Montag, 31.Januar


Heute haben
Marie Luise Kaschnitz * 1901
Benoite Groult * 1920
Kurt Marti * 1921
Norman Mailer * 1923
Kenzaburo Oe * 1935
Geburtstag
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„Das Alter ist für mich kein Gefängnis, in das man eingesperrt ist, sondern ein Balkon, von dem man weiter sieht.“
Marie-Luise Kaschnitz
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„An Impossible Project“
Drehbuch und Regie: Jens Meurer

Der Dokumentarfilm beginnt mit Sprengungen der Prodktionsstätten von Kodak. Durch die Digitalisierung, durch die Erfindung des iPhones, war das Ende des analogen Fotografierens beschlossen. Auch mit Polaroid war Schluss. Ein letztes Werk in Enschede stand noch und musste abgewickelt werden. Hier betritt nun die Hauptperson die Bildfläche. Florian „Doc“ Kaps kauft alles zusammen für € 180.000 und möchte wieder durchstarten. Leider übergibt Polaroid ihm nicht den Namen. Alles ist „impossible, impossible“, so die Manager. Doc übernimmt dieses „impossible“ und nennt seine Firma genau so. Das sieht verheissungsvoll aus. Leider merken sie, dass sie die Rezeptur für die Entwicklung der Bilder nicht haben und bestimmte Chemikalien nicht mehr auf dem Markt sind.
So startet diese humorvolle, verschmitzte Doku über Doc, dem Visionär, Spinner, dem unruhigen Gegengeist zu unserer digitalen Welt.
„Impossible“ hat Niederlassungen in Berlin und New York, Geld wird verbrannt, neue Entwicklungen gestartet und präsentiert. Bis Doc selbst aus seiner eigenen Firma geschmissen wird. (Eine wunderbare Parallele zu Steve Jobs und Apple).
Doch er gibt nicht auf, widmet sich anderen nicht digitalen Dingen, eröffnet ein „Museum“ für verschwundene Dinge in Wien, reist nach Mailand zur Macherin von „Moleskine“, fliegt zu „facebook“ in den Menlo Park und trifft auch dort auf Menschen die von Hand drucken, produzieren, verliebt sind in das Fühlen, Riechen, Selbermachen.
Aber kann er ein, seit 45 Jahren leerstehendes, Grandhotel in der Nähe von Wien wieder zum Leben erwecken? Zumindest organisiert er ein großes Treffen und Essen für alle im Film vorkommenden Personen und lässt die live gespielte Musik direkt, ohne Umwege, auf Vinyl pressen.
Ein vergnüglicher Abend, der bestärkt, den Füller herauszuholen und Postkarten zu schreiben. Die gelben Kästen zum Einwerfen gibt es ja noch.
Der Film läuft nur in den Kinos. Wie lange? Das liegt an uns. In der ersten Ulmer Aufführung (obscura) war eine Person, gestern vier.


Filmvorstellung bei „titel, thesen, temperamente

Samstag, 29.Januar


Heute haben
Johann Gottfried Seume * 1763
Anton Tschechow * 1860
Romain Rolland * 1866
Gert Hofmann * 1931
Günter Ohnemus * 1946
Olga Tokarczuk * 1962
Philippe Besson * 1967
Mirjam Müntefering * 1969
Geburtstag
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„All das Kleinliche, Trügerische abstreifen, das uns hindert, glücklich zu sein – das ist der Sinn und das Ziel unseres Lebens. Nur vorwärts!.“
Anton Tschechow aus „Der Kirschgarten“
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Claudia Wiltschek empfielt einen Lieblingsroman, den es jetzt als Taschenbuch gibt:

Fabio Andina: „Tage mit Felice
Aus dem Italienischen von Karin Diemerlin
Piper Verlag € 12,00

„Er ist es, der klopft und mich weckt. Es ist noch nicht einmal halb sechs. Ich steige die Treppe herunter, mache die Türe auf und sehe ihn dort im Dunkeln unter einem Schirm, das Hemd offen, kurze Hose, barfuß. Ich ziehe mich an und gehe hinaus. An einem Nagel in der Hauswand hängt das Thermometer das Vittoria mir geschenkt hat. Fünf Grad .“

Ein Bergdorf im Tessin. Jeden Morgen, egal ob Regen oder Schnee, zieht Felice los, läuft steil aufwärts durch den Wald um sein tägliches Bad in einer Felsgumpe zu nehmen. Getrocknet wird sich stehend im Wind, dann geht es wieder abwärts, durch das nun langsam erwachende Dorf. Kräuter für den Tee werden gepflückt. Danach hackt Felice Holz, pflückt im Garten, was es gerade so gibt, geht Pilze sammeln, die er verschenkt oder für Käse tauscht. In seinem Haus gibt es nur das, was wirklich gebraucht wird und Spinnweben werden zur Blutstillung einer Wunde im Keller von der Decke geholt. Kaum zu glauben, steigen doch auch hier im Dorf die Jugendlichen mit ihren verkabelten Ohren in den Schulbus.
Viel passiert nicht oder doch vielleicht auch gerade sehr viel und das ist genau das, was mich dieses Buch so fasziniert lesen lässt. Tage eines alten Mannes, dessen Zufriedenheit soo gut tut und wir herzerfrischend mit ihm aus der Gumpe steigen.

Freitag, 28.Januar






Die neue Corona Verordnung:
In Baden-Württemberg gilt 3G im Einzelhandel.
Ab sofort dürfen Sie neben Geimpften und Genesenen auch Kunden, die einen aktuellen negativen Test vorweisen können, in der Buchhandlung bedienen.
Dabei gilt:

  • Antigen-Schnelltest nicht älter als 24 Stunden
  • PCR-Test nicht älter als 48 Stunden

Es gilt weiterhin die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in allen Geschäften und
neu auch in Bus und Bahn.
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Heute haben
Colette * 1873
Hermann Kesten * 1900
Peter Piwitt * 1935
David Lodge * 1935
Anselm Glück * 1950
Arnuldur Indridason * 1961
Geburtstag
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„Frauen würden sich leichter damit abfinden, dass ihr Mann später nach Hause kommt, wenn sie sich wirklich darauf verlassen könnten, dass er nicht früher da ist.“
Colette
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Candice Carty-Williams: „Queenie
Aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane
Aufbau Verlag € 10,00

„Für alle Queenie da draußen – Ihr seid gut genug. Glaubt mir“



Queenie lebt, wie die Autorin des gleichnamigen Romanes in Süd-London.
Im Moment geht es ihr nicht so gut. Ihr weißer Freund hat sich von ihr getrennt, sie hat ihren gutbezahlten Job verloren, ihre besten Freundinnen wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben und somit verliert sie auch ihr Leben in der Mittelschicht. Als sie aus ihrem WG-Zimmer ausziehen muss, bleiben nur noch ihre konservativen jamaikanischen Großeltern als Unterschlupf. Aus Frust geht sie auf Dating-Portale, lässt sich auf One-Night-Stands ein und merkt, dass auch hier der alltägliche Rassismus herrscht, unter dem Motto: „Mal eine Schwarze ausprobieren.“ Dann merkt sie, dass sie professionelle Hilfe braucht, um aus diesem Tief herauszukommen.

Das hört sich jetzt alles sehr ernst und niederschmetternd an, aber Carty-Williams schreibt mit so einer großen Wucht und mit einer fetten Portion Humor, mit dem Slang der jungen, schwarzen Londoner:innen, dass es trotz der Dramatik eine wunderbare Unterhaltung wird. Nicht umsonst wurde es zum besten Debüt des Jahres bei den British Book Awards gekürt.

Hier geht es zur Leseprobe.

Donnerstag, 27.Januar

Heute haben
Lewis Carroll * 1832
Ilja Ehrenburg * 1891
Mordecai Richler * 1931
Ismail Kadaré * 1936
und Benjamin von Stuckrad-Barre * 1975
Paolo Cognetti * 1978
Geburtstag.
Heute ist der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
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Gottfried Keller
Aus dem Leben

IV.

Vielleicht vor tausend Jahren schon
Zu Asche stob der Stern,
Und doch seh’n seinen lieblichen Schein
Wir dort noch still und fern.

Dem Wesen solchen Scheines gleicht,
Der ist und doch nicht ist,
O Lieb, dein anmuthvolles Sein,
Wenn du gestorben bist!
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Claudia Wiltschek empfiehlt:

Sarah Weeks: „Aurora und die Suche nach dem Glück
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
Hanser Verlag € 15,00
Kinderbuch ab 10 Jahren

Aurora ist ein bisschen komisch, das sagt sie selber von sich, kommt damit aber recht gut klar und freut sich des Lebens. Wären da nur nicht ihre besorgten Eltern  (besonders ihre Mutter, die Sorgenliese), mit denen sie schon bei etlichen Psychologen war und ihre Mitschülerinnen, von denen sie permanent ausgegrenzt und gedemütigt wird. Sie teilt gerne alle Sätze in zwei Teile und sortiert die Packungen der Frühstücksflocken nach Farbe und Größe, auch ihr Geklopfe mit dem Ellbogen kann nervig sein, aber das alles ist nun eben mal Aurora. Der allerbester Freund ist Duck, ihr kleiner Hund. Alles scheint gut zu sein, bis auf den Tag, als das Haus brennt, Duck verschwindet und ihre Eltern befürchten, dass sie etwas mit dem Brand zu tun haben könnte. Und dann taucht auch noch Heidi auf, eine junge Frau, die als Kind bei ihren Eltern gewohnt hatte. Auroras Welt gerät völlig durcheinander: Duck ist nicht mehr da, ihre Eltern scheinen sie nicht mehr zu lieben und Heidi und ihre Mitschülerinnen behandeln Sie wie Luft. Doch allmählich platzt der Knoten und es zeigt sich, dass alles nicht so ist, wie Aurora sich das gedacht hat und ins Nachbarhaus auch ein „komisches“ Mädchen einzieht .
Ein wunderbarer glücklicher Schluss rundet dieses tolle Kinderbuch ab und wir können zufrieden die Buchdeckel schließen.

Mittwoch, 26.Januar

Teichmann-Brunnen mit ulmischen Motiven, u.a. dem Schneider von Ulm

Heute haben
Achim von Arnim * 1781
Fulvio Tomizza * 1935
Jochen Missfeldt * 1941
Antonio Pennacchi * 1950
Geburtstag
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Achim von Arnim

Vergolde die Nüsse
Sie bleiben doch hart,
Und esse was süße
Und küsse was zart
Und putze das Bäumchen
Und zünde es an,
Schlaf goldene Träumchen,
Du kindischer Mann.
Heut träum dich in Eisen
Und Liebe getaucht
Und laß dir was weisen
Und wie es verraucht,
Und machs nur wie alle
Und sei nur geschickt,
Tritt auf hoch mit Schalle,
Tritt ab tief gebückt.
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Teil 3 ist erschienen:


Monika Helfer: „Löwenherz
Hanser Verlag € 20,00

Monika Helfer erzählt in einem dritten Teil ihrer Familiengeschichte, nach „Die Bagage“ und „Vati“ über ihren Bruder Richard, der getrennt von ihr und ihren Schwestern, bei einer anderen Tante aufwächst.
Ich ging etwas vorsichtig an die Lektüre ran, da ich nicht wusste, ob Monika Helfer es nochmal schafft, in ihrerem eigenen Stil einen guten Roman hinzulegen. Aber, es ist ihr gelungen. Von Seite zu Seite wird der Roman besser. Es sind wiederum die Verknüpfungen von skurilen Situationen und Begegebenheiten, eigenen Erinnerungen, dem Heute und einer traurigen Lebensgeschichte, die dieses Buch ausmachen.
Ihr Bruder ist ein Sonderling, wie so einige im Umfeld der Familie Helfer. Es ist der Deutsche Herbst und Richard arbeitet als Schriftsetzer, lebt für sich, malt und ist ein Eigenbrödler.
Dann fällt ihm ein kleines Kind zu, vom er nur den Vornamen weiß, auf das er ein, zwei Wochen aufpassen solle. Daraus entwickelt sich eine eigenartige, liebenswerte Geschichte, in der es viel um Fürsorge, Schuldgefühle, ein eigenes Leben, Familie und den Tod geht.

Leseprobe

Dienstag, 25.Januar

Stadtbibliothek Ulm zum gestrigen Tag der Bildung

Heute haben
Daniel Casper von Lohenstein * 1635
William Somerset Maugham * 1874
Virginia Woolf * 1882
Eva Zeller * 1923
Silvio Blatter * 1946
Dzevad Karahasan * 1953
David Grossman * 1954
Alessandro Baricco * 1958
Geburtstag
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“I thought how unpleasant it is to be locked out; and I thought how it is worse, perhaps, to be locked in.”
Virginia Woolf
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Was für eine tolle Dokumentation.


„Paolo Conte – Via con me“
Regie: Giorgio Verdelli
Italienisch mit deutschen Untertiteln
DVD, 2020, € 14,99

Seit Jahrzehnten spielt Paolo Conte auf den Bühnen dieser Welt. Seine Lieder kennen in Italien „alle“. Vielleicht ist uns gar nicht klar, dass „Azzuro“ auch von ihm ist und Andriano Celentano dieses Lied „nur“ gesungen hat und wir den Refrain kräftig mitsingen können.
Diese Doku ist eine liebenswürdige, witzige Hommage an einen der berühmtesten Cantautore und seiner Musikmischung aus Tango, Jazz und Chanson.
Wir treffen Paolo Conte ganz nah in seinem Atelier in Asti und erleben ihn live auf der Bühne über die Jahre hinweg.
Und wenn dann noch Bewunderer, wie u.a. Roberto Benigni zu Wort kommen, dann gibt es kein Halten mehr.

Montag, 24.Januar


3.500 auf dem Ulmer Münsterplatz:
Wir sind viele! Ja zu Solidarität. Nein zu Hetze. 

Heute haben
E.T.A. Hoffmann * 1776
Edith Wharton * 1862
Vicki Baum * 1888
Eugen Roth * 1895
Geburtstag
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„Wer wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten, gelangt zur Wahrheit.“
E.T.A. Hoffmann
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Kae Tempest: „Verbundensein
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp Verlag € 12,00

Kae Tempest, das literarische und musikalische Ausnahmetalent aus England, wurde zu einem Essay aufgefordert, das sich zu einem kleinen Buch mit 130 Seiten ausgeweitet hat.
Verbundensein, in einer Welt, in der Egoismus vorherrscht, in der es um viel mehr geht, als um den persönlichen Reichtum, da das Wohl aller auf dem Spiel steht. Und doch schreibt sie hier über sich und über bisheriges Leben als junge Künstler, mit vielen Höhen und Tiefen.

„In diesem Buch geht es um das Verbundensein. Darum, wie uns das Eintauchen in Kreativität hilft, uns gegenseitig näherzukommen und unser Selbstbewusstsein zu stärken. Wie wir durch ein feineres kreatives Verbundensein Mitgefühl entwickeln und tiefere Be-
ziehungen zur Welt aufbauen können.“

Tempest schreibt, wie ein Miteinander, im Gegensatz zum Eigennutz und Selbstoptimierung aussehen kann/soll. Kreativität ist für sie das Stichwort. Kreativität in der Kunst. Egal ob Musik, Malerei, Poesie, Literatur. Kunst weg von der Massenware, die nur auf Klicks im Netz und auf den Smartphones wartet.
Tempests Essay steht für eine Kultur des Mitgefühls und der Menschenliebe.
Das klingt schwülstig, ist es aber nicht, da sie ihre Gedanken in ihren Worten ausdrückt, Persönliches öffentlich macht und nicht als kluge, weise Frau schreibt, sondern als ein junge, auf der Suche sich befindenden Frau, die auf eine andere Welt, auf ein anderes Miteinander hofft.

Leseprobe

Im Suhrkamp Verlag sind einige Taschenbücher mit ihren Texten erschienen.

Samstag, 22.Januar

Heute haben
John Donne * 1572
Gotthold Ephraim Lessing * 1729
Lord Byron * 1788
August Strindberg * 1849
Francis Picabia * 1879
Wilhelm Genzino * 1943
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„Lese jeden Tag etwas, was sonst niemand liest. Denke jeden Tag etwas, was sonst niemand denkt. Tue jeden Tag etwas, was sonst niemand albern genug wäre, zu tun. Es ist schlecht für den Geist, andauernd Teil der Einmütigkeit zu sein.“

„Kein Mensch muß müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber.“
Gotthold Ephraim Lessing
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Seit gestern als Taschenbuch auf unserem Büchertisch:


Colum McCann: „Apeirogon
Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg
Rowohlt Verlag € 14,00

Rami Elhanan und Bassam Aramin haben beide ihre Töchter verloren.
Rami ist Israeli, Bassam Palästinser. Rami und Bassam gibt es wirklich. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber vor einem Jerusalemer Buchladen getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig mit einer Zuckerkette in der Tasche vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten.
Beide Männer wurden Freunde, reisen um die Welt, halten Vorträge und kämpfen für den Frieden in diesem Krisen/Kriegsgebiet.
Für Elke Heidenreich war dieser Roman das beste Buch des Jahres 2020. Recht hat sie. „Apeirogon“ ist ein unglaublich starker Roman, der auf den ersten Blick verstört, durch seine z.T. kürzesten Kapitel. Und doch sind Sie gefangen in diesen Seiten, auf denen McCann die ganze Welt packt. Unglaublich, welche Bezüge er herstellt, wie er immer wieder auf bestimmte Momente aus den Leben der beiden Männer zurückkommt und sie von verschiedenen Seiten beleuchtet. Was hat der Vogelflug, die John Cage Musik in Halberstadt, befreundete Zahlen, der Drahtseilartist Petit (den wir schon aus einem früheren Roman von McCann kennen) mit der Ermordung der beiden Mädchen zu tun? McCann schafft das und legt hier ein Meisterwerk vor.

Apeirogon ist ein Hybrid-Roman, in dem das meiste erfunden ist, eine Erzählung, die wie jede Erzählung Spekulation, Erinnertes, Tatsachen und Phantasie verwebt.“,
schreibt Colum McCann im Nachwort.

Freitag, 21.Januar

Berblinger (Schneider von Ulm) Denkmal

Heute haben
Ludwig Thoma * 1867
Egon Friedell * 1878
Antonio Gramsci * 1891
Geburtstag
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Kein Laster ist so widerwärtig wie die Tugend, die sich vor der Öffentlichkeit entblößt.
Ludwig Thoma
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Ali Abdollahi: „Wetterumschwung
Gedichte in persisch und deutsch
und Nachdichtungen in deutscher Sprache
Secession Verlag € 20,00

Letzten Herbst ist dieser Gedichtband erschienen. So schön gemacht, dass er gleich auffällt, wenn das Buch nicht im Regal steckt, sondern ausliegt.
Die Gedichte behandeln oft „Kleinigkeiten“, die Dinge, die Ali Abdollahi umgeben, die er sieht, die ihm nahegehen.
Neben den arabischen Originalen stehen die deutschen Übersetzungen und auch poetischen Übertragungen von Daniela Danz, Max Czollek, Jan Wagner und Kurt Scharf.
Interessant auch das Nachwort von Michael Krüger über sein Treffen, seine Zusammenarbeit mit Ali Abdollahi. Er war sehr verblüfft, nichts von diesem Dichter gehört zu haben, obwohl er doch so viel für die deutsche Lyrik in Persien gemacht hat. Auch geht er auf die politische Wichtigkeit der Dichter:innen in Iran ein, die unterdrückt, gefangengehalten, gefoltert und ermordert werden.

Das schreibt der Verlag:
Ali Abdollahi, geboren 1968 in Birdschand im Nordosten des Iran, hat in Teheran Germanistik studiert. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit »Konkreter Poesie im Deutschunterricht«. Seitdem hat er an die 100 Werke aus der deutschen Literatur und Philosophie ins Persische übersetzt, darunter Autoren wie Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Robert Musil, Martin Heidegger oder Günter Grass. Neben Einzelwerken hat Abollahi auch Anthologien moderner deutschsprachiger Prosa und Lyrik in persischer Übersetzung veröffentlicht, die bis heute immer wieder neu aufgelegt werden. Als Herausgeber hat er 2021 gemeinsam mit Kurt Scharf auch die wegweisende Anthologie persischsprachiger Dichtung des 21. Jahrhunderts „Ein Dieb im Dunkeln starrt auf ein Gemälde“ vorgelegt. Neben seiner Arbeit als Übersetzer und Literaturkritiker gehört Abdollahi zu den profiliertesten Lyrikern seines Landes, von dem bislang sieben eigene Gedichtbände auf Persisch veröffentlicht wurden, zuletzt Geometrie der Kastanienbäume, Meere hinter der Wand und Der rote Schattenspender Für seine Arbeit wurde Ali Abdollahi mehrfach ausgezeichnet. Er lebt zurzeit mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Berlin.

Ich habe die Gedichtproben als pdf erhalten und bekomme sie schwer hier auf den Blog. Hauptsächlich die arabische Form, da die sich wirklich nur von rechts nach links kopieren lässt. Deshalb nur zwei Beispiele.

تو
ابر از کنار پنجره می گذرد
بر کوهپایه
بهار بهارتر می شود
دنیا پیرتر می شود.
تو از کنار سال می گ

Du

Die Wolke

zieht am Fenster vorbei
über das Vorgebirge.

Der Frühling
wird frühlingshafter.

Du ziehst am Jahr vorbei
und die Welt wird älter.

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Bei dir

Du entfernst dich

An der Mole
winkst du
der Himmel schüttelt meine Hand
mein Blick ein Schiffspassagier
die Passagiere an Bord
lesen
im Meer

Ich bin bei dir
und Sand
rieselt
auf meine Worte.
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Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger sowie die beiden Landräte Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis) und Thorsten Freudenberger (Landkreis Neu-Ulm) haben einen gemeinsamen Aufruf gestartet. Sie laden andere Gebietskörperschaften, Verbände, Institutionen, Vereine, aber auch Privatpersonen ein, diesem Aufruf beizutreten, um der bisher eher schweigenden Mehrheit im Land, die die Corona-Maßnahmen befürwortet, Stimme und Gesicht zu geben. Als einer der ersten hat bereits der Biberacher Landrat Dr. Heiko Schmid erklärt, er unterstütze diese Erklärung.

https://www.openpetition.de/petition/online/aufruf-obs-czisch-albsteiger-landraete-scheffold-freudenberger-zu-impfungen-u-coronamassnahmen