Heute haben
Oscar Wilde * 1854
Eugene O’Neill * 1888
Dino Buzzati * 1906
Günter Grass * 1927
Gerold Späth * 1939
Geburtstag.
Was für ne Versammlung.
________________________
Ich hatte gerade ein Buch von einer ukrainischen Autorin beendet und greife zur brasilianischen Autoren Clarice Lispector, um festzustellen, dass sie als Kind mit ihren Eltern aus der Ukrainie nach Brasilien geflohen ist.
Den Namen Lispector hatte ich schon lange abgespeichert, aber nie etwas von ihr gelesen. Nun brachte der Schöffling Verlag zwei Bücher von ihr und eine dicke Biografie über sie heraus. Das ist mehr als lobenswert und natürlich passend zum Thema auf der Frankfurter Buchmesse.
Clarice Lispector: „Nahe dem wilden Herzen„
Aus dem Portugiesischen von Ray-Güde Mertin und Corinna Santa Cruz
Schoeffling Verlag € 19,95
als eBook € 15,99
Sie war noch keine zwanzig Jahre, als sie diesen Roman in Brasilien auf den Markt brachte. Es wurde zu einem enormen Erfolg. Nicht nur dort, sondern auf der ganzen Welt. Clarice Lispector konnte diesen Erfolg nie mehr wiederholen. Sie heiratete einen Diplomaten und kehrte nach diesen Ehejahren als alleinerziehende Mutter in ihr neues Heimatland Brasilien zurück, um sich dort mit journalistischen Arbeiten über Wasser zu halten. Mit 57 Jahren erlag sie einem Krebsleiden.
„Nahe dem wilden Herzen“ hat eine grandiose Wucht, die mich an Silvia Plaths: „Glasglocke“ erinnert. Im Gegensatz dazu erfahren wir jedoch hier vieles, alles über das Innenleben dieser jungen Fau. Einiges ist biografisch und anderes wird sich erst später in ihrem Leben ereignen.
„Es ist eigenartig, dass ich nicht sagen kann, wer ich bin. Besser gesagt, ich weiß es nur zu gut, aber ich kann es nicht sagen. Vor allem habe ich Angst, es zu sagen, weil in dem Augenblick, indem ich es auszusprechen versuche, ich nicht nur nicht ausdrücke, was ich empfinde, sondern was ich empfinde, langsam zu dem wird, was ich sage.“
Die junge Frau Joana reflektiert über ihr Dasein, über ihre Umwelt, ihre Nächsten, aber immer aus ihrer inneren Sicht heraus. Ich denke, dass dies revolutionär im Brasilien des Jahres 1943 war und vielleicht nur mit James Joyce vergleichbar ist.
Es fließen ihre eigenen Erfahrungen ein. Der frühe Tod des Vaters, das Aufwachsen bei einer Tante und die Einsamkeit im Internat. Aber auch ihre Ehe und das Scheitern spielt eine große Rolle. Nun sind schon Namen wie Joyce, Plath gefallen und ich denke, dass Virginia Woolf sie geprägt haben wird.
„Hinter sicheren Bewegungen versuchte sie mit Gefahr und Feinsinn, gerade das Leichte und Flüchtige zu berühren, den Kern zu finden, der aus einem einzigen Augenblick besteht, solange sich die Eigenart nicht auf Dingen niederlässt, solange das, was tatsächlich ist, nicht aus dem Gleichgewicht stürzt ins Morgen – und da ist ein nach vorne gerichtetes Gefühl und ein anderes, das zerfällt, schwacher Triumph und Niederlage, vielleicht auch nur das Atmen.“
Clarice Lispectors Buch ist also kein magischer Realismus, wie wir ihn aus Südamerika kennen, keine Abrechnung mit den politischen Systemen, wie wir sie jetzt auch wieder in den aktuellen Roman aus Brasilien gelesen haben, sondern ein Sehnsuchtsbuch nach Glück.
ORF-Bestenliste, Platz 9 / Oktober 2013
litprom-Bestenliste, Platz 4 / Herbst 2013
Der Literaturclub Im Schweizer Fernsehen vom 10.09.2013 stellt den Roman vor.
Herrlich.“Die Sphinx blieb mir ein Rätsel, aber ich der Sphinx auch.“ Das Buch muss ich haben. VIelen Dank für diesen Tipp inklusive Link. Ich glaube in den Literaturclub schau ich noch öfter rein. LG Xeniana