Ihnen etwas „anderes“ in Ulm einfällt: Einfach dort hinschreiben.
Anderes Ulm
Viel Erfolg!

Donnerstag

Heute hat Jean Paul seinen 250.Geburtstag.
Peter Hacks wurde 1928,
Hubert Fichte 1935 geboren.
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Um den großen, ganz großen Jean Paul ein klitzeklein wenig zu loben, schreibe ich hier ein paar Zitate von ihm auf:

Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.

Die schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gut zu machen.

Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Man ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern kann und nicht zuläßt, daß es vom Nützlichen erdrückt wird.

Und dann noch etwas:
Sogar auf der international, weltweit hochgehandelten und täglich millionenfach angeklickten Internetseite bier.bayern-online.de taucht Jean Paul auf.
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Vom Alkohol direkt zum Teufel und der Neuausgabe des „Wörterbuch des Teufels
im Manesse Verlag.

Des Teufels Woerterbuch von Ambrose Bierce

Ambrose Bierce: „Des Teufels Wörterbuch
Mit einem Nachwort und übersetzt aus dem Amerikanischen von Gisbert Haefs
Manesse Verlag € 19,95
Klein und samtig liegt das Buch in der Hand. Fast meint man, es leuchtet in der Nacht. Schönes Papier und zweifarbiger Druck in bester Manessequalität.
Die Übersetzung war ja vor Jahren ein großer Erfolg im Haffmans Verlag (hoffentlich stimmt da auch) und nach so langer zeit ist mittlerweile eine neue Generation von LeserInnen herangewachsen, die böse genug sind, dieses Wörterbuch geschenkt zu bekommen. Ostern steht vor der Tür.

Leseprobe
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NWSUB

„The Ultimate Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ von Douglas Adams
(gefunden bei unypl)

Mehr Fotos aus unserem Buchladen, in dem der Frühling schon begonnen hat, finden Sie auf unserem Jastram-Fotoblog: jastram.tumblr.com.