Dienstag, 31.Mai


Heute haben
Ludwig Tieck * 1773
Georg Herwegh * 1817
Walt Whitman * 1819
Saint-John Perse * 1887 (Nobelpreis 1960)
Konstantin Paustowksi * 1892
Leonid Leonow * 1899
Judith Wright * 1915
James Krüss * 1926
Rainer Werner Fassbinder * 1945
Swetlana Alexijewitsch * 1948
Frank Goosen * 1966
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„Träumt, dass alles besser werde, manchmal werden Träume wahr.
Träumt, dass alles besser werde im neuen Jahr!“
James Krüss
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Unser Buchtipp:


Stefan Hertmans: „Der Aufgang
Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm
Diogenes Verlag € 26,00

Was für ein Buch, was für ein Stoff, was für eine Geschichte.
Stefan Hertmans ist bekannt für seine Romane, die auf Tatsachen beruhen und sehr genau recherchiert sind. Sind es Romane, romanartig geschriebene Dokumentarbücher, oder stark erzählte Biografien?
Ein früherer Roman „Krieg und Terpentin“ war 2017 für den International Man Booker Price ­nominiert und jetzt folgt wieder ein unglaubliches Buch, das ich einem fast 90 jährigen Kunden in die Hand drückte, der in den Niederlande aufgewachsen ist. Drei Tage später meldet er sich wieder und meinte, dass er das alles so erlebt habe.
Stefan Hertmans kaufte in Gent ein heruntergekommenes Haus, das vor sich hinmodert. Der Verkäufer sagte damals schon, dass darin ein ganz besonderer Mann mit seiner Familie gewohnt hatte. Auf dem Kaminsims stand die Hitlerbüste. Aber sonst sei er halt ein fehlgeleiteter Kopf gewesen.
War das wirklich so? War Willem Verhulst nur etwas verdreht und warum hat er dann seine Landsleute ans Messer geliefert und in KZs verschicken lassen? Wie hielt es seine pazifistische Ehefrau mit ihm aus? Wie lebte es sich in einem zerissenen Land mit verschiedenen Sprachen, dem Hass gegenüber den anderen Bevölkerungsgruppen, wenn der Ehemann und Vater zur SS geht?
Stefan Hertmans hat daraus einen unglaublich interessanten, flott zu lesenden Memoir-Roman gelesen, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Leseprobe
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www.hardyontour.wordpress.com

Tag 4
111 km und 930 HM von Linz am Rhein nach Aachen.
Die letzten beiden Nächte zu Gast bei Freunden, da bin ich dankbar für.
Der kühle Gegenwind der letzten Tage hat doch auch etwas an mir gezehrt; da tut eine heiße Dusche und ein weiches Bett und Gastfreundschaft einfach gut.

… nur deshalb mach ich gerne Radtouren.
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www.welthungehilfe.de
Fakten zum Klimawandel auf einen Blick:

Klimawandel-Folgen: Die Temperatur steigt an. Bild: Icon Temperatur

Die Temperaturen steigen seit Jahrzehnten klar an: Seit den 1960 Jahren wurde es in jeder Dekade stetig wärmer. Auch in diesem Jahrzehnt gibt es eine Abweichung von 0,74 Grad Celsius verglichen mit dem Mittelwert des 20. Jahrhunderts. Das sind 0,13 Grad Celsius höher als noch im letzten Jahrzehnt.

Klimawandel-Folgen: Die Erd-Atmosphäre erwärmt sich. Bild: Icon Atmosphäre.

Die Atmosphäre hat sich bereits deutlich erwärmt: Die Werte zeigen: 2016 war das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturmessungen. In diesem Jahr war die Temperatur der oberflächennahen Luft um ca. 0,94 Grad Celsius höher als der Mittelwert des 20. Jahrhunderts.

Klimawandel-Folgen: Die Ozeane erwärmen sich. Bild: Icon Ozeane.

Die Ozeane sind wärmer geworden und versauern: In den Weltmeeren ist die Temperatur der oberen Wasserschichten seit 1980 um ca. 0,5 Grad gestiegen. Dazu verändert sich durch das Kohlendioxid in der Luft der pH-Wert der Meeresoberfläche. Die Meere nehmen mehr CO2 auf und versauern − mit bedrohlichen Folgen für zahlreiche Meereslebewesen. Denn schon kleinste Schwankungen können das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Klimawandel-Folgen: Der Meeresspiegel steigt an. Bild: Icon Meresspiegel

Der Meeresspiegel ist angestiegen: Der Meeresspiegel ist seit 1880 um 20 Zentimeter gestiegen und steigt aktuell mit einer Geschwindigkeit von 3,2 Zentimeter pro 10 Jahren. Verantwortlich dafür sind die Ausdehnung des Wassers durch Erwärmung und das weltweite Abschmelzen des Eises.

Klimawandel-Folgen: Der CO2-Gehalt in der Luft nimmt zu. Bild: CO2-Icon

In der Atmosphäre befindet sich deutlich mehr Kohlendioxid: Messungen im Jahr 2017 haben ergeben, dass der Kohlendioxidwert im Jahresdurchschnitt bei 405 ppm (parts per million) liegt. Damit ist heute rund 41 Prozent mehr CO2 in der Luft als noch in der vorindustriellen Zeit.

Klimawandel-Folgen: Die Gletscher schmelzen. Bild:Gletscher-Icon

Weltweit verschwinden Gletscher, Eisplatten und Schnee: Vier Fünftel der Gebirgsgletscher verlieren aktuell an Masse − im Durchschnitt eine 20 Meter dicke Eisschicht. Dazu schwindet das Eisschild Grönlands um rund 250 Milliarden Tonnen pro Jahr. Auch in der Arktis und der Antarktis schwindet das Eis rapide.

Klimawandel-Folgen: Ökosysteme verändern sich. Bild: Ökosystem-Icon

Ökosysteme reagieren auf den Klimawandel und verändern sich: Der Klimawandel beeinflusst die natürliche Dynamik vieler Tiere und Pflanzen. Zugvögel kommen beispielsweise früher wieder zurück, während auch die Laichzeit bei einigen Fischen früher einsetzt. Auch blühen einige Pflanzen zu anderen Zeitpunkten, die von der eigentlichen Flugzeit der sie bestäubenden Insekten abweicht.

Klimawandel-Folgen: Die Landwirtschaft wird bedroht. Bild: Landwirtschaft-Icon

Die Landwirtschaft wird bedroht: Austrocknende Böden oder Überschwemmungen vernichten vielerorts die Ernte. Zudem besteht akute Gefahr durch Waldbrände und sich schneller ausbreitende Schädlinge.

Montag, 30.Mai

Mit Volldampf in die neue Woche

Heute haben
Michail Bakunin * 1814
Robert Eduard Prutz * 1816
Hjalmar Gullberg * 1898
Georg K.Glaser * 1901
Colm Tóibín * 1955
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Mehr Licht

Gestern Nacht
Fiel mein Blick
Ins Herz der Welt
Und ich fand denselben Stern
Wie die Nacht zuvor
In mir
Im Chaos
Das Dich und Mich erregt
Und ich erbebte angesichts seiner schieren Macht
Heute nun
Blitzt der Wahnsinn aus deinen Augen
Als wäre er ein Licht
Das uns zum Leben verführt
Und ich frage mich
Ob wir überhaupt eine Wahl haben …
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Ein Klassiker zum ersten Mal komplett übersetzt.


Tania Blixen: „Babettes Gastmahl
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg
Mit einem Nachwort von Erik Fosnes Hansen
Manesse Verlag € 20,00

Normalerweise haben wir diese Novelle an Weihnachten ausliegen. Und das schon seit Jahrzehnten. Wir alle kennen diese Geschichte von Babette, die Ende des 19.Jahrhunderts im hohen Norden Norwegens in einer kleinen pietistischen Gemeinde, als politische Geflüchtete aus Paris, aufschlägt und ihre Gastgeber mit einem opulenten Mahl überrascht.
Diese Novelle wurde 1950 in einer us-amerikanischen Zeitschrift veröffentlicht und davon haben wir unsere bisherige deutsche Ausgabe. Tania Blixen hat den Text acht Jahre später überarbeitet, ergänzt und Ulrich Sonnenberg hat den Text jetzt aus dem Dänischen ins Deutsche übertragen.
Ich habe natürlich den Originaltext nicht mehr im Ohr, aber das hier liest sich so toll und fein, dass ich ihn auch im warmen Mai mit Freude gelesen habe und merke, dass irgendwie der ganze Staub der Jahrzehnte weggepustet worden ist.
Gut auch, aus dem Titel „Babettes Fest“ „Babettes Gastmahl“ zu machen. Das erinnert an Platon stellt den Charakter der Novelle noch mehr ins Rampenlicht und macht aus der schönen Geschichte ein Gleichnis über die Notwendigkeit von Kunst und Genuss.

Ach ja: Das Nachwort des norwegischen Autors ist großartig.
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Dienstag, 7.Juni, 19.00 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor.

Lea Ypi: Frei
Sarah M.Broom: Das gelbe Haus
Fatma Aydemir: Dschinns
Laurent Petitmangin: Was es braucht in der Nacht


Es liest Clemens Grote

Bei uns in der Buchhandlung.
Eintritt frei.
Bitte Plätze reservieren, da wir nur 20 Personen reinlassen wollen.
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Hardy on Tour
www.hardyontour.wordpress.com


Tag 3
waren statistisch 142 km nach Bad Kreuznach- Bingen – Boppard -Koblenz und Linz am Rhein und dies bei spürbarem Gegenwind und einem heftigen Regenschauer.
Ein Foto vom „deutschen Eck“ in Koblenz, wo die Mosel in den Rhein mündet ist natürlich fast schon obligatorisch wenn man am Rhein radelt.

Samstag, 28.Mai

Heute haben
G.K.Chesterton * 1874
Ian Fleming * 1908
Patrick White * 1912
Walker Percy * 1916
Heinz G.Konsalik * 1921
Guntram Vesper * 1941
Frank Schätzing * 1957
Muriel Barbery * 1969
Geburtstag
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Winfried Bauer
Ein weites Feld


Ich habe bezahlt
Habe hingehalten
Geradegestanden
Ich habe meine Haut zu Markte getragen
Mir einen Buckel erworben
Unter Schmerzen
Stillgehalten
Gebüßt
Was will er denn noch, der Herr Minister ?

Auf den Exerzierplätzen dressierter Gedanken
drückt ein Spieß die Soldaten ins Joch
und jagt sie durch den Schlamm
Seiner Gelüste
Sie heben Gräben aus
Und stehen stramm
Auch an der Wand
Nur für wen?
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Frisch ausgepackt:

Hinausspaziert
Unterwegs mit Virginia Woolf, Urs Widmer, Benedict Wells u. v. a.
Ausgewählt von Meredith Barth
Diogenes Taschenbuch € 12,00

Vor ein paar Tagen traf ich eine Frau mit Rucksack und Wanderkarte, die das Muschelsymbol des Jakobweges an einer Schilderstange ganz in der Nähe des Ulmer Münsters fotografierte. Auf meine Frage, ob ich ihr helfen könne, meinte sie strahlend, dass sie gerade ihr erstes Wanderzeichen fotografiert hätte und dass es jetzt losgehe.
Jürgen mit seinen zwei Hunden erzählte mir, dass er täglich mindestens 10 Kilometer mit ihnen unterwegs sei.
Es ist die Zeit, in der wir viele Wanderführer über Touren in der Region verkaufen.
Der Mensch ist nicht zum Sitzen und Stehen gemacht worden, sondern zum Gehen, sagt meine Osteopathin.
Und so passt dieses Buch, mit diesem weiten Thema, sehr gut in diese (Jahres)zeit.
Lustwandeln, schlendern, flanieren: Seit Jahrhunderten geht der Mensch spazieren – hinaus in die Welt, hin zu sich selbst. Durch Landschaften und Städte, durch vertraute Straßen oder unbekannte Länder. Zur Entspannung, als Inspiration, als Flucht.
Meredith Barth hat eine interessante Auswahl an Geschichten und Gedanken über das Gehen zusammengestellt und lässt die großartige Rebecca Solnit beginnen.
Aber auch hier spannt sich ein großer Bogen von Virginia Woolf, Urs Widmer, Benedict Wells, bis Doris Dörrie, Amélie Nothomb, dem New York Flaneur Teju Cole, der Londonerkunderin Zadie Smith und dem Berlinkenner Franz Hessel.
Dazu eine exklusive Geschichte von Lena Gorelik, die es nur in diesem Buch gibt.
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Dienstag, 7.Juni, 19.00 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor.

Lea Ypi: Frei
Sarah M.Broom: Das gelbe Haus
Fatma Aydemir: Dschinns
Laurent Petitmangin: Was es braucht in der Nacht


Es liest Clemens Grote

Bei uns in der Buchhandlung.
Eintritt frei.
Bitte Plätze reservieren, da wir nur 20 Personen reinlassen wollen.
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Hardy auf der End-to-End-Tour zur Nordspitze Schottlands

Tag 1
Start Freitag Nachmittag…von Wippingen aus ging es in Begleitung eines Freundes bis zur Burgruine Reußenstein. Von dort dann alleine weiter nach Kirchheim u.T. bis hinter Vaihingen an der Enz wo ich bei Einbruch der Dunkelheit nach gestrampelten 122 km mein Zelt bei einem Bolzplatz aufgeschlagen habe…..ein richtig guter Start war das heute 🍀

https://hardyontour.wordpress.com

Freitag, 27.Mai

Heute haben
Max Brod * 1884
Dashiel Hammett * 1894
Louis-Ferdinand Celine * 1894
John Cheever * 1912
Andrej Bitow * 19367
Said * 1947
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Auferstanden

Nie
Hätte ich geglaubt
Dass mir die Kraft fehlt
Dass ich verlieren könnte
Dass mich die Mahlsteine erdrücken
Dass mich Menschen ans Kreuz schlagen
Und liegen lassen

In einer Höhle
Von deren kalten Wänden
Sein Leben tropft
Heute weiß ich
Ein Licht allein genügt im Zweifel
Mir den Weg zu weisen
Immer
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Jean-Paul Dubois: „Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer und Uta Rüenauver
dtv € 12,00

Warum sitzt ein unauffälliger Mensch wie Paul Hansen im baufälligen Gefängnis von Montréal? Der in Frankreich aufgewachsene Sohn eines dänischen Pastors und einer Kinobesitzerin hatte schon einiges hinter sich, bevor er seine Berufung als Hausmeister in einer exklusiven Wohnanlage in Kanada fand. Ein Vierteljahrhundert lang lief alles rund – die Heizungsanlage ebenso wie die Kommunikation, bis Paul eines Tages die Sicherung durchbrennt. Nun erträgt er mit stoischer Ruhe seinen Zellengenossen Patrick, einen Hells-Angels-Biker, der sich jedoch von einer Maus ins Bockshorn jagen lässt.
Jean-Paul Dubois nimmt uns mit in diese kleine Zelle mit einer freistehende Toilette und erzählt mit feinem Humor, wie die beiden ihren Alltag bewältigen und wie es dazu kam, dass sie hier gelandet sind. Das Schöne an den Goncourt-PreisträgerInnen ist, dass man deren Bücher mit großem Vergnügen lesen kann. So auch hier. Patrick ist das genaue Gegenteil zum ruhigen Paul. Er ist ein Großmaul, ein Geschichtenerzähler, der aber extrem ängstlich ist. Ein großer Harley Davidson Fan und den Katalogen mit den vielen Ersatzteilen dazu. Das ist seine Bibel. Als er erfährt, dass der Gefängnisdirektor selber so eine Maschine fährt, ist er ganz aus dem Häuschen.
Ein sehr vergnüglicher, hintergründig ernsthafter Roman, bei dem man herzhaft schmunzeln kann. Wir haben gleich einen ganzen Stapel auf dem Neuerscheinungstisch zu liegen.

Jean-Paul Dubois
, geboren 1950 in Toulouse, studierte Soziologie und arbeitete zunächst als Sportreporter für verschiedene Tageszeitungen. Später berichtete er für den ›Nouvel Observateur‹ aus den USA. Er hat über zwanzig Romane veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Prix Femina und dem Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis. Er zählt zu den wichtigsten französischen Autoren der Gegenwart und erhielt für diesen Roman den Prix Goncourt.

Clemens Grote liest aus dem besprochenen Buch:

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Hardy on Tour“ 🚴🏽‍♂️


Heute starte ich meine Radreise nach England und Schottland.

Von der Alb aus geht es mit dem Fahrrad nach Dunkirchen, wo die Fähre mich auf die britische Insel bringen wird. An der Südküsten entlang geht es nach Land‘s End. Dort ist der Start der bekannten „End to End-Tour“ hoch in‘s schottische John o‘ Groats.
Auf dem Nordseeküsten Fahrradweg will ich dann Richtung London strampeln und rechtzeitig zum Start der Frauenfußball EM Anfang Juli dort sein um 5 Spiele im Stadion live vor Ort mitzuerleben .

Hier gibt es die nächsten Wochen ein „Bild des Tages“ von meiner Tour.
Viel Vergnügen,
Euer Hartmut Bögel

Mittwoch, 25. Mai


Heute haben
Ralph Waldo Emerson * 1803
Max von der Grün * 1926
Raymond Carver * 1938
Jamaica Kincaid * 1949
Geburtstag
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Ernst Lissauer (1882-1937)
Balkons in de Vorstadt

Stuben an Stuben, langhin aneinandergestaut,
Stockwerk auf Stockwerk getürmt, Wolken und Sterne verbaut,
Weithin Stein und Asphalt —
Wächst irgendwo Weizen und Wald?
Dunst, Rauch, Staub —
Rauscht irgendwo Welle und Laub?

Nie von starkem Leuchten besonnt,
Wie gemauerter Nebel starrt die unendliche Front.

Doch an jedem Haus, jedem Geschoß, immer zu zweit,
Balköne, schwebende Zimmer, hangen
ln langen
Fluchten zur Rechten und Linken die Straße hinuntergereiht;
Aus Wein und aus Efeu geflochten Wände aus Grün,
Irdene Töpfe, drin rote Geranien und Fuchsien blühn,
Stücke Wiese und Wuchs, verwehte, verstreute, —
Land der landlosen Leute.
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Unser Buchtipp:


Adania Shibli: Eine Nebensache
Aus dem Arabischen von Günther Orth
Berenberg Verlag € 22,00

Was für ein starker Roman. So schmal und unscheinbar, so einfach in der Sprache, fast wie ein Bericht, eine Tagebuchaufzeichnung. Und ist die Geschichte packend und sehr erhellend, da wir viel über das Palästina Ende der 40er Jahre und den Zustand im heute und jetzt erfahren.
Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches ­Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist ­fasziniert, ja besessen davon, vor allem, weil er sich auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrer Geburt zugetragen hat.
Unvorstellbar ist schon die Situation, während israelische Soldaten ein Camp aufbauen und der Hauptmann das Beduinenmädchen mitbringt. Einerseits hat er wahnsinnige Schmerzen durch einen Stich im Oberschenkel, andererseits kommt es zu dieser Gewalt, die nicht geschildert wird, an dem Mädchen.
Angst und mögliche Gewalt spielen auch im zweiten Teil, in der Gegenwart ein große Rolle, da die junge Frau, die auf der Suche nach dem Ort des damaligen Geschehens ist, mit nicht ganz legalen Papieren auf israelischem Gebiet unterwegs ist.

Der Roman wird am Freitag im Literarischen Quartett besprechen. Ich bin gespannt.

Adania Shibli, geboren 1974 in Palästina, schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist zudem in der akademischen Forschung und Lehre tätig. »Eine Nebensache« ist ihre erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, die englische Übersetzung war für den ­National Book Award (2020) sowie für den ­International Booker Prize (2021) nominiert. Adania Shibli lebt in Palästina und Deutschland.

Leseprobe

Dienstag, 24.Mai


Heute haben
Michail Scholokow * 1905
Henri Michaux * 1899
Louis Fürnberg * 1909
George Tabori * 1914
Joseph Brodsky * 1940
Bob Dylan * 1941 (Nobelpreis 2016)
Rainald Goetz * 1954
Walter Moers * 1957
Michael Chabon * 1963
Geburtstag
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Bob Dylan
Like A Rolling Stone

Once upon a time you dressed so fine
You threw the bums a dime in your prime, didn’t you?
People’d call, say, „Beware doll, you’re bound to fall“
You thought they were all kiddin‘ you
You used to laugh about
Everybody that was hangin‘ out
Now you don’t talk so loud
Now you don’t seem so proud
About having to be scrounging for your next meal

How does it feel?
How does it feel
To be without a home
Like a complete unknown
Like a rolling stone?
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Unser Bilderbuchtipp:


Nikola Huppertz: „Der schönste Tag zum Nichtstun
Illustriert von Mareike Ammersken
Annette Betz Verlag € 14,95
Bilderbuch ab 4 Jahren

Einfach mal nichts tun. Das wär’s doch. Aber so einfach ist das gar nicht. Geben wir es doch zu. Allein schon wegen des Handys, das immer in der Nähe ist.
Roberta aber weiß genau, wie das geht, das Nichtstun.
Sie hat heute keine Termine, die Kita ist zu, ihr Bruder beim Fussballspiel. So kann sie noch ein wenig im Bett liegen bleiben, da sie doch gerade in der Raufasertapete einen Bären entdeckt hat. Am Frühstückstisch will sie Papa eigentlich nur beim Zeitungslesen zuschauen, aber er schickt sie zum Legospielen. Sie baut so gerne, aber heute haben die kleinen, die Vierer und die Dünnen frei. Auch während Papa den Rasen mäht liegt sie im Sandkasten und hört die Mähgeräusche und die Vögel und spürt, wie Sand und Gras sich anfühlen. Später, als die Familie wieder beisammen ist, wollen Papa und Mama etwas unternehmen, aber Roberta meint, sie sollen doch auch mal nichts tun. Ob das klappt?
Ein herrliches Bilderbuch mit einem starken Text und schönen, wohltuenden Bildern.

Hier können Sie reinschauen.
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Mittwoch, 25.Mai ab 21 Uhr in der Kradhalle, Ulm
Der Turm stürzt ein – halleluja – Lesebuch aus Scherben

Lesung mit Nicole Dehmel und Clemens Grote
Live Konzert mit MAM, spährischer Indie-Swing aus der Garage
Manfred Peter, Andreas Schubert, Marcus Ammann
DJ Swindlebra Shakedown
Punkrock / Töne, Steine & Scherben
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Dienstag, 7. Juni ab 19 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier Bücher vor.
Es liest Clemens Grote
Bitte melden Sie sich an, da wir die Anzahl der Gäste auf 20 begrenzen.
Bis bald.

Montag, 23.Mai

Heute haben
Harry Graf Kessler * 1868
Max Herrmann-Neiße * 1886
Pär Lagerkvist * 1891
Annemarie Schwarzenbach * 1908
Dieter Hildebrandt * 1927
Friedrich Achleitner * 1930
Geburtstag
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Heute im Gedichte-Kalender:

Theodor Fontane
Verzeiht


Verzeiht den Anekdotenkram
Und daß niemals ich einen »Anlauf« nahm,
Auch niemals mit den Göttern grollte,
Nicht mal den Staat verbessern wollte,
Nicht mal mit »sexuellen Problemen«
Gelegenheit nahm mich zu benehmen.

Der faßt es so, der anders an,
Man muß nur wollen, was man kann,
Mir würde der Weitsprung nicht gelingen,
So blieb ich denn bei den näheren Dingen,
Drei Schritt bloß – – ich weiß, es ist nicht viel,
Aber Freude gibt jedes erreichte Ziel.
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Passend zu ihrem Geburtstag:


María Castrejón / Susanna Martín: „ANNEMARIE
Die Comic-Biographie von Annemarie Schwarzenbach
Aus dem Spanischen von Myr Bloch, Sibylle Bühler, Nina Engel,
Valérie Meier und Simge Yildiz
Lenos Verlag € 29,80

Die Graphic Novel erzählt das faszinierende Leben der Schweizer Autorin, Journalistin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach, die heute Geburtstag hat. Sie studierte in Zürich und Paris, nach ihrer Promotion schloss sie Freundschaft mit Erika und Klaus Mann und anderen antifaschistischen Intellektuellen in Berlin. Als wache Zeitzeugin reiste sie schreibend und fotografierend nach Russland, durch den Mittleren Osten, die USA und in den Kongo. Das kurze Leben der „unheilbar Reisenden“ war stets überschattet von Spannungen mit ihrer konservativen Familie, von ihrer unerfüllten Liebe zu Frauen und der wiederkehrenden Morphiumsucht.
Diese Graphic Novel zeigt einen feministischen Blick auf das Leben von Annemarie Schwarzenbach, der eine wichtige Ergänzung und Bereicherung zu den vielen Biografien, Filme und Berichte über sie ist.


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Endlich. Nach langer Zeit. Ein neuer Versuch:

Die erste Seite
am Dienstag, den 7.Juni ab 19 Uhr
Wir stellen wieder vier neue Romane vor.
Es liest Clemens Grote.

Wir begrenzen die Zahl der Teilnehmenden auf 20.
Also bitte Plätze reservieren.

Vielen Dank und vielleicht/hoffentlich bis bald.


Sonntag, 22.Mai

Ein kleiner Nachklapp zur Buchpräsentation am vergangenen Donnerstag in der Stadtbibliothek Ulm mit der Einführungs- und Schlussrede des Verlegers Hubert Klöpfer, dem ich herzlich für die Übersendung derselben danken möchte.

Liebe Christine Langer, lieber Herr Slatky, lieber Herr Wiltschek von der Buchhandlung Jastram, liebe Premierengäste samt und sonders,

„Weil der Tag noch auf den Schultern liegt,
Sinken wir mit der blauen Stunde
In die Dämmerung“

Noch ist es jetzert mit der Dämmerung nicht gar soweit, aber mit diesen drei einladend schönen Zeilen Christine Langers begrüße ich Sie alle recht herzlich im Namen der Edition Hubert Klöpfer bei Kröner zu Christine Langers erster Lesung aus ihrem neuen Gedichtband „Ein Vogelruf trägt Fensterlicht“.
Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch. Ja? Nein! Überhaupt nicht. Die Linien der Bücher sind verschieden, es gibt sottene und sottene, solche und solche …
Hören Sie (nur bloß) zwei kleine Beispiele über die verschiedenen Linien von Büchern – und dann noch einen apodiktischen Reich-Ranicki-Satz hinterher.
Jean Paul, nach langer Vorrede: „Und wenn ein Buch nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, ists auch nicht wert einmal gelesen zu werden.“
Und Marie von Ebner-Eschenbach: „Der wirkliche Zweck eines Buches ists, den Geist hinterrücks“ – also „hälinge“ „zum eigenen Denken zu verleiten“.
Schließlich noch, zum dritten, Marcel Reich-Ranicki, selbstherrlich, ich-überzeugt im Urteil wie er halt war: „Von 100 Büchern, die erscheinen, sind 99 schlecht – und das 100. ist schwach.“
Was ich damit auf die Schnelle beibringen, sagen will? Ein Dreifaches: Das Buch, um das es heute Abend geht, ist ein quasi „101“-stes, ist also das gute, eben grade das zum zweimal lesen, zum genauer lesen. Denn ja: es verleitet, es verführt zum Selberdenken, mehr noch, sinnlicher: es verhilft zum Selberfühlen. Weils drin ums Existentielle, ums Wesentliche geht, sagen wir: um Weltwahrnehmung“. Es ist aber dieser neue Gedichtband Christine Langers im Sinne des Großkritikers MRR nicht nur ein gutes 101., sondern es ist in genau 15 Jahren Christine Langers und mein fünftes Buch zusammen.
Und, das will ich meinen, das ist in diesem schnellebigen Literaturbetrieb, den man auch getrost „Haifischbecken“ heißen kann, etwas Besonderes, etwas doch ganz Seltenes. Also, zurück, Christine Langers „Vogelruf“ ist ein bild- und wortmächtiges „lyrisches Puzzle“, das sich Seite für Seite zu einem starken Großen und Ganzen zusammenliest, zusammenfügt – und über die längere Strecke zu einem veritablen Gedichtband wird. Zu einer Art „Musterbuch“, buchästhetisch äußerlich schon:
Elegant im Auftritt und Format, 104 starke Seiten schlank, um die 200 Gramm schwer, bester Umschlagkarton, schön eingewickelt, gut gestaltet, gut layoutet, auf gutes Papiergut gedruckt, mit einem bläulich-lichten Vor- und Nachsatz – und gar noch mit einem farblich abgestimmten Lesebändchen versehen. Und mit einem einfühlsam schönen Nachwort Mirko Bonnées noch verfeinert.
Leserinherz und Leserherz, was willst du mehr? Was das Buch nun aber innerlich zusammenhält, das zu klären, gar zuloben, ist meine Sache als Herausgeberverleger heute Abend nicht, das hieße pro domo reden, unter Verlegern ist so ein Selbstlob eigner Bücher wie ein Tabu. Nur soviel, dass – wenn wir’s nicht für gelungen hielten, wenn’s nicht ein gutes Etwa den entschieden-prägnanten Satz der verstorbenen Lyrikmeisterin Friederike Mayröcker: „Christine Langers Gedichte sind einfach sehr schön“.
Oder, so stand’s schon am Anfang ihrer Laufbahn Jahren über ihren ersten Band „Lichtrisse“ in der „Zeit“: „Zu entdecken ist Christine Langer: eine große Dichterin“. Und, Jürgen Kanold, kürzlich, in seiner schönen und zugewandten Beprechung des Buches in der Südwestpresse – mir hat seine seine Charakterisierung sehr zugesagt: „Christine Langers ‚Vogelruf‘ ist geradezu ein poetisches Brevier“.
Was aber ist, was war ein Brevier? Es war, es ist das Stundenbuch der Geistlichkeit, ihr Soll, täglich daraus für eine Stunde zu beten, also höchst-intensiv zu lesen … „Ein poetisches Brevier“: Was für ein literaturkritisches Kompliment! (Denken Sie nur doch an meinen Anfang, Jean Paul: „Wenn ein Buch nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, so ist es auch nicht wert einmal gelesen zu werden …“). Jetzt aber, liebe Premierengäste, Sie warten ja schon drauf, hör ich auf, überzeugen Sie sich grad einfach selber, seien Sie ganz Ohr, es liest für Sie, für uns: Christine Langer.
Vielen Dank. Und auf einen guten literarischen Abend.


Liebe Christine Langer, haben Sie jetzt, zu guter Letzt, einfach nochmals herzlichen Dank für Ihr Buch, unser fünftes Buch, Ihre intensive Lesung. Glückwunsch – und die Hoffnung, Ihr „Vogelruf“ möge gehört – und „breviermäßig“ höchst intensiv gelesen werden. Bei Ihnen, liebe Premierengäste, bedanke ich mich sehr – dafür, dass Sie da waren, ganz Ohr waren. Und, nochmals Jean Paul: „Dem Buchhändler gefallen keine Bücher, die bei ihm liegen bleiben …“ Oder, wenn das jetzt noch nicht deutlich genug war, Lessing, Gotthold Ephraim: „Was machete ich bloß mit meinem vielen Gelde, wenn ich keine Bücher kaufte?“
Nehmen Sie gleich also den „Vogelruf“ am schön gedeckten Büchertisch der Buchhandlung Jastram nur gerne mit – möglichst käuftlich halt! – lassen Sie sich das Buch von Christine Langer datieren, signieren und widmen – und dann, daheim: lesen Sie gut!
Vielen Dank.
Hubert Klöpfer, 19. Mai 2022
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Logo „Das Literarische Quartett“

Das literarische Quartett am Donnerstag, 26.Mai ab 23.15 Uhr
mit Thea Dorn, Eva Menasse, Jakob Augstein und Moritz von Uslar
und folgenden Büchern:

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Endlich. Nach langer Zeit. Ein neuer Versuch:

Die erste Seite
am Dienstag, den 7.Juni ab 19 Uhr
Wir stellen wieder vier neue Romane vor.
Es liest Clemens Grote.

Wir begrenzen die Zahl der Teilnehmenden auf 20.
Also bitte Plätze reservieren.

Vielen Dank und vielleicht/hoffentlich bis bald.

Samstag, 21.Mai

Heute haben
Alexander Pope * 1688
Harold Robbins * 1916
Gabriele Wohmann * 1932
Urs Widmer * 1938
Geburtstag
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Gustav Schüler (1868-1938)
Vor Sonnenaufgang an einem Maimorgen

Morgenwind stäubt die Blätter
Wie eine rasche Magd,
Damit die Herrin Sonne,
Die hohe, kein Scheltwort sagt.

Der Löwenzahn am Wege,
Den gestern ein Rad überrannt,
Übt sich im Aufrechtstehen,
Die Winde reicht ihm die Hand.

Finken putzen die Schnäbel:
Das soll ein Singen sein!
Lerchen kämmen die Flügel:
Es geht in den Himmel hinein!
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Eine kleine Auswahl an Leseexemplaren, die ich mir zum Lesen mitgenommen habe.
Das sollte reichen für übers Wochenende. Ha! In Baden-Württemberg ist der kommende Donnerstag ja auch frei.
Sie sehen, es erscheinen neue Romane von namhaften AutorInnen. Ich bin gespannt.
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Über 2.100 km hat das Team „Jastram radelt“ zusammengestrampelt.
Die Nachträge kommen noch.