31.Dezember

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Heute haben
Gottfried August Bürger 1747
Irina Korschunow * 1925
Dieter Noll * 1927
Rolf Haufs * 1935
Nicolas Born * 1937
Samy Wiltschek * 1958
Nicholas Sparks * 1965
Geburtstag

Heute am letzten Tag des Jahres möchte ich mich bei allen LeserInnen des Blogs bedanken.
52.000 mal wurde der Blog mit seinen 316 Einträgen in diesem Jahr angeklickt.
Und das aus 76 Ländern der Welt.
Da bin ich doch sehr erstaunt.

Ich wünsche Ihnen/Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Bleiben Sie gesund und munter.

Bis auf ein Wiedersehen in 2016,
Ihr/Euer Samy Wiltschek


Arno Holz

aus: Die Blechschmiede

Hurrah Sylvester! Heut giebts Krapfen
und roten Punsch statt grünen Thee!
Von allen Dächern hängt in Zapfen
gefroren der Dezemberschnee.

Die Großstadt, eine Weltkokette,
streut Reif als Puder sich ins Haar –
in pelzverbrämter Toilette
erwartet sie das neue Jahr.

Schau, in den Straßen, welch ein Treiben!
Laternen blitzen durch die Nacht,
und hinter gasdurchhellten Scheiben
winkt Schehresadens Märchenpracht.

Aus Glas und Stein gebaute Hallen,
ein nie erschautes Paradies,
bunt vollgepfropft mit Warenballen
aus Peking, Kairo und Paris!

Das ist ein Funkeln und ein Blitzen,
hier Pfefferkuchen, Marzipan,
hier Goldbrokat und Brüssler Spitzen,
und dort gar Sèvreporzellan!

Verwehte Südfruchtdüfte fächeln
die Leute, die vorübergehn,
und gnädig, mit gelauntem Lächeln,
bleibt oft der Reichtum davor stehn….

Ein Budoir ists, schwer verhangen
mit Goldbrokat und Musselin;
wie ein Gewühl von blauen Schlangen,
aufzischt das Feuer im Kamin.

Der Teppich träumt in seiner Weise
von einem türkischen Bazar,
und auf dem Theetisch brodelt leise
der silberschwere Samovar.

Bunt deckt die Wand Correggios Leda,
und weich umflattert die Kopie
ein Duft von Veilchen und Reseda,
wie eine Frühlingsphantasie!

In kleinen, himmelblauen Wölkchen
umstäubt der modische Parfüm
ein marmorweißes Göttervölkchen
in mythologischem Kostüm.

Von rosa Zwielicht überflossen,
im weißen Nanonnegligee,
lehnt dort aufs Sopha hingegossen
die junge Gattin des Rouee.

Sieh, die noch jüngst als schöne Lola
die goldne Jugend enchantiert,
liest nun als Gräfin Emil Zola
und fühlt sich fürchterlich chociert.

Der Vorstadt niedrige Baracken
ihr wüst Asyl, dem sie entwich,
drin teilen in zerlumpten Jacken
der Hunger und die Kälte sich.

Und mitten unter all den Schuppen
am zugefrorenen Kanal
erheben sich zwei düstre Gruppen:
das Irrenhaus und das Spital.

Um sie härmt sich in seiner Kammer
das Elend, wie um ein Idol –
für diese Welt und ihren Jammer
ein wahrhaft köstliches Symbol!

30.Dezember

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Heute haben
Theodor Fontane * 1819
Paul Bowles * 1910
Al Purdy * 1918
Douglas Coupland * 1961
Rudyard Kipling * 1865
Lukas Bärfuss * 1971
Geburtstag

Theodor Fontane
Der Schwester zu Silvester

Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar, Februar und März,
Sei immer mit dabei
In April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli, August,
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober,
Und bleibe meine gute Schwester
bis zum Dezember und nächsten Silvester.
___________________________

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“Einer der originellsten Köpfe der amerikanischen Literatur heute.” (The New Yorker)

Die Erzähler Franzen und Foer sind die größten Bewunderer Lydia Davis‘, sie ist eine der originellsten Köpfe der amerikanischen Literatur. Die Meisterin der kurzen Form nimmt in ihren Erzählungen, die manchmal nur zwei Zeilen lang sind, witzig und ungeheuer klug die Abenteuer des Alltags in den Blick. Egal ob sie von Reisen, Essgewohnheiten oder verflossenen Männern erzählt, mit Davis ist man stets mitten im Leben – heiter, nachdenklich, praktisch und immer mit einem philosophischen Augenzwinkern. Sie ist hier noch relativ unbekannt. Für ihr Gesamtwerk, hat sie 2013 den Man Booker International Prize bekommen. Gleichzeitig arbeitet sie als Übersetzerin und hat u.a. Marcel Prousts Mamutwerk: “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” ins Englische übertragen. Dazu noch Übersetzungen aus dem Spanischen und Französischen. Im Moment macht sie sich an die Texte von Thomas Bernhard. Alle Achtung.
Im Österreischischen Droschl Verlag sind bisher vier Bücher von ihr erschienen.

Lydia Davis:Reise über die stille Seite
Short Stories
Aus dem Amerikanischen von Klaus Hoffer
Fischer Taschenbuch €10,99

Lydia Davis:Kanns nicht und wills nicht
Aus dem Amerikanischen von Klaus Hoffer
Droschl Verlag € 23,00

Bei ihrer Übersetzerarbeit für Marcel Proust braucht sie für die 4.000 Seiten einen langen Atem und Marathonqualitäten. In ihren Erzählungen ist es oft das Gegenteil. Wie eine Sprinterin auf dem Basketballfeld zieht sie kurz an und ist schon am Ende der Geschichte angekommen. Es sind kleine Betrachtungen, die ähnlich wie Schnappschüsse beim Fotografieren mit einer Polaroidkamera, festgehalten werden. Die Szenen sind zu Beginn banal und sehr alltäglich, bekommen aber durch Wendungen am Ende eine explosive Wirkung. Es sind geduldige Beobachtungen von Kühen im Laufe eines Winters vom Küchenfenster eines Landhauses aus, aber auch ein Beschwerdebrief an einen Tiefkühlerbsenproduzenten. Sie schreibt über einen Hund und verwendet Texte von Flaubert und webt daraus etwas Neues. Diese kurze Form verlangt ein hohes Maß an Präzision und eine messerscharfe Auffassungsgabe. Dazu kommt bei Lydia Davis noch eine ordentliche Portion Witz und Humor, der die Beschreibungen unseres, oft nicht erfreulichen Lebens, zu kleinen Feuerwerken werden lässt. Wir bemerken bei ihr das Neurotische eines Woody Allens, aber auch die Art, Beziehungen zu beschreiben, wie wir sie bei Alice Munro lesen können. Ihr Spektrum ist auch in diesen Kürzesformes sehr groß. Und somit weitet sich auch unser Horizont und wir schauen nach der Lektüre der Texte sicherlich anders auf Kleinigkeiten auf der Straße und in den eigenen vier Wänden.
Das neuerschienene Taschenbuch enthält Texte aus verschiedenen Büchern von ihr und ein paarnoch nicht übersetzte Texte. ein guter einstieg in das Werk von Lydia Davis. Mehr von ihr finden Sie im Österreichischen Droschl Verlag, der ihr seit Jhren die Stange hält.

Kontingenz (versus Notwendigkeit)

Es könnte unser Hund sein.
Aver ist nicht unser Hund.
Also bellt er uns an.

“Sie ist ganz sicher eine Meisterin der Komposition. Sie mischt lange und kurze Stücke mit einer berauschenden Wirkung, wie ein Koch, der eine Speisenabfolge von grenzenloser Geschmacksvielfalt verabreicht.”
(The New York Times)

“Mit der Intensität und Klarheit ihrer Aufmerksamkeit verwandelt Lydia Davis triviale Probleme und transformiert sie zu fundamentalen Macken in der Ordnung der Welt.”
(Times Literary Supplement)

“Einige Schriftsteller besitzen die unheimliche Fähigkeit, deine Erfahrungen zu kippen. Lies genug Lydia Davis und ihre Stories beginnen dir zu widerfahren.”
(The New York Times Book Review)

Das Hundehaar

Der Hund ist weg. Er fehlt uns. Wenn die Türglocke läutet, bellt keiner. Wenn wir spät nach Hause kommen, erwartet uns keiner. Wir finden im Haus und an unseren Kleidern immer noch hier und da seine weißen Haare. Wir zupfen sie ab. Wir sollten sie wegwerfen. Aber sie sind alles, was uns von ihm geblieben ist. Wir werfen sie nicht weg. Wir haben eine unsinnige Hoffnung – wenn wir bloß ausreichend von ihnen aufsammeln, können wir den Hund wieder zusammensetzen.

Zirkuläre Geschichte

In den frühen Morgenstunden des Mittwoch gibt es draußen auf der Straße immer ein Spektakel. Ich wache davon auf und frage mich jedes Mal, was los ist. Es ist immer der Müllwagen,der den Müll abholt. Der Wagen kommt jeden Mittwoch in den frühen Morgenstunden. Immer weckt er mich auf. Immer frage ich mich, was es ist.

(Alle Textrechte sind beim Droschl Verlag)

Lydia Davis ist vor allem für ihre Kurzgeschichten bekannt, aber auch als Übersetzerin von Marcel Proust und Gustave Flaubert, wofür sie mit dem Orden des »Chevalier des Arts et Lettres« ausgezeichnet wurde. Sie lehrt Kreatives Schreiben an der University von Albany. 2013 erhielt Davis den Man Booker International Prize.

Wenn Sie Zeit haben, schauen Sie sich beiden Videos von und mit Lydia Davis an. Im ersten gibt sie Tipps an junge Autoren, im zweiten liest sie einen sehr witzigen, ungewohnten Text von sich vor, der dauernd erweitert wird. Sie merken dann schon, warum.

29.Dezember

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Heute haben
William Gaddis * 1992
Jo Pestum * 1936
Christian Kracht * 1966
Geburtstag.
Brigitte Kronauer wird 75 Jahre alt und es ist der Todestag von Rilke.

Rainer Maria Rilke
Der Tod der Geliebten

Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
Da wurde ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaube nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße –
und tastete es ab für ihre Füße.
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Jörg Mühle:Nur noch kurz die Ohren kraulen?
Moritz Verlag € 8,95
Pappbilderbuch im kleinen Format für Kinder ab 2 Jahren

Jörg Mühle hat mit diesem kleinen Bilderbuch einige Dinge unter einen Hut gebracht.
Das Ritual des Insbettgehens, ein Mitmachbuch, ein Bilder- und Vorlesebuch.

Das kleine Hasenkind sollte ins Bett, die Zähne sind geputzt, der Schlafanzug liegt bereit. Und wenn wir jetzt in die Hände klatschen und die Seite umdrehen, zack, hat ihn das Hasenkind schon an. Nun gilt es noch das Kissen richtig aufzuschütteln und das gähnende Hasenkind mit dem Zauberspruch „Simsalabim“ daraufzulegen. Noch mal kurz die (großen) Ohren kraulen und ganz fein den Rücken streicheln und dann die Bettdecke über Hasenkind zuziehen. DieSeite umdrehen und schon ist es zugedeckt. Ein Gutenacht-Kuss und den Lichtschalter drücken. Dunkel ist es und Hasenkind schläft sicherlich sofort ein.
(Dies schreibe ich frühmorgens, während oben schon das Enkelkind kräht)
Das Besondere an diesem Buch ist u.a., dass die Interaktivität nicht durch Tastendruck ausgelöst wird und wir dann beschallt werden, oder Filmchen ablaufen. Nein, wir machen das einfach selbst. Kraulen und streicheln vielleicht auch gar nicht im Buch, sondern das kleine Menschenkind, dem wir diese Geschichte vorlesen. Der Lichtschalter am Ende ist natürlich großartig. Ein Schalter, der nur gemalt ist, aber wirklich funktioniert, wie das letzte Bild ja zeigt.
„Gut gemacht, danke schön“ heißt es einmal in diesem Buch.
Ein größeres Lob kann es dafür gar nicht geben.

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Wer noch nicht genug von Hasenkind hat, im Frühjahr erscheint
Badetag für Hasenkind„. Ich freue mich jetzt schon darauf.

28.Dezember

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Heute haben
Morris Rosenfeld *1862
Alfred Wolfenstein * 1888
Manuel Puig * 1932
Burkhard Spinnen * 1956
Geburtstag

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Nach einer gefühlt langen Blogpause, steigen wir heute mit Gedichten ein.
Ich hoffe, Sie/Ihr habt die Arbeitspause genossen, mit der Familie, den Freunden gegessen, getrunken und geredet und die passenden Geschenke ausgepackt.
Der Buchladen hat wieder geöffnet und wir freuen uns über jeden Besuch.

Morris Rosenfeld
I’ve Often Laughed

I’ve often laughed and oftener still have wept,
A sighing always through my laughter crept,
Tears were not far away…
What is there to say?

I’ve spoken much and oftener held by tongue,
For still the most was neither said nor sung.
Could I but tell it so…
What is there to know?

I’ve hated much and loved, oh so much more!
Fierce contrasts at my very heartstrings tore…
I tried to fight them–well…
What is there to tell?

I Know Not Why

I lift mine eyes against the sky,
The clouds are weeping, so am I;
I lift mine eyes again on high,
The sun is smiling, so am I.
Why do I smile? Why do I weep?
I do not know; it lies too deep.

I hear the winds of autumn sigh,
They break my heart, they make me cry;
I hear the birds of lovely spring,
My hopes revive, I help them sing.
Why do I sing? Why do I cry?
It lies so deep, I know not why.

Alfred Wolfenstein
Städter

Dicht wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, daß die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte stehn.

Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, wo die Blicke eng ausladen
Und Begierde ineinander ragt.

Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine.
Flüstern dringt hinüber wie Gegröhle:

Und wie stumm in abgeschlossner Höhle
Unberührt und ungeschaut
Steht doch jeder fern und fühlt: alleine.

Ernst Lissauer
Nach der Wintersonnenwende

Dann kommt ein Tag, du bist wie aufgewacht,
Vorüber ist die längste Nacht,
Du fühlst wie Frühling an die Augen wehen,
Von neuem hebst du an zu sehen,
Es ist noch nichts geschehen,
Und doch ist dir, du habest viel vollbracht.

Werner Färbers Ungereimtheit der Woche
Pferd auf Fahrrad

Wenn das Pferd sein Fahrrad fährt,
hört man’s häufig wiehernd rufen.
Zu klingeln ist ihm ja verwehrt,
mangels Daumen an den Hufen.

Nach Weihnachten

Die Tage werden wieder länger,
die Kleidungsstücke sitzen enger.
Ich fühl‘ mich nach der Weihnachtszeit
einmal mehr recht rund und breit …

Sonntagsskizzen (16)

Sonntagsskizzen von Detlef Surrey
Von Detlef Surrey

Fotos von Skizzen und Motiven…

Vielleicht ist es einmal ganz interessant, die beiden Bilder zu vergleichen…?

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Über den Dächern von Amsterdam
-> Weitere Amsterdam Skizzen

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Skizzenzeichner beim Skizzenfestival in Weimar
-> Weitere Skizzen vom Skizzenfestival Weimar

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BMW Isetta in der „Classic Remise“
-> Weitere Skizzen von Oldtimer Cars

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Promenade von Port de Sóller, Mallorca
-> Weitere Mallorca Skizzen

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Garagenhof in Bremen
-> Weitere Bremen Skizzen

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Das E-Werk in Weimar
-> Weitere Skizzen vom Skizzenfestival Weimar

 

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Detlef Surrey ist Illustrator und Comiczeichner in Berlin.

Skizzen: skizzenblog.surrey.de 
Blog:  detlefsurrey.de
Web:  www.surrey.de

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Sonntagsskizzen Rückblick:

-> Sonntagsskizzen 15 – Berlin Kreuzberg
-> Sonntagsskizzen 14 – Ecuador 1987
-> Sonntagsskizzen 13 – Adventszeit
-> Sonntagsskizzen 12 – Aktsalon im Wedding
-> Sonntagsskizzen 11 – Rom Pitigliano Skizzen II
-> Sonntagsskizzen 10 – Paris “Nous sommes tous unies!”
-> Sonntagsskizzen  9 – Rom Skizzen
-> Sonntagsskizzen  8 – Dr. Sketchy´s Berlin
-> Sonntagsskizzen  7 – Skizzenfestival Stralsund
-> Sonntagsskizzen  6 – Lesung OL im Literaturhaus
-> Sonntagsskizzen  5 – Konzert Hunting Islands
-> Sonntagsskizzen  4 – Das Reichstagsgebäude und “Karlchen Adler”
-> Sonntagsskizzen  3 – Holzmühle in Vogt
-> Sonntagsskizzen  2 – Literaturfestival Berlin
-> Sonntagsskizzen  1 – Skizzen vom Urban Sketchers Treffen in Darmstadt

 

24. Dezember

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Heute ist der 24.Dezember. Das hektische Treiben um Heilig Abend und das Weihnachtsfest ist heute nachmittag beendet. Die Kühlschränke sind voll, da es gilt fast vier Tage zu überbrücken. Die meisten Geschenke sind besorgt. Es werden noch die letzten Besorgungen erledigt und ab 13 Uhr schließen wir im Buchladen unsere Türen.
Wir bedanken uns bei all unseren Kunden und Unterstützer, Freunde aus nah und fern. Da wir sehen, aus welchen Ländern der Erde auf unser Blog geklickt wird, können wir mit Stolz behaupten, dass er weltweit wahrgenommen wird.
Ihnen/Euch allen, und noch vielen vielen mehr, wünsche ich frohe Weihnachten, auch wenn Sie es vielleicht gar nicht feiern.
Das Jahr war wirklich sehr bewegt. Kriege und Gewalt waren oft die Themen, die uns am meisten beschäftigten. Vielleicht gelingt es uns im nächsten Jahr, daran etwas zu ändern. Ich habe keine große Hoffung. Aber vielleicht? Wer weiß?
Der heute Eintrag sieht demzufolge auch anders aus. Es ist ein Text, der mich auch jetzt noch, nach mehrmaligen Lesen sehr bewegt. Vielen Dank an den Verfasser Antoine Leiris, der mir damit Mut macht und Hoffnung gibt.

Antoine Leiris hat bei den Anschlägen von Paris seine Frau verloren. Auf
Facebook wandte sich der Radiojournalist in einer Art offenen Brief an die
Männer, von denen sie getötet wurde.

Ihr bekommt meinen Hass nicht.

Freitagabend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Kindes, aber ihr bekommt meinen Hass nicht. Ich weiß nicht, wer ihr seid und ich will es nicht wissen, ihr seid tote
Seelen. Wenn dieser Gott, für den ihr blind tötet, uns nach seinem Bild
geschaffen hat, dann muss jede Kugel, die meine Frau getroffen hat, eine Wunde
in sein Herz gerissen haben.

Nein, ich werde euch nicht das Geschenk machen, euch zu hassen. Auch wenn ihr euch sehr darum bemüht habt; auf den Hass mit Wut zu antworten würde bedeuten, derselben Ignoranz nachzugeben, die euch zu dem gemacht hat, was ihr seid. Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischem Blick betrachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheit opfere. Verloren. Der Spieler ist noch im Spiel.

Ich habe sie heute morgen gesehen. Endlich, nach Nächten und Tagen des Wartens. Sie war genauso schön wie am Freitagabend, als sie ausging, genauso schön wie damals, als ich mich vor mehr als zwölf Jahren hoffnungslos in sie verliebte. Selbstverständlich frisst mich der Kummer auf, diesen kleinen Sieg gestehe ich euch zu, aber er wird von kurzer Dauer sein. Ich weiß, dass sie uns jeden Tag begleiten wird und dass wir uns in jenem Paradies der freien Seelen wiedersehen werden, zu dem ihr niemals Zutritt erhalten werdet.

Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als alle Armeen dieser
Erde. Ich will euch jetzt keine Zeit mehr opfern, ich muss mich um Melvil
kümmern, der gerade von seinem Mittagsschlaf aufwacht. Er ist gerade mal 17
Monate alt; er wird seinen Brei essen wie jeden Tag, dann werden wir gemeinsam
spielen wie jeden Tag und sein ganzes Leben wird dieser kleine Junge euch
beleidigen, indem er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass werdet
ihr nicht bekommen.“

Das 23.Türchen vom Besten das Beste

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Heute haben
Martin Opitz * 1597
Albert Ehrenstein * 1886
Friedrich Wolf * 1888
Giuseppe Tomasi di Lampedusa * 1896
Donna Tartt * 1963
Geburtstag
und Helmut Schmidt wäre heute 97 geworden.

„Natürlich hat Kernkraft ihre Risiken. Es gibt aber keine Energie und nichts auf der Welt ohne Risiken, nicht einmal die Liebe.“
Helmut Schmidt
(Da gebe ich dem alten Herren nur zur Hälfte recht.)

Martin Opitz: Ach liebste laß uns eilen

Ach liebste laß uns eilen
Wir haben Zeit
Es schadet das verweilen
Uns beyderseit.
Der Edlen Schönheit Gaben
Fliehen fuß für fuß:
Daß alles was wir haben
Verschwinden muß.
Der Wangen Ziehr verbleichet
Das Haar wird greiß
Der Augen Feuer weichet
Die Brunst wird Eiß.
Das Mündlein von Corallen
Wird umgestalt
Die Händ’ als Schnee verfallen
Und du wirst alt.
Drumb laß uns jetzt geniessen
Der Jugend Frucht
Eh’ wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest
So liebe mich
Gieb mir das wann du giebest
Verlier auch ich.

An diß Buch

So wiltu dennoch jetzt auß meinen Händen scheiden
Du kleines Buch vnnd auch mit andern seyn veracht?
Gewiß du weissest nicht wie hönisch man jetzt lacht /
Wie schwerlich sey der Welt Spitzfindigkeit zu meiden.
Es muß ein jeglich Ding der Menschen Vrtheil leiden /
Vnd / ob es tauglich sey / steht nicht in seiner Macht;
Der meiste Theil ist doch auff schmähen nur bedacht /
Vnd denckt was er nicht kan / dasselbe muß’ er neiden.
Noch dennoch (daß du nicht so offt’ vnd viel von mir
Auffs newe dulden dürffst daß ich dich nehme für)
Muß ich dir loß zu seyn vnd außzugehn erleuben.
So ziehe nun nur hin / weils ja dir so gefellt /
Vnd nimb dein Vrtheil an / zieh’ hin / zieh’ in die Welt;
Du hettest aber wol zu Hause können bleiben.

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Für alle Kurzentschlossenen eine kleine Auswahl aus Büchern, die in unserem Buchladen vorrätig sind.
Heute noch bis 18 Uhr, morgen bis 13 Uhr und dann ist Schluss.
Wir freuen uns alle auf die freien Tage, die folgen, um uns zu erholen und bei nächster Gelegenheit (Montag, 28.12.) sind wir wieder für Sie da.
Vielen Dank, dass Sie bei uns einkaufen und den unabhängigen, lokalen (Buch)handel unterstützen.

:Maak_978-3-446-24352-1_MR.indd

Niklas Maak: “Wohnkomplex”
Warum wir ander Häuser brauchen
Hanser Verlag € 21,90

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Andreas Maier: “Der Ort”
Suhrkamp Verlag € 17,95

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Davide Longo: “Der Fall Bramard”
Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Rowohlt Verlag € 19,95
eBook € 16,99

glück

Bobbie Pyron: “Plötzlich Glückspilz”
Aus dem Amerikanischen von Gerda Bean
Thienemann Verlag € 12,99
als eBook € 9,99
Kinderbuch ab 10 Jahren

Rheinpfalz neu 700

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Ralf Rothmann: “Im Frühling sterben”
Suhrkamp Verlag € 19,95
Auch als eBook erhältlich
Hörbuch 6 CDs, 450 Minuten € 19,99
Gelesen von Thomas Sarbacher

Nacht

Matthias Morgenroth: “Freunde der Nacht”
Mit Illustrationen von Regina Kehn
dtv, fest gebundenen € 14,95
Kinderbuch ab 10 Jahren

1 food
“Food Trucks” herausgegeben von Toby Binder, Gabriela Herpell,
Birthe Steinbeck, Nicola von Velsen

Kreative Küche auf Rädern
Prestel Verlag € 29,95

Einband

Rian Visser, Noëlle Smit: “Theodor trödelt”
Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik
Tulipan Verlag 12,90
Bilderbuch ab 4 Jahren

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Wolfgang Herrndorf: “Gesamtausgabe”
Rowohlt Verlag € 49,95

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810 Minuten auf 11 CDs für € 29,95
oder auf 2 MP3-CDs für € 16,95

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Linda Sarah / Benji Davies: “Beste Freunde”
Aus dem Englischen von Johanna Hohnhold
Aladin Verlag € 12,90
Bilderbuch ab 4 Jahren

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Thilo Bode: “Die Freihandelslüge”
Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet
Mitarbeit von Stefan Scheytt
DVA € 14,99
als eBook € 11,99

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Jami Attenberg: “Saint Mazie”
Grand Central Publ. / Hachette

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Das 22.Türchen vom Besten das Beste

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Heute haben
Ulrich Bräker * 1735
Hugo Loetscher * 1929
Renate Welsh * 1937
Margit Schreiner * 1953
Felicitas Hoppe * 1960
Geburtstag
und vor 157 Jahren wurde Giacomo Puccini geboren.

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Hinter dem 22.Türchen versteckt sich ein ukrainischer Autor, den ich dann gleich mal so vorstellte:
Und warum geben wir ihm nicht einfach den Nobelpreis für Literatur?
Der Nobelpreis ging dann allerdings nach Weissrussland und nicht in die Ukraine.

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Serhij Zhadan:Mesopotamien
Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe, Juri Durkot und Sabine Stöhr
Suhrkamp Verlag € 22,95
als E-Book € 19,99

Der ukrainische Autor Serhij Zhadan ist in seiner Heimat sehr bekannt, hat er doch schon mehrere Romane und Gedichtbände veröffentlicht und er sagt, dass Zuhörer in seinen Lesungen zu weinen beginnen. Dies liegt sicherlich nicht daran, dass seine Bücher traurig sein. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Zhadans Bücher sind voller Witz und versteckter und offener Ironie. Viele seiner Figuren leben am Rande der Gesellschaft und es geht nicht immer sehr fein zu. Aber Zhadan versteht es, mit einer sehr großen Empathie für seine Personen zu schreiben. Wir lieben sie, obwohl wir ihnen nicht unbedingt nachts auf der Straße begegnen wollen. Dass er gleichzeitig noch in einer Band spielt, die zu deutsch “Hunde im Weltall” heisst, zeigt, dass er eng mit der Lyrik verbunden ist. Sein Vorgängerroman “Die Erfindung des Jazz im Donbass” (der übrigens sehr witzig und schräg ist) wurde von der BBC zum Roman des Jahrzehnts gewählt. Das will etwas heissen. Der Suhrkamp Verlag bemüht sich seit Jahren um diesen jungen, frechen Autoren. Als Suhrkamp Taschenbuch finden wir seine Romane, oder in der Edition Suhrkamp. Und nun der zweite Roman in gebundener Form.
Charkiw ist die Hauptperson und das ist kein menschliches Wesen, sondern Zhadans Heimatstadt. Schon immer wollte er einen Roman über eine Stadt, über seine Stadt schreiben.
“Mein Ziel war es, einen Roman zu erschaffen, in dem nicht die Menschen, sondern meine Heimatstadt selbst die Hauptrolle spielt”
Gleichzeitig zeigt sich wieder einmal die Hellsichtigkeit des Autors. Denn wenn wir im Text schon vom Heraufkommen von Gewalt lesen, so schrieb Zhadan diesen Roman, bevor es zum Krieg in der Ukraine kam. Während er dann auf Lesereise ging (mit 100 Lesungen in 30 Städten) wurde schon an der Rändern der Republik geschossen.
“Alles, was ich über diese Stadt wusste, wusste ich von ihr. Sie […] erzählte mir von den unterirdischen Gängen, beschrieb die metallenen Drachen, die in den Straßenbahndepots Feuer atmeten, […] Sie berichtete von Messern und Schwertern, die in alten Fabriken hergestellt wurden, […] Sie erzählte, wie das Wasser im Frühjahr die Fundamente der alten Sanatorien unterspülte, die Flüsse rot wurden und nach Medikamenten rochen. Außerdem sagte sie, dass auf der Straße wieder geschossen werde, …. und niemand die Absicht habe, sich zu ergeben.”
Zhadan erzählt uns aus dem Leben von neun Personen in seiner Stadt. Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch irgendwie miteinander verkettet sind. Immer wieder tauchen Personen auf, die wir in der Geschichte vorher schon getroffen haben. Da ist ein junger Student, der sich in seine ältere Nachbarin verliebt und in seinen Träumen die schönsten Phantasien hat. Es gibt den Boxer, dem übel mitgespielt wird. Wir lernen die Freunde von Murat kennen, die sich 40 Tage nach dessen Tod nach orthodoxem Brauch zu einem Fest zusammenfinden. Sie kommen aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion und leben jetzt in diesem “Zweistromland” zwischen dem ukrainischen Dnjepr im Westen und dem russischen Don im Osten. Sie sind Verlierer, ihnen wurde übel mitgespielt. Gleichzeitig versuchen sie mit allen legalen und illegalen Tricks, sich über Wasser zuhalten. Saufen und rauchen, landen im Krankenhaus und wollen möglichst schnell wieder von dort verschwinden, um in ihrem eigenen, jämmerlichen Zuause zu leben und zu sterben.
Dies alles schreibt Zhadan in einem lockeren, frechen, witzigen Stil und lässt uns die Not der Menschen vergessen. Sie haben immerhin noch sich und ihre Freunde. Es gibt viel Sätze in diesem Roman, die ich gerne unterstreichen und weitergeben würde. Dass der Roman (in neun Novellen) am Ende in einem langen Gedicht endet, ist dann fast schon logisch.

Leseprobe

Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für “Die Erfindung des Jazz im Donbass” wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum “Buch des Jahrzehnts”. Zhadan lebt in Charkiw.

21.Türchen vom Besten das Beste

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Heute haben
Jean Racine * 1639
Isolde Kurz * 1853
Heinrich Böll * 1917
Felix Huby * 1938
Thomas Hürlimann * 1950
Rolf Lappert * 1958
Geburtstag.

 

 

Das 21.Türchen vom Besten das Beste bringt heute ein starkes Mädelsbuch.

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“Das Buch ist bombe”
taz

“Das Buch ist ne Wucht”
Samy Wiltschek

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Kisten Fuchs:Mädchenmeute
Rowohlt Berlin € 19,95
eBook € 16,95

“Kirsten Fuchs ist eine Meisterin in der Konstruktion einzelner Szenen und komischer Pointen. Schlagfertig, schnodderig, krawallig gehen daher auch die Mädchen miteinander um.”
Frankfurter Allgemeine Zeitung

“Sie lächelte, als hätte sie Zahnschmerzen. Diese Legomännchenfrisur war doch eine Perücke, oder? Bis auf eine Weste mit hundert Taschen sah sie überhaupt nicht survival aus. Sie gab meiner Mutter die Hand. Ihr gelber Nagellack leuchtete wahrscheinlich im Dunkeln. Da konnte sie im Camp nachts den Weg zum Plumpsklo finden oder die Wildschweine blenden. Sie war die totale Wildschweinscheuche. Und warum sah sie so angespannt aus?
Das sei der Bruno, sagte sie und zeigte auf den Busfahrer. Sie sei die Inken. Die Ansprechperson. Sie würde gut auf mich aufpassen. Wieso wusste ich sofort, dass das gelogen war, wohingegen mir meine Mutter ganz, ganz, ganz viel Spaß wünschte und mich zum Abschied drückte? Im Bus roch es nach Keller. Auf den Sitzen hinter dem
Busfahrer lagen lauter Beutel. Beutel mit Katzenmotiven. Fünfzehnmal der gleiche Beutel. Alle zugeknotet. Der Kellergeruch kam von den Beuteln.”

Charlotte, Bea, Anuschka, Rike, Antonia, Yvette und Freigunda haben sich im Wald versteckt. Nicht freiwillig, sondern sie sind auf der Flucht mit einem geklauten Kleinlaster, der mit Hunden und Käfigen gefüllt war. Sie suchen einen versteckten Stollen, sie suchen einen Unterschlupf und die einsame Gegend im Riesengebirge scheint ihnen der richtige Ort dafür zu sein. Gesucht werden sie auch noch, Hubschrauber kreisen über dem Gebiet, die Medienvertreter lauern auf die großen Berichte. Gleichzeitig haben sie aber auch heimliche Helfer.
Aber halt. Erst mal der Reihe nach.
Charlotte, groß, dünn, voll in der Pubertät, läuft bei jeder Bemerkung rot an (deshalb wird sie von den Mädels auch Leuchtturm genannt) ist die Erzäherin des dicken roten Buches von Kirsten Fuchs und soll/möchte an einem Mädchen-Sommercamp in der Natur verbingen. Doch schon nach sehr kurzer Zeit läuft alles aus dem Ruder. Die Baracken, in denen sie untergebracht werden sollen, sind marode, kaputt, verschmiert und voller Geräusche. Aus den versprochenen Tagen in der Natur, ohne Händi und Vollpension wird ein schneller, frecher Roadtrip. Wenn ich hier in der Buchvorstellung noch einmal “tschick” schreibe, werfe ich € 5,00 in unser soziales Centschwein. Aber es hat halt von der Grundidee so viel von Wolfgang Herrndorfs Erfolgsroman. Nur dieses Mal aus der Mädchensicht. Kirsten Fuchs, ein Star der Berliner Lesenbühnenszene hat hier einen dicken, knallroten Roman vorgelegt, an dem sie drei Jahre gearbeitet hat, der nur so sprüht von Wortwitz, Ideenreichtum und reiht sich in die ganz großen Coming-of-Age-Romane ein. “Mädchenmeute” muss sich nicht vor den Romanen von Harper Lee, Salinger, Mark Twain, bis Herrndorf verstecken. Das Buch fällt allein durch seine Dicke und Farbe in dieser illustren Reihe auf.
Ich möchte gar nicht so viel über das Buch schreiben, denn es verarbeitet so viel Stoff aus dem Leben und der Gedankenwelt dieser sechs Mädchen. Es geht um Freund-schaft, Selbstvertrauen, die eigenen Stärken, das Lernen von den Anderen. Es ist ernsthaft komisch und voller komischen Ernst. Wir entdecken mit den Mädchen alte Machenschaften in der DDR, wie man im Wald überleben kann, dass man viele Dinge zum ersten Mal macht und dass es wichtig ist, dass jemand einem vertraut und hinter einem steht. Es geht um Macht und Zusammenhalt und es geht einfach auch um ganz tolle Unterhaltung, bei der es immer etwas zu Lachen gibt und: Es bleibt spannend bis auf die letzten Seiten.
So! Nun aber Schluss!
Lesen Sie es selbst, geben Sie das Buch allen Mädels ab 14 Jahren. Aber nicht nur denen.

Leseprobe

Kirsten Fuchs hat eigens ein Blog für ihr Buch eingerichtet
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Werner Färbers Ungereimtheiten der Woche

Advent, Advent

Rundherum, auf einem Kranz,
stehen vier Kerzen – alle ganz.
Advent, Advent, es brennt ein Licht.
Und drei andre Lichter nicht.

Bald brennen zwei, drei Kerzen nieder.
Wie letztes Jahr – so dieses wieder.
Und kurz vor der geweihten Nacht
werden vier Kerzen angemacht.

Advent, Advent, im Lichterschein
werden alle Kerzen klein.
Sie brennen bis zu Stummeln runter.
Es zischt und knistert, flackert munter.

Ist den nimmersatten Flammen
das Kerzenwachs dann ausgegangen,
so naschen sie am Tannenkranz,
verzehren ihn am Ende ganz.

Das Feuer frisst mit Appetit
auch das neue Tischtuch mit.
Lässt man den Flammen freie Hand,
entwickelt sich ein Zimmerbrand.

Traurig ist, wenn man so pennt!
Advent, Advent, die Stube brennt.
Niemand merkt’s im ganzen Haus,
dann fällt Weihnachten wohl aus.

Schöne Bescherung

Nach dem Brand vom letzten Jahr
mied man diesmal die Gefahr.
Das große Kaufhaus Kleckermann
bot billig Lichterketten an.
So leuchtet im Bescherungsraum
mit 1000 Watt der Weihnachtsbaum.
Die Augen groß und weit die Herzen
entzündet man auch Wunderkerzen,
die mächtig stinkend Funken sprühen,
um rötlich gelb dann zu verglühen.
Doch nicht erahntes Unglück naht:
ganz oben glänzt ein blanker Draht.
Die Wunderkerzen sind längst aus,
da knallt die Sicherung heraus.
Die Familie sitzt im Dunkeln,
die Tannennadeln knistern, funkeln.
Entfacht durch jenes Drahtes Glut
brennt das Bäumchen schnell und gut.
Ganz oben in des Baumes Spitze
entwickelt sich gar große Hitze.
Doch rettend kommt der Weihnachtsmann
mit einem Eimer Wasser an.