Dienstag, 31.Januar


Heute haben
Marie Luise Kaschnitz * 1901
John O’Hara * 1905
Benoite Groult * 1920
Kurt Marti * 1921
Norman Mailer * 1923
Kenzaburo Oe * 1935
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Morgensonne im Winter

Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum und Scholle an zu treiben…

Löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen…

Herz, o Herz, nach langem Wähnen
laß auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!
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Morgen geht es los:

978-3-15-019112-5


“Februar”
Herusgegeben von Christine Schmidjell und Evelyne Polt-Heinzl
Reclam Verlag € 6,00

Wieder sind es fast 70 Gedichte, die hier in das Februar-Heftchen aufgenommen worden sind und wieder ist kein Goethe dabei. Die beiden Damen halten an ihrem Prinzip fest.

Dafür dichtet sich Ringelnatz schon in den Karneval:

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Berta, wir gehn zum Faschingsball,
Zu Karnevallerie Krawall,
Pot-Pickles, Mixed-Pourri und Drall.
Denn mancherlei im Leben
vielerlei!
Das man nicht sagt, läßt tanzen sich und gröhlen
Und köstlich ist ein unverbindlich Küssen.

In der Anthologie hat es Überschriften wie “Das wilde Treiben”, “Ballgeflüster”, “Frühlingserwartung” und “Vorfrühling”. Wir bleiben jedoch noch bei den Rubriken “Immer noch Winter” und “Stille Februartage”. Wer weiß, was noch alles vom Himmel fällt, oder wie lange der Winter noch andauert?


Christian Friedrich Hebbel
Winter-Landschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub’ ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf’s öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.


Joseph von Eichendorff
Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künft’ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.


Richard Dehmel
Winterwärme

Mit brennenden Lippen,
unter eisblauem Himmel,
durch den glitzernden Morgen hin,
in meinem Garten,
hauch ich, kalte Sonne, dir ein Lied.

Alle Bäume scheinen zu blühen;
von den reifrauhen Zweigen
streift dein Frühwind
schimmernde Flöckchen nieder,
gleichsam Frühlingsblendwerk;
habe Dank!

An meiner Dachkante hängt
Eiszapfen neben Zapfen,
starr,
die fangen zu schmelzen an,
Tropfen auf Tropfen blitzt,
jeder dem andern unvergleichlich,
mir ins Herz.
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Das erste Konzert ist am Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm.

Der Universitätschor Ulm singt als Hauptwerk von Wolfgang Amadeus Mozart das „d-moll Requiem“.
Die Solisten kommen aus den Reihen der beiden Unichöre. Begleiten werden ein Streichquintett mit Musiker:inen aus dem Ulmer Theater und an der Orgel Andreas Weil.
Die musikalische Leitung hat Manuel Sebastian Haupt.
Neben dem Requiem erklingt noch das „Nachtlied“ von Max Reger auf ein Gedicht von Petrus Herbert für fünfstimmigen Chor a cappella sowie das Andante non lento aus dem Streichquartett a-Moll von Felix Mendelssohn.

Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm 
Eintritt 18,00 € / ermäßigt 9,00 €
Abendkasse ab 17:30 Uhr

Montag, 30.Januar


Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
Hans Erich Nossack * 1901
Barbara Tuchman * 1912
Claudio Rodriguez * 1934
Richard Brautigan * 1935
und Barbara Wood * 1947
Thomas Brezina * 1963
Geburtstag
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Heinrich Wilhelm Gerstenberg (1737 – 1823)
An eine Rose

Du kleine Rose, glaube mir,
Du sollst Lucindens Busen schmücken.
Ich selber will dich ihr
Itzt auf den vollen Busen drücken.

Dann sag ich: „Mädchen, küsse mich,
Sieh, dies hat Flora dir geweihet.
Sieh, wie die Rose sich
Schon über ihre Stelle freuet:“

Doch untersteht ein Jüngling sich
Dich von dem Busen abzubrechen:
Dann, Rose, räche mich,
Dann musst du ihn gewaltsam stechen.

Doch wenn in meines Mädchens Brust
Nach mir sich zarte Wünsche regen –
O die geliebte Brust !
Dann hauch ihr süßen Duft entgegen.
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Unser Buchtipp:


Claire Keegan: „Kleine Dinge wie diese und Das dritte Licht
Übersetzt aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Jeweils € 20,00, schön in Leinen gebunden

Claire Keegan war für mich eine der Entdeckungen aus dem letzten Jahr. Ihre Erzählung, ihr schmaler Roman „Kleine Dinge wie diese“ habe ich lange nicht beachtet, nach der Lektüre war ich jedoch hellauf begeistert. Jetzt hat der Steidl Verlag „Das dritte Licht“ neu herausgebracht und wieder ist es ein herausragender Lesegenuss.
Bei beiden Büchern hatte ich Furcht, dass etwas Schlimmes passiert, da die Kurzinhaltsangabe bei „Das dritte Licht“, oder das Nachwort bei „Kleine Dinge“ so etwas vermutenließen. Dies war jedoch nicht der Fall und es sind jeweils Männer die ein großes Herz haben und dies auch durch ihre Taten nach und nach zeigen.
So auch in „Das dritte Licht“, in dem die Erzählerin davon berichtet, wie sie als Mädchen zu ihrer Tante und ihrem Onkel geschickt wird, da ihre Eltern sehr ärmlich leben, der Vater Trinker ist und die Mutter gerade noch ein Kind (zu den anderen) bekommt. So ist eine Mitesserin am Tisch weniger sehr passend.
Bei den Verwandten angekommen, erlebt das Mädchen einen schönen Sommer mit viel Zuneigung und Liebe. Ein Geheimis lastet auf dem Ehepaar, das gegen Ende auch aufgeklärt wird, aber sich nicht auf das freundliche Verhältnis der drei auswirkt. Im Gegenteil.
Auf unserem Büchertisch liegt ein Stapel dieses schmalen Bändchens und ich lege es Ihnen ans Herzen. Die Lektüre wird sie nicht unberührt lassen.

„Das dritte Licht“ („Foster“) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet und in Irland als „The Quite Girl“, ebenfalls preisgekrönt, verfilmt.
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Am Dienstag in einer Woche, am 7.Februar ab 19 Uhr, gibt es wieder eine „1.Seite“
und wir stellen Ihnen vier neue Bücher vor.
Mit dabei natürlich Clemens Grote als Vorleser.
Der Eintritt ist frei.
Wir beginnen pünktlich.

Samstag, 28.Januar

Wir schließen heute unseren Buchladen, wegen Inventur, schon um 13.00 Uhr.
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Heute haben
Colette * 1873
Hermann Kesten * 1900
Peter Piwitt * 1935
David Lodge * 1935
Anselm Glück * 1950
Arnuldur Indridason * 1961
Geburtstag
und es ist der Todestag von Astrid Lindgren
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„Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln.“
Astrid Lindgren
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Unser Buchtipp für das winterliche Wochenende:


Mike Higgins: „Der Atlas für Naturfreunde
Kuriose Karten, die Ihre Sicht auf unsere Umwelt verändern
Mit Illustrationen von Manuel Bortoletti
Aus dem Englischen von Andrea Brandl
Blanvalet Verlag € 25,00

Wie klein sind die kleinsten Tiere ihrer Art? Wo stehen die ältesten Bäume der Welt? Welche Tiere sind im 21. Jahrhundert bereits ausgestorben? Und welche Länder sorgen sich eigentlich wirklich um den Klimawandel? Wieviel Wald wurde während der letzten 100 Jahre abgeholzt, im Vergleich zu den 4.000 Jahren zuvor. Wo gibt es die längsten Sommer und wo die längsten Winter? Wo und wie weit kann ich eine gerade Strecke auf einem Kontinent gehen, ohne in ein Meer zu fallen? Und und und.
Eine besondere Übersicht zu den Themen Natur, Umwelt, Tierwelt, Menschheit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf der ganzen Welt. Über 100 interessante, einzigartige und kuriose Karten zeigen uns Dinge, die wir in dieser Form noch nie erklärt bekommen haben.

Leseprobe
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Am Sonntag, den 29.Januar ist zum letzten Mal das Zauberwort „Samy“ gültig und Sie erhalten Theaterkarten für diesen Abend für € 11,00.

Freitag, 27.Januar

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Heute haben
Achim von Arnim * 1781
Fulvio Tomizza * 1935
Jochen Missfeldt * 1941
Antonio Pennacchi * 1950
Geburtstag.
Heute ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
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Heinrich Heine
Die Jahre kommen und gehen

Die Jahre kommen und gehen,
Geschlechter steigen ins Grab,
Doch nimmer vergeht die Liebe,
Die ich im Herzen hab.

Nur einmal noch möcht ich dich sehen,
Und sinken vor dir aufs Knie,
Und sterbend zu dir sprechen:
„Madame, ich liebe Sie!“
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Heute Abend:
Fr. 27. 01. | 20.00 Uhr | Ulmer Münster, Turmhalle
Candelabro – Aristides de Sousa Mendes
Eine Videoskulptur von Werner Klotz
Einführung und Eröffnung

Videoskulptur Candelabro, Foto: Sousa Mendes Foundation


Aristides de Sousa Mendes war im Juni 1940 portugie-
sischer Generalkonsul in Bordeaux. Damals trafen über
eine Millionen Menschen, darunter viele Jüdinnen und
Juden, auf der Flucht aus zahlreichen Ländern Europas
in der Stadt ein. Sie hofften, über Portugal fliehen zu
können, nachdem die deutsche Wehrmacht Belgien,
die Niederlande und Nordfrankreich besetzt hatte.
Die Flüchtenden benötigten dazu Visa, doch hatte der
portugiesische Diktator António de Oliviera Salazar
bereits im November 1939 seinen Diplomaten untersagt
diese auszustellen. Sousa Mendes geriet in ein Dilemma:
Der gläubige Katholik musste zwischen seinen Grundwer-
ten und dem Befehl Salazars entscheiden. Nach dreitägi-
gem Gewissenskampf entschied er sich, seinem Gewissen
zu folgen. Zwischen dem 17. und 23. Juni 1940 stellte
er unzählige Visa aus und rettete damit tausende Leben.
2019 beauftragte die New Yorker Sousa Mendes
Foundation den renommierten Künstler Werner Klotz
(Berlin/New York), eine Videoskulptur zu schaffen, die
diese drei Tage der Entscheidung von Aristides de Sousa
Mendes zum Thema hat. Es entstand ein nahezu vier
Meter hohes Werk aus Edelstahl mit 13 Monitoren, das
bereits in Portugal und Frankreich ausgestellt wurde
und nun durch das Engagement von Dr. Jennifer Hartog
(Toronto) in Ulm gezeigt wird. Sie wird in der Gedenk-
veranstaltung am 27. Januar die Geschichte von Sousa
Mendes und ihrer eigenen Familie vorstellen. Zehn ihrer
Familienmitglieder wurden durch Mendes‘ Visa gerettet.

In der Abendveranstaltung geht es um in der Geschichte
und in der Gegenwart brennende Fragen. Woher
kam dieser Mut? Welche Entscheidungsprozesse fanden
statt? Warum begeben sich auch heute Menschen
in Gefahr, um unmenschliche Regime und totalitäre
Strukturen zu bekämpfen oder Verfolgten und Ge-
flüchteten zu helfen?
Im Anschluss an diesen ersten Teil des Abends wird die
Skulptur mit musikalischer Umrahmung durch Almut
Kühne (Berlin), die die Sound-Spur des Kunstwerks
schuf, im Münster präsentiert.
Begrüßung: Oberbürgermeister Gunter Czisch

Familienfoto der Hartogs 1938, vor der Flucht aus den
Niederlanden. Von ihnen wurden fünf durch Sousa Mendes‘
Visa gerettet. Quelle: Sousa Mendes Foundation

Gerettete in einer Suppenküche in Lissabon, 1941.
Quelle: Benjamin Schlesinger, Sousa Mendes Foundation

Aristides de Sousa Mendes, 1940.
Quelle: Sousa Mendes Foundation
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Auch am Sonntag, den 29.Januar gilt:
Für alle Karten, die mit dem Zauberwort „Samy“ gekauft, vorbestellt, oder an der Abendkasse abgeholt werden, gilt: Halber Preis, also € 11,00.
Wichtig: Am Sonntag haben Sie die letzte Möglichkeit, die Ausstellung im Schuhhaussaal (dort wo auch gespielt wird) anzuschauen.


Donnerstag, 26.Januar

Einkauf aus unserem Spendenkässle für Geflüchtete

Heute haben
Achim von Arnim * 1781
Fulvio Tomizza * 1935
Jochen Missfeldt * 1941
Antonio Pennacchi * 1950
Geburtstag
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Joachim Ringelnatz
Stille Winterstraße

Es heben sich vernebelt braun
Die Berge aus dem klaren Weiß,
Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun,
Steht eine Stange wie ein Steiß.

Ein Rabe fliegt, so schwarz und scharf,
Wie ihn kein Maler malen darf,
Wenn er’s nicht etwas kann.
Ich stapfe einsam durch den Schnee.
Vielleicht steht links im Busch ein Reh
Und denkt: Dort geht ein Mann.
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Unser Buchtipp:


Marianne Philips: „Die Beichte in der Nacht
Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart
Diogenes Verlag  € 14,00

„Ich setze mich zu Ihnen, Schwester. Das ist nicht erlaubt, ich weiß. Aber ich mache es trotzdem – ich habe so lange nicht mehr gesessen, an einem Tisch mit Lampe darauf. Verstehen Sie, warum man Verrückte ins Bett steckt, als wären sie krank?“
Zwei Nächte lang wird Heleen der Nachtschwester ihre Lebensgeschichte erzählen, ob diese will oder nicht, sie muss zuhören. Endlich soll jemand erfahren, warum Heleen hier seit Jahren eingesperrt ist, endlich kann sie darüber reden.
Heleen wächst Anfand des 20. Jahrhunderts auf dem Land in den Niederlanden unter ärmlichen Verhältnissen, in einer kinderreichen protestantischen Familie auf. Sie setzt alles alles dara,n diesem Milieu zu entkommen und ein Leben in Schönheit und Wohlstand zu erreichen. Sie geht in die Stadt und schafft tatsächlich den gesellschaftlichen Aufstieg. Sie liebt Hannes und er sie. Ein Leben in Glück und Zufriedenheit scheint erreicht. Nach dem Tod ihrer Eltern nimmt sie ihre jüngste Schwester bei sich auf, aber Heleen  findet kein Vertrauen in ihr doch so perfektes Leben. Selbstzweifel und Eifersucht treiben sie letztendlich in eine Gedankenwelt, die zu einer Katastrophe führt.
Ein toller, faszinierender Roman, der schon 1930 erschienen ist und durch die besondere Erzählperspektive, die eine sehr berührende intime Nähe entstehen lässt, besticht.

Marianne Philips, geboren 1886 in Amsterdam, war Politikerin, Schriftstellerin und Mutter von drei Kindern. Sie war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und wurde 1919 als eines der ersten weiblichen Ratsmitglieder der Niederlande gewählt. Sie schrieb fünf Romane und einige Novellen. Ab 1940 war ihr das Publizieren als Jüdin untersagt. Sie überlebte den Krieg, war aber krankheitshalber bis zu ihrem Lebensende (1951) ans Bett gefesselt.
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Schukrafts Wundertüte


Liebe Theater-Freunde,
in dieser Woche hat das Publikum letztmals Gelegenheit, eine spektakuläre Verbindung von Theater und Bildender Kunst im Kunstverein Ulm zu erleben. Heute, am Donnerstag, 26. 1., und Sonntag, 29. 1., spielt jeweils um 19 Uhr mein „Revoluzzerkind“ im Kunstverein. Spektakulär ist die Aufführung auch deshalb, weil das Theaterstück und die Ausstellung „Magische Räume“ des Künstlers Chen Zhiguang eine Einheit bilden. Diese Ausstellung wird Ende des Monats abgebaut. Anschießend wird „Revoluzzerkind“ in einer etwas geänderten Fassung, aber ohne Ausstellung, im Schuhhaussaal weiter gespielt.

Karten gibt es bei der Bücherstube Jastram, Telefon 0731/67137
und für Kurzentschlossene auch ab 18.15 Uhr an der Abendkasse im Schuhhaussaal.

Achtung: Wer Karten vorbestellt, oder an der Abendkasse abholt und das Zauberwort „Samy“ sagt, bekommt für diese beiden Terminen Karten für je € 11,00.

Mittwoch


Gestern Abend im Stadthaus Ulm
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Heute haben
Daniel Casper von Lohenstein * 1635
William Somerset Maugham * 1874
Virginia Woolf * 1882
Eva Zeller * 1923
Silvio Blatter * 1946
Dzevad Karahasan * 1953
David Grossman * 1954
Alessandro Baricco * 1958
Geburtstag
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Jung sein ist Glück und vergeht wie Dunst, jung bleiben ist mehr und ist eine Kunst.
Friedrich Theodor Vischer
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Jetzt neu als Taschenbuch:


Lana Bastašić: „Fang den Hasen
Aus dem Bosnischen von Rebekka Zeinzinger
Fischer Taschenbuch € 14,00

„Eine europäische Literatur, [die] vollbringt, was hervorragende Literatur vollbringen sollte – uns hoffen lassen, dass sich Wunder erfüllen. Lana Bastašićs Geschichten müssen erzählt werden.“
Saša Stanišić

Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Europäischen Union 2020.

Eigentlich wollte ich hier schreiben, wie gut mir der Roman gefallen hat, wie er mich überrascht, überrollt und auf falsche Fährten gebracht hat. Ihnen die vielen tollen Besprechnungen zeigen, die es gab, als der Roman neu erschienen ist. Dann fällt mir auf der Seite des S.Fischer Verlages dieses Interview auf. Na, besser kann ich es doch gar nicht schreiben. Nehmen Sie sich die Zeit. Es lohnt sich.

Roadtrip ins Identitätskuddelmuddel

Lana Bastašić steht ihrer Lektorin Teresa Pütz Rede und Antwort zu ihrem international gefeierten Debütroman „Fang den Hasen“, der Bedeutung weiblicher Solidarität und ihrem Verhältnis zur zersplitterten jugoslawischen Heimat.

Wovon handelt dein Roman, welcher Hase will da gefangen werden – oder eben nicht? Und ohne das Ende vorwegzunehmen, was hat Dürers berühmte Hasenradierung damit zu tun?

An der Oberfläche handelt mein Roman von Lejla und Sara, zwei Kindheitsfreundinnen, die sich nach zwölf Jahren plötzlich wiedersehen und gemeinsam auf einen ziemlich verrückten Roadtrip durch den Balkan bis nach Wien gehen – um Armin zu finden, Lejlas Bruder, der damals in den Kriegswirren verschwand.

Tiefergehend handelt er vom Geschichtenerzählen und Erinnerungen: inwiefern wir eine andere Person und ihr Leben jemals verstehen und beschreiben können, und wie unsere Erinnerungen von ihr anders oder irreführend sein können. Den Hasen zu fangen bedeutet für mich die Suche danach, den anderen zu verstehen. Dürers Hase in der Albertina war dafür eine nützlicher Erzählschluss – der symbolhafte Hase in meinem Roman entwickelt sich von etwas Lebendigem zu etwas Starrem, zur Kunst, und damit zum Unsterblichen.

Mit Lejla und Sara begegnen wir zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die trotzdem eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Was bedeutet Freundschaft für dich persönlich, insbesondere unter Frauen?

Ich empfinde Freundschaft als etwas sehr Schönes, Komplexes und schwer zu Definierendes. Manchmal sind die Grenzen fließend, so dass es schwierig zu sagen ist, was Freundschaft eigentlich ist. In meinem Buch wollte ich einen Blick auf die Beziehung zwischen zwei Frauen werfen, die manchmal wie eine Freundschaft aussieht und dann wiederum sehr toxisch und zerstörerisch sein kann.

Für mich persönlich sind Frauenfreundschaften in der stark patriarchalischen Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, und die uns gelehrt hat, uns gegenseitig als Konkurrentinnen zu betrachten, immer besonders wichtig gewesen. Ich glaube an weibliche Solidarität und die Praxis der Integration im Gegensatz zum patriarchalischen und kapitalistischen Drang andere zu bekämpfen und auszuschließen.

Wie war es im Bosnien der 90er aufzuwachsen? Warum hast du dein Heimatland verlassen, schreibst aber jetzt darüber – und lässt deine Erzählerin harte Worte dafür finden? An einer Stelle in deinem Roman vergleicht Sara Bosnien mit einer Frau, die von einem Mann vergewaltigt und zurückgelassen wird.

Für uns war es völlig normal, einfach weil wir nichts anderes kannten. Ich darf auch behaupten, dass ich eine privilegierte Kindheit hatte – ich war ein serbisches Mädchen, das in einer Stadt lebte, in der Serben die Mehrheit stellten. Meine Eltern waren zudem Zahnärzte, ich konnte mir Dinge leisten, die manchen meiner Freunde verwehrt blieben. Diese Privilegien wollte ich unter anderem in meinem Roman verdeutlichen. Mir ging es wie Sara, die im Gegensatz zu ihrer Freundin Lejla damals den ›richtigen‹ Nachnamen und die ›richtige‹ Religion hatte. Doch im Unterschied zu meiner Protagonistin habe ich mein Land erst mit 25 Jahren verlassen, um in Barcelona zu leben. Ich ging, weil ich fühlte, dass wenn ich im Nachkriegsbosnien – zerrissen von Nationalismus, Korruption und Hass – bleiben würde, ich zu einer bitteren und zornigen Person werden würde. Und dann wäre ich nicht imstande gewesen zu schreiben. Der jugoslawische Literaturnobelpreisträger Ivo Andrić hat einmal gesagt: Ein Mann, der nicht hassen kann und sich entscheidet, nicht zu hassen, wird immer ein Fremder in Bosnien sein. Dennoch ist meine Beziehung zu Bosnien nicht so düster, nicht so bitter wie die meiner Erzählerin. Ich kehre immer wieder zurück in meine Heimat, schreibe in meiner Muttersprache. Aber ja, ich musste zuerst aus bosnischen Denkmustern ausbrechen. Ich brauchte die Distanz, um meinen Roman zu schreiben.

Dein Roman erschien zuerst in einer bosnischen und kroatischen Ausgabe. Von dir kursieren ganz unterschiedliche Biographieangaben, die alle versuchen, deine Nationalität und Muttersprache einzukreisen: Jugoslawisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbokroatisch? Würdest du für uns etwas Licht ins Dunkel bringen?

Meine Freundin und Schriftstellerin Dubravka Ugrešić sagte einmal zu mir, dass ich »die letzte jugoslawische Autorin« sei. Damit meinte sie, dass ich zu einer jüngeren Generation gehöre, aber mein Hintergrund so kompliziert ist, dass nur dieses allumfassende Adjektiv es festnageln kann: jugoslawisch. Meine Familie war serbisch, aber wie viele Serben lebten wir in Kroatien. Die Sprache ist die gleiche, nur die Religion eine andere.

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war der Nationalismus überall auf dem Vormarsch, auch in Kroatien. An Kiosken wurden Dosen verkauft, die »reine kroatische Luft« beinhalten (Ugrešić schreibt darüber in einer ihrer Essays). Mein Vater verlor seine Arbeit und auf uns wurde Druck ausgeübt, Zagreb zu verlassen. Das taten wir dann auch. Wir zogen nach Bosnien, und mein Bruder und ich blieben bei unseren Großeltern auf dem Land, bis unsere Eltern Arbeit fanden. Jeder glaubte, dass das Ganze schnell vorbei gehen würde. Dann aber begann der Krieg und wir blieben in Banja Luka. Nur hatte sich das Blatt jetzt gewendet: plötzlich waren wir die Mehrheit und die nicht-serbische Bevölkerung wurde niedergemetzelt, vergewaltigt und ins Exil geschickt.

Die Sprache, die in Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro gesprochen wird, wurde ursprünglich einmal als Serbokroatisch bezeichnet. Serbokroatisch haben meine Eltern in der Schule gelernt. Nach dem Zerfall Jugoslawiens und durch den Krieg wollten diese Länder nichts miteinander zu tun haben. Plötzlich wurden Serbisch und Kroatisch zwei unterschiedliche Sprachen. Vielleicht kann man sich das wie Deutsch, Schweizerdeutsch und Österreichisch vorstellen, wenn diese Länder in den Krieg miteinander gezogen wären? Zur gleichen Zeit tauchten zwei neue Sprachen auf, die vorher nicht existiert hatten: Bosnisch und Montenegrinisch. Für einige von uns war das seltsam, wir waren an diese Namen nicht gewöhnt. Im Grunde passierte es also, dass Politik und Nationalismus wichtiger als Sprache und Verstand wurden. Die Wahrheit ist, niemand braucht einen Übersetzer, wenn Menschen aus diesen vier Ländern miteinander sprechen. Aus diesem Grund bevorzuge ich, meine Sprache Serbokroatisch zu nennen, auch wenn ich weiß, dass sie nicht mehr geführt wird – aber sie verdeutlicht mir einfach, dass Sprache keine nationalen Grenzen kennt.

Was bedeutet Heimat für dich als eine Autorin, die ständig unterwegs ist?

Ich habe nur ein Zuhause und das ist die Literatur. Das klingt schmalzig, ist aber wahr. Es ist meine Republik, die ich mit meinen Schriftstellerkolleg*innen teile. Ich sage das nicht, weil ich romantisch bin. Ich sage das, weil ich in einem Land geboren bin, das nicht länger existiert, ich eine Sprache gelernt habe, die nicht länger existiert, und nun habe ich drei verschiedene Nationalitäten. Ich habe also sehr früh verstanden, dass Nationen recht beliebig sind, und dass meine Heimat etwas Größeres sein muss als ein Reihe Koordinaten. Ich bin sehr oft umgezogen und ich reise viel, aber die eine Konstante in meinem Leben, die nie ihre Bedeutung verliert, ist die Literatur.

Welche Bedeutung hat der Literaturpreis der Europäischen Union für dich, mit dem du letztes Jahr ausgezeichnet wurdest? Welche Erfahrungen machst du generell als Autorin im Literaturbetrieb?

Dieser Preis hat mir sehr viel bedeutet, auch weil ich ihn mit zwölf anderen europäischen Preisträgern teile und das Gefühl hatte, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die größer ist als die der serbischen und bosnischen Autor*innen. Frauen werden im Balkan kaum ausgezeichnet, oder überhaupt nominiert. Wir müssen dreimal so hart arbeiten und uns und unseren Platz in der Literaturwelt ständig rechtfertigen. Uns lässt man keine mittelmäßigen oder schlechten Bücher durchgehen – wir müssen Meisterwerke schreiben, um einen Platz an der Tafel zu ergattern. Das ist so ungerecht und leider immer noch allzu sehr Realität. Für mich persönlich bedeutete der Literaturpreis und alle Übersetzungen, die daraus folgten, dass ich woanders akzeptiert werden konnte, dass ich jetzt aufstehen kann und sagen: »Ich bin eine Schriftstellerin«. Ich verstehe heute, dass der sexistische Literaturbetrieb, aus dem ich komme, nur ein winziger Teil einer viel größeren, viel offeneren Gemeinschaft ist.

Was möchtest du Leser*innen zum Schluss mit auf dem Weg geben?

Ich wünsche mir, dass sie sich generell für Bosnien und die Literatur des Balkans interessieren. Mir ist bewusst, dass das, was sie bisher aus Bosnien bekommen, immer nur typische Kriegsgeschichten mit Helden, Bösewichten und Opfern sind. Daher hoffe ich, dass mein Roman sie einen Blick auf die Frauen und jungen Mädchen werfen lässt, die in meiner Heimat aufgewachsen sind und die sich von früh an mit diesem Identitätskuddelmuddel auseinandersetzen mussten. Schlussendlich hoffe ich, sie können sich mit dem ganz universellen Thema identifizieren, dass wir stets bemüht sind, unsere Leben in Geschichten zu verwandeln, dass wir alle versuchen, uns auf die eine oder andere Weise unsterblich zu machen.

Das Gespräch führte und übersetzte Teresa Pütz.

Leseprobe
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Die Bundesregierung soll sich wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen die gesetzlichen Klimaziele vor Gericht verantworten. Einem Zeitungsbericht zufolge reichte der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland Klage gegen die Regierung ein. Er verklagt die Bundesregierung wegen Verfehlung der Klimaziele in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Das berichtet unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“. Der BUND verlangt in seiner beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingereichten Klage den Beschluss von Sofortprogrammen, wie sie das Klimaschutzgesetz vorsieht. …

Den kompletten Artikel gibt es tagesschau.de

Dienstag, 24.Januar

Vesperkirche Ulm

Heute haben
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais * 1732
E.T.A.Hoffmann * 1776
edith Wharton * 1862
Vicki Baum * 1888
Eugen Roth * 1895
Milada Souckova * 1899
Wolf von Niebelschütz * 1913
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„Welch eine Kluft liegt zwischen dem, was man will und dem, was geschieht! Manches Leben ist nur ein stetes Wollen und mancher weiß vor lauter Wollen am Ende selbst nicht, was er will.“
E.T.A.Hoffmann
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Unser heutiger Kinderbuch-Erwachsenenbuch-Tipp:


Dr.Seuss: „Dr.Seuss‘ Schlummerbuch
Aus dem Amerkanischen von Nadia Budde
Kunstmann Verlag € 18,00

„Gähnen steckt an, so ähnlich wie Lachen. Fängt einer erst an, müssen alle es machen … „
Genauso ansteckend wie das sperrangelweite Gähnen des müden Käfers Willi van Wann ist der überbordende Witz dieses Buchs: Nie hat es mehr Spaß gemacht, ins Bett zu gehen!

Das große Gähnen des kleinen Käfers Willi van Wann breitet sich aus wie ein Lauffeuer, erst erfasst es seine sieben besten Käferkumpel, dann die Fluffi-Flaum-Vögel, danach die Herkheimer-Schwestern, die ihre Zähne abends an tosenden Wasserfällen putzen, schließlich den Zugbrückenzieher von Burg Knupperbogen, den Hinkelhorn-Bläserclub und alle anderen natürlich auch. Überall wird geschlummert, gepennt, leise geschnarcht, in Ecken, Lücken und Winkeln – sogar auf Rasierschaumpinseln! Derweil zählt der Abzähl-Apparat jeden neuen Schläfer, sekündlich werden es mehr, am Ende sind es Milliarden, Billionen, Trilliarden.
Ein Buch voller verrücktem Sprachwitz und Worterfindungen. Ich kennen nur die Neuübersetzung von Nadia Budde, aber die ist schon sehr großartig. Alles geschmückt mit den eigenwilligen Illustrationen von Dr.Seuss, mit dessen Büchern us-amerikanischen Kinder in den 60er Jahren aufgewachsen sind.
Herrlich.
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Fr. 27. 01. | 20.00 Uhr | Stadthaus und Münster
Candelabro – Aristides de Sousa Mendes
Einführung und Eröffnung

Sa. 28. 01. | 17.00 Uhr | vh ulm
Sousa Mendes – Fluchthilfe 1940
Gespräch mit Angehörigen

27. 01. – 13. 03. | Münster
Präsentation der Videoskulptur Candelabro
Mittagsgespräch in der Turmhalle, mittwochs, 12.00 U. 01. | 20.00 Uhr | Stadthaus und Münster
Candelabro – Aristides de Sousa Mendes

Einführung und Eröffnung
Sa. 28. 01. | 17.00 Uhr | vh ulm
Sousa Mendes – Fluchthilfe 1940
Gespräch mit Angehörigen

27. 01. – 13. 03. | Münster
Präsentation der Videoskulptur Candelabro
Mittagsgespräch in der Turmhalle, mittwochs, 12.00 Uhr

Aristides de Sousa Mendes war im Juni 1940 portugie-
sischer Generalkonsul in Bordeaux. Damals trafen über
eine Millionen Menschen, darunter viele Jüdinnen und
Juden, auf der Flucht aus zahlreichen Ländern Europas
in der Stadt ein. Sie hofften, über Portugal fliehen zu
können, nachdem die deutsche Wehrmacht Belgien,
die Niederlande und Nordfrankreich besetzt hatte.
Die Flüchtenden benötigten dazu Visa, doch hatte der
portugiesische Diktator António de Oliviera Salazar
bereits im November 1939 seinen Diplomaten untersagt
diese auszustellen. Sousa Mendes geriet in ein Dilemma:
Der gläubige Katholik musste zwischen seinen Grundwer-
ten und dem Befehl Salazars entscheiden. Nach dreitägi-
gem Gewissenskampf entschied er sich, seinem Gewissen
zu folgen. Zwischen dem 17. und 23. Juni 1940 stellte
er unzählige Visa aus und rettete damit tausende Leben.
2019 beauftragte die New Yorker Sousa Mendes
Foundation den renommierten Künstler Werner Klotz
(Berlin/New York), eine Videoskulptur zu schaffen, die
diese drei Tage der Entscheidung von Aristides de Sousa
Mendes zum Thema hat. Es entstand ein nahezu vier
Meter hohes Werk aus Edelstahl mit 13 Monitoren, das
bereits in Portugal und Frankreich ausgestellt wurde
und nun durch das Engagement von Dr. Jennifer Hartog
(Toronto) in Ulm gezeigt wird. Sie wird in der Gedenk-
veranstaltung am 27. Januar die Geschichte von Sousa
Mendes und ihrer eigenen Familie vorstellen. Zehn ihrer
Familienmitglieder wurden durch Mendes‘ Visa gerettet.

In der Abendveranstaltung geht es um in der Geschichte
und in der Gegenwart brennende Fragen. Woher
kam dieser Mut? Welche Entscheidungsprozesse fanden
statt? Warum begeben sich auch heute Menschen
in Gefahr, um unmenschliche Regime und totalitäre
Strukturen zu bekämpfen oder Verfolgten und Ge-
flüchteten zu helfen?
Im Anschluss an diesen ersten Teil des Abends wird die
Skulptur mit musikalischer Umrahmung durch Almut
Kühne (Berlin), die die Sound-Spur des Kunstwerks
schuf, im Münster präsentiert.
Begrüßung: Oberbürgermeister Gunter Czisch

Familienfoto der Hartogs 1938, vor der Flucht aus den
Niederlanden. Von ihnen wurden fünf durch Sousa Mendes‘
Visa gerettet. Quelle: Sousa Mendes Foundation

Gerettete in einer Suppenküche in Lissabon, 1941.
Quelle: Benjamin Schlesinger, Sousa Mendes Foundation

Aristides de Sousa Mendes, 1940.
Quelle: Sousa Mendes Foundation

Montag, 23.Januar


Heute haben
Clara Reeve * 1729
Stendhal * 1783
Camilla Collett * 1813
Sergej Eisenstein * 1898
Anna Maria Jokl * 1911
Derek Walcott * 1930
Joao Ubaldo Ribeiro * 1941
Geburtstag
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Else Lasker-Schüler (1860-1945)

Komm mit mir in das Cinema,
Dort findet man was einmal war:
Die Liebe!

Liegt meine Hand in Deiner Hand
Ganz übermannt im Dunkel,
Trompetet wo ein Elefant
Ganz plötzlich aus dem Dschungel –

Und schnappt nach uns aus heißem Sand
Auf seiner Filmenseide,
Ein Krokodilweib, hirnverbrannt,
Dann – küssen wir uns beide!
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Sally J.Pla: „Komische Vögel
Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck
dtv  € 16.00
Jugendbuch ab 13 Jahren

Charlie muss beim Händewaschen immer bis zwölf zählen: Einseifen, Abspülen, Einseifen.
Türklinken findet er eklig, Staubflusen schrecklich und essen will er nur Chicken  Nuggets.
Aber Charlie kann wunderschön malen. Vögel sind seine Leidenschaft und sein Vogelbuch mit seinen Zeichnungen ist ein kleines Wunderwerk.
Sein eh schon kompliziertes Leben gerät aus den Fugen, als sein Vater nach einer schweren Verletzung in ein anderes Krankenhaus, auf der anderen Seite des Landes verlegt wird. Seine Geschwister wollen vor der schrecklichen Babysitterin fliehen, er will Vögel finden, die er und sein Vater schon immer mal sehen wollten und damit beginnt eine chaotische Fahrt dem Vater hinterher. Die schreckliche Babysitterin, die gar nicht schrecklich ist, gesellt sich dann auch noch dazu und unterwegs wird noch ein ausgesetzter Hund mit drei Beinen eingeladen.
Charlie kann sich die Hände nicht waschen, muss auf schmutzigen Matratzen schlafen, seine nervigen Zwillingsbrüder ertragen und dazu noch seine Schwester, die sich ständig verliebt. Aber Charlie sieht Vögel. Vögel, von denen er immer fasziniert war, er überwindet viele Ängste und Ludmilla, die Babysitterin wird eine treue Begleiterin auf dieser Fahrt. Auch sie hat ihre Gründe den Vater zu treffen.

Lange schon habe ich nicht mehr ein Buch auf einen Rutsch durchgelesenen. Es ist zum Lachen, zum Weinen, es geht ums Hoffen und Durchhalten und um viele große und kleine Federlinge:

„Hope is the thing with feathers „
Emily Dickinson

Leseprobe
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Morgen Abend im Stadthaus Ulm:
Dienstag, 24.Januar, 19 Uhr
„Kommissar Dupin und die Revolution

Als Jean-Luc Bannalec schreibt er die beliebten Bretagne-Krimis –
am 24. Januar, 19 Uhr, kommt Jörg Bong ins Stadthaus zu einem Forum der Südwest Presse.



Sonntag, 22.Januar

„May your darkness be quiet and the light come sooner than you need it“
aus: Bridget Collins, The Binding
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Gerne möchte ich herzlich zu meinem Vortrag einladen:

Donnerstag, 26. Januar 2023,19:00 Uhr
Ökumenischer Abend im Ev. Gemeindehaus der Auferstehungskirche Böfingen, Haslacher Weg 72
Jana Bürgers: Meine Ukraine: Ein Blick auf Geschichte und Gegenwart

Ukraine = U kraina, was wörtlich übersetzt „am Rande“ heißt.
Am Rand wovon? Am Rande ihrer Existenz, am Rande des nationalen Triumphes, am Rande Russlands oder Europas?
Zu lange jedenfalls war die Ukraine am Rande unserer Wahrnehmung, war sie nur ein Anhängsel, die ewige Kolonie Russlands und tauchte nur im Kontext des ESC oder eines internationalen Fussballturniers kurz als eigenständige Einheit auf. Spätestens jetzt dürfte allerdings allen klar sein, dass da mehr hinter der Ukraine steckt als uns lange bewusst war.
Meine Uni in Konstanz hat eine Partnerschaft mit der Sevcenko-Uni in Kyjiw und so begann meine Beziehung zur Ukraine bereits 1993 im Rahmen eines Hilfskonvois in die ukrainische Hauptstadt. Aus dieser ersten Begegnung wurde ein Studienaufenthalt, eine Promotion zur Rolle des Kosakenmythos für die Nationsbildung, verbunden mit Forschungsaufenthalten. Mit dem Uniorchester durfte ich in der Philharmonie musizieren, und in diesem Jahr bin ich seit 20 Jahren auch als Wahlbeobachterin in der Ukraine aktiv. Die Ukraine ist ein Stückchen weit meine Ukraine geworden. Einige Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesen Jahren möchte ich gerne mit Ihnen teilen.

Und bitte gleich vormerken: am Do, 9.2.23 erzähle ich an gleicher Stelle etwas über Wale in Kasachstan – äh: internationale Wahlbeobachtung….

Viele Grüße

Jana

Samstag, 21.Januar

Heute haben
Ludwig Thoma * 1867
Egon Friedell * 1878
Antonio Gramsci * 1891
Geburtstag
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„Man muß die Leute an ihren Einfluß glauben lassen – Hauptsache ist, daß sie keinen haben.
Ludwig Thoma
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Heute ab 15 Uhr auf dem Münsterplatz, Ulm
Kundgebung/Mahnwache
Lützerath lebt

Die Klimakatastrophe und das Versagen der Politik
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Bilanz des Weltwirtschaftsforums
„Klimawandel stärker präsent als erwartet“

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos drohte angesichts der vielfältigen globalen Krisen ein Thema in den Hintergrund zu rücken: der Klimawandel. Doch am Ende kam es anders, berichtet Wolfgang Blau im Interview mit tagesschau.de.

tagesschau.de: Herr Blau, Sie beraten für die Brunswick Group Unternehmen zum Thema Grüne Transformation, also in der Frage, wie sie sich gegen die Herausforderungen des Klimawandels wappnen können. Wie war Ihr Eindruck? Ist der Klimawandel tatsächlich angesichts der anderen Themen in den Hintergrund geraten?

Wolfgang Blau: Mein Eindruck war, dass der Klimawandel stärker präsent war, als ich es erwartet hätte, und auch stärker als bei bisherigen Weltwirtschaftsforen. Es gibt hier im offiziellen Programm des Weltwirtschaftsforums 235 Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Vorträge, und davon waren 33 ausschließlich der Energiewende, also dem Umstieg zu erneuerbaren Energiequellen, der Klimakrise und dem Naturschutz gewidmet. Und es wurde auch von vielen Kolleginnen und Kollegen hier bemerkt, dass die Klimakrise mehr Platz im Programm hat als bisher.

Man kann natürlich die Frage stellen: War es ausreichend? Nein, natürlich nicht. Aber auch in den Diskussionen wurde klar: Die Kontroverse ist nicht mehr, ob eine Energiewende, ein Umstieg hin zu erneuerbaren Energien stattfinden muss. Die Kontroverse ist nur, wie schnell dieser Umstieg stattfinden muss und wie schnell er stattfinden kann.

Mehr auf tagesschau.de
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Nächste Woche im Stadthaus Ulm
Dienstag, 24.Januar, 19 Uhr
„Kommissar Dupin und die Revolution

Foto: Jürgen Kanold : Bannalec/Bong 2020 im „L’Amiral“ in Concarneau

Als Jean-Luc Bannalec schreibt er die beliebten Bretagne-Krimis – am 24. Januar, 19 Uhr,  kommt Jörg Bong ins Stadthaus zu einem Forum der Südwest Presse.

Im neuen Fall „Bretonischer Ruhm“ verbringen Kommissar Dupin und Claire, die Ärztin, ihre Flitterwochen an der Loire, im herrlichen Pays de Retz. Eine Reise von Weingut zu Weingut? Eine Freundin von Claire braucht Hilfe, und ein ungeheuerlicher Mord geschieht. Am 21. Juni erscheint der zwölfte Bretagne-Krimi von Bestsellerautor Jean-Luc Bannalec, aber schon für den 9. März hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch einen Reiseführer zur millionenfach verkauften Krimi-Reihe angekündigt: „Dupins Bretagne“. Wobei ja schon Bannalecs Romane gespickt sind mit touristischen Tipps, denn auch das Restaurant „L‘Amiral“ in Concarneau, wo Dupin seine Entrecôtes verspeist, gibt‘s ja wirklich.

Auch von der traumhaften Bretagne wird Jörg Bong am 24. Januar, 19 Uhr, im Ulmer Stadthaus erzählen – als Gast eines „Forums“ der Südwest Presse. Jean-Luc Bannalec ist nämlich der Künstlername des in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère lebenden Literaturwissenschaftlers und langjährigen Verlegers von S. Fischer. Aber da wäre noch ein ganz anderes, aktuelles Thema, denn Bong hat ein leidenschaftliches Buch über die deutsche Revolution 1848/49 geschrieben, geradezu einen historischen Tatsachenroman: „Die Flamme der Freiheit“. Vor jetzt bald 175 Jahren konstituierte sich das erste gesamtdeutsche Parlament in der Frankfurter Paulskirche – und Bong gehört auch zu den Herausgebern einer Buchreihe, in der erstmals die frühen deutschen Demokratinnen und Demokraten mit ihren Schriften, Biografien und politischen Forderungen versammelt und gewürdigt werden.

So sind am 24. Januar gewissermaßen zwei Schriftsteller zu Gast beim SWP-Forum,  Jörg Bong und Jean-Luc Bannalec. Der 57-Jährige stellt sich den Fragen von Chefredakteur Ulrich Becker und Jürgen Kanold, Leiter der Kulturredaktion. Tickets für 6,50 Euro (Abonnenten zahlen fünf Euro) im SÜDWEST PRESSE + Hapag Lloyd-Reisebüro im Hafenbad und unter swp.de/ticketshop