Heute haben
Johanna Spyri * 1827
Djuna Barnes * 1892
Sandro Penna * 1906
H.C.Artmann * 1921
Henry Slesar * 1927
Anne Frank * 1929
Christoph Meckel * 1935
Geburtstag
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Gestern haben wir eine große Überraschungskiste des Jaja-Verlages ausgepackt. Annette Köhn, die Verlagsleiterin stellt ihren Verlag bei uns vor. Siehe unsere Veranstaltungstipps.
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Unser heutiger Buchtipp ist mal wieder eine ordentlich schräge Lektüre. Sehr zum Schmunzeln, Lachen und Staunen.
Dimitri Verhulst: „Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau„
Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten
Luchterhand Verlag € 12,99
als eBook € 9,99
Ich hatte den schmalen Roman gar nicht beachtet. Buchtitel, die so ähnlich klingen, wie „Der Hundertjährige, der …“ sind mir suspekt. Zumal der Titel im niederländischen Original „Der Nachzügler“ heisst. Fast könnte man meinen, es gibt nur noch solche Titel, wenn sich etwas Humorvolles versteckt. Oder sie beginnen mit „Warum …“ wie gerade die SZ oder FAZ großflächig bemerkt hat. Also blieb das schmale Buch von mir ungelesen auf dem Tisch liegen. Letzte Woche kam eine vielbelesene Kundin in den Laden und nach meiner Frage, was sie denn Gutes gelesen hätte, schwärmte sie in allen Tonlagen davon. Sie hätte es in einem Rutsch durchgelesen und viel gelacht. Sie hätte es übrigens von einer Freundin bekommen. Nachdem ich dann noch gelesen hatte, dass der flämische Autor Dimitri Verhulst hinter dem sehr schrägen Film „Die Beschissenheit der Dinge“ steckt, war es dann soweit und ich kann Ihnen sagen: Auch ich habe es auf einen Satz verschlungen. Wirklich nicht schwierig. Flott und frech geschrieben und mit seinen 144 Seiten überschaubar.
Um was geht es nun eigentlich? „Bibliothekar“ macht sich immer gut im Titel. Désiré Cordier war ein solcher, aber das ist so wichtig gar nicht für die Geschichte. Er war einfach gebildet, hatte immer ein Zitat auf den Lippen und sehr zufrieden mit seinem Beruf und seinen Basteleien rund um sein Haus. Was irgendwie nicht geklappt hat, war das Leben mit seiner Frau Moniek. Aber solange er noch zur Arbeit ging, konnte er ihr locker aus dem Weg gehen. Jetzt als Rentner ist das schon etwas schwieriger. Und nachdem Moniek verkündet, dass sie aus dem Haus in eine kleiner Wohnung ziehen werden, da die Kinder aus dem Haus sind, bekommt er es mit der Angst zu tun. Wie kann er seiner Frau auf den paar wenigen Quadratmetern aus dem Weg gehen, wenn er keinen Keller und keine Werkbank mehr hat? So beschließt der 74jährige Désiré dement zu werden. Er spielt das monatelang so perfekt, dass er tatsächlich in das Pflegeheim „Winterlicht“eingeliefert wird. Die vielen Passagen, wie er seine Demenz spielt sind so witzig geschildert und Verhulst packt immer noch eine Pointe oben drauf. Im Pflegeheim hat Désiré seine Ruhe, entdeckt viele Missstände und sieht sich heillos überforderten PflegerInnen ausgesetzt, findet eine Art neue Liebe und ärgert einen alten Nazi zu Tode.
Verhulst zeigt uns, eine neue Variante des Altwerdens und in Würde Sterbens. Das auf eine sehr freche, bissige Art und nicht auf Kosten von Demenzkranken.
Ein Buch bestens geeignet für den Baggersee, die lauen Abende auf dem Balkon, oder im Wartezimmer beim Hausarzt. Ha!