Samstag

Heute haben
Frida Kahlo * 1907
Unica Zürn * 1916
Bernhard Schlink * 1944
Geburtstag
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In meinem aktuellen Gedichte-Buch „Frauen dichten anders“ gestern dieses Gedicht gelesen:

Karoline von Günderrode
Der Luftschiffer

Gefahren bin ich im schwankenden Kahne
Auf dem blaulichen Oceane,
Der die leuchtenden Sterne umfließt,
Habe die himmlischen Mächte begrüßt.
War in ihrer Betrachtung versunken,
Habe den ewigen Aether getrunken,
Habe dem Irdischen ganz mich entwandt,
Droben die Schriften der Sterne erkannt
Und in ihrem Kreisen und Drehen
Bildlich den heiligen Rhythmus gesehen,
Der gewaltig auch jeglichen Klang
Reißt zu des Wohllauts wogendem Drang.
Aber ach! es ziehet mich hernieder,
Nebel überschleiert meinen Blick,
Und der Erde Grenzen seh‘ ich wieder,
Wolken treiben mich zurück.
Wehe! das Gesetz der Schwere
Es behauptet nur sein Recht,
Keiner darf sich ihm entziehen
Von dem irdischen Geschlecht.
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Und hier eine kleine Besonderheit für das Wochenende.

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Walter Kappacher: „Der 24.Mai“
Ulrich Keicher Verlag € 10,00

Darin beschreibt Walter Kappacher die Tagen um den 24.Mai 2009, an dem er erfährt, dass er den Büchner Preis erhalten wird. Sehr einfach, lakonisch schreibt er über diese Tage, die er in Berlin auf der Frühjahrstagung der Darmstädter Akademie und bei einer Lesung in Tübingen verbringt. Er beschreibt über Stühle als Folterinstrumente, über seine Kollegen, die er dort trifft, über laute Berlin-Touristen, und dass ihm eigentlich die Fahrt nach Tübingen viel zu viel wird. Er unternimmt sie dann alerdings trotzdem, kommt mit 90 Minuten Verspätung in Stuttgart wan und wir dann von seinem Verleger Ulrich Keicher flott nach Tübingen gefahren.
„Als wir die Stufen zum Rathaus hinaufstiegen, kamen uns vier ode fünf ältere Damen entgegen. Eine erkannte mich. Sie hätten bis jetzt gewartet, und kehrten wieder um. Im ersten Stock der Büchertisch, zwei Damen. Tja. vor einer Viertelstunde seinen viele Zuschauer gegangen. Ein Herr habe sich bereit erklärt, aus meinem Buch vorzulesen.“
In diesem Stile sind die 22 Seiten des Texten geschrieben, die diese sehr schöngemachte und gestaltete Ausgabe füllen. Es macht richtig Spaß, sich darin versinken zu lassen. Dass dann noch Dramatik in’s Spiel kommt, hätte er wohl nicht gedacht. Nach so viel Belanglosem auf der Tagung, nach dem Treffen mit all seiner Kollegen, die er sicherlich oft nur im Vorbeigehen gegrüßt hat, erhält er dann nachts im Tübinger Hotel den besagten Anruf.
Der Dienstag, 26.Mai beginnt dann so: „In der Früh wollte ich mir einen Espresso zubereiten, da klingelte es an der Tür. Das Fenrseh-Team der Austria-Presse-Agentur. Dann ging es weiter, das Telefon klingelte ohne Pause.“
Wenn Sie irgendwann mal ein halbes Stündchen Zeit haben, dann ist dieser Text genau das Richtige. Und in diesem Stile gibt es im Keicher Verlag eine ganze Reihe davon.

Hier können Sie im Programm des Keicher Verlages stöbern.

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