Heute haben
Klopstock * 1724
Hesse * 1877
Szymborska * 1923
Geburtstag
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Es sind die Todestage von Rousseau, Céline, Hemingway, Nabokov
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Das wäre das richtige Gedicht für Hemingway gewesen:
Heinrich Heine
Mein Herz, mein Herz ist traurig
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
Jenseits erheben sich freundlich,
In winziger, bunter Gestalt,
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
Die Mägde bleichen Wäsche,
Und springen im Gras herum;
Das Mühlrad stäubt Diamanten,
Ich höre sein fernes Gesumm.
Am alten grauen Turme
Ein Schilderhäuschen steht;
Ein rotgeröckter Bursche
Dort auf und nieder geht.
Er spielt mit seiner Flinte,
Die funkelt im Sonnenrot,
Er präsentiert und schultert –
Ich wollt, er schösse mich tot.
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Eugene McCabe: „Tod und Nachtigallen„
Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
dtv € 9,90
Dieses unglaublich starke Buch, das zuerst im Steidl Verlag erschienen ist, gibt es jetzt bei dtv als Taschenbuch.
Der irische Autor McCabe (Jhrgang 1930) ist hier wenig bekannt. Dies ist sein erster Roman, der auch schon 1992 im Original erschienen ist. Warum so etwas dann immer so lange dauert, bis es in einer deutschen Übersetzung vorliegt?
„Kaum ein Vogelruf, eine Ahnung tastenden Lichts, und dann, aus der Ferne, im Morgengrauen das entsetzliche Gebrüll eines Tieres, das große Schmerzen leidet.“ So beginnt dieser Text und wir können schon die Dramatik erahnen, die sich daraus entwickeln wird/kann. Gerade diese Vogel- und andere Tierstimmen legen den Untergrund dafür. Sie ziehen sich durch den ganzen Roman und zeigen einerseits die ländliche, irische „Idylle“, andererseits auch das ganze Grauen, was dahintersteckt.
Der Roman spielt am 3.Mai 1883. Irland ist mitten in Unruhen, es herrscht Armut auf dem Lande und die Kirche hat die Finger auf allem. Er spielt wirklich nur an einem Tag. Es ist der 25.Geburtstag von Beth und an diesem Tag soll sich für Beth alles ändern. Und das wird es auch. Zwar anders, als sie es sich vorgestellt hat; er gibt ihrem Leben aber eine ganz deutliche Änderung. Beth möchte nach Jahren der Erniedrigung, Unterdrückung und Belästigung durch ihren Stiefvater heraus in die Freiheit. Ihre Mutter ist früh gestorben und hat sie zurückgelassen hier auf dem Land, in mitten von Ungerechtigkeit und Lüge.
Auch hier geben die Tierstimmen den Ton an und verkünden neue Wendungen in der Geschichte, die mit jeder Seite mehr an Tempo aufnimmt.
Der Tod und die Nachtigallen stehen für zwei so verschiedene Welten. Für die Hölle und das Paradies vielleicht. Und Beth hat sich für das Paradies entschieden. Und heute, an ihrem 25 Geburtstag soll es passieren.
An diesem frühen Morgen träumt Beth alles noch einmal durch, was sie vorhat. Sie nimmt sich das Geld ihres Siefvaters, geht zu ihrem Liebhaber und gemeinsam machen sie sich auf die Flucht. Es soll eine Flucht werden aus einem Teppich aus Halbwissen, Halbwahrheiten, Verleumdungen und Spitzeleien, in das alle Beteiligten verwoben sind.
Dass dies dann doch ganz am Ende ganz anders kommt, habe ich ja schon geschrieben.
McCabe sieht seinen Roman auch politisch und will ihn als Parallele zur damaligen irischen Gesellschaft und dem Heraufkommen des bewaffneten Widerstands sehen. So steht es zumindest im Nachwort. Da wir darüber jedoch wohl wirklich wenig wissen, bleibt uns nur diese eine Lesart und die reicht mehr als genug.
Ich wünsche dem Roman jede Menge LeserInnen und werde es ganz oben auf meine Empfehlliste setzen. Also Achtung, wenn Sie demnächst von mir einen Buchtipp haben wollen.
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